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der Bereinigten Staaten nach den Hegeln der deutschen Prisenordnung gesührt wird, wel- che bestimmt, daß ein Handelsschiff ungehalten und nach der Untersuchung und nachdem seine Besatzung und seine Fahrgäste sich in Sicherheit gebracht haben, unter gewissen Voraussetzungen versenkt werden darf. Diese Voraussetzungen sind z. B., daß es sich um einen feindlichen Dampfer handelt oder um einen neutralen Dampfer, der Bannware befördert, und daß die militärische Lage es ausschließt, den als Prise aufgebrachten Dampfer in einen Hafen zu bringen. Es handelt sich also keineswegs darum, daß Handelsdampser etwa ohne vorherige Warnung durch Torpedoschuß versenkt worden sind. Das Reu- terfchL Bureau meldet serner aus Washington, daß die amerikanischen Behörden das Entstehen der kompliziertesten Neutralitätssragen befürchteten, wenn Unterseeboote so nahe an der amerikanischen Küste operierten, daß dies einer Blockade gleihkäm?. Hierzu wird bemerkt, daß die deutschen Sesstreit- krästc das Recht haben, Kreuzerlcieg im offenen Meere überall zu führen, und daß die Hohcitsgrenzen neutraler Staaten dabei peinlich beachtet werden. Bon einer Blockade kann selbstverständlich keine Rede sein, da nur feindliche oder mit Bannware beladene neutrale Schiffe aufgebracht wurden, das Wesen der Bldk- kade aber in der Aufbringung aller Schiffe liegt, welche die blockierte feindliche Käste ansteuern oder verlassen, ohne Rücksicht aus Flagge und Ladung. Auch die Frage des amerikanischen „Journal os Commerce": „muß unsere Küste eine Basis für deut sche Unterseeboote sein", ist überflüssig angesichts der Tatsache, daß beim Anlaufen von Newport durch „II 53" von dem allen Kriegsschiffen zustehenden Recht der Ergänzung von Brennstoffen, Lebensmit teln usw. nicht einmal Gebrauch gemacht worden ist. Daß an der Küste der Vereinigten Staaten von Amerika heimliche Versorgungsstellen sür deut sche Unterseeboote eingerichtet werden könnten, wird kein einsichtiger amerikanischer Staatsbürger glau ben. In ausfallendem Gegensatz zu diesen vielen Klagen steht die Tatsache, daß feit Kriegsbeginn eng lische Kreuzer amerikanische Häsen bewachen und vor Nemyork z. B. so nahe an die Küste herankom- men, daß man sie von den Dächern der hohen Häuser der Stadt mit unbewaffnetem Auge sehen kann. Berlin, 11. Oktober. In der Zeit vom 30. September bis 5. Oktober hat eines unserer Unter scebootc im englischen Kanal 5 feindliche bczw. mit Bannware beladene neutrale Handels schiffe mit einem Gesamttonnengehalt von 5576 versenkt. Bern, 10. Oktober. „Petit Parisien" meloel aus Loricnt, der sranzösische Dampfer „Bladel" (1010 Tonnen) wurde torpediert. Außer der „Biavel" haben deutsche Unterseeboote in den glei chen Gewässern den Dampser „Irma" (844 Ton nen > und drei andere Dampfer, sowie den englischen bewasfneten Dampfer „Verdun" (4295 Tonnen) versenkt. Aus La Rochelle meldet das gleiche Blatt die Versenkung des Kohlrudampfers „Kap Mazagan" (760 Tonnen). Bern, 10. Oktober. Nach einer Meldung des „Pelit Journal" wurde der französische Dreimaster „Fraternite", von Fecamp kommend, torpe diert. Christiania, 11. Oktober. Ter norwegische Dampser „Birk" ist im Mittelmeer aus dec Reise nach Marseille torpediert worden. Die Besat zung ist gerettet. Von Bardö erhielt „Tideuos Tegn" die Nachricht, daß der englische Dampfer „Astoria" (4262 Tonnen) 40 Seemeilen außerhalb von Nordkyn am 9. Oktober um 7 Uhr morgens von elnkm Unterseeboot versenkt und die aus 16 Mann bestehende Besatzung gelandet worden fei. Bom Balkan melden die Bulgaren: Sosia, 10. Oktober. Amtlicher Bericht. M a - tedonische Front: Zwischen Prespasee und Tscherna lebhaste Artillerietätigleit. An der Front Cernaknies haben wir alle Angriffe des Feindes durch unser Artillerieseuer und stellenweise durch Gegenangrisfe abgeschlagen. Im Moglenizatal schwaches Artillerieseuer. Auf beiden Seiten des Wardar Ruhe. Am Fuße der Belasica schwaches Artillerieseuer. An der Strumafront Patrouillen- gefechte. An der Aegäischen Küste lebhaftes Kreu zen. — Rumänische Front: Längs der Do nau und in der Dobrudscha Ruhe. An der Küste des Schwarzen Meeres haben.fünf russische Kriegsschisfe den Hafen Jniada beschossen. Auch die Höhen von Tatlajaköj wurden von der feind lichen Flotte beschoßen. Die Türke« haben russische Stellungen ersolgreich beschossen: Konstantinopel, 10. Oktober. Amtlicher Kriegsbericht. Aus den Fronten in Persien, am Tigris und Euphrat hat kein Ereignis von Bedeu tung stattgesunden. Kaukasusjront: Aus dem rechten Flügel haben wir die Stellungen und La ger des Feindes wirksam unter Feuer genommen und ihm zahlreiche Verluste zugefügt. Lie Be dienungsmannschaften einiger Maschinengewehr; des Feindes wurden von uns unter Feuer genom- men und in Unordnung zerstreut. Tagesgeschichte. De»tschl»»x. — Der Seniorenkonvent des Reichs tages trat Mittwoch vor Beginn der Vollversammlung zusammen und einigte sich dahin, in dieser Woche 3 Voll versammlungen abzuhalten mit den Tagesordnungen: Auswärtiges Amt; kleinere Gesetzentwürfe. Der Sonn abend soll sitzungsfrei bleiben, da die Reichstagsmitglteder an diesem Tage die charitativen Kriegseinrichtungen der Stadt Berlin besichtigen wollen. Die nächste Woche soll für den HauptauSschuß freigelassen werden zur Beratung von Ernährungsfragen und den in der Denkschrift über wirtschaftliche Maßnahmen erörterten Materien. In der übernächsten Woche sollen die Vollversammlungen wieder einsetzen. — König Otto von Bayern -ft Die Korre spondenz Hoffmann meldet amtlich: König Otto von Bayern ist Mittwoch abends 8 Uhr 50 Minuten ge storben. Amerika. — Eine Absage Amerikas an die En tente. Aus Washington wird gemeldet, daß der Generalsekretär des Auswärtigen Amtes, Polk, bekannt gemacht hat, die amerikanische Regierung lehne es ab, auf die Forderung der Vierverbands mächte einzugehen, daß die Neutralen ihre Hä fen für alleO - Boote schließen müßten, gleichgültig ob sie den Charakter von Handelsschiffen oder Kriegsfahrzeu gen tragen. Oertliche und sächsische Nachrichten. — Schönheide, 11. Oktober. Der Soldat Paul Lenk, Sohn des Eisenwerksbeamten Hrn. Albin Lenk hier, wurde infolge Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz 2. Kl. ausgezeichnet. — Stützengrün, 10. Oktober. Die Sammlung für die Flotte »spende ergab den Betrag von 328 Mk. und zwar in Oberstützengrün 250 Mk., in Unter stützengrün 78 Mk. — Sosa, 10. Oktober. Hrn. Robert Schwabe, Sohn des Hrn. A. Schwabe, Sattlermstr., wurde das Eiserne Kreuz verliehen. — Dresden, 11. Oktober. Der Betrüger in Feld grau , der sich Jokei Kaspar nannte, in Schank wirtschaften Wettaufträge entgegennahm und vor dem in den Tageszeitungen bereits gewarnt wurde, konnte in dem früheren Bereiter, jetzt fahnenflüchtigen Soldaten Walter Max Julius Röseler ermittelt und fe st genommen werden. Soweit bekannt, sind ihm etwa 160 M. in die Hände gefallen. — Chemnitz, 11. Oktober. Am Montag abend gegen 9 Uhr kletterte der 13 Jahre alte Schulknabe Emil Oberst an der Waisenstraße auf das Geländer der Eisenbahnüberwölbung und rutschte dann den Bahndamm hinab. Der Knabe wurde von dem um diese Zeit nach Zwickau ausfahrenden Zuge angefahren. Er erlitt eine schwere Schädelverletzung und wurde auf ärztliche Anordnung in das Stadtkranken haus übergeführt, wo er am Dienstag stütz an den er littenen Verletzungen verstarb. — Oelsnitz i. Vogtl., 10. Oktober. Nach einem jedenfalls gerechtfertig gewesenen mütterlichen Ver weise ging der 12 Jahre alte Realschüler Hans Tagow, der einzige Sohn des hiesigen Tapezierers T-, in die vä terliche Werkstatt und erdrosselte sich mit einem Stricke. Der Junge hatte vor Ausführung des anscheinend vor bedachten Selbstmordes an die Werkstatttür mit Kreide einige Abschiedsworte an seinen auswärts arbeitenden Vater geschrieben und als letzten Wunsch geäußert, die Mutter mög-' seiner Beerdigung fernbleiben. — Oelsnitz, 11. Oktober. Durch Brand zer stört wurde am Sonntag in dem nach der bayerischen Grenze zu gelegenen Dorfe Trogenau das große land wirtschaftliche Anwesen von Adam Schödel. Das Feiler brach — zweifellos das Werk eines Brandstifters — morgens in der dritten Stunde in der mit Erntevor räten gefüllten Scheune aus und äscherte diese, wie auch Wohn- und Stallgebäude mit reichem Inhalte gänzlich ein; nur das Vieh konnte noch im letzten Augenblick den Flammen entrissen werden. — Markneukirchen, 11. Oktober. Auf Bahn hof Markneukirchen—Siebenbrunn hat heute vormittag 7 Uhr der Güterzug 7633 aus noch unaufgeklärter Ursache daS Haltesignal überfahren und ist auf den im Bahnhofe haltenden Güterzug 8053 aufgefah ren. Ein Zugschaffner wurde leider hierbei g e - tötet, drei andere Bedienstete leicht verletzt. Der Ma terialschaden ist erheblich. — Der Kartoffelzusatz im Roggenbrot bleibt. Durch die Blätter ging eine Meldung, die die Wiedereinführung eines reinen Roggenbrotes in Aussicht stellte, da einerseits genügende Reserven an Roggen und Roggenmehl vorhanden seien, andererseits mit einer Knapp heit an Kartoffeln gerechnet werden müsse. In der Ber liner Bäckerinnung sollten bereits Mitteilungen darüber gemacht worden sein; und zum weiteren Belege wurde ein Bescheid deS Kriegsernährungsamtes angefiihrt, der im Juni auf eine Beschwerde eines Hermsdorfer Bürgers erteilt worden war und Mitteilung von Erwägungen machte, die damals über den Wegfall des Kartoffelzusatzes zum Brot im Gange waren. Um keine Irrtümer auf kommen zu lassen, muß darauf hingewiesen werden, daß jener Bescheid vom 26. Juni inzwischen veraltet ist. Der Kartoffelzusatz bleibt. Es hat sich nicht als zweckmäßig erwiesen, ihn in Fortfall zu bringen. 7. Ate-«»- »er belässt 169. A. S La»desl-tterie, gezogen am 11. Oktober 1916. cNaqdr. «rd.> »«v« «. auf Nr. 16124. 3000 ». aus Nr. 8244 9169 1868k 20680 80490 48700 51V47 52678 84810 V7K60 60772 62804 66458 71678 73682 80117 2178k 27768. ES «. aus Nr. 4188 18827 24241 26486 S75S8 81586 82K81 88858 86328 82681 41140 4K71S 48181 48782 5824» 52747 62482 64086 64612 6L079 67410 73847 77263 81301 87271 2488» 25860 28658 104506 107257 102255. 1V0N «. auf Nr. 7342 10288 12485 13457 14087 16106 16584 16525 21422 228'0 22278 25887 29817 35393 86357 42106 42444 42588 45848 46684 47722 52588 52624 828K6 57065 64352 64665 65891 67826 74885 76088 77240 82415 82789 83111 88484 89152 98640 93859 9512» 96928 96961 99458 99103 101120 105751 109681. Deutscher Reichstag. Berlin, 11. Oktober. Das Interesse, dem die Eröffnung der Tagung mit der Reichskanzlerrede begegnete, hatte die heu- tige Sitzung trotz ihrer Wichtigkeit nicht gefunden. Als Präsident Kämpf die Sitzung eröffnet, ist der Reichskanzler noch nicht erschienen. Bon Staatsse kretären und Ministern sieht man oie Herren Helf ferich, Lisco, Graf Roedern, Solf, Capelle u. a. m. Der Beginn der Verhandlung vollzieht sich unter großer Unaufmerksamkeit des Hauses, die sich etwas legt, als Abgeordneter Bassermann bei Beratung des Antrages aus Haftentlassung Liebknechts gegen einen Zentrumsvorschlag auf Ueberweisung an di« Geschästsordnungskommission spricht, weil diese sich schon einmal mit dem Verhalten Liebknechts beschäf tigt hat. Es entjpinnt sich eine Geschüstsordnungs- debatte, in der u. a. Haase für Ueberweisung an die Kommission plaidiert, ebenso auch der Fortschritt ler v. Payer. In der Abstimmung wird die Ange legenheit der Kommission überwiesen. Dann besaßt man sich mit der Verlängerung oer Legislaturpe riode, der nach unwesentlicher Debatte auch in 2. und 3. Lesung zugestimmt wird. Auch die Sozial demokraten sind dafür, nachdem ihre Redner Haas« und Schultze-Erfurt dem Wunsche Ausdruck gegeben jaben, daß sich bald Reichstagswahlen ermöglichen assen, da das Haus in seiner jetzigen Zusammen- ctzung der Volksstimmung kaum entspräche. Ma« chreitet weiter Punkt für Punkt durch die Tages ordnung öhne sonderliches Interesse. So war eine knappe Stunde verstrichen, als man zur Erörterung der Auswärtigen Politik kam und Herr Bassermann zur Berichterstattung das Wort ergrisf. Unter großer Stille schilderte er die Verhandlungen der Kommission, soweit er an gesichts ihres vertraulichen Charakters Mitteilungen darüber machen konnte. Alle Fragen, die wesent- lick seien zur Beurteilung der Lage, wurden einge hend besprochen und gewürdigt. Der allgemeine Eindruck war, daß die Kriegslage als eine allseitig besriedigende und hoffnungsvolle bezeichnet werden könne. Weiter würdigte der Ausschuß die Entwicklung der Politik Rumäniens, die auf Täuschung berech net gewesen sei. Eingehend besprochen seien auch die Erorosselungsmaßnahmen oer Entente gegenüber den Neutralen, insbesondere das Verhalten des Vicrverbandes gegenüber Griechenland, wobei dem Ausharren des Königs eine sympathische Würdigung zuteil geworden sei. Eingehend besprochen sei auch die Lage Deutschlands gegenüber den Neutralen. Schließlich habe man sich eingehend mit der Frag« der Kriegsmittel besaßt, wobei die Frage des II- Bootkrieges in den Vordergrund des Interesses tre ten mußte. Der Ausschuß habe angesichts der Wich tigkeit der Frage des II-Bootkrieges eine Erklärung scstgestellt. Diese verliest Bassermann mit erhobener Stimme; sie besagt u. a. folgendes: In eingehenden Beratungen hat sich der Aus schuß mit der Frage des H-Bootltieges besaß:. An denselben haben sich Mitglieder aller Fraktionen und die Vertreter der verbündeteil Regierungen be teiligt. Alle marinetechnischen, militärischen, Wirt- schastlichen und politischen Gesichtspunkte wurden gründlich geprüst und gewürdigt. Tie Ausführungen standen unter dem Eindruck der hohen Bedeutung der Angelegenheit und waren getragen von rein sach lichen Gesichtspunkten und dem Bestreben, den vater ländischen Interessen zu dienen. Eine Einigung war nicht zu erzielen. (Lebhaste Bewegung.) Der Aus schuß verzichtete aus eine Beschlußfassung; er emp fiehlt, von einer Besprechung des II-Boolkrirg;s im Plenum abzusehen. Eine eingehende Behandlung der Frage mit ihren Eigenheiten könne nicht ohne Schädigung der vaterländischen Interessen geschehen; ohne eine erschöpfende Behandlung könne eine voll« Aufklärung nicht erzielt werden. Diese Empfehlung wurde mit 24 gegen 4 Stimmen angenommen. Dieser großes Aussehen im Hause erregenden Erklärung sügte Herr Bassermann noch cinige Schluß worte an, in denen er sagte, bei seinen Beratungen war der Ausschuß erfüllt von den Gefühlen der Bewunderung für Heer und Flotte, Anerkennung ihrer unter hervorragender Leitung errungenen Er folge. Und mit vollem Vertrauen sehe er der wei teren Entwicklung der Ereignisse aus den Kriegsschau plätzen entgegen. «.Während der Erklärungen Bassermanns hatte auch der Reichskanzler das Haus betreten.) Hieraus trat man in die Erörterung der aus wärtigen Politik ein. Als erster Redner ergriff der Abg. Spahn (Centr.) das Wort. Weiter kommen zu Wort die Abg. Scheidemann (soz.), Basier mann (natl.), Naumann (sortschr. VolkSp.), Graf Westarp (kons.), von Halem (deutsche Frakt), Haase (soz. A.) und Dr. David (soz.). Außer dem Tank an unsere tapferen Heere und ihre Führer kam in der Debatte die Ueberzeugung zum Ausbruch daß England unser schlimmster Feind sei, der zu Boden gerungen werden müsse. Da die Fuedens- aussichten augenblicklich schlecht seien, müsse allcs getan werden, bis zum glücklichen Ende dnrchzuhal- ten. Einigkeit und Entschlossenheit müssen wachsen, je länger der Krieg dauert. — Nach dem mündlichen Bericht über die Beratung von Angelegenheiten der