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Heim und Kindergarten. Secks Hage sollst äu arbeiten. So steht eS in der Bibel; doch nicht nur den Großen, sondern auch den Kleinen soll dieser Ausspruch gelten. Den Kleinen, denen der erste Teil ihrer Jugend schon ge kürzt ist, denen die Schule ihre Pforten geöffnet hat. AuS der Zeit der unbegrenzten Freihett sind sie heraus; sie haben jetzt Pflichten; das Leben; "d. h. die Schule stellt Anforderungen an sie. Und da ist denn der eine Tag der von ihnen mit Sehnsucht erwartete: „Der Sonntag". Das sollten alle Eltern berücksichtigen, alle sollten sich bemühen, ihren Kleinen einen Sonntag, einen wirklichen Sonnentag zu machen. Und wie oft sündigen die Angehörigen nicht aus lauter Bequemlichkeit gegen dieses Gebot I Da hat ein Junge schwere Aufgaben zu bewältigen; der Vater liest gerade die Zeitung, die Mutter bekommt Besuch. Ist es nicht das einfachste, das Kind mit den Worten abzutun: .Ach, lab nur jetzt, spiele; morgen ist ja Sonntag, da habe ich Zeit, da kümmere ich mich um deine Arbeiten." — Das Kind geht und spielt; aber ab und zu taucht in seinem Herzen der Gedanke an die Aufgabe, die es nicht ver standen hat, auf, und schmälert ihm die Spielfreude. Und Ler nächste Tag? Schon unlustig nimmt das Kind die Bücher zur Hand. Es ist ja Sonntag! Unlust und auch Neid auf die froh sich Tummelnden erschweren die Schul arbeit ; der schöne Sonntag hat seinen Zweck verfehlt. Denn gerade für die Jugend ist es ein grober Vorteil, wenn nach 6 Arbeitstagen, die Anforderungen an das kindliche Gehirn stellen, ein Tag kommt, an dem sie von dem Schul lernen gar nichts wissen sollen. — Doch nicht nur solche Beschäftigungen entheiligen ihn. Er wird auch völlig ent weiht, wenn gar nichts an ihm passiert. Wenn nur ge schlafen, gegessen und getrunken wird, oder wenn gar die Hausfrau — und manche hat die Angewohnheit — ihn mit Suchen nach irgend etwas oder mit Kramen oder Auf räumen ver"ringt. Ihr entgeht die Weihe des Tages, und denen, mit den sie zusammen haust, denen nimmt sie un- bewuht ihr Teil. Das Kind muh an allem, in der ganzen Familie spüren, der Sonntag ist ein anderer Tag. Ein Tag, den nicht blob das neue Kleid kennzeichnet, an dem es nicht nur zum Kaffee den Kuchen gibt, nein, ein Tag, auf welchen es sich die ganze Woche freut. Im Sommer sind's die Landpartien, Ausflüge in den Wald und auf das Wasser, wo der Junge sein Schiffchen schwimmen läht; im Winter die Eisbahn oder sonst etwas als besondere Be lohnung. Wie so etwas die ganze Woche durchleuchtet l Kinder sind so dankbar und so leicht zu erfreuen, darum kann auch die einfachste Frau den Sonntag zu einem Son nentage in ihrem Heim gestalten. Zunk - Berlin. Zwei Schlashcmden für Herren. Für das erste Schlafhemd ist Zephirflanell mit lilachrbi- gem Satinbesatz verwendet, der Vorderteil ist mit dem ein gereihten Rücken durch eine Passe verbunden, ein Wä^che- börtchen besetzt den farbigen Unilegekragen, die Manschet'„ und die drei Knopflochpatten. Man gebraucht etwa 3V- Dieter Stoff in 75 Zentimeter Breite, '/2 Meter Besatzstoff. Zu dem zweiten Hemd gebraucht man etwa 3Vr Meter Stoff in 80 Zentimeter Breite, 2 Meter Bordüre. Das zweite Hemd ist wie ersichtlich, mit 4 Zenti meter breiter buntfarbiger Be satzblende ausgestaltet. Kriegskünste. Fleischspeisen aus Kalbs-, Schweine- und HammelS- füsrcn. Um in der Kriegszeit billige und doch wohlschmeckende Fleischspeisen Herstellen zu können, ist die Verwendung der Füße geraten. Die Zubc.eiiung ist bei allen die gleiche. Nach stehend einige Vorschriften: Bratsülze. Die Fühe werden sehr sauber nachgesehen und von allen Haaren befreit, mehrmals gebrüht, des großen Knochens beraubt und mit viel Wurzelwerk und reichlich Wasser und Salz nach dem Kochen von 20 Minuten auf Gas oder Hellem Feuer 4 Stunden in die Kochkiste gebracht. Danach ist das Fleisch von den kleinen Knochen zu lösen, mit zwei geweichten-Semmeln durch die Maschine zu treiben und mit den beliebigen Gewürzen, zwei Löffel Reibbrot und dem steifen Schnee eines Eis zu untermischen, zu Vierecken zu formen, die in Backfett gut durchzubraten sind. Bratfuh, zu dem die abgelösten Fleischstücke möglichst «roß gelassen werden, wird im Wasserbade erhitzt, sehr dicht zwischen zwei Bretter mit Steinen zu einer zusammenhän genden Masse gepreßt und dann in beliebige Stücke ge schnitten, gebacken. Zu beiden gehören Petersilienkartoffeln. Aus dem Gelb eines Eis fertige man mit etwas Wasser und so viel Mehl, daß sich ein fester Nudelteig ergibt, eine Masse, die sehr dünn auszurollen, eine halbe Stunde, am besten über einem Bindfaden, zu trocknen, danach in eine Rolle zu legen und zu sehr feinen Rudeln zu schneiden ist. Davon sei die Hälfte in der durchgegoffenen Brühe zur Mittagssuppe gar gekocht, während die andere Hälfte in einem Glase für das nächstemal aufzubewahren ist. Ragout auS Füßen. Die Vorbereitung mit dem vier stündigen Kochen ist genau die gleiche, danach wird das Fleisch auch von den Knochen gelöst und in kleinere Stückchen geteilt. Aus zwei Löffel Mehl und ebensoviel Fett wird für 1 Pfund Fußfleisch ein hellbraunes Schwttzmehl gerührt, mit der Brühe aufgekocht, mit etwas feingcwiegtem Hering, Zwie beln, Salz und Pfeffer,/ geschmorten Dörrpilzen und zuletzt einem Glas Mosel- offkr Weißwein abgeschmeckt und das Fleisch damit einmal aufgekocht. — Ist kein Wein vorhanden, wiH an seiner Stelle Essig und eine Kleinigkeit Zucker zu gegeben. Braune Happen. Hierzu verwende man Hammelfüße, nachdem sie weichgekocht sind. Die hervorstchenden Knochen sind sorgsam Herauszudrehen und die Füße in gelöstem Ei und Reibbrot zu wälzen und recht braun auszubacken. Gemischter Berg. (Fünf Personen). 1 Pfund Makka roni wird gekocht, indem man eS lS Minuten auf gutem Feuer kochen läßt, dann ausdreht oder das Feuer löscht, den Topf auf genau her nämlichen Stelle eine Stunde stehen läßt und nun ein Ei, vier Löffel Reibbrot, ein halbes Pfund fein geschnittenes Fußfleisch untermischt, im Wafferbade ankocht und darauf vier Stunden in der Kochkiste fertig ziehen läßt. Eine Herings- oder Petersilientunke ist dazu am besten. Nahrhafte Fleischersatzspeisen. Puddings und Aufläufe aus mehl- und eiweißhaltigen Pflanzenstoffen, mit etwas Milch und Ei zubereitet, sind ein ebenso nahrhafter Ersatz für Fleisch, wie eine allgemein beliebte Abwechlung in der fleischlosen Kost. Man kann diese Speisen entweder backen oder im Wasserbade kochen; für das letztere bedarf es keiner besonderen Puddingform, sondern es genügt jede Form oder Schüssel, die sich zum Einstellen in einen Wasser topf eignet. Man schließt sie mit einem gut passenden Topfdeckel und bindet darüber ein Tuch fest, dessen Zipfel zugleich als Henkel dienen. Das Wasser darf nicht über den Rand der Puddingform hinwegkochen. LSSL Matrosenanzug aus einem Herrenbeinkleid. Aus einem Herrenbeinkleid, das nicht mehr ganz tadel los, doch auch noch nicht schlecht genug ist, um beiseite ge legt zu werden, ist der hübsche Matrosenanzug für kleine Knaben gearbeitet worden. Man kann einen extra unizu bindenden Matrosenkragen und Manschetten kaufen oder auch selbst unfertigen. Das Beinkleid wird sorgsam aus einander getrennt und die Schnitteile aufgelegt, wie aus der Abbildung ersichtlich. 1. Ärmel, 2. Hinterer Beinkleid teil, 3. vorderer Beinkleidteil, 5. Vorderteil, 6. Latz. An Stelle des Rückerts 4, der ja nur einmal gebraucht wird, wird nur an dem zweiten Hinteren Beinkleid, der Matrosen kragen aufgelegt 7. Ebenso kann an Stelle des Latzes das Fntter des Kragens zugeschnitten werden. Die abfallenden Ecken ergeben die linksseitig aufzusetzende Brusttasche und die Einfassung am Halsrande des Latzes. S»LS Ilmhaug ans einem abgelegten Damenmantel. An denk Mantel trennt man die Ärmel heraus und den Kragen herunter. Dann trennt man die Achselnähte und die Abnäher auf und legt den Mantel zur Hälfte zu sammen. Wie die Avbildung veranschaulicht, sind die Schnitteile zu dem Mantel aufzulegen. Der Hintere Teil 2 muß am Stofsbruch des Mantels angelegt werden. Dem vorderen Teil 1 ist unten seitlich ein kleiner Keil anzu- stückeln. Abbildung 3 stellt dir Kapuze dar, sie erhält in der Dtitte eine Naht. Nr. 4 die Blenden und Nr. 5 Um legekragen. 7ür die lugend. klonä Oering unä klein Irtnit. Ein Märchen von Friedrich Thieme. Ein Sommertag war's, heiß und sonnenhell. Da lag Arnold, müde vom Äeerensuchen, schlafend im Walde unter einem Busch. Ein trauliches Plätzchen hatte er gewählt; weiches Moos bildete sein Lager, neben ihm aus dem Felsen sprudelte eine kristallene Quelle. Lauge schlummerte er ungestört. Endlich erwachte er und hörte halb wie im Traume ein Lispeln wie von feinen Stimmchen. Erstaunt blickte er um sich, aber nichts war zu sehen. Plötzlich, als er daS Gebüsch hinter sich zurückbog, erblickte er an der Quelle auf dem Moose zwei allerliebste Püppchen, die fröhlich berumtanzten. Wenigstens hielt er sie im ersten Augenblick für Püppchen. Ein Mädchen und ein Knabe waren es, der Koobe mit schönen blonden Löckchen, das Mädchen wunderbar blauäugig und mit herrlichen gold roten Flechten. Aber was das seltsamste war, diese Püppchen spielten, ohne daß eine Hand sie leitete, lustig auf dem Moos, und was noch sonderbarer war, sie jubelten laut und riefen einander zu. Arnold hielt alles für einen Traum, aber es war Wirklichkeit. Und so besann er sich nicht lange, mit raschem Griffe langte er nach den beiden Figürchen und brachte sie glücklich in seinen Besitz. Sie schrien erschreckt - auf und weinten wie richtige Menschen, nur leiser als diese. »Fürchtet euch nicht," sprach der Knabe, »es geschieht euch nichts. Wer seid ihr denn, ihr reizenden Püppchen? Und kann es wirklich solche Wesen wie euch geben? Ich habe noch nie davon gehört." Sie bewegten zur Antwort ihr« Lippen und gaben auch Töne von sich, aber in einer ihm völlig unverständlichen Sprache. Auch sie verstanden ihn offenbar nicht, doch beruhigten sie sich ein wenig, weil er sie sanft streichelte und ihre rosigen Wangen küßte. Doch frei ließ er sie nicht, sondern eilte mit ihnen hochbeglückt nach Hause. Die kleinen Menschlein erregten überall das größte Aufsehen, von nah und fern strömte man herbei, sie zu bewundern, und vieles Geld versprach man Arnold, wenn er sie verkaufen würde, aber er vermochte sich nicht von ihnen zu trennen. Allmählich lernten Arnold und die Zwergmenschlein — so nannte er sie — einander verstehen, und nun erfuhr er, daß der Knabe Blond Oering und daS Mädchen Klein Jrnit hieß, daß er fünfzehn und sie dreizehn Jahre zählte, und daß ihr Vater der König des letzten Völkchens der Puppenmenschen sei, das, etwa fünfzig Köpfe stark, tief verborgen im Walde lebe. „Früher," erzählten sie, „als es noch keine groben Menschen gab, bildeten die Priptzenmenschen die einzige menschliche Bevölkerung der Erde. Da gab es Millionen von uns. Aber vor den gewaltigen Riesenmenschen mußten wir überall zurückweichen und in die Verborgenheit und in die Wälder flüchten. Jetzt sind wir in Deutschland aus gerottet bis auf unseren kleinen Stamm. Nur nachts wagen wir uns zunieist noch hervor, außer wenn wir uns ganz ungestört glauben." Sie baten Arnold sehr, sie doch zu ihren Eltern zurück zubringen, nnd der gutherzige Knabe konnte, so lieb er auch die kleinen Geschöpfchen hatte, ihren rührenden Bitten nicht widerstehen. Sein Bruder Rolf machte ihn; deshalb Vorwürfe. „Sei kein Dummpeter," sagte er. „Stell dich a», als wolltest du es tun und suche das ganze Völkchen in deine Geivalt zu bringen. Dann richten wir ein Theater ein, in welchem die Zwergmenschlein spielen müssen. Du sollst sehen, da werden wir reiche Leute." Aber Arnold wies diesen Vorschlag mit Entrüstung zurück, und abends trug er seine geliebten Pfleglinge wieder in den Wald. Von der Quelle aus waren sie seine Führer, hüpften im Mondscheie gar zierlich und jauchzend vor ihm her und führten ihn in den verborgenen Grund, wo ihre Angehörigen hausten. Diese hatten kleine Erdwohmmgen gebaut, wie sie manchmal die Kinder errichten. Uber die Wiederkehr des längst verloren geglaubten Pärchens herrschte große Freude. Vater und Mutter dankten gerührt und mit Tränen dem edlen Knaben. Dieser verriet keiner Seele den Wohnort der Puppenmenschen, er selber aber besuchte sie öfters und wurde stets von Oering und Jrtnit freudig empfangen und geherzt rind geküßt. „Wenn du uns noch einmal sehen willst," sagten sie eines Abc.ids, „so komm morgen abend hinaus zu uns, denn wir ziehen fort. Weit von hier im fernen Afrika, in den dichten Wäldern leben noch viele Stanimesgenossen von uns. Bei ihnen genießen wir mehr Sicherheit. Wir wandern heimlich nachts dem Meere zu und verbergen unS in einem eurer großen Schiffe." Da rvard Arnold sehr traurig, und abends, sobald der Mond aufgegangen war, pilgerte er schweren Herzens zu der kleinen Waldniederlassnng. Leise schlich er heran, als er aber näherkam, vernahm er entsetzliches Wehgeschrei. Uber die Niederlassung mar eine mächtige Decke gebreitet, über die sich ein großer Junge beugte. Neben sich hatte er einen Vogelbauer stehen, in welches er die kleinen Geschöpfe eins nach dem andern hineinsteckte. Arnold erkannte den Bösewicht sogleich. Es war sein Bruder Rolf, der ihm gestern heimlich gefolgt war und so das Versteck der Zwerg menschlein ansgckunoschasret hatte. Doch Arnold war schnell zur Hand. Er packte den Buben, jagte ihn nach Hause und setzte die weinenden Gefangenen wieder in Freiheit. Nach herzlichem Abschied ging, er von ihnen. Stoch in derselben Nacht aber verließen sie für immer die heimatliche Stätte. Arnold blieb lange sehr traurig. Seine lieben Puppen menschen wollten ihm nicht aus dem Kopfe. Zuletzt jedoch verblaßten sie zu einer lieblichen Erinnerung. Er wuchs heran, studierte und ward ein braver, tüchtiger Mann. 25 Jahre alt, nahm er an einer Forschungsreise ins Innere Afrikas teil. Eines Tages ward er mit seinen Begleitern von einem Negerstamm überfallen. Alle wurden gefangen und sollten nach dem Negerdorfe geschleppt und getötet werden. So lagen sie während der Nacht gebunden im tiefsten Walde. Die Neger hatten ein Feuer angezündet, und da sie die Gefangenen sicher genug wußten, überließen sie sich unbesorgt dem Schlafe. Arnold aber wachte und dachte betrübt an seinen nahen Tod. Plötzlich war es ihm, als höre er neben sich rascheln und flüstern, dann war es ihin, als wenn em paar Mäuschen an den ihn fesselnden Stricken nagten. Betroffen suane Arnold mit einer heftigen Be wegung den störenden Einfluß abzuschütteln, da vernahm er ein leises Stimmchen dicht an seinem Ohre: „Still, Arnold; ich bin Blond Oering, wir machen dich frei." Da hielt er sich ganz ruhig, und wirklich dauerte es nicht lange, fo fielen seine Bande von ihm ab. Er war frei, und auf seine Brust waren Blond Oering und Klein Jrtnit ge klettert, die ihn küßten und herzten, aber so leise, daß niemand von den andern etwas bemerkte. „Wir wohnen hier im Walde," sagte Klein Jrtnit, „Oering hat eure Gefangennahme mit angesehen. Er hat dich gleich erkannt. Befreie deine Gefährten und macht euch schnell davon. Du hast uns einst gerettet, nun haben wir dir unsere Schuld abgetragen. Lebe wohl auf ewig, du lieber, lieber Freund!" Damit verschwanden sie. Arnold durchschnitt mit seinem Taschenmesser leise die Fesseln seiner Gefährten. Alle entkamen glücklich, und Arnold gedacht« sein ganzes Leben hindurch in Dankbarkeit und Lied« Blond Oerings und Klein Jrtnits.