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wiederholt der Geschützführer, Unteroffizier der Res. Rudoli Nake aus Dresden, den Befehl und springt iit die Räder. Jetzt gibt es lein Besinnen mehr. Das wissen seine Kameraden nun; fest packen sie zu trotz des feindlichen Eisenhagels. Schnell wird das Geschütz aus der Deckung gebracht und steht nun frei und stolz und kümmert sich nicht um den Hagel von Geschossen, die vor, hinter und neben ihm einschlagen. Schnell ist das Ziel ersaßt und Schnellfeuer über schüttet den eingsdrungenen Feind und hält ihn auf. Ssssst — Krach! Ein Volltreffer ins Geschütz! Un brauchbar. „Geschütz zurück!" Kurze, atsmraubeude Befehle, die Nake grbt. Und er zeigt selbst, daß er sein Leben nicht schont. Als das zweite Geschütz ror- gebracht war, und so mancher fehlte, nnd auch der Richtkanonier verwundet war, da setzte sich Nake selbst auf dessen Platz und bedient das Geschütz und feuert, unermüdlich, unaufhörlich, bis ihm eine Gra nate ein Bein abre-ißt. Fast ohnmächtig will er zu sammenbrechen. Hilssbsreite Kameraden springen zu ihm und wollen ihn zum Verbandplatz tragen. Aber er weißt sie zurück. „Laßt mich allein gehen! Ihr werdet hier noch gebraucht!" Ohne Beistand schleppt er sich zurück an den Verbandplatz, wo ihm die erste Hilfe zuteil ward. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse kann er mit Stolz tragen. 5. Die 6. Batterie Res.-Feldart.-Rgts. Nr. 23 war plötzlich an einer Stell« eingesetzt, an der die Fran zosen vorgedrungen waren und hartnäckig, zäh nach drängten. Ein wilder Angriff hatte begonnen. To bendes, jeder Beschreibung spottendes Trommelfeuer mehrerer Batterien lag aus der 6. Batterie, die dicht hinter der eigenen Jnsanterie stolz ihr Dasein behauptete. Todesmutig saßen die Kanoniers an den Geschützen, todesmutig ersüllten sie ihre Pflicht, ungeachtet des rasenden Feuers nnd des noch rasen deren Getöses. Da plötzlich sährt eine Granate in ein Geschütz, durchbohrt das Oberschild und explo diert mit scharfem Knall in der Bedienung. Sirben Splitter treffen den Richtkanonier, den Gefreiten Rndols Leschke aus Freiburg und sitzen in der Brust und in den Armen. Ihm raubt es für kurz« Zeit das Bewußtsein. Doch — es ist so ruhig um ihn. Ist er allein? Er sieht um sich und sieht sie, feine Kaineradon, die eben noch mit ihm dem Feinde wehren halfen, tot oder verwundet, so schwer ver wundet, daß sie sich nicht erheben können. Aber da durchfährt es ihn. Du mußt ja schießen, dein Ge schütz darf nicht ruhig sein. Und schwer setzt er sich all seinen Platz und allein, mit den schweren Wun den an seinem Körper, bedient er sein Geschütz, treu, pflichtbewußt, bis ihn die Kräfte verlassen und er ohnmächtig neben seinem Geschütz zusammeusinkt. Für seine Tat wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Mütterliche Spekulation. . Von Redeattt. 6. Fortsetzung. Frau Storm hatte vielleicht nicht minder ver legen als ihr Töchterchen aus die etwas stotternde und weitschweifige Rode Herrn von Millers gehört. Schon als sie Beate mit dem Herrn sprechen hörte, war ihr der Gedanke gekommen, ob sie jetzt vielleicht den Anfang mit ihrem mütterlichen Spekulieren machen müsse — ach, und sie hatte doch so gar kein Ta lent dafür. Allein, wie sie dem hübschen, stattlichen Mann gegenüber stand, sein ehrliches Gesicht, feine guten Augen schaute, da kam ihr ihre Ausgabe nicht so gar schreckhaft vor. Der Mann da vor ihr ge hörte allerdings nicht mehr zu den ;ungen Leuten, aber wenn er auch schon manches Jährlein auf dem Rücken trug, er hatte sio gut angewendet. — Wie aber ward ihr erst, als Herr von Miller seinen Namen nannte! Hellos Rot slog über Frau Storms Wangen, dann streckte sie, ihm beide Hände entgegen. „Sic sind Herr von Miller! O, darum kamen Sie mir auch gleich so bekannt vor! Wie mich das freut!" „Mich sreut's vielleicht noch mehr," sagte er hastig, und wenn er es auch sagte, nur um etwas zu sagen, Wahrheit war es gewiß. Ein eigen fro hes Empfinden war über ihn gekommen, das freilich nicht ganz frei von Verlegenheit war. Eigentlich hatte er doch nicht beabsichtigt, die alte Bekanntschaft zu erneuern, as hatte zu viel nach seiner Meinung dagegen gesprochen, allein, da es nun einmal ge schehen, hätte er es gewiß nicht ungeschehen machen wollen. Natürlich machte es sich nun ganz von selbst, baß sie vereint ihrdn Spaziergang fortsetzten und natürlich heimste auch Beat« mit großer Genugtuung das große Stück Bernstein ein. Auch hatte Herr von Miller, und zwar heute ohne Trug und List, noch dasselbe Geschick, allerlei Meeresschätze ans Ta geslicht zu bringen. Just wie vor 25 Jahren! Wer hätte es dem Mann verdenken wollen, daß es ihn eigen bewegte, oder wer Frau Storm, daß ihr die Augen heimlich seucht wurden, und sie sich sagte: „Spekulieren möcht« ich noch immer nicht, aber wenn der gute, trefflich« Miller jetzt die Tochter sich er wählte, wie er ehemals an mich gedacht, ich glaube, ich könnte mir nichts lieberes für meine Beate wün schen. Er würde sie ganz gewiß glücklich machen und ihren Geschwistern mit Rat und Tat beistehen. 5. Liebe Marie! Ich glaube, daß ich Dir berichte» muß, was in den letzten Wochen geschehen, und wie doppelt dank bar ich Dir bin, daß Du uns in freundlicher Für sorge Deine Villa überläßt. Ich schrieb Dir zu An fang, daß sich schwerlich Gelegenheit bieten würde, meine Fähigkeiten sürs Spekulieren zu erproben — hatte doch meine Beate auf der Reunion das echte Mauerblümchen abgegeben, trotz ihres wirklich hüb schen Anzuges, den sie Deiner Güte dankte. Da aber geschah's, daß ich einen alten Jugend- bekannten am Strande traf. Vielleicht erinnerst Dil Dich des Herrn von Miller, oder warst Du schon aus der Hochzeitsreise, als er bei uns auftauchte. Genug, als ich ein ganz junges Mädchen war, um 2 oder Z Jahre jünger als meine Beats jetzt, war er hier in Zoppot mein junger Verehrer, der erste, der mir den Hof machte. Freilich wußte ich damals kaum, daß dem so war, und daß er es so ernst gemeint Hatto, wie sich später herausstellte.' Ja, u. wer weiß, was geschehen wäre, hätte mein Bern hard nicht damals schon mein Herz besessen, denn ich sehe jetzt erst so recht, was Herr von Miller für ein lieber, tüchtiger Mensch ist. Jeden Tag gewinne ich ihn lieber — und jeden Tag sreue ich nnch, daß er seine Neigung meinem Kinde zuwenoet. Es ist gar nicht zu verkennen — ein Mann bleibt ja auch länger jung —, daß er jetzt wieder, wie dazumal meiner, so Beatens, meiner Tochrer erster, und ich glaube ernstlicher Verehrer ist. Ihr geht's freilich auch wie mir dazumal, sie merkt gar nicht, daß ihr alle seine Aufmerksamkeiten gelten, daß er mit ihr wieder jung wird, Muscheln und Bernstein am Strande sucht, just wie er solchen Tand einst mit mir gesucht, und sich jeden Tag ein neues Vergnügen für sie ausdenkt. Sie findot es nur wunderschön, sie nennt ihn den herrlichsten Menschen, den sie ken nen gelernt, und unzähligemal sragte sie mich, ob Herr von Miller nicht zu nett und ob ich ihn nicht auch „schrecklich" gern habe. Dabei kann ich es wohl vorläufig bewenden lassen - brauchte sie wirklich noch meines mütterli chen Rates, wenn di« Entscheidung kommt, brauche ich nicht zu sorgen, daß er umsonst gegeben wird. Unk dann ist allerdings alles Sorgen vorüber. Herr von Miller hat schon des öfteren von seinen Ver hältnissen gesprochen. Ob er reich ist, weiß ich al lerdings nicht, aber wohlhabend ist ec gewiß, und da er auch das Herz auf dem rechten Fleck hat, werden Beatens Geschwister immer einen Bruder und Freund in ihm haben. Natürlich habe ich ihm gegenüber kein Hehl aus unserer beschränkten Lage gemacht — es kam zu fällig, und das erleichterte es mir, — er sah nämlich, wie verarbeitet meine Hände waren, obgleich sie jetzt, dünkt mich, schon wieder ganz gut aussahen — und er machte ein so eigen betretenes Gesicht dazu, daß ich geradeheraus lachen mußte. Und dann erzählte ich ihm, daß die Tochter des Kommandanten tüchtig zu arbeiten hatte und noch hat, und wie wir diese Erholungszeit Deiner Güte, dankten - von sonsti gen Beweggründen schwieg ich natürlich, ich ver schwieg sie auch vor mir selber, soweit sie mich be trafen, denn ich schämte mich ihrer. Jahresbericht des Bielbundes für das Jahr 1915. (6. Fortsetzung). Ich möchte für Werbezwecke Material an der Hand haben. — Bemerken möchte ich, daß ich Ihre Werbeschrift zufällig in einer Straßenbahn fand und mir die Absichten des Bielbundrs zusagten. Mit gebefreudigem Glückauf! K. Guido Sch , Dresden-Blasewitz. Vielleicht komme ich doch einmal nach Eibenstock, Sie persönlich kennen zu lernen, wonach ich mich schon lange sehne. Kommerzienrat H., Dresden. Ob ich 1 oder 2 Jahre den Beitrag nicht abgeführt habe, weiß ich nicht Daher anbei 2 Mk, doppelt hält besser. Karl L., Leipzig. Ein Stück Herzensgüte kann ich nicht verschweigen, zwar nicht an uns geübt, aber an unseren tapferen, teuren, verstümmelten Feldgrauen, durch cmen Bielbündler. Ich hatte hier oben in unserem Gebirge noch nie Opfer des entsetzlichen Krieges gesehen. Es ging mir sehr nahe, als ich diese Helden sah, die im Lazarettkraftwagen nach dem Bielhause kamen. Erfreut hat es aber auch mich, als ich in dem Führer und Wirt der kleinen Schar einen Bielbündler — Fabrikbesitzer Bl. in Zwickau — entdeckte, der an einem schönen Tag den lieben Feldgrauen die Freude bereitete und sie aus der Krankenstube in Gottes herrliche Natur hinaussührte unter dem helfenden Geleite seiner Gattin. Es war ein wehmütiger Anblick, die Wackeren im Sonnrnglanze unter der Bielbuche ruhen oder in die Veranda tragen zu sehen. Sie selbst waren heiter, lachten, rauchten und plauderten, als hätte ihr Leid gar nichts zu bedeuten. Mein aufrichtiges Lob gilt noch einem schlichten Menschenkinde, einer etiva 50- jährigen Fabrikarbeiterin, die auch uns angehört. In unseren Wäldern und Bergen hatte sie wieder Genesung gefunden. Die Dankbarkeit darüber führte sie in den Bicl- bund. Ihren Lohn teilt sie mit den Kämpfern draußen im Feindeslande. »Von meinen 3 Liebespaketen habe ich für zwei Nachricht aus Belgien er halten, worüber ich mich außerordentlich gefreut habe. Nun gehen wieder zwei Pakete ab aus Freude. Anna Tr., Chemnitz. Gern gegeben. Bitten ist eine Kunst; und doch fällt mir's so leicht, weil die große Nachsicht u. Geduld der hochverehrlichen Glieder unserer Bielgemeinde es mir so sehr leicht machen, ja manche bestärken mich sogar in diesem Treiben. Da kommen Grüße zu den Festen, vom Stammtische, aus der Sommerfrische, von der Wiesenbaude, vom Oybin, von dem Elbestrand, auS dem Bayerland, von Nord und Süd und Ost und West. Klingt das wie Aerger? Man zeigt mir im Bilde das Heim, den Garten, die Gattin und Kinder, teilt mir Freud und Leid in der Familie, frohe Ereignisse und schwere Prüfungen mit, lad' mich zu einer .Mosel", es könnten auch zwei gewesen sein, ruft mich an die frohe Runde, widmet mir diese« oder jenes, läßt sich von mir Bericht erstatten und geht dann in die Falle. Für alle habe ich ein teilnehmende-, mütterliches Empfinden, denke täglich des Morgens und Abends an sie Alle. Meine besten Wünsche begleiten sie ins neue Jahr; meine Gedanken weilen immer bei ihnen; ihr Schmerz ist mein Schmerz. Doch ich will schweigen, meine Lieben sollen reden. Die herzlichsten Glück- und Segenswünsche I Ihre Birlfreunde Fabrikbesitzer M. und Frau in N. Gaben schickten zu Silvester 17, am 2. Januar 2l, am 4. Januar 24, vom 5. bis Mitte Januar 95 Gönner. Frauen bitten, dem Gatten im Bunde Gesellschaft leisten zu können. 1 Mark Beitrag und 1 Mark diesmal extra. Tr. und F., Leipzig. Anbei 2 Mark für den Bielbund, eine mehr als Kriegszulage. H. in Aue. Dabei hat der Gute fast ein Dutzend Kinder. Fröhliche Ostern! Gottes Hilfe zum Aufbringen aller benötigten Mittel wünscht Ihnen von ganzem Herzen Willy G. in Zwickau. Damit die Bielmutter sich nicht zu sehr ängstigt, sende ich hiermit die Zahl karte ausgesüllt zurück. Aber auch ihr Flehen ist dreifach erhört worden. Wir alle haben in der schweren Zeit viel durchzumachen, aber wir halten aus. Auch mein ältester Sohn ist beim Heere. Hans W, Leipzig. Von Herzen zu Herzen! A. P, Dresden. Trotz der schweren Zeit, die jede Mark doppelt ansehen läßt, sende ich mehr, da ich annehme, daß doch mancher Beitrag nicht eingeht. Habe auch zwei Söhne dabei. Arthur B., Chemnitz. Hatte ich schon bezahlt? Gleichviel, ich sende 2 Mark. L. F, Dresden. Da ich nicht genau weiß, ob ich im Rückstände bin, sende ich etwas mehr. Hoffentlich nehmen Sie eS nicht Übel. Th. S, Zwickau. Bis ärch gui oito äat l Doppelt gibt, wer schnell gibt. Hermann W., Chemnitz Hoffentlich gibt eS noch mehr solche Mitglieder (die mehr senden), was dem Verein sehr von Nutzen ist in der schweren Kriegszeit. O. F, Hartha. So Gott will, hoffe ich nach dem Kriege Werteres von mir hören zu lassen. Arthur W., Hamburg. Zur Linderung der drückenden Sorgen ein kleines Scherflein. Kaufmann Oskar K, Chemnitz. Zweite Rate für 1915; das ist viel für ein armes L. I Aber selbst die Bettelkunst will .gelernt" sein. Und da diese — daran zweifelt niemand mehr — aus dem ,sff" verstanden wird vom Bielvater, so habe ich nochmals in die tiefsten Winkel meiner Börse geschaut und noch .Eine" gefunden. T. in Rautenkranz. Wer kann widerstehen ? Anton B, Chemnitz. Wünscht auch mit angebrochenem Arme fröhliche Weihnachten. Ingenieur E. P, Leipzig. Ich bin nochmal betteln gewesen (um Kleider und Schuhe); wenig mit Liebe. Arno St , Chemnitz. Ich verlor vor Jahren meine Frau nach 32jähriger unendlich glücklicher Ehe durch den Tod. Das hat so vieles rings um mich vergessen machen. H. Pf , Frankfurt. (Fortsetzung folgt.)