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126 seite der Medaille kommt das Danckelmannsche Siebengestirn — wie einst der Herr von Besser in seinem bekannten Gedicht die sieben Brüder Danckelmann genannt hat, voll zur Geltung. Es wirkt prächtig und . . „Schweigt," donnerte jetzt der Kurfürst, der bei der langen Rede des Grafen mit sehr gemischten Gefühlen auf die Medaille geblickt hatte, „schweigt, ich habe das Stück nicht prägen lassen, ich weiß von nichts." Und während er es jetzt mit einer Gebärde des Ekels und Unwillens zu Boden schleuderte, fügte er zornbebend hinzu: „Danckelmann möchte, so scheint Ls, den Kurfürsten spielen! Es dürfte an der Zeit sein, ihm zu zeigen, wer hier der Herr ist!" — Das war heute ein schlimmer Tag am Hofe zu Berlin. Jeder, vom ersten Kammerherrn bis herab zum Pagen und Heiducken, hatte verstörte Mienen. Der gnädigste Herr war entsetzlich ge reizter Laune, und die Wirkung hatte sich seiner Umgebung mit geteilt. Er Ivar aus den Zimmern des Grafen Dohna gekommen, hatte sich eingeschlossen und zwei Stunden niemand vorgelassen! Das war ein böses Zeichen! Dann aber war das Gewitter, das längst in der Luft lag, losgebrochen. Boten flogen hin und her, um Bestellungen auszurichtcn, und dann wurden Leute, niedere verloren. Unmöglich erschien cs ihm, mit diesem Mann fürder zu arbeiten. — Als der Oberpräsident am nächsten Tage zum Vortrage kam, wurde er nicht vorgelassen. Der Kurfürst sei nicht zu sprechen, hieß es. Und als er fragte, wann ihn der gnädigste Herr zu emp fangen wünsche, wurde ihm mit einer Ausrede geantwortet, der die Bemerkung beigefügt war, die laufenden Arbeiten und die dringlichen Sachen möge er dem Oberkammerherrn von Warten berg zustellen, der sie dem Regenten übermitteln würde. Das war genug, Danckelmann begriff vollkommen. Er ging jetzt nach Hause, setzte sich an den Schreibtisch und bat um seine Entlassung. Zur gleichen Stunde aber befand sich Kolbe von Wartenberg beim Kurfürsten. Friedrich, obwohl sehr ernst, war heute von besonderer Güte ihm gegenüber. ' „Mein lieber Oberkammerherr," meinte er, „Er ist gestern mit der Bitte gekommen, auf die ich nicht sofort eine entscheidende Antwort finden konnte. Nun will ich Ihm doch sagen, daß es mich ! drängt, Ihm einen Beweis meiner Freundschaft zu geben; es Innere Einrichtung des Küchcnwagens eines Lazarettzuges. Gestiftet von der Vorsteherin des Küchenperfonals des Lazarettzuges L 2 Frau Else D ü r r. Leipzig. Beamte, mit denen er sonst nie verkehrte, in sein Arbeitszimmer geführt, um dort verhört zu werden. Es handelte sich um nichts anderes, denn um die Prägung der Medaille. Wer hatte sie bestellt? Auf wessen Veranlassung war sie geschlagen worden? Hatte sie Danckelmann bestellt? Auf alle Fragen begehrte der Kurfürst Antwort. Daß sein erster Minister eine Herrschernatur war, hatte Fried rich schon oft und zwar in unliebsamer Weise erfahren, allein er hatte es bisher nicht glauben wollen, daß sein ehemaliger Erzieher nach der Herrschaft strebte, daß dieser nichts mehr und nichts weniger beabsichtigte, als seinem Herrn die Zügel der Regierung zu entwinden. Alls den Reden und Gegenreden, aus den widersprechenden Antworten der Gefragten, vermochte Friedrich die eigentliche Wahrheit nicht herauszuschälen. Klar konnte er in dieser An gelegenheit nicht sehen; allein das Mißtrauen hatte die Oberhand gewonnen. Zu viel Schlimmes war gegen Danckelmann vor gebracht worden — sein Verhältnis zu ihm war für immer gestört. Sagt doch der Dichter so bezeichnend: Gefährliche Gedanken sind gleich Giften, Die man zuerst kaum wahrnimmt am Geschmack, Doch die nach kurzer Wirkung auf das Blut Gleich Schweselminen glühn. Und dieses Gift spürte der Kurfürst. Sein Vertrauen in die guten und edlen Seiten Danckelmanns war hin, war jetzt für immer wird Ihm lieb sein, Herrn von Beaumont als Kammerjunker in meinen persönlichen Dienst zu nehmen. Das Patent soll noch heute ausgefertigt werden; Er mag den jungen Mann von meinem Entschluß benachrichtigen, damit sich der neue Kammerjunker mir vorstelle." „Untertänigsten Dank, Kurfürstliche Durchlaucht." Wartenberg verneigte sich so tief, so ehrerbietig, daß der Kur fürst das siegreiche Lächeln, das sich ihm dabei über die schmalen Lippen stahl, nicht gewahr wurde. Nun war es so gekommen,' wie er längst gewollt und gewünscht hatte. — Danckelmann war gestürzt, gefallen, für die Welt ein toter Mann. Seine Zeit war hin. Die Herrschaft Wartenberg würde beginnen. * * * Düster war der Tag und sonnenlos. Das Geschick Danckelmanns war entschieden; sein Weg auf der Höhe vollendet; abwärts führte der Gang. Die Stufen des Thro nes, auf denen er bisher gestanden, hatten sich als zn glatt erwiesen, er war gestürzt, die Hand des Fürsten, die ihn bisher gehalten, ließ ihn fallen, und winkte einen andern an seine Stelle, einen andern, den Nachfolger, den Danckelmann, wenn auch unbewußt, immer gefürchtet hatte. Wie war er, dieser Neue, dessen Stern aufgegangen war? Würde Wartenberg den Platz behaupten, den er durch einen schmählichen Streich gewonnen hatte? Danckelmann war gekommen, um von seinem Herrn Abschied