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den er sich auch in seinen sinanziolleu Nöten noch zu wahren gewußt hatte, recht distinguiert aus, aber er hatte schon zu künstlichen Mitteln greisen müssen, nm sein Aeußeres wie srüher erscheinen zu lassen, wo man ihn nur den „schönen Willi" nannte. Aber die Falten um seine Augen, welch? die Verwüstungen kennzeichneten, div sein unstetes Leben anrichtete, ließe» sich vor einem scharfen und forschenden Auge doch nicht verbergen. Und mit einem bitteren Lachen hatte er sich selbst davon überzeugt; nur eiu Jahr noch so weiter, und er versank in dem Sumps d s Großstadt-Lebens, der jetzt schon an ihm empor spritzte. Tas Casö war von jenem Nacht Publikum be sucht, dem erst dann wohl zu Mute wird, wenn ander: Leute schlasen gehen, di? außer zum Bummclleben sür nichts mehr Energie haben. Willi Westling war unter seines Gleichen. Wenn dte Blicke geputzter Weiber ihn srech trafen, meinte er, die Schamröte müsse aus seinen Wangen brennen. Aber was um seinen Mund slog, das war nichts anderes, als das selbe zynische Lachen, mit dem man ihn selbst betrach tete. Und man wußte ja ziemlich allgemein 'in dieser Gescllschast, daß er „ein guter Kerl" war, der wie die Anderen unter dem Uebel litt, daß ihm gerade dann das Geld am meisten fehlte, wenn er es am nötigsten gebrauchte. Sein« Hände zitterten, und so ließ er sich eine Karaffe Kognak geben und trank ein Gläschen nach dem anderen. Ganz plötzlich stand der Baron Ketwar vor ihm, der die Karaffe bei Seite schob. „Es ist genug, lieber Freund," sagte er heiter. „Etwas Kräftigung ist vor einer schweren Sitzung wohl angebracht, aber wir müssen auch beachten, was unser später noch harrt. Jetzt sehen Sie gut aus, gerade, wie rch Sie gebrauche, und ich hoffe, wir werden beide mit dem heutigen Abend zufrieden sein." Eine halbe Stunde später befanden sich Beide in einem lachenden, plaudernden Kreise von eleganten Tomen und Herren, die Allo das Leben von dec leichtesten Seite nahmen. Sport- und Theaterkceise, die Welt der leichtgeschürzten Kunst, Börsen-Leute und undefinierbare Existenzen, ebenso unerklärlich, wie ihre Revenuen wogten in einem saalartigen Ge mach aus und ab, und zu seiner Freude erkannte Willi Westling auch seinen alten Bekannten und Kol legen Finck unter ihnen. Finck streckte ihm herzlich beide Hände entge gen: „Ist das Schlimmste mit der Geldkalamität überwunden?" scherzte er. „Siehst heute wieder ganz so aus, wie damals, als Tu mit uns bei den Ket- tensprcngern allen Tarnen di? Köpie verdrehtest. Schade übrigens, daß es mit unseren Vorträgen vor bei ist." „Tas Kabarett zu den Kettensprengecn existiert nicht mehr?" fragte Willi überrascht. Er hatte wie der gchosst, dort noch einmal Mitwirken zu können, wo er die größten Erfolge erzielt hatte. „Rein, alter Junge," antwortete Finck. „Di? Konlurrenz ward in den Kabarett-Vorträgen zu groß und deshalb der Verdienst zu klein. Wir wur den hinauskomplimentiert, als wir nicht für ein war mes Abendbrot sozusagen mehr auftreten wollten." „Aber was willst Tu denn hier, Finck?" fragt: Wille. „Ich habe eine Tame vom Theater, deren Por trait ich male, auf ihren Wunsch begleitet. Aber was machst Tu denn hier?" Willi Westling wurde verlegen. Zu welchem Zweck ihn der Baron Ketwar hierher gesührt hatte, konnte er unmöglich sagen. Darum erwiderte er nur, der Baron habe ihn eingesührt, und er sei mitgegang.n, um endlich wieder einmal unter Menschen zu kommen. Finck neigte sich leise zu ihm: „Weißt, Tu, daß dieser ungarische Baron als ein profZsionsmäßiger Hazardspieler gilt?" Wille überwand nur schwer feine Befangenheit bei dieser unerwarteten Frage. Tann antwortet: er: „Tas wußte ich nicht. Wenn es aber auch so ist. ich habe kein Geld zum Gewinnen, also auch nichts zum Verlieren." „Jedenfalls sei auf Teinor Hut, der Baron gilt als ein Mann, der nichts ohne eine bestimmte Absicht tut." Damit schieden sie vorläusig mit einem kam» radschastlichen Händedruck. Gerade in diesem Augenblick erschien unter der Portiere zum Eingang des Saales das Pfiffig lä chelnde Gesicht Mr. Arthur Helmers, an feinem Arm eine bekannte Dame vom Ballett. Man sieht, der Amerikaner war nicht gerade untröstlich, wenn er einmal einen Korb bekommen hatte. Er wußte dann den galanten Mann anderswo zu spielen und seine Belanntschast in der Welt, in der man Zch nicht langweilt, war gerade nicht gering. Er ward auch gar nicht weiter verlegen, als er den Baron Ketivar erblickte, der ihn höflichst grüßte. Mr. Helmers betrachtet: alle ehemalig:» Beziehungen des Ungarn zu seiner Tochter Annie als abgebrochen und hatte teine Ahnung davon, daß diese Beiden sich häusig noch allein Wiedersahen. So konnte es ihn auch wenig bekümmern, wenn ihn der Baron hier mit einer Balletteuse erblickte. Lie junge Welt tanzte jetzt ein wenrg, aber man erkannte unschwer, daß es ein anderes and stärkeres Lockmittel gewesen war, welches Alle hier zusammen- gesührt hatte. Immer mehr zog man sich in ein großes Nebenzimmer hinein, in dem jetzt der Daron Ketwar die Bank hielt. Das Spiel ist doch die stärkste, wenn auch un rühmlichste aller menschlichen Leldenschasren. Alle diese eleganten Männer und diese schönen Frauen, wie sie hier an dem Tische versammelt waren, hatten keine Blicke mehr sür ihre Nachbarn, sie starrten nur aus die Banknoten und das Gold, welches der Daron vor sich aushäufte. Wenn man seine Klagen über den „schlechten Eingang seiner Reveuurn" hörte, so bewies er hier mit seinem sür das Spiel bestimmten Gelde, daß man diese seine Jeremiaden nicht so ge nau nehmen durste. Gewandt wie ein Kroupier in Monte Earlo es nur sein konnte, handhabte er dis Karten, zog die Gewinne ein und zahlte die Verluste aus, dabei häu fige Seitenblicke mit Willi Westling tauschend, um ihm diejenigen Anwesenden zu bezeichnen, die ec gerade zum Spielen animieren sollte. Tenn der Ba ron wußte sehr genau, in welchen Taschen die meisten Gvldsüchse verborgen waren. Als Willi Westling sich so den ihm vorher er teilten Anweisungen gemäß im Dienste Ketwar's in der Gesellschast bewegte, stieß er nochmals auf seinen Freund Finck: „Willi, geh' nach Haus," sprach ihm der zu, der ihn schon einige Zeit beobachtet hatte. „Und kann ich Dir mit zwanzig Mark aushelfen, dann soll es, obwohl ich es nicht gerade übrig habe, geschehen. Nur geh' und kümmere Dich nie wieder uni diesen Baron." „Aber ich spiele ja nicht," antwortete Willi trot zig „Was willst Du den» von mir?" Mehrere Glä ser Champagner und die frohe Stimmung in diesem Kreise hatten ihn über alle Bedenken, die er vorhin noch gehabt hatte, bald genug hinweggetäuscht. „Du bist schlimmer, wie ein Spieler," flüsterte ihm der ehrliche Freund leis? zu. „Du bist der Knecht des Menschen da drüben, hast Dich ihm verkauft, der alle Leute hier aussaugt. Und dazu bist Tu mir zu schade." - „Wenn Tu meinst, der Baron betrüge beim Spiel, warum sagst Du das nicht laut?" gab West ling zurück. „Und wenn es so wäre, meinst Du, alle die Leute hier würden nichts davon merken? Geh' doch, laß Dich nur nicht auslachen." Finck setzte eine kühle Miene aus: „Ich bin keine Spielrattr und will auch keinen Skandal anfaugen. Mögen die Leute, die betrogen sein wollen, sich be trügen lassen, nur um Dich tut's mir leid." .Fortsetzung folgt.) Wettervorhersage für den 5. Juli 1916. Keine wesentliche Aenderung, Gewitterneigung. Freibad im Gemeindeteiche. Wasserwärme am 4. Juli 1916, mittags 1 Uhr, 19s," Celsius. «ircheuuachrichten ans Schönheide. Mittwoch, den 5. Juli 1916, vormittags 10 Uhr: Wochen kommunion, Pastor Handtrag. Abends 8 Uhr: Ikriegsbetstundc, Pastor Handtrag. Neueste Nachrichten- — Berlin, 4. Juli. Der Kriegsberichterstatter des „Berl. Tagebl ", Oueri, meldet unterm 3. Juli: Die Angrisfsfront hat sich noch nicht vergrößert. Dom Durch bruchsversuch setzte sich oin wohlvrga- visierter Wider st and entgegen. Tie blutig sten Verluste dürsten die Engländer nördlich ter Som me erlitten haben. Ter Angrisfsraum ist von einer großen Menge Gvsallener bedeckt. Ter sranzösische Hauptstoß zeigt die klare Richtung gegen Peronne. Im Gebiet der Somme sind bedeutende schwarze Truppen massen ausgetreten, die die svrnzöstschr Heeresleitung aus anderen Stellungen zusammen- gczogcu hat. Waren diese sarbigen Verbände be sonders im deutschen Feuer vor Verdun als wenig zuverlässig bekannt, so glaubt man jetzt wieder an ihre Fähigkeiten als Sturmtruppen. Sie stehen in den vordersten Reihen des Feindes und haben, wie imnrer, die bedeutendsten Verluste zu tragen. Vorläu sig scheinen die Erfolge sehr mäßige Freude in Frank reich erweckt zu haben. Ueber alle Maßen werden die neuen englischen Truppen gelobt, gegen welche dte Deutschen nur schwerfällige Suppen, rejser seien. Einstweilen aber hat der Feind schon den deutschen Gegenstoß zu spüren bekommen und die Gefecht: nördlich der Somme haben die Aussicht-n auf einen planmäßigen raschen Vorstoß wesentlich verschlechtert. — Haag, 4. Juli. Ter „Nieuwe Rotterd. Cou rant" meldet aus London: Ter wütend str K a m p s wurde in den zus amm e n g e s ch o s s: nen Törsern geführt, die die Deutschen mit großer Geschicklichkeit in Verteidigungszustand gesetzt hat ten und auch mit großer Hartnäckigkeit verteidigten. Tas war z. B. der Fall im Torse Thiepval, lU/» Kilometer nördlich von Albert, das scheinbar durch den Gegner geräumt worden war. Als die englisch: Jnsanterie jedoch dort hineinkam, schwärmt n die Deutschen aus den tiefer liegenden Löchern und an deren geschützten Orten hervor und eröffneten einen wütenden Angriff mit Maschinengewehren, Handgra naten und anderen Massen, während ihre Artillerie ein wirksames Feuer ihrer Geschütze losbrechen ließ. In dem erbitterten Kampf?, der nun folgte, wurde das Tors in einen Nebel schwarzer, weißer und grü ner Rauchwolken verwandelt, und es ist ein Wun der, daß darin jemand leben konnte. — Lu gano, 4. Juli. Nach dem Pariser Kor respondenten des „Corriere della Sera" bewahrt di? Pariser Bevölkerung eine würdige Haltung. Die Herzen seien voll bis zum Uebersließen von Hoff nungen und spannendster Erwartungen, aber die Be völkerung enthält sich aller äußeren lärmenden Be zeugungen ihrer Gefühle. Zwei Jahre harter Prü fung haben Frankreich gelehrt, Vorsicht zu üben. Auch die Zeitungen mahnen zurG? dald und warnen vor allzu rosigen Aussichten, sowie vor dem' Glau ben, daß der allgemein? Zusammenbruch des Fein des nahe sei. Siv sollen nicht einmal von einer all gemeinen Offensive reden, da dieser Ausdruck erst an gewandt werden könnte, wenn die Aktion zu ihrer Volten Entwickelung gekommen sein wird. — Kopenhagen, 4. Juli. „Politiken" melden aus Paris: Nach einem Privattelegramm hat auch an der Userfront eine heftigeKanonade begonnen. Am Sonnabend und Sonntag führten die Geschütze ein wahres Trommelfeuer aus. Alles deutet darauf hin, daß auch an dieser Front erbitterte Kämpfe begonnen haben. — Stockholm, 4. Juli. Das Kosakengebiet des Kubanschen Bezirkes steht in Hellem Auf ruhr. Die Kosaken sperrten ein und töteten zahlreiche russische Beamte. Die übrigen mußten flüchten. Aller russische Besitz wurde für vogelfrei erklärt. Geschäfte wur den geplündert und ihre Inhaber auf grausame Weise zu Tode gemartert. Eine amtliche Kundgebung bezeichnet als Ursache die herrschende Teuerung, dte Gründe sollen je doch nach zuverlässiger Information tiefer liegen. Der Generalgouverneur requirierte in Petersburg Militär, um den Aufstand Niederdrücken zu können. für die vielen Beweise der Teilnahme beim Tode meiner lieben Frau, unserer guten Mutter, Schwester, Schwäge rin und Tante. Besonderen Dank den Hausbewohnern so wie Herrn Pastor Wagner für die trostreichen Worte am Grabe der Entschlafenen. Der tiestrauernde Gatte uebll Liuderu und sonüigev Angehörigen. Zuverlässigen Geschirrführer stellt ein Baumeister Sekinickt, Schönheide. Junge Tauben kaust Bahnhof WolfSgrün. kür LlssodLkta-, Lüro- unä krivat-Lo- änrk in Lobvarn nnä Lunt-Druck Ilskvrt iu ssbr guter ^usküdruux ::: mack nu äsu dillixstvL kreisen ::: öis Vuoköi'uoksi'si von klmil s-Isnnsbokn Libsnstosk (Tsebssn). 28—37°, 40—48° kaufen in grö ¬ ßeren Mengen geg. sof. Kasse Horitr Sauer L 8olm, Plauen i V k.WU'MM Sprechstd. Wochentags 8—6 nachm. 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