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100 Er legte seinen Arm um den Hals des andern und drückte ihn einen Augenblick an seine Brust. Während nun auch Bernhard nur mühsam seine Rührung niederkämpfte, war Debruck in das Abteil des Zuges gestiegen. Man hatte nur auf sein Einsteigen ge wartetem die Tü ren zu schließen. „Leben Sie wohl, recht wohl!" rief er noch einmal aus der Fensteröffnung heraus. Eine Rauchwolke hinter sich zurück lassend, deren ein zelne Flocken sich an den Baumästen des Hochwalds ver fingen und dann zerteilten, ver schwand der Zug zwischen den Bäu men. Mit schwe rem Herzen und feuchten Augen sah Debruck nach der Station hinüber, bis sie seinen Blik- ken entschwunden war. Dann warf er sich in die Kissen des Wagens, in dem er sich allein befand, zurück und ein Schluchzen stieg ihm in die Kehle bei dem Gedanken, daß er die längere oder kürzere Lebensstrecke, die ihm noch be- schieden war, ebenso einsam zurücklegen werde, wie die Fahrt hier eben auf der Bahn. Vexierbild. Wo ist die Orientalin? Flammenfärbungen. Der alte Professor Bunsen war ein hervorragender Analytiker, und sein besonderer Stolz war die sogenannte „trockene Analyse". Während nämlich andere Chemiker, um eine Analyse auszu führen, die betreffenden Körper immer erst in Was ser auflösen und sie dann mit anderen Lösungen be handelten , verschmähte Bunsen derartiges. Er wußte auch die komplizier» testen Salzgemische nach seinem trockenen Verfah ren derart zu bearbeiten, daß sie ihm das Geheimnis ihrer Zusammensetzung offenbarten. Dieses trocke ne Verfahren bestand teils in Prüfungen mit dem Lötrohr, teils in Glüh versuchen und ähnlichen Proben, die alle ohne Verwendung von Wasser oder sonstigen Lösungsmit teln in der Flamme vor genommen wurden. Eine besondere Rolle spielten dabei die „Flammenfär bungen". Bringt man nämlich gewisse Salze in die Flamme des Bunsen- Brenners, so verleihen sic dieser eine äußerst charakteristische Färbung. Auch wir wollen jetzt eine Anzahl derartiger Flammcnfärbungen vor nehmen, die uns teils durch ihre Pracht überraschen werden, teils ein Bild davon geben, wie man aus Gemischen die einzelnen Bestandteile erkennen kann. Zur Vornahme dieser Färbungen brauchen wir weiter nichts als einen Bunsen-Brenner, jenen bekannten kleinen, vom Altmeister Bunsen erfundenen Brenner, der eine nichtleuchtende Flamme erzeugt. Wir können ihn entweder irgendwo für billiges Geld erstehen, oder wir nehmen einfach vom Gasglühlicht das den Glühstrumpf tragende Gestell herab. Dann haben wir gleichfalls einen Bunsen-Brenner. Wir brauchen nun noch ein dünnes Platindrähtchen, dessen vorderes Ende wir zu einer kleinen Ose zusammenbiegen. Da dieses Drähtchen bei unserem Versuche heiß wird, so stecken wir sein rückwärtiges Ende in einen kleinen Halter aus Holz. Nun nehmen wir Spuren folgender Salze, die überall leicht zu beschaffen sind: Chlorkalium, Kochsalz, Chlorbarium und Chlorstrontium. Wir erhitzen den Platindraht in dieser Flamme und tupfen sodann damit zunächst in unser Kochsalz. Hierdurch schmilzt eine Spur daran an. Wenn wir nun den Draht in den unteren Teil der Flamme, und zwar ihren äußeren Rand halten (wie es die Abbildung darstellt), so wird sie sofort prachtvoll gelb gefärbt. Nun reinigen wir unseren Draht wieder, tupfen in das Chlorkalmm, bringen dieses in die Flamme und sehen, daß sie nunmehr violett gefärbt ist. Das Chlorbarium färbt sie grün, das Chlor strontium prachtvoll rot. Auf der Anwendung derartiger die Flamme färbenden Salze beruhen auch die bengalischen Flammen, die bei Feuer werken verwendet werden. Allerlei Er hat recht. „Hat Ihre Frau Geist?" — „Ja, leider!" — „Leider? Das scheint mir ein Widerspruch!" — „Eben, Widerspruchsgeist ist's!" Edelmut. Mehrere Edelleute tadelten einstmals in Gegenwart Lord Bolingbrokes den schauderhaften Geiz des verstorbenen Herzogs von Marl borough. Sie erzählten einige bezeichnende Züge seines Geizes und riefen Bolingbroke zürn Zeugen auf. Dieser sagte, obwohl er stets ein heftiger Widersacher des Herzogs gewesen: „Marlborough war ein so großer Mann, daß ich alles Kleine an ihm gänzlich vergessen habe." N. Kaiser Alexander I. von Rußland und Bandamme. Alexander I. kannte die schlechten, rohen, nichtswürdigen Eigenschaften des französischen Generals Vandamme. Als dieser nach der Schlacht bei Kulm dem Kaiser als Gefangener gebracht und vorgestellt wurde, redete er den Monarchen mit folgenden Worten an: „Sire! Es ist ein Unglück für jeden Soldaten, Gefangener zu sein; es gewährt mir einigen Trost in meinem Unglück, mich im Schutze Ew. Majestät zu befinden. — „Haben Sie guten Mut, Herr Ge neral," erwiderte der Monarch, „es soll Ihnen an nichts mangeln, was Ihre Lage erträglich macht, nur die Möglichkeit, Böses zu tun, soll Ihnen fehlen." (ZememnülLiges - Alter Mauerfchutt wirkt besonders günstig auf die Fruchtbarkeit der Pfirsiche ein. namentlich aber, wenn der Boden naß oder schwer ist.' Origineller Schlüssel- oder Handtuchhalter. Einen allerliebsten Schlüs sel- oder Handtuchhalter kann man sich, mit wenig Mühe und Kosten aus einem hölzernen Kinderrechen, wie man ihn für 25 bis 30 Pfennig aus dem Jahrmärkte erhält, selbst Herstellen. Der lange Stiel wird ca. 20 Zenti meter über dem Rechenteil abgeschnitten. Das Holz wird entweder mit bunter Emailfarbe oder mit Goldbronze angestrichen und an der Stelle, wo der Stiel abgeschnitten wurde, mit einer Ose zumAufhängen versehen, welche durch eine flotte Schleife oder Rosette verdeckt wird. Sehr nett macht es sich auch, wenn man die Holzteile nur mit weißer Ölfarbe anstreicht und mit einem schmalen, farbigen Atlasbande umwickelt, wobei aber genaue Abstände zu halten sind, zwischen denen die weiße ' ' " Grundfarbe durchleuchtet. Die Zinken des Rechens dienen zur Aufnahme der Schlüssel oder Handtücher und können be noch an der Spitze mit kleinen, goldenen Ziernägeln ver sehen werden. Für das Kinder- oder Fremdenzimmer, Vorplatz oder Küche sind diese einfachen und doch netten Halter besonders zu empfehlen. Auch mittels des Brennstiftes lassen sie sich hübsch verzieren. M. Kn. vrdnungsaufgabe. Rätsel. Bei richtiger Anordnung erhält man: I) Einen großen Eroberer. 2) Einen Mäd chennamen. 3) Eine Republik in Süd amerika. 4) Einen vielbesungenen Helden des Trojanischen Krieges, b) Titel eines Theaterstückes von Artur Schnitzler. S) Einen nordischen männlichen Bornamen 7) Ein Indianerterritorium in Nordame rika. 8) Eine Königstochter der griechischen Sage. — Die äußersten Buchstaben ergeben von oben nach unten gelesen vorn den Na men des großen Eroberers swie 1) und hin ten den Namen der Königstochter (wie 8.) Anna Fischer. Einen Fluß und einFeldmit'nem Lautverbundcn, Hab' ich als deutsche Stadt gefunden. Fritz Guggenberger Problem Nr. 14S. Von A. Kraemer. (Erstabdruck.) Matt in 2 Zügen. Auslösung folgt in nächster Nummer. Auflösungen aus voriger Nummer: Des Rätsels: Pavia, Pavian. — Des Anagramms: Horn, Ahorn. Des Bilderrätsels: Liebe, die ans Ende denkt, hat nie angefangen Ag, »erbte Vorbehalten. Verlag von Emii Hannebohn in Eibenstock. Verantwortliche Schrtstleitung von Ernst Pfeifser, gedruckt und heraus- gegeben von »reiner » Pfeiffer tn «NMgart.