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Roman von Heinrich Köhler. «Schluß.) (Rachkruck verboten.) dankbaren Blick überreichte. Den Duft dieser Rose sollen Sie unterwegs einatmen und ich hier nichts mehr zu eine so wundervolle Aussicht über die Terrasse mit ihren Orangenbäumen hat, blieben sie einige Sekunden stehen. ie am ersten Tage hatte die junge Frau ihren Arm in den seinen gelegt und bei der Weißbuchenhecke", wo sie damals die Sträuße banden und von wo aus man dabei an Ihre kleine Freundin in der Rosenvilla denken. Ich danke Ihnen noch einmal für Ihr Wohlwollen. Sie sind gut und liebevoll besorgt um mich „Hat der Briefträger nichts gebracht?' fragte der Ober forstmeister. „Jawohl," antwortete Prinz, der sich inzwischen von seiner Türeinfassung losgelöst hatte, „es ist eine Depesche für Sie an gekommen." Mit schwerfälligem Schritte ging er zu einem schmalen, an der Wand befestigten Kästchen, in welchem er die Briefe für die Gäste aufzubewahren Pflegte. Er schloß es auf und übergab dem Beamten ein zusammengefaltetes Papier. Trotz feiner anscheinenden Gleichgültigkeit interessierte dieses Telegramm das Ehepaar Prinz sehr lebhaft. Denn sie vermuteten, daß das schmale Stück Papier in den Händen Debrucks die mini sterielle Antwort enthalte und warteten schon seit einer Stunde ungeduldig auf dessen Rückkehr. Während der Oberforstmeister, um die Depesche zu lesen, in die Haustür trat, beobachtete der „Prinz" aus seinen kleinen, listig zugekniffenen Augen verstohlen das Gesicht des Lesenden und suchte den Eindruck zu erraten, den die Nachricht auf Debruck Unsere Stellungen an der nSrolichsten Spitze Kurland»: Ter von den Russen zusammengeschossene Leuchtturm am Eingang in den Rigaischen Meerbusen. Hosphot. Kühle Windt. Dann gingen sie am Fluß entlang, an dessen Ufer die verschie densten Ziersträucher ihre Blütenpracht entfalteten. Erst in dem Pavillon, in dem die junge Frau indirekt ihre Liebe für Bern hard Prinz gestanden hatte, machten sie halt. Als sie auf dem Rückwege die Hauptallee durchschritten, trat Frau Linnarz seitwärts an ein Rosenbeet, um eine purpurrote Rose zu pflücken, die sie dem Oberforstmeister mit einem iangen, entfernt und Bernhard wird sich freuen, Sie begleiten zu dürfen." Das Gesicht der Frau Prinz hatte sich umwölkt. Trotzdem sie sich sehr zu beherrschen wußte, konnte sie ihre Unzufriedenheit doch nicht verbergen. „Könntest du denn nicht selber mit Herrn Debruck nach der Station fahren?' warf sie ein. „Bernhard hat so viel zu tun." „Ich danke schön, das ist doch etwas zn früh, für mich!" ant wortete der ,Prinz', der des morgens lange zu schlafen pflegte. „Bernhard steht bei Tagesanbruch auf und die Fahrt nimmt nicht viel mehr als eine Stunde in Anspruch." gewesen wie — ein Vater." „Ja, wie ein Vater!" murmelte er zerknirscht, indem er daran dachte, welch grausame Ironie auf seine Wünsche diese Worte enthielten. Er zog die junge Frau an sich, küßte sie auf die Stirn und verließ gleich da rauf die Villa. Langsam ging der Oberforstmeister den Weg zurück, den er neulich abends in Bernhards Begleitung gegangen war. Dabei fiel sein Blick auf die schlanke Buche, um die der junge Mann seinen Arm gelegt hatte und die ihm als ein Symbol seiner selbst erschienen war. Als er an dem Wäschespülplatz vorüberkam, wo die Auguste Weber ihre hämischen Bemerkungen gemacht hatte, beschleu nigte er unwillkürlich seinen Schritt. Jetzt stieg er die steile Anhöhe hinab, von der aus man den Eingang zum Dorfe überblicken konnte, und blieb sin nend an dem kleinen Weiher stehen, auf dessen ruhiger Fläche die unter gehende Sonne ihre purpurnen Farben malte, während der schwache Abend wind das Schilf am Ufer leise bewegte. „Werde ich im Gasthof endlich die Antwort des Ministers vorfinden?' dachte Debruck, seinen Weg fortsetzend. „Sollte sie eingetroffen sein, so habe tun und kann morgen abreisen." 10. ausübte. Selbst Frau Adele vergaß ei nen Augenblick ihr Herdfeuer und warf einen Seitenblick zu ihrem einstigen Freund hinüber. Dabei dachte sie angst voll: „Wird er endlich gehen?' Das amtliche Telegramm lautete folgendermaßen: „Vorschläge vom Minister angenom men. Neue Instruktionen in diesem Sinne sind bereits gleichzeitig ergangen." Der Oberforstmeister faltete langsam die Depesche zusammen und steckte sie in die Tasche. Sein Gesicht drückte eine sichtliche Genugtuung aus. „Frau Prinz," sagte er, „ich werde morgen früh abreisen und bitte Sie und Herrn Prinz noch heute abend um meine Rechnung." Er hielt einen Augenblick inne, wie um Atem zu schöpfen, dann fuhr er, sich an beide wendend, obwohl seine Worte hauptsächlich für Frau Adele bestimmt waren, fort: „Meine Mission ist beendet und ich werde wahrs cheinli ch niemals wiedernach C. zurückkehren. Ich sage Ihnen also heute abend endgültig Lebewohl. Für die gute Aufnahme danke ich Ihnen und möchte Sie noch um einen letzten Dienst ersuchen. Würde, vielleicht Herr Bernhard die Güte haben, mich im Wa gen nach der Station B. zu bringen?' „Gewiß. Das ist die einfachste Art", versetzte der Wirt entgegenkommend. „Die Station ist nur eine halbe Stunde Die Küche der „Goldenen Spnne" bot bei der Ankunft des Oberforstmeisters dasselbe Bild wie alle Tage. In nachlässiger Haltung an dem Türpfosten lehnend, vertrödelte der Prinz die Zeit vor dem Abendessen. Das Herdfcuer lohte und die Wirtin, eifrig bei ihren Kasserollen beschäftigt, erhob nicht einmal den Kopf, als Debruck eintrat. Die magere Küchenfee wusch, vor der Spülbank stehend, mit verdrossener Miene den Kopfsalat.