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„Zu diesem Zwecke mukre ich ein bißchen Komödie spielen und nahm einen falschen Namen an — den Namen des ehrenwerten Herrn Talgarth, — ich schickte sogar einen der ersten Spezialisten in den April, nur um einen Vorwand für meinen Besuch zu haben. Dann " „Einen Moment, bitte, — wie stellten Sie dies an?" unterbrach ihn Lord Haverstock sanft. „Ich ersuchte den Arzt, de» alten Herrn Haverstock aus seinen Geisteszustand zu untersuchen; ich war ihm einen kleinen Streich schuldig, da er mir in jüngster Zeit große Unannehmlichkeiten bereitet hatte." „Fahren Sie fort!" rief Seine Lordschaft aus, mied es aber beharrlich, Georges Blicken zu begegnen. Und Fred erzählte ihnen nun, wie er Einsicht in die Liste der Irrenanstalten genommen, die der Spezialist sich zusammengestellt — und darin den Namen Mackenzies, eines Freundes von Percy Milborne, in Verbindung mit dem Grauen Hause entdeckt habe. Ferner, wie er sich am Morgen des nächsten Tages dorthin begeben und sich den offiziellen Besuch der Friedensrichter zunutze gemacht, um Einlaß in die Anstalt zu finden. „Ich habe auch Fräulein Milborne gesehen und sogar mit ihr gesprochen," sagte er, ohne George anzublicken. „Aber — es tut mir sehr, sehr leid um Sie, mein Herr..." „Mann, schonen Sie mich nicht!" schrie George mit heiserer Stimme. „Wir müssen auch das Schlimmste wissen, wenn wir sie retten wollen." „Die junge Dame ist nicht bei Sinnen, Herr Hamilton, sagte Fred leise. „Wahrscheinlich ist es durch den Aufent halt an einem solchen Orte dazu gekommen, jedenfalls ist sie nicht bei Sinnen." Und indem er die Einzelheiten ab- zuschmächen suchte, auch keine Erwähnung von dem Liebes werben machte, das zu seinen Erlebnissen im Grauen Hause gehörte, beschrieb er das Zwiegespräch am Fenster. Aber Georges Zuversicht, die er in den Mut und die Standhaftigkeit seiner Braut setzte, war selbst über eine so klare Aussage erhaben, und er erhob sich, um von einem Schränkchen eine eingerahmte Photographie zu nehmen. „Dies ist Fräulein Milbornes Bildnis," sagte er. „Ist das die Dame, die Sie gesehen haben?" Einen Augenblick war der fesche Fred vollkommen be stürzt, dann sagte er: „Ich bitte vielmals um Verzeihung, meine Herren, aber ich bin ganz fassungslos, so an der Nase herumgeführt worden zu sein, noch dazu von einer Frauensperson. Das ist absolut nicht die Photographie jener Dame, die ich gesehen habe." George stellte das Bild mit bebenden Händen wieder an seinen Platz zurück, denn er witterte Gefahr in dieser neuen Wendung der Lage und getraute sich nicht zu sprechen. Aber Lord Haverstock, der Fred genau beobachtet hatte, nahm jetzt das Wort. „Ich glaube nicht, daß Sie uns all das erzählten, was zwischen Ihnen und der Dame am Fenster vorgefallen ist. Nun da Sie wissen, daß es nicht Fräulein Milborne war, könnten Sie uns vielleicht noch nähere Aufklärungen geben." „Das will ich auch," sagte Fred mit Ingrimm. „Tat sache ist, daß das Mädchen ganz in mich verliebt schien — sobald ich erwähnt hatte, daß ich der ehrenwerte Herr Talgarth sei. Sie warf sofort ihre Angel nach mir aus, und bevor sie sagte, daß sie Fräulein Milborne sei, ging ich auf ihr Spiel ein, in der Hoffnung, etwas ausfindig machen zu können." „Hm!" räusperte sich Seine Lordschaft. „Und ändert diese Entdeckung nichts an Ihrer Ansicht über den Geistes zustand der Dame?" Mit Entschiedenheit gab Fred eine beipflichtende Ant wort. „Wenn sie listig genug gewesen ist, sich für jemand anderen auszugeben, dürfte sie auch listig genug gewesen sein, sich nur verrückt zu stellen. Daraus läßt sich offenbar folgern, daß sie eine Pflegerin oder eine sonst irgendwie mit der Anstalt in Verbindung stehende Person ist, die während der Inspektion durch die Behörden Fräulein Milborne vorzustellen hatte." „Dann, George, können wir angesichts dieses offenbaren Betrugs uns doch sicherlich an die Kommissäre und Friedens richter wenden und die sofortige Freilassung unserer armen Käthe fordern," sagte Lord Haverstock. „Das muß sofort geschehen," entgegnete dieser, „doch haben wir nicht gerade glänzende Aussichten. Ich zweifle nicht an unserem schließlichen Erfolg, doch Sie wissen ja, wie die Herren Regierungsbeamten sind. Einen Monat brauchen Sie zumindest dazu, um die Angelegenheit zu sichten, und was mag Käthe nicht alles in der Zwischen zeit zu erdulden haben! Man kann sie an einen anderen Ort bringen oder sie zu Tode quälen. Es fiel mir heute morgen auf, daß der Anstaltsbcsitzer sich darauf verließ, der langsame Gang der Behörden würde ihn aus der Klemme ziehen. Und dann hat die Sache noch einen anderen Haken. Obgleich ich Ihnen meinen letzten Schilling an vertrauen würde, Sprigg, fürchte ich doch, daß die Staats anwaltschaft Ihre Zeugenaussage mit etwas zweifelhaften Blicken ansehen wird." Fred erklärte gereizt, daß er sich um die Staats anwaltschaft gar nicht kümmere, sofern er nur Herrn Hamiltons Vertrauen besitze. „Da dem so ist," sagte der alte Herr, „glaube ich Ihnen einen Weg zeigen zu können, wie Sie sich Herrn Hamilton noch mehr zu Dank verpflichten und zu gleicher Zeit eine kleine Schuld begleichen können, die ich noch mit Ihnen abzurechnen habe." (Fortsetzung sol«t.) Neueste Nachrichten. Haucourt erstürmt. — (Amtlich.) Großes Hauptquartier, b. April. Westlicher Kriegsschauplatz. Westlich der Maas verlies der Tag zunächst durch das Vorbereitungsseuer, das wir auf die Ge gend von Haucourt legten, sehr lebhaft. Am Nachmittag wurde die Tätigkeit unserer Infanterie rege. Sie stürmte das Dorf und eine stark ausgebaute französische Stellung östlich des Ortes. Abgesehen von sehr »rheblichen bluti gen Verlusten, büßte der Feind l1 Offiziere, 501 Mann an unverwundeten Gefangenen, die zwei ver schiedenen Divisionen angehörten, ein. — Auf dem rechten Maasufer wurde ein erneuter An gl isfsversuch der Franzosen gegen di? von uns im Caillettewald und nordwestlich davon am 2. April genommenen Stellungen schnell er st eckt. Oestlicher und Balkankriegsschauplatz. Es hat sich nichts von besonderer Bedeutung ereignet. Oberst« Heeresleitung. (W. D. B.) Sin neuer Zeppetin-Angriff auf England. — (Amtlich.) Berlin, 6. April. Marine luftschiffe haben in der Nacht vom 5. zum 6. Aprck ein großes Eisenwerk bei Whrtbh mit Hochöfen und ausgedehnten Anlagen zer stört, nachdem vorher eine Batterie nördlich von Hull mit Sprengbomben belegt und außer Gefecht gesetzt war. Ferner wurden die Fa brikanlagen von Leeds und Umgebung sowie eine Anzahl Bahnhöfe des Industriegebiets ange griffen, wobei sehr gute Wirkungen beobach tet wurden. Die Luftschiffe wurden lebhaft b'schos sen. Sie sind alle unbeschädigt gelandet. Der Ches des Admiralstabes der Marine. — Köln, 6. April. In einem Telegrimm der ,.Köln. Zeitung" heißt es zur Kanzlerrcde: Was der Reichskanzler gestern nachmittag unter lautlo ser Aufmerksamkeit der Abgeordneten im stark be setzten Saale des Reichstagsgebäudes und oer dicht besetzten Tribünen gesprochen, war von histori sch c r B e d e u t u u g. Es war besprochene eu ropäische Geschichte, und hinter jedem diese« schmucklos sachlichen Worte standen die historischen Tatsachen, die von der gewaltigen Leistung Deutschlands geschaffen sind. Ter politische Wil le, den diese Rede verkündete, dieser Reichtum an Ge danken und Plänen, der aus dem militärisch Errun genen kam, sie gaben den Aussührungen das Be wußtsein, das aus jedes Hilfsmittel rednerischer Kunst verzichtet, eine zwingende Macht, die jeden Teilneh mer an der geschichtlich bedeutungsvollen Sitzung fest in ihrem Bann hielt. Mit stolzer Dankbarkeit empfand jeder, daß der leitende Staatsmann es nicht nötig hat, die Tinge zu beschönigen oder Wech sel aus die Zukunft auszustellen, sondern daß wir aus dein, was das einmütige Zusammenarbeiten al ler Kräste des deutschen Volkes geschaffen hat, recht lich und sachlich die Schlußfolgerungen ziehen können, daß diese Schlußsolgerungen nichts geringeres sind, als das Bild eines neuen, eines von dem angogrif- senen, eingekreisten und abgesperrten Teutschland und seines ebenso bedrängten Bundesgenossen geschasfe- ncn Europas. Mit überwältigender Krist muß je dem Deutschen aus diesem schlichten, würdigen, stol zen, in jedem Buchstaben wahren Rechenschaftsbe richt das Bewußtsein kommen, was wir in den 20 Monaten unseres schweren Ringens erreicht haben, wie wenig eine Welt von Feinden gegen uns vermocht hat. Es ist eine Kundgebung der Reichsregiecung, deren Bedeutung die Leser ebenso empfinden werden, wie sie die Hörer ties empfunden haben. Mm muß damit die Reden der feindlichen Staatsmänner ver gleichen. Diese persönlichen Angriffe, leeren Ver sprechungen und Verlegenheitswendungen, die von den Ereignissen lächerlich gemachten Drohungen, um ganz zu empsinden, wie gut es um unsere Sach? steht, und wie schars von unseren leitenden Staats männern die Schlußfolgerungen aus dem Ergebnis der Zusammenarbeit gezogen werden. Das ist die Einigkeit, um die sich die leitenden Männer des Vier verbandes ebenso erfolglos bemühen, wie. um den militärischen Erfolg. — Rotterdam, 6. ?lpril. Der „N. Rotterd. Courant" schreibt: AuS der Regierungserklärung geht deutlich hervor, daß kein» Handlungen oder offenbare Ab sichten der einen Partei der anderen all Borwand dienen können, um ihrerseits unsere Neutralität weniger genau zu beobachten. Die Aufrechterhaltung unserer Neutralität wird wie bisher streng sein, d. h. nach allen Seiten mit derselben Kraft und denselben Mitteln oder auch mit derselben Wachsamkeit. DaS ist der uner schütterliche Entschluß der holländischen Regierung. Dat Blatt sagt weiter, daß die Regierungserklärung, obwohl sie ein Zunehmen der Gefahr erwarte, gewissermaßen ein» Beruhigung bietet, daß die Linien der holländischen Poli tik von neuem fest gezeichnet worden sind, und daß die holländische Regierung sich von ihrer Politik nicht bis zu einem Punkt fortreißen lassen wird, wo sie ihren eigenen Weg nicht würde frei wählen können. - Rotterdam, 6. April. Tie Aufregung über die Luftangriffe ist in ganz England bedeutend. Noch kein Angriff hatte so enorme Folgen, wie die Angriffe vom Sonnabend und Montag. Privatmeldungen der Presse, welche der Zensor nicht sreigab, enthalten Mitteilungen über 420 getötete und verletzte Personen, von denen viele in militärischen Diensten standett. Tie Zahl der Brände und Explosionen war in der Umgegend von London sehr groß. Die Docks und Arsenale sind abgesperrt, damit niemand die Wirkung der Luft- angrisse seststellen kann. Ausländer, die England verlassen wollen, müssen acht Tage warten. Di? Zensur ist so schars, wie nie zuvor. Veröffentlicht wird über die Zeppelinangriffe nur, was das amt liche Pressebureau lanciert. Man sieht auch im Kriegsamt ein, daß das bisherige Abwehrsystem nichts taugt. Die Lustschiffe haben mit ziemli cher Treffsicherheit alle militärischen Anlagen, die Scheinwerferstände und Geschütze bombardiert, so daß sie genau orientiert zu sein scheinen, wo ihnen Gesahr droht. Es geht eine Beunruhigung durch das Land, die die Erklärung mit ihren amtlichen Versprechungen nicht beseitigen kann. In den Kü stenorlen und Vororten von London sind bereits die Keller in Schlajstätten umgewandelt worden. WM Okn« LLomo bat 8iob der ssWMMaMM 8 'N W W M -rur 8«it vunmekr 48 ff »Kren durok eeine grv88e Vonrüx- liekkeit, verbunden mit böRliebew OtzMkmaelc in der Surrst d«8 kublrkuw8 erkalten; allgemein beliebt, 8vvobl bei krvueküenen vis Lindern unübertroffen, druck unrüklige Anerkennungen, 8elb8t aus köcksten Lreinen, au8g«reiokvet, >8t die8«8 eegenrneiebe ?rk- varat al8 einer; der Kenton »nvrltaont, vu» v» Iv gegek«». a b'lasoke 1.—, 1'/, und 3.— stark. In Llkenatook bei ILrrall d^LrrrraSbaoIarr. Die drei Glocken von S1. Martino. Gesucht wird ein anständiges kräftiges Mädchen. Albertflratze 3, parterre Bestellungen auf das „Amts- und Anzeige blatt" werden noch fortwährend bei unsern Boten, bei sämtlichen Postämtern und Landbriesträgern und in der Geschäftsstelle dss. Bl. angenommen und die seit dem 1. April er. erschienenen Nummern, soweit der Vorrat reicht, nachgelie fert. Geschästsst. des Amtsblattes. Den fälligen ^boulumcats-Ltirag bitten wir nur gegengedrucktr Elnittuug an unsere Soteu ver abfolgen zu wollen. Erdgeschoß, 4m ganzen oder geteilt, sowie eine Giebelstabe mit anschließender Kamnier ab 1. Juli zu vermieten. Wiese am Kreuzel sofort zu verpachten. Innere Auerbacherstr. 5,1. Maukreuzverein. Freitag abends ' ,9 Uhr Ver sammlung im Gemeinschaftssaale. Jedermann herzlich eingeladen Eibenstock Jamilie Beim Opfertode unseres Unvergeßlichen haben wir so unendlich viel Liebe und große innige Teilnahme erfahren. Wir danken hierfür von ganzem Herzen. »M- jerckirrMrer unS Milkne sofort gesucht. Spediteur Kroner, Ane. Täglich frischen Kopfsalat und Radieschen, sowie Säme reien und Salatpflanze«. Sta chel, und Johannisbeersträu cher, hohe und niedrige Rosen und blühende Topfpflanzen, vertlnsgärlnkrei G. m. b. H. Telefon Nr. 70. 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