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des Landesverbandes sächsischer Feuer wehren trat hier zu seiner 2. diesjährigen Kriegs- tagung zusammen. Zunächst wurden wiederum zahl- reiche Unterstützungen aus der König-Albert- und der Könige Friedrich-August-Stiftung bewilligt, worauf verschie dene innere Angelegenheiten des Landesfeuerwehrausschusses und der Königlichen Landes-Brandversichernngsanstalt er ledigt wurden. Von einem Schreiben der letzteren, betr. dauernd» Schutzmaßnahmen zur ständigen Sicherung der Betriebstüchtigkeit der Feuerspritzen, nahm die Versamm lung nach einer kurzen Aussprache Kenntnis. Außerdem wurden die Gebühren für die Mitbenutzung des Feuer- »ehrheiniS in Karlsbad durch sächsische Fellerwehrleute für 1916 bewilligt. Bekanntlich steht auch das Feuer- wehrhrim in Wiesbaden den sächsischen Feuerwehroffizieren offen. Weiter beschäftigte sich die Versammlung noch mit den Satzungen der Weigand-Feuerwehr-Stiftung, die ein stimmig angenommen wurden. Ter LandeSausschuß trat ferner noch einem Beschlusse des Vvgtläudischen KreiSfeuer- wehr-VerbandeS bei, wonach während der KricgSzeit jun gen Männern vom 17. Lebensjahre an der Beitritt zu den freiwilligen Feuerwehren ermöglicht werden soll. Am 28. Mai d. I. soll eine Versammlung des LandeSfeuer- wehrausschusseS in TrcSden stattfinden. Am Schluss» der Sitzung legte Branddirektor Weigand, Chemnitz, in folge seines hohen Alters von 75 Jahren da« Amts eines Vorsitzenden nieder. Die Geschäfte werden bis zur nächsten Wahl von Professor Kellerbauer, Chem nitz. geführt. — Leipzig, 4. April. Auf dem Hauptbahnhof wurde ein Dienstmädchen, das nach Plauen fahren wollte, llin eine neue Stelle anzutreten, von einem Un bekannten angesprochen, der das Mädchen zu bewegen verstand, seine Reise aufzugeben. Er wollte ihm in einem Leipziger Bankunternehmen »ine bessere Stelle verschaffen, und forderte »in Darlehen. Das leichtgläubige Mädchen überließ ihm sein Geldtäschchen mit der gesamten Bar schaft. Der Schwindler entfernte sich unter einem Vorwande und kam nicht wieder. — Meißen, 4. April. Infolge Gasvergiftung ist hier eine 61jährige Witwe in ihrer Wohnung ge storben. Man fand sie auf einem Stuhle neben dem Herd sitzend tot auf. Sie hatte am Abend auf dem Gas herd Wasser koch»n wollen, hatte sich neben den Herd gesetzt, ist entweder eingeschlafen oder infolge eines Schwächeanfalles unwohl geworden und hat dabei unab sichtlich den GaszuleitungSschlauch losgerissen. — Gittersee, 4. April. Hier starb unter Ver gift ungSerscheinungen die 25 jährige Ehefrau <in«S zum Dienste in der Marine eingezogeneu Schlossers. Am nächsten Morgen war auch das 2 /, jährige Töch terchen tot. Selbstmord oder ein Verbrechen sind aus geschlossen, vielmehr dürfte der Genuß verdorbener Nah rungsmittel die Ursache sein. — Zwickau, 3. April. Gewerbeschullehrer Paul Jahn hier hat der hiesigen Gewerbeschule 1000 M. zu einer Stiftung zur Gewährung von Schul gelderlassen an bedürftige Schüler dieser Anstalt ge spendet. — Schneeberg, 4. April. Ihr 40jähriges Bestehen beging die hiesige Handelsschule vor einigen Tagen in Gegenwart der städtischen Behörden, der Kaufmannschaft sowie der Vertreter hiesiger und aus wärtiger Schüleranstalten. — Einberufung türkischer Staatsan gehöriger. Durch eine Jrade des Sultans werden vonr Jahrgang 1312 (1896) alle, vom Jahrgang 1313 (1897) diejenigen ottomanischen Untertanen, die in den WilajetS Erzerum und Suvas geboren sind, unter die Fahnen berufen. Tie in Sachsen (mit Ausnahme der Kretshauptmannschaft Leipzig) sich aufhaltenden ottomani schen Staatsangehörigen, welche zur obigen Klasse gehö ren, werden aufgefordert, sich unverzüglich in der Kanzlei des Kais. Türkischen Konsulats in Dresden, Viktoriastraß 2, persönlich oder schriftlich zu melden. — Wie das Kriegsbrot bekömmlicher wird. Bekannt sind ja die mancherlei Klagen über daS ungewohnte KriegSbrot. Wenn das Brot feucht ist, schneidet mau »S einfach in Scheiben und trocknet eS in der Röhre oder an einer nicht zu heißen Stelle deS Ofens. Solches Brot ist schon deswegen bekömmlicher, weil es gut gekaut werde» muß. Wem das Brot zu hart ge worden ist oder zu alt, der bröckle es in die Suppe oder mache eine gute Brotsuppe daraus. Jedes Stückchen Brot, jedes Krümchen muß heute sorgsam behütet und verwendet werden! Sächsischer Landtag. Dresden, 3. April. (Zweite Kammer.) Am Ministertisch die Staatsminister Dr. Beck, Graf Vitzthum v. Eckstädt, v. Seydewitz und Dr. Nagel. Das Haus wiederholt zunächst wegen eines vorgr- kvmmenen sormalen Fehlers die am 31. März statt- gesuudene Abstimmung über die ständige Schrift we gen der Vertagung des Landtages. — Hierauf fin det die Schlußberatung statt über die Nach- trägezumordentlichenundaußerordeut- lichcu Etat für die Finanzperiode 1914/15 und einen Nachtrag zum Finanzgesetze auf die Jahre 1914/15. — Abg. Hähuel (kcnj.) beantragt die Bewilligung der Nachforderungen und die Annahme des Finanzgesetzes. — Abg. Posern (natl.) erklärt, daß er gegen die Nachforderungen bon 200000 M. bei Kap. 22, Zivilliste, stimmen werde. — Abg. Lan ger (soz.) erklärt sich ebenfalls gegen das Kap. 22. — Abg. Koch (fortschr.) will dagegen für das Ka pitel stimmen. Abg. Trüber (kons.) bemerkt, in dem Nachtrage znm außerordentlichen Etat finde sich eilt Posten von 128 789 M. für Gewährung von Darlehen aus Staatsmitteln an eine Landgemeinde zur Deckung von Verbindlichkeiten. Es müßten ei gentümliche Zustände in dieser Gemeind? herrschen. Am meisten habe aber die Amtshauptmannschafr mit dem Bezirksausschüsse versagt. Es müßten Vor kehrungen getrosfen werden, daß derartige Sachen nicht wieder vvrkämen. — Staatsminister Gras Vitzthum v. Eckstädt erklärt, der Vorgang, der die Einstellung dieser Summe in den nußerorornt- lichen Etat veranlaßt habe, sei in der Finanzdepu- tation eingehend erörtert worden. Tie ganze An gelegenheit sei vertraulicher Natur und er könne hier nicht mehr des näheren aus die Angelegenheit ein gehen. Im übrigen müsse er die Vorwürfe, die der Abg. Trüber gegen die Regierung erhoben habe- auf das entschiedenste zurückweisen. Nach einer nochma ligen Bemerkung des Abg. Trüber und des Ministers werden die sämtlichen Nachträge angenommen. — Es folgt die Schlußberatung über den Rechen schaftsbericht auf die Finanzperiode 1912/13. Die Kammer beschließt, der Regierung betrojfs der abgelegten Rechenschaft hierüber Entlastung zu er teilen. - In sofortige Schlußberatung wird alsdann auf Antrag Kleinhempel (natl.) der Gesetzent wurf über die Verlängerung der Amtsdauer d»r Mitglieder der Handels- und Gewerbe kammern genommen. Nach einigen zustimmenden Erklärungen des Abg. Biener (Refp.) findet der Gesetzentwurf unveränderte und einstimmige Annah me. — Zu dem Gesetzentwurf über die Körung von Ziegenböcken liegt ein Mehrheits- und ein Minder- heitsantrag der Deputation vor. — Abg. Klein- hempel beantragt namens der Mehrheit die An nahme des Gesetzes. — Der Berichterstatter der Min derheit Abg. Brodaus (fortschr.) beantragt, den Entwurf abzulehnen und die Regierung zu ersu chen, zur weiteren staatlichen Förderung der Ziegen zucht die laufenden Bockhaltungszuschüsse an hie Zie- geuzuchtgenossenschast und Bockhalter in Fällen des Bedürfnisses zu erhöhen. — Ministerialdirektor Dr. Roscher begründet den Entwurf und empfiehlt seine Anuahme. — Für den Gesetzentwurf sprechen die Abgg. Schönfeld (kons.) und Held (soz ), dage gen die Abgg. Träber (kons.) und Göpfert (natl.). Hieraus wird ein Antrag aus Schluß der Debatte angenommen. Aus der Rednerliste stehen noch neun Abgeordnete. In namentlicher Abstim mung wird dann zunächst ein Antrag der Minder heit der Deputation, den ganzen Gesetzentwurf ab zulehnen, mit 46 gegen 38 Stimmen abgelehut. Der Gesetzentwurf findet mit den von der Mehrheit der Deputation beschlossenen Abänderungen Annahme. Nach kurzer Debatte wird schließlich auch der Ge setzentwurf wegen zeitweiser Abänderung des Schon- zeitgcfetzes und des Kaninchengesetzes in der von der Deputation beschlossenen Form angenommen. Weltkriegs-Erinnerungen. »erboten. 6. April 1915. (Kämpfe im Westen. — Kümpfe in den Ostbeskiden. — Bewaff nung der englischen Handelsschif fe.) Drei neue Angriffe machten an diesem Tage di? Franzosen bei Flirey; hier, wie im Priesterwald, konnten sich die Franzose» keines Erfolges rühmen. Alle fran zösischen Angriffe nördlich und östlich Verdun, ebenso die Vorstöße auf dem Südflügel brachen zusammen, nur aus der Combreshöhe konnten die Franzosen für ein paar Stunden Fuß fassen, wurden jedoch bereits am Abend wieder von den Höhen geworfen. Bereits jetzt zeigte es sich, daß von einer großen zusammenhängenden Schlacht in dem 100 Kilometer laugen Abschnitt, wie di» Franzosen beabsichtigten, keine Rede sein konnte, während allerdings auS den Einzelangriffen der französische Gedanke einer beiderseitigen Umfassung der deutschen Linie hervorgeht. — Im Osten mach ten deutsche Truppen einen Vorstoß von Memel aus in russisches Gebiet nach Andrzejewo, wobei ein rus sisches Bataillon ausgerieben wurde. In den Ost- bcskiden wurden die Anstürme der verbündeten deutsch-österreichischen Truppen gegen die russischen Stellungen fortgesetzt und nun auch die übrigen Höhen ge nommen ; besonders hartnäckig gestaltete sich daS Ringen auf den Höhen westlich des Laborcz, auch einem wichtigen russischen Stützpunkt, der vorerst noch starken und erfolgreichen Widerstand leistete. — Am genannten Tage erklärte die englische Regierung aus den deut schen Protest, betreffend die Behandlung der Be-- satzungen von deutschen Unterseebooten, welche von den Engländern gefangen genommen waren, daß sie diese als ehrenhafte Kämpfer nicht ansehen könne- weil sie unschuldige englische Handelsschiffe angrif fen. Wie groß die englische Heuchelei war, geht dar aus hervor, daß am selben Tage die englische Ad miralität den Besehl erließ, daß sämtliche englische Handelsschisfe mit Geschützen und Maschinengewehren ausgerüstet werden sollten. Und das nannten die Engländer unschuldige Handelsschisfe! Ter Diamant des Rajah. Roman au« der Londoner Verbrecherwelt von H. Hill. Frei bearbeitet von KarlAugustTschak. , 58- Fortsetzung. Da George cinsah, daß ihm nichts anderes übrigblieb, schrieb er schnell ein paar Worte auf seine Karte und händigte sie dem Pförtner ein, worauf das Tor wieder geschlossen wurde. Dieser neuerliche Aufschub verstimmte George sehr, und der Gedanke, daß Käthe nun schon drei Monate als Gefangene nn^einem Orte weilen mußte, in dem eine so strenge Disziplin herrschte, brachte sein Blut zum Sieden. Während er in der kotigen Straße geduldig wartete, nahm er sich vor, mit dem Urheber dieses Ver brechens bittere Abrechnung zu halten. Daß ein solches vorliege, daran zweifelte er keinen Augenblick, und der Umstand, daß Percy Milborne von dem Tage an, da er selbst unerwarteterweise von Indien zurückgekehrt war, sich nirgends blicken ließ, machte ihn immer mehr als seelensguter Kerl" sei. (Fortsetzung folgt.) Und ihr« VtEnde! Zwiebeln Unter vo dann die Topfbod« denn die falls an der Ruh, betragen, in Hellen alle kraft erreichen Meter Du Ein Wir wi Hyazintl oder Rui Vie Seh instinktiv kennen, die ihre unbewuh allem Z, dem Atel treffen n als ihrer kannten i die Sche setzten si, Arme m Südpols Menschei trachten gehen di aus nich herantret Feind al ihm von Das geborene sowie ar keine Fu junges H daß ein ließ, sm geben hc Las Verl als das Furcht r gewisser, ist in de bald in i etwas äl dann zei wenn si, junge T Mensche Warnun muß als. Ein die Mite Jahre l diesen e Expediti Wahren! mehr du ersten D «inheimi die Will flüchtete! in ihre! Furcht l reichen t von den kennen c überham Die ursprünc Tiere, l jemals ! Scheu v eine lan furchtbar als und, vererbt I Hauptschuldigen verdächtig. Eine Viertelstunde verging, bis endlich das Knarren der Torangeln der Spannung ein Ende machte und Herrn Simons verschmitztes Gesicht im Torwege sichtbar wurde, in seiner Begleitung außer dem Torhüter noch zwei stämmige Wärter als Leibgarde. „Mein Herr, was wollen Sie eigentlich?" begann Herr Mackenzie 8«vior in herausforderndem Tone. George antwortete gleicherweise: „Sie haben hier eine junge Dame, Fräu.ein Käthe Milborne, bei sich; ich wünsche sie sofort zu sehen!" „So," gab Simon zurück. „Da gehen Sie nur Ihrer Wege. Hier ist kein Besuchslokal." „Nehmen Sie sich in acht," sagte George, der bemüht war, ruhig zu bleiben. „Ich bin Rechtsanwalt und weiß ganz genau, welche Rechte das Gesetz den Besitzern von Privatirrenanstalten einräumt. Jedenfalls gestattet es Ihnen nicht, einer gemeinen Verschwörung Vorschub zu gewähren. Es steht strenge Strafe darauf, eine Person von gesundem Verstand in solcher Anstalt zurückzubehalten, und dies ist bei der jungen Dame, wie ich nachweisen kann, der Fall." Simon wandte sich um und winkte den beide» Wärtern. „Paßt auf," rief er, „was dieser Herr hier sagt. Er hat mich verleumdet, und wenn er das noch einmal tut, wird euer Zeugnis es vor Gericht bestätigen. Nun, Herr Rechts anwalt, wollen Sie Ihre Aussage vor Zeugen noch einmal wiederholen?" „Was ich gesagt habe, ist wahr, und ich zögere keinen Augenblick, es zu wiederholen," entgegnete George gereizt. „Sie sehen ruhig zu, wie unter Ihren Augen eine ver brecherische Verschwörung in Szene gesetzt wird. Fräulein Milborne ist geistig so gesund wie ich. Wenn Sie mir den Zutritt zu ihr verwehren, werde ich mich an die zuständige Behörde wenden." „Merkt euch diese Worte, Leute!" schrie Simon trotzig. „Der Herr schmäht mich und rührt an meine Ehre, denn die Geisteskrankheit der jungen Dame ist von Aerzten be stätigt; und was die Behörden anbelangt, mein Herr, werden sie Ihnen schon den Standpunkt klarmachen und Ihnen zeigen, was es heißt, einen langjährigen Direktor wie mich zu belästigen. Im Namen der Verwandten des Fräuleins können Sie nicht kommen, denn es hat keine außer einem einzigen, von dem es mir anvertraut wurde." „Ich komme im Namen ihres Vormundes und Ver mögensverwalters," sagte George, der sich dessen voll be- mußt war, wie sehr er in Nachteil geriet, da Käthe ein gestandenermaßen auf Antreiben ihres Bruders interniert worden war. Wie vorauszusehen, konnte Mackenzie seinem Einwande schlagfertig begegnen. „Was haben wir uns um einen Vormund zu kümmern, wenn wir uns auf einen Verwandten berufen können. Sie werden nicht viele glückliche Prozesse in Irrenangelegen heiten führen, wenn Sie die betreffenden Gesetze nicht besser kennen. Gehen Sie erst einmal zur Kommission und lassen Sie sich darüber aufklären. Sechs Wochen werden Sie brauchen, ehe Sie dort vorsprechen können, und sechs weitere, bis Sie eine Antwort erhalten, und inzwischen kann die Dame vielleicht geheilt sein. Schließt das Tor, Leute, ich habe nicht Lust, hier den ganzen Voxmittag zu vertrödeln." Mit diesen Worten zog er sich 'M das Innere seiner Feste zurück, und das Tor wurde zugcschlagen. Voll ohnmächtigen Zorns ob dieser frechen Behandlung bestieg George wieder die Droschke und hieß den Kutscher zur Station zurückfahren. - Das Gesetz stand unzweifelhaft aus Mackenzies Seite. Solange er ein Interesse daran hatte, Käthe zurückzuhalten, konnte sie nur durch das Ein schreiten des nächsten Verwandten, der sie der Anstalt über geben hatte, befreit werden und diese Person — Percy — war nicht aufzufinden. Und schweren Herzens mußte George auch zugeben, daß das, was der bärbeißige Mensch über die Behörden gesagt, vollkommen zutraf. Wenn er sich bei den in Aktenstaub erstickten Beamte» überhaupt Gehör ver schaffen konnte, so nur nach vielen Wochen, vielleicht gar Monaten, voll langwieriger Schreibereien. Was aber sollte mittlerweile aus Käthe in solchen Händen werden? Während George tiefbekümmert nach Hause fuhr, ge wann er die lttberzeugung, daß der einzige Weg, dem eingekerkerten Mädchen baldige Erlösung zu bringen, der sei, Percy zu entdecken und auf ihn einen Zwang auszu üben, das Unrecht, das er angestellt, wieder gutzumachen. Ging dies nicht, dann blieb als letzter Ausweg der Versuch, Käthe mit Gewalt zu befreien, wovon er jedoch selbst nur wenig Erfolg erwartete. Es war eine ungesetzliche Hand lung und würde ein Aufgebot von zwanzig bis dreißig Mann erfordern. Als George, nach Hause gekommen, das Bibliothek zimmer betrat, fand er einen alten Herrn mit gerötetem Gesicht vor, der sich vor dem Kamin die Fußspitzen wärmte. „Lord Haverstock?" rief George überrascht aus. „Das ist freundlich von Ihnen, Sie haben also von unserem Kunnner schon gehört?" „Vor zehn Minuten — durch Ihre brave Haus hälterin," sagte er, Georges Hand mitleidsvoll schüttelnd. „Ich war zwei Monate von Hause abwesend und kehrte erst vorgestern zurück. Es ist zu schrecklich — mein liebes Patenkind verschwunden und mein alter Freund so krank, daß er mich nicht empfangen kann. Was soll das alles heißen, George?" „Käthe ist bereits gefunden; sie befindet sich in einem Irrenhaus zu Gerrards Croß," sagte George mit umflorter Stimme, „wohin sie während meiner Abwesenheit durch einen ganz verworfenen Schurken, ihren Bruder, gebracht wurde. Ich komme eben von dort zurück, ich wollte ver suchen, zu ihr zu gelangen, man ließ mich aber nicht vor." „In einem Irrenhaus I" wiederholte der alte Pair, wobei es um seine Mundwinkel merkwürdig zuckte. «Ich muß Gott danken, daß ich selbst nicht uach in solchem bin. Aber erzähle mir alles, Junge. Ich weiß ja gar nichts! Vor Abend müssen wir sie befreit haben." George schüttelte traurig den Kopf, denn er wußte, daß dies unmöglich war, und ging daran, seinen Besucher mit den Ereignissen der letzten Zeit, soweit er selbst sie kannte, bekanntzumachen. Lord Haverstock war Käthes Pate und ein alter Freund Dr. Hamiltons. In seinen jungen Jahren, als ehrenwerter Bob Talgarth, war er ein bekannter Scheint und Spaßvogel gewesen, dem man nachsagte, daß er einmal die Messingschildchen an den Türen zweier gegnerischen Parteiführer im Parlament ver tauscht hatte. Nun hatte er sich zu einem beleibten, freund lichen alten Herrn entwickelt, der für die modernen Jünger des Rechts, zu denen auch er in seiner Jugend gezählt hatte, immer ein verständnisinniges und warmes Herz hatte. Er hörte mit Interesse Georges Erzählung zu, die dieser mit der Erklärung beendete, daß der junge Ein brecher, der in noch nicht aufgeklärter Weise den Ort entdeckt hatte, wo Käthe gefangen gehalten wurde, doch ein