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Beilage zu Nr. 299 des „Amts- und Anzeigeblattes". Eibcnstoü, dm 25. Dezemba 1914. Aus großer Zeit — Für große Zeit. «achvni« —>boUn. 25. Dezember 1870. Am -5. Dezember feierte» auch unsere braven Truppen in Feindesland das Weihnachtsfest. Vor Paris, wo an den beiden Weihnachtstagen Ruhe herrschte, konnte Weihnachten einigermaßen festlich begangen werden. Ehristbäume mit einigem Schmuck waren sogar bei oen Vorposten vorhanden, die Soldaten, besonders die Verwundeten in den Lazaretten, erhielten kleine Geschenke; im königlichen wie im kronprinzlichen Hauptquartier fand ebenfalls eine einfache und würdige Feier statt. Im Süden Frankreichs, in der Gegend von Dijon, wurden die Truppen, die beständig oor den Frank tireurs auf der Hut sein mußten, nur wenig der Weihnachtsfreude teilhaftig; im Norden waren die Truppen in der Verfolgung der Aaidherbeschen Ar mee und von Weihnachtsruhe konnte keine Rsdc sein. An der Loire war es besser; die Truppen hatten wenigstens Ruhe, nachdem Chaney auf Le Mans zu rückgedrängt war und in der Weihnachtszeit nichts zu unternehmen wagte. 26. Dezember 1870. Am 26. Dezember kam es zum Gefecht bei Montoire. Oberstleutnant von Bottenstern (Loire) war zur Rekognoszierung ausge sandt worden. Er hatte sich mit seinen 1000 Mann weit vorgewagt, der Rückzug sollte ihm von dem fran zösischen General Jouffroy abgeschnitten werden und er mußte sich nun unter furchtbarem Kampfe durch schlagen. Es kam zu einem wütenden Handgemenge; Leutnant Bachmann mit zwei Geschützen schlug sich mit einer Tapferkeit ohne gleichen ebenfalls durch und um 11 Uhr nachts langte die Kolonne wieder in Van dome an. Die Franzosen hatten einen Verlust von 450 Mann, darunter 250 Gefangene, die Deutschen von 150 Mann. Es war ein Heldenstück, das den deut schen Truppen.alle Ehre machte. 2 7. Dezember 1870. Bis gegen Ende des Dezember 1870 hatte sich die Belagerungsarmee da mit begnügt, Paris durch Hunger zur Kapitulation zu bringen; wirklich kostete eine fette Ratte bereits lVn Frank. Indes entschloß man tich trotz der unge heuren Schwierigkeitein deutscherseits zum unmittel baren Angriff. Nachdem aus Deutschland der gewal tige Belagerungspark, die ungeheure Masse von Mu nition, welche die Beschießung der Riesenstadt erfor derte, herbeigeschafft war, wurde am 27. Dezember 1870 nach Ueberwindung aller Hemmnisse und nach gewaltigen Anstrengungen das Feuer von 76 schweren Geschützen gegen das dem östlichen der Pariser Forts vorliegende Plateau des Mont Avron eröffnet. Das fürchterliche Feuer, die Granaten dicht wie Hagel fal- lend und auf dem steinhart gefrorenen Boden explo dierend, überraschte die Besatzung der Forts und die Pariser vollständig. Man hatte bis dahin eine Be schießung der Stadt aus technischen Gründen für un möglich gehalten. 28. Dezember 1870. Wenn schon die folgende Tatsache nicht direkt in den deutsch-französischen Krieg hineingehört, so steht sie doch immerhin rn einigem Zusammenhang mit jener großen Zeit vor 44 Jahren. Am 28. Dezember wurde General Prim, der spanische Präsident, als er aus einer Sitzung der Deputicrten- kammer nach Hause fuhr, von Meuchelmördern ange fallen und erschossen. Er war von acht Kugeln getrof fen worden und erlag seinen Wunden am 30. Dezember, an demselben Tage, an welchem der neue König von Spanien, Amadeo I., bisheriger Herzog von Aosta, in Spanien landete. Wahrscheinlich war Prim das Op fer republikanischer Rache. Die Mörder waren und blieben verschwunden und für immer unentdeckt. Und Friede aus Erden. Line WeihnachtS-Geschichte von A. Schilling. (Schluß.) Der Oberst nahm Hut und Stock, um vor dem Abendessen noch ein wenig Luft zu schnappen, wie er sagte, im Grunde genommen aber, um sich die tiefe Verstimmung nicht merken zu lassen, denn der alte strenge Mann litt unaussprechlich unter den unglückli chen Verhältnissen. Je älter er wuroe, je schmerzlicher vermißte er den so unsäglich geliebten Sohn. Das Alter macht versöhnlicher und milder. Vielleicht war er doch zu schroff gewesen! Es war ein schöner Winterabend, buntes Leben und Treiben auf den tageshellen Straßen. Hastende Menschen eilten an dem Einsamen vorüber. Er hatte für niemand einzukaufen, für keinen Sohn, für kei nen Enkel, der seine stillen Tage durch fröhliches Jubeln und Lachen verschönt hätte. Der Oberst beschleunigte seine Schritte. Er durch eilte dir Straßen die Kreuz und die Quer. Er hörte das wirre Geschrei und Geplauder der vergnügten Men schen um sich und verstand kein einziges Wort, so weit fort waren seine Gedanken. Plötzlich aber ward er aufmerksam, denn er hörte seinen eigenen Namen ru fen, von einer sanften Frauenstimme mit leichtem aus ländischen Accent so rufen, wie ihn meist sein Mütter chen ermahnend und liebend genannt! „Hans Feoöor, sei nicht so ungestüm, sonst darfst du nicht zum Groß Papa Oberst!" „Nicht zum Großpapa Oberst, warum nicht, Ma ma? Ich werde ein schönes Schaukelpferd bekommen und einen Säbel und ein Gewehr und viele viele Soldaten, Hurra! und Kanonen und dann werde ich schießen und exerzieren mit dem Großpapa Oberst!" Und vor dem alten Soldaten marschierte ein uller liebster kleiner Husar, der alle Welt militärisch grüßte und lebhaft plaudernd der feinen schlanken Dame immer wieder entschlüpfte, wenn ihn die kleine Hand zu fas sen glaubte. „Ein Soldat muß vor allen Dingen gehorsam sein!" sagte der alte Herr freundlich lächelns, seiner- eigenen Jugend gedenkend, den kleinen Wildfang eben falls militärisch grüßend und sich zu ihm niederbru gend. Der Kleine wandte den blonden Lockmkops und der Oberst blickte in ein paar blitzende dunkle Augen, so kühn und strahlend, wie ein junger Kriegsheld; der kleine energische Mund blieb einen Augenblick fest ge schlossen und über den Augenbrauen bildete sich eine feine Falte. Er betrachtete den weißhaarigen alten Mann forschend einen Augenblick; aber auch die Mutter des Kindes starrte verwundert die beiden Gesichter an, die da unter der Hellen Glühlichtflamme einander so nahe waren und einander zum Verwechseln ähnlich sahen, bis auf die Fältchen über den Augenbrauen. „Wer bist du, kennst du meinen Großpapa Oberst?" fragte der Kleine furchtlos und faßte die ihm darge reichte Hand des alten Offiziers. „Ich gehe zu Groß papa Oberst und bringe der Großmama meine Augca lina! Weißt du!" „Wer ist denn aber Angealina?" „Nun, Angealina, kennst du die nicht? Das ist meine schöne weiße Katze, die tut keinem Boge! etwas zuleide und die soll ich der Großmama zu Weihnach ten schenken, sagt der Papa, weil Großmama die Tiere so liebt." Der Knabe hielt zutraulich die Haud des Ober sten fest, als ob sich das oon selbst verstände, dann sagte er freimütig: „Weißt du, du gefällst mir!" „Aber Hans Feodor, wie unartig!" wagte nun die Mutter bescheiden zu erinnern. Plötzlich stand neben der zarten Gestalt der Dame em blonder stattlicher Mann, der starrte ebenfalls wie gebannt den greisen Offizier an. Seine großen blauen Augen verschleierten Tränen, deren er nicht Herr zu werden vermochte. „Mein Vater!" Der alte Herr schwankte, aber schon fühlte er sich von zwei kräftigen Armen gehalten und auf die Seite gezogen. „Nicht so plötzlich, nein, nicht so unvorbereitet wollte ich dich Wiedersehen! Verzeihe, mein Vater!" „O!" jubelte der Kleine, der immer noch einen Finger des Obersten in seiner kleinen Faust hielt. „O, da ist Großpapa Oberst; du gefällst mir, nicht wahr, dn schenkst mir viele, viele Soldaetn und einen Säbel und ein Gewehr und wir spielen Krieg, immer Krieg!" Daheim saß unter dem festlich geschmückten Weih nachtsbaum einsam die Frau Oberst. Ihre Vögel zwitscherten um sie herum und der lluge Joko saß auf ihrer Schulter. Da auf einmal tat sich dis Tür auf, ganz leise, und herein tritt ein kleiner Husar, der trägt eine große weiße Angorakatze auf seinem Arm. Er geht mit militärischem Schritt auf die verwun derte Dame zu, setzt die Katze ihr zu Füßen und sagt: „Einen schönen Gruß vom Weihnachtsmann und er schickt dir hier meine Angealina; die tut keinem Bogel weh und es wäre nun Friede auf Erden. Und mein Papa und meine Mama und Großpapa Oberst und alle haben sich lieb und ich bin Hans Feodor und komme aus Amerika und werde ein großer Soldat!" Und wieder tut s?ch die Tür auf und am Arme des glückstrahlenden alten Oberst erscheint eine schöne, junge Frau und hinter ihm, o allmächtiger Gott und Vater! Die alte Dame hat keine Zeit zum Denken und Ueberraschtsein, denn ihr einzig geliebter Sohn hält die Mutter weinend umschlungen und küßt ihre feuchten Augen, ihre lieben teuren Hände viele, viele Male und findet keine Worte der Glückseligtcit. Der kleine Hans Feodor aber klettert auf des Großvaters Schoß und schlingt seine kleinen Arme fest um den starren Nacken des alten Herrn. „Wir beide, Großpapa Oberst, wir spielen Soldat, wir exerzieren und schießen mtt Kanonen und alle müssen sich vor uns fürchten; und ich habe dich lieb und ich gehe nie wieder fort und du schenkst mir einen Säbel und ein Gewehr und ein schönes, wildes Pferd!" Die Katze hatte es sich bequem gemacht und die kleinen Bögel kamen geflogen und setzten sich auf ihcrn Rücken und fürchteten sich gar nicht. Friedrich mußte neue Lichte an den Baum stecken und die alte Hanne kam auch herein, ihren jungen Herrn zu begrüßen, den sie schon als Kind gewartet. Von unten herauf tönte das schöne Weihnachtslied: „Stille Nacht, heilige Nacht!" Und es war ein köst liches Weihnachtsfest, das die wieder vereinte Familie da feierte in den lange verödet gewesenen Räumen. Der Oberst reichte seiner Frau gerührt die Hand und auf die sanfte Angealina zeigend, die mit den Vögelchen spielte, sagte er weich: „Ja, Mutter, du hast recht gehabt, es ist ein köst lich Ting um den Frieden; jetzt weiß ich erst, was es heißt: „Und Friede auf Erden!" „Aber Großpapa Oberst, ich werde Soldat!" rief der kleine Hans Feodor und drückte des Großvaters weißen Kopf an sein blühendes Kindergesichtchrn! — KriegS-Allerlei. Lob deutscher Einquartierung Styn StreuvelS, der auch in Deutschland be kannte flämische Romanschriftsteller (der mit seinem geistigen Beruf das ehrsame Gewerbe eines Bäcker meisters verbindet) berichtet, wie wir den „Münchener Neuesten Nachrichten entnehmen, im „Maasbode" über seine deutsche Einquartierung: „Mein Haus ist ein sam gelegen und weithin sichtbar, und als die Deut scheu vorbeikamen, um im naheliegenden Darf Ein quartierung zu suchen, da blieben eine Anzahl Offiziere niit ihren Adjutanten bei mir zurück. Sie haben sich tadellos betragen, und wir sind im besten Frieden miteinander ausgekommen. Sie waren weder zudring lich, noch lästig, sondern betrugen sich wie anständige Menschen, die mir so wenig wie möglich Unannehm lichkeiten machen wollten. Wir speisten zusammen, und unsere Gespräche waren ungezwungen. Eines Tages waren meine Vorräte aufgebraucht, und ich sagte es einem Leutnant. Dieser übernahm es selbst, ein Mit tagsmahl zusammenzustellen, und schaffte auch wirk lrch die nötigen Sachen heran. Ich wurde als Gast zur Mahlzeit geladen. Die Herren waren durchaus vertrauensselig. Wenn sie abends schlafen gingen, hingen sie ihre Revolver und Säbel im Korridor aus. als wenn sie zu Hause wären. Es waren ein paar tüchtige Leser dabei, die ordentlich von meiner Bibliv thck Gebrauch machten und die halben Nachte oussaßen. Aber sie verfehlten nie, die Bücher dorthin zu bringen, wo sie sie hergenommen hatten. Mir fehlt kein ein ziges Buch. Wir sind zusammen m meiner Jacht ge fahren, wir haben zusammen Enten gesagt, es waren prächtige Kerls. So habe ich die Deutschen kennen gelernt. Als freundliche, gutherzig? Menschen sind sie bei mir angekommen, freundlich nnd gutmütig sind sie gegangen." Liebesgaben an deutsche Kriegsgefangen« in Frankreich Die französische Regierung hat durch Vermittlung einer neutralen Macht den Wunsch ausgesprochen, daß eS den französischen WohltätigkeitSgeselllchaften gestattet werde, Lie besgaben nach Deutschland zur Verteilung an in Deutschland befindliche französisch« Kriegsgefangene abzusenden. Nachdem franzöflscherseil» die Gegenseitigkeit zugesichert worden ist, ist diesem Anträge entsprochen worden. Somit können Wohl tätigkeit-- oder sonstige Vereine Liebesgaben Sammelsendun gen an m Frankreich befindliche deutsche Kriegsgefangene ohne nähere Bezeichnung der Empfänger gelangen lasten. Solche Sendungen (oder auch Geldbeträge dafür) nimmt entgegen daS Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz, st« können aber auch der Botschaft der Vereinigten Staaten oon Amerika in Paris oder den Kommandanturen der ver schiedenen Kriegsgefangenenlager in Frankreich mit der Bitte um Verteilung zugesandt werden. Zeitgemäße Betrachtungen. Nachdruck »rrd»l«u. Weihnachtswunsch 1014. Sonst hat man wohl zur Weihnachtszeit — manch frohes Lied gesungen, — und Jubel herrschte weit und breit — bei Alten und bei Jungen, — doch heute geht ein ernster Klang — durch alle deutschen Herzen, - der Sturmwind braust im Schlachtgesang — und trübt den Glanz der Kerzen! — Noch hält die ganze Wett in Bann - Herr Mars der stahlgeschiente, — Es trat bereits der Landsturm an, — sogar der „ungediente". — Viel tapfre Männer zogen aus, — nun fehlt zum Weih nachtsglücke — der Vater und der Sohn im Haus, der Krieg riß manche Lücke! Sonst wurden tun send Wünsche laut — und Jubel und Entzücken, — und Jeder suchte lieb und traut — den Ändern zu bc glücken, — doch heute sind zurückgestellt - die Eigen wünsche alle, - denn unsre Besten stehn i:n Feld im Schlachten Donnerhalle. — Ein Wunsch nur ist's, den Jung und Alt — im Herzen heute hege», - ein Wunsch, der weit hin widerhallt — wo Lippen sich bewegen. — Ein Wunsch nur lebt nnd brauset durch — Gemeinde zu Gemeinde: — Gott segne unsern Hin denburg — und strafe unsre Feinde! — - Bang drückt die Sorge manch Gemüt — in diesen Weihnachtstagen, — doch wo ein Wunsch im Herzen glüht, — ist's der, den Feind zu schlagen, — der roh den Weltenbrand entfacht, — den sorgsam wir vermieden, — dec uns gestört der Heilgen Nacht — holdselgen Ecdenfrieden! — — Wir wünschen nichts als das allein: — Gort schütze Deutschlands Söhne, — die draußen stehn in dichten Reihn im heißen Kampfgedröhns! — Doch wo ein Herz im bittren Leid — den Lieben muß bekla gen — werd' ihm zur hehren Weihnachtszeit — die Kraft es zu ertragen. — Ein Weih nachts fest, wie keins noch war — ist heute uns gegeben, - nnd doch, wic muß so wunderbar — uns diese Zeit erheben! — Durch Kampf zum Sieg! — Uns ist nicht bang! - daß Friede sei auf Erden, - mög dieser Weihnacht Glockenklang — zum Stegesklang uns werden! - - Albert Jäger. Per A«rtl«r d«r Giufvlr «» rulsttcher cherüe bedingt natura«, mäh in Deutschland einen hohen Preis für diese Frucht Auch 1Sib wird der Gerstenbau ganz außerordentlich lohnen, wenn er sachgemäß betrieben wird. Zur Erzeugung von Höchsternten in vorzüglicher, be sonder» zur Brauerei hochwertiger Derst« ist unter allen Umständen ein« Kallzufuhr notwendig. In leicht« Böden kann man Kainit im H«rbst od«r z«ittgst«n Frühjahr in «iaer M«ngr von 8 Ztr. auf 0. H«k- tar verw«ndrn; in schwer«« gibt man 10,—t'/, Ztr. 40'/, ig«» Kali salz möglichst lang« vor drr Bestellung Gehr notwendig ist es, die Knligabe durch eine solch« von Pholpyorsäur« zu «rgänzrn. Wird da zu Thoma«mehl gewählt, so muß auch di«s«» zeitig verwandt werden. Di« Ttickstoffgab« zu G«rste ist d«n B«rhältntss«n rntspr«ch«nd und recht vorsichtig zu Gemessen.