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habe aber auch die diesjährige Ernte eine Verringerung erfahren, und schließlich befänden sich jetzt schon über ZOO 000 gefangene Feinde im Lande, die ernährt werden müssen, und deren Zahl voraussichtlich noch erheblich wachsen wird. Angesichts dieser Tatsachen tritt also, wie Ahle mann stark betont, das eiserne Gebot der Notwendigkeit an uns heran, genau so wie das Volk wie ein Mann sich erhob, um gegen die zahlreichen Feinde ins Feld zu ziehen, genau so, wie die Kriegsanleihen weitaus überzeichnet wurden, auch hinsichtlich der Ernähcungs- frage geschlossen die größte Opferwilligteit zu zeigen. Folgende Mittel stehen uns zur Bekämpfung von Berpflegungsschwierigkeiten zu Gebote: Der vorhandene Schlachtviehbestand kann durch Schlachten und vollste Ausnützung sämtlicher Gefrier- und Kühlanlagen verringert werden. Die kalte Jahres zeit muß zur Anfertigung von Dauerfleisch jeder Art mit allen verfügbaren Kräften ausgenutzt werden. Zu gleich mit diesen beiden Maßnahmen verringern wir das Umsichgreifen der in einzelnen Teilen des Landes herrschenden Viehseuchen (Rotlauf bei den Schweinen, Maul und Klauenseuche bei den Rindern) und erübri gen Getreide und Kartoffeln, die zur Ernährung des Volkes nutzbar gemacht werden können. In den letzten Jahren sind die Ansprüche, die das ganze deutsche Volk an seine Lebensführung stellte, so übertrieben worden, daß man ruhig sagen kann, die meisten Menschen, ganz gleich welcher Gesellschafts klasse sie angehörten, lebten über ihre Verhältnisse. Die gute alte Mehlsuppe und Milchsuppe, die kernige Menschen großwachsen ließ, ist von dem Frühstücks tisch verschwunden. Ueberall ist Kaffee zur Volksnah rung geworden. Die Nerven unserer Bevölkerung ha ben in sämtlichen Schichten nachgelassen. Es ist die höchste Zeit, daß wir zur einfachen Lebensführung zu rückkehren, wenn wir weiter als führende Großmacht bestehen wollen, ganz abgesehen davon, daß weniger Geld für Kolonialwaren ins Ausland gehen würde. Hier ist das in einzelnen Teilen unseres Üateclandes zur Ersparung von Weizenmehl bereits gebackene Kriegsbrot zu erwähnen. Halbe Arbeit hilft aber nichts, es muß einheitlich vorgegangen werden, denn ein Erfolg läßt sich nur erringen, wenn der Gedanke vom ganzen Deutschen Reiche ausgenommen und durchgeführt wird. Der Ver brauch von Wein, Bier, Alkohol aller Art ist Bedürfnis geworden, um unsere immer schwächer werdenden Ner ven anzupeitjchen. Auch hier muß eingesetzt werden. Es könnte ganz gut ein Teil der Rohstoffe, die man zur Herstellung von Bier braucht, also Gerste und Malz nicht hierzu, sondern zur Ernährung der Bevöl kerung verwendet werden. Das gleiche gilt in noch höherem Maße von Korn und Kartoffeln, aus denen in Friedenszeiten Branntwein yergestellt wurde. Durch diese letztgenannten Maßnahmen werden weitere Men gen von Nahrungsmitteln, Gerste, Malz, Korn, Kar toffeln für die Bevölkerung frei. Es liegt zurzeit eine sehr einleuchtende Schrift über Verwendung von Kartoffelmehlzujatz vor. Im Norden und Osten Deutschlands hat dies vorzügliche wohlschmeckende Mehl schon längst Verwendung als Brotmehlzusatzmittel gefunden und ist auch in Süd deutschland, z. B. in der fränkischen Gegend nnd in einzelnen Teilen Württembergs nicht unbekannt. Ma chen wir daher aus der Not eine Tugend und führen es überall ein zur Schonung unserer Brotmehlbestande. Auch Einschränkung im Genuß von süßen Backwaren und Kuchen erscheint geboten. In einer Zeit, wo unsere Brüder im Felde bluten, ist es wohl nicht nötig, mehr zu essen, als zur Ernährung des Körpers unbedingt erforderlich erscheint. Zweifellos müssen wir als ein Volk, das weiter bestehen will, zeigen, daß wir dem Willen zum Siege auch den Willen zur Einschränkung unserer Lebensbal lung unterzuordnen bereit sind. Das wirtschaftliche Durchhalten ist zum glücklichen Ausgange des Krie ges ebenso notwendig wie die auf oem Schlachtfelde errungenen Siege, es ist sogar die Vorbedingung dafür. „Also auf, Ihr deutschen Frauen und Männer, schließt Ahlemann wirkungsvoll seine Betrachtungen, zeigt, daß Euer Opfermut allen Anforderungen gewach sen ist! Eure Männer, Söhne, Brüder habt Ihr willig hergegeben, so kann es Euch wahrlich nicht schwer fal len, die gebotene Einschränkung in der Lebensführung vorzunehmen. Wir leben in einer tiefernsten Zeit, wir müssen ernst und deutsch denken und handeln. Dann wirb der Sieg nicht fehlen, und Seuchen jeder Art werden als Folgeerscheinung etwaigen Nahrungsman gels dem deutschen Volke erspart bleiben." Oer Oerr Assistent. Humoreske non Wolfgang Kemter. (Nachdruck verboten.) ES klopfte. .Herein*, rief Direktor Mayer. Chef deS Post amtes F., einer Stadt in Österreich, im siebenten Bezirk. Ein grober, schlanker Herr mit blonden Haaren und Schnurrbart betrat die Kanzlei, verbeugte sich und sprach: .Mein Name ist Fritz Brugger, Postasfistent vom Post amt B. im zweiten Bezirke, zur Aushilfe auf acht Tage an das hiesige Postamt beordert.* »Ah, mein Kollege Direktor Berger telephonierte mir daß Sie erst am Nachmittag antreten könnten.* »ES war allerdings so bestimmt, dann lieb eS sich aber gerad machen und da sagte der Herr Direktor . . .* .Schön, schön, ausgezeichnet, kann mir nur recht sein, wenn Sie jetzt schon kommen. Der Herr am Post anweisungsschalter wartet sehnsüchtigHauf Ablösung. Wir batten die letztenNTage infolge einiger plötzlicher Er krankungen eine strenge Zeit, die die Beamten nicht lange aushalten würden. Sie können doch gleich den Dienst an treten?' »Gewiß, Herr Direktor.' .Gut, dann bitte ich mir zu folgen.' Die beiden Herren begaben sich in die Räumlichkeiten im Parterre zum Anweisung sschalter. «Herr Merk, ich bringe Ablösung*, rief der Direktor. »Gott sei Dank", atmete der Beamte erleichtert auf. Direktor Mayer stellte die Herren einander vor und begab sich wieder in sein Bureau. Die Abrechnung war schnell erfolgt. Da es erst auf v Uhr ging, war noch nicht viel eingezahlt worden. «Seit gestern abend sechs Uhr tue ich Dienst', sagte hieraus Assistent Merk, .jetzt schlafe ich zwölf Stunden ohne mich zu rühren. Herr Kollege, ich habe die Ehre." Fritz Brugger war in dem keinen Raume allein, bald aber nahm ihn der Parteienverkehr ganz in An spruch. Ein Bankbote erschien mit zehn Postanweisungen, hierauf der Diener einer groben Redaktion, die ihren Mit arbeitern die Honorare übersandte, mit zweiundzwanzig Anweisungen, dazwischen Privat- und kleinere^Geschäfts- leute. Einige Anweisungen wurden zur Auszahlung präsentiert und so ging es weiter. Der Beamte hatte nicht zwei Minuten Ruhe, bis es zu seiner groben Über raschung Mittag war. Punkt zwölf lieb er das Schalterfenster herunter. Dann bettachtete er ein wenig mibtrauisch das Schloß der Geldkassette, in der daS eingenommene Geld bis zur Ab lieferung aufzubewahren war. .Sicher ist sicher', murmelte er und steckte das Bank- notenpäckchen und die Geldrollen zu sich. Dann verlieb er das Amt. Um zwei Uhr nachmittags klopfte es. »Herein!* rief Direktor Mayer. Ein kleiner, be weglicher, dunkelhaariger Herr betrat rasch bas Zimmer. .Erlaube mich vorzustellen, Assistent Fritz Brugger vom Postamt B., zur Aushilfe auf acht Tage hierher be fohlen.' Überrascht sprang Direktor Mayer in die Höhe. -Aber, was soll das heißen, Assistent Brugger meldete sich schon uni neun Uhr vormittags und hat bereits beim Anweisungsschalter von neun bis zwölf Dienst getan." .Wie?" fragte verständnislos Fritz Brugger. .Das ist nicht gut möglich. Vormittags war ich am Paketschalter des Postamts B." »Sie, aber der Assistent Brugger, Fritz Brugger, ein grober, blonder, schlanker Herr hat bei uns den Dienst an getreten.' .Es gibt in der ganzen Stadt keinen zweiten Post assistenten meines Namens', erwiderte Fritz Brugger. Direktor Mayer schlug nach. Es stimmte. Nun be fiel ihn eine plötzliche Unruhe.^» .Kommen Sie", sprach er und ging mit Fritz Brugger in den Schalterraum hinab. Der Anweisungs schalter war leer. Ein Diener sagte, der Herr Assistent wäre noch nicht gekommen. Man wartete bis drei Uhr. Vergebens! Einige Beamte hatten sich eingefunden. „Vielleicht ein Gaunerstreich', meinte einer der Herren. Direktor Mayer warf ihm einen wilden Blick zu. »Haben Herr Direktor die Legitimation gesehen?" .Nein', jammerte dieser ganz nervös, .ich habe sie nicht verlangt. Er trat so sicher, so selbstbewubt auf. Wer kann denn so etwas vermuten!' Man zuckte vielsagend die Achseln. „Machen Sie die Abrechnung und durchsuchen Sie die Kaffe", befahl endlich der Direktor. Der richtige Fritz Brugger lieb sich nieder, addierte und subtrahierte. „Die kleinen Auszahlungen abgerechnet, müßten 10 220 Kronen zehn Heller in der Kasse sein", berichtete er. Der Direktor sandte einen Diener in feine Kanzlei, um die Duplikatschlüssel zu holen. Man öffnete die Kassette. Aus einem Fache glänzte «in einsames Fünfkronenstück, aus einem anderen ein Zehn hellerstück. , . . ' Das war alles. " .Zehntausendzweihundert Kronen fehlen.* Nun war kein Zweifel mehr. Ganz vernichtet sank Direktor Mayer in einen Stuhl. Das brachte den blauen Bogen. Nun wurde die Polizei verständigt, die rasch zur Stelle war und sogleich eine fieberhafte Tätigkeit und eifrige Jagd nach dem groben, schlanken, blonden Herrn be gann . . . Am Abend dieses Tages bestieg auf dem Nordbahn hofe ein greiser, gebeugter Herr mit weißem Haar, weißem Barte und goldener Mille den Expreß. Als die Lichter der Stadt im Dunkel versanken, lieb er sich befriedigt in die weichen Polster fallen und entzündete behaglich eine Havanna . . . Ein kleiner Lichtstrahl erhellte am andern Morgen das Dunkel. Ein Beamter des Postamtes B. im zweiten Bezirk erinnerte sich ganz deutlich, daß, während der Herr Direktor Berger in den Schalterraum gekommen sei und Herrn Assistenten Brugger die Mitteilung 'machte, daß er aushilfs weise eine Woche beim Postamt F. Dienst tun müsse und am Nachmittag sich dort zu melden hätte, ein hoher, schlanker, blonder Herr, auf den die Beschreibung genau paßte, im Parteienraum anwesend gewesen wäre und offen bar diese Mitteilung vernommen und dann in unglaub lich frecher Weise das Gehörte sich zunutzen gemacht hätte. Damit hatte aber die Sache ihr Bewenden, denn die Bemühungen der Polizei waren nicht von dem geringsten Erfolg gekrönt. Der Franzose. Erzählung au« neuerer Zeit von M. Reinbold. <24. Fortsetzung). „Bitte, Mama, entschuldige mich jetzt. Ich muß zu meinem Manne. Klaus ist zurückgekehrt und heute Vormittag im Walde bei Klein-Friedingen blutend und bewußtlos aufgefunden. Bitte, laß mich gehen, der Wagen muß vor der Tür halten." „Es hält kein Wagen unten im Hofe; ich habe dem Kutscher befohlen, die Pferde im Stall zu lassen, uno auch Du wirst bleiben. Ich weiß, daß dieser Klaus Bertram, der längst nicht mehr Dein Gatte ist, den Rückweg endlich gefunden hat, um neue Schmach über seine Familie zu bringen; aber ich hoffe, das wird ihm unmöglich, für immer unmöglich gemacht werden." „Mama, ich muß zu ihm, er liebt mich heute noch, wie vor Jahren," schrie Margot gellend und zum Aeußersten entschlossen. „Hörst Du, ich muß zu ihm!" „Bist Du immer noch solch' verliebtes Gänschen, wie damals, wo Du mit ihm davonliefst?" lachte Frau Eleonore höhnisch. „Du mußt zu ihm, ha, ha! Warum denn? Weil er Dir gestern Liebeleien ins Ohr geflüstert hat, die Du Vertrauensselige für bare Münze genom men hast. Gestern hat er Dich geküßt, vorgestern hat er mit der Schwägerin dieser Liese, mit Frau Rose, also einer verheirateten Frau in einem Vergnügungs Lokal in der Stadt getanzt und zum Schluß noch eine Schlägerei angefangen, jo daß er verhaftet werden mußte." „Das ist nicht wahr, Mama," versetzte Margot, bleich bis in die Lippen. „Das hat mir mein Mann selbst geschrieben, der zur Polizei geladen war, um die Persönlichkeit seines Bruders festzustellen. Klaus Bertram wollte hier blei ben. Wahrscheinlich will er so viel Geld, wie möglich von uns herauspressen, und da hat er es meisterhaft verstanden, Dich, armes, dummes Ding, von Neuem zu umgarnen und zu betören. Du wirst doch dem Briefe Christoph's glauben? Da lies ihn." Margot's Augen flogen über die Zeilen. Nein, und wenn es dastand, das mußte sich anders verhal ten. Und in keinem Falle glaubte sie, daß Klaus nur in der Absicht, von der Familie Geld zu erpressen, zü- rückgekommen war, daß er nur darum sie aufgesucht und geküßt hatte. Das war nicht wahr; sie hatte seine Stimme gehört, in seine Augen geschaut, sie wußte, es konnte nicht sein. „Und wenn mein Gatte wirklich etwas begangen haben sollte, was mich nicht erfreute, jetzt, wo er auf den Tod verwundet darniederliegt, jetzt muß ich. zu ihm. Das ist meine Pflicht, und du darfst mich nicht zurück halten, Mama!" Sie wollte zur Tür eilen, aber Frau Eleonore vertrat ihr den Weg. „Keinen Schritt! Hast Du denn allen Deinen Stolz verloren, sollen die Dorfleute Dir nachblicken, wenn Du an das Bett eines Landstreichers eilst." Margot prallte zurück, das Wort „Landstreicher" hatte bis in die tiefste Seele sie verletzt. „Mutter, mäßige Deine Worte, rief sie. „Es gibt einen Gott im Himmel, zu richten über Gerechte und Ungerechte. Und wenn Klaus die Heimat so lange nicht wieder- gesehen hat, wer hat ihn denn aus der Heimat ver trieben? Du warst das, Mama, leugne es nicht, Du warst es. Und heute willst Du es ihm als eine unver zeihbare Tat anrechnen, daß er zurückgekehrt ist, weil er mich liebte? Mama, sieh nach Deinen Worten!" Frau Eleonore war bleich geworden, aber sie wich keinen Schritt von der Tür, aus der sie ihrer Tochter den Ausweg mit ihrer Person oersperrt hielt. „Ver drehe nicht die Dinge, Margot," rief sie erbittert. „Ich soll diesen Menschen aus der Heimat vertrieben haben? Er selbst hat es durch seine Handlungsweise so weit gebracht. Weißt Du nicht, daß er seinem Bruder Geld gestohlen hat, um Dich uns zu entführen?" „Klaus hatte ein Recht auf dies Geld," rief Mar got am ganzen Leibe zitternd, „es war sein Eigentum." „Es war nicht sein Eigentum, und sein Bruder hätte es ihm auch nie zu diesem Zweck ausgehändigt. Ver standen? Und wie trieb er es, als Du zu uns aus Lon don gekommen warst? Stand jein Name da nicht wie an den Pranger gejchlagen in allen Zeitungen des Jn- uud Auslandes? Warst Du da nicht jelbst, aus freien Stücken damit einverstanden, Eure Lebenswege wieder zu trennen? Und da wagst Du mir zu jagen, ich hätte ihn aus der Heimat getrieben?" „Ich war krank und wußte nicht, was ich tat. Ich war ein halbes Kind, das nur auf die schlimmen Aeußer- lichkeiten jah. Aber ich hätte bedenken fallen, daß es damit nicht besser wurde, daß ich ihn sich selbst überließ. Heute, wo ich ihn wiedergejehen habe, wo ich von ihm jelbst gehört, daß er immer nur mich geliebt, mich nie vergessen hat, da weiß ich, was ich hätte tun müssen. Aber zum zweiten Male will ich meiner Pflicht nicht untreu werden, jetzt gehe ich zu ihm und bleibe bei ihm bis zum letzten Atemzuge, wenn es denn jo sein soll, mag die Welt darüber reden, was sie will." Die kaltherzige Frau war jetzt ganz beruhigt; Klaus hatte also Margot nichts davon bisher erzählt, wie sie, die Mutter, im Namen, aber ohne Wissen ihrer Tochter ihm geschrieben, jene wünsche die Trennung. Damit hatte sie noch gewonnenes Spiel, denn jo lange dies Niemand weiter wußte, galt das, was ne vorhin ge jagt. „Sie wird nichts zu reden haben, denn Du bleibst. Ich habe Deinen Wünschen nachgegeben und auf Deine Heirat mit dem Baron Landen verzichtet; Du weißt, daß Du mir damals Dankbarkeit gelobtest. Und Du wirst dies halten. Du sollst nach meiner Erkenntnis, daß es für Dich das Beste ist, in diejenigen Kreise zu rück, in der wir jo lange gelebt haben. Dann ist nach meinem Tode für immer Dein Los jicher gestellt. Des halb war ich von vornherein gegen dieje törichte Lie belei mit diesem Klaus Bertram, und ich bleibe in die ser meiner Gegnerschaft fest." Margot atmete tief auf, sie mußte die Qual, die ihr der Mutter Aeußerungen verursacht hatten, hin- unterringcn. Dann aber erhob sie mutig das anmutige Haupt und jagte fest: „Mama, rch muß gehen, auch Du wirst mich nicht halten. Und hast Du," jie dämpfte ihre Stimme zum leijesten Geflüster, „den Tod ohne Rührung an das Bett eines Mannes treten jehen, der Dich lieb hatte, ich kann das nicht. Mama, zwinge mich nicht zum Aeußersten, laß mich gehen." Das Antlitz der unbeugsamen Frau wurde bei diejen letzten Worten ihrer Tochter, die sie wie Dolch stiche trafen, aschgrau. „Was wagst Du da, Margot? Weißt Du nicht, was den Kindern gegenüber den Eltern ziemt? Hüte Dich, sage ich Dir, hüte Dich, Du miß ratene Tochter, der Du die Mutter schmähst, die nur an Dich allein gedacht hat in all' ihrem Tun." „So verzeih uns Beiden Gott!" Wie ein Hauch klang es noch an das Ohr der Mutter, dann war Margot in ein Nebengemach geeilt, von dem erne Tür auf einen Balkon führte, der einen Sonder-Ausgang noch besaß. Bevor Krau Eleonore sich Alles recht klar machen konnte, war die junge Frau unten im Garten, sic winkte Liese, die noch immer wartend da stand, und sagte ihr kurz: „Wir gehen zu Kuß; vielen Dank, daß Du gewartet hast." Und die junge elegante Dame und das Bauern-