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den Bosporus wird die Kreisfläche mit einem Durchs messet von sect)S Meilen, die ihren Mitt lpunkt in der Linie Kum Kalessi- Sedil—Bahr, beziehungsweise Anadoli Feuer und Rumeli—Feuer hat, als absolute Verbvtzone erklärt Die Note bezeichnet noch andere verbotene Zonen und erklärt, daß -remden Kriegs schiffen bei Tag und bei Nacht die Einfahrt in die ver botenen Zonen formell untersagt wird. * * * Eine eigenartige Geschichte von der Entküh- rung eines Unterseebootes wird gewiß noch zu lebhaften Ausführungen Anlaß geben. Was über diesen Unterseebootsausflug bis letzt bekannt ist, sei im Nachstehenden wiedergegeben: Rom, 4. Oktober. Nach der „Agenzia Stefani" teilte die Firma Fiat in Spezia dem Ehefkomman- danten mit, daß ein Unterseeboot, welches im Auftrage eurer fremden Macht auf der Werft der Firma vollen det werden sollte, wegen des Kriegsausbruches aber nicht abgenvmmen werden konnte, gestern plötzlich mit unbekannter Bestimmung abgefahren ist. Das Unter seeboot soll vollständig unbewaffnet sein und unter dem Kommando eines Angestellten der Firma stehen. Die Direktoren versichern, ihre Zustimmung zu der Abfahrt nicht gegeben zu haben. Der Marineminister hat eine strenge Untersuchung angeordnet und Anwei sung gegeben, nach dem Unterseeboot zu suchen. Rom, 6. Oktober. Die Blätter melden, daß der Angestellte des Hauses Fiat-San Giorgio, der plötzlich mit dem Unterseeboote abgefahren ist, Angelo Belloni heißt und Rejerveleutnant der Marine ist. Wie die „Tribuna" mitteilt, wird Belloni vor ein Kriegs gericht gestellt werden, unbeschadet der strengen Be stimmungen des Strafgesetzbuches iiber die Neutrali- tätspjtichten, welche eine Mindeststrafe von 16 Jahren Gefängnis und den Verlust der Rechte eines italieni schen Bürgers vorsehen. Ingenieur Laursncio, tech nischer Direktor der Firma Fiat, hat erklärt, daß scim Firma den Schritt Bellonis in keiner Weise billige. Dieser hat in einem Briefe die Firma ge beten, jedes Urteil über seinen Schritt zu vertagen bis zur Ankunft seines Briefes, den er in den ersten Häsen, welche er berühren wird, aufgeben werde. Bis dahin bittet er, ihn nicht etwa als verrückt ansehen zu wollen, auch nicht annehmen zu wollen, daß er im Einvernehmen mit der Besatzung handele, die von nichts wisse, oder mit irgend einer Privatperson oder Behörde im In- oder Auslande. Das Geschwader hat Befehl erhalten, sorgfältig nach dem Unterseeboot zu juchen. Nach Gerüchten, welche das „Giornale d'Ita- lia" und die „Tribuna" verzeichnen, soll das Boot Kurs nach Bastia genommen haben, noch jetzt die „Tri bnna" hinzu, man glaubt, daß das Boot wo anders hingehe. Rom, 6. Oktober. „Messaggero" meldet aus Spezia: Die Schiffswerft Muggiano hat in der ver gangenen Nacht eine Depesche aus Bastia (Cornea» von dem Ingenieur Rvnchi erhalten, der sich an Bord des verschwundenen Unterseebootes befand und nm die Erlaubnis bittet, zurückkehren zu dürfen. Die Werst forderte Ronchi telegraphisch auf, der Besatzung die Weisung zu erteilen, dem Führer des Unterseebootes Belloni, nicht zu gehorchen und mit dem Unterseeboot aus die Ankunft eines italienischen Torpedoboot's zu warten, welches das Unterseeboot zurückholen w'rde. * * * Eine Trauermeldung für uns kommt aus dem Osten unseres Landes. Dort ist einer unserer besten Flieger samt Begleiter abgestürzt: Posen, 6. Oktober. Gestern stürzte bei Janowitz der erst kürzlich zum Leutnant beförderte Pilotenchef Stiefvater und sein Begleitoffizier Pappe ab. Beide waren sofort tot. Stiefvater hatte bereits für seine Verdienste das Eiserne Kreuz bekommen. Stiefvater war einer der bedeutendsten deutschen Flieger, der schon in den ersten Jahren der deutschen Fliegerei das Pilotenexamen machte. In der letzten Zeit war er Chef der Flugwerke de» Prinzen Friedrich SiegeSmund von Preußen. Oertlitze und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 7. Oktober. Die amtliche Verlust liste Nr. 25 umfast 64 Seiten und führt au» dem Amt»- gerichtSbezirke Eibenstock 24 Mann al» verwundet resp. »er- mißt auf. Darunter au» Eibenstock: Gläß, Emil Max, Reservist, verwundet, Staab, Ernst Han», Reservist, schwer verwundet, Meichsner, Karl Willy, Reservist, verwundet, Oeser, Gustav Hermann, Gefr. der Reserve, leicht ver wundet, Bein, sämtlick vom 9. Inf.-Rat. Nr. 133. Leh mann, Walther, Eins.Frei«. Unteroffizier, verwundet, vom 11. Jnf.-Rgt. Nr. 177. Au» Schönheide: B«yreu- lher, Karl Richard, Reservist, verwundet, vom 7. Jnf. Rgt. Nr. 106, Fuch», Albin Friedrich, Reservist, schwer verwundet, rechter Arm, Fuch'», Albin Rudolf, Reservist, verwundet, Schwalbe, Georg. Gefreiter der Reserve, leicht verwundet, rechte» Bein, vom 9. Zwf.-Rgt. Nr. 133. Müh« lig, Paul, Soldat, vermißt, AuerSwald, Karl Ru dolf, Soldat, leicht verwundet, Leistner, Karl, Unteroffi zier, vermißt, vom 10. Jnf.-Rgt Nr. 134. Fuch», Heinrich, Soldat, verwundet, vom Jnf.-Rgt. Nr. 139. Hoffmann, Erich, Reservist, verwundet, vom 12. Jnf.-Rgt. Nr. 177 und Reinhardt, Max, Soldat, leicht verwundet, Kopf, vom 14. Jnf.-Rgt. Nr. 179. Au» Schönheiderhammer: Günnel, Gustav Kurt, Reservist, leicht verwundet, rechte» Bein, vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, Hahn, Max Alfred, Sol- dat, leicht verwundet, vom 11. Jnf.-Rgt. Nr. 139. Au» Neuheide: Prei», Walther, Reservist, verwundet, vom 11. Jnf.-Rgt. Nr. 139. Au« CarlSfeld: Nehring, Max, Gefreiter, leicht verwundet, vom 10. Jnf.-Rgt. Nr. 134. Au« Sosa: Hahn, Richard Ewald, Soldat, verwundet, Baumann. Ernst Oswald, Reservist, vermißt, vom 7. Jnf.- Rgt. Nr. 106, Vogel, S»org, Soldat, schwer verwundet, vom 8. Jnf.-Rgt. Nr. 107. »u« Hund»hüb«l: G löck- ner, Kurt, Soldat, leicht verwundet, linker Arm, vom 8. Jnf.-Rgt. Nr. 107, Seidel, Max Bruno, Soldat, Tambour, leicht verwundet, vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133. — Die Liste Nr. 2 6 verzeichnet folgende Namen,und zwar au« Eiben stock: Lein, Ernst Felix, Soldat vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 1S3, vermißt, Siegel, Karl Georg, Gefreiter der Res. vom 15. Jnf.-Rgt. Nr. 181, leicht verwundet, Mothe«, Hugo, Gefreiter vom Res-Feldart Rgt. Nr. 24, leicht verwundet, linker Unterarm, Staab, Gottfried, Kanonier, verwundet, rechte« Bein und Herold, Max Alfred, Fahrer, leicht ver wundet, rechte« Bein, beide vom 3. F«ldart.-Rgt. Nr. 32, Christoph, Fritz Ewald, Fahrer vom 7. Feldart.-Rgt. Nr. 77, leicht verwundet, Kopf; au« Schönheide: Siegel, Max Walther, Soldat vom 9 Jnf.-Rgt. Nr. 133, schwer verwundet, Arm; au« Schönheiderhammer: Mit« tenzwei, Kurt Willy, Soldat vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, leicht verwundet, Kopf; au« Sosa: Geyer, Richard Her mann, Jäger vom 2. Jägerbat. Nr. 13, leicht verwundet, linke Schulter. Leider fehlt bei einer großen Anzahl Namen in beiden Listen wiederum die Ortsangabe, sodaß nicht festzu stellen ist, ob darunter noch Kämpfer au« unserem AmtSge- richt-brzirke sich befinden. — Dresden, 6. Oktober. Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Max, Herzog zu Sachsen, der zurzeit Feldgeist licher bei der 23. Infanteriedivision ist, ist von Sr. Majestät dem Kaiser da« Ei serne Kreuz 2. Klaffe und von Sr. Majestät dem Kö nige da« Ritter kreuz 1. Klasse de« Albrecht-orden« mitSchwertern verlie hen worden. — Dre»d «n, 6 Oktober. Zwei Dresdner Liebe-ga- benzüge werden in dieser Woche nach den Kriegsschauplätzen abgehen, und zwar der eine am Donnerstag nach dem Elsaß und der andere am Freilag nach dem Osten Außer den Liebesgaben der KriegSorganisation Dresdner Vereine werden auch Privatpakete an Heeresangehörige mitbefördert. Nähere« wird noch bestimmt. — Dresden, 6. Oktober. Der Landesaurschuß der Vereine vom Roten Kreuz wünscht Woll waren für di« Truppen zu kaufen, insbesondere Strümpfe, Leibbin den, Pulswärmer, Unterhosen, Strickwesten, Unterhemden. Angebote mit Mustern werden erbeten nach Dresden, Zinzen« dorfstraße 17, 1. — Dresden, 6. Oktober. Der Rat der Stadt Dres den hat beschlossen, nochmal» eine Million für die laufenden Unterstützungen der Familien von Kriegsteil nehmern zu bewilligen. — L «ipztg, 5. Oktober. DieBuchgewerbeauS- stell ung in Leipzig hat jetzt, wo es ihrem Schluff« zugeht, sich eines gesteigerten Besuche» zu erfreuen. Nicht unwesent lich hat dazu beigetragen, daß die AuSstellungSleitung, den Zeitverhältniffen gemäß, den Eintrittspreis auf über die Hälfte herabsetzte und daß auch die Wirte und Unternehmer ihre Speise- und Getränkepreise wesentlich ermäßigten. Al« end gültiger S ch lu ß t e r min ist der Abend d»S 18.Oktober festgesetzt worden. Der große nationale Gedenktag, der Tag der Einweihung des Völkerschlachtdenkmal», wird somit der letzte Tag der Bugra sein; am Abend diese» Tage» wird sie für immer ihre Hallen schließen. — Zittau, 5. Oktober. Als Liebesgabe für die Zittauer Truppen im Felde hat der hiesige Schul knabe Erich Fuch», der Sohn eine» armen Druckereiarbeiter», den ganzen Inhalt seiner Sparbüchse geopfert. Erfreut über diese Tat stiftete da» Osfizierkorp« der hiesigen Garnison dem wackeren Jungen ein Sparkaffen buch mit an sehnlicher Einlage. Auch erhielt er warme Winterkleidung und einen Soldatenhelm zur Belohnung. Er mußte zu die sem Zwecke in die Mandaukaserne kommen, wo ihm Haupt mann v BreSciu» im Namen des OffizierkorpS die Stiftung bekannt gab und öffentlich für seine Tat Lob aussprach. — Zwickau, 6. Oktober. Der hiesige Rat ist einem Gutachten deS vereinigten Rechts- und Wahlausschusses bet- getreten, einen Antrag auf H in a u S s ch ie dun g der Stadt- verordnetenwahl 1914 abzulehnen und der SlaatSregi-rung zu erklären, daß die Stadt Zwickau eine Hinausschiebung der diesjährigen Stadtverordnetenwahl nicht beantragt. Di« Stadtverordneten haben noch ihrerseits Be schluß zufaffm. — Ein angesehener Bürger unserer Stadt, SanitätSrat Dr. Otto Klopfer, Ritter 1. Kl. des Al- brechtSorden», ist gestern gestorben. Vor einigen Jahren fei erte er das 50 jährige Doktorjubiläum und übte er noch seine Praxis aus. Er war jahrzehnielang auch al« Lehrer der hie sigen Bergschule und als Knappschaftsarzt tätig. — Annaberg, 5. Oktober. Ein dreister Diebstahl wurde am Sonnabend in den zeitigen Abendstunden vor ei nem GeschäftSladen an der belebten Buchholzer Straße auS- geführt. Dort wurde ein neben dem Ladeneingange hängen der Schaukasten, in dem 5 Herren- und 3 Damenuhren, 2 Damen- und 4 Herren-Uhrbänder ausgestellt waren, mitsamt dem Inhalte gestohlen. Von dem Diebe fehlt jede Spur. — Wohltätigkeit«-Marken de- Roten Kreu ze« im Königreiche Sachsen. Wie bekannt, bat der LandeSauSschuß der Vereine vom Roten Kreuz im Königreiche Sachsen zehn verschiedene Wohltätigkeits-Marken herausgegeben. Der Preis einer Marke ist 2 Pf., ein gewiß sehr geringer Preis, aber welch «norme Summen können dem edlen Zwecke zugeführt werden, wenn ein jeder in unserem Vaterlande seine Briefe und Umschäge mit einer solchen Marke versieht. Kein Brief, keine Postkarte sollte an unsere tapfer« Soldaten ohne »ine solche Mark« in'S Feld hinausgehen, jede Firma, jeder Geschäftsmann sollte seine Briefe, Rechnungen usw. mit einer WohltätigkeitSmarke versehen; eine Ausgabe von 2 Pf. kann nirgend« in« Gewicht fallen und doch hilft damit ein jeder dem .Roten Kreuz' Mittel für seine Zweck» zur Ver fügung zu stellen; beachte die« ein jeder! E« ist hier allen Gelegenheit gegeben, mitzuwirken; Damen und Herren aller Kreise, auch Vereine sollten diese Wohltätigkeit«marken in Freunde«- und Bekanntenkreise weiter abgeben, damit solch« recht verbreitet werden und in all» Hände kommen. Di» Marken sind in den meisten Papiergeschäften zu haben, an dernfalls wende man sich an die Sächsische Verlagsanstalt G. m. b. H., DreSden-A. 19, Carlowitzstraße 29, welchrr vom LandeSauSschuß der Vereine vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen der Hauptvertrieb dieser Marken übertragen wordrn ist. Gegen Einsendung von 2 M. oder 20 M. werden 100, bezw. 1000 Marken sofort portofrei zugeschickt. Aas großer Zeit — Wr große Zeit. lNochdrx« 7. Oktober 1870. Am 7. Oktober machte Bazaine den letzten und nächst Noijseville bedeutendsten Ausfall aus Metz; es war der letzte Verzweiflungsakt vor dem Ende, dem Fall der großen Festung. Die Absicht, die dem Ausfill zugrunde lag, eine größere Fouragierung zu bewerk stelligen, ward durch die deutschen Truppen vollstän dig vereitelt. Der Landwehr gebührt die Ehre des Tages, sie war es, die den französischen Angriff auf hielt, die den Feind, nachdem es ihm anfangs wirklich gelungen, mehrere Dörfer zu nehmen und sich in eini gen Positionen festzusetzen, aus diesen mit unwidersteh lichem Bajonettangriff wieder hinausfegte. Im Kampfe waren die Divisionen Kummer und Truppen vom 3. und 10. Korps. Deutscherseits betrugen die Verluste des Tages 65 Offiziere und 1665 Mann. Seitens der Franzosen ist an diesem Tage mit großer Hartnäckig keit gekämpft worden und dauerte das Gefecht bis tief in die Nacht hinein. Feldpostbrief. Nachstehend wieder ein uns von einem Eiben stocker Herrn zur Verfügung gestellter Feldpostbrief: Kirchen, 22. September 1914. Mein lieber Freund! Für Ihren l. Brief herzlichen Dank! Mir geht es se leidlich, meine Wunde im Rücken ist bereits o.us- geheilt die Heilung der Schußwunde im Bein geht lang sam aber sicher von statten. Daß ich wieder lausen kann wie früher, daran zweifle ich sehr. Der Arzt meinte heute bei seinem Morgenbesuch: „Wenn das Bein ein wenig anders gelegen hätte!" Die Ertennt- nis dessen ist gewiß nicht angenehm, aber der Ge danke, für eine große, heilige Sache gekämpft zu ha ben, wird mir sicherlich Kraft verleihen, darüber hin weg zu kommen. Im Uebrigen bin ich mit meinem Los zufrieden. Daß die Verpflegung hier eine ausgezeichnete ist, sagte ich Ihnen schon in meinem letzten Briefe. Zudem war meine Braut zwei Tage und meine Mutter ebenso lange hier, die Freude des Wiedersehens können Sie sich denken! Langeweile habe ich bisher nicht gehabt. Heute will ich mir die Zeit damit vertreiben, Ihnen einiges über meine Feuertaufe zu berichten. In der Weltgeschichte schreibt man den 23. Aug. 1914. Es ist Uhr vormittags. In dem Biwack, das abends vorher um 11 Uhr bezogen wurde, wirds lebendig. Kommandos ertönen: „An die Gewehre." „Stillgestanden." „Das Gewehr über." „Ohne Tritt — marsch." „Marschordnung." —, die riesigen Ko lonnen setzen sich in Bewegung. Der Himmel im Osten ist blutigrot. Ein leiser feiner Rieselregen setzt ein. Die Kameraden lassen die Köpfe hängen, kein fröh liches Marjchlied ertönt. Der Regen ist ein böser Feind des Soldaten, er vermag es, ihm viel von der guten Laune zu nehmen. Schweigend werden die ersten 10 Kilometer zurückgelegt. Das „Halt" wird von allen freudig begrüßt. Und siehe da, es hört auf zu regnen, alle schauen dankbar gen Himmel, die Sonne bricht sich siegreich Bahn, und bald haben wir wieder das schöne Wetter, wie an den vorausgegangenen Tagen. Es geht weiter, über der Kompagnie lagert ein Nebel dunst, die naßgewordenen Uniformstücke fangen an zu trocknen. Die Gestalten scheinen unter der wärmenden Sonne zu wachsen, einer stimmt ein Lied an, die näch sten fallen ein und bald braust's mächtig übers Feld: „O Deutschland hoch in Ehren". Aus der linken Seite der Straße geht's lebhaft zu, an dem Hin- und Her- reitcn der Ordonnanzen erkenne .'ch, daß vorn etwas im Gange ist. Und richtig, kurz darauf wird uns mit geteilt, daß die Spitze der Division auf starke feind liche Kräfte gestoßen ist. Die Artillerie wird vorge zogen. Im sausenden Galopp zeht's die Anhöhe hin an, dann über Stoppelfelder in die ausgesuchte Feuer stellung. Der Bruchteil einer Minute vergeht und schon kracht der erste Schuß, verderbenbringend in die Rei hen der Feinde einschlagend. Und nun heult und zischt es nur so! Schuß auf Schuß. Die Infanterie rückt ebenfalls vor, der dritte Zug meiner Kompagnie, wobei auch ich, bleibt zur Bedeckung der Artillerie zu rück. Wir kommen auf der Anhöhe zu liegen, etwa 500 Meter von der Artillerie entfernt. Dort schlagen zahlreich die feindlichen Granaten ein. Uns scheinen die Herren Franzosen garnicht bemerkt zu haben, denn wir bekommen fast gar kein Feuer, nur hin und wieder verirrr sich eine Granate zu uns, um dann einige 100 Meter weiter zu platzen. Es ist Mittag geworden, der Magen fängt an zu knurren. Aber das ist nicht schlimm, er hat schon gelernt, sich in Geduld zu fassen. Der Ar tilleriekampf nimmt seinen Fortgang, wir liegen stun denlang auf demselben Fleck, ohne einen Schuß tun zu können. Die meisten Kameraden liegen lang und schlafen den süßen Schlaf des Gerechten. Obwohl auch totmüde, denke ich an keine Ruhe, das vor mir liegende Schlachtfeld fesselt mich zu sehr. Die Vorgänge im Tal und auf der gegenüberliegenden Anhöhe kann ich sehr gut beobachten. Die Tagesbeleuchtung ist aus gezeichnet. Feindliche Infanterie, vortrefflich einge- graben, beschießt unausgesetzt unsere im Tal langsam vorgehendc Infanterie. Die Braven lassen sich nicht einschüchtern, immer gehts vorwärts.. Der Feind scheint schreckliche Verluste zu haben, denn andauernd kommen aus dem auf der Anhöhe gelegenen Dorf das schon an allen Ecken lichterloh brennt, Verstär kungen hervorgestürmt, um dann im Schützengraben zu verschwinden. Die Sonne geht schon zur Neige, bald muß die Entscheidung kommen. Unsere Ar tillerie schießt lebhafter, wohingegen das feindliche Feuer langsamer und langsamer wird, und schließlich ganz verstummt. Die Schwarzkragen haben wieder mal ganze Arbeit gemacht. Der Lärm im Tal wird größer. Da Bedeckung jetzt überflüssig, gehen auch wir m Laufschritt vor. Zehn Minuten später und wir ino mitten im dichten Kampfgetümmel. Ein Höllen- ärm ist um mich her, die Geschosse hageln förmlich aus der Luft. Ein Glück ist's, daß die meisten zu; hoch gehen, was wäre wohl sonst aus uns geworden? Selt same Empfindungen durchdringen mich. Was bringt