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lichen Posten. Es entspann sich ein blutiges Hand gemenge, wobei die Serben 30 Lote und niete Ver wundete zurückließen. Die Verluste auf unserer Seite betragen nur einen Toten und drei Verwundete. Nach dem die Detachements, die sich durchweg aus Leuten zujammensetzten, die sich freiwillig gemeldet hatten, mehrere Telephondrähte des Feindes zerschnitten und mit ziemlichem Erfolg Sprengungen von Brücken und Stegen vorgenommen hatten, kehrten sie in ihr Lager zurück, wo sie mit Jubel empfangen wurden. Es ist zu bemerken, daß sich in den Reihen dieser helden mütigen Leute viele befanden, deren Muttersprache serbisch ist. Rege Folgsamkeit verdient nachstehender Aufruf, und wir bitten unsere Leser, ihm ganz besondere Be achtung zu schenken: Berlin, 11. August. Die Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen erläßt folgenden Aufruf: „Ein gewaltiger Krieg ist über Deutschland hereingebrochen. Tausende von dentschen Männern bieten dem Feinde ihr Bestes dar. viele von ihnen werden nicht zurückkehren. Unsere Pflicht ist es, für die Hinterbliebenen der Tapferen zu sorgen. Der Staat hat die hohe Aufgabe, hier zu helfen, aber er kann es nicht allein. Deutsche Männer, deutsche Frauen gebt, gebt schnell. Auch sie kleinste Habe ist willkommen. Das Bureau befindet sich Berlin 40, Alsenstraße 11." Air kleineren Nachrichten möchten wir noch die folgenden verzeichnen: Hamburg, l 1. August. Ein 72jähriger Veteran, der Trompeter Voigt, der bereits die Feldzüge H4, 66, 70/71, im ganzen 30 Schlachten mitgemacht hat, wurde auf seinen Wunsch bei der 1. Ersatzbatterie oes 45. Feldartillerie-Regiments wieder eingestellt. Aachen, 9. August. Auf einem Nebenweg im Aachener Walde ist ein mit Militäreffekten und Zivil fachen beladener Wagen beschlagnahmt worden, dessen Begleiter außer dem festgenommenen Kutscher flüch teten. Ueber die Herkunft des Wagens gelang es bis her nichts Näheres zu ermitteln. Schneidemühl, 11. August. Am Sonnrag wurde auf dem hiesigen Gürcrbahnhof, in mehreren Kisten verpackt, ein französisches Flugzeug beschlagnahmt, das für Rußland bestimmt war. Die beschlagnahmten Kisten wurden nach Po sen gebracht. Budapest, 9. August. Die serbischen Schiffe „Samadia Deligrad" und „Kraina", die große Weizen- und Kohlenladungen mit sich führten, wurden bei Mol- dowa auf der Donau von ungarischen Gendarmen und Wachleuten mit Beschlag belegt. Und dann noch einige Momentbilder, die die gegen wärtige Situation kennzeichnen: Braunschweig, 9. August. Wie der „Braun schweig. Landeszeitung" von einem Beamten der Deut schen Bank in Brüssel, der jetzt in Braunschweig äuge kommen ist, mitgeleilt wird, ist es vor einigen Tagen in der Brüsseler Deputiertenkammer zu erreglen Aus einandersetzungen gekommen, weil die belgische Regie rung es unterlassen habe, die von thr bei Krupp be stellten und seit geraumer Zeit fertiggestellten Kanonen abzunehmen, obgleich sie den Betrag dafür in Höhe von 200 Millionen Franken längst bezahlt habe. Die Abnahme der schweren Festungsgeschütze sei wegen der außerordentlichen Transportschwierigkeiten unter blieben, die den Bau besonderer Wagen und die Ver änderung der Eisenbahngleise erfordert hätte. Es ist selbstverständlich ausgeschlossen, daß die Belgier jetzt in den Besitz ihrer Kanonen gelangen. In der „Allensteiner Zeitung" berichtet ein Augen zeuge von einem „Gefecht", das drei deutsche Infan teristen mit fünfzig russischen Kavalleristen gehabt haben. Es heißt dort: Vormittags um Uhr erscholl in Prostken plötz lich der Ruf: „Alles flüchten, der Feind kommt!" Eine Panik bemächtigte sich der Bevölkerung. Unser Gewährsmann hielt es jedoch für richtig, iich zunächst den Feind mal anzusehen. Er ging zur Grenze und sah auch tatsächlich, wie eine Abteilung von etwa 50 Kavalleristen wie rasend heranstürmte; sie waren noch etwa 800 Meter entfernt. Da krachte plötzlich ein Schuß, gleich darauf ein zweiter, dritter und vierter. Beim vierten Schuß fiel der russische Offizier, der die Patrouille führte, tot vom Pferde. Der nächste Schuß warf einen russischen Gefreiten tot in den Land. Als der siebente Schuß fiel, machte die ganze Heldcnschar kehrt und flüchtete eiligst. Und wer waren die Sieger? Drei deutsche Infanteristen, die in einem Kartoffel- felde lagen und deren Feuer ausgereicht hatte, um 50 russische Kavalleristen wie die Hasen vor sich herzu- jagen. * * In geradezu bestialischer Weise gehen die Belgier gegen alles was Deutsch ist vor. Hier inag nur eine kurze Meldung folgen, einen längeren Bericht behal ten wir uns vor: Düsseldorf, 12. Aug. Der Brüsseler Vertreter deS W. T B., der Sonnabend nacht mit etwa 1000 Deutschen Brüssel verließ, konnte feststellen, daß der Fall von Lüttich um diese Zeit in Belgien noch nicht bekannt gegeben worden war. Durch Umfragen bei den Deutschen hat er festgestellt, daß die belgische Bevölkerung noch bestialischer gehaust haben muß, als man zunächst angenommen hat. Es klingt fast ironisch, daß der belgische Justizminister am Freitag ein Ko mitee eingesetzt Hot, welche- Material gegen die deutschen Truppen sammeln soll. Unter den wegen Spionage verhaf teten Deutschen befindet sich ein Prinz von Croy mit seinen beiden Chauffeuren. Der Hotelbesitzer Weber in Antwerpen ist vom Pöbel ermordet worden. Außerdem ist man über da» Schicksal einiger bekannter Deutscher in Brüssel beun ruhigt. Oertliche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 12. August Die selten» de» Verbän de» der OrtSauSschüfle für Jugendpflege im Bezirke de» Amtsgericht» Eibenstock für den 16. August in Aussicht genommene Veranstaltung findet infolge der kriege rischen Verhältnisse nicht statt. — Eibenstock, 12. August. Von Herrn Pfarrer Starke wird uns miigetrilt, daß er behufs ArbeitS- vermittelung in Chemmy und Plauen angefragt. Von Chemnitz ist darauf leider di» Antwort eingetroffen, daß dort ein Ueberschuß an Arbeitskräften vorhanden sei. AuS Plauen ist eine Antwort noch nicht eingetroffen, st« dürfte aber ver- mutlich in demselben Sinne wie die Chemnitzer au»fallen. Es sollen indessen noch weitere Schritte zur Vermittelung von Arbeitsgelegenheit getan werden. — Eibenstock, 12. August. Die KriegSzeit hat die vaterländischen Dichter und Dichterinnen wie Pilze au» der Erde schießen lassen, und alle bestürmen nun die Redaktionen um Aufnahme dieser Arbeiten. In fried lichen Zeiten würden diese zwar eine schärfere Kritik finden müssen, da den meisten Gedichten an poetischer Schönheit ab geht, wa» ste an vaterländischer Gesinnung wertvoll macht. Von diesen Erwägungen heraus mögen auch unsere Leser die Ge dichte betrachten, die uns von patriotischen Gelegenheit-dichter» überreicht werden. — Dresden, 9. August. Im sächsischen Heere giebt eS kein Zarenregiment mehr. Da» Feld.-Art.-Reg. Nr. 28 in Bautzen war vor einiger Zeit vom König Fried rich August dem Kaiser Nikolaus verliehen worden und e» trug seitdem auf den Achselklappen die Anfangsbuchstaben seine- Kaiserlichen Chefs. Seit dem Wortbruch des Zaren sind diese Buchstaben von den Achselklappen verschwunden man steht nur noch die Zahl 28 darauf. — Dresden, 8. August. Die neunköpfige Familie Waibel in Hinterhain Vgtl. ist an Pilzvergiftung er krankt. Die siebzehnjährige Tochter ist bereit» gestorben: an dem Aufkommen de» Vater» wird gezweifelt. — Dresden, 11. August. Infolge der politischen Verhältnisse wird der von der Zentralstelle für WohnungS- fürsorge im Königreich Sachsen (Dresden-A., Schießgasse 24) bereits für Ende September diese» JahreS angekündigte Kongreß über Wohnungsaufsicht und Woh- nungSpflege bi» auf weiteres verschoben. — Leipzig, 10. August. Die Leipziger Buchge werbe-Ausstellung wird im Herbst ihre Pforten schließen: damit wird ein riesiges Terrain mit zahlreichen großen Gebäuden frei, die der Spitzhacke verfallen würden, die aber für Kriegszwecke Verwendung finden können. DaS Direktorium der Ausstellung hat sich schon be reit erklärt, einen Teil der Hallen zu Lazareltzwecken zur Ver fügung zu stellen. Ein Leipziger Arzt macht nunmehr den Vorschlag, in Anbetracht der durch die zu erwartenden Ver wundeten, Kranken und Gefangenen besonder» von Rußland her drohenden Gefahr der Einschleppung schwerer ansteckender Krankheiten die .Bugra" zu einer großen Beobachlungs- und Behandlungsstatton für alle Jnfektionsverdächtigen und Jn- fektionskranken herzuiichten. Leipzig, 10. August. Das .apide Anschwel len der Lebensmittelpreise in Leipzig in den ersten Tagen der Mobilmachung hatte den kommandierenden General veranlaßt, eine Warnung an die Händler mit Lebensmitteln zu richten and für wuche rische Preissteigerungen Bestrafung in Aussicht zu stellen. Jetzt hat die Kreishauptmannschaft Leipzig für ihren ganzen Verwaltungsbezirk die Höchstpreise einheitlich festgesetzt. Diese betragen für das Pfund Weizenmehl 25 Pfg., Roggenmehl 22 Pfg., Brot 15 Pfg., Salz 12 Pfg., Würfelzucker 15 Pfg., Gries 30 Pfg., Rns je nach Qualität 20— 45 Pfg., für das Liter Vollmilch darf nicht mehr als 22 Pfg., kür den Zentner Speisekartoffeln nicht mehr als 4.50 Mk. ge fordert werden. Beim Einzelverkauf von .Kartoffeln soll jedoch ein Preis bis 8 Pfg. sür das Pfund ver langt werden dürfen. Die Höchstpreise müssen durch einen von außen sichtbaren Anschlag am Verkaufslokal zur Kenntnis des Publikums gebracht werden. Die Ueberschreitung der Höchstpreise wird mit hohen Geld- oder Freiheitsstrafen geahndet. — Leipzig, 11. August. An Stelle der zur Fahne berufenen Straßenbahnschaffner stellt nunmehr die Große LetpzigerSlraß en bahn deren Ehefrauen als Schaff- nerinnen ein. Dieselbe Maßnahme hat bekanntlich auch die Große Berliner Straßenbahn getroffen. Für un« Deut sche wird es zunächst allerdings ein ungewohnter Anblick sein; aber man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, daß z. B. in Südamerika derartige Posten allgemein mit weiblichen Personen besetzt sind. — Grimma, 10. August. In einer gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien wurde einstimmig beschlossen, den städtischen Arbeitern, die zu den Fahnen einderufen worden sind, auf die erste Woche den Ge halt voll auszuzahlen, den Frauen derselben 40°/, de» Lohne- zu gewähren, und wenn Kinder oder unterstütz ung-berechtigte Angehörige vorhanden sind, bi» zu '/, de» Lohneinkommens auszuzahlen. Bei der Unterstützung der an deren Familien wird der für Grimma geltende ortsübliche Tagelohn von 3,25 M. zugrunde gelegt und der Frau 30 Proz., jedem Kinde 10 Proz. bis höchsten- 60 Proz. diese» TagelohnS bewilligt. Eine Frau allein bekommt danach pro Tag 97,5 Pf , eine Frau mit einem Kind 1,30 M., mit zwei Kindern 1,62 M. und mit drei Kindern 1,95 M. Außerdem wird noch eine private Unterstützung organisiert. — Schönau bei Chemnitz, 11 August. Der Gemein derat beschloß in seiner gestrigen außerordentlichen Sitzung die Bereitstellung von 20000 M. zur Unterstützung hilfsbedürftiger Familien und die Ueberweisung von 300 M. an da« König!, sächs. Kriegsministerium zur freien Verfügung für die im Felde stehenden Krieger. Mit der Ausführung von NotstandSorbeiten wird sich der Gemeinderat in einer für nächste Woche anzuberaumenden Sitzung beschäftigen. — Nochmal»: Automobile in Ruh« lassen! 1) E» ist in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, daß mit Offizieren besetzte Automobile, die eilige Befehlt zu überbringen hatten, zum Schaden für den Dienst dadurch erheblich auf- gehalten worden sind, daß ste nach Mitteilung de» Chef de» Generalstabes d«S Feldheere», wie z. B. in Pirna am 7. Au gust unbegründet lange zur Feststellung ihrer Person arme- halten wurden. Von brutschen oder österreichischen Stellen an. 2) 3) Sc 4) 5) All« zustande 1) Be Angrbo Hi« Max» Jri „Warur tonlos. „W das läß streifen stehen r „Ji dann v« nie mel ' „A klingt! Unglück! will sie „W der Sch „W sagte il Bücher Ich gla handeln gab er Jri Si« schlagen küßte si dich an Si« „Irma, Worte s behältst „D beide d« erwähn Jri stummt« wie Irr riß. E hastiger Al- zukleide Na eine ha dann n tige T nirgend Jls Tr, Tür ne „D Sturz,! am Rei „M Jagd," Blick d« Oertzim De: glänzte bewußt! heißen Er Dann e Frau u sehr br« Damen fallen. Se Ausdru zog er i Irr seine B Buche i Si« legte si« „D Kopfwe! Jh' Ohren, die vor um die au»gef«rtigte amtlich« Legitimation«« find unb«dingt al« a», nügendrr Au«wrt» anzuseh«». 2) E« wird auf da» Ernstest, darauf hingtwi«s«n, daß sämtliche Truppen belehrt werden, nur die Flugzeug« zu beschieß«», die mit absoluter Sicherheit al» Feind erkannt find. Kennzeichen französischer Flieger blau-weiß-rote Kokarde. 3) E« dürfen unter keinen Umstän den irgendwelche Nachrichten über eigen« odrr feindliche Armeen und Flotten und über Vorgänge auf Kriegsschauplätzen, sei e« durch Extrablätter, sei e» auf anderem Weg«, veröffentlich, werden, die nicht von Wolff» Telegrafenbüro in Berlin stam men. 4) DaS stellvertretende Generalkommando begrüßt «» mit ganz besonderer Freude, daß frühe« Offizier» und Mann- schäften, sowie Leute, die in keinem Militärverhältni» stehen oder gestanden haben, sich ihm für militärische Dienste und Zwecke zur Verfügung stellen. Um den ungestörten Fortgang der eigenen Arbeiten beim Generalkommando zu gewährleisten, wird darauf aufmerksam gemacht, daß alle derartigen Gesuche nicht bei diesem selbst, sondern beim zuständigen bezw. nächst, gelegenem Bezirks-Kommando anzubringen find, die diese Gesuche zu erledigen haben bezw. an die entscheidende Stell« weitergeben. — Für Kriegsfreiwillige. Entgegen der in Zeitungen gebrachten Notiz, daß Kriegsfreiwillige sich vor- läufig ber den Militärbehörden nicht mehr melden sollen, gibt das Königliche Kriegsministerium bekannt, daß jederzeit Kriegsfreiwillige ihre Dienste dem Vaterlande zur Verfügung stellen können. Ihre Einstellung erfolgt nach Bedarf. Mel dungen zu freiwilligem Eintritt find bei den Ersatztruppentei- len in den einzelnen Garnisonen anzubringen. — Erntearbeiten in der Landwirtschaft. Wie eine von dem Verband Sächsischer Industrieller veran staltete Rundfrage ergeben hat und wie auch von Seiten de» Landeskulturrates bestätigt wird, ist die sächsische Land- Wirtschaft für die bevorstehenden Erntearbeiten und landwirt schaftlichen Arbeiten mit Arbeitskräften genügend versorgt. Schon vor der geplanten Hilfsaktion zur Beschaffung von Arbeitskräften für die Landwirtschaft hat, soweit eS notwen dig war, «in Austausch von Arbeitskräften besonder» zwischen kleinen Städten und dem Land staltgefunden. ES empfiehlt sich daher, die Hilfsaktionen für die Beschaffung von Ernte- arbeiten usw. zunächst einzustellen. Insbesondere ist aber zu wünschen, daß angesichts der jetzigen Sachlage diejenigen Bestrebungen eingestellt werden, welche sich auf die Hilfe leistungen freiwilliger Kräfte beziehen. Soweit Arbeitskräfte benötigt werden, dürfte eS dem sozialen Empfinden entspre chen, wenn die noch freien Plätze für arbeitslos gewordene Männer und Frauen bereilgestellt werden, denen dadurch die Möglichkeit geschaffen wird, über die jetzige schlimme Zeit hinweg zu kommen, und daß diese Möglichkeit nicht einge schränkt wird durch ein Angebot von Kräften, die sich nicht in Notlage befinden. Ein Opfer. Roman o. M. Gräfin v Bünau. «8. Fortsetzung). Sie war zu stolz, um die erlöschenden Flammen feinet Leidenschaft neu anfachen zu mögen. Sie zog sich immer mehr zurück in die tiefe (Linsamkeit eines Geistes, der sich beständig mit Fragen und Joeen be schäftigt, für die gewöhnlichere Köpfe weder Interesse noch Verständnis haben. — Und doch gab es Augen blicke, in denen sie alle Früchte ihres Studiums, ihrer Erkenntnisse für eine Stunde seligen Liebesglückes von einst dahingegeben hätte! Warum kam ihr das heute rlles io auf einmal schmerzlich zum Bewußtsein? Vielleicht weil ihr durch seine grausame Forderung erst klar wurde wie fern sie sich standen. Wenn noch ein Faden sympathischen Verstehens sich von seiner zu ihrer Seele spann, so mußte er erkennen, daß er ihr dies grenzenlose Opfer nicht auferlegen durfte! Wenn sie ihn heute noch einmal bat — aus vollem Herzen bat, ihr die Bücher nicht zu nehmen! Viel leicht gab er doch nach! Sie wollte ihm dafür verspce- chen, ihm in allem sonst zu Gefallen zu leben. Sie mußte von Ilse lernen, das Leben frischer lind hei terer zu erfassen! Sie war ja noch jung, sollte wirk lich für sie jedes Glück schon vorüber fein? .... Ihre Jungfer war sehr erstaunt, als ste selbst be stimmte, welches Kleid sie zu Tifa) Anziehen wollte. Meistens fragte sie gar nicht, sondern nahm schweigend, was das Mädchen herauslegte. Das blaßlila Seiden kleid war zwar nicht modern; aber die zarte Farbe harmonierte gut mit Irmas mattem Haar und Temt. Sie steckte einen kleinen Heliotropenstrautz, den sie inc Garten gepflückt hatte, in den Gürtel. Sie wußte, Kurt liebte den Geruch. An ihrem Hochzeitstage brach te er ihr ein großes Bukett — der süße Duft um schmeichelte sie während des ganzen Tages. „Da kommt der gnädige Heer und das gnädige Fräulein," sagte die Jungfer, aus dem Fenster sehend. „Gott sei Dank, es scheint nichts passiert zu sein." Irmas Toilette war eben beendet. Sic gab dem Mädchen ein Zeichen, sich zu entfernen. Die Lichter brannten am Spiegel, sie erhellten das kleine Ankleidezimmer genügend. Irma machte die Tür auf. „Kurt — Ilse!" rief sie in den Korridor hinaus. Beide kamen die Treppe herauf. Ilse eilte mit hängenden Flechten, verschobenem Hut und schmutzbe spritztem Reitkleide voran und warf sich der Schwester an den Hals. „Süße Irma, du hast dich geängstigt?" „Ein wenig, mein Herz — ihr kommt gar zu spät. Kurt!" Irma trat auf ihren Mann zu. Er streifte sie mit einem gleichgültigen Blick. Er sah weder das Helle Kleid, noch den Heliotropenstraub im Gürtel. Er bemerkte nicht einmal die Aenderung ihrer äußeren Erscheinung. „Kurt, ich möchte dir etwas jagen. . ." fing sie leise an. „Pardon, ich habe jetzt wirklich keine Zeit. In einer halben Stunde können unsere Gäste kommen! Ich muß mich schnell umziehen." Er sah an seinem roten Jagdrock herunter — die hohen Stiefel trugen die Spuren eines anstrengenden Ritte».