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chegg Ofen Pest, die der Orient-Expreß befährt, wird für die Mobilmachung gebraucht und deshalb iür den Perjonen- und Güterverkehr gesperrt. Der Orient- Expreß dürfte demnach nur bis zum Westbahnhof in Wien geführt werden. — ZurAuSsperrunginderLausitzerTuch- induftrie. Der Regierungspräsident von Schwerin hat sich definitiv erklärt, die VermittlungSaktion zwecks Beendigung der Aussperrung in der Lausitzer Tuchinduftrie zu übernehmen. Di« Verhandlungen sollen am Donnerstag, den 30. d. M., in Kollbus beginnen. Rußland. Der Streik in Rußland. Sämtliche Streikenden nahmen Dienstag morgen die Arbeit wie der auf. Nur die Fabriken arbeiten nicht, die wegen der jüngsten Vorgänge von ihren Verwaltungen auf unbestimmte Zeit geschlossen worden waren, darunter die Putilow Werke. Frankreich. Die Rückkehr Poincares. Von Bord dee Linienschiffes „France" wird durch Funkensp-uch gemeldet: Wegen des österreichisch-serbischen Konflik tes und der von Oesterreich-Ungarn beschlossenen Mo- diliiierung, die ihrerseits die Rückkehr des deutschen Kaisers und eines großen Teiles des Ostseegeschwaders nacd Kiel veranlaßte, hat der Präsident der Republik seine Abwesenheit von Paris nicht verlängern zu können geglaubt. Obwohl der Ministerpräsident in ständigem Kontakt mit dem Quai d'Orsay und den Ver tretern Frankreichs im Auslande gestanden hat, er schien es nach dem kurzen Aufenthalt in Stockholm, der ein ernstes Interesse der auswärtigen Politik dar stellte, unumgänglich, daß das Staatsoberhaupt und der Minister des Acußern zurückkehrtcn, nm unver züglich ihren Platz inmitten der öffentlichen Meinung Frankreichs einzunehmen. Das schnellste Mittel war die direkte Fahrt nach Dünkirchen, wo der Präsident und der Minister heute Mittwoch früh eingetroffen sind. Der Präsident hat weder in Kopenhagen, noch in Ehristiania Aufenthalt gemacht, er hat den Souve ränen dieser beiden Staaten sein Bedauern ausgespro chen, durch Staatspflichten gezwungen zu sein, den Besuch, den er ihnen zu machen beabsichtigte, auf später zu verschieben. Vom Balkan. Aus Albanien. Der Fürst und die Fürstin von Albanien sind Dienstag morgen an Bord der „Misurata" von Valona zurückgekehrt. Der Montag verlies, abgesehen von einem kurzen, falschen Alarm während der Nacht, ruhig. Oertlichc und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 29. Juli. Vom hiesigen Postamts geht unS mit der Bitte um Veröffentlichung nachstehende Notiz zu: Wegen sehr starker Anhäufung der Tele gramme nach Oesterreich-Ungarn, den Balkan- staalen und Rußland erleiden die Telegramme dorthin große Verzögerung. — Dresden, 27. Juli. In der Nacht zum Sonntag wurden auf der Ferdinandstcaße bei der Verteilung von Ex trablättern der 26 Jahre alte Schmied Teuber aus Barsdorf i. B. und der 24 Jahre alte Schriftsteller Krampe aus Dres den, welche Anlaß zu Ausschreitungen gaben, da sie Partei für Serbien nahmen, polizeilich sistiert. Ersterer be schönigte auch den Füistenmord und wurde deshalb festge- nomme». — Dresden, 28. Juli. Nach der legten Volkszäh lung leben in Sachsen 162 185 Oestsrreicher und Ungarn. Davon sind 82 574 männlichen u. 79 611 rund lichen Geschlechts. Man zählte in Dresden 24 968, in Leip zig 15 757, in Chemnitz 16 112, in Plauen 8211, in Zittau 4288, in Zwickau 2747, in Mittweida 1619, in Meißen 1297, in Werdau 1080 österreichisch, ungarische Staatsangehörige. Von den Männern waren 15 405 18-25 Jahre u 31828 25 — 50 Jahre alt — Tharandt, 28 Juli. In Wilsdruff wurde gestern von der Gendarmerie die bei dem Gutsbesitzer Krüger in Ar beit stehende 25 jährige Dienstmagd Radwahn aus Lukowitsch i. B. unter dem Verdacht des Doppelmordes verhaftet. Sie ist die Mutter der zwei Kinder, die tot m einem Getreidefelde bei Klein-Opitz aufgefunden worden waren. Dem einen Kinde war der Schädel gespalten, das andere schien erdrosselt zu sein. Die Dienstmagd war schon früher bei Krüger in Stellung, wurde aber, weil sie Mutter zweier unehelicher Kinder war, nach Oesterreich abgeschoben. Sie vermochte in Böhmen kein? Stellung zu finden und kehrte vollständig mittellos nach Sachsen zurück. DaS Mäd chen bestreuet entschieden, die Kinder ermordet zu haben, es will diese nur in der Verzweiflung ausgeletzt haben. — Königsbrück, 28. Juli. Auf dem Truppen- übungsp.atz sind nachtS zwei Offizieren des Pionierbataillons Nr. 12 auS dessen Barocken und fünf Offizieren des Feld- anillerieregimentS Nr. 64 insgesamt 336 Mk. und eine gol dene Remontoiruhr, ein Brillautring und ein goldener Ring gestohlen worden. Der Dieb drang durch ein offenes Fenster cin. Für die Festnahme deS Diebes sind 290 Mk. Belohnung zugesichert. — Zinau, 27. Juli Zur Bekämpfung der Tuberkulose Haden die städtischen Kollegien beschlossen, eine Tuberkuloseschwester für den Stadtbezirk anzufiellen. Die Aufgabe derselben soll sein, ausgerüstet mit den allgemeinen Kenntnissen über die Tuberlulose und der Mittel zu deren Bekämpfung den an Tuberkulose Erkrankten und deren An gehörigen durch Rat und Belehrung beizuftehen. Die Tuber kuloseschwester ist keine Beamtin oder Gehilfin der Polizei, sondern ein Glied der städtischen Wohlfahrtspflege. Sie soll als Freundin und Beraterin in den Wohnungen der Erkrank- len erscheinen. — Döbeln, 27. Juli. Der Landesverband sächsischer Trichinen- und Fleischbeschauer beging am 25. und 26. Juli in Döbeln, wo er vor 25 Jahren gegründet worden ist, seinen Jubiläum--Ver band »tag. Am Sonnabend abend veranstaltete der Bezirksverein Döbeln einen Festkommer». Am Sonntag fand die Hauptversammlung statt, die der 2. Vorsitzende Uebel Gittersee in Vertretung deS erkrankten Vorsitzenden Lorenz-Tannenberg i. E. leitete. Der VerbandSvorfitzende Lorenz, der dem Verband seit 15 Jahren und dem BezirkS- verein Annaberg seit 25 Jahren vorfteht, wurde zum Ehren mitglied des Verbandes ernannt. Der Gründer de» Ver bände», Reißmüller-Ehemnitz, erstattete den Bericht über die Geschichte des Verbandes. Professor Glage-Hamburg hielt «inen Vortrag über die Verantwortlichkeit der Fleischbeschaurr. Polizeitierarzt Zinke-LeiSnig erläuterte die Gesetze betr. An wendung etwaiger Nachteile nach dem Genuß von Fleisch der mit Tuberkuloseschutzstoff geimpften Tiere. Ein Antrag deS Bezirksvereins Flöha, dahin zu wirken, daß die Bezeich nung Laien-Fleischbeschauer abgekürzt wird in Fleischbeschauer, fand Zustimmung. Der Vorstand wurde wiedergewählt. Der nächstjährige Vrrband»tag wird in Glauchau abgehalten. — Buchholz, 28 Juli. Sturmgeläute und Feuerstg- nale schreckten heute nacht in der dritten Stunde die Einwoh nerschaft aus dem Schlafe. Im OrtSteile Dorothee war au» noch unbekannter Ursache in der Po s a m en t e n fa b ri k der Firma C. A. Siegert Nächst. (Inh. Max Horn) ein großes Feuer auSpebrochen, das in ganz kurzer Zeit die beiden großen zweistöckigen Fabrikgebäude vollständig in Schutt und Asche legte. Sämtliche Maschinen wurden zerstört, Rohma terialien und Lagerbestände und das gesamte Mobiliar ver nichtet, da das Feuer mit unheimlicher Schnelligkeit um sich griff. Trotzdem der Besitzer versichert hat, erleidet er großen Schaden. Es wird auch hier wieder Brandstiftung vermutet. — Der Neundorfer Brandstifter, von dem man annimmt, daß er auch das Süchgul in Annaberg in Brand steckte, ist in der Person eines Wiesaer Einwohners ermittelt und ver haftet worden. — Wiesenbad bei Annaberg, 28. Juli. Heute mor gen in der 9. Stunde durcheilte die Kunde von einem Dop pelmordversuch unseren friedlichen Badeort. Der 22 Jahre alte Tischler Walter Kauer aus Gröditz bei Riesa ver suchte seine bei einer hier zur Kur weilenden Herrschaft be dienstete Geliebte, die 20 Jahre alte Mela Hickmann auS Hütten bei Königstein, und dann sich selbst zu erschießen Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus nach Annaberg über führt, wo man an ihrem Aufkommen zweifelt. DaS Motiv zur Tal ist noch unbekannt. — Plauen, 28 Juli. Eine in drr Hammerstraße wohnhafte Frau eines Maikthe.ferS ist heute mit ihren drei Kindern im Alter von 6—12 Jahren unter Vergiftungs erscheinungen schwer erkrankt und mußte ins Kranken haus gebracht werden. ES handelt sich wieder um Vergiftung beim G-nuß gekaufter Perlpilze. — Trcuen, 28. Juli. Ais derjenige, der den Ueber - fall auf dir beiden Frauen unweit von Mahnbrück verübt hat, ist ein Soldat Hübner von hier, der sich zu letzt in Auerbach aufgehalten und den Urlaub überschritten hat, feftgestelll worden. Seine Festnahme gelang noch nicht. — In Rebesgrün wurde ein Einwohner von Rodewisch, namens Schmelzer, in einem Restaurant als Versicherungs- sch windler entlarvt. — L en g e n f»l d, 28. Juli. Montag morgen Uhr wurde hier die 57 jährige Jnoaliden-RentewEmpfängerin Köck.ritz in einem Zementbassin eines hiesigen Gewerbetrei benden ertränkt aufgefunden. Der Grund zu dieser Tat soll Schwermut gewesen sein. Die Leiche wurde in die Lei chenhalle gebracht. — Mu l d e n b e r g, 27. Juli. Ein frecher Raub ans all wurde am Sonntag nackmitrag an einer hier zur Sommerfrische weilenden jungrn Dame versucht. Die junge Dame befand sich auf einem Spaziergange, als plötzlich aus einem Graben ein Mann hervorsprana, sie an beiden Hän den packle und ihr die Handtasche entriß. Nur d-m Umstand, daß 1er Hund dis dortigen Wirtes ihr nachgelaufen war, hat sie es zu verdanken, daß sie vor dem Verlust ihres Ei gentums und vielleicht vor Schlimmerem bewahrt wurde. Ter Hund sprang dem Unbekannten an die Kehl«, worauf dieser die Tasche in weitem Bogen auf das Feld warf und die Flucht ergriff. — Weipert, 27. Juli. Die Abfahrt der öster reichischen Reservisten fand am Montag, den 27. d. M., unter ergreifender und erschütternder Teilnahme der Be völkerung statt. Liebe Angehörige brachten hier den Gatten, den Sohn, den Bruder, den Bräutigam und den treuen Freund zur Bahn und nahmen nochmals herzlichen Abschied. Herr Amtsleiter Ritter Prächler v. Troskowitz, Weipert, Vor steher der K K. politischen Exposttur, und Herr Bürgermeister Fittbogen waren ebenfalls erschienen, um ihren Bezirks- und Gemeindemitgliedern „Lebewohl" zu sagen und ihnen ein zu versichtliches .Auf frohes und gesundes Wiedersehen' zuzu rufen. Der Militärverein, die Schützen, die Feuerwehr und verschiedene Vereine hatten sich mit ihren Fahnen und Kapel len eingefunden, um den hinausziehenden Kriegern ihre Ach tung und Sympathie zum Ausdruck zu bringen. Da, rin Kommandowort, die Fahnen senken sich, die Häupter werden entblößt. Ueber die feierliche Stille rauschen die ernsten Weisen deS Gebetes. Noch ein kurzer Moment der Stille, und fest und zuversichtlich tönt es: .Gott erhalte Franz, den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz' Da» Trutzlied aller Deutschen: „Die Wacht am Rhein' wird gespielt und nach deren Verklingen setzen sich die langen, von zwei und drei Maschinen gezogenen, 30-40 Wagen starken Züge unter brausenden Heil- und Hurrarufen in Bewegung. Der erste Zug verließ den Bahnhof Weipert früh nach '/,5 Uhr, kurz hinterher wurde ein weiterer Transport abg-lassen und 10 Uhr 20 Minuten fuhr der letzte Zug, der Reservisten trans portierte, ab. Alls dcr Zeit der Besreiullgstriege. Nachdruck verstör»« 30. Juli 1814. Die, um es deutlich zu be nennen, Dummheiten der französischen Regierung wa- ren es vor allem, die der Wiederkehr Napoleons die Wege ebneten. Einen tiefen Unwillen erregte die Ordre Ludwig XVIII. von oiesem Tage, durch welche die von Napoleon für die Söhne von gefallenen oder verdien teil Offizieren und Unteroffizieren errichteten zahl reichen Freistellen auf den Kriegsschulen eingezogen, die Mtlitärschulcn aufgehoben u. die allein beibchaltene Kriegsschule von St. Cry ausschließlich für Söhne sol cher Familien bestimmt wurde, die einen Adel von min destens 100 Jahren aufweisen konnten. „Wenn diese Torheiten der Regierung sich einzig und allein gegen die von Napoleon geschaffene Aristokratie, die ja kaum älter als 10 Jahre war, gerichtet hätte," schreibt Friedrich in seinem ausgezeichneten Werke über die Befreiungskriege, „so würden sie in Frankreich wohl kaum eine besondere Bewegung hervorgerufen haben, aber sie griffen tief in die sozialen Verhältnisse ein, denn bei dem Mangel eines Gesetzes über die Beförde rungen in der Armee waren die Kriegsschulen der ein zige gesetzmäßige Weg gewesen, um den Rang eines Offiziers erlangen zu können. " Dcr Humor dcr drahtlosen Telegraphie. Unter dein T^tel „Dichter von übermorgen' erzählt der „Zwiebetfiich' (Verlag von HanS von Weber in München) eine reizend« Geschichte. Deutsche und amerikanische Zeitun gen wollten Telefunkengrüße mit Hilfe der Funkenstationen Nauen und Sayoille au-tauschen. Der Hauspoet deS deut schen Blatte» dichtete daher folgende Verse al» Gruß an sein« Genoss« i von der Feder jensell» des großen Teiche»: „Des Ozean« blaue« Wegenband Schlug einst die Brücken von Land zu Land. Di« neuste Brücke durchs Aethermeer Schlägt Telefunken dem Weltverkehr." Al» der Telefunkenmast in Nauen das Gedicht sah, bäumt« er (in Erinnerung an seine Jugend) voll Empörung auf, daß man ihm die Vermittlung eines solchen Mi..., pardon Ge dichtes, zumutele. Aber der Beaune dachte gelassen: „Funke ruhig wuter, wenn der Mast auch bücht." Der rohen Ueber- macht gehorchend, trat der Mast mit seinen Wellen in Funk tion und gab, vor Rache schnaubend, da» Poem also weiter: de« ozeanS u deS » sin an folfa ein die Brücken von land du I neust brücke durch meer lec Ko' funken teen I In Sayville großes Erstaunen. Rückfrage: „Verrückt geworden? Sprecht deutsch, was ist lo»?' Beleidigt ließ der in Nauen atemlos harrend- stolze Dichter und Zeitungsmann nochmals versuchen: „DeS Ozeans blaues Wogenband...' Der Funkenist mußte den sich wütend sträubenden Mast schon mit Kandare reiten, bis der, schäumend, von sich gab: ole» desoyre deS Ozeans eccS lan., de s ol gerin neS glaub sin rban g ad rgerger schlug schlug einser y S l e per d yonker von land zu land neueste Brücke de stelrücknn von land zu land e wy e bule e dus ch S ae erenuff, meer, la'm h sltz ä z e funken dem u mess laverkz r e. In Sayville war man ratlos! Da trat der Redakteur emer internationalneukünstlichen deutschen Zeitschrift inS Bureau, dem zeigte man in der Ver zweiflung die beiden Telefunkogramme. Leuchtende Begei sterung! „AVer Menschen, seid Ihr borniert!! Das ist ja fa- belh-ül!' Und er funkte nach Berlin: „Kolossal, bitte dritte Strophe." Dcr Humor in der Ehe. Eine gefeierte amerikanische Schriftstellerin hat behaup tet, daß die Grundbedingung für eine glückliche Ehe ein ge wisser Sinn für Humor bei beiden Eheleuten t?i. Eine Dame der englischen Gesellschaft, die wegen ih er schlagenden Aphorismen über die Ehe bekannt ist, versucht nun im „Daily Mail' den Ausspruch dec Amerikanerin zu widerlegen. „Eine halbe Wahrheit', so ruft sie auS, „und eine, die auf einen schrecklichen Irrweg führt! Der Sinn für Humor ist für jede Frau ein- Gabe der Götter, aber mit einem humorvollen Manne verheiratet zu sein, ist ein Schicksal, vor d-m ich meine Töchter bewahrt wissen wollie. Denn der Humor deS Man nes ist von dem der Frau grundsätzlich verschieden. Die wirklich humorvolle Frau ist die, die eine Sache so steht, wie sie wirklich ist. Sie kann sich z B. im Innersten ihres Herzens über eine ungefährlich- Krankheit ihres Man nes, über die dieser nach Art der Männer ein großes Jam mern und Wehklagen anstellt, lustig machen, aber ihr Sinn für das Mitleid ist dennoch größer, als ihr Sinn für daS Lächerliche. Das ist die wundervolle Ueberlegenheit des weib lichen Humors über den männlichen — der weiblich- Humor ist zart. Eine Frau kann einen Witz, der ihr auf der Zünge liegt, kür sich behalten, ein Mann dagegen muß ihn ausspre chen und wird damit oft verletzen. Weil die Frauen so viele Bemerkungen, mit denen sie aber vielleicht ihre Männer zu verletzen furchten, für sich behalten, gelten sie im allgemeinen beim stärkeren Geschlechte für witzlos. Dabei hat eine Frau ebensoviel Vergnügen an dem unausgesprochenen Witz, wie sie hätte, wenn sie ihn wirklich aussprechen würde. Man darf nicht denken, daß die Frau sich nun etwa hinter dem Rücken des Mannes über ihn lustig macht! Im Gegenteil, die Wahrheit ist die, daß der heimliche Anreiz zum Lachen, den ihr ihr Mann oft gibt, sie in Wahrheit nur noch liebens würdiger und liebevoller macht. In den humorvollen Aeuße- rungen des Mannes dagegen ist immer ein kleines Hohn lächeln der Ueberlegenheit enthalten. Er lacht nicht nur über kleine Fehler seiner Frau, sondern ist bald versucht, auch über seine Frau selbst zu lachen. Die Ehe zwischen einem Manne ohne Humor und einer humorvollen Frau ist ohne Zweifel glücklicher, als die zwischen einer Frau ohne Humor und einem witzigen Manne. Die glücklichste von allen Ehen ist aber sicherlich jene, in der auf beiden Seiten keine Spur von Hu mor zu finden ist. Denn die Liebe an und für sich ist durch aus keine humoristische Sache, und daS einzige Geheimnis be ständigen Glückes in der Ehe ist nun einmal die Liebe, und zwar die Liebe, die schnäbelt und girrt, die Liebe, die kost und küßt. Mit einem Worte, die Liebe, über die sich die Witz blätter lustig machen. Für zahllose Paare im ganzen Lande ist die» die Liebe, die sie für ihr ganze» Leben glücklich macht. Ein Paar dagegen mit einem übermäßig entwickeltem Sinne für Humor kann niemals leben wie die Turteltauben." — „Vor einiger Zeil', so fährt die in Ehesachen so erfah rene Londonerin fort, „nahm ich an zwei Hochzeiten teil. Die erste war die Hochzeit eine» außerordentlich witzigen Paare», die zweit» die eines Paare», da» auch nicht einen Schimmer von wirklichem Witz oder Humor hatte. Di« erste Hochzeit war originell, lustig und ausgelassen, die zweite dagegen lang weilig. Wie werden nun aber die beiden Ehen sein? Da« ernste gezwungen lächelnde Paar geht auf einander ein und nimmt sich ernst, die beiden Eheleute werden einander immer mrhr schätzen und lieben lernen, und sie werden sich ihr gan zes Leben hindurch «ine fest«, selbstbewußte Liebe entgegen- bringen. DaS andere Paar dagegen steht von vornherein jeden Fehler deS anderen; am Anfang« der Ehe sind ste noch bereit, darüber zu lachen und sich gegenseitig aufzuziehen, aber