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Amts- und Änzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock zmd besten Umgebung Mittwoch, d« 29. Juli L»L^ Del^Kdr.: Amtsblatt. Kernjprecher Nr. 210. Drucker und Verlegen Emil Hnunebohn, orrantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. —— - «i. zäh,««««. Bezugspreis vlerteljährl. M. 1.80 einschließl des „Illustr. Unterhaltungrblatts" und der humoristischen Vellage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen veichrpostanstalten. Pir Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, z uugkvmu Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, i Zchönheiderhammer.Zosa,Unterstützengrün,wildenthalusw, Nachdem die Beiträge zur land» ««V forstwirtschaftliche» Ber«f-ge»»ße«' schäft für da» Königreich Sachsen festgesetzt worden find, wird die Heberoste vom Diens tag, de« 28. J«tt er. ab st Woche» laag im Rathaus — Obergeschoß, Zimmer Nr. st — zur Einficht für die Beteiligten auSgelegt. Die Beträge werden den Beteiligten mit einer besonderen Zufertigung noch bekannt gegeben und find binnen 8 Tagen an die hiesige Steuereinnahme zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist wird da» geordnete Beitreibung-verfahren eingrleitrt werden. Schönheide, den 24. Juli 1914 Der Gemeindevorstand. Schö«heiderhammer. Heberoste ««d Betrtebsunternehmerverzeichnis der landwirtschaftliche« Ber«fsge«ofse«fchaft a«fs Jahr 1913, und zwar diejenigen Beteiligten enthaltend, bei welchen e- sich um Berechnung der Jahre-gefährdung handelt, liegt vom 27. Juli öis mit 16. August dieses Jahres hier zur Einsichtnahme auS. Einsprüche der Unternehmer gegen die Beitragsberechnung sind binnen einer weiteren Frist von zwei Wochen direkt an dre Genossenschaft zu richten. Der auSgeworfene Betrag in Höhe von 6,s» Pfennig für jede Beitragseinheit ist un bedingt und unverweilt anher zu entrichten. Der Beitrag jede» beitragspflichtigen Mitglied«» ist auf mindesten» 2 Mk. festgesetzt. Schönheiderhammer, am 27. Juli 1914. Der Gem eindevor stand. Bckaulltmachüllg. Der V. Nachtrag der hiesigen Lokalschulordnung vom 1. April 1906 besagt in tz 37 folgende»: »Die Tortbtldungsfchüler habe« sich des Labakra«che«s t« der Oeffentlichkeit zu enthalte«; das Umhertretbe« t« de« Straßen «nd HanSsturen der Gast- und Schankwtrtfchaften bis in die späte« Abendftunde» hinein «nd der Besuch solcher Wirtschafte« ist ih«e« strengstens «ntersagt. Der Aufenthalt in «asthLnfern «. f. w. außerhalb des Ortes ist «nr mit Erlaubnis etwa anwesender Lehrer gestattet." Nachdem der hiesige Schulvorstand die OrtSpolizeibehörde mit d«r Durchführung der Bestimmung«! beauftragt hat, haben die Schutzleute strenge Anweisung erhalten, alle Üeber- tretungen unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen Zuwiderhandlungen werden nach dem Schulgesetze vom 26. April 1873 bestraft. Gleichzeitig wird an die Inhaber von Gast- und Schankwirtschaften das Ersuchen gerichtet, Fortbildungsschülern den Zutritt zu ihrem Lokale nicht zu gestatten und Getränke aller Art an diese nicht zu verabfolgen. DieS wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. CarlSfeld, am 25. Juli 1914. Der Gemeindevorftand. Ltebi«g. HI. Termin GtmemdeeiokMmcnstcner, Schul- und ßort- bilduWschulgeld, sowie II. Staatsgrundstciiertermin sind am 1. August o. fällig und bis zum 18. August d. I. an die hiesige Ortssteuer, einnahme abzuführen. Nach Fristablauf erfolgt gegen Säumige da» Mahn- oder Zwangsvollstreckungsverfahren. CarlSfeld, am 25. Juli 1914. Der Gemeindevorftand. Lt-bi«g. Mittwoch, den 2S Juli 1914, nachmittag- 2 Uhr sollen im VerfteigerungSlokale des Königl. Amtsgerichts hier 6 elektrische Molare, 23 Bogenlampen, 25 Stehlampe«, 1 Waschmaschine mit elektrischem Motor, 1 Regal, 1 Tafrl, 10 Leuchter, 5 Zuglampen, 2 Hirschgeweih-Leuchter, 80 Lampenschirme, 270 Glasschale«, 150 Glühkörper, 26 Deckenbeleuchtungen, 80 Taschenlampen, elektrische Plättglocke«, Kocher, Spielwaren, 14 Hirschgeweihe, 2 Sosas u. a. M. an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 28. Juli 1914. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Dcm Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlüget vor. Läßt sich mit Bestimmtheit auch heute nicht be haupten, was die nächsten Tage bringen werden, so drängt sich doch jetzt mehr als je die Auffassung auf, daß den schmetternden Dreiverbandsfanfaren der Schall der Chamade folgt. Vornehmlich in Frankreich, dessen Hetzblätter vor einigen Tagen noch gegen Deutschland einen wüsten Feldzug eröffneten, scheint man Angst vor der eigenen Courage bekommen zu haben; denn sonst würden sie doch ihr ganzes Friedenssehnen nicht rn die Hand des — deutschen Kaisers legen. Aber auch in allen anderen Staaten sucht man nach Vermitteluugs- versuchen, um das Schreckgespenst „Weltkrieg" zu be schwören. Ja, selbst Serbien soll jetzt zum Nachgcben bereit jein, wie aus nachstehendem Drahtbericht her vorgeht: Wien, 28. Juli. Hiesige Bankkceise haben Nachrichten erhalten, daß Serbiensich bis heute Dienstag unterwerfen wer de, bereits durch Botschafter einer fremden Macht unterhandle und bereit sei, dieKosten de: öster - reichischen Mobilmachung zu bezahlen Die Entscheidung fällt heute (Dienstag) mittag. Albion hofft die böse Gelegenheit auf dem Wege einer Konferenz aus der Welt zu räumen und das säbelrasselnde Rußland sucht scheinbar — uns kommt das allerdings schon mehr scheinheilig vor - eben falls Schutz bei unserm Kaiser: London, 28. Juli. (Unterhaus). Im Verlaus der gestrigen Sitzung gab Sir Edward Grey eine Er klärung über die europäische Krisis ab. Er Leiste mit, daß Sonntag nachmittag den englischen Botschaftern in Paris, Berlin und Rom die Anweisung gegeben wurde, bei der französischen, der deutschen ustd der italienischen Regierung anzufragen, ob sie geneigt wären, ein Einvernehmen dahin zu trefsen, daß ihre Botschafter in London mit Sir Edward Grey zu einer Konferenz zusammenträten, um die Mittel zu prüfen, wie die gegenwärtige Schwierigkeit beizulegen ist. Gleichzeitig wies Grey die englischen Vertreter an, in Wien, Petersburg und Belgrad den Regierungen den Sonferenzvorschlag mitzuterlen und sie zu ersuchcn, die militärischen Operationen ei nzrst ek len, bis das Ergebnis der Konferenz bekannt sei. Die Antworten sämtlicher Mächte sind noch nicht ein- gclaufen. Petersburg, 28. Juli. In russischen Krei sen erhofft man eine Beilegung des Konfliktes zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien durch Ver mittelung Kaiser Wilhelms. Dieser Petersburger Meldung wollen wir gleich einmal ein prächtiges Pendant geben: Petersburg, 27. Juli. Die hiesige Börsen zeitung" bringt eine halbamtliche A e u ß e r u u g : Rußland werde bereit sein, mit allen Mitteln einer Großmacht auf jedes Zeichen der Mißachtung seiner gerechten Forderungen zu antworten. Rußland werde die Vernichtung einer slawischen Macht nicht zu geben, sei aber bereit, Oesterreich Ungarn in seiner berechtigten Forderung zu unterstützen und Serbien Nachgiebigkeit anraten, wobei es aber nie mals zugeben werde, daß für das Verbrechen einzel ner, das ganze serbische Volk bestraft werde. Weder Serbien noch Rußland könnten ein Eingreifen in die Hoheilsrechte des Balkanreiches zugebcn. Amtlich' russische Kreise erklären: Die Ablehnung der russischen Note wegen der Verlängerung der den Serben ge stellten Frist, veränderte die gesamte Lage. Die Note stellte keineswegs den Versuch einer Intervention oder Vermittlung dar, die aussichtslos gewesen wäre. Da mit sind noch nicht alle Mittel der Abwendung der Katastrophe erschöpft. Die ferneren Schritte Rußlands hängen von der Gestaltung der Ereignisse ab. Jeden falls wird Rußland auf deu Einmars h d e r österreichischen Truppen in serbisches Gr biet, auch wenn Serbien seine Grenzgebiete räumt, sofort energisch auftrcten. Russische und ausländische Diplomaten glauben an einen Rückzug der Serben nicht. Im ganzen ist die Stimmung ver;chiech rert. Man wird also gut tun, auf russische Friedens beteuerungen keinen großen Wert zu legen und am richtigsten dürfte die Situation eine Auslassung der „Kölnischen Zeitung" schildern, die bekanntlich öfters zu halbamtlichen Aeußerungen verwendet wird. Köln, 27. Juli. Die „Kölnische Zeitung" mel let aus Berlin: Eine völlige Klärung in der politi chen Lage, namentlich was die Stellung Rußlands »etrifit, ist noch nicht erfolgt. Dem Gerücht über russi- chc Mobilmachungsmaßregeln wird von russischer Seite ehr bestimmt widersprochen. Wenn man auch zugibt, laß in den Oesterreich-Ungarn gegenüber gelegenen militärischen Bezirken gewisse Vorsichtsmaßregeln schon getroffen oder noch weiter im Gange seien. Ts scheint hiernach, als ob die russische Diplomatie einen Auswcg aus der Lage in diplomatischen Bemühungen uni die Beilegung des österreichisch serbischen Streites sucht. Bon einem Erfolge dieser Bemühungen kann inan frei lich einstweilen noch nicht sprechen. Oesterreich geht unterdessen ruhig und unbeirrt den ciugeschlagenen Weg fort und dessen Mobilisationen nehmen ihren ordnungsmäßigen Gang: Wien, 27. Juli. Folgende Corps sind mobiUsierr worden: Graz, Prag, Leitmeritz, Bosnien, Herzegowina, Dalmatien, Temesvar, Budapest und Agrum. Als erster Mobilisierungstag ist der 26. Juli festgesetzt wor den. Infolge der teilweisen Mobilisierung nnrd auf den einzelnen Bahnstrecken der Zivilpersonen- und Gc- päckverkehr sowie der Frachtverkchr vorläuscg vom 28. Juli eingeschränkt. Vom dritten Tage der Mobili sierung angefangen wird auch der Zivilpeesonenver kehr völlig eingeschränkt. Am ersten und zweiten Mo bilijierungstage werden Zivilreiseude nur daun be fördert, wenn sie die Reise im militärischen oder öf fentlichen Interesse unternehmen nnd sich mit einer von der Behörde ausgestellten Legitimation, dir zur- einmaligen Fahrt berechtigt, versehen. Trotz aller Vermittelungsversuche lassen 'ich na türlrch die Ereignisse nicht aufhalten und so ist es denn bereits zu einem ernsten Grenzzwischenfall ge kommen, über die uns der Draht folgendes berichtet: Semlin , 27. Juli. Die jerbis ch e Regie rung zieht in Tschupria, Semendria und Po- zaverac große Truppen massen zusammen, die bestimmt sind, mit dem General Stepa nowitsch an der Spitze bei Temeskubin über die Donau zu gehen und kn Ungarn ein - zu fallen. In der Nähe von Temeskubin, bei Kevevara auf ungarischem Boden an dcr Donau wurden 120 Mann ungarische Soldaten, die sich aus den Schiffen der Donaudampfschrffahrtsge sellschaft befanden, von serbischen Soldaten bc schossen, worauf sich ein heftiges Gewehrfeuer ent wickelte, das 20 Minuten dauerte. Zwei ser bische Schiffe wurden von den un g a r r schen Soldaten beschlagnahmt. Der Thronfolgerregent Alexander hat sich ins Haupt quartier nach Valjewo begeben, da in militärischen Kreisen der erwähnte Grenzzwischenfall rls Kriegs anfang angesehen wird. Die Sprengung der großen Salve-Brücke, die für Oesterreich einen harten Schlag bedcut.re ist bis jetzt zwar noch nicht offiziell bestätigt, aber auch noch nicht widerrufen. Das ist bei der herrschenden Nach- richtenzcnsur leicht erklärlich. Dahingegen Hal die Mel dung, daß der serbische Generalstabschef auf Anord nung des Kaisers Franz Josephs wieder freigclasstn ist, Bestätigung gefunden, ein Umstand, der uns Reichs deutschen ewig nnverständlich bleiben wird.