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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock um- -essen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel^Kdr.: Amtsblatt. Drucker Eibenstock, Larlsfeib, hundshübel, Neuhei-e, (Vberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wiidenthalusw, §«rnsprecher Nr. 210. und Verleger: Emil Hannedohn, veranlwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Erden stock. —— S1, Aatzrgaag. 4/ 14» Mittwoch, d« 1. Joli 1»14 Unter dem Schweinebestande des Materialwarenhändlers Onkar 8oIck»I in Gch-«- heide ist die Schweinepest ausgebrochen. Die Königliche Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, am L9. Juni 1914. Laodtskiiltmreitteii, Wafferzms, Schonlgtwcrbefteucr, Hllodestcoer bctressead. Die am 30. Juni bez. 1. Juli diese« Jahres fälligen 2. Termine der vorgenannten Steuern find bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung innerhalb der festgesetzten Fristen an hiesiger Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Gtadtrat Eibenstock, den 30. Juni 1914. Pflichtfeuerwehr betreffend. Am Freitag, de« 3. Juli 1914, a-endt 8 Uhr findet eine Uebnng der Ab- sperr- «nd Wachmannschaft der Pfltchtfenerwehr im Schulgarten stall Die Fenerwehrabteiche« sind von den Feuerwehrleuten bei Vermeidung ihrer Be> strafuna anzulegen. Nicht pünktliches Erscheinen sowie ««e«tsch«ldigte B<rsä«M«tssc werden bestraft. Abwesenheit vom Orte gilt nur dann als genügender Entschuldigungsgrund, wenn der Nachweis einwandfrei erbracht wird, daß die Entfernung vom Orte unaufschiebbar war. Gtadtrat Eibenstock, den 30. Juni 1914. Hundesteuer betr. Diejenigen Einwohner, die Hunde im Besitze oder aus irgend einem Grund in ihrer Obhut haben, die am 10. Januar e. gesäugt wurden und sonach steuerfrei gewesen sind oder in der Zeit vom 11. Januar bi» mit 30. Juni 6. von auswärts einen Hund erworben haben, werden hiermit aufgefordert, dies bis spätestens den 19. Juli 1914 hier anzuzeigen. Die Unterlassung der Anzeige wird, insoweit sie sich nicht als Stenerhinterziehnng darstellt und deshalb mit dem dreifache« Hu«defte«erbetrage geahndet werden müßte, mit einer Ordnungsstrafe von 3 Mark belegt. CarlSfeld, am 24. Juni 1914 Der Gemeindevorstand. Liebing. Mittwoch, am 1. Juli 1S14, nachmittags 2 Uhr sollen im Versteigerungslokal des König!. Amtsgerichts hier folgende Pfänder, nämlich: 1 vollständiges Veit mit Matratze, 1 Regal, 1 langer Tisch, SS Beu- tel-Slemente, 1 Elektrifier-Apparat, 9 kleine Dampfmaschine«, SO kleine Motore, 2 Dynamos, 2 elektr. Plättglocke«, eine große Anzahl elektrische Beleucht«ngsgegenst»«de als Leuchter, Hänge«, Steh- und Taschenlampe« u a m an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 30. Juni 1914. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Es mögen nun hier die neuesten, auf das entsetz lichc Attentat bezugnehmenden Depeschen folgen: Zur Katastrophe in Serajewo. Die entsetzliche Tat, der der Thronfolger Franz Ferdinand zum Opfer gefallen ist, lenkt schärfer denn je die Blicke auf die inneren Zustände der Donaumo narchie, insbesondere nach jenem Winkel, wo sich die verabscheuungswürdigc Tat abgespielt hat. Angehörige der serbischen Propaganda sind es gewesen, die sich als Mordbuben haben dingen lassen, um vor ihren Landsleuten als Märtyrer zu erscheinen. Mag auch die Tat nicht unmittelbar von den serbischen Organi sationen ausgegangen sein, so ist es doch unleugbar, daß sie aus die zügellose Propaganda zurückzuführen ist, die von Serbien aus zweifellos die tatkräftigste Un terstützung erfährt. Sehr auffallend ist es auch, daß die Belgrader „Novosti" vor einigen Tagen schrieb, der Erzherzog möge sich Bosnien und die Herzegowina diesmal recht genau ansehen, denn es würde das letzte Mal sein, daß es ihm möglich sein würde. Das deu tet daraus hin, daß tatsächlich eine sorgfältig durchge führte Verschwörung bestanden hat, die alles aufs Sorgfältigste vorbereitet hatte. Erst die Bombe, dann der Revolver, und wenn dieser nicht zum Ziel geführt hätte, so war Dynamit auf der Strecke gelegt, die am Sonntag der Hofzug init dem Thronfolger berühren mußte. War doch der Erzherzog in den Kreisen des Panslavismus der bestgehaßte Mann, er galt als der Vertreter des österreichischen Imperialismus und eif riger Förderer der Expansion der Donau Monarchie auf dem Balkan. Gegen diese aber wendet sich der ganze Ingrimm der Serben, und zwar derjenigen Kreise, die noch immer von einem großserbischen Kai serreiche träumen, und außer Bosnien und der Herze gowina auch Kroatien einverleiben möchten. Daß man sich in Oesterreich-Ungarn dagegen wehrt, ist selbst verständlich, aber andererseits ist es natürlich, daß hier durch der böse Nationalitätenkampf neue Nahrung er hält, und gerade in einer Gegend, die bei einem et waigen Konflikt in erster Linie in Frage käme. Auf diese Zustände wird man wohl jetzt in Wien in erhöhtem Maße achten, und es wird nicht ausbleiben, daß man die serbischen Organisationen etwas kräftiger anpackt. In« übrigen aber dürfte der Regierungskurs nach dem Ableben des bisherigen Thronfolgers sich kaum än dern, denn wenn auch Erzherzog Franz Ferdinand die politischen Dinge beeinflußte, so hat man doch mit der Zusammensetzung des Parlamentes zu rechnen, die vorläufig in absehbarer Zeit kaum ein anderes Ge sicht erhalten wird. Dazu kommt, daß der neue Thron folger in politischer Hinsicht ein völlig unbeschriebenes Blatt ist und sich erst in die Dinge einarbeiten muß, nachdem er bisher nur Gelegenheit hatte, als Soldat seine Pflicht zu erfüllen, ohne für die eigentlichen Re- gierungsgeschäfte vorbereitet zu werden. Ein tragi sches Schicksal freilich ist es, das die Donaumonarchie trifft, auf der einen Seite der greise Monarch, und auf der anderen ein unerfahrener Thronerbe. Verhängung des Stand rechts über Sera jewo. Serajewo, 29. Juni. Die Demonstrationen, die heute mittag ihre Fortsetzung fanden, nahmen in den Nachmittagsstunden einen immer bedrohlicheren Um fang an. Den Demonstranten gesellte sich auch eine große Anzahl Pöbel zu, die vereint zahlreiche serbische Kaufläden stürmte» und plünderten. Trotzdem die Po lizei- und Militärbehörden die umfangreichsten Maß nahmen zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ord nung getroffen hatten, waren sie jedoch an verschic denen Stellen der Stadt gegen die Ausschreitungen der Demonstranten gegen die Serben vollkommen machtlos. Infolgedessen wurde das Standrecht über die Stadt verhängt und durch Trommelschlag und Pla- katierung der Bevölkerung mitgetcilt. Alle Teile der Stadt sind militärisch besetzt. Eine bedeutsame Erklärung der Wiener Regierung. Wien, 29. Juni. An verantwortlicher Stelle wird heute folgende Direktive an die gouvernementale Publizistik gegeben: „Die in Serajewo verübte Tat weist in ihren Umständen auf ausländische Einwirkung zurück. Die Bevölkerung von Bosnien ist loyal, und hat das auch in diesem Moment erwiesen. Es liegt also keine Veranlassung vor, die bisher den neuerober ten Ländereien gegenüber befolgte Politik zn ändern: hingegen zeigt sich, daß die bisherige gutmütige Haltung der Monarchie an Stellen, die für eurv päische Art kein Verständnis haben, mißverstanden und als Zeichen der Schwäche oderMacht losigkeit gedeutet wird. Davon nimmt die Leitung der österreichischen Politik Kenntnis und weiß sich in Uebereinstimmung mit dem europäischen Kultur bewußtsein, wenn sie feststellt, daß das Maß ihrer Geduld erschöpft ist. Die nächsten Tage und Wochen müssen zeigen, ob man überall die Pflichten anerkennt, die eine solche Schandtat den auswärtigen Regierungen gegenüber irredentistischen Hetzereien und Spekulationen auf dem Gebiet der Monarchie aufer- legen. Die weitere Politik Oesterreich-Ungarns wird davon abhängen, wie sich die maßgebenden Stellen des in Betracht kommenden Auslandes mit dieser Pflicht abfinden, und keine Einschüchterung wird sie davon abhaltcn, die ihr zum Schutze ihres Gebietes und ihrer Einrichtungen etwa notwendig erscheinenden Maßnah men zu treffen." Ein neues Bombenatten tat in Serajewo. Serajewo, 29. Juni. Ein junger Bursche warf heute vormittag eine Bombe, die explodierte. Mehrere Personen erlitten durch die umherfliegenden Bomben splitter Verletzungen. Schwerverletzt wurde rin Türke. Der Bombenwerfer wurde sofort verhaftet. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Die Beisetzung. Wien, 29. Juni. Dem letztwilligen Wunsche des Erzherzogs Franz Ferdinand, zusammen mit seiner Ge mahlin im Mausoleum zu Arzstettcn beigesetzt zu wer den, wird wahrscheinlich Folge gegeben werden. Der Kaiser wird an den dortigen Beisetzungsfeierlichkeiten teilnehmen und dann von dort direkt nach Ischl zu rücktehren, ohne Wien zu berühre». Wie aus Sera jewo gemeldet wird, ergab die ärztliche Untersuchung der Leichen, daß der Thronfolger infolge innerer Ver blutung gestorben ist. Im Leichnam der Herzogin von Hohenberg wurde die Kugel gefunden. Beim Erzherzog dagegen nicht. Budapest, 30. Juni. Die Leichen des Erz herzogs und seiner Gemahlin werden morgen nachmit tag in Budapest eintreffen. Der Präsident der unga rischen Staatsbahnen hat sich heute nach Bosnischbrod begeben, wo die Leichen morgen früh um t> Uhr mittels Militärjonderzuges von Serajewo eintreffen. Um k Uhr abends werden die Leichen von Budapest nach Wien, weitcrbefördert werden. Die Einbalsamiernng der Lei chen hat heute nacht stattgefunden. Köln, 29. Juni. Nach einer Berliner Meldung der „Köln. Ztg." verlautet bestimmt, daß Kaiser Wilhelm, der heute iu Berliu eintrifst, sich persön lich zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach Wie» begebe» wird. Dresden, 29. Juni. Zur Beisetzung in Wien fahren voraussichtlich König Friedrich An gnsi, sein Bruder Prinz Johann Georg und der Kron prinz. Das sächsische Königs ha ns wird durch die Bluttat besonders tief berührt, da es seit Jahrhunderten mit dem österreichischen Kai scrhause eng verwandt und befreundet ist. Meran, 29. Juni. Herzog Ernst August v o u B r a u n schweig und Gemahlin, Prinzessin Vik toria Luise von Preußen, die im Meraner Hof gestern abend abgestiegcn sind, unterbrechen ihre Auto-Dolo- mitentour, um der Trauerfeier für den österreichische» Thronfolger beizuwohneu. Tagesgeschichte. Deutschland. Eine dreiste Erfindung. Die „Nordd. Allg. Zeitung" schreibt: Der „Daily Expreß" läßt sich aus Rom melden, daß am Montag vor 14 Tagen Fürst Wilhelm von Albanien ein langes Telegramm Sr. Majestät des Kaisers und Königs erhalten habe, worin dem Fürsten Mahnungen und Ratschläge für- fein Verhalten erteilt worden seien. Diese römische Meldung des „Daily Expreß" ist eine ganz beson ders dreiste Erfindung. Se. Majestät hat weder unmittelbar noch mittelbar dem Fürsten von Albanien eine Mitteilung zugchen oder eine» Rat erteilen lassen. Italienische Anarchisten in Deutsch land. Eine ganze Anzahl italienischer Anarchisten hatte sich in Deutschland festgesetzt. Es ist aber ge lungen, alle ausfindig zu macheu und sie sind sämtlich ausgewiesen worden. Darunter der berüchtigte Anar chist Erdarbeiter Lnigi Tassan Solet. Die feierliche Beerdigung des Her zogs Georg fand Sonntag vormittag II Uhr in Meiningen statt. In der Stadtkirche, wo sich die höch sten Herrschaften bereits versammelt hatten, hielt Obcrhofprediger Rahlwes die Gedächtnisrede Nach Gesang des Chores der Ltadtkirche wurde der Sarg