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Lin Hnncistngseriebnis. Es war in einem der letzten heißen Sominer. Mo natelang war kein Tropfen Regen gefallen. Rings im Lande waren alle Quellen versiegt. Die städtische Leitung gab kein Wasser mehr. Täglich zweimal fuhr der Wasserwagen durch die Straßen. Wo er hielt, bildete sich bald eine lange Queue von Männern, Frane» und Kindern, die das schmntzig-gelbe Naß zu er beuten suchten. Was hätte man um einen Trunk reinen, frische» Wassers gegeben! — In jener Zeit war ich mit mehreren Freunden bei einem Nachbar zu einer Nachmittags- bowle eingeladen. Obwohl wir wußten, daß jeder Tropfen Alkohol bei dieser außerordentlichen Hitze uns schädlich werden mußte, schlürften wir doch mit großem Behagen das frische, prickelnde Naß, um we nigstens für Augenblicke die innere Glut zu löschen. Die Folgen blieben natürlich nicht aus. Einer nach dem andern legte sich um und verfiel in Schlaf. Der Gastgeber hatte den Anfang gemacht. Zuletzt überfiel auch mich eine bleierne Müdigkeit, und meine Gedanken begannen zu schwinden. Einer der letzten Ge danken war, ob es nicht klüger sei, nach Hause zu gehen und den Rausch im stillen Strohwitwer heime auszuschlafcn. — Frau und Kinder waren nämlich schon seit Wochen der städtischen Wasser kalamität entflohen und hielten sich bei Verwandten auf dem Lande auf. — Ich weiß nicht, Ivie lange ich geschlafen hatte, als ich — im Halbschlummer — drunten auf der Straße lebhafte Stimmen vernahm. „Ein Quell, ein Quell!" riefen die Leute frohlockend, als verkündigten sie ein Evangelium. Ich raffte mich auf, ergriff das noch vor mir stehende Glas und rannte hinunter, um mich dem Zuge anzuschließen. Ich erfuhr bald, daß oben auf dem „Galgeu," eineni in nächster Nähe der Stadt gelegenen Berge ein frischer Quell entdeckt worden sei. Von allen Seiten strömten Leute herbei, allerhand Gefäße in der Hand. Greise, auf Stöcke gestützt, stiegen mühsam bergan. Mütter, Säuglinge auf dem Arme, suchten die Höhe zu gewinnen. Junge Bur schen mit geröteten Gesichtern stürm ten, alles links und rechts brntal zur Seite stoßend, bergaufwärts. Es war ein bitterernstes Wettlaufen um die kostbare Gottesgabe. Doch je weiter wir auf dem mir unendlich dünkenden Wege fort gingen, desto geringer war die An zahl der Menschen. Links und rechts brachen sie heraus und sanken hin auf den braunen Rasen mit blauen entstellten Gesichtern, die Augen weit Herausgetrieben. Nach einer Weile befand ich mich noch allein auf dem Wege, keuchend, mit hörbar klopfendem Herzschlage, Todesangst im Herzen, auch ich möchte den rettenden Quell nicht er reichen, der mir schon so lieblich nur aus noch geringer Entfernung entgegenplätschertc. Inzwischen hatte sich der Himmel schwarz umzogen. Blitze zuckten hernieder. Ein furchtbarer Donner erzitterte die Luft. Und immer deutlicher hörte ich das Plätschern des Bergquells. ; — Ein lautes, anhaltendes Trommeln an die Tür er weckte mich aus dem laugen Traume. Vollständige Finster nis umgab mich; denn die Nacht war inzwischen her eingebrochen. Meine elektrische Taschenlampe zeigte mir, daß ich zn Hause auf dem kühlen, lederüberzogenen Küchensofa lag; denn ich hatte meinen letzten klaren Gedanken, hcimzngeheu, wirklich auSgeführt. Aber wie sah es in der Küche aus! Meine Frau hatte bei ihrer Abreise vergessen, den Wasserhahn znzudrehen, und nun ergoß sich der nach Wochen zurückgekehrte Strahl über den Gossendeckel herab auf den Fußboden und ver wandelte diesen in einen See, worin die Schuhe als kleine Kähne, ein paar Stiefel als Dampfer mit mäch tigen Schornsteinen und der Stiefelknecht als einziges Holzfloß umherschwammen. Und vor der Türe trommelte wutschnaubend der Hanswirt, dem das Wasser durch die Decke tropfte und der mir mit Kündigung drohte, an die Tür. Ich hatte tüchtig zu tun, um den au- gcrichteten Schaden wieder gut zumachen und außerdem den er- grimmteu Hauswirt wieder zu be- schwichtigen, um einem von mir so gefürchteten Umzuge zu entgehen. p. ?. vereitelte Hoffnung. Herr Haupunann Schneidewind liebte es, stramme Fclddienstübungen zu machen, und sie ganz feldmäßig zu gestalten. Eines Tages batte die Kompanie einen Hügel erstürmt, wo bei einzelne Leute die Toten und Verwundeten markierten. Auf der Höhe angekommen, steigt auch der Hauptmann vom Pferde und ruft: „Herr Leutnant Schlaumann! Ich bin jetzt eben erschossen!" Der Lcntuant, welcher nnn das Gefecht selbständig fortznführen hat, ver langt das Pferd des Herrn Haupt- manns, das ihm anch bereitwilligst zugeführt wird. Als er aber gerade den Fnß im Bügel hat und sich ausschwiugen null, ruft der Haupt mann: „Herr Leutnant, mein Pferd wird eben auch erschossen!" -K Unangenetime Ueberrasckung. Ein ansgenählter Kreis von Männern der Wissenschaft hat sich in einen! Hotel versammelt, um für einen scheidenden Gelehrten eine Abschiedsfeier zu veranstalten. Nach- dem man in animierter Unter haltung mehrere Gänge des Menus absolviert hat, erhebt sich der Senior der Gesellschaft, klopft an sein Glas und beginnt unter feierlicher Stille: „Hochverehrte Versammelte! Mit gerührtem Herzen ergreife ich das Wort und das Herz versagt mir fast, wenn ich an den schweren Verlust denke, der uns bevorsteht! Sehen wir doch heute zum letzten Mal unter uns den edlen — es ist das letzte Mal, daß wir — aber, meine Herren, wo ist er denn?" Entsetzlich! Erst jetzt entdeckt man, daß man vergessen hatte, den Scheidenden zu seiner Abschiedsfeier einzuladen. venkspruck. Gut Essen ohne Kosten — ein angenehmer. Posten. verkannter Sernf. B e r l i n e r A n sf l ü g l e r: „Also die Burg steht schon über ziveitansend Jahre hier, sagen Sie?" S ch l o ß w ä ch t e r: „Jawohl, über zweitausend Jahre!" Berliner: „Na, denn begreife ick nich, det Sie immer noch uffpassen, et holt ihr ja doch niemand!"