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—i- 111 Kann das Wagengerumpel nämlich nicht mehr vertragen." Dann machte sie eine kleine Pause, hörte ein Paar schüchterne Worte des Bedauerns aus Achims Munde, holte tief Atem und iuhr fort: „Es ist nett von Ihnen, lieber Nordendahl, daß Sie Freund. Lili ist ein starkes Mädchen mit ehernem Willen. Sie ist schon völlig im klaren mit sich selber. — Welch ein Elend ohne Ende eine Verlobung zwilchen Ihnen und ihr bedeuten würde, darüber dürften Sie nicht im Zweifel sein. Ich weiß von meiner besten Freundin, was so ein Warten von Jahr zu Jahr bedeutet, wie das verzehrt und welche Bitternisse so ein ewiger Brautstand im Ge folge hat. — Etwas anderes als Offizier sollen Sie nicht werden, könnten Sie auch kaum sein nach Ihrer ganzen Eigenart. Also bliebe das Abwarten allein übrig. Und nun seien Sie einmal kein schnö der Egoist, denken Sie an die Möglichkeit, daß unser Kind, wenn es nicht gebunden ist, von einem guten und reichen Manu glücklich gemacht werden könnte." Wieder machte sie eine Pause, und Achim tat einen tiefen Seuf zer, ohne ein Wort zu erwidern, aber zu sich selber sagte er: „Glück lich niemals, wenn sie einmal wahr geliebt hat. Aber sie ist nicht, wie du bist, sie besitzt, gleich ihrer Mutter, einen viel zu prak tischen Verstand. Vielleicht ist der reiche Baron nicht doch nur wegen unseres Moor- und Solbades ge kommen. Konnte nicht die Hei- Zur Vollendung der Kamerun-Rordbahn. heute wieder gekommen sind. Ich glaubte schon, Sie könnten sich gekränkt fühlen und —" „Gekränkt, gnädige Frau?" fragte er etwas nervös. „Nun ja, lassen Sie mich ganz offen reden: Es ist mir kein Geheimnis, was Donnerstag zwischen Ihnen beiden zur Sprache kam. Ach, mein junger Freund, ich habe es ja längst geahnt, daß unsere Lili Ihnen nicht gleichgültig ist und habe so oft, so oft gewünscht, es stände um unsere Finanzen noch wie einstmals, als mein Mann noch eine Stellung einnahm und das Geld keine Rolle für uns spielte. Wie glücklich würde uns dann alle drei Ihr Antrag gemacht haben! Sie wissen ja, was wir von Ihnen halten, schon weil Sie im Kadettenkorps unseres verstorbenen Rudis treuester Freund waren. Wenn wir Sie so in traulichen Stunden in unserer Mitte sahen, dann war es uns manchmal, als hätten wir unseren Jungen noch bei uns." Sie zog ein weiß seidenes Taschentuch her lMit Tert.) ratsannonce neulich in der Zei ¬ tung auf Lili passen? — Für adlige Offizierstochter, bildschöne Erscheinung, talentvoll, ohne Vermögen usw. usw. wurde ein vermögender Mann von Adel gesucht. — Wenn diese Annonce den Freiherrn angelockt hätte? Das schoß ihm urplötzlich durch den Kopf, darum lag so etwas wie Trotz und Nicht-einsehen-wollen auf seinem Gesicht, und Frau v. Grunow fühlte sich gedrungen, auf den letzten Punkt noch genauer einzugehen. Liebe bedeutete ja heutzutage so vielfach nur ein Geschäft. „Gnädige Frau, lassen wir doch dieses Thema fallen", sagte er schließlich mit einem etwas rauhen Unterton in der unsicheren Stimme. „Wir sind pns ja alle einig. Ich bitte auch Sie vielmals um Entschuldigung, daß ich mich zu einer Torheit Hinreißen ließ. Ich will jetzt nicht länger stören, Sie klagten über Migräne —" „Armer junger Freund, ich sehe, daß es Ihnen schwerer fällt als Lili, sich in das Unabänderliche zu fügen", sprach Frau v. Gru- vor und fuhr sich über die Augen bei diesen Worten. „Aber wir haben es ge lernt, unseren Lieblings wünschen zu entsagen. Seit wir durch fremde Schuld um unser Vermö gen gekommen sind, und seit mein Mann wegen jenes leidigen Jagdunfalls mit kärglicher Haupt mannspension den Beruf aufgeben mußte, in dem er es einmal zu großen Ehren hätte bringen kön nen, haben wir gelernt, uns bescheiden, uns fügen in des Schicksals unabän derlichen Willen. Und das werden auch Sie lerneu müssen, Herr Leutnant. Sie sind durch den plötz lichen Tod Ihres Vaters ebenfalls aus einem glän zenden Leben in beschei denste Verhältnisse ge drängt worden. Sie müs sen die Liebe zu unserer Tochter überwinden und werden uns nahestehen wie bisher, als ein guter, lieber, stets gern gesehener Die nördlichste Kraststation der Welt. (Mit Text.)