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Bertha Emili« Thieme, wohnhaft Landhausstraße 15, ihrem Dienste fern gebUeden sei. Sie vermute, daß der Thieme »in Unglück zugeftoßen sei. Die Wohnung wurde polizeilich ge öffnet, doch konnten die Beamten zunächst nicht- Verdächtige» entdecken. Schließlich fand man dir Leiche der Thieme in einem Reise korbe, der mit anderen Gegenständen zugedeckt war. Die Kriminalpolizei nahm sofort vie Unter suchung auf und stellt« fest, daß der Frau Thieme vor etwa 14 Tagen ein Sparkassenbuch au- einem unverschlossenen Kommodenschubfach entwendet und davon 250 Mark abge hoben worden waren. Al» Dieb wurde der Neff« der Frau Thieme, der Kutscher Alfred Thieme, festgestellt, der da- Geld in leichtsinniger Weise verbraucht hatte. Er wurde in der Nacht zum Mittwoch verhaftet und legte heute morgen ein umfassende- Geständnis ad. Er gab an, daß seine Tante den Diebstahl am 2. oder 3. Juli bemerkte, we-halb e- zu Aus- emandersetzungen kam. Sie habe sich aber schließlich wieder beruhigt, da er ihr versprochen habe, das Geld ratenweise zurückzuzahlen. Am letzten Sonnabend habe er ihr 18 Mark gegeben, doch kam e» in der Nacht zum DienStag wieder zu einem Streit. Die Tante habe ihn mit sehr erregten Worten beschimpft. Da er etwas angetrunken war, holte er in seiner Wut aus dem Vorsaale ein Beil und erschlug damit die Frau. Dann habe er die Leiche im Korbe verborgen. Die weiteren Erhebungen haben zu ergeben, ob e» sich um einest Mord oder einen Totschlag handelt. — Döbeln, 8. Juli. Ein Blitzstrahl traf gestern nachmittag bei einem plötzlich niedergegangenen Gewitter da- Wohnhaus des Maurers Jähnig in Choren. Das Haus brannte nieder. In dem Hause waren nur die Ehefrau und ein Enkelkind anwesend, beide blieben unverletzt, der Ehemann war in Döbeln auf Arbeit. Ein zweiter Blitzstrahl traf eine unweit des niedergebrannten Hauses im RittergutSpark stehen de Eiche. Zwickau, 7. Juli. Strafkammer III. Eine Anzahl Diebereien fielen 1. dem Aufpasser O. W. I., 2. den Handarbeitern E. G. L., 3. E. E. Kl., 4. A. R. Sch. und 5. P. G. Sch. aus Eibenstock zur Last. Gleichzeitig mit angcklagt war die Ausschueiderin I. P. verw. I. daselbst, die der Hehlerei beschuldigt war. «Ec- bandelte sich hier um den Taubendiebstahl im Fe binar in Eibenstock. D. R.) Es wurden vernrteilt: I. unter Anrechnung von 2 Wochen Untersuchungshaft zu 3 Monaten 2 Wochen Gefängnis, L. unter Anrech nnng von 2 Wochen Untersuchungshaft zu 3 Monaten I Woche Gefängnis, Kl. zu einer Zusatzstrafe von 2 Wochen Gefängnis, die beiden Sch. je zu 3 Monaten Gc fängnis und die Witwe I. zu 3 Tagen Gefängnis. — Johanngeorgenstadt, 8. Juli Hier schwemm te das Schwarzwasser einen Toten an, dessen Gesicht ganz entstellt war. Ob Unfall, Selbstmord oder Verbrechen vorliegt soll die Untersuchung ergeben. — Plauen, 8 Juli. Der konservative Vertre- ter deS 44. ländlichen LandtogswahlkreiseS, Herr Rentier Hermann Sammler, gedenkt, nicht wieder für den Landtag zu kandidieren. Lediglich das zunehmende Alter veranlaßt Herrn Sammler zu diesem Entschluß, der in den Kreisen seiner Wähler mit großem Bedauern vernom men werden wird. Herr Sammler, ein ehemaliger ange sehener Landwirt, ist am 18. Oktober 1910 in einer Nach wahl für den verstorbenen Abg. Sieber gewählt worden, und zwar im ersten Wahlgange mit 5490 von 9800 abge gebenen Stimmen. Der 44. ländliche Wahlkreis umfaßt 93 Orte und 47 Gutsbezirke in den Gerichtsbezirken Plauen, Elsterberg, Paula und Treuen. Sitzung de- Beztrk-ausschuffc- der Köntgl. Amt-Hauptmannschaft Schwarzenberg am 7. Juli. Heute fand unter dem Vorsitze de- Hrn. Amt-Hauptmann Dr. Wimmer im VerhandlungSsäale der Königl. Ami-Haupt- Mannschaft BezirkSauslchußsitzung statt. Die Tagesordnung umfaßte 63 Brralungsgegenstände. Genehmigung fanden die beantragte AuSbeztrkung der im selbständigen Gulsbezirk StaaiSforstrevier Sosa gelege nen Waldwärterei Riesenberg aus dem zusammengesetzten OrtSarmenoerband Sosa, die vom Gemeinderate zu Schon heiderhammer beschlossene Neufestsetzung deS Geholtes des dortigen GemeindevorstandcS sowie das zwischen der Stadt Schwarzenberg und der Gemeinde Neuwelt über den sogenannten „Roten Mühlenweg* getroffene Abkommen, so weit es eine bleibende Verbindlichkeit für die Gemeinde Neu welt enthält. Ferner wurden genehmigt die Gesuche 1. des Gastwirt- Ernst Baumann in Bernsbach um Genehmigung zur Verän derung seiner Schlächtereianlage in dem Grundstücke Nr. 108 daselbst, 2. der Firma Nestler u. Breitfeld in Erla um Ge nehmigung zur Erweiterung ihrer Fabrikanlage Ortsl.-Nr. 15—19 in Wittigsthal (Uebersctzung des Schlossereigebäudes), 3. des Metallwarenfabrikanten Friedrich Emil Fröhlich in Grünhain um Genehmigung zur Erweiterung seiner Verzin nereianlage OrtSl.-Nr. 84 8 daselbst, 4. deS Schankwirt- Ri chard Strobel in Schönheide um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank in der im BiSmarckhain daselbst ste henden Schankbude, 5. deS Schankwirts Friedrich Emil Har zendorf in RitterSgrün um Erlaubnis zum Betriebe der Schank- wirtschafl, einschl. deS Branntweinschanks, in dem Gebäude Nr. 6 daselbst (Zur Grenze), 6. des Ernst Emil Ullmann in Bernsbach um Erlaubnis zur Verabreichung kalter und war mer Speisen in dem Hause Nr. 40 8 daselbst, 7. deS Schank wirts Gustav Becher in Bernsbach um Erlaubnis zum Be triebe der Schankwirtschaft, einschl. de» Branntweinschanks, in dem Hause OrtSl.-Nr. 71 daselbst, 8. des Kaufmann- Bruno Paul Tröger in Grünstädtel um Genehmigung zum Brannt weinkleinhandel in dem Hause OrtSl-Nr. 11 daselbst, 9. der Rosa verehel. Kirstein ged. Unger in Arnold-Hammer um Ge nehmigung zum Betriebe der Gastwirtschaft, einschl. de- Brannt weinschank-, zum Abhaltcn öffentlicher Tanzvergnügen sowie zum Ausspannen und Krippensetzen für das Grundstuck OrtSl.- Nr. 13 für UnterritterSgrün (Gasthof Arnold-Hammer), 10. de- Bruchmeister- Christian Emil Zierold in Neudörfel um Genehmigung zum Betrieb« d«r Schankwirtschaft, einschl. de« Branntwrinschank-, zur Veranstaltung von Singspielen, zur Abhaltung von Tanzvergnügen für geschloffene oder vorüber gehend zusammentretende Gesellschaften, zur Veranstaltung einiger Konzerte im Jahr« mit Ball für di« Konzertbesucher sowie zum Krippensetzen für da- Grundstück Ort»l.-Nr. 7 für Neudörfel (Waldfrieden), 11. der Firma Gla-Hüttenwerke Carl - f, 1 d, G m. b. H, um Erlaubnis zum Kantinen- betrieb in ihrem Fabrikgrundstück« dastlbst Ort-l.-Nr. 44, 12. deS Schankwirt« Max Börnrr in Johanngtorgenstadt um Erlaubni« zum Beherbergen in seinrm Schankwirtschaft»ge- bäud« Nr. 204 Abt. X dastlbst, 13. d«r Klara Hrdwig Emma vrrehel. Neumann in Bockau um Erlaubni« zum Betriebe der Gastwirtschaft, einschl. de» Branntweinschank», zum Ab halten öffentlicher Tanzvergnügen, zur Veranstaltung von Singspielen sowie zum Krippensetzen für da» Grundstück Ort-l.- Nr. 20 daselbst (Gasthaus zur Sonne), 14. dr« Gastwirt- Ernst Gustav Baumann in Bern-bach um Ausdehnung der ihm für da» Grundstück Ort«l.-Nr. 108 daselbst erteilten Schankkonzession auf den geplanten Saalanbau (Grüner Baum). Den Inhabern der Firma Hermann Adler in Schwarzenberg wurde die Genehmigung zum Au»schank yon Kaffee und alkoholfreien Getränken in «inem auf dem Flur stück Nr. 396» in Beierfeld zu errichtenden Gebäude in Aus sicht gestellt. — Zu der beabsichtigten Zergliederung der Grund stücke Blatt 30 und 20 de» Grundbuchs für Beierfeld wurde Dispensation erteilt. Befürwortung fanden: I di« Biersteuerordnung für die Gemeinde Neuwelf, 2. der zweite Nachtrag zum OrtSarund- gesetz der Stadt Grünhain, 3. die Verbandrsatzung deS Feuer löschverbandes Wildbach, Stein und Poppenwald, 4 der An trag der freien Barbier-, Friseur- und Perückenmacherinnung in Aue um Einrichtung einer Zwangsinnung für die Amt»- gerichtSbezirke Aue, Eibenstock, Lößnitz, Zwönitz, die Stadt Neustädtel und die Landgemeinden Lauter und Zschorlau, 5. Gesuche einiger Gemeinden deS Bezirks um Gewährung von Staatsbeihilfen für die Kosten der Schnrebeseitigung auf öffentlichen Wegen im Winter 4913 14 Nicht genehmigt wurden da« Gesuch deS Oskar Scherfig in Bernsbach um Erlaubni« zum Ausschank von Bayrischem, Lager- und Einfachem Bier in dem Gebäude Nr. 127 6 da selbst und das Gesuch deS Gastwirts Heinrich Bauer in Nie- derschlema um Genehmigung zum Ausschank von Bier und alkoholfreien Getränken auf dem hinter dem Gasthof zum BrünnlaSberg daselbst gelegenen Sportplatz. Einem Einwohner des Bezirk» wurde zur Ausbildung seines gebrechlichen Sohnes für einen Beruf eine Beihilfe au» Stiftung-Mitteln gewährt; auch erhielten ein Gemeindediako- nirverein und eine freiwillige SanitätSkolonne im Bezirk Un terstützungsbeiträge zugesprochen. Des weiteren erledigte der Bezirksausschuß eine Anzahl Gemeindeanlagenrekurse, sprach sich gutachtlich über die den Gemeinden au» Staatsmitteln zu gewährenden Wegebaubeihilfen aus und faßte eine Anzahl auf den Neubau des Brznk-stiftS bezüglicher Beschlüsse. Aus der Zeit der Vtsreiuugstricge. N achdru-t verL otin 3. Juli 1314. Daß England bei der Neuord nung Europas ein gewichtiges Wort aus dem bevor stehenden Wiener Kongreß mitzusprechen hatte, war natürlich: hatte cs doch die Kämpfe gegen Napoleon mitgcmacht und nicht geringe Opfer gebracht. Um jo verwunderlicher war es, daß das englische Kabinett und Englands Bevollmächtigter Lord Castlereagh bezüglich Sachsens keinerlei Sachkennt nis verrieten. Treitjchke schreibt: „Nach Castlereaghs Briefen ließ sich die Frage wvhl anfwerfeu, ob der edle Lord genau wußte, wo eigentlich das König reich Sachsen lag." Die Torys in England, als geschworene Feinde Napoleons, waren dem gefau genen sächsis ch e n K önig ungünstig gesinnt, dagegen war der Prinz re gen t für Friedrich August vvu Sachsen. Nun ging Englands deut sche Politik ganz im Fahrwasser Metternichs, so daß der preußische Kanzler Hardenberg ans eine nachhal tige Unterstützung seiner Ansprüche auf Sachsen sei tens Englands nicht rechnen konnte. 9. Juli 1314. Wie in der sächsischen, so war auch in der niederländischen Frage England den preu ßischen Plänen nicht günstig. Die Bereinigung Belgiens und Hollands, wurde bereits in London von den Al liierten anerkannt, aber das von Hardenberg vorge- jchlagene ewige Bündnis mit Deutschland fand weder bei den Holländern, noch bei ihren bririschen Beschützern Anklang. Der Oranier hatte zwar die Wiederherstel lung seines Thrones durch preußische Waffen ganz gerne gesehen, allein das hinderte ihn nicht, dem preu ßischen Befreier möglichst viel deutsches Laud auf dem linken Rheinufer zu entreißen. Es galt eine welfijch- oranijche Macht im Nordwesten als Gegengewicht gegen Preußen zu schaffen und das gelang ja auch zunächst; allein sechszehn Jahre später ging der künstlich ge bildete und vorwiegend von England geschaffene nie derländische Staat in die Brüche, und zwar ebenfalls unter Englands Mitwirkung. 10. Juli 1314. Die von Napoleon geraubten Kunstschätze aus Paris wieder herauszuholen und wie der zu gewinnen, war eine schwere und nicht immeir von Erfolg gekrönte Arbeit. Napoleon hatte als Sie gestrophäe die Viktoria vom Brandenburger Tor in Berlin nach Paris gebracht. Sie in Paris zu finden uud wieder zu bekommen, war nicht leicht gewesen« Nun kam um diese Zeit die Viktoria wieder in Berlin an. Da harrten denn Tausende draußen im Tiergarten in warmer Sommernacht, bis unter dem Hurraruf der Menge ein riesiger Lastwagen herankam, von zwanzig Rossen mühsam gezogen; obenauf stand ein großer Holz kasten, über und über bedeckt von Namen, Versen, In schriften aller Art von der Hand der Patrioten, die dem sonderbaren Gefährt unterwegs ihren Willkommens- gruß mit auf die weite Reise gegeben hatten. Nun brauchte die lange Eisenstange, an der die Viktoria befestigt gewesen, nicht mehr einsam in die Luft zu ragen. Aie Aurcht vor den „blonden germanischen Teufeln". Auch für uns interessante Beobachtungen, die ein Franzose, der sich längere Zeit in einer deutschen Garni sonstadl aufgehalten, daselbst gemacht hat, bringt in einer ihrer letzten Nummern die „France militaire". Wir entnehmen ihr folgendes: „Ich hatte das große Glück, einem Jugendfreunde von mir Gastfreundschaft zu gewähren, der sich mehrere Monate in Deutschland aufgehalten hatte. Seine „Pen sion" ging unmittelbar auf einen Exerzierplatz, und so hatte er denn genügend Gelegenheit die „blonden Teu fel" zu beobachten. Da er selbst Reserveoffizier ist, so versuchte er in das Geheimnis der Stärke unserer Nach barn einzudringen. Das Ergebnis seiner Beobachtung faßte er etwa wie folgt zusammen: „Während man bei uns viel von der ausgezeichneten deutschen Heeres leitung und seinem glänzenden Gencralstabe hört, spricht man mit weniger Begeisterung von der deutschen Trup pe, indem man glaubt, daß der Soldat zu dick und zu plump sei. Man scheut sich nicht, zwischen dem deut schen und französischen Soldaten den Vergleich anzu- wende», wie zwischen einem Percheron und einem Voll blut. Das ist aber nicht die Hauptsache, die man von einem Gegner wissen muß, den man zu Boden zu wer fe» strebt. Ich weiß ja nicht, ob wir ebenso vielen kleine» Moltkes wie deutschen Generälen begegnen wer den, fast möchte ich glauben, daß diesen eine ebenso große Anzahl Napoleons gcgenüberstehcn werden. Doch das eine habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen, daß wir uns einer hervorragend angriffslustigen Trup pe gegenüber befinde» werden. Ich finde keinen anderen Ansdruck, um das sichere Auftreten der deutschen Truppe zu kennzeichnen. Ueberall ist die Kraft der Ausführung auf das äußerste gesteigert. Man versucht nicht, wie bei uns, aus jedem Soldaten einen besonders kluge» Mensche» zu machen, der bei allen Gelegen heiten seine natürlichen Geisteskräfte anzuwendcn weiß. Der deutsche Soldat ist nicht besonders klug, man ver langt es wenigstens nicht, daß er es sei. In derselben Mühle werden alle gemahlen, was den Glaubet! er weckt hat, sie seien plump, wie von Blei. Nein, sie sind von Stahl! Man macht aus ihnen Kraftquellen, welche auf Kommando mit einer Schnelligkeit und einer Hef tigkeit diese Kraft von sich geben, wie es eben der menschliche Körperbau gestattet. Mau muß diese großen blonden albernen Teufel ihre Uebuugcn ausführen sehen! Sie werfen sich mit einer Gewalt zu Boden, daß das Gesicht mit Staub be deckt ist; sie laufen nicht, nein, sie stürzen nach vor wärts; sie führen die Vorwärtssprünge wie Dämonen auS: sie laufen bis zur Erschöpfung; der Bajonettan griff, der mit Holzgewchren dargestellt wird, muß an ihnen lauter blaue Flecke zeigen. So ist der Grundzug der Justruktion in der deutschen Armee, aus allen Sol daten wilde Kampfbestien zu machen. Die Offiziere unterziehen sich denselben Uebuugcn; in allen Korps gibt es gymnastische Ucbuiigskurse für die Leutnants. Dieses Jahr werden Ausscheidungs kämpfe der Offiziere vor dem Kaiser in Berlin statt finden (sind bereits mit glänzendem Erfolg zu Ende ge führt. D. Red.). Voriges Jahr haben ähnliche Kämpfe in München mit vollem Erfolge stattgefunden. Ueberall sieht inan die Offiziere die sich den bürgerlichen Sport klubs angliederii, um sich für die olympischen Spiele, welche 1016 in Berlin stattfinden werden, vorzubereiten. Ich habe selbst auf dem Uebungsplatz die Gardcoffiziere sich für deu Fußwettlauf trainieren sehen." Man soll sich bei uns nicht darüber räuschen, daß die deutsche Truppe ungeheuer augriffslustig ist, daß sie eine große Beweglichkeit hat und daß sie unserer seits sehr beachtenswert ist Up ewig ungedeelt. Vaterländische Erzählung von A. v. Liliencron. (15. Fortsetzung). Man war nicht gerade lustig den Abend, und die Aussicht auf eine nasse Biwaknacht stimmte auch nicht weiter fröhlich. Wrangel saß, den Rücken dem Ofen zugekehrt, und zeichnete eifrig, neben ihm stand ein Glas mit damp fende»! Punsch. Jetzt hob er den Kopf: „Sehen Sie, meine Herren, ich nehme hier ein kleines Andenken an die vorige Nacht mit," sagte er und zeigte den Her ren sein Skizzenbuch. Mit flüchtige« Strichen hatte er das Bildchen hingeworfen. Ein Teil einer Kanone, deren Rad mit Stroh umwickelt war, ein dänischer Soldat dahinter barfuß marschierend, die Stiefel am Gewehr aufge hängt, mit warnender Handbewegung, gefolgt von seinen? Pferde, das auf Strümpfen schritt. Darunter stand: „Hadersleben, 30. Jnni 1348, um IV» Uhr früh. Leise uur, leise nur! Ganz leis' müßt ihr mar schieren!" Das Gespräch nahm dadurch eine andere Wendung, man scherzte, lachte, und bald war bei allen die gute Laune wieder hergestellt. Nach einer halben Stunde zog Wrangel seine Uhr. „Meine Herren, wir sind jetzt glücklich trocken geworden, sind innerlich und äußer lich erwärmt, nun kann das Vergnügen des Naßwcrdens von vorn losgehen. Der Regen strömt munter wei ter, auf denn zum behaglichen Schlaf auf durchweich tem Stroh." Fröhlich wurde ihm geautwortet uud mit einem lachenden „Auf zum nassen Biwak" verließen die Herren das Gasthaus. 5. Die Vorposten standen hart an der jütischen Grenze, die aber nicht überschritten werden durfte, die Truppen selbst hatten Kantonnement Quartiere bezogen, und es bildete sich allmählich ein ganz eigsn- tümlick-er Zustand heraus. Niemand wußte so recht, ob mau noch im Kriege oder schon im Waffenstillstand oder gar schon im Frieden lebe. Zwischen den Re gierungen waren Unterhandlungen im Gange, die da zu führten, daß Anfang August der Befehl anlangte, den Rückmarsch nach dem Süden anzutretcn. Zu dieser Zeit — es war in den Tagen vom 9. bis 27. August, als die Truppen auf dem Marsche Glücksburg erreicht und dort, sowie in der Umgegend Qartier gemacht hatten, — sah es in Schleswig in Rathgens Hause trübe genug aus.