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doch bis jetzt allein 21M Spieler aus 70 Vereinen mit 32 verschiedenen Spielarten gemeldet, ferner 2618 Frei- tibnngSturner und 229 Riegen zum Bereinswetturnen. — Dresden, 18 Juni. Am 1. Oktober wird in Glau chau, Löbau und Meißen je ein G a r n i s o n 1 a z a r e t t er richtet. — Dresden, 1b. Juni. 300 Mk. gestohlen wurden gestern abend einem Handelsmann aus Neustadt i. S, der sich in einem großen Restaurant der inneren Altstadt auf hielt. AuS Verdruß hierüber ging er nach der Friedrich Au gust-Brücke und stürzte sich vom mittelsten Pfeiler indie Elbe hinab. Er vermochte sich aber selbst wieder herauS- zuai beiten und fand Aufnahme in der Heil- und Pflegeanstalt. — Leipzig, 18 Juni. Im Jahre 1913 wurde da» Völkerschlachtdenkmal von K86 782 Personen be- sucht. Am 18. Oktober wird an dem Denkmal eine große Erinnerungsfeier abgehalten werden. — Aue, 19. Juni. Der Verstaatlichung der ,Ekov', ErzgrbirAscher KraftomnibuS-Verkehr, stimmten gestern abend in gemeinschaftlicher Sitzung die städtischen Kollegien zu. Der Staat übernimmt da- Unternehmen zum Gesamtbetrag« von 80000 Mark, wenn die Garantiegemeinden die Genehmigung dazu geben. Gleichzeitig lag ein Vertrags entwurf über die Bedingungen vor, unter denen der Staat den Kraftwagenbetrieb fortsetzt. In diesem wird Uebernahme der Gewähr einer 12,5prozentigen Abschreibung, Verzichtleistung auf Gebühren für Abnutzung der Gemeindewege und Errich ten von Wagenhallen gefordert Eine solche Halle besteht in Geyer, eine weitere soll die Stadt Aue errichten, da Aue in den Mittelpunkt des Kraftwagenverkehrs für das Erzgebirge kommen soll. Auch diese Bedingungen wurden genehmigt. — In derselben Sitzung begann man mit der Beratung der neuen Steuerordnungen. Erledigt wurde die Ein kommensteuer. Befreit von der Einkommensteuer bleiben Steuerpflichtige, deren Einkommen 700 Mark nicht übersteigt und die in vollem Maße für unterhaltsberechtigte Personen zu sorgen haben. Ferner sind befreit FeldzugSteilnehmer mit Einkommen bis 1200 Mark völlig, bis 1500 Mark zur Hälfte des Steuersatzes. — S ch n eeberg , 18. Juni. Der nach Verübung schwerer Betrügereien von hier flüchtig gewordene, zu letzt in einem hiesigen Baugeschäft angestellt gewesene Buch halter Kurt Ehrler aus Crimmitschau ist in Berlin feftgenom- men worden. Aehnliche Schwindeleien wie hier hat er auch in Leipzig verübt. — Schneeberg, 19. Juni. Nach vierzigjähriger Wirk samkeit als Lehrer und Direktor im sächsischen Seminardienste, nitt mit Ende des Sommerhalbjahres Herr Oberschulrat Gu stav Adolf Israel, seit 1896 Direktor des hiesigen Lehrer seminars, 1894 Direktor des Seminars Oschatz, 1874 Ober lehrer am Seminar Annaberg, 1877 deSgl. am Lehrerinnen seminar Dresden, in den Ruhestand. Als Nachfolger wurde Herr Professor Dr. Richter, gegenwärtig Oberlehrer am Seminar Bischofswerda, ernannt. — Plauen, 19. Juni. In der hiesigen Amtshaupt- mannschaft fand gestern eine von zahlreichen Bürgermeistern des VogtlandeS, Vertretern des Fabrikantenvereins, der Lohn- maschinenbesttzer und der Krankenkassen-Vorstände besuchte Versammlung statt, in der über die Frage, ob die Lohn maschinenbesitzer zu den Hausgewerbetrei benden gehören, verhandelt wurde. Es zeigte sich, daß in dieser Frage außerordentlich viele Unklarheiten herrschen und daß die Krankenkassen die Angelegenheit ganz verschieden behandeln. Die Lohnmaschinenbesttzer stehen auf dem Stand punkte, nicht zu den Hausgewerbetreibenden zu gehören. Die Erfahrungen sollen dem OberversicherungSamte unterbreitet werden, das eine endgültige Entscheidung herbeiführen wird. 2. Ziehung 1. Klasse 166. Königk. Sachs. Lanöes-Lotteri« gezogen am 18. Juni 1914. 30e.vv M. aus Nr. 68141. 19 900 M. aus Nr. 51389. 3990 M. aus Nr. 15500 22062 34108. 2000 V. auf Nr. 27411 61108 68000 69392 77820 8-021 96905. 1900 M. auf Nr. 901 15703 15751 37291 39702 41732 76604 85028 84537 102858 108789. 81'0 t«. auf Nr. 3212 16307 19499 19686 22307 84701 38197 85018 55977 56902 58545 58962 59059 62371 65739 68031 68838 75189 77t06 78032 90643 91401 95857 95921 101388 102166 102892 103901 108316. M. auf Nr. 486 1498 4226 5277 5314 6082 6576 7990 8217 9818 10137 11969 12744 14141 14193 14257 14273 15987 16358 19693 20994 22511 22859^24764 27320 27940 28463 30742 33976 34019 84649 34676 35049 35959 36856 87012 89569 40105 41759 44871 44709 45519 45680 47544 50336 51882 53388 54415 58199 60598 61353 62735 62754 63422 64648 65515 65594 67105 69845 74068 74752 75399 75407 76823 78004 78779 79273 81177 81479 81669 85267 89824 89993 90409 91684 91711 93260 93770 94494 96888 97586 98791 99345 100129 103598 104108 105179 105896 107059. Der Deutsch-Dänische Krim. 21. Juni 1864. Die Aufregung der Eiderdänen, die die Herrschaft Dänemarks über Schleswig unte^ allen Umständen beanspruchten, war um diese Zeit aufs höchste gestiegen. Die Londoner Verhandlungen schienen resultatlos verlaufen zu sollen. Das erscheint unbegreiflich, denn die bereits besiegten Dänen hätten sich kluger Weise mit dem begnügen sollen, was noch zn retten war: aber man rechnete in Kopenhagen immer nocb aus die bewaffnete Hilfe Englands und verrechnete sich da gewaltig. Als an diesem Tage Preußen seine Bereitwilligkeit zur Verlängerung des Waffenstillstan des aussprach, lehnte der dänische Gesandte in seiner Verblendung diese Verlängerung ab, wenn nicht zu- glcicy ernste Garantien für eine friedliche Lösung ge geben seien. Dänemark wollte die für die Ausnutzung seiner Ueberlegenheit zur See günstige Jahreszeit nicht einbüßen. So ging denn die Konferenz resultatlos ihrem Ende entgegen und das konnte Bismarck nur an genehm sein, der zielbewußt sich nur von ganzer Ar beit den angestrebten vollen Erfolg versprach: zu die sem war aber die Verstocktheit Dänemarks notwendig. 2 2. Juni 1864. König Wilhelm von Preußen weilte in Begleitung seines ersten Ministers von Bis marck in Karlsbad und hier besuchte ihn Kaiser Franz Josef von Oesterreich mit dem Grafen Rachberg. Die beiden Monarchen verständigten sich nun bezüglich der Fortführung des Krieges gegen Dänemark dahin, daß mit Rücksicht auf England, dessen Sympathien für Dänemark man kannte, zwar zunächst von dem Ueber- gang nach der dänischen Insel Fünen Abstand zu neh men, wohl aber von Alsen und Nord-Jütland Besitz zu ergreifen und das Land unter deutsche Zivilver waltung und Besteuerung zu stellen sei. In der nach zwei Tagen unterzeichneten Urkunde wurde nunmehr der Zweck des Krieges wie folgt benannt: „Lostren nung der Herzogtümer von Dänemark in der gün stigsten, den Umständen nach erreichbaren Ausdehnung". Handschrift und Charakter. Handschriftendeutungskunde! Wieviel Achsel zucken und zweifelnde Mienen Pflegt man doch zu ge wahren, wenn man nur daS Wort ausspricht! Zur Entschuldigung für die immer noch Ungläubigen gilt allerdings, daß die Graphologie als Wissenschaft erst zirka 15 Jahre alt ist und in dieser Form von den mei sten noch gar nicht gekannt wird. Auch kann nicht ge leugnet werden, daß für viele Fragen die Lösung erst von der Zukunft erwartet wird, aber das darf uns nicht mehr behindern, ihre Daseinsberechtigung anzuer kennen. Sie hat die Zuverlässigkeit ihrer Ergebnisse sowohl theoretisch als, von fachkundigen Praktikern aus- geübt, auch technisch in anfechtbarer Weise nachgewiesen und im Leben wie in der Wissenschaft schop eine ganz unerwartete Bedeutung erlangt. Zahlreiche Einwände hat man gegen sie erhoben. Die Handschrift hänge nicht vom Charakter, sondern vom schreibenden Organ oder vom Material ab. Das erste Bedenken ist experimentell widerlegt. Die links händige Schrift, die Fuß-, Mund, Arm- und Faust schrift tragen sämtlich die charakteristischen Merkmale an sich, aus Grund deren man Schlüsse auf oen Charak ter zu ziehen pflegt, und zeigen Abweichungen nur in Bezug aus die Schreibgewandtheit, weshalb auch Preyer die Handschrift zutreffend Gehirnschrift nannte. Ein flüsse des Materials aber kann man durch Vergleichung mehrerer Schriftstücke von derselben Hand ausschalten. Der weitere Einwand, daß die Handschrift sich im Laufe des Lebens und in verschiedenen Lebenslagen verändere, spricht nur für, nicht gegen deren Abhängigkeit vom Charakter, der ja analogen Aenderungen ausgesetzt ist. Oft ist man ein anderer vor und nach dem Essen, in gehobener oder gedrückter Stimmung, in Beruf oder Familienleben und besonders nach Verlauf mehrerer Jahre. Ferner hat man eingeworfen, daß viele Men schen ähnliche Handschriften schreiben, ohne den gleichen Charakter zu haben. Ungebildete und Kinderhand- Handschriften stimmen allerdings in einem Mangel an Schreibgewandtheit überein, nnd dies ist der Grund, warum der Charakter hier überhaupt nur unvollständig zum Ausdruck kommt, wie ja auch in das Klavierspiel keine Seele hineingelegt werden kann, wenn man nicht die nötige Fingerfertigkeit dazu hat. Ähnlichkeiten, in Bcrufshandschriften rühren entweder von gewissen Charakterähnlichkeiten der Berufsgenossen oder davon her, daß diese dem Schriftstück unbeteiligt gegenüber standen und es schrieben, gewissermaßen ohne dabei zu sein Solch typisch uncharakteristische „Schreibhand- jchriften" kommen besonders oft bei Abschreibern, Kanz listen, kurz solchen. Leuten vor, welche viel schreiben müssen, das sie nichts angeht. Nur sofern wir auch iu Bezug auf den Inhalt des Schriftstückes selbständig sind, kann sich unsere Handschrift zu voller Eigenart entfalten. Leicht zu entkräften ist ferner der Ein wand, die Schrift sei ja doch nur ein Ergebnis von Schu lung und Gewöhnung. Beide behalten insoweit Einfluß auf sie, als es dem Charakter des Schreibens entspricht. Nur in dem Maße, als ein Mensch auch sonst an dem Erlernten festhält, bleibt seine Schrift der Schulvorlage ähnlich. Endlich aber entgegnet man, daß die Hand schrift willkürlich beeinflußbar sei. Das ist sie nun wirklich. Aber weit entfernt, die Deutung zu er schweren, gibt dieser Umstand, wie in scharfsinniger Meise Dr. KlagtS gezeigt hat, vielmehr ein neues Mittel zur Erkennung des Schreibers ab. Genau, wie wir muh sonst dem Verhalten des Menschen bei einigerma ßen geschulter Beobachtung anmerken können, ob er sich zwanglos gibt oder sich gewaltsam beherrscht, sich etwa gar ziert und in Affektation verfällt, genau so zeigt sich an ganz bestimmten Merkmalen graphischer Hemmung und Störnng das Walten der Willkür in der Handschrift. Die Schrift wird etwa steil oder links schräg, verrät eine allzuweitgehende Regelmäßigkeit, sowie eine Hervorhebung besonders auffälliger Stellen, wie zumal der großen Buchstaben am Anfang der Wör ter und Absätze. Wir erkennen so nicht nur den Grad der willkürlichen Beeinflussung, sondern auch deren Art und Ziel und erschließen daraus manchen Charak- terzug, der uns sonst entgangen wäre: wie sittliches Wollen, Selbstbeherrschung, Schönheitssinn einerseits, aber auch Affektion, Maniriertheit, Originalitätssucht anderseits. Von andern herübergenommene Schnörkel' vollends werden in ihrer Unechtheit leicht durchschaut. Eine besondere Behandlung erfordert nur die Hand- schristenverstcllung, worauf wir jedoch hier nicht näher eingehen können. Solche Widerlegung verschiedener Einwände hat uns den Beziehungen zwischen Handschrift und Cha rakter schon näher gebracht; wir wollen im Folgenden dcn gewonnenen Einblick noch vertiefen. Die Hand schrift entsteht durch Schreiben, und diese Funktion ist ein Teil der Gesamtbewegungsweise des Menschen. Soweit wir nun wissen, wie das Innenleben in Be wegungseigentümlichkeiten überhaupt zum Ausdruck kommt, werden wir auch Handschriftenmerkmale deu ten können. Der seit Piderit im wesentlichen bekannte Grundsatz des Ausdrucks wird von Klages in sehr ver einfachter Form folgendermaßen formuliert: „Jeder inneren Tätigkeitsanlage die analoge Bewegungsten- denz." Wie es io häufig vorkommt, erscheint auch die ses Gesetz, nachdem es einmal gefunden wurde, fast selbstverständlich. Der Ungeduldige, Tätige neigt auch zu vorwärtsstrebenden Bewegungen, der Zauderer zum Bremsen. Der von Zorn Ergriffene bringt unwillkür lich Bewegungen hervor, die auf Zerstörung abzielen, oder fühlt, soweit er sich beherrscht, mindestens die Tendenz dazu. Berücksichtigen wir dieses Gesetz, so können aus der Handschrift alle diejenigen Eigenschaf ten eines Menschen erschlossen werden, die eine Form der inneren Tätigkeit, bezw. die Anlage dazu betreffen, wie Ehrgeiz, Strebsamkeit, Mut, Temperament, Aus dauer, Furchtsamkeit, Vorsicht, Mißtrauen, Verschlos senheit, Jähzorn, Sanftheit usw.; körperliche Merk male und Nebenumstände dagegen bestenfalls nur in direkt. Alter, Geschlecht, Beruf, Stand, Milieu, Na- tionalität und Rasse sind nur vermutungsweise und häufig garnicht festzustellen. Zu dem bisher entwickelten Erklärungsprinzip tritt aber noch ein anderes, dessen Kenntnis wir de« tiefgreifenden Untersuchungen von Klages verdanken. Jedermann kontrolliert, ohne sich dessen bewußt zu. werden, seine Ausdruckstätigkeit und paßt deren Er gebnisse seinem „individuellen Leitbilde" an. Ein phantasiebegabterMensch hat Vorliebe für ausladende Formen und erweitert unwillkürlich beim Schreiben die Kurven u. Schleifen. Wer begreiflich klar denkt, sondert auch Worte, Sätze, Zeilen durch erhebliche Zwischen räume. Wie der individuelle Raumsinn die Handschrift reguliert, so auch der Gehörsinn das Sprechen. Da rum spricht, wer taub wird, nach einigen Jahren ganz andcrs als vorher. — Fassen wir alles zusammen, so können wir sagen: auf dreifache Art bedingt der Cha rakter das Schriftbild, durch Ausdrucksbewegungen, durch daS persönliche Leitbild und durch die Anfangs besprochene Willkür. Wie verfährt man nun aber bei der Deutung einer Handschrift? Ehe wir darauf die Antwort geben, muß auf das Entschiedenste vor der früher allgemein üb lichen Zeichendeuterei gejwarnt werden, die von der Mehrzahl der Lehrbücher leider auch heute noch emp fohlen wird. Wer da glaubt auf Grund von einzelnen sogenannten Zeichen, Häkchen und Buchstabenformen Charaktereigenschaften erschließen zu können, ist auf dem Irrwege und wird nur die vielen zahlreichen Vor urteile gegen die Graphologie befestigen helfen. Alle Merkmale einer Schrift sind von derselben Qualität wie ihr Gesamtbild. Daher kommt nicht in zwei Schrif ten dasselbe Zeichen vor. Auch für alle übrigen Be wegungen eines Menschen gilt: „Wenn zwei dasselbe tun, so ist es nicht dasselbe." Man lasse verschiedene Personen ein Buch von einen Fleck an einen anderen bringen: nicht zwei werden es in derselben Weise machen. Der eine tut es schnell, der andere langsam: der eine gewandt, der andere umständlich: der eine keck, der andere befangen: ein jeder seiner besonderen Eigen art gemäß. Deshalb geht die wissenschaftliche Grapho logie vom Gesamtbild der Schrift aus und zerlegt die ses in allgemeine Duktuseigensfchaften, d. h. durch gehends wiederkchrendc Bewegungseigentümlichkeiten wie: BindungSform, Bindungsgrad, Zentripetalität oder Zentrifugalität, Linksläufigkeit oder Rechtsläufigkeit, große oder kleine Längenunterschiede, Vereinfachnng oder Bereicherung, Weite, Enge, Größe, Kleinheit, Steilheit, Druckreichtum und Druckverteilung usw. Dann erst werden auffällige Einzelformen betrachtet und wiederum in allgemeine Duktuseigenschaften auf gelöst. Erst wenn man das geleistet hat, beginnt die eigentliche Deutung, für deren Verlauf und Gelingen eine außerordentlich wichtige Entdeckung von Ludwig Klages von entscheidender Bedeutung ist. Für alle Schrifteigenschaften sind nämlich je nach der Art ihres Vorkommens verschiedene Deutungen möglich, und zwar mindestens jedesmal ein Paar ent sprechender, die sich wie positiv zu negativ verhalten. Das Ucbcrmiegen einer seelischen Tätigkeitsrichtung kann nämlich entweder auf der Größe eines Triebes oder aus der Schwäche der zugehörigen Hemmung be ruhen. Sv kann Ruhe und Gleichmaß .ins Selbstbe- herrschungSfähigkeit oder aber aus Mangel an Leiden schaftlichkeit hervorgehen: Impulsivität aus der Stärke des Tätigkeitstriebes oder aber aus Flüchtigkeit und Leichtsinn, Abwcchslungsbedürfnis aus Vielseitigkeit oder aber auch aus Mangel an Konzentrationsvermögen und aus Ablenkbarkeit usw. Durch methodische Wiederzu- jammcnfügung sämtlicher Dnktuseigenschaften kommt man zu der für jede einzelne notwendigen Bedeutung. Die festgestellten Einzelzüge werden endlich zu einem Charalterbilde zusammengefaßt, indem man sie de« sogenannten Dominenten, d. h. den in der Handschrift vorherrschenden Eigenschaften unterordnet. Dieses Deutungsverfahren gewährt dem Graphologen trotz' der immer noch sehr bescheidenen Hilfsmittel bereits eine ganz erstaunliche Sicherheit des Urteils. Wer einmal selbst beobachten konnte, daß ein gewiegter Praktiker oft nur auf Grund weniger Zeilen, ohne ,Hellseher' zu sein, in die Tiefen eines Charakters hinein leuchten kann, die der Beurteilte oft selbst noch nicht erkannt hat, dem wird die große Entwicklungsfähig keit der Graphologie und ihr eminenter Wert für Leben nnd Wissenschaft keinen Augenblick mehr zweifelhaft sein. Jeder, der in ihr etwas mehr als nur ein Mittel zur Befriedigung von Sensationslust und Neugier er blickt, zieht Nutzen aus der Beschäftigung mit ihr. Er bekommt Einblicke in die Menschenkunde, lernt Charak tereigenschaften analysieren nnd seinen Nebenmenschen verstehen und gerechter beurteilen, kann Streitigkeiten vermeiden und ist gefeit gegen Hintergehungen. Er lernt ferner unwillkürlich auch andere Bewegungen deuten und wird einen Fremden bei flüchtiger Begeg nung rascher beurteilen als zuvor und sein Verhalten darnach einrichten. Endlich lernt er sich selbst besser kennen und, wie man überaus häufig bestätigt findet, sich selbst zu erziehen. Tatsächlich kann durch Beschäf tigung mit Graphologie das Leben an Gehalt gewinnen. Was sie endlich bei Engagements, im geschäftlichen Ver kehr, bei der Berufswahl, in der Politik, im Rechts leben usw. leistet, bedarf nach dem bisher Gesagten kei ner Ausführung mehr. Bcmilchtk Skachrichteil. — Die Klage der Frau Isolde Beidler abgelehnt. Die Zivilkammer des Landgerichts Bay reuth verkündete am Freitag in der Klagesache der