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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 06.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191405068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19140506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19140506
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk ...
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Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-06
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Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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täfel an der Stätte der Arbeit de« Verbände« für Jugend- Hilf« für alle Zeiten an die Liebe und Güte dessen erinnern, der bahnbrechend und großzügig einer bedeutsamen Organi sation di« Weg« zu wirksamer Betätigung von Iugendschutz und Jugendhckf« zu ebnen gesucht hat. Eine dahmgehende Danksagung bringt dir Monat-schrift de« Verbandes .Die Iugendhilfe" in ihrer Mai-Nummer, der sich auch die Frater- nitaS'Loge in Dresden mit herzlichen Worten anschließt. — Ein gute» Beispiel. Die Dresdner Innungen haben bis sitzt zur finanziellen Sicherung der Ausstellung „Das deutsche Handwerk Dresden 191k' nach Kräften zur Schaffung eine» Garanliefond» beigesteuert. Jn»gesamt sind di» jetzt rund 580 000 Mark gezeichnet. Von dieser Summe entfällt der größte Teil auf die Beihilfe der Dresdner Innungen. An der Spitze der Dresdner Innungen steht die Bäcker-In nung, die au« Innungsmitteln und durch Einzelzeichnungen rund 80 000 Mark zum Garantiefond» gezeichnet hat. Die ses gute Beispiel wird im ganzen deutschen Reiche nachhaltig Anerkennung und Nacheiferung finden, sodaß die Handwer kerverbände aus anderen Tellen des Reiches ebenfalls zu der großen Handwerker-Ausstellung nach Kräften beisteuern werden. Iti. Ai«y»n- 5. Klasse 1K5. Köatßl. Zächs. Landes Lsttrrk gezogen am 2. Mai 1914. 1OVVO M. aus Nr. 14738 40079. 5000 M. auf Nr. 5137b S2S1S l03b 10. 390» ». aus Nr. 9426 17415 19515 20859 2168t 274S0 84590 87882 38646 39579 41804 43925 46228 49072 54970 57573 62878 65123 67537 71540 7S848 80245 85483 87087 90598 91840 93545 94485 109388. 200» ». aus Nr. 8085 8544 15103 24211 25406 37589 40486 40991 44211 48059 59198 64354 69608 72279 74141 79400 97094 99511. 1990 «. auf Nr. 63 1997 3267 3362 4484 5025 5860 13037 22271 23488 25055 30092 31485 82786 35951 36074 36247 38962 39149 40525 40540 41135 41418 45914 47842 49585 49645 50100 52944 54599 55275 55990 57964 61798 62667 65607 65920 70747 73807 75650 76170 78088 78516 80084 80119 80587 88495 89702 90057 91747 98913 94015 97011 98602 101484 104088 105886 107159 108005 109108. SV» M. aus Nr. 2845 4100 4690 6676 7176 10440 12760 13576 18992 22586 28886 24004 26412 29168 80308 33887 34424 35487 40189 41320 42381 44969 45900 46308 49661 51164 5I69S 54017 54932 57529 58774 61067 65328 67051 70418 74880 75267 75518 79467 80383 88619 84791 87312 87524 87818 90680 92989 98877 99467 102488 105080 109615 109976. Amtliche Mtttettnngen au- der 16. Stadtrat-- sttzung vom 28. April 1914. AnwZend: 5 RatSnntglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Heise. Ohne Gewähr für darau« abgeleitete Rechte. 1) Die Vorlage über 2 kurzfristige Handdarlehne wird genehmigt. 2) Rach Kenntnisnahme von dem Berichte de« Herrn Stadtverord neten Ott, der die Schulgelderrcchnungen auf die Schuljahre 1907 bi« 19M geprüft und für richtig befunden hat, gibt man die Akten an da« Stadlverordnetenkollegium zur Entschließung wegen Rich- tigsprechung ab. Zugleich billigt man die ergangenen Anweisungen zur umgehenden Ablegung der folgenden Schulgelderrechnungen und zur veränderten Gestaltung de« Beitreibungsverfahrens. 3» Tie Firma Hermann Aämnitz in Chemnitz hat den Auftrag zur Herstellung der Dampfheizung in der alten Schule übernommen. 4) Sin Gesuch um ^andabtretung kann nicht berücksichtigt werden. Der Rat erklärt sich aber bereit, die betreffende Fläche gegen Be- zeigungSgeld widerruflich zur Benutzung zu überlassen. 5l Zn Nebereinstimmung mit einem Vorschläge des BauauSschuffe« wird davon abgesehen, an dem Spielplätze Nr. 1025 de« Flur- buch« gegenwärtig bauliche Herstellungen vorzunehmen. Es soll vielmehr der vorhandene Rasenplatz im lausenden Sommer sür Turnen und Spielen zur Verfügung gestellt, im Herbst aber noch ein mit Gras zu besäender Landstreifen von 25 m Tiefe zur be stehenden Platzstäche hinzuaeschlagen werden. 6) Nachdem auch der BauauSschuß daS Grundstück Nr. 982 des Flur buchs an der Bahnhofstraße al« geeignet zur Erbauung de« Erd- tellcrS sür die Aufbewahrung der beanstandeten Fleischteile bezeich net hat, erklärt sich der Rat dafür, das Grundstück zu erwerben und den Behälter auf ihm zu erbauen. 7) Die Vorschläge de« BauauSschuffe» Uber die Chaussierung der Pestalozzistraße werden angenommen. Da« erforderliche Straßen- land wird von den Grundstücken Nr. 15 und 16 erworben, wäh rend da« vom Flurstück Nr. 20 des Flurbuchs erforderliche Land durch dessen Eigentümer, Herrn Fabrikanten Richard Hertel schen- kungSweife überlasten worden ist. Der Rat nimmt diese kostenlose Landabtretung dankend an 8) Die abgegrobenen Stellen an der Schützenstraße sind vorschlags- aemäß abzuböschcn. 9> Die Allgemeine Ortskrankenkasse hat sich nunmehr mit den Vor schlägen des StadtrateS über die Bestimmung de« Kaufpreise« der EjpeditionSmöbel, de« Mietzinse« sür den Kassenraum und die Vergütung für Kassenprüfungen einverstanden erklärt. Damit findet die Angelegenheit bi« auf weitere« ihre Erledigung. 10) Der Handelsschule ist vom Königlichen Ministerium des Innern noch für das Winterhalbjahr 1914/15 gestattet worden, den Unter richt um 7 Uhr früh zu beginnen, während der Unterrichtsbeginn vom Jahre 1915 an im Winter nicht vor 8 Uhr früh angesetzt werden dars. 11) Es wird eine Umgestaltung deS Ortsgesctzes über die Unterstützung der in den Ruhestand versetzten Bezirkshebammen zufolge des Ge setzes vom 28. März 1914 beschlosten. 12) Auf den Rat der Königlichen Kreishauptmannschaft wird der Wortlaut der Verfügung zur Unterstellung unter das Schankstätten verbot dahin ergänzt, daß den unter dem Schankstättenverbote stehenden Steuerrestanten auch der Aufenthalt in den Branntwein- klemhandelSstätten mit Ausschank verboten sei. 13) Der Herr Vorsitzende meldet für 1.—10. Mai Urlaub an, 14) Zur Beschlußfassung gelangten ferner 4 Bau-, 6 Steuer, 2 Straf- und 6 verschiedene andere Angelegenheiten. Sächsischer Landtag. Dresden, 4. April. II. Kammer. Den erflen Punkt der Tagesordnung bildet die Wahl von drei Mitglie dern und zwei Stellvertretern zum StaatSgerichtShof. Es werden durch Zuruf gewählt als Mitglieder die Herren Ge heimer Justizrat Dr. Rudolph-DreSden, OberlandeSgerichtSrat a. D. Tierbach-DreSden und Rechtsanwalt Oberjustizrat Dr. v. Petrikowskv-Plauen und als Stellvertreter die Herren RrchtSanwalt Oberjustizrat Dr. Stöckel-DreSden und Senats präsident beim Reichsgericht Dr. SieverS-Leipzig. Abg. Wirth <Soz.) beantragt bei Kap. 683 de« ordentl. Etats, ReichSver- flcherung und Ünfallfürsorge für Gefangene betr-, die Einnah men mit 180 200 M. zu genehmigen und die Ausgaben mit 520942 M. zu bewilligen. Das Haus beschließt antragsge mäß. Kap. 73 deS ordentl. Etat«, Finanzministerium betr., wird darauf in den Einnahmen mit 4000 M. und in den Ausgaben mit 1500172 M, darunter 60588 M. künftig weg fallend, debatteloS bewilligt. Schließlich berichtet Abg. Böh ler (Natl.) über Kap. 21 des ordentl. Etat«, indirekte Abga ben betr. und beantragt, die Einnahmen in Tit. 1 bi« 4, also ohne Titel 4a, und 5 bi» 8 mit 18016159 M, die Ausgaben insgesamt mit 7431363 M. darunter 112310 M. künftig weg fallend, nach der Vorlage zu bewilligen, ferner Punkt 2 u. 3 deS Antrages Castan und Gen. wegen Aufhebung der indi rekten Landessteuern ab»ulehnen und die Petition deS Sächs. Landesverband»» der Zollaufseher rc. der Kgl. StaatSregie- rung al» Material für eine künftige Revision der Besoldung«- ordnung zu überweisen und schließlich di« Petition der Amt»- diener der Kgl. Haupt- und Zollämter Sachs««» d«r Staat«- rrgierung al« Mattrial zu w«it«rrr Prüfung zu überw«isen. Di« Kammer nimmt die Anträge der Deputation an. Nächst« Sitzung Dien«tag nachmittag 2 Uhr. Deutscher Reichstag. 24». Sitzung von« 4. Mai 1914. Im Reichstage wurde am Montag die vor Ostern abgebrochene zweite Beratung der Konkurrenzklausel- novelle fortgesetzt. Bekanntlich hatte die Regierung zu drei Beschlüssen der Kommissionsverhandlungen ihr Un annehmbar erklärt, so daß die bürgerlichen Parteien sich jetzt über Ausgleichsvorschläge geeinigt haben, um nicht das ganze Gesetz scheitern zu lassen. Dem Wunsche der Kommission, die Entschädigung an den Angestellten mindestens auf die Hälfte der Bezüge des Angestellten festznsetzen, will die Regierung beitreten, während die bürgerlichen Parteien dem Verlangen der Regierung bezüglich des Höchstgehalts von >51X1 Mark nachgeben wollen. Der dritte strittige Punkt betraf das Recht des Prinzipals, auf Innehaltung des Vertrages oder Leistung der verwirkten Strafe zu bestehen. Auch hierin haben die bürgerlichen Parteien nachgegeben und gegen den Kommissionsbeschluß dem Prinzipal das Recht auf Innehaltung des Vertrages zugebilligt. Die Sozial demokraten beantragen zunächst völliges Verbot der Klausel oder wenigstens Erhöhung der Mindestgehalts- grenzc auf 2000 Mark. Nach eingehender Berichter stattung des Abgeordneten Giebel lSoz.) über die bei den Kommissionslesungen und einer Schimpfrede des „Genossen" Hoch, auf die der Zentrumsmann Trim born erwiderte, wies für die Nationalliberalen Dr. Thoma darauf hin, daß seine Partei aus Zweckmäßig keitsgründen wieder den Boden der Regierungsvorlage betreten habe. Der Fortschrittler Waldstein erklärte seine Freude darüber, daß die Regierung hier einmal fest geblieben sei, und wandte sich schließlich gegen die Forderungen der Sozialdemokratie. Der sozialdemo kratische Antrag auf vollständiges Verbot der Kon kurrenzklausel wird abgelehnt und der grundlegende Paragraph des Gesetzes angenommen. Die Mindest gehaltsgrenze wird, dem Kompromißantrage gemäß, auf 1500 Mark festgesetzt. Im übrigen wird das Gesetz mit den Kompromißanträgen angenommen. Das Gesetz tritt am 1. Januar 1915 in Kraft. Die Resolution der Kommission auf Vorlegung eines Gesetzes, betreffend Unpfändbarkeit des Arbeitslohnes und Regelung des Wettbewerbverbotes für diejenigen Angestellten und Ar beiter, aus welche das heute angenommene Gesetz keine Anwendung findet, wird einstimmig angenommen. Nächste Sitzung: Dienstag 2 Uhr. Anfragen, nament liche Abstimmung, Petitionen, Militäretat. Schluß 8 Uhr. Aus der Zeit der Besreiungslriege. Aachdru« »erdoli» <>. Mai 1814. An diesem Tage wurde in der Versammlung zu Eidsvold Prinz Christian Friedrich von Holstein zum König von Norwegen bestimmt. Auch hier handelte es sich wieder um die Vergewaltigung eines Volkes zu Gunsten politischer Rücksichten. Däne mark hatte versäumt, sich rechtzeitig von Napoleon zu trennen und war von den Mächten mit dem Verluste Norwegens bestraft worden, das nun an Schweden fal len sollte, La Bernadotte, Schwedens künftiger König, im Befreiungskriege mitgewirkt hatte, allerdings höchst mäßig und zweideutig. Um nun der keineswegs von den Norwegern gewünschten Vereinigung mit Schweden zu entgehen, wurde jene Versammlung abgehalten, auf der man den Prinzen Christian, Vetter des Königs und dessen mutmaßlicher Thronerbe, zum König von Nor wegen ausrief. Dies Manöver nutzte natürlich nicht viel: denn da Bernadotte die Uebermacht der Waffen gewalt hatte, so war der schließliche Ausgang sür Nor wegen nicht zweifelhaft Jugendwanderungen in völkisch bedrohte Kegenden. Nun naht wieder die schöne, die sonnige Zeit de» Wan derns. Nicht, al» ob die frohgemuten Pfadfinder und Wan dervögel de» Winter» Hinterm Ofen säßen, solche Verweich lichung ist heute gottlob gar selten geworden! Doch die un sicheren Verkehrsverhältnisse und die kurzen Tage machen dann größere Ausflüge unmöglich, ausgenommen in den Mittel und Hochgebirgen, wo der Schneeschuh Triumphe feiert. Jetzt aber gehtS bald an «in Ränzel- und Rucksackschnüren, man schmiedet Pläne, kleinere und größere, je nach Unter nehmungslust und Geldoerhältnissen. Denn bei aller Be scheidenheit, die die jungen Reisebeflissenen ziert, spricht der nervus rerum auch hier ein gewichtiges Wort mit. Wer aber weiter hinaus fliegen kann, wem keine allzu engen Grenzen gezogen sind, den machen die .Mitteilungen deS Verein» für das Deutschtum im Auslande' auf besonder» lohnende Reise ziele aufmerksam. Sie verweisen auf die Gebiete außerhalb des Deutschen Reiche», wo Deutsche, umtost von fremden Volkswellen, eine« schweren Kampf durchfechten. Man hat geklagt, daß die Reichsdeutschen nur geringes Interesse für ihre Stammesbrüder im Auslande hätten. Heute besteht dieser Borwurf nicht mehr zu Recht. Denn der Tätigkeit des „Ver eins für das Deutschtum im Auslande' widmen weite Kreise rege Anteilnahme. Gewiß aber wäre «S von besonderem Wert, wenn gerade die Jugend die Brüder draußen au- eigener Anschauung kennen lernte. Gelegenheit dazu haben vor allem die Schlesier, Sachsen und Bayer«, die zunächst den österreichischen Sudetenländern wohnen, wo der Streit mit den Tschechen wogt. Aber auch die Brandenburger und Thüringer, die Hessen und Schwaben sollten nach Sud und Ost au-fliegen, m die wunderbaren Alpengauen, wo Italiener und Slowenen den Deutschen jeden Fußbreit Boden streitig machen, oder nach Siebenbürgen, dem Lande der hochgebil deten .Sachsen",«in die fruchtbaren südunaarischen Schwa bendörfer oder in die weltabgeschiedenen Weiler der ober italienischen Deutschen. Dabei handelt eS sich großenteil« um landschaftlich hervorragende Gegenden, deren Burgen und Städten die Geschichte altehrwürdige» Gepräge verliehen hat. Wissen, Will» und Volke»liebe werden reichen Gewinn aus diesen Iugendwandemngen in völkisch bedrohte Gegend»« ziehen zum Heile unserer Zukunft. Der .Verein für da« Deutschtum im Autlande' wird den jungen Wanderern gern mit Rat und Beistand zur Seite stehen. Utter« Jahr! Roman von Baronin G. v. Gchllppenbach. (8. Fortsetzung). Glücklich'?! Er hatte heute sein Glück begraben. Das Leben lag öde und reizlos vor ihm. An demselben Abend, an dem Waldemar von Klingen die Verlobungsanzeige von Heerbachs las, strahlten die Fenster in der Markgrafcnstraße, die zu der Wohnung des Bankiers Eßlinger gehörten, in blendendem Glanze des elektrischen Lichtes. Durch die feinen Spitzenvorhänge brach die feenhafte Beleuch tung. Sie fiel bis auf die Straße und veranlaßte die Vorübergehenden, emporzublicken. Heute boten der reiche Mann und seine Frau alles auf, um ihren zahl reichen Gästen den Glanz ihres Hauses anschaulich zu machen. Sollte doch die Verlobung des zweiten Sohnes mit der reizenden Baronesse von Heerbach durch einen Ball gefeiert werden. Hatten die eitlen Eltern doch er reicht, was sie angestrebt, als sie den Verkehr mit Heer bachs angebahnt. Ihr Lieblingssohn Lothar, der zu künftige Chef des Bankhauses, verlobte sich mit einem vornehmen Mädchen aus altadligem Geschlecht. Daß Olga nicht reich war, tat nichts, denn: „Wir haben es ja dazu, eine vermögenslose Schwiegertochter zu be kommen," sagte der Bankier, und seine Frau stimmte darin mit ihm überein. Sie war lang und hager, der Gegensatz zu dem kleinen, dicken Gatten, dessen glattes Vollmondsgesicht heute besonders jovial aussah. „Jette," sagte er, „bist du fertig'?" „Nenne mich nicht „Jette" vor den neuen Verwand ten, Philipp," schalt Frau Eßlinger, „es klingt so ge wöhnlich." „Na, lieber Schatz, so nannte ich dich doch schon, als wir noch kleine Leute waren und im dritten Stock im Norden Berlins wohnten. Da hattest du noch keine Magd, und ich mußte die Pferdebahn sparen und zu Fuß ins Kontor laufen." „Erinnere mich nicht daran, Philipp, das liegt gott lob hinter uns." „Ja, jetzt ist es anders. Ich habe nach der kleinen Erbschaft, die wir so unerwartet machten, mit Glück an der Börse spekuliert, dann mich von Stufe zu Stufe cmporgearbeitet. Im Kleinen angefangen und jetzt — ' wie stehe ich da? Chef eines großen Bankhauses, reich und angesehen, Grubenbesitzer in Westfalen und bald Schwiegervater einer Baronesse. Was sagst du nun, Jetteken'?" Der kleine Mann wollte seine Frau iu die Wange kneifen, sie schob ihn ungeduldig von sich. Er steckte die Finger in die Armlöcher der Frackweste und trommelte wohlgefällig auf die weiß-seidene Weste, die prall auf dem Körper saß. An seinem kleinen Finger glänzte ein Ring mit einem großen Brillanten, der ein Vermögen repräsentierte. Mit kleinen, trippelnden Schritten ging Eßlinger über den schwellenden Teppich; jedesmal, wenn er an dem Spiegel vorbeikam, betrachtete er sich wohl gefällig. Seine Frau legte noch ihren Schmuck an: mehrere schwere goldene Armbänder, Ringe bedeckten die Finger, und eine dreifache Perlenschnur schlang sich um den hageren, gelblichen Hals, darunter funkelte eine große Brosche aus Saphiren und Diamanten. Eine wahrhaft vornehme Frau hätte dies des Guten zuviel gefunden und kaum die Hälfte des kostbaren Schmuckes getragen. Frau Henriette Eßlinger wollte zeigen, daß sie reich war. Das Prvtzenhafte lag ihr im Blute, seit sie das bescheidene Haus im Norden, Berlins verlassen hatte und der Gatte Chef des großen Bankhauses Eßlinger geworden war. Jetzt hieß es „Eßlinger u. Sohn", denn Lothar war Teilhaber ge worden und hatte neben dem Vater Sitz und Stimme im Kontor. Der älteste Sohn, Wilhelm, lebte als Di rektor der Grube in L. in Westfalen. Er war ver heiratet mit der Tochter eines reichen Kölner Kauf mannes. Mit festen Händen führte er das Geschäft, nüchterner Zahlenmensch, der streng und hart gegen seine Untergebenen war, nur auf den eigenen Vorteil bedacht, dabei von lächerlicher Eitelkeit, nach außenhin bestrebt, zu glänzen. So war der Charakter Wilhelms. Der Liebling der Eltern war der zweite Sohn, der stattliche Lothar, der schneidige Rennreiter, elegante Kavalier und Kamerad der vornehmen jungen Lebe männer, die, den Ton angebend, zur jounosss äorss der Kaijerstadt gehörten. Und heute — heute hatte er es endlich erreicht, — heute hatte Olga von Heer bach dem Beharrlichen ihr Jawort gegeben, war seine Braut geworden. — Ob sie die kurze Episode vergessen hat, jene lustigen Manövertage auf dem Gute der Verwandten und später die Zeit mit Waldemar von Klingen in Berlin ? Sie hatte zuerst gehofft, ihn wiederzusehen, und hatte diese leise Hoffnung auf der Rückseite ihres Bildes ausgesprochen. Aber er kam nicht wieder, ihr Weg kreuzte sich nicht mehr. Fast unwillig dachte Olga, daß er doch seinen Urlaub dazu benutzen könnte, nach Berlin zu kommen. Sie ärgerte sich über die beiden Worte, die sie geschrieben. Sah es doch wie eine Einladung aus! Ihr Mädchenstolz fühlte sich tief verletzt. Was im zarten Keime gelegen, erstarrte nach und nach, die Erinnerung schwand immer mehr. Und da näherte sich Lothar Eßlinger, da verstand er es, sich liebens würdig zu machen. Ein Mensch von leidenschaftlichem Blut und sinnlicher Begierde, hatte er bei den Frauen bisher viel Glück gehabt, Eroberungen waren ihm leicht gemacht. Zum ersten Male schien sein Werben vergeb lich. Olgas keusche Mädchenseele scheute vor der heißen Flamme zurück, die aus deu grauen Männeraugen brach. Wenn Lothars Arm ihre zarte Gestalt beim Tanze fest an sich preßte, stieß sie ihn zurück, - dennoch - allmählich erkämpfte er sich den hohen Preis, den er sich gesetzt hatte Nach einem Jahre fand Olga ihn
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