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Heim und Kindergarten. I^ockreitsgebräucke m Siebenbürgen. Von W. Rob. Wo die Karpathen gegHi Süden und Südwesten gleich riesigen Wellen Siebenbürgen, dies sagenumwobene Land, umgeben, wohnen die Siebenbürger Rumänen. Am Mittel- ftock deS himmelanstrebenden Gebirge-, wo sich endlose Almen auSdehnen, dort finden wir die Ursibe dieses Volks- ftammes. Von dort aus haben sie sich im Laufe der Jahr hunderte bis weit in *ie Ebene hinab verbreitet. Hier oben in den eichenwaldumrauschten GebirgSdörfern, wo uns die frische Hochgebirgslust umwettert, leben die alten rumänischen Sitten und Gebräuche bis auf den heutigen Tag fort. Munteni Heiken die Bewohner dieser Höhen. ES sind Leute, die Schafzucht treiben, und deren Herdenreichtum gepriesen wird. Wo der waldige Bergabhang sich nieder- senkt tnS Gebirgstal, da befinden sich die lieblichen Alm- gründe und Weiden des Dorfes, wo bisweilen viele tausend Schafe jahraus, jahrein reichlich« Nahrung finden. Nur die äußerste Not kann den Bergbewohner dazu treiben, in der Ebene sein Fortkommen zu suchen, und auch dann wird er danach trachten, seinen Unterhalt als Hirte zu erwerben. Mit derselben Zähigkeit, mit der der Munteni an seiner Heimat und seinem Berufe hängt, klebt er auch an den uralten von den Vätern und Vorvätern überkommenen Sitten und Gebräuchen. Es ist sehr viel Aberglaube dabei, Hessen Spuren auf die heidnische Vorzeit verweisen. Wie viel Angestammtes, wieviel Fremdes in diesen Sitten ent halten ist, wird der eingehenden Forschung vorbehalten bleiben müssen; das zu unterscheiden ist auch nicht Zweck Lieser Zeilen. Wir wollen hier lediglich die hochinteressanten Hochzeitsgebrüuche, die noch jetzt bei diesem, nur wenig kultivierten Bolksstamm bestehen, besprechen. Di« Brautwerbung wird gewöhnlich von einem Bruder oder einem anderen nahen Verwandten des Burschen an gebracht. Ein Korb wird selten ausgeteilt, da die beider seitigen Eltern längst vorher Erkundigungen über die Ver mögens- und sonstigen Verhältnisse deS anderen Teil ein gezogen haben. Sind diese Erkundigungen zu beiderseitiger Zufriedenheit ausgefallen, so erfolgt ein feierliches Ver löbnis. Braut und Bräutigam erhalten Ehepaten, die sozusagen Vater- und Mutterstelle bei ihnen vertreten und bei der Trauung als Zeugen fungieren. Der Hochzeitstag wird von den, Vater des Bräutigams bestimmt, der auch LaS Hochzeitsfest ausrüstet. Gleich nach der Verlobung sehen sich Braut und Bräutigam nach einem Redner um, der an ihrer Stelle die üblichen Reden bei der Hochzeitsfeierlich keit hält. Acht bis zehn Tage vor dem Hochzeitstag geht ter Hochzeitsbitter, festlich gekleidet und ausgerüstet mit einem Stab, den die Braut mit einem roten Apfel und einem Rosmarinzweig geschmückt hat, von Haus zu HauS und ladet die Gäste mit folgenden Worten ein, Gott zum Grub euch, Nachbar, ich Zeig als Hochzeitsbitter mich. Und ich hoffe, baß ihr mir, Feudig öffnet eure Tür! N.s Eltern laden auf (Sonntag) und den Tag darauf Euch zum HochzeitSfest und Schmau» In ihr gastfreundliches HauS. Ist der ersehnte Hochzeitstag da, so begeben sich di« Lhepaten in Begleitung des Redners der Braut nach dem Hause deS Vaters vom Bräutigam, der seine Gäste im Hof« empfängt und von ihnen also angesprochen wird: Schwiegervater*guten Tag! Warum seufzt ihr Web und Ach- Warum macht ihr trübe Mienen, Wo der schönste Tag erschienen? Weil er alle uns geladen. Ob zum Nutzen oder Schaden, Kommen wir in Hellen Haufen Zu dem Hochzeitsfest gelaufen. Ohne Gratulation Treten wir zu eurem Sohn In daS Haus, trotz eurem Grämen Ihn ganz lustig mitzunehmen. Und ihn ohne Widerstreben In deS Beistands Hand zu geben. Der Bräutigam harrt inzwischen in der Stube der Dinge, die da kommen sollen. Er hat seinen schönsten Anzug an, ein feines weißes Hemd, dessen Brust und Ärmel von seiner Braut mit bunter Stickerei versehen find, einen neuen Brustpelz, dazu spiegelhell gewichste Kniestiefel und einen breiten ledernen Leibgürtel, an dem mehrere seiden« Taschentücher hängen. Der ganze Zug begibt sich zum Hause der Braut. Zwei Reiter (ousori) sprengen im Galopp voraus, um den „oipou", einen kurzen Stock, auf Lem ein Kuchen und ein Stück gebratenes Fleisch gespießt sind, zu holen. Mit diesem eilen sie zu dem Bräutigam zurück, der nun mit seinem Gefolge den Einzug in da» HauS der Braut hält, deren Vater mit folgender Ansprache begrübt wird: . Guten Morgen, Väterlein! Warum schaut ihr düster drein? Seid ihr vielleicht auf uns bös, Dab wir kommen mit Getös? Wärt ihr unS auch gram darum, Kehren wir doch nimmer um. Denn wir find fest überzeugt, Dab ihr unS zuletzt geneigt. Glaubet unS, wir finden hier. Was seit morgens suchen wir, Denn schon seit geraumer Zett Sagen e» sich alle Leut': Alle, die wir fragten aus. Wiesen un» in euer Hau«! Zwischen den beiden Rednern entspinnt sich MM ein langer Dialog in Versen über die Herau-gabe der Braut. Schließlich ladet ein Knabe, der einen mit Blumen und Bändern geschmückten Bogen trägt, die Gäste und den Bräutigam zum Eintritt in die Stube «in. Dieser so genannt« Bogenschütze (»reasiulu) zielt drinnen zuerst nach Lem Herren deS Bräutigam- und dann nach dem der Braut, worauf er seinen Pfeil zur offenen Tür htnauS- schießt. Die- ist da- Leichen, daß der Hoch-eit-zug in Li« Kirche aufbrechen soll. Auf der Fahrt dorthin blasen Lie Dudelsackpfeifer, und die HochzeitSgäste stoßen ununter brochen ein Jubelgeschrei auS. Nach der kirchlichen Trauung »zu Hause wieder an- gekommen, werden zwischen den Leiben Rednern noch einige Lers« gewechselt, und dann geht'- zum Festmahl. Der Tisch ist mit einem sogenannten Apfelbäumchen (moru) geschmückt. Ein Tannenast steckt in einem Kuchen: er ist mit vergoldeten Äpfeln, Birnen, Nüssen, Zuckerwerk und papiernen Ketten behangen. Vor Beginn der Mahlzeit wird der Schmuck des BäumchenS unter die Gäste verteilt. Der Pfarrer, der die Trauring vollzogen »hat, schneidet den Kuchen in drei Teile und befeuchtet sie mit gesegnetem Wein. Den einen Teil verzehrt er selbst, die anderen beiden bietet er mit einer kurzen Ansprache den Neuvermählten zum Gv- nusse an. Hierauf beginnt das Schmausen und Trinken, Tanzen und Schäkern, das bis zum anbrechenden Morgen deS nächsten Tages anhält. Ballkleider. In diesem Jahre hat uns die „Mode" wieder einmal gezeigt, daß sie fortwährend darauf bedacht ist, etwas Neues auf die Bild fläche zu brin gen. In dieser Jahreszeit der groben Gesell schaften und Bälle haben sich die Schneider künstler Mühe gegeben, dem Geschmack der Damenwelt zu genügen. Die Krinoline un serer „Urah nen" will wie der das Feld ge winnen, wenn auch nur alS AuSputz, in der Form der Tuni ken und Über würfe, aus Tüll oder Spitze ge arbeitet. Sonst wurde beim Ballkleid streng die „schlanke" Linie bewahrt; jetzt heißt eS: oben weit,unten eng und damit Bewegungs freiheit möglich ist, werden die Röcke geschlitzt. Das erfordern auch die moder nen Tänze, die den Tänzerin nen grob« Schritte vor schreiben. Seide und Tüll mit Spitzen und - Pelz verziert bilden noch immer das beliebteste Stoffmaterial: daneben trägt man aber auch viel Seidensamt und besonders Crepe stoffe. Unsere Abbildung zeigt ein Tanzkleid aus rosa Seide mit Spitzenstoff. Die Bluse mit tiefem Ausschnitt, Ler von Pelz eingefaßt ist, hat ganz kurze Armelchen und wird oberhalb der Taille von einer groben bunten Samt schleif« unterbrochen. Der gekrauste Ansatz fällt auf eine .Krinoline" aus rosa Chiffon. Der Rock ist eng gearbeitet und wird am Saum von einer Rüsche aus Tüll mit Pelz verziert. Die Kleider sind fast durchweg fubfrei gearbeitet, hin und wieder sieht man bei älteren Damen eine klein« spitze Schleppe. Die Frisuren streben in die Höhe und zeigen reichen Haarschmuck, der in Form und Ausführung oft an Griechen oder Ägypter erinnert. Auch die Tanz schuhe haben wir schon einmal gesehen, die Kreuzbänder bilden wieder eine beliebte Verzierung und machen das Fübchen der Trägerin recht zierlich. Wir haben also die Gewißheit, dab unser Auge sich an der Schönheit der Mode" erstellt, und dab wir uns sagen müssen: alles, wa» die .Mode" vorschreibt, muß auch getragen werden. L. Verwendung alter Lederhandschuhe. Man kann alte Lederhandschuhe gebrauchen al- Beleg unten an der inneren Seite von Herrenhosen. Man schneidet Riemen von l Zentimeter Breite der Fingerlänge, setzt sie zusammen und näht dieselben ringsum an. Am vorteil haftesten ist eS, gleich bei neuen Hosen dies zu tun, denn selbst bei starkem Gebrauch wird man nie in die Lage kommen, unten die Hosen flicken zu müssen. Sparsamen Hausfrauen ist ein Versuch zu empfehlen. Eine andere Verwendung alter Lederhandschuhe ist folgende: Man schneidet sie in Streifen von 3 Zentimeter Länge und 1V, Zentimeter Breite und schnürt sie auf einen festen dünnen Bindfaden, indem man die Skeifen einmal in der Mitte durchsticht. Nun drückt man das Ganze zu einem länglichrunden Schwamm zusammen welchen man zum Reinigen der Türen, Möbel und Ofen vortrefflich ver wenden kann. r>^ Ntckelgefchirr. Als Schmuck de- Speisezimmer- und zum täglichen Gebrauch haben die verschiedenen Tischgeräte auS Nickel in vielen Haushaltungen Eingang gefunden. Praktische Haus frauen ziehen dieselben den billigen versilberten Gegen ständen entschieden vor, aber — sie bedürfen einer ganz besonders sorgfältigen Behandlung, wenn sie immer in Hellem Glanze erstrahlen sollen. Ausschlaggebend dafür ist natürlich in erster Linie Lie Qualität deS Stückes. Rein nickel hält sich selbstredend besser alS die billigst« Qualität: vernickelte- Zink. Bei entsprechender Behandlung aber wird sich auch diese stet- spiegelblank erhalten lasten, so daß die Hausfrau jahrelang ihre Freude daran haben kann. Vor allem vermeide st« jede-,Putzen mit Putzpomade oder Kreide, die beide da- Metall angreifen. Am besten ist ein tägliches Abreiben mit einem sogenannten Silbertuch oder Putzleder, wodurch jeder graue Ansatz vermieden wird Milch-, Essig-, Ol- und Obstflecke entierne man sofort und bediene sich zum Putzen einer Mischung von Salmiakgeist und Wiener Kalk. Wenn durch viel Gasbeleuchtung die Nickelgerätschaften sehr stumpf »und grau geworden sind, dann reibe man sie strichweise mit weichem alten Leinen und Stearinöl ab, putze mit etwa- trockenem Wiener Kalk nach und poliere zuletzt noch mit dem Ledertuch. Wenn jedoch durch jahrelangen Gebrauch die Unterlage, Messing oder Zink durch den Nickelüberzug schimmert, dann verleiht eine neue Vernickelung den Gegenständen wieder Glanz und vermehrte Haltbarkeit. LL2> Für den MittagStisch. Apfelcreme. Gute Äpfel werden gebraten, dann durch ein Sieb getrieben, recht abgerüdrt, aus jeden Apfel rin Eigelb und auf 0 Eier 125 Gramm Zucker, etwa» Zitrone am Zucker abgerieben, dies alles gerührt, bis «S zu Schaum wird, dann das Eiweiß zu Schnee geschlagen und langsam dazu gemischt. Wenn Zitrone nicht beliebt ist, kann Zimmt genommen werden. Merretttchsaur«. Zu einer gewöhnlichen Merrettichsauee zu Suppenfleisch werden einige Löffel Fleischbrühe mlt einer Hellen Mehlschwitze oder gestobenem Zwieback verdickt, dann läbt man geriebenen Merrettich einige Zeit mitkochen, salzt, tränkt ein Stückchen Zucker in Essig und tut e» dazu, und vor dem Anrichten noch ein wenig frische Butter. — Wiener Merrettichsaucr wird wie folgt bereitet: Man auirlt'/«Liter Milchrahm mit einem Löffel Mehl gut durch, sollte «S zu dick sein, so giebe man ein wenig Fleischbrühe zu, koche e» mit geriebenem Merrettich und einer Handvoll geschälter und gestobener Mandeln eine Zeitlang und versübe nach Ge schmack. Statt der Mandeln kann man auch Haselnüsse nehmen. Makrone». Vier Eiweib werden zu recht steifem Schnee geschlagen, 400 Gramm fein zerwiegte geschälte Mandeln, 400 Gramm Zucker und das geriebene Gelbe einer Zitrone unter den Schnee gemischt. Mit einem Teelöffel werde« davon kleine Häufchen auf eingejettete Bleche gesetzt, in mäßig heißem Ofen gebacken und nachher sorgfältig mit einem Mester abgelöst. WK8 Mr die lugend. Der unct äer fucks. Eine Fabel von Otto Weddigen. 2m Reich der Tiere hatten einstmals Längst Unzufried'ne sich empört, 2ust als d«r Löwe war auf Reisen, So wie man eines Tags gehört. Der Lsel, Fuchs, der Luch» und Has« verlesen «inen Rriegesrat, Und jeder sprach in seiner weis« Sich aus für eine schnelle Tat. „Vie Frevler sollen blutig büßen!" So rief der Fuchs, „gebt mir ein Schwert!" „Es sei!" begannen die Genossen, Und bald war unser Fuchs bewehrt. Mit seinem ellenlangen Schwerte Trat er vor die Empörer hin; „wir fordern von euch Unterwerfung!" Rief er mit hochgemutem Sinn. „Seht dieser Schwert, der Stärke Sinnbild! Weh dem, der's auf dem Nacken fühlt!" — Raum hat der Fuchs das Wort gesprochen, va war sein Mut auch schon gekühlt. Mit hörnern, Hufen, Stoßen, hieben Gibt man dem Fuchse flugs den Paß, Und schwertberaubt läuft er von dannen, 2m Kngstschweiß triefend, feucht und naß. 3ur rechten Zeit war von der Reise ver Löwe wieder heimgekehrt. Schnell war er von dem Stand der vinge Und von der Freveltat belehrt. Er trat vor die Empörer drohend Mit einem furchtbar ernsten vlick, Und ohne Schwert und ohne Worte Entschied er der Rebell'n Geschick. Ein Staunen griff bald alle Tiere, Doch war man bald davon belehrt, Daß einer Tapfer» vlick mehr nützet Üls eines Prahlers langes Schwert. oocu Dier« zum Aufstellen. Tierbilder oder Tiere auS Zeitschriften zeichnen ge schickte Kinder auf weißes Kartonpapier und schneiden sie mit der Schere au». Die Beine werden doppelt geschnitten und hinterklebt, wie au» der Abbildung zu ersehen ist. Dadurch können di« Tiere stehen. Auf diese Weis« kdnneu Kinder ein« groß« Zahl» aller Arten zu einem Tierpark Herstellen.