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die Ein fahrbarer gepanzerter Kruppscher Geschntztnrm. (Mit Text) wo er sich tatsächlich über die Fliegen ärgerte, die langsam an den Gardinen auf und ab krochen oder leise summend durchs Zim mer schwirrten. Warum diese Gräfin nur nicht in den Wald ging; was für ein stumpffinniges Vergnügen, stundenlang ohne Beschäftigung auf dieser einsamen Terrasse zu sitzen, in den öden Garten zu Gedenkstein für Anton Freiherrn von Perfatt. (Mit Texl.) Pholvgr. Nicolai Nius, München. starren und dem monotonen Plätschern des Springbrun nens zu lauschen. „Welch eine geistig träge Frau muß sie fein!" reflektierte er. Der Zeiger auf der Uhr rückte langsam weiter; es schlug elf. Jetzt duldete es Köster nicht mehr im Zim mer, mochte es nun kommen wie es wollte, fort mußte er. Eine unverzeihliche Unter lassungssün de schien es ihm, einen solchenSom- mertag im Zimmer und inder Gesell schaft sum mender und zudringlicher Fliegen zu verträumen, statt durch Wald und Feld zu strei fen. Da kam ihm ein Ge- zu einem unfreiwilligen Stubenarrest verurteilt, was seine Stimmung nicht gerade verbesserte. Grollend zog er sich vom Fenster zurück, warf sich auf's Sofa und überließ sich feinen Gedanken. Er wollte wenigstens versuchen, sich für spätere Ar beitsstunden zu Prä parieren. Aber auch das gelang ihm nicht; im Gegenteil, es war noch schlimmer gewor den, jetzt hörte er nicht nur, jetzt sah er auch; sah immer, ob er mit offenen oder geschlossenen Augen Wirtin, und versuchte eine Miene aufzusetzen, als sei der Weg durch > Fenster die alltägliche Art und Weise, das Haus zu verlassen. „Was mir passiert ist, liebe Frau Klopsch? Aber gar nichto, was soll denn passiert sein? Ein kleiner Scherz; haha, wollte mal sehen, wie gelenkig man noch ist. Drollig, nicht wahr, Frau Klopsch, sehr drollig?" „Drollig? Nee, Herr Baron, nehmen Sie mich's nich übel, äwerst drollig kann ich dat nich finn — wenn einer n' alte Fran beinah auf den Kopp springen tut. Ich hab' mir in Tod verfiehrt (erschrocken), der Slag kann einen ja rühren." „Na, na, Frau Klopsch, nur uicht schelten!" begütigte Köster, „es war ja nicht böse gemeint." „Das weiß ich woll, Herr Baron, Sic haben sich ja auch sonst ümmer wie'n verstänniger Mensch benommen und ein gutec Herz bewiesen, äwerst dies ist doch eine ganz dolle Sach'. Äus'n Fenster zu spriugen, wie 'n Dieb und Mörder auf der Flucht." Baron Köster mußte nuu selbst herzhaft lachen, so herzhaft, daß er sich schüttelte, und die dicke Frau Klopsch lachte schließlich „Huch! Gott du Allmächtiger, wat is dit?" schrie sie, vor Schreck die mit Obst gefüllte Schürze los lassend und beide Hände schützend über den Kopf gefaltet. „Nee, Herr Baron, nee, wat denn, wat is Sie blot ankamen? Wat fall dit? Wat heit dit? Wat stellen Sie blot an. Is Sie wat passiert? Sünd Sie krank?" Köster, der Frau Klopsch erst bemerkt hatte, als er, gleich sam zwischen Himmel und Erde schwebend, seinem Luftsprung keine andere Richtung hatte geben können, stand nun, mit einer leichten Verlegenheit kämpfend, aber doch lächelnd vor seiner träumte, eine reizende Frauengestalt im wei ßen Sommerkleid, mit blauschwarzem Haar und einem von roten Schleiern umwunde nen Hütchen. Und wenn Franz Köster sich in den ersten Mor genstunden über alles gefreut hatte, so war dies jetzt ins Gegen teil umgeschlagen, und er befand sich zuletzt in einer Stimmung, danke, blitzartig — er lachte hellauf. Hinaus wollte er und mußte er, uud ging's nicht durch die Tür, gut, so ging's eben durch's Fenster. Durch's Fenster. Famos! Von diesem Gedanken bis zum Entschluß und zur Tat verstrichen nur wenige Minuten. Das Fenster, welches an der anderen Seite des Zimmers in den Garten führte, war schmal und nicht sehr-hoch vom Erdboden. Seine Schlankheit und seine Gewandtheit im Turnen kamen dem Baron zugute bei seinem seltsamen Unternehmen. Er hing die Botanisiertrommel um, drückte den Hut auf den Kopf, ergriff seinen Stock, stieg rasch auf die Fensterbank und — sprang; sprang in kühnem Satz und landete Vi„ Denkmal für zwei bei der Titanic-Katastrophe um» Leben gekommene amerila- unversehrt auf dem Rasen, dicht neben Frau nische Senatoren in Washington. (Mit Text) Lotte Klopsch, die in halbgebückter Stellung, dem Hause Kehrseite ihrer kleinen, drallen Gestalt zuwendend, beschäftigt war, Falläpfel zu sammeln.