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Tagesgeschichte. Deutschland. Der Gegenbesuch des Kaiserpaares in München. Der Gegenbesuch des deutschen Kai- serpaareS in München, der auf den 15. und 16. Dezbr. festgesetzt war, ist infolge der schweren Erkrankung der Fürstin von Hohenzollern in Frage gestellt. Der Be such des Kaiserpaares wird eventuell nur auf kurze Zeit verschoben werden. Liman von Sanders dekoriert. G« neralleutnant Lima» von Sanders, der Führer der nach Konstantinopel gelinden deutschen Militürmission, wurde vom Kaiser nach der Abschiedsaudieuz mit dem Kroneuorden 1. Klasse ausgezeichnet. Ausreise nach Süda meri k a. Die Li- nienschiffsdivissivn für Südamerika hat Dienstag abend von Wilhelmshaven aus die Ausreise augetreten Araukreich. Das spanische Königspaar iu P a r i s. Der König und die Königin von Spanien jj^d Diens tag abend aus Loudon kommend in Paris angekommen. Keine Konflikte in Frankreich. Die neuen Kabinettsmitglieder wurden am Dienstag vom Präsidenten Poincarv im Elysee empfangen. Da Dou- merge und Caillaux nichts überstürzen und die Staatsnotwendigkeiten respektieren wollen, dürsten Konflikte fürs erste vermieden werden England. - Englisches Mißtrauen gegen das neue französische Kabinett. Das neue fran zösische Kabinett wird von der konservative« englischen Presse mit unzweideutigem Mißtrauen betrachtet. Un mittelbare Befürchtungen für die Festig keit der Entente bestehen wohl nicht, aber in der Hauptsache wohl deshalb, weil man hofft, daß die Kombination Doumergues fallen werde, ehe sie scha den kann Japan. Der Krönungstermin für d e« Mi kado. Ein Telegramm aus Tokio meldet, daß die Krönung des Mikado auf den 3. November 1914 fest gesetzt wurde. Oertliche und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 10. Dezember. Nun hat unser Stadtparlament doch noch insofern ein anderes Gesicht bekommen, als nunmehr Mei neue Herren in das Kollegium ointretcn. Wie wir gestern schon kurz unter „Neueste Nachrichten" mitteilten, hat Herr Fa brikant Hermann Müller —der schon vorher eine Wiederwahl abgelehnt hatte die trotzdem auf ihn gefallene Wahl zum Stadtverordneten abermals und endgültig abgelehnt. Da die nächstmeisten Stimmen, und zwar 156, auf Hrn Fabrikant Fritz Remus ge fallen waren, so tritt dieser Herr stillschweigend an die Stelle des zurückgetretenen Herrn Müller. Das Aus- scheiden des Herrn Fabrikanten Müller, der lange Fahre der Stadt seine vollen Kräfte uneigennützig zur Verfügung gestellt, wird allseitig bedauert. Des Dankes der Bevölkerung Eibenstocks darf Herr Fabri kant Müller sich versichert Halton. — Eibenstock. 10. Dezember. Lebhaftes Interesse erregt gegenwärtig ein Film, der im .Central-Theater" in diesen Tagen, und zwar noch bis Donnerstag, vorgeführt wird. Er behandelt des französischen Dichters Emile Zolas unvergängliches Werk .Germ in al". Dieser Film zwingt sowohl unbedingt zum Respekt vor den Leistungen der mo dernen Kinematographie, wie er rückhaltlose Bewunderung verdient. — CarlSfeld, 10. Dezember. Dem Waldarbeiter LudwigHeinz, hier, ist das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit vom königl. Ministerium des Innern ver liehen und gestern im Dienstzimmer der Obcrförsterei in An wesenheit des Forstpersonals und eines Teils seiner Kamera den durch Herrn Forstmeister Spindler feierlich überreicht worden. Dresden, 3. Dezbr. Die sächsische Staats- eijenbahnverwaltung hat alle Unternehmer, die in diesem Muter Bauten für die sächsische Staats- bahnverwaltung auszusühren haben, ganz besonders aus die vertragliche Verpflichtung hin gewiesen, einheimischen Arbeitern, die infolge der jetzt herrschenden Arbeitslosigkeit unbeschäftigt sind, bei der Einstellung zu den Arbeiten für die Staatsbahnver waltung den Vorzug zu geben. Chemnitz, 8. Dezember. Ein Liebesdra ma spielte sich heute nachmittag im Zeisigwalde ab. Passanten fanden gegen 4 Uhr in der Nähe der Schieß stände ein junges Mädchen auf, das kaum noch zu sprechen vermochte. Die Unglückliche, die in das Chemnitzer Krankenhaus geschafft wurde, gab an, Marth r Krebs zu heißen. Sie habe sich in Gemeinschaft mit ihrem Geliebten im Walde vergiftet. Die sofort angestellten Untersuchungen ergaben die Richtigkeit.der Behauptung. 500 Meter von den Schießständcn ent fernt sand inan den 19 Jahre alten Handlungsge hilfen Kuitz Klinger tot auf. Das junge Mädchen liegt in hoffnungslosem Zustande darnieder Der Grund zu der Tat ist in Liebeskummer zu suchen — Oederan, 8. Dezember. Vor kurzem hatte das Stadtverordnetentollegium den Beschluß gefaßt, vom l. Januar 1915 ab für den Besuch der Bürger- schrile kein Schulgeld mehr zu erheben. Dieser Beschluß wurde dem Rat unterbreitet, der jetzt aber dem Kollegium Mitgeteilt hat, daß nach den Be stimmungen in 8 7 'Abs. 2 des Bolksschulgesetzes vom 26. April 1873 die Nichtevhebung von Schulgeld un statthaft sei — Neuftädtrl, 9. Dez Unter dem Verdacht, am 3. d. Mts. den Brandherdin einer Bodenkammer deS Sack schen Bauerngutes im Ortsteil Scheibe angelegt zu ha ben, ist der Bezirksschornsteinfegermeister Klu- ge in Hakt genommen worden. Zschorlau, 9. Dezember. Am Sonnabend abend brannte das Herr« Malermeister P. Här tel gehörige Wohnhaus mit Scheune bis auf die Umfassungsmauern nieder. - Vom Erzgebirgsturngau. Dem Erz- gebirgsturngau wurde durch die Kuttusministerialkasse eine Beihilfe von 300 Mark gewährt, die vornehmlich zur Ausbildung von Lehrkräften für das Kortbildungs- schülerturnen Verwendung finden soll. Voraussicht lich findet zwischen Ostern und Pfingsten nächstem Jahres ein Vorturnerkursus zu diesem Zwecke statt. «HvMche Mitteilungen aus der 4V. Sitzung des Etadtrates zu Eibenstock vom 17. November 1913. Anwesend: 5 RatSmityli«d«r. Vorsitzender: Herr Bürgermeister — ^hne Gewähr für dmau« abgeleitete Rechte. — 1) Nachdem das Stadtverordnetentollegium den zur Erbauung eine« Eldkellcrs für FleischkonfiState in Aussicht genommenen Platz zu nahe an der Stadt befunden und den Ankauf deshalb abgelehnt hat, soll «in anderer Platz gesucht werden. 2) Da« wasseramtliche Genehmigungsverfahren für di« massive Her stellung der Kohlvachbrückc im Zuge deS Carlsfeldcr Steiges will man gegenwärtig sckon einleitcn, wenn auch die Bauausführung erst im nächsten Jahre stattfinden soll. 3) Aus Vorschlag des WasserauSschusses wird a. für eine Wasserentnahme zu gemeinnützigen Zwecken ein Leil- «rlaß von Wasfcrzins gewährt, der Aufwand für Beseitigung von 2 Anschlußleitungsschäden auf die Wasserwerkskaffe übernommen, weil in den betreffen- den Fällen die Stadt zur Beseitigung deS Schaden« verpflichtet erschien, e. der Anschluß zweier Hausgrundstücke an der unteren Erotten- seestraßc und am Gutswege an die Wasserleitung beschlossen, >l. die Einschätzung einiger Grundstücke zum WasserztnS vollzogen. 4) Die Elektra-A -G beabsichtigt, verschiedene Straßen mit besonderer Kraststromleitung auSzurüsten, wodurch an den Masten weitere 3 Drähte angebracht werden müssen Der Rat hat keine Bedenken gegen diese Erweiterung d«S Leitungsnetzes zu äußern. 5) Der Entwurf deS Haushaltplanes für die Jndustrteschulkasse wird mit den vom JndustrieschnlauSschuß befürworteten Aenderungen genehmigt. 6) Die Krankenkasse für das Handwerk, eingeschr. freie HilfSkasse, die mit 3l. Dezember 1914 aufgelöst werden wird, hat beschlossen, 1000 Mk. vom verbleibenden Kassenvermögen zu einer Stiftung mit dem Zwecke zu verwenden, bei der Errichtung eine» neuen oder bei wesentlicher V-rbesserung deS alten Krankenhauses ein Freibett oder ein Altenstübchen einzurtchten, das in erster Linie cbemaligen Mit gliedern der aufzulöscndcn Kasse, die unverschuldet der öffentlichen Armcnpslege anheunzufallen drohen, zur Verfügung gestellt wird. Die Vergebung soll gemeinsam durch den Stadtrat und den Vorstand de« Handwerkervereins verfügt werden. Bis zur Errich tung de« Frcibettcs oder des Altenstübchen« ist der StistungSbetrag sparkaffenmäßig anzulegen und durch die Stadt zu verwahren. Die Zinsen sind bi« dahin zum Kapitale zu schlagen. Der Rat erklärt sich mit der Entgegennahme der Stiftung und mit der Erfüllung der Stistungsbedlngungen einverstanden; die Zeit für die Ausführung der Stiftungsbedingungen zu bestimmen, muß natürlich der Stadt vorbehalten bleiben. 7) Al« Bezirksvorsteher und deren Stellvertreter werden die jetzt am- tierenden Herren wiedergewählt. 8) Der Herr Vorsitzende teilt das Ergebnis der StadtratSwahl mit und bemerkt dabei, daß der Herr Stadtverordnetenvorst. Herrn Kom- merzienrat Wilhelm Dörffel anläßlich seines Ausscheidens eine Eh rung hab» zuteil werden lasten wollen, wodurch dieser aber im Gegenteil eine Kränkung erfahren habe, weil die Herren Stadtver ordneten die Absicht ihres Vorstehers mißverstanden hätten. Herr Kommerzienrat Wilhelm Dörffel habe im vorliegenden Briefe seiner Erregung darüber Ausdruck verliehen und da« Amt al« RatSmitglied niedergclegt. Der Herr Vorsitzende erklärt, daß es wohl für den Stadttat ein Bedürfnis sei, döm Herrn Kommerzienrat Wilhelm Dörffel über das Mißverständnis das lebhafteste Bedauern de« Rate« auSzu- svrechen und zugleich die Ueberzeugung zu äußern, daß an der Aus führung der Ehrung nicht zu zweifeln gewesen wäre, wenn die Herren Stadtverordneten ihren Vorsitzenden verstanden gehabt hätten. NeberdieS möchte aber der Siadtrat feinerscitS seinem langjährigen Kollegen iin Rate den wärmsten Dank für defsen treue Mitarbeit und insbesondere für seine wertvollen Leistungen auf dem Gebiete de« Steuerwcsens aussprechen und ihn bitten, versichert zu sein, daß der Rat ihn höchst ungern verliere und nach wie vor darauf rechne, daß «r ihm in wichtigen Fragen, namentlich steuerlicher Art, mit seiner vitljährigen erprobten Erfahrung zur Seite stehen werde. Der Rat pflichtet alledem voll bei. 9) Herr Kommerzienrat Eugen Dörffel, der für die Jahre 1914 bi« mit 1919 als RatSmitglied wiedergeivählt worden ist, erklärt di« Annahme der Wahl. Sächsischer Landtag. — Dresden, 9. Dezember. II. Kammer. A« Regierungstische Finanzminister von Seydewitz. Auf der Ta gesordnung steht zunächst die Schlußberatung über Kapitel 3 des Etats, Kalkwerke betreffend. Abg. Däbritz (Kons.) beantragt, das Kapitel nach der Vorlage zu genehmigen. Nach kurzer Aussprache, in der auch Finanzminister v. Sey dewitz zweimal das Wort ergriff, wurde das Kapitel einstim mig nach dem Anträge der Deputation genehmigt. Zum Etatskapitel 17, die Landeslotterie betreffend, erstat tet den Bericht Abg. Döhler (Ntl.) Er beantragt, daS Kapitel nach der Vorlage zu genehmigen, wenngleich sich der Staatsvertrag bezüglich der Lotterie erst als nachteilig erwie sen habe. Das Kapitel wurde gegen die Stimmen der So zialdemokraten, sowie der Abg Singer und Zöphel (Ntl.) angenommen. ES folgt die Schlußberatung über Ka pitel 25 und 26, die Verzinsung und Tilgung der Staats schulden betreffend. Abg. Anders erstattet den Deputations bericht und beantragt die Genehmigung der beiden Kapitel nach der Vorlage. Nach kurzer Debatte war ein fortschritt licher Antrag elngegangen, die Beschlußfassung über die Ka pitel 25 und 26 solange auSzusetzen, bi» durch die Weiterbe ratung dev Etats völlige Klarstellung über die Gesamteinstel- lungcn geschaffen sei. Der fortschrittliche Antrag wurde ab gelehnt und darauf die beiden Kapitel gegen die 9 Stimmen der Fortschrittler angenommen. ES folgt die Schlußberatung über Kapitel 29 des Etats „LandtagSkostcn", worüber eben falls Abg. Anders (Kons.) den Bericht erstattet, worauf eS antragsgemäß angenommen wurde. Nächste Sitzung Don nerstag 1 Uhr. Ein Lebenstiinftkr. Ein« Erzählung von A. And«rs«n. (1. Fortsetzung.) Und gerade den Garten gönnte Doktor Blomeier seinem Kollegen durchaus nicht. Nicht als ob er selbst ein Anrecht darauf gehabt hätte — die Forst- rätin hatte sich den Garten von Anfang an zum ei genen Gebrauch Vorbehalten. Aber in der Praxis war er dann dem Mietsherrn nannt n Nordwest Niedersch Jungen lichkoit ein« G< unverstä Oberleh frieden, wagen r Garten 'HÄ 6d«o 4 ödemv. 4 <Lswni Rai Paul Köh Rei S to AftN-, Aw Astn., Lei; En< Eschrich, S Stürz, Hä De, Ute Avi, hier mit l z Noiebs» S'/. 4 Z krvaesu S'/, » 4 ,, S SLcÜL. Zy, Sick, Loch Wie ein geliebter und gepflegter eigner Besitz ge. worden, den man nicht ohne Herzweih abgeben oder mit andern teilen kann. „Die Tante! Da ist Tante Hilde!" schrien Hanne- manns Söhne und rannten über die Straße. Natürlich, eine Tante haben diese Hannemanns auch. Solche Leute haben immer Tanten! „Herr Doktor Bhrmeier — Fräulein Hilde König, die jüngste Schwester meiner Frau, so eine Art älteste Tochter von uns," stellte Hannemann vor. Das war ja gar keine Tante, konstatierte der.Doktor einigermaßen erstaunt. Es war ja nur ein junges, lang aufgeschossenes Mädel, das ein Helles Wasch-Kleid und einen Matrosenhut taug und aus ein paar dunklen Augen vergnügt in die Welt sah. In der Hand schwenkte diese junge Dame wie alle anderen anwesenden Mitglieder der Familie Hannemann ein Paket Schul bücher. Sie machte Doktor Blomeier einen kleinen Knicks und schien sich herzlich wenig sür ihn, desto mehr über für die zukünftige Wohnung zu interes sieren. Schon im Garten geriet sie in Helle Begeiste- rung und erklärte, daß Hansheinrich sofort mieten müsse. Sie schien überhaupt recht energisch zu sein und ganz genau zu wissen, was für Hannemanns gut und nötig sei. Und dabei war sie erst achtzehn Jahre alt und ein Waisenkind Und besuchte das Seminar, um sich später ihr Brot selbst zu verdienen. Jedenfalls hatte sie Talent zum Besitzergreifen und Kolonisieren. Sie riß in der Wohnung all« Fenster auf und guckte in alle Ecken und beriet eifrig mit ihrem Schwager, wie.die Zimmer benutzt und eingerichtet werden sollten, ganz unbekümmert um die alten Mö bel der Forshrätin, die da noch schweigend und ver hüllt umherstanden. Tas Balkonzimmer sollte ein herr liches, Familienwohnzimmer werden, und das Eß zimmer war so schön groß und sonnig, da konnte der Kinder-Spieltisch und Babys Wagen wundervoll stehen. „Und das kleinere Zimmer nebenan nimmst du als Arbeitszimmer, nicht wahr, Hansheinrich? Aber die Hobelbank darf nicht mit herein; Fußböden und Tapeten sind hier viel zu fein. Wir finden wohl im Keller einen Raum, wo du nach Herzenslust mit den Jungens herumbasteln kannst. Und in den zwei Hhn- terzimmern könnt ihr wundervoll mit den Kinder" schlafen, das.heißt, den Dicken behalte ich bei mir. Ihr habt ohnhin genug an dem Baby und den an dern Da sind doch noch Mansardenzimmer, nicht wahr?" Dem Dottor blieb nichts andres übrig, als auch den Oberstock zu zeigen. Da oben ging der Jubel erst recht an. Das waren ja wundervolle Dachzimmer, Hansheinrich bedauerte aufrichtig, daß er nicht selbst hier schlafen sollte. Jedenfalls konnte man eine An zahl von Pensionären bequem hier unterbringeih. Aber das Mittelzimmer mit dem kleinen Giebelaus bau sollte die Tante für sich und „den Dicken "haben- Glückselig sah sie aus dem Fenster in die weite Welt hinaus, „Ich kann so viel Himmel sehen, Hansheinrich, und den Wald! Ich glaube, ich werde gar wicht schlafen können, nur immer ansgucken müssen, so wunderschön ist das hier oben!" Dem Dottor kam ein Grauen an. Sein Schlaf zimmer lag genau unter diesem Raum, und die Leb haftigkeit dieser jungen Dame konnte seiner Nachtruhe leicht gefährlich werden. Aber er schluckte auch diese Sorge wie all die an dern schweigend hinunter. Und dann verabschiedeten sich Hannemanns mit freundlichem Dank und dem festen Versprechen, die Wohnung sofort fest zu mieten Und baldmöglichst einzuziehen. * * Nun konnte Doktor Blomeier endlich in Frieden zu Mittag essen und seinen schönen, stillen FrühliNgs- nachmittag ungestört genießen- Aber der Spargel schmeckte nicht — und um seine Gemütsruhe war's überhaupt für heute geschehen. E?r fand sie auch in der nächsten Zeit nicht wieder, obgleich ar nach einem harten Kampf mit seinem alte» Adam beschlos sen hatte, Hannemanns die Wohnung zu gönnen. Dio armen Leute waren ohnehin von der Natur, die ihnen eine Menge von Kindern und "och die Tante zuer- teilt hatte, hart genug bestraft. Der Doktor beschloß, lieber das Feld zu räumen, wenn er sich in seinem Lebensfrieden auf die Dauer gefährdet sehen sollte. Im übrigen durfte er wohl annehmen, daß sein Sy stem ein so vorzügliches und gefestigtes war, daß es auch diesem Ansturm fremder Gewalten stand halte« mußte. Wenn er wie bisher seines Lebensglückes Schwergewicht nur in sich selber suchte und sich voq allem Und jedem Zusammenstoß und Zusammensein! mit diesen Hannemanns fern hielt, sogar den geliebte" Garten nicht mehr betrat, dann konnten unh durfte^ sie den schönen Frieden seines Daseins nicht erschüt tern. Aber auch diese vorzüglichen Gedanken und Grundsätze halfen Doktor Blomeier nicht viel. Die ruhigen Tage waren für ihn vorbei. Es kamen Hand werker, die die guten, alten Möbel aus der Wohnung räumten. Und dann begannen' Hannemanns einzuziehen, das heißt zunächst taten sie das langsam und jeder auf eigene Faust. Hansheinrich erschien mit Karbtöpfen und Handwerksgerät und klopfte Und malte während seiner ganzen Ferienzeit nach Herzen^ lust in der neuen Wohnüng herum. Seine älteren Söhne halfen ihm nach Kräften, betätigten sich aber außerdem noch selbständig durch den Bau eines Kanin- chenstalles. Auch die Tante kam jeden Nachmittag. Siv brachte jedesmal einen großen Haufen Bücher mit, aber sie lernte ni», wie der Doktor von seinem Balkon aus konstatierte. Sie Pflückte unvernünftig viele Blu men ab, legte sich der Lärme nach ins Gras Und spielte stundenlang mit einem Msen, das „der Dicke" ge-