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bevorstehenden Rücktritt des Ministers des Aeußeren Grafen Berchtold, wird bekannt, daß der gemeinsame Finanzmiuistcr Dr. Ritter von Lür»stl, oeffen Na me wiederholt als Nachfolger Berchtolds genannt wur de, am Sonntag nachmittag aus Ischl in Wien ein traf, uno Dienstag nachmittag wieder dorthin zurück kehrt. Am vergangenen Sonnabend nachmittag weil te der ungarische Ministerpräsident Graf Stephan Tis za einige Stunden in Wien- Gr ist noch am selben Nachmittag zurückgereist, nachdem er in der kaiser lichen Kabinettskänzlei und im Ministerium des Aeu ßeren Besprechungen gehabt hatte. Jedenfalls deuten diese Reisen auf bevorstehende Veränderungen hin. — Tuellforderung an den Grafen Tis za. Ministerpräsident Graf Tisza hat eine Erklär ung veröffentlicht, daß derjenige, der behaupte, er Hütte Zeugen vor Gericht zu falschen Aussagen verlei ten wollen, gelogen habe. Markgraf Georg von Pallavicini, der diese Anklage gegen den Ministerprä sidenten wiederholt laut werden ließ, hat infolgedes sen den Ministerpräsidenten zum Duell gefordert und ihm seine Zeugen geschickt. Rußland. — Freigelassene L ufftsch i f f e r. Die Lustschiffer Karl Mann und Hans Berliner, die am Sonntag, 10. August, in Forst mit dem Ballou „Metze- ler" aufgcstiegen waren, nach Rügland abgetrieben wurden, und bei Panniki (Gouvernement Warschau) landeten, sind am vergangenen Sonnabend mit Er laubnis des Bezirksstabes nach Deutschland abgereist. Frankreich. — Demonstrationen in Paris. Ter gro ße Zapfenstreich am 'Sonnabend in Paris gab zu Ma- nifestatiouen Anlaß, und den ganzen Weg entlang, den die Musik nahm, kam es ununterbrochen zu Hand gemengen. Die Antimilitaristeu beabsichtigen mit ih- rem Vorgehen offne Zweifel, die Militärbehörde zu zwingen, diese Zapfenstreiche rmzustellen- Beim Ver lassen der Kaserne wurde die Musikkapelle mit dem Rufe „Nieder mit der Armee!" empfangen und kaum war dieser Ruf verklungen, als schon die ersten Ver haftungen vorgenommen wurden- So ging es den ganzen Weg weiter und hier und dort entstanden Prü geleien zwischen den Sozialisten und den Patrioten. Nachdem der Zapfenstreich Sei einer Kaserne auf dem Boulevard Lenoir sein Ende gefunden hatte, kamen etwa 100 Sozialisten mit Nationalisten in Street Die Polizei hatte nicht die Macht, die Streitenden zu tren nen. Ein Polizist wurde selbst schwer verwundet und mußte in das Hospital geschafft werden. Nun erschien eine Abteilung berittener Nationalgarde, di« sofort blank zog. Zwei Revolverschüsse wurden auf die Militär- Abteilung abgefeuert, doch niemand verletzt. Den, Nationalgardisten gelang es, die Volksmenge auseinan der zu treiben. Unterdessen waren Schlägereien in anderen Teilen der Stadt, auf dem Place de la Re- publique, in der Rue Rivoli und auf dem Place bc la Concorde entstanden. Erst gegen Mitternacht trat auf deu Straßen wieder Ruhe ein. England. — Frau Pankhursts Flucht. Frau Pank hurst, die durch ihren Hungerstreik Unterbrechung ih rer dreijährigen Zuchthausstrafe erreicht hatte, ist am Sonnabend nacht von London nach Frankreich ent wichen. Amerika. — Präsident Huerta will abda ulen. Aus Washington kommt die oisher noch unbestätigte Meldung, daß der provisorische Präsident von Mexi ko, Huerta, nach Empfang der Note des Präsidenten Wilson seine Bereitwilligkeit erklärt habe, abzudan ken. Als Huertas Nachfolger wird der jetzige Mini ster des Auswärtigen, Frederico Gomboa, genannt, mit dem John Lind eine Unterredung hatte. Huerta gilt als wahrscheinlicher Präsidentschaftskandidat bet' den Wahlen im Oktober; er lehnte jedoch diesbezügliche Erklärungen ab. Die Nachricht erregte in Washing ton große 'Genugtuung. Oerülche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 18. Augast. Noch 'mag wohl allen der Augusttag des Jahres 1908 im Geoächtnis sein, da ein Wolkenbruch unsäglichen Schaden in un serer Gegend verursachte und CarlSfeld, Wildenthal und Blaucuthal stark in Mitleidenschaft zog. Just so sajh es gestern aus. Mit gewaltig gigantischem Rauschen sauste gestern unser Dorfbach zu Tal, sodaß sofort nach einer Meldung aus Wildenthal, daß Hochwasser zu befürchten sei, die städtischen Arbeiter zur Ab stützung der stark gefährdeten Bachmauern Herangeru- scn wurden. Teilweise kamen sir allerdings schon zu spät; denn im Winkel hatte Las Wasser schon seine wütende Vernichtungsarbeit beginnen können. So wurde ein Teil der Bachufermauer beim Gemeinschafts- Hause eingerissen und auch im vorderen Teile des Win kels wer ein ziemliches Stück Ufermauer und Stra ße beschädigt. Am wildesten haben sich indessen die Wasser in der sogen. Wintergrün gebärdet, wo drei- metertiese Löcher in die Wiesen gerissen sind. Herrn; Spunddreher Unger entführte das Wasser einige Me ter ausgestapeltes Holz und die Straße nach dem un tereil Bahnhof war auf ca. zweihundert Meter vom Bahnhöfe entfernt, überschwemmt, ebenso die Straße, die von Schönheide nach Muldenhammer führt. Aus Blauenthal wird uns gedrahtet, daß das Hochwasser denselben Umfang angenommen hatte, wie am 8 Au gust 1908. Nur, weil glücklicherweise Holzstauangen fehlten, blieb der Ort vor einer ähnlichen Katastrophe wie im Jahre 1908 bewahrt. In Wildenthal wurde die neugcbaute Mauer der Bockau an vielen Stellen ein gerissen, auch führte in Wildenthal die Bockau ziem lich viel Holz und anderes Mareriak mit. In Zim- mersachcr hat das Hochwasser dank der Sicherheitsvor schriften, die fettens der Kgl. Amtshauptmannschaft und der Wasserbauinspektion erlassen waren, keine grö ßeren Schäden angerichtet, nur Steine und 'Schlamm sind in das Flußbett gespült. Schlimmer aber wie um die Bockau, stands ukn die Mulde. Während in Zimmersachcr nur die Gefahrenmarke erreicht wur de, ist im Muldengebiet die Gefahrenmarke 0. er reicht worden, was, da es nur 5 Gefahrenmart.u gibt, die vorletzte Gefahrenmarke bedeutet. — Stützengrün, 15. Aug. Die 14 Jahre alte Tochter des Hrn. Gutsbesitzers Döhler geriet mit der Hand in die Mähmaschine, wobei ihr das Handgelenk durch schnitten wurde. Man brachte das Mädchen nach dem KreiS- krankenstift in Zwickau, wo die Hand amputiert werden mußte. — Zwickau, 16. Aug. Am Montag früh wurde hier der 36 Jahre alte Markthelfer Ficker von hier ohne allen Grund von einem Unbekannten überfallen, gewürgt und zu Boden geworfen. Am Dienstag abend ist Ficker infolge der bei dem Ueberfalle erlittenen Verletzungen gestorben. Der Täter, der von der Ehefrau des Ueberfallenen und von hinzugekommenen Personen durch Stock- und Schirm schläge abgewehrt wurde, gelang es zunächst unter Zurück lassung seines Lutes zu entkommen. Gestern abend konnte er aber von der Kriminalpolizei verhaftet werden. GS handelt sich um den zwanzigjährigen Bergarbeiter Ernst Richter auS Kirchberg, der bereits zugegeben hat, den Ueberfall ausgeführt zu haben; töten habe er Ficker jedoch nicht wollen. — Aue, 16. August. Die am 26. Mai verstorbene Frau Pauline Kircheis, Witwe des bekannten Herrn Fabrik besitzers E. Kircheis, hat letztwillig folgende Vermächt nisse verfügt: 2000 Mk. der hiesigen Deutschen Fachschule für Metallbearbeitung und Installation, je 1000 Mk. dem Frauenverein Klösterlein-Zelle und der bestehenden Köhler- Schulstiftung in Dessau, je 500 Mk. der bestehenden Paulinen- Schülerstiftung hier, dem Magaretenheim Aue und dem Gustav-Adolf-Verein Zelle-Aue. Im Jahre 1908 errichtete Frau Kircheis mit 5000 Mk. bereits die „Erdmann-KircheiS- Stiftung'. — Leisnig, 15. August. Bei einem gestern abend über die hiesige Gegend ziehenden heftigen Gewitter schlug der Blitz in ein erst im Vorjahr neu errichtetes Seiten gebäude deS Schicketanzschen Gutes in Frauendorf. DaS Ge bäude brannte vollständig nieder. — Neustadt i. S., 16. August. Von einem tragischen Geschick wurde heute die Familie deS Weinhändlers Domsch ereilt. Heute morgen langte die Kunde hier an, daß deren Sohn, der Assessor Dr. Willy Domsch, sich in der Elbe bei Dresden, wahrscheinlich in einem Anfalle von Gei stesgestörtheit, ertränkt habe. Er hatte erst vor kurzer Zeit sein Examen mit Auszeichnung bestanden. Dr. Domsch war auf der Fahrt nach Crimmitschau begriffen, er wollte die Verlobung mit der Tochter eines angesehenen Fa brikanten feiern. — Plauen, 16. August. Vom GraSleitengrat in den Dolomiten ist der Sohn der hiesigen Privatiere Müller, Student Eberhard Müller, mit seinem Begleiter Dr. Lüttgens aus Freiburg i. Br. abgestürzt. Beide waren sofort tot. Müller, der in München studierte, steht im 22. Lebensjahre, Dr. Lüttgens war 25 Jahre alt. — OelSnitz (Vogtl.), 16. August. Mit Rücksicht auf die infolge der dauernd ungünstigen Witterung im oberen Vogtland so weit im Rückstände befindlichen Erntearbeiten wurden seitens der Manöverleitung die für die Zeit vom 1. bis 9. September angesetzten Regiments- und Brigade- Übungen der Feldartillerie wieder abgesagt. — Im nahen Tirschendorf wurde heute früh kurz nach Mitternacht die sogenannte Holzmühle, in der ein gewisser Kmmbholz mehrere Stickmaschinen aufgestellt hatte, mit dem gesamten nur zum Teil versicherten Inhalt durch Feuer zerstört. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht ermittelt. — Die von hier stammende 16 jährige Linda Puchta, die am Freitag im Plauenschen Stadtkrankenhaus starb, hat nicht an epidemischer Genickstarre, sondern an eitriger Hirn hautentzündung gelitten. Eingesandt. Aus Deutschlands Ruhmestagen, so betitelt sich der zur Zeit im hiesigen Boncskyschen Central-Theater zur Vorführung kommende Film. Ebenso wre der Film der Königin Louise, so ist auch dieses patriotische Fjlm- schauspiec ein Meisterwerk unserer deutschen Filmkunst. Sind doch die einzelnen Szenen der bewegte» Zeit so naturgetreu dargestelllt, daß man sich in jene große Zeit versetzt glaubt. Das Spiel Ler Darsteller ist erstklassig. Eine wahre Begeisterung ruft die Wie dergabe der Kaiserproklamation in Versailles hervor. Die stimmungsvolle Musikbegleitung trägt zur Verschönerung des Ganzen bei. Der Besuch dieser Vorstellung kann nur empfohlen werden. Ein Besucher. Amtliche Mitteilungen an- der 2«. Sitzung de» Stadtrate» zu Eibenstock vom 7. August 1913. Anwesend: 6 Ratsmitglieder. Borsitzender: Bürgermeister Hesse. — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — 1) Es liegt ein Plan nebst Anschlag über einen massiven Aufbewah rungsraum für die Fleischkonfiskate vor, der die grundsätzl. Billigung deS EtadtrateS findet. Wegen eine« geeigneten Bauplatzes für den Behälter find noch Erörterungen anzustellen. Darnach soll erst end gültiger Beschluß gefaßt weroen. 2) Dem Gemeindeverbande für die Unterhaltung der Muldenbrücke am unteren Bahnhofe Eibenstock ist für da« Jahr 1Sl3 wieder eine Wegebaubeihils« von 400 Mark bewilligt worden. ES wird hiervon mit Dank Kenntnis genommen. 8) Bon der Einladung zur behördlichen Kraftwagen-Probefahrt auf der Linie Eibenstock-Johanngeorgenstadt wird Kenntnis gegeben. 4) Der Erlaß eines Nachtrages zur Sparkassenordnung über die Er richtung einer Rücklage zum Ausgleiche von Kursverlusten wird gebilligt und der Wortlaut de« Nachtrages angenommen. 5) Die Feier deS Sedantage« ist in der herkömmlichen Weise zu be gehen. 6) ES erfolgt die Festsetzung de« Witwengeldes für die Witwe eine« früheren städtischen Beamten. 7) Wegen der Beschaffuna vorschriftsmäßiger ReichStagSwahlurnen au« dem vom Stadtveroronetenkollegium zur Verfügung gestellten B«- rechnungSgeld« wird da« Erforderliche angeordnet. 8) Gegen Einbezirkung de« in Wildenthal errichteten Waldarbeiterwobn- hause« für 4 Familien in den Eibenstocker Parochialbeztrk sind keine Bedenken geltend zu machen, sofern die hierfür gestellten Bedingun gen de« Kirchenvorstande« berücksichtigt werden. v) Der Rat nimmt Kenntni« a. von der Sparkaffenübersicht und den Fleischbeschaubericht von« vorigen Monat, d. — mit Dank — von der Gewährung einer Staat«beihilfe für di« Beheizung de« Jnduftrieschulaebäude«, c. von einer Verordnung über die Begründung einer vuSkunftt- stelle für Zioilversorgung im Kriegtministerium. Beschlüsse wurden ferner gefaßt in 3 Bau-, 5 Steuer-, 1 Straf» und 7 verschiedenen anderen Angelegenheiten. Aus der Zeit der BefteimgsMege. lNachbrucl »er»»««».) 19. August 1813. Ai. diesem Tage beschloß endlich der Kriegsrat zu Melnik den Gin- marsch in Sachsen; indes rückte man noch nicht vor, weil erst eine große Heerschau der Truppen durch die verbündeten Monarchen für notwendig erachtet wurde. (Ganz ungleich Napoleon wußten die Stra tegen des Hauptquartiers den Wert der Zeit nie mals zu schätzen.) Uebrigens wollte man im Haupt quartier von dem ursprünglichen Trachenberger Plan, konzentrisch rasch vorzugehen und den Feind zu fas sen, wo man ihn finde, nichts mehr wissen, vrel- mehr trat wieder die alte übergroße Vorsicht und die zögernde, den günstigen Moment nicht erfassende Kriegs führung ein. — Zum Glück war auch Napoleon, da ihm sichere Nachrichten über Lie Verbündeten fehl ten, unschlüssig, und er verlor oadurch auch ei nige kostbare Tage. Er hatte einen entscheidenden! Schlag von der Lausitz aus gegen Böhmen führen wol len, hatte seinen Stoß auf Prag zu führen beab sichtigt und mußte nun, als er am 19. August Hl'Z it tau eintraf, erkennen, daß ihm in Böhmen eine gewaltige Uebermacht gegenüberstehe. Sem ganzer Plan zur Eröffnung des Felozuges war gescheitert: er, der an die Offensive gewöhnt war, mußte nun den Angriff der Verbündeten abwar ten. — Das Blüchersche Hee^ hatte an diesem Ta-- ge bei seinem weiteren Vormarsche heftige Kämpfe M bestehen. Das Korps Sacken stieß bei Kreibaui und Kaisers Walde aus die Truppen von Mar- mont; dec sich sofort entwickelnde Kampf wurde; immer umfänglicher und währte bis zur Dunl^kheit, der Feind wich bis Bunzl au zurück. Das Korps York bekam vor Löwenberg, bei Plagwitz, Fühlung mit dem Feinde; anhaltendes Schützrngcfecht des Fuß volkes, Plänklergefechte der gegenseitige» ReiterA- en und Artilleriegefechte dauerten bis zum Abend, bis die Franzosen den Rückzug über den Bober, nicht ohne Schwierigkeiten, antraten. Das Korps Langeron wurde bei Siebeneichen (gegenüber Zobten) in einen langen, blutigen Bajonettkampf und einen schwe ren Reiterkampf, in dem sich auch Lie Kosaken aus zeichneten, verwickelt; in achtstündigem Kampfe wurde das genannte Dorf genommen und verloren, bis sich die Franzosen zurückzogen; die Russen verloren 68 Offiziere und 1573 Mann, der Verlust der Franzosen; war geringer. So waren die Vorttäbe der drei Blü- cherschen Korps am Bober angekommen. — An diesem Tage setzte sich Oudinot mit der Berliner Armee gegen die Nordarmee in Bewegung, in drei Heeressäulen die brandenburgische'Grenze bei Baruth überschreitend. Auf der Straße nach Luckenwalde bezog ec ein Lager und blieb auch oen folgende» Tag hier stehen, um erst Erkundigungen einzuziehen- Gute Geister des Freiheitslampses. V. Fichte. Selten hat ein Mensch so nach Beherrschung und Läuterung Les eigenen Jchs gestrebt, wie unser gro ßer Landsmann Johann Gottlieb Fichte, der Philosoph des Willens. Im Mai oes vorigen Jahres wurde jein Denkmal in Rammenau in oer Lausitz etn- geweiyr, wo er vor 150 Jahren als Söhn eines armen Bandwebers geboren wurde. Schon als sieben jähriger Knabe warf er ein liebes Unter,haltungsbuch in Len Dorfbach, weil es ihn voin Unterricht ablenkte Der Zehnjährige wiederholte fließeno jede Predigt.; Der Freiherr v. Miltitz nahm sich Leshalb seiner an. Fichte kam nach Schulpforta und studierte dann in Jena und Leipzig Theologie. Aber sein Sinn stand nicht nach einem einfachen Pfarramt und fand keinen Geschmack an der damaligen Theologie. Zechn Jahre lang schlägt er sich hier und dort kümmerlich als Haus lehrer durch, immer fleißig weiter studierend, bis er durch seine dem großen Kaut gewidmete Schrifts „Versuch einer Kritik aller OfsenbaruUg" mit einem Schlage ein berühmter Mann wird uno eine Univer- jitätspcofessur in Jena erhält. Seinem Wesen und seiner hohen Auffassung vom Lehramt entsprechende sucht er die Studenten auch sittlich zu beeinflussen. Bei vielen findet er Anhänglichkeit, bei anderen Spott- Ja, seine Feinde klagen ihn, als sich die Gelegenhett bietet, der Gottlosigkeit an, und ec sieht sich genötigt, Jena zu verlassen. Allerdings schien in dein System des Marines, der damals lehrte, „die sittliche Wclt- ordnung ist selbst Gott, wir bedürfen keines anderen! Gottes" kein Platz für einen persönlichen Gott zu sein. Aber wie es in manchem Gelehrtenleben zu Oehm! pslcgt: Für seinen eigenem Bedarf konnte Fichte auf einen Gott der Liebe und des Trostes gerade in Stun den des Leides nicht verzichten. In Berlin beschäf tigte er sich eingehender mit der Religion. Gott wird zum Hauptelemente seiner Philosophie, deren Grund züge ec am tiefsten in der Einleitung des Johannes- et angeliums ausgesprochen sinket. In Jesus sicht er die von allen Menschen zu erstrebende Einigung des Göttlichen und Menschlichen am vollkommensten dac- gksteltt, so ist er in der Tat der eingeborene Sohn Gottes. Alle Zetten, die nur fähig sind, ihn zu ver stehen, werden ihn dafür ancrk-nne» müssen." Fichte hat diese Wahrheiten erstmalig entwickelt, in seiner „Anweisung zum selige» Leben" (1806). die den religiösen Sinn sehr vieler Gebildeter belebte, und die im Freiheitskriege mancher mit sich trug sm Tor nister oder Tschako, wie jener freiwillige Jäger, der dadurch vorm tödlichen Kopfschuß bewahrt wurde Am meisten aber hat Fichte zur religiösen und Nation^ len Wiedergeburt seines Volkes beigetragen Lurch sei ne im Winter 1807/08 unter den Blicken französischer Späher gehaltenen „Reden an die deutsche Nation"