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Mir- und Änzeigeblatt Mr den klmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Tel.-Kdr.: Kmtrblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile l2 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 20 Pfennige. Mr Eibenstock, Larlsfeld, kjundshübei, Neuheide, Sberstützengrün, Schönheide, Schön^iderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusm Bezugspreis vierteljährl. M.1.50 einschlietzl des „Jllustr.Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblassn" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Fernsprecher Nr. 210. Drucker und Verleger i S«tl Hunaebohn, oerantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. — SV. Jahrgaug. - Sonuabcud, den 16. MM LSI» Russischk und öftmcichislhe RiiSzugsgcscchtr. Ganz so offen, wie gestern berichtet wurde, gesteht Wien seine Sünden noch nicht ein. Der förmliche Verzicht ans die Revision des Bukarester Friedens soll nämlich noch nicht erfolgt sein. An der Tatsache aber, daß man sich auch in Wien jetzt über das Unhaltbare dieser Forderung klar geworden ist, dürfte Las vor läufige Ausbleiben des Verzichtes wohl nicht-, meshr ändern. Auch die Russen versuchen setzt ihren Standpunkt in der Revisionsangelegenheit auseinander zusetzen: Paris, 14. August. Der Petersburger Korre spondent des „Figaro", welcher während des ganzen Balkankrieges stets sehr gut unterrichtet war, meldet heute, daß Rußland das Prosekt der Revision des Bu karester Friedens nur fallen gelassen habe, weil kein Einvernehmen mit Oesterreich za erzie len war. Rußland habe Kawalla für Bulgarien ge fordert, doch habe Oesterreich seine Zustimmung an Lie Bedingung einer Rektifikation der neuen serbisch- bulgarischen Grenze geknüpft. Diese Rektifikation soll te sich aus einen beträchtlichen Teil von Zentral-Ma- kedonien erstrecken. Da Rußland darauf nicht habe emgchen können, habe es seinen eigenen Plan jn Be zug auf Kawalla aufgegeben. — Der gleiche Kor respondent versichert, Ssasonow hoffe, die Frage von Adrianopel auf rein diplomatischem Wege zu regeln und zwar gegen das Versprechen einer Erweiterung der Grenze Enos—Midia, gegen finanzielle Vorteile und gegen gewisse Zugeständnisse in den Kapitulatio nen. Bulgarien ist natürlich ob des Verhaltens des gro ßen slawischen Bruders, von dem es sicher Unterstütz ung in Ler Friedensangelegenheit erwartet, ^hr ent täuscht, und es schüttet die ganze Schale seines Zorns über Rußland aus: Wien, 14. August. Nach der „Siidslawischen Korrespondenz" verzeichnen die Blätter in Sofia sehr beunruhigt die ungünstigen Meldungen über dmi Verlauf, den die Revisionsfcage nimmt. Die schwan kende Haltung Rußlands habe einen direkt nieder drückenden Eindruck hervorgerusen. In den Kreisen der rujsenfreundlichen Partei, die in dieser Frage all ihre Hoffnung auf Petersburg gesetzt habe und 'Ms der Haltung Rußlands in der Nevislönsfrage eine neuerliche Stärkung der eigenen, vollständig erschüt terten Position erwartet habe, sei man geradezu be stürzt. Die russophilen Organe wollen nicht zügc- ben, daß man in Rußland BuiguriLn fallen gelas sen habe und könne, und erklärt, Rußland werde sei ne Zusagen halten. Die unabhängige und nationa listische Presse setzt Zweifel in die Haltung Rußlands und fragt Danew und seine Leute, ob dieses Rußland, das Bulgarien seinen Feinden preisgab, nackdem es Bulgariens Mißerfolge verschul dete, noch länger die Hoffnung und der Hort des bulgarischen Volkes sein könne. Die nationalistisch^ Presse erklärt, wenn Rußland Bulgarien jetzt verlasse, müsse, trotz aller Dankbarkeit für den „Zarbefreier" Alexander II., der Name Rußlands in Bul garien ausgelöscht fern. In Regie runskrei- scn ist man nach wie vor der Ansicht, daß Lie Revi sion des Bukarester Vertrages in einem für Bulga rien günstigen Sinne die einzige Möglichkeit sei, ei ne dauernde Beruhigung auf dem Balkan herbepzüfüh- ren. Langsam, überaus langsam arbeiten die Diploma ten in der Adrianopel-Grage. Trotzdem scheint aber festzustehen, daß die Mächte pn dem einmal gefaßten Beschlusse, Adrianopel den Tücken wieder abzujagrn, feschulten wollen: Wien, 14. August. In Konstantinopeler diplo matischen Kreisen wird erklärt, daß die Großmächte ent schlossen sind, den bekannten Standpunkt i!n der Adria- nopelsragc unbedingt durchzuführen. Eine gemeinsa me Aktion ist nicht vorgesehen, vielmehr bleibt die Beteiligung an dem aktiven Vorgehen sowie die WaHl geeigneter finanzieller oder anderer Mittel jeder Groß macht überlassen. Konstantinopel, 14. August. Man spricht hier davon, daß demnächst die Botschafter Schritts bei der Pforte unternehmen, um die Demobilisierung her- beizusühren. „Und die Griechen, siegestrunken", jubeln ihrem König zu, der jetzt Einzug über Einzug hält. Saloniki, 14. August. König Konstantin ist heute in Begleitung der Flotte, von Kawalla kommend, an Bord des Panzerschiffes „Aweroff" hier emgetrof- fen. Der König ging um neun Uhr vormittags an Laud nno wurde mit Geschützsalut empfangen. Tie Menschenmassen, die sich Überair angesammelt hatten, jubelten dem Könige begeistert zu. Nach der offi ziellen Begrüßung begab sich oer Köniz nach der Ha- gia-Sosia-Kirche, wo ein Tedrum gefeiert wurde Nach dem Tedeum begab sich der König nach der Residenz. Die Abreise nach Athen dürste morgen stuttjindem Tagesgeschichte. Deutschland. -- Apokryphe Aeußerungen des deut schen Kaisers. Der Berliner Korrespondent der „Kölinjeyen Zeitung" telegraphiert seinem Blatte: Die Schilderung des Bukarester Korrespondenten drs „Temps", Rene Puaux, über einen Brief des Kaisers an König Konstantin, worin der Kaiser erklärt haben soll: ^,Jch kämpfe für Eure Rechte wie ein Tiger" hat selbstverständlich keine Unterlage. Nach meinen Erkundigungen ist ein solcher Bries nicht geschrieben worden. Dasselbe gilt von einem angeblichen Hand schreiben des Kaisers an Kaiser Kranz Joseph, worin nach einer Berliner Meldung der „Rußcoje Slöwo", der Kaiser seinen Einfluß geltend zu machen suchte, daß eine Besserung der Beziehungen zwischen Oesterreich- Ungarn und Serbien durch eine entsprechende Aen- derung der Berchtoldschen Politik ermöglicht würde. Auch in diesem Falle hat man es mit einer grund losen Erfindung zu tun. Im Vorbeigehen mag noch fcstgestelli werden, daß eine von der deutsche« Ver öffentlichung abweichende Fassung des Telegramms drs Königs Carol von Rumänien an den Kaiser, die in Wien ausgetaucht ist, sich als unhaltbar erweist. Das in deutscher Sprache abgefaßte Telegramm des Kö nigs Carol lautet wörtlich so, wie es in der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" abgedruckt wurde. — Der Reichskanzler beim Kaiser. Der Reichskanzler trifft am 18. August zu einem kurzen Besuche im Königlichen Schlosse zu Homburg v. d. Höhe ein. — Die Anklage gegen ore Firma Krupp. Das offiziöse Wolffsche Bureau hatte, wie wir berichtet haben, die Behauptung der „Braunschweigischen L«n- reszeitung", daß gegen das gesamte Direktorium der Firma Krupp Anklage erhoben sei, cus falsch bezeich net. Tas Blatt bleibt aber bei seinen Angabe: und schreibt: „Die Nachricht, die bas getarnte Direktori um von Krupp schwer getroffen hat, da sich alle Her ren vor Gericht zu verantworten haben werden, kann amtlich nicht dementiert werden. Die Untersuchung gegen die beschuldigten Herren ist längst abgeschlossen, und nur der Militärprozeß hat die Festsetzung des Verhandlungstermins bisher v^rzög-rt. Daß das Mi litärgcricht die Akten des Strafprozesses gegen Kv/ipp aus prozessualen Gründen zu der Verhandlung gegen die Feuerwerker u. s. w. herangczogen hat, ist ein so selbstverständlicher Vorgang, daß ihn Wolff gar nicht einmal als etwas Besonderes heroorzwtzeben brauchte. Aber die Hervorhebung schien nötig, um das Interesse von der Tatsache abzulenken: 1. oaß der Antrag aus Eröffnung des Hcmptverfahrens gegen sämtliche Mitglieder des Direktoriums Kvupp oon der Staats anwaltschaft beschlossen ist. Auf den Antrag der Staatsanwaltschaft ist ein Beschluß der Cröffnungskam- mer lediglich wegen Einforderung der Akten durch das Militärgericht noch nicht gefaßt worden. Dieses wird aber in nur kurzer Zett, sofort nach Rückgabe der Ak ten von dem Militärgericht, erfolgen; 2. daß in dem Verfahren fünf Sachverständige uno 23 Zeugen ein- vernommen worden sind, und 8. daß mit der Ver handlung in der ersten Woche des Oktober bestimmt zu rechnen ist. Das Wolffsche Dementi geht um den Kcrn Ler ganzen Sache herum. Die Anklagreryebung ergeht juristisch von der Staatsanwaltschaft nach Ab schluß der Voruntersuchung. Tie Voruntersuchung ist längst abgeschlossen und der Beschluß der Staatsan- waltschast auf Anklageerhebung gegen sämtliche Mit glieder des Kruppschen Direktoriums längst vor Ab gabe der Akten an das Kriegsgericht festgelegt Le- diglich der Beschluß der Eröffnungstrmmcr auf Eröff nung des Hauptverfahrens stecht aus den mitgeteilten Gründen noch aus, an ihm ist jedoch nach dem Er gebnis der Voruntersuchung absolut nicht zu zweifeln, er ist in diesem Falle reine Formsache." — Dec wahre Sachverhalt wird sich ja nun bald herausstellen müssen. — Reichstagsersatzwahl. Die Ersatzwahl im uchren Badischen Reichstagswahllreise Achecn-Bühl für den kürzlich verstorbenen Prälaten Dr. Lender ast auf Dienstag, den 7. Oktober dieses Jahres festgesetzt worden. — Keine Neuabgrenz ung der Reichs- tagswahlk reise. Eine Korrespondenz verbreitete dü: Nachricht, daß die liberalen Parteien und das Zen trum entschlossen seien, sofort beim Beginn der Reichs- tagstaguag eine Neuabgrenzung der Reichstagswahl- kreisc zu beantragen, und zwar in dem Sinne, daß wenigstens die Riesenwahlkreise zerschlagen und da durch die Abgeordneten um etwa zwei Dutzend vermehrt würden. Tie Nachricht ist zweifellos falsch. Da die Fraktionen jetzt nicht zusammen gekommen sind, konn ten sie sich gar nicht über ein gemeinsames Vorgehen verständigen. — August Bebels letzte Fahrt. Tie Tal fahrt der Leiche Bebels von Passag nach Zürich um bis mitternächtige Stunde der Nacht zum Donnerstag voll zog sich in aller Stille und Schlichtheit. Tü Leiche war in einen schwarzgestrichenen Holzsarg, der mit ein fachen Metallbeschlägen verziert war, gebettet. Kurz nach 12 Uhr wurde der Sarg aus dem Kurhaus Pas- sug geschafft, aus einem Wägelchen festgebunden und mit Zclttuch überdeckt. Der Kondukt zählte nur Vier- Mann. Neben dem Führer des Wagens saß ein Ange stellter des Kurhauses, der den einzigen Kranz der Kurhausgäste am Arm mit ins Tal brachte. Gegen 1 Uhr morgens gelangte der kleine Leichcnzug naü. Chur. Am Eingang des Friedhofs wartete bereits der Fried hofswärter. Vier Mann trugen den Sarg zur Leichen halle; dort ward er aufbewahrt bis zum kommenden Morgen. Dann wurde der Sarg von der Churer Ar- Leiterschust zur Bahn geleitet. — Wie soeben bekannt gegeben wird, hat Bebel in seinem Testament die so zialdemokratische Partei mit einer bedeutenden Summe bedacht und außerdem von einem bestimmten Zeitpunkt ab derselben das alleinige Verlagsrecht für seine Werke vermacht. Als Testamentsvollstrecker hat Bebu den Bankier Ullmann in Frankfurt a. Main bezeichnet. — Vom Werftarbeiterausstand. Die ausständigen Werftarbeiter in Bremen beschlossen in einer am Donnerstag vormittag stattgehabten Ver sammlung, daß die Arbeit spätestens am kommendm Montag wieder ausgenommen werden soll, aber nicht durch die Arbeitsnachweise der Wersten, sondern ge schlossen, wie sie niedergelegt wurde. — Gnadenakte in Basen. Ter Troßher zog von Baden hat anläßlich des 2ö jährigen Regier ungsjubiläums des Kaisers bei 21 zum Tei. wegen schwerer Verbrechen zu Freiheitsstrafen verur teilten Personen durch völligen ober teilweisen Nach laß'ihrer Strafhaft Gnade erwiesen. Außerdem hat der Justizminister auf Grund der ihm übertragenen Bcgnadigungszuständigkeit aus gleichem Anlaß in 55 Fällen Gnadenakte verfügt Rußland. — Aus Finnland. Der Kaiser Hal die neu en Budgetbestimmungen für Finnland bestätigt Auch die Beschlüsse des Ministerrats, betreffend Len Ge brauch der russischen Sprache im Schriftwechsel der finnischen Behörden mit den Behörden des Reichs und den Amtspersonen, haben die Zustimmung des Kai- sers gefunden. Frankreich. — Eine deutsch-französische Annäher ung? Der „Cri de Paris" schreibt: Jetzt, nachdem der Frieden in Bukarest geschlossen ist, kann Europa sich mit anderen Sachen beschäftigen. W?n« wir ei nem Freunde glauben, der gut unterrichtet ist, so wird die europäische Diplomatie keine Feiertage haben Mit größtem Feingefühl und größter Geduld arb-itet Kö nig Georg von England an einem großen und delila- ten Projekt: Der Annäherung Frankreichs an Deutsch land. Bis jetzt ist noch nichts in die Oeffentlichkeir gedrungen, mir ein großes Londoner Blau hat auf Befehl einen Versuchsballon steigen lassen Frank reich und Deutschland werden sich dazu verstehen, eine Revision des Frankfurter Vertrages vorzunshmen (Das macht die Nachricht nun schon recht unwahrscheinlich. Die Red.) Der britische Souverän und seine Bcra-