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— Ein Fehlschlag East ros. Ter ameri kanische Konsul in Carracas meldet, daß der Versuch Castros, eine Revolution hervorzurufen, fehlgJchlagen ist Ter Konsul bestätigt, daß General Lorres und seine Offiziere, die sich an die Spitz: der Revolution km östlichen Teile des Landes gestellt hatten, gJangrn genommen worden sind. China. — Maßnahmen des Präsidenten Ju- rnschikai. Präsident Juanschikai hat Zirkulare er lassen, worin er zur Festnahme und Bestrafung je der Person auffordert, die gegen die Republik agi tiert, ganz gleichgültig, welchem Range sie angehöet, und welche Stellung sie inne hat. Ter Präsident hat sechs Mitglieder des Nationalrates entlassen, die mit den Aufständischen Beziehungen unterhielten. Tie Re gierung hofft, daß, sobald der neue Gouverneur von Canton die Zügel in die Hand genommen hat, der Aufstand zu Ende sein wird. Oertlichc mit MMe Nachricht«. - Eibenstock, 13. August. Beim Holzfuhren verunglückt rst gestern nachmittag Herr Landwirt Au gust Brandt. B. geriet unter das beladene Geschirr und der Wagen ging ihm über ein Bein weg, wo- durch der Unterschenkel gebrochen wurde. Der Verunglückte wurde in seine Wohnung geschafft, wo er durch Herrn Sanitätsrat Dr. Zlchau unter Assistenz einiger Mitglieder der hiesigen Sanitätskolvnne ver bunden wurde. Eibenstock, 13. August. Am 21 Septem ber wird voraussichtlich das Zepp el inlu i t s ch iff „Sachsen" von Leipzig aus eine Fahrt nach dem Erzgebirge unternehmen und in Auerbach im Vogtl. landen Der Rundflug geht von Auerbach über Schö neck, Jägersgrün ?u. 's. w., und dürfte unter anderem auch Eibenstock berühren, wenn sich Teilnehmer von hier melden. Die Fahrt lostet Mark 200.— pro Perica Anmeldungen Mitfahrlustiger nnmnt Herr Hugo Gerisch-Auerbach entgegen. — Eibenstock, 13. Aug. Das AuersberghauS wurde am Sonnabend von dem Gesamtoorstande des Erz- aebirgSvereinS, der seine S o m m er sitz u na dort abhielt, besichtigt. Schon seit einigen Jahren schweben Verhandlungen wegen Erweiterung der Bauten. Ursprünglich sollte ein Sommerhaus angelegt werden, dann war der Plan, für den auch schon die Baustizzen vorlagen, aufgetaucht, eine über deckte Veranda um die Süd- und Ostseite des Hauses zu ziehen. Jetzt will man aber dem wetteren Bedürfnis Rech nung tragen und gleich das HauS vergrößern. Die Gast zimmer reichen zeitweise nicht zu, ferner ist für den Verkehr, wenn er stark ist, die Küche viel zu klein, auch hat schon oft die Zahl der Uebernachtungszimmer nicht gereicht. Durch einen Anbau kann dem abgeholfen werden; ebenso ist eine Erweiterung der Abortanlagen, Schaffung eines Trocken- raumeS usw. in Aussicht genommen. Einstimmig wurde beschlossen, der Abgeordnetenversammlung diese Art der Ver größerung vorzuschlagen. Der Anbau soll nicht zu klein auS- geführt werden, und zwar auf der Nordseite (Seite nach Blauenthal zu), natürlich genau im Stile des Hauses. Man wird deswegen den Baumeister Kinne-Zwickau, der bei der Schaffung und Durchführung der Pläne für das Auersberg hauS s. Zt. hervorragend beteiligt war, mit der Ausarbeitung der Pläne auch für diesen Erweiterungsbau betrauen. Aus den zahlreichen Beratungsgegenständen der Sitzung sind her vorzuheben - Erhöhung der Pachtsumme für das Fichtelberg- bauS, Schaffung eines Wanderbuchs, laufende Unterstützung für das Augustusburger Museum, Erledigung von Unter stützungsgesuchen. — Carls selb, 13. Aug. Gutem Vernehmen nach wird die benachbarte WeiterSglashütte, die lange Zeit außer Tätigkeit gewesen ist, neuerdings aber in den Be sitz der hiesigen GlaShütten-Werke übergegangen ist, nächste Woche von derselben wieder voll in Betrieb gesetzt, worüber allgemein aufrichtige Freude herrscht! — Wünschen wir dem Unternehmen Glück und Gedeihen. — Leipzig, 11. August. Zu dem Unglücksfall auf der Gebirgsszeneriebahn der Internationalen Baufachausstel lung, über den wir kurz berichteten, ist noch folgendes nach- zutraaen: Die Verletzungen bestehen in Schenkelbrüchen und Quetschungen, sowie Hautabschürfungen. Für die Verletzten, die in daS Krankenhaus eingeliefert wurden, dürfte eine Le bensgefahr wohl kaum bestehen. ES bewahrheitet sich ferner, daß der Unfall darauf zurückzuführen ist, daß ein herabhän- aender Damenmantel sich um ein Rad wickelte und so den Wagen zum Stehen brachte. Die Katastrophe hätte jedoch nicht eintreten können, wenn der nächstfolgende Wagen recht zeitig gebremst worden wäre. Wie nun die behördliche Un tersuchung festgestellt hat, waren die technischen Bremsvorrich tungen der Bahn in Ordnung. Auch eine Probefahrt mit den beschädigten Wagen ergab die vollkommen Betriebssicher heit der Anlage. Mithin kann der Unfall nur der Leicht fertigkeit eines Wagenführers zugeschrieben werden, der zwei Haltesignale nicht beachtet hat. Es ist aber einwandfrei er wiesen, daß diese beiden Haltesignale auch zur Zeit der Ka tastrophe richtig funktioniert haben. Nach der Untersuchung wurde der Betrieb der Bahn, der auf polizeiliche Anordnung hin eingestellt worden war, sofort wieder freigegeben. — Leipzig, 12. August. Heute morgen 5 Uhr ist im städtischen Krankenhause zu St. Jakob der Leiter des 12. Deutschen Turnfestes in Leipzig, Festturnwart Oberturnlehrer Rudolf Witzgall, im 80. LedenS;ahre einem schweren Nervenleiden erlegen. Er ist seit 25 Jah ren Gauturnwart deS Leipziger Schlachtfeldgaues. — Zittau, 11. August. Geldschrank-Knacker haben hier der am Töpferberg gelegenen Wohnung deS in der Sommerfrische weilenden Arztes Dr. Retter einen Besuch abgestattet. Die Einbrecher, die anscheinend genau mit den örtlichen Verhältnissen vertraut waren, haben sich mehrere Nächte in der Wohnung aufgehalten. Alle Schlösser in dieser wurden aufgebrochen und ein 8 Zentner schwerer Geldschrank von den Spitzbuben zum Zwecke deS Aufsprengens umaelegt, doch war alle Liebesmüh vergebens. Als Beut« dürften den Einbrechern etwa 120 Mk. in die Hände gefallen sein. Außerdem wurden ein mtt Brillanten besetzter Ring, eine stllche Brosche und mehrere Silberaegenstände gestohlen. Durch einen im Hause wohnenden Kutscher wurden die Ein brecher verscheucht. Sie ergriffen unter Zurücklassung eine» Zuschlaghammers und Schrotbeile» die Flucht und entkamen. In Frage kommen zwei etwa 25 Jahre alte Männer. — Stollberg i. E., 11. August. Große» Aufsehen erregt hier die Flucht de» Kaufmannsehepaare» I. Paul Krenkel, das nach dem Fälligwerden zahlreicher Wechsel von hier spurlos verschwand. — Reinsdorf, 11. August. Freitag abend gegen sechs Uhr kehrte die vom hiesigen Versand der „Sächsischen Fechtschule" nach Schönihei- derhammcr entsandte Ferienkolonie » ach zwanzcgtägigem Gebirgsaufenthalt glücklich heim. Die Kinder wurden auf dem Wiesenburger Bahnhof von zahlreichen Müttern und Geschwistern erwartet. In der letzten Woche konnten noch zwei herrliche Walo- Wanderungen unternommen werden. Ain Montag nach mittag fuhr man mit der Bahn nach Rautenrcnnz und wanderte über den „Waldschuster", in dessen Garten Rast gehalten wurde, und über das Leipziger Ferienheim in Grünheide, das unter freundlicher Führung be sichtigt wurde und zu interessanten Vergleichen mit den eigenen Einrichtungen Anlaß gab, nach Reibolos- grün, Albertsberg und Earolagrün und durch oäs Silberbachtal nach Wilzschhaus, um mit dem Zuge zu- rückzukehren. Am Donnerstag mittag fuhr man nach Carlsfeld, erreichte über Weiters Wiese den grcßen Kiwnichsee, gelangte durch das schöne Markersöachtal nach Mvrgcnröthe und Rautenkranz und benutzte von letzterem Ort aus die Eisenbahn Zur Rückkehr. Durch die nun schon zum fünften Male gespendete Gabe ei- nes Kinderfreundes war es auch Heuer möglich, Len Kolonisten eine besondere Freude zu bereiten, indem eine kleine Verlosung veranstaltet wurde, bei der je des Los gewinn, und den Kindern lauter nützlich? Gegenstände zufielen. Die durchschnittliche Gewichts- Zunahme aller Kinder betrug 1,76 Kilogramm, die der zehn Knaben 1,7 und die der fünfzehn Mädchen 1,d Kilogramm — Plauen, 12. August. Se. Exzellenz der General der Infanterie, Generalinspekteur der 2. Armeeinspektion v. Heeringen traf gestern nachmittag hier ein und setzte so dann mit dem Auto seine Reise ins Manövergelände fort zwecks Besichtigung desselben. Abends 7,23 Uhr fuhr Se. Exzellenz wieder nach Dresden zurück. — Plauen, 3. Aug. Zur Erinnerung an die große Zeit vor hundert Jahren, insbesondere zum Gedächtnis an Theodor Körner, veranstaltet der .Bund für Jugend- pflege* in Plauen am Sonntag, 24. August und Diens tag, 26. August, vaterländische Aufführungen im Plauener Stadttheater. Festfolgen und Einlaßkarten zu Vor zugspreisen gibt ab: Deutschnationaler Handlungsgehilfen- Äerband, Plauen, Bahnhofstraße 20II, Fernruf 2983. — Auerbach, 12. August. In einer hiesigen Gast wirtschaft kam eS gestern abend zu Streitigkeuen, in deren Verlaufe der Feuermann Spritzner von einem Steinsetzer einen gefährlichen Dolchstich in den Rücken erhielt. Der Schwerverletzte wurde nach dem Krankenhaus gebracht, der Täter verhaftet. — Lengenfeld, 12. Aug. In der mechanischen Baumwollzwirnerei von Weißbach wurde der 32 Jahre alte Fabrikarbeiter Meier von der Transmission erfaßt und ihm der linke Arm und das rechte Bein vollständig aus dem Körper gerissen. Er starb nach wenigen Minuten. Meier hinterläßt Frau und 6 Kinder. Aus der Zeit der Befreiungskriege. IRachdruck oerdot,».) 14. August 1813. Solano- auf Erden Krieg geführt worden, hat es kaum eure glanzvollere Stel lung gegeben, als die, welche d.-n Oberfeldyerrn aller verbündeten Heere, zu dem am ge nannten Tage Fürst' Schwarzenberg ernannt wurde, zu erwarten schien. Gelang es ihm, die Heere von vier großen Völkern zum Siege zu füh ren, so mußte sein Name auf allen Lippen schwe ben und er in der ganzen Welt als Ueberwinder des Imperators gepriesen werden Ter ehrgelzig- Alexauder von Rußland soll eme Zeitlang nach diesem Oberbefehl gestrebt haben, indes war daran nicht zu denken, wollte man nicht Oesterreichs Hilfe verlieren. Anfänglich dachte man an den in der öffentlichen Meinung sehr hoch stehenbtn, tapferen und oft siegreichen Erzherzog Kark von Oesterreich, dieser stand aber in ausgesprochener Feindschaft zu Metternich und nichts weniger als freundschaftlich zu feinem Bruder, dem österreichischen Kaiser. Sv einig te man sich denn auf Schwarzenberg, dem nun eine dornenvolle Aufgabe zufrel. Schwarzenberg, war ein tüchtiger Soldat und, obwohl nicht gerade fort- reißend, so doch zur Tatkraft und energischen Ent schlüssen neigend, aber das ewige Lavieren, zu dem er verurteilt war, lähmte auch seine Kriegsführung - Schwarzenberg war ausgezeichnet durch schö ne und seltene Eigenschaften des Charakters und des Gemütes, die es ihm ermöglichten, das ebenso erha bene wie schwierige Amt zu übernahmen: Leichtigkeit und Sicherheit im Umgang mir gekrönten Häupter^, die er zum Teil schon seiner gesellschaftlichen Stellung verdankte, feines Taktgefühl, Uneigennützigkeit, Ber- öhnltchkeit und Milde, vollkommen frei von Selbst- ucht, besaß er die Fähigkeit, alle persönlichen Rück- ichtcn aufzuopfern. Die Stellung eines Obrrseld- jerrn war überaus schwierig. Die Kriegsvölker, de nen ec befehlen sollte, gehörten vier großen unab hängigen Nationen an, deren Monarchen sehr verschie dene Interessen am Kampfe hatten; ihre höheren Füh rer waren aus wirklichen oder eingebildeten Kriegs ruhm stolz und wollten mit gvoßer Zartheit behanoelt sein. Besonders wurde seine Stellung erschwere durch die Anwesenheit von drei Monarchen bei seinem ei genen, dem böhmischen Heerr. Diese selbst, ihre Diplo maten und Adjutanten, die Bevollmächtigten der Eng länder und der Schweden versuchten und erlangten zum Teil Einfluß auf die Befehlführung. Eine scharfe oder heißblütige Natur würde in kurzer Zeit alle Geduld verloren haben. Fürst Schwärztnverg befaß die Lang mut, alle diese Einflüsse ruhig zu ertragen. Dafür ging aber auch alles sehr langsam und mit übergroßer Vor- sicht. Keine glänzende Schlacht verherrlicht Schwär- zenbergs Namen, das deutsche Volk hüt ihn mj,t keine« Liede geehrt. — Der Nordarmee des schwedischen Kronprinzen stellte Napoleon die sogenannte Ber- liner Armee unter dem Marschall O ud in o t ge- genüber, der nun mit aller Macht vorrücken ünb Ber- lin nehmen sollte. Indes hatte ocr französische Ge- neral nur zirka 80000 Mann zur Verfügung, noch dazu vielfach recht unzuverlässig? Truppen, tue zur Fahnenflucht neigten; der General hielt seine Auf gabe für so undurchführbar, oaß er am genannten Ta ge unter dem Vorwande seiner schwankenden Gesund heit das Kommando ablehnte, was der Kaiser jedoch nicht annahm. 6esckieäene frauen. Von Oskar Wiener. (Nachdruck verboten.) Es ist kein Wunder, daß glückliche Ehen so selten sind — sagt Balzac in seiner Physiologie de mariage — denn u« eine vollkommene Ehe herzuste^en, sind so viele und so seltene Zutaten nötig, daß, um sie aufzubringen, nur eine sehr große Geschicklichkeit oder ein übergroße» Glück erforderlich bleibt. — Balzac ist ein Schwarzseher, ihm genügt die allertiefste und ehrlichste gegenseitige Neigung nicht. Er verlangt noch, um eine Ehe glücklich zu gestalten, daß die Güte der Frau der Klugheit deS Gatten die Wage halten müsse; daß die Frau ebenso geduldig wie der Mann ehrgeizig sein soll; daß die Frau kurzsichtig sei und ihr Eheherr die Augen eines Falken habe; er gestattet und wünscht dem Manne ein gutes Stück Eifersucht, erklärt aber die Ehe im vorhinein für un glücklich, wenn es der Frau einfallen würde, ihrem Gatten »u mißtrauen. Es ist ein langer Wunschzettel, den Balzac für «das Reich der häuslichen Tugenden* aufgestellt hat, aber Balzac, der Ehepessimist, ist ein Franzose und das mag ihn entschuldigen. Übrigens auch bei uns zu Lande sollen längst nicht mehr alle Ehen im Himmel geschlossen werden, wie Anno dazumal, als der alte Reinmar von Burg zu Burg zog, und die deutsche Gattenminne also pries: „Ein Herz, ein Leib, ein Mund, ein Mut Und eine Treue wohlbehut.* So werden denn oft durch den richterlichen Spruch jene Bündnisse, die für das ganze Leben geschlossen wurden, vorzeitig wieder gelöst. Der Ehebruch war von je ein Hauptgrund zur Lösung eines ehelichen Bündnisses: freilich ein Vergeben gegen die Treue des Mannes kam dabei nicht in Betracht, ein Verbrechen war es nur, wenn die Frau die Ehe brach. Bei den Apachen-Jndianern verstößt der Mann auch heute noch die Ehebrecherin aus seinem Hause, zuvor aber schneidet er ihr die Nase ab und läßt sich das Ankaufs geld zurückgeben. Die Völker am Orinoco dagegen be strafen den Ehebruch mit dem Tode; bisweilen allerdings findet die Frau Verzeihung, niemals jedoch — der Ver führer. Im alten Peru und zu Mexiko wurde vor Ankunst der Spanier eheliche Untreue schwer bestraft. Aber die edlen Granden brachten aus ihrer Heimat die Lehre von der freien Liebe init in die Neue Welt und so lockerten sich die Sitten dort und der Ehebruch ward keine Selten heit mehr. Ebenso wüste Anschauungen brachten die Matrosen der Kauffahrteischiffe in den Australischen Archipel. Nur auf den Marschallsinseln wird an der Frau Ehebruch durch Verstoßung bestraft und wenn auf den Marianen ein Mann sein Weib betrügt, so rotten sich die anderen Frauen zusammen, fallen über seine Habe her und zerstören sie gründlich. Bei de« Kalmücken wird Ehebruch mit vier bis fünf Stück Vieh gebüßt; bei den Chinesen war Ehebruch seit Urväterszeiien ein ScheidungZgrund, ebenso bei den Persern. Sehr streng ist das Gesetz des Mohammed gegen die Ehebrecherin. Der Koran befiehlt, das Weib, welches durch vier Zeugen des Ehebruchs überführt ist, im Hause einzukerkern, bis der Tod sie befreit oder Gott ihr ein Rettungsmittel in die Hand gibt. Später ließ man dem Weibe die Wahl zwischen Einkerkerung und Steinigung. Daß die Frau auf Scheidung klagen könnte, diesen Einfall haben türkische Gesetzgeber erst in letzter Zeit be kommen. Früher mußte, um vom Ehejoch befreit zu werden, die Haremsdame durch Schlauheit von ihrem vor eiligen Gatten die ominöse Formel: Du bist entlassen! pro/ozieren; heute kann ein unheilbarer Ehezwist ihr daS Recht in die Hand geben, auf Scheidung zu dringen. Aber die Mitgift muß sie ihrem Tyrannen lassen, ja sie hat den Gatten für ihren Verlust noch durch eine Ertragabe zu entschädigen. Der grobe Kun-Fu-Tse, den wir Konfuzius zu nennen pflegen, und der den Chinesen ein Schutzgeist alles Wissens ist, hat für die Ehescheidung folgende Gründe gelten lasten: Ungehorsam gegen die Eltern des ManneS — Ehebruch — böse Krankheit — Eifersucht — Schwatz haftigkeit — schlimme Launen — Diebstahl an deS Mannes Eigentum — und so weiter bis ins Unendliche. Nur in drei Fällen durste der Mann seine Frau nicht ver stoßen: wenn sie einst arm gewesen und niedrig — wenn sie für ihre Schwiegereltern die mehrjährige Trauer ge tragen — und wenn sie eine Waise war. DaS Jahr 1878 brachte den chinesischen Frauen die Befreiung von der schimpflichen Rechtlosigkeit ihrer Mütter. Und nun liegt eS in ihrer Macht mit Hilfe deS VaterS oder sonst eines Ver wandten vor dem Richter auf Scheidung zu dringen. Die moderne Chinesin macht mit solch einem Fanatismus von diesem Rechte Gebrauch, daß nach der offiziellen Statistik im ^Lande der Mitte* fast jede zweite Ehe heute der Scheidung verfällt. — Ähnliche Verhältnisse findet man in Japan; dort gibt es tausend Scheidungsgründe und nur ein einziges Ehehindernis. Der Japaner nämlich kann heiraten und sich scheiden lasten so ost und wann es ihm beliebt; nur die leibliche Schwester seiner Frau bleibt ihm versagt. Köstlich find die Eheoerhältniffe bet etlichen Neger stämmen JnnerafrikaS. Bei den Kastanga z. B. gilt al» Familienoberhaupt der älteste Onkel mütterlicherseits. Dieser Goldonkel ist entzückt, wenn eine seiner Nichten von ihrem Gatten heimgeschickt wird, denn nun kann sie der Herr Oheim aufS neue verkaufen. Je öfter also ein« Scheidung erfolgt, desto einträglicher erweist sich der Besitz einer Nichte! — Gegen diese Nichtenspekulanten sind unsere Börsemnatadore die reinen Kinder.