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. 98 4— „Schon die Form dieser Frage verrät, dqß Sie gereizt sind!" sagte ich jetzt rasch, meinen Freund vor dem Vorwurf des Arztes deckend. „Wären Sie selbst Ich werde von Ihrer Erlaubnis Gebrauch machen", end aegnete mein Fteund mit der Höflichkeit eures vollen- Landschnabeltiere (proeolnims). (Mit Text.) Stagart, ich verstehe Sie nicht! Macht es Ihnen denn Vergnügen, uns in Ungewißheit zu lassen und speziell mich als Vertreter der Behörde zu reizen?' „Frau Marchesa, ich erkläre Sie-für ganz feinen Biß." Der Arzt verhaftet!" Nicht nur seine Worte riefen Bestür zung in uns wach. Unser Erstaunen er reichte seinen Höhe punkt, als wir be merkten, daß dieMar- chesa sich tatsächlich hinter der Tür ver steckt hatte und in dem Augenblick, da Stagart ße blitzschnell aufriß, zurücktaumel te. Sie hatte an der Tür gehorcht und nicht einmal mehr Zeit gefunden, ihre gewohnte Pose wie der einzunehmen, als Stagart hoch aufge richtet vor ihr stand und die Worte wie derholte : „Ja", gab er schließlich zögernd zu. „Ich dachte es mir! Das Alter des Hauses läßt das kleine Rauchloch erklären, das sich über unsern Häuptern in der Wand befindet." Wie auf Kommando blickten wir alle an der Wand empor. Nichtig! Dort befand sich eine kleine Öffnung, nicht größer als armdick. „Ich wette," fuhr mein Freund fort, „Sie haben sich von Ihrem eigenen Palais aus durch die klein? Öffnung mit der Marchesa verständigt, wenn die Luft rein war und Sie der Marchesa in ihrem Palais einen Besuch abstatten konnten!" „Mein Herr," schrie Juan d'Andrade auf, „welch ungeheure Beschuldigung! Sie wollen mich anklagen, hinter dem Rücken meines Freundes mich mit der Marchesa verständigt zu haben?" „Sie haben meine Andeutungen sehr richtig verstanden!" ent gegnete Stagart kalt; und plötzlich, mit einer verblüffenden Ge schwindigkeit drehte er sich um, stieß mich beiseite und faßte nach der Klinke der Tür, die er blitzschnell aufriß: Der Arzt trat dann kopfschüttesnd zurück. „Führen Sie Ihre Untersuchung zu Ende, Signor Stagart, es widerstrebt mir, weitere Fragen zu stellen. Ich muß gestehen, daß das über meinen Horizont geht." sah uns fassungslos an. „Einen Biß? Wenn mir Ihre Name nicht so bekannt wäre, Stagart, so würde ich glauben, Sie treiben Ihren Spott mit mir!" „Das liegt mir fern. Der Marchese von Remini ist an einem Biß gestorben." mächer der Marchesa?" d'Andrade zauderte mit der Antwort. Kin Automat für den Berkans von Landkarten für Touristen. (Mit Text.) beten Weltmannes und wandte sich jetzt an Juan d'Andrade: „MeinHerr,welcherRaum stoßt an dieses Zimmer?" „Dieses Zimmer liegt an der Außenwand des Pa lais!" entgegnete der An gesprochene. „Das ist keine Antwort auf meine Frage", erwi derte mein Freund. „Wel ches Haus ist an das Pa lais angebaut?' „Das meine!" „Ah! Sehr gut! Das Palais des Marchese ist ur alt, nicht wahr?" „Ja!" „Ihr Palais wurde erst viel später angebaut?" „Ganz richtig!" „Befanden sich auf dieser Seite früher nicht die Ge- Freund — wieder in Gedanken versunken — die Wand entlang, als plötzlich blitzartig ein Leuchten über seine Züge huschte. „Ich kann Ihnen meine Worte präzisieren, Herr Doktor; fragen Sie mich und ich werde Ihnen Antwort stehen — doch dann ..." Jetzt wandte sich mein Freund mit einem drohenden Blick an Juan d'Andrade: „dann, mein Herr, werden Sie mir Rede stehen!" Juan d'Andrade verneigte sich leicht, ohne mit einer Wimper zu zucken. Dann trat er einige Schritte zurück — aber blitzschnell hatte ich mich vor die Tür gestellt und die Arme über der Brust gekreuzt. Ich hatte die versteckte Drohung, die in den Worten meines Freundes lag, mehr srrateü als begriffen; die Bewegung Juan d'Andrades ließ mich nicht im Zweifel, daß er die Tür zu gewinnen suchte. Obwohl ich den Zusammenhang noch nicht im geringsten fassen konnte, zog ich doch die Konsequenz aus der An deutung Stagarts und versperrte d'Andrade den Weg. Er tat, als hätte ich seine Bewegung mißverstanden: „Seien Sie ganz beruhigt, mein Herr. Ich habe nicht die Ab sicht, dieses Zimmer zu verlassen." „Um so besser!" entgegnete ich. Der Arzt warf mir und Juan d'Andrade einen erstaunten Blick zu und wandte sich dann wieder an Sta gart: „Sie halten also Sandro de Pe- desta sürunschuldig?' „An dem Verbre chen selbst — ja!" „Warum?' „Weil die Wunde, an der der Marchese von Remini gestor ben ist^ nicht von ihm herrühren kann!" „Ah, Sie sprechen von einer Wunde!" zu einem genügenden Re sultat gekommen, so würde mein Freund erst gar nicht mit den Schlüssen der Be hörde in Konflikt geraten!" Stagart wehrte ab und wandte sich wieder an den Arzt: „Sie haben nicht un recht, Herr Doktor! Nur müssen Sie berücksichtigen, daß ich kein Zauberkünstler bin. Ich stehe vor einem Problem und bin gezwun gen, Schritt für Schritt dieses Problem zu lösen. Wenn ich nun einmal so weit gelangt bin, behaupten zu können, den wirklichen Mörder des Marchese zu ken nen, so ist noch nicht gesagt, daß ich den Weg weiß, auf dem er eingedrungen ist, und ich bin auch noch nicht so weit, einen Irrtum aus schließen zu können!" Dabei blickte aber mein „Jawohl! Erin nern Sie sich, bitte, Herr Doktor, an den schwarzen Fleck, den ich Ihnen zeigte." „Das nennen Sie eine Wunde?' „Gewiß! — Mit Hilfe meines Mikros kops entdeckte ich deutlich einen „Frau Marchesa, ich erkläre Sie für verhaftet!" Endlich richtete sie sich auf. „Mit welchem Recht, mein Herr, wenn ich fragen darf?' „Das werde ich Ihnen erklären, wenn die Hausdurchsuchung, die ich sofort anordne, ihr Ergebnis gezeitigt hat!" In diesem Augenblick warf sich Juan d'Andrade wütend auf meinen Freund, den Arzt und den^Lord beiseite stoßend: