Volltext Seite (XML)
»atung der Heeresvorlagen eintreten. Der bayerische Ministerpräsident Freiherr von Hertling weilte auch am Donnerstag im Reichstage und hatte Besprechun gen mü zahlreichen seiner früheren Fraktionskollegen. Arankretch. Die Opinmgefahr in Frankreich. Der radikale Deputierte Debouca beschloß, den Manne- ministcr sofort nach dem Zusammentritt der Kammer zu befragen, welche Maßnahmen er zu ergreifen ge- denlc, unr die in der Kriegsmarine um sich greifen de Opiumsucht zu bekämpfen. Gleichzeitig brachte Lebouca einen Gesetzesantrag ein, wonach die Oprum- hänNer und die Besitzer von Opiumrauchstuben das erstemal zu zwei Jahren Gefängnis und im Wieder holungsfälle zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wer den sollen. Falls die Schuldigen Zivil- oder Mil»- tärbeamte wären, sollte die Verurteilung ihre Versetzung nach sich ziehen. Belgien. Das Ende des belgischen General streits. Der von etwa 1000 Delegierten besuchte Parteitag der Sozialdemokraten in Brüssel nahm mit Drciriertclmehrheit eine Tagesordnung an, welche die Einsetzung eines Nationalkomitees für das allgemeine Stimmrecht vorschlägt und die sofortige Wiederaufnah- nahme der Arbeit beantragt. Der Generalstreik ist damit zu Ende. England. Im englischen Unterhaus fragte der Liberale Eowan, ob Premierminister Asquith auf merksam geworden sei auf die im Deutschen Reichstag ausgestellte Behauptung, daß gewisse Munitionssabr»- lanten chstcmatisch versuchten, durch die Presse und auf andere Weise die öffentliche Meinung zugunsten von Rüstungsstc«gerungen zu beeinflussen u^d ferner, ob Asquith zur Sicherung gegen Ähnliche Verfahren in England die Verstaatlichung der britischen Waffen» a brilen in Erwägung ziehen wolle. Asquitsh erwider te, er habe die Zeitungsberichte üb^r die Angelegen heit gelesen: den zweiten Teil der Anfrage minfe er verneinen. OerLliche und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 25. April. Gestern abend ^.gen ',..7 Uhr versuchte die etwa 16jährige Aufpasserin Sp. sich im sog. Bauerschen Teiche in der Nähe des Mühl- öbrs durch Ertränkens das Leben zu nehm eit. Sie entledigte sich der Oberkleider und sprang u» das dort immerhin ziemlich tiefe Wasser. Die jugendliche Lebensmüde ries aber gleich darauf um Hilfe uns schnell herbeicilende Personen zogen das Mädchen wredcr aus dem Teiche heraus, in dem sie ohne sofortige Hilse wohl unzweifelhaft ertrunken wäre. Eibenstock, 25. April. Am 23. April v e r- jchied nachmittags 4 Uhr im herzoglichen Genesungs haus zu Roda in Sachsen-Altenburg nach kurzem Lei den der seit Michaeli 1908 an der hiesigen Handels schule angestellte Handelsschullehrer Herr Ernst Meichsner. Der im Alter von 36^ Jah ren Verstorbene, der seine Vorbildung an den Hanoeis- hochjchulen Leipzig und Berlin und an der Univer sität genossen, hat sich durch seine, treue Pflichterfüllung die Wertschätzung seiner Vorgesetzten für immer er worben Seinen Schülern und Schülerinnen war er jeder Zeit ein liebevoller Lehrer und Freund. Sie werden ihm stets ein dankbares Andenken bewahren Die Handelsschnle erleidet durch seinen Tod einen schwe ren Verlust. Eibenstock, 25. April. Zum Besten eines Kranlenhausneubaues hier hatte am Dienstag abend im Feldichlößchen die dramat. Gesellschaft „Thalia" eine öffentliche Theateraufführung veranstaltet, und zwar wurde das treffliche bayrische Charakter-Gs- mälds „Der Toni und sein Burgei" gegeben. Leider war der Besuch nicht so, wie man ihn in Anbetracht des guten Zweckes hätte erwarten können; eine ganze AnzahlPlätze hätten noch besetzt sein könnest». Die Aufführung, ^ah»n- gegen übertraf die Erwartungen um ein Bedeuten des. Jede, selbst die unwesentlichste Rotte zeigte, daß alles bis ins kleinste Detail ausgearbeitet war, fodaß der Tesamteindruck gut sein »»rußte. Auch der von Heern und Frau Redelstein gebotene Schuhplattlertanz, der sich dem Charakter des vorher aufgeführten Sluckes hübsch anpaßte, fand ungeteilten Beifall. Unangenehm empfunden wurden nur die langen Pausen, welche das Programm erst spät nach 12 Uhr beendigen ließen. — Freiberg, 24. April. Die im vorigen Jahre ver- anstaltele Erzgeoirgi sche Gewerbe-, Jndustrie- und landwirtschaftliche Ausstellung hat trotz der Ungunst der Witterung, unter welcher sie ganz erheblich zu leiden hatte, einen Reingewinn von rund 20 000 Mk. ergeben, der in erster Linie zurückzaführen ist auf das Konto der Ausstellungslotterie. Ueber die Verwendung des Rein gewinns soll demnächst Beschluß gefaßt werden. - Zeithain, 24. April. Der König wird Mittwoch, den 11. Juni, vormittags 10 Uhr aus dem T» uppenübungsplatz Zeitham eine Parade über nach stehend;- Truppenteile abhalten: 89. Jnsanteriebrigaoe, Majcyinengewehrabteilung Nr. 19, 40. Kavalier»ebri- gadc, 24. und 40. Feldartilleriebrigade, Fußartitteri'e- bataillon Nr. 19 und Pionierbataillon Nr. 22. Die Truppen werden zu der Parade Manöveranzug ankegen. — Zwickau, 24. April. Zu der Aufnahme der Fünf-Millionen-Anleihe für die Zwecke der Ueber- nahm« des Elektrizitätswerkes und der elektrischen Straßen bahn bezw. zu deren Ausbau durch die Stadt hat gestern abend auch oaS Stadtverordnetenkollegium seine Zustimmung erteilt. -Garnsdorf, 23. Slpril. Das 2 jährige Söhnchen des Schmicbemeisters Emil Krebs stürzte am Dienstag in ein neben der Punipe befindliches, nlcht tiefes Wasscrloch. Obgleich es alsbald herausge- zog»» wurde, starb das Kind doch kurze Zeit nach dem Unfall — Adorfi. V, 23. April. Fabrikbesitzer Emil Claviez läßt auf seinem Grundstück ein im nordischen Blockhausstiel gehaltenes Unterkunft-Haus erbauen, das von ihm für die Zwecke der I u g e nd p f le g e zur Verfügung gestellt wird. Das Gebäude eihält im Erdgeschoß drei Räume, (Herrenzimmer, Versammlungsraum und Küche) und bietet im Dachgeschoß 40 bis 50 Jünglingen Unterkunft für die Nacht. Der das Blockhaus umgebende Platz soll teils mit Anlagen geschmückt, teils zu Turn- und Spielplätzen Ver wendung finden. Herr Claviez ist Vorsitzender des hiesigen Vereins für Jugendpflege. Das Haus, von dem aus man eine prächtige Aussicht Hal und das auch den Wandervögeln auf ihren Ausflügen zur Benutzung freigegeben werden soll, wird voraussichtlich zu Pfingsten ewgeweiyt. — Klostergrab i. B., 23. April. Der hiesige Ver- schönerungSverein wird an der Stelle, wo vor 300 Jahren die erste evangelische Kirche gestanden hat, die mit Ver anlassung zum 30 jährigen Kriege gab, ein Denkmal errichten. Tie Ausgrabungen haben Ueber- raschungen über die Größe der Kirche gebracht. Die historische Stätte ivird von Sachsen sehr stark besucht. 19. Aie-uug 5. Klasse 163. Königs. Sachs. Landes-Lotterie, gezogen am 23. April 1913. IS« »69 M. aus Nr. 16150. 50000 M. auf Nr. 35318 10 ovo M. auf Nr. 35089 93688. 5000 M. auf Nr. 68894 81394 92129. 301)0 M. auf Nr. 2987 5971 14986 22840 25864 89489 42557 48298 49954 52986 58777 55514 60433 63391 64114 70248 77188 88110 85434 92048 96767 101444 103582 > 03811. 2000 M. auf Nr. 18145 18495 25159 28247 31086 87271 42135 42229 46350 58490 62507 69168 69897 71055 77095 81697 86855 98830 107450. 1000 M. auf Nr. 178 889 1800 5325 8082 10277 10625 10788 16743 28882 29279 29474 31896 32264 82297 82817 83273 83718 84108 35097 36324 40726 46848 5007S 58389 59579 59673 60128 62851 68241 65980 66288 69291 72487 73488 74858 75208 78626 80963 86181 88328 94874 97711 98761 104405 108088. 500 M. auf Nr. 1022 1581 5317 9440 9740 18425 13779 24118 25204 28848 30620 83493 33520 34726 38600 38770 89626 41684 42429 44099 44854 45359 47175 47317 48698 48725 58176 53498 55103 55476 61282 65856 70147 71680 72085 78002 74578 75923 76729 78399 80255 81929 84358 85623 86042 86L06 87280 87490 92456 92587 95201 98360 104687 106391. Deutscher Reichstag. 148. Sitzung vom 24. April, 2 Uhr. Am Bundesratstische: von Heeringen. Die Ein- zelbe»atung des Militäretats wird fortgesetzt, doch konnten endlich heute im Reichstage die Rottragen verschwinden, denn der Militäretat wurde erledigt In der Hauptsache handelte es sich heute um die Ko m- mandantcnfrage, und selbst die Militärbevoll- mächligten von Sachsen mit anderen Kommissaren erschienen auf dem Plan, um zu retten, was vielleicht noch zu retten wäre. Auch die Bundcsratsvertreter von Hessen und Baden griffen ein unter Berufung auf Staatsverträgc, aber alles half nichts, die unerbittliche Kommission siegte, das Sparsamkeitsprinzip feierte ler nen Triumph, und eine Reihe von Kommandanten dür fen, wenn in dritter Lesung keine Aenderung eintrttt, sich einen schönen neuen blank gebügelten Zylinder- Hut kaufen. Beim Pensionsfond kam das Wohlwollen des ganzen Hauses wieder einmal in schöner Weise zum Ausdruck, die Resolution der Kommission wurde angenommen, die eine Aufbesserung der Altpensionä- re und Herabsetzung der Invaliditäts-Altersgrenze von 70 auf 65 Jahre verlangt, ebenso auch die sozialdemo kratische Resolution auf Erhöhung der Renten der Mi- titariuvaliden. Nach Erledigung weiterer kleinerer Ka pitel konnte Herr von Heeringen nach! den Tagen schwe ren Kampfes aufatmend den Sitzungssaal verlassen. An seine Stelle »rat ein anderer Weißbart, Schatzse- lretär Kühn, dessen Etat noch folgte. Beweglich bat er um Wiederherstellung der in der Kommission abge- lehnten zweiten Direltorstelle. Der Genosse Stoll ging auf Zollfrager, und die Wirkung der Zollpolitik auf die Lebensmittelvreisc in längeren Ausführungen ein, und forderte eine energische Bekämpfung der Em- fuhrscheine. Nach längerer Debatte, in der der Fort schrittler Gunßer unter der Unruhe des Hauses von der Notlage der Winzer spricht, nimmt das Haus die nationalliberale Resolution, die Aufhebung der Be stimmungen des Zottvereinsvcrtrages von 1867, die eine einseitige Belastung der deutschen Weine dur- stellt, zuzulassen, an. Nachdem man noch eine sozial demokratische Resolution, in Elsaß^Lothringeu Gemem- dcsteuern aus Weine nicht mehr zu erheben, abgelehnt hatte, vertagtc sich das Haus auf Freitag zwölf Uhr. Auf der Tagesordnung steht außer Anfragen und Er gänzungsetat die Literaturübereinkunft mit Rußland. Aus der Zeit der Besreiungsttiege. INachdruck »erbot««.) 2 6 April 1813. Unsäglich waren die An strengungen Napoleons, ein den Verbündeten bei wer tem überlegenes Heer ins Feld zu stellen. Man muß. nun unterscheiden zwischen den sofort verfügbaren Trup pen und der gesamten französischen Heeresmacht. Letz tere belief sich um diese Zeit auf etwa 800000 Mann und, wenn man die neuesten Rekrutenaushebungen im Anfang April hinzurechnet, auf rund eine Million Strei ter ; davon gehen aber die im Innern Frankreichs be findlichen und in Spanien und Italien noch befi"dla- chen Truppen ab, so daß sich an der Elbe und Saa le rund 225000 Mann (darunter 15000 Reiter- mir 460 Geschützen befanden. Ferner standen an der unteren Elbe unter Vandamme 25000 Mann, aus Frankreich unterwegs waren 50000 Mann and in den Festungen lagen 78000 Mann; es standen somit zu Beginn des Frühjahrsfeldzuges 380000 Franzosen auf deutschem Boden. — Napoleons Absicht war zu nächst, seine neuen Truppen mit denen des Vizekönigs zu vereinen und die ganze Saale bis zu ihrer Mün dung in die Elbe zu besetzen. Er wollte sich zunächst gegen Naumburg wenden und von da aus ent scheiden, ob er sich auf Leipzig oder Dresden aus- hi eiten werde. Vor allem lag ihm daran, die Ver bündeten zur Schlacht zu zwingen, von der er ehne der artige Entscheidung hoffte, daß es ihm gelingen wer de, die gesamte russisch-preußische Armee nach Sü- o. Ein in prachtvoll«! 1 -tcdi. 4 /> LboL» 3t» Wett Südwi» Ni«derschlag 8 Ein Jubiläum. Novell« von Marie Petri. (4. Fortsetzung.) Eine ganz besondere Liebe erwuchs zwischen ihr und dem Knaben. Mit seiner durch Leiden früh ge reiften Seel; fühlte er, welch ein Opfer Luise brachte, und das zog sein Knabenherz in Liebe zu ijhr hin- Er konnte es wenig zeigen, aber Luise fühlte es, und wie gerne hielt er still, wenn sie ihm zärtlich über das Haar strich und ihn an sich zog Und allmählich, je länger ihr ist sofort u anderweit f«n. Näh« 4 Ode-Ln, 4 g Msenthal lernte, sich ihm der auf, der f. Alegcliahr curch Ung freute sie blieb unve ter gegen» schien es L nes, aber scheue Bli geblich sei. Verstand d sich noch n Vater zu Uebereinlo berührt zu Aounte sie -u schenken Allmäh Ze näher sie, wie un gegen dies sangen hie Tat zu bc! Krankheit Wie gerne nicht. Zur schon, es s der Rückfa sierte. es w, danke Ihn Dann blick die Kinder Und di iner reiste» storbenen j erholen. T In dem so! Kinder die Sie wollte schweren H kicher Lieb eine ciniack an freundli Die Jl und sollte Paula war zehn Jahre mer viel a> Herrn war i wohl eher würde es d sis eines Al er ihr entg! aufs uchtc. „Herr ans dem H mir einen t 15 Jahre c hat den dr zu Rate zu ist. Nun » und »nir k« Wochen h»e tüchtigen A de sein, ein so viel für „Haber Kranken sch „Ja, P Kurts Schli ße Bitte, di sein, wenn Herr t jagte er: , ist, so bitte ich weiß w und freue » vergelten z> „Taufe Herrn die l freudigen E den zu aus österreichisches Gebiet zu drängen, (juvem rechnete er stark auf die Uneinigkeit der Verbündeten deren Truppenmacht er auch unterschätzte. — An» obengenannten Tage traf General Toll in Dresden ein, um hier die Geister aufzurütteln und die Füh, rer der Hanptarmee zu einer etwas beschleunigten Gang, art zu veranlassen. Das wäre ihm vielleicht nicht so bald gelungen, wem» nicht zu gleicher Zelt di« alarmierende Nachricht von Napoleons Ankunft hn Erfurt eingetroffen wäre. So kam es, daß Fürst Wol konsky, in Vertretung des Zaren, die Befehle gab, welche die Hauptarmee nach der Gegend von Alten burg in Bewegung setzte. Es ist bezeichnend, daß in dieser Zeit, die zur Entscheidung drängte, der Zar zum Besuch seiner Schwester nach Teplitz gereist und dec preußische König ebenfalls von Dresden abwesend war Geschichten vom Grasen Häseler. Zu seinem 60. MilitärjubUäum. Graf Häseler, dessen 60. Militärjubiläum am 26. d. M. nach dem Willen des Kaisers mit großer Feierlichkeit begangen wird, kann als die volkSiümiichste Persönlichkeit gelten, die da» deutsche Heer zurzeit besitzt. Ein ganzer Anekdoten- und Legendenkranz hat sich um die Person dieses Generals gewoben, der jahrelang an der äußersten Westmark des Reiches di« treue Wache gehalten hat. Graf Häleler pflegte im Dienste ebensowenig wie im Privatleben etwas zu beurteilen, worin er sich nicht eine eigen« Anschauung und Erfahrung erworben hatte. Ein früherer Untergebener, höherer Offizier, der den Grafen kurze Zeit, ehe er sich vom aktiven Dienste zurückzog, auf seinem Gute Harnekop besuchte, erfuhr dort, daß Exzellenz nicht zu Hause, sondern auf dem Felde sei. Da der Besuch schon desselben Abends heimkehren mußte, so ließ er sich von dem etwa» verlegenen Diener den Weg zu der »Exzellenz auf dem Felde' weisen und fand schließlich auf einem Kartoffelacker eine lange Reihe von Leuten, die gebückt Kartoffelnausbuddelten. Und mitten in dieser Reihe, arbeitend wie die anderen, stand Graf Häseler! Er begrüßte seinen Gast freundlich, aber kurz, da jetzt keine EssenSpause sei und buddelte fleißig weiter. Endlich war die Arbeit beendet, und nun erzählte der Feld marschall seinem Besucher, seine Arbeiter seien tags vorher um eine Lohnerhöhung eingekommen, weil ihre Arbeit gar so schwer sei. Da hatte Häseler beschlossen, sich erst einmal davon zu überzeugen, ob diese Behauptung denn zutreff«. Jetzt hatte er nun auch einmal Kartoffeln gebuddelt, und daS Ergebuis war, daß er entschlossen war, seinen Leuten am nächsten Tage zu sagen: »Ihr habt recht, die Arbeit ist hart, die Lohnerhöhung wird bewilligt.' Im gleichen Geist behandelte er auch den Dienst. Dafür machte aber Häseler durch sein eigentümlich«» Verfahren oft Dinge möglich, die kein anderer fertig bracht«. So kam er einmal zu einer Schießübung »»nd fand, daß einer der Musketiere immer und immer ganz erbärmlich schoß. Er fragte den Mann, ob er denn daheim noch nie geschossen habe. Jawohl, beim Schützenfeste. Nun, dann solle er mal ganz so schießen, wie er eS dort gewöhnt gewesen sei. Der Mann richtete sich danach und traf — aber nicht etwa di« Scheibe, die er treffen sollte, sondern die rote Flagge, die als Warnungssignal in der Nähe des Scherben- standes angebracht war. Nun wurde Häseler selber un geduldig. Er begann den Mann genau zu beobachten und fah, daß er direkt auf die rote Flagge zielte- Als er ihn hierüber zur Rede stellte, antwortete der Mus ketier, Exzellenz hätte doch befohlen, er folle so schießen, wie es bei ihnen auf der Kirmes gemacht werde, und „do knallt man alls die Piepen und die Fahnen runner." Jetzt ging dem Grafen ein Licht auf: er zeigte dem Maune, wohin er zu zielen hatte, und nicht lange, sa halte der Musketier sich seine Els. Das war, was Graf Häseler Anschauungsunterricht nannte! Die Zahl der Geschichten, die illustrieren, was für Anforderun gen er an die Offiziere und Mannschaften stellte, und wie er ihre Leistungsfähigkeit aufs höchste anzuspan nen verstand, ist Legion. Ein Offizier wurde oan ihm mitten aus dem Publikum, das dein Promenadenkan- zcrt auf der Esplanade in Metz lauschte, herausgeholt und beauftragt, einen Brief in die Nähe eines Gelhöf tes etwa drei Stunden von Metz- zu bringen. Der Of fizier war begreiflicherweise von diesem Auftrag höchst wenig erbaut, und er hätte ihn wohl an einen Mann weitergegeben, hätte ihn nicht sein Feldwebel war nend daran erinnert, daß Exzellenz Gottlieb unbere chenbar sei. Also schwang er sich denn murrend auf sei« Schlachtroß und machte sich aus den Weg. Und wen sand er an dem Gehöfte, geduldig seiner war tend? Den Feldmarschall selbst, der ihm zum Ziel punkt voraus geritten war. Verlangte aber Häseler vom Soldaten viel, so erlaubte er dafür auch nicht, daß ihm Unbilliges zugemutet wurde. Wenn er in Metz einen Soldaten traf, der ein paar Pakete für die Frau Hauptmann eingeholt hatte oder gar ei nen Kinderwagen schob, dann nahm Häseler dem Man ne sein Brot oder seine Wurst oder den Kinderwagen ab und sagte zu ihm: „Mein Sohn, geh zu der Frau Hauptmann, deren Besorgungen du machst, und sage ihr, der Marschall Häseler sei der Ansicht, ein Soldat sei kein Dienstmädchen. Sage ihr auch, daß ich hier auf sie warte, bis sie ober ihr Dienstmädchen das Paket abhole." Und dann blieb die Exzellenz mit dem Wurstpakete oder dem Kinderwagen geduldig ste hen, bis die Hauptmännin oder ihre Botin in eini ger Aufregung herbeieilte, um ihn seiner Bürde zu entlasten.