Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 09.03.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191303098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19130309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19130309
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk ...
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-09
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lus« »mpfimve», sich kinmul dieses ihr bisher fremde Treibe» auzm'eie». „Van ueßckeii," harte Gras Erbach zu ihr gesagt, .komme» Sie, bitte, wieber, wie Sie gehen. Werden Sie Jhicu alten Fcemncn nicht fremd." Sie batte gelacht und entgegnet: »Wie könnten ein paar Wochen mich anders machen?" Lie ivar bei ihrer Tante in den grovcn Gesellschaften übel hineingeraten, der sie anfangs betäubte, ihr schlumlnb, da rhr dieses glänzende, unruhige Leben bisher fremd geblieben war, Ber gungen bereitete. Sie wurde von allen Leiten mit tznldignugeu umgeben; besonders vo» Kamerabc» ihres Bruders. Allen voran ging der Prtmierleutnant von Senden, den ein Kommando in Berlin seslhielt, und der ein grvs;er Liebling der Baronin Langer» mann war. Boi» ersten Tage an widmete er sich Hildegard, verbarg seine Bewunderung durchaus nicht, gebot weder seine» Augen noch seinen Lippen BehcrOchmlg, soudrr» ging im Sturm schritt vorwärts. Hildegard war sich selber ein Rätsel. Sie war wie berauscht von diesem Treiben nm sie her, war wie in einem schönen Traum besangen, wenn Senken an ihrer Site war, mit ihr sprach. Tie Herren, die in ihrem Baierhause verkehrten, kannte sie fast alle von Kindheit an. Sie waren zusammen aufgewachsen. Kein besonderes Interesse für irgend einen batte sie erfasst; für keine» hatte sie eine Vorliebe gehabt, zu keinem irgend welches Vertrauen empfunden. Nur Graf Erbach machte eine Ausnahme. Der war, solange sie ein Kind ivar und sich zurückermneru konnte, niemals auf dem Gut seines Paters gewesen. Er batte sich stets im Anslande aufgehalten, hatte hohe diplomatische Posten innegehabt. Als sie fünfzehn Jahre wurde, wurde der Gras durch schwere »lraukbeit seines Paters veranlagt, in die Heimat zurückzukehren. Der Sohn hatte die diplomatische Karciece aufgegebeu, hatte seines Paters Gut übernommen. Sie halte dem fo viel älteren Manu gegenüber nie eine Scheu empfunden, hatte ihn teilnchmeii lassen an ihrem Denken und Fühle». Sie nannte den Grasen ihren beste» Freund. ES gab für sie, anher ihrem Vater, keinen Manu, deu sie so hoch hielt, wie ihn. Sie hatte mitunter gemeint, er habe sich in den letzten Jahren etivas verändert. Wenn er mit ihr sprach, drang mitunter ein Wort des Spottes über seine Lippen, oder ein schroffes Wort, das, kaum ausgesprochen, ihm wieder leid zu sein schic». Als Senden ihr in so auffälliger Weise seine Huldigung dar. brachte, dachte die Baroneß mitunter an Graf Erbach und fragte sich, >vie Senden ihm wohl gefalle» würde. Bald jedoch vergaß sie. an ihn und sein mögliches Urteil zu denken, dachte nur an Senden, immer wieder an Lenden. Kerzenschimmer und äußerer Glanz, unter und zwischen welchem sie sich jetzt unaufhörlich bewegte, blendeten die Augen, trübten den Blick, gaben auch salichen Steinen ein Feuer, das sie echten gleichen ließ. Ehe Hildegard Berlin verließ, hatte Sende» ihr seine Liebe gestanden. Wie berauscht fuhr sie heim, ihrem Vater alles zu erzählen, ihm Sendens Ankunft zu melden. Ihre Eröffnung traf den Baron nicht unerwartet. Aus Hildegards Briefen, und ans drueu der Schwester, hatte er den Sachverhalt geahnt, hatte jedoch in keiner Weise ein- oder vorgreifen wollen. Fand seine Tochter ihr Glück draußen in der bunten, glänzenden Welt, jso Wollte ec nicht störend dazwischentreten. Senden war gekommen. Hildegard schien von vornherein anzuuehmen, daß er ihrem Pater gefalle. Sic fragte diesen nicht nach seinem Urteil. An Graf Erbach hatte sie die Frage gestellt: »Wie gefälli Ihnen mein Bräutigam, Graf?" Schroff hatte dieser erwidert: „Fragen Sie mich dasselbe nach einem halben Jahre, aber jetzt nicht." Selten war der Graf erschienen, solange Senden sich im Schloß aushielt. Im Frühjahr war Senden Rittmeister geworden. Es war festgesetzt worden, daß im Herbst die Hochzeit sein sollte. Hildegard fühlte sich glücklich. Ihr fehlte es nur ost, daß der Bräutigam in ihrem schriftlichen Verkehr tieferen Gedanken gegenüber, die sie beschäftigten, die sie ihm mittcilte, nm seine eigenen Gedanken kennen zu teruen, stets Schweigen beobachtete. Sie war Lurch ihren Vater, war durch Gras Erbach daran. gewohnt, in die Tiefen des Seins sich denkend zu versenken. — „Uererlassen wir das Denken und Grübeln alten, grämliü en Leuten," hatte Senden einmal geschrieben. »Wir wollen das Leben genießen, aber eS nicht durch solche Gedanken, die mir wie der Flügelfchlag von Nachtvögeln erscheinen, — verderben." Wie ein Schatten waren diese Worte, die eine der ihrigen so völlig heterogene Anschauung dokumentierten, auf Hildegards Glück gefallen, doch sie hatte den Schatten wieder verscheucht. Sie hatte Senden entschuldigt, weil das Lebe», das er führte, ein >o ande.es als das, welches sie zu sichren gewohnt war. — Im Frühjahr hatte Lenden einen vierwöchigen Urlaub auf dem Schloß des Schwiegervaters zubriugeu wollen. Seit vierzehn Tagen war er da- Einige Tage vor ihm war Anna von Rohr eingetrofsen. Senden schien im ersten Augenblick von Annas Wesen völlig betroffen. »Die ist ja ein kleiner Kobold," hatte er zu seiner Braut gesagt. Sie hatte gelächelt und entgegnet: „Ja, ein niedlicher, kleiner Kobold, um deu herum es sprüht und flammt, daß man sich in acht nehmen muß, um nicht versengt zu werden." Während der nächsten Tage empfand Hildegard, daß mit Senden eine Veränderung vorging. Selbst wenn er an ihrer Seite war, suchten seine Blicke Anna von Rohr. Ihre sprühende Schlagfertigkeit, ihr zicmüch ungebundenes Wesen schienen einen Reiz auf ihn auszuüben, gegen den er sich nicht zu wehren ver mochte. Jeder Tag öffnete ihre Augen mehr, ließ sie deutlicher erkennen, daß Senden sich Schritt um Schritt von ihr entfernte und sich Anna näherte. Sie konnte das zuerst nicht fassen, zuckte zusammcn, als Gras Erbach eines Tages zu ihr sagte: „Baroneß, Ihr Bräutigam hat wohl eine besondere Vorliebe für Sprühtcufelchen und Krater." „Das kann wohl sein," entgegnete sie nur. Sie gab es nach außen nitit zu, sie ließ es nicht merken, aber ein heißes Weh zog in ihr Herz ein. Wenn Senden sie jetzt schon, nach so kurzer Verlobuugszeit, vergaß, sobald eine andere interessante Persönlichkeit ihm enlgegcn- tral, was sollte später werden ? Konnte er sie denn wirtlich lieben, wenn er sie auch nur im geringsten vernachlässigte nm einer anderen willen ? Wenn, sagte sic sich weiter, Anna von Rohr ihn so mächtig anzog, dann war es überhaupt unmöglich, daß er sie liebte, gab es doch kam» zwei verschiedenere Menschen, als sie und ihre Eonstne waren. Diese Gedanken und Fragen hatten Hildegard geguält nnd gemartert während der letzieu Tage, Hutten ihr die Ruhe gcuommen, ihr Len Schlas von den Augen verjagt. Als ihre Brüder kurze Feit da waren, hatte sie gehört, wie sie bemerkt hatten, Senden ichcine ja als Bräutigam ein recht beweglickes Herz zu haben. Wäbreud des Festes hatte sie mehr als vorher gelitten, weil unablässig dec Gedanke in ihr ausgetaucht war, ihr erträumtes Glück liege im Sterben. Sie strich jetzt mit der Hand über die Stirn. Hatte sie geträumt, daß sie eilte Braut geweseu war, oder batte sie nur geträumt, daß Senden sie vergaß? Sie wollte sich seine Züge so recht klar vorstellen, nm jetzt in der Erinnerung und in der Ruhe in ihnen zu lesen, aber es ging ihr wunderlich: cs war ihr »»- möglich. sich Sendens Ge'icht vorzustellen. Immer nur sah sie Graf ErlackS ernstes Gesicht, sah seine ernsten Au e», die mit einem Ausdruck aus ihr rublcu, den sie mcbt vccüan'. Was würde der nächste Tag bringen? Lie wmae es je.«. da» Lendcns Wesen ausgefallen ivar Mnecs veuchlnerte Worte hallen ibr das vewiesen. O Lau oec Weg ui die iwcuilcn Tage hinein nicht nötig gewcscn wäre l Es war^al-., ichre^e mr Fuß zurück, vorwärts zu gcbeu, als müsse jeder schult voncmts ihr nur Leid uud Weh bcwgcu. . . . - Wie ein schwerer Truck legte es sich aus Httdcgardv Leele und Her,. Plötzlich erhob sie sich. Fest uud klar blickten ihr« Augen, Kraft uud Mut sprachen aus ihre» seinen Geftchtszugew .Stark und still," sagte sie, „uud Gott wird Helse««." „Made in Germann" auch in Rußland. lieber den gewaltigen Einfluß, den sich die deut sche Industrie jetzt auch iu Rußland gesichert hat, schreibt, wie der „Information" aus St. Petersburg mikgetcitt wird, ein russisches Blatt folgendes: Wenn inan eine Schraube, eine Hange, chiue Klammer, eine Hacke oder irgendein Handwerksgerät braucht, so kann man ganz sicher sein, daß man bei einem Kauf die deutsche Industrie unterstützt. Alle Rahmen und Bilderleisten, die wir in den verschiedenen Läden er blicken, sind deutschen oder österreichischen Ursprungs, von all den Luxusgegeuständeu in «ufere,«« Wohnun gen gar nicht zu reden. . Alle einfachen Federhalter, mit denen die Abcschützen Rußlands schreiben, alle Pennale, Radiergummis und Lineale, alle Bleistifte und Griffel stammen aus Deutschland: auch die Schnur, mit der man dem Käufer das Päckchen verschnürt, ist deutschen Ursprungs. Betritt man russische Kunsthand lungen, die sonderbarerweise Italienern oder Deut schen gehören, so sieht man nicht ohne Bewunderung, daß alle Waren, mit denen diese Läden gefüllt sind, alle diese Stiche, Gravüren, Bilder, Ansichtspostkar ten, Pinsel, Rahmen, Papier, Mappen >und Albums nicht russischen Fabriken entstammen, sondern Haupt sächlich in Deutschland angefertigt worden sind, deut schen Text aufweisen nnd deutscher Auffassung ent sprechen. Es kommt einem vor, als sei man in ei nen Laden Berlins oder Leipzigs getreten. Der rus sische Konsument umgibt sich gleich dem Bewohner ei nes Landes ohne Kultur mit Fabrikate« einer frem den Produktion, schmückt mit ihnen sein Heim und entwickelt an ihnen seinen Geschmack. Rußland ist so weit in der Industrie zurück, daß es nicht einmal die vielen verschiedenen Bilder für Kinder, wie sie in Abzieh-, Reliefbildern, Bilderbogen u. s. .w. existieren, selbst ««fertigt, obgleich sie in vielen Millwne« in Rußland abgesetzt werden. Aus den Abbildungen auf diesen Bildern spricht dem Russen eine fremde Welt entgegen. Wenn man die Läden für Schulartikel be tritt, so findet man dort eine Unmenge von Bogen, Albums und Kästchen, die mit Bildern in deutschem Geschmack geschmückt sind. Ein Fabrikat , russische« Ursprungs findet man in diesen Läden nicht. Uebri- gens sind in neuerer Zeit "auch Bilderbogen zum Ausschneiden mit russischen Kosaken und Soldaten in Deutschland erschienen, die ein sehr schrcckenerregendes Aeußere haben. Im Magazin für Unteryaltu«gsspiele und Lehrmittel sind alle Spiele, Lehrmittel, Albums mit Bildern, Kinderbücher u. s. w. deutschen Ursprungs. Alle Schreibwarenmaterialie«, alle Sachen, die zur Schule gehören, sind in Deutschland angefertigt. In den übrigen Handelszweigen ist cs nicht gerade bes ser bestellt. Was eine« vielleicht am meisten wundern kann, ist die Tatsache, daß alle jene Weißholzsachen nnd Sächelchen zum Ausbrennen, Bemalen oder für Kerb schnitzerei aus Deutschland stammen, wenngleich sie aus russischem Holze angefertigt sind. Darin liegt insofern nichts Eigentümliches, als sich iu Leipzig und München Svezial-Fabrike« für diese Sachen befinden, die dort in einer guten Qualität sauber und geschmack voll hergestellt werden. Vermischte Nachrichten. — Die größten Städte der Welt. Auf Grund der Volkszählungen der jüngsten Zeit ist die Zahl der Städte, die mehr als eine halbe Million Einwohner zählen, in der ganzen Welt auf nahezu 60 anzusetzen. Europa steht in dieser Lurie mit 29 Städte» au der Spitze, 18 liegen in Asien, 10 m Ame rika, 2 in Australien. Die Zahl der eigentlichen Me senstädte, also derer, die mehr als eine Million Men sche« in ihren Mauern vereinen, beläuft sich gegen wärtig auf 20, und zwar sind diese Riesenstädte, in absteigender Reihe nach ihrer Größe geordnet, die fol genden: London, Newyorl, Paris, Tokio, Chikago, Berlin, Wien, Petersburg, Moskau, Hainburg, Konstan tinopel, Philadelphia, Buenos Aires, Rio de Janei ro, Kalkutta, Bombay, Peking, Sinangfu, Canton und Osaka. Zählt man die in diesen 20 Wohnorten verei nigte Bevölkerung zusammen, so gelangt man zu riem Ergebnisse, daß diese 20 Riesenstädte nicht weniger als 88 Millionen Menschen beherbergen. — Der Tagebuchschreiber und fein Testament. „Lies alles, was Dir dein Freund zum Lesen gibt, und fei es der jgrößte Blödsinn!" Dies ist die Moral einer Geschichte, deren Schluß sich in diesen Tagen vor den Pariser Gerichten abfpielt. Es war im Jahre 1903, als ein ehrenwerter Ex-Steuer- einnehmer aus diesem Jammertale iu eiu besseres Jenseits abfchied, nachdem er zuvor in 17 dicken Bänden seines Lebens Schicksale für feine Freunde nlnd alle die, die sie zu lesen wünschten, niedergelegt hat te. Es waren keine welterschütternden Tatsachen, die da ausgezeichnet waren. Was kann auch ein Steuer einnehmer Welterschütterndes erlebe«! So beweg ten sich denn die täglichen Aufzeichnungos« in etwas trivialen Bahnen, möchte man sagen. Da erzählt zum Beispiel der Herr Steuereinnehmer ausführlich, wie er ein halbes Pfuno Kaffee eingekauft hat, und zum Schluß versteigt er sich zu einem dichterischen Ergüs se: „O, du herrlich schöner Mann, her du den Kaf fee verkaufst! Was sind mir alle irdischen Freuden im Vergleich zu deinem unvergleichlichen Kaffee. Du verdienst es, daß dein Name der Nachwelt erhalten bleibt." Man sieht, der gute Steuereinnehmer war ein bißchen überschwenglich. So erzählen denn di« 17 Bände — sage und schreibe 17 - von allem Mög. lichen und Unmöglichen, von wenig Kurz- und viel Langweiligen«. Was Wunder, daß, wenn der Steuer einnehmer einen Band seiner Lebemserinner «Ingen fer» tig hatte, und er ihn seinen Freunden zuin Lesen« gab, diese schon nach wenigen Tagen mit schlecht verhehlter Enttäuschung uno mit kann« verheimlichtem Nasrrümp fen ihn zurückgaben. Das aber paßte dein Tagebuch schreiber durchaus nicht. Und er rächte sich, rächte sich, wie nur eben ein großer Tagebuchschreiber sich rächen kann Im 15. Bande seines Tagebuches fügte er auf Seite 647 initten in den Text hinein sein Testament, in dem er jene Freunde zu Erben einsetzte, die es lesen würden. Und keiner las es. Der Steuerein nehmer starb, seine natürlichen Erben traten die Erb schäft an (es waren an die 200000 Mark) und kaum einer dachte noch an den Sonderling, der alle Welt mit seinen Tagebüchern gequält hatte. Da aber wirft vor einiger« Wochen zufällig einer der Freunde einem Blick auf Seite 647 des 15. Bandes, sieht das Testament und beansprucht nun die Erbschaft seines „unvergeßlichen Freundes". — Schätze, die das Meer Ye rausgab. Wohl denen, die vor einigen Täger« am Strande der Ro- kaway Beach die Gewalt Poseidons bewunderten, der mit seinem Dreizack die Wogen peitschte, daß sie hoch aufschäumend unter Donncrgeprall auf deu Sand auf schlugen! Für sie hatte Poseidon eine Ueberraschung. Plötzlich sah einer der Schar, wie es auf dem Sande glitzerte und funkelte. Nicht weit daneben wieder ein Blitzen! Und dann wieder und wieder! Bald sprach es sich herum. Alles eilte herbei. Und als die Meeres wogen sich besänftigten, da gab es eine wilde Jagd auf der« Sande. Und siehe da, das Funkelnde und Glitzern de und Blitzende waren kostbare Geschmeide, waren Ringe nnd Armbänder, waren Ohranhängscl u^nd ju- welcngeschmückte Strumpfhalter Poseidon hatte das ans Land geworfen, das ihm schöne Dame«« einstmals unfreiwillig zum Geschenke gemacht hatten. Insgesamt aber sollen die Meereswogen ans Land gespült haben: 24 Goldringe, 50 kostbare Halsketten, 3 goldene Uhren, eine brillantengeschmücktc Uhr, 3 Perlen- und juwelen- besetztc Ohrringe, 30 juwelengeschmücktc Armbänder, 1 Strumpf, an dem ein juwclengeschmücktes Strumpf band saß, eine große Anzahl von juwelengefchmückten Broschen, Kämmen: kurz die Juwelenaussteklung auf dem Strande konnte mit den Auslagen eines JuwelM- ladens ersten Ranges wetteifern — Das Messen der Atome. Manchmal scheint es, als ob die.Wissenschaft mit Riesenschritt?» der Lösung des Unlösbaren zucilte. . An der Royal Jnstitntion z«« London hielt Professor.Thompson vor knrzem einen Vortrag über die iForschungsresultate, die über die Beschaffenheit des Atoms erzielt worden sind. Ma«« hat nämlich entdeckt, daß ftnan die Atome sicht bar machen kann, indem inan ssie elektrisiert. Folgendes schöne Experiment demonstrierte diese Sichtbarkeit. Man sandte einen negativen Strom durch eine«« luft leeren Raum, und sogleich war eine stabartigc grün? Phosphoreszenz bemerkbar, die durch den Glasbehälter hinzog: der Strom der elektrisierten Atome, die an das Glas prallten. Ein positiver Strom brachte auf diese Weise eine stabähnliche Erscheinung von roter Farbe zum Vorschein. Der grüne.Stab konnte durch cineu Magneten abgelenkt werden. So.ist es jetzt möglich, die Atome zu sehe«« und ihr Verhalten zu be obachte», u»d des weiteren könne«« sie sogar nach der Metihove Professor Perrons gezählt und geinessen wer den. Aus einern freien Platz der Resi denzstadt hatte sich unlängst an einem schönem Voll- mondabcnd ein fliegendes Observatorium etabliert. Da ich stets für unserer« Trabanten ein starkes Jnteresie hatte, entrichtete ich 20 Pfennige und ließ das Glas ein- stcllen, wobei ich bemerkte, daß der Mann schon etwas tiefer in ein anderes geschaut zu habe«« schien. Doch welchen Anblick bot heute der Mond — wo waren die Kepler, Brahe und die anderen Berge mitsamt dm Meeren? Alles aufgelöst in unerträglichem Glanz, der das Auge blendete und den ganzen Gesichtskreis füllte. Da fand ich die Lösung: Jener hatte in verzeihlichem Irrtum das Rohr statt auf den Mond auf eine elektrische Bogenlampe gerichtet. Die größten Sensationen der Welt. Eine französische Zeitung, die ergründen wollte, wie weil das Publikum durch die systematische Sensations macherei gewisser französischer Zeitungen bereits „Er zogen" worden ist, kam auf den originellen Einfall, ihren Lesern eine Preisfrage vorzulegen. Welches wäre die sensationellste Nachricht und der sensationellste Litel, dessen Aufdruck in fetten Lettern im Straßenhandel einen Ries.nabsatz der betreffenden Zeitung garantieren würde? Es hagelte Titel. Und unter den erste«« zehn die jetzt bekannt gegeben werden, befinden sich auch wirklich einige, die beweisen, daß Frankreich von der gelben Presse Amerikas schon manches gelernt hat. Tine Auswahl: „Die Heirat des Papstes". „Die Abdankung Kaiser Wilhelms". „Die Deputierten verzichten auf ihre Gehälter". „Eiu Negerpräsident der Vereinigten Staa ten" „Fallivres ermordet durch Axthiebe den Portier des Elysee". „Eine Flugmaschine mit einem Stern zu- sammengestoßen". Und so weiter. — Sympathien. Man verscherzt jich die Sympathien seiner Mitmenschen manchmal auf die sonderbarste Weise. Ich habe einen lieben Freund, der mich in der letzten Zeit auffallend mied; er wich mir geradezu aus. Endlich wurde mir die Sache zu dumm, nnd icb stellte ihn zur Rede. — „Ja, sieh mal", sagte er zögernd, „im Sommer bist Du der liebenswür digst- Mensch, den ich kenne. Aber im Winter ist man immer in Gefahr, von Dir mit Konzertkarten be schenkt zu werden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)