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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 21.02.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191302214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19130221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19130221
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk ...
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Jahr
1913
-
Monat
1913-02
- Tag 1913-02-21
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Monat
1913-02
-
Jahr
1913
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— Dresden, 18. Februar. Auf Anregung Seiner Exzellenz des Herrn Staatsmimsters Gräfin Vitzthum von Eästäd», der dem Zenlralousschuß für die Nation al - spende zum Kaiierjubiläum für die christlichen Missionen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten zu Berlin angehört, haben sich, wie verlautet, die Herren Präsi denten der beiden sächsischen Ständekammern bereit erklärt, die Beteiligung Sachsens an dem naiionalin Werke in die Wege zu leiten. Es wird beabsichtigt, einen Landesaus schuß für das Königreich Sachsen zu bilden, der einen Aufruf erlassen wird, und dessen Mitgliedern es ob liegen wird, in allen Teilen des Landes für die National spende zu wirken. Anfang nächster Woche wird im Mini sterium deS Innern eine Vorbesprechung in dieser Angelegen heit ftattfindrn. — Leipzig, 17. Febr. Beim Einlösen eines Wechsels wurden an» heutigen Montag einem 15 jährigen Laufburschen in einem Leipziger Bankinstitut an der Schillerstraße 2 00 Mar? von einem unbekannten Manne abge- nommen. Der Unbekannte erbot sich, dem Lausburschen, der keinen Bescheid wußte, den Wechsel einzulösen und ließ sich zu diesem Zwecke die 200 Mark übergeben. Auf der Treppe verschwand er dann plötzlich mit dem Gelbe, nachdem er den Boten, der ihm auf dem Fuße folgte, durch einige Stöße vor die Brust von sich weggestoßcn hatte. Der Un bekannte soll etwa 20 Jahre alt und mit einem abgetragenen Gehrockanzug bekleidet gewesen sein — Leipzig, 18. Februar. Bekanntlich wird die Kö nigliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig im Jahre 1914 ihr 150- jähriges Jubiläum feiern. Wie bedeutend der Ruf des Leip ziger Institutes ist, kann man an der Tatsache erkennen, daß aus Anlaß dieses Jubiläums die große Internationale Aus stellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig stattfinden wird. Die Leipziger Akademie selbst wird eine monumental angelegte Jubiläumsdenkschrift herausgeben, an deren Ge staltung die besten Kräfte des blühenden Instituts emsig tätig sind. Sie wird gänzlich in der Akademie selbst hergestellt und wird ein würdiges Denkmal der deutschen Buchgcwerbe- kunst der Gegenwart bilden. - Schweinsburg, 18. Februar. Bei Aus übung ihres Dienstes bemerkten Montag morgen ge gen acht Uhr mehrere Streckenarbeiter auf der Strecke zwischen Crimmitschau und SchwcinSburg Cul- ten Blutspuren auf dem Bahnkörper. Beim Nachsehen gewahrten sie im Böschungsgraben, halb unter dem Schnee verdeckt, die Leiche eines jungen Menschen. Offenbar hatte sich der junge Mann beim Herannahen eines Zuges während der Nacht auf dem Gleise aufgestellt, war von dem Zuge erfaßt und zur Seite geschleudert worden. Der Tod dürfte so fort eingetreten sein. In dem jungen Mensche;» wurde im Lause des Vormittags der 17 jährige Gußputzcr Ernst Metzner aus Crimmitschau ermittelt. Was ihn in den Tod getrieben hat, hat bis jetzt noch nicht fest gestellt werden können. — Johanngeorgenstadt, 18. Februar. Der be kannte Bergwerksbesttzer Graf Sylva-Tarcuca hat seinen ge samten Grubenbesitz in Böhmen, wovon ein großer Teil in der Nähe der sächsischen Grenze, im Schwarzwassertale und bei St. JoachimStai liegt, für 3'/, Mill. Kronen an eine tschechische Gesellschaft verkauft. Diese will nun schnellstens die deutsche Belegschaft durch tschechische Ar beiter ersetzen, auch tschechische Beamte anstellen. In Zwit- termühl hat bereits ein Tscheche den bisherigen deutschen Be triebsleiter verdrängt. Somit wird auch dieser reindcvtsche Teil Böhmens von völkischem Zwiste nicht verschont bleiben. - Zschoriau, 18. Februar. Der Gcmeinderat wählte einen Ausschuß, der die Vorarbeiten zu der in diesem Jahre stattfindenden Feier des 500jährigen Bestehens die ser Gemeinde zu treffen hat. In Aussicht genommen ist die Veranstaltung eines Heimatfestes, verbunden mit Schulfest. Der Ort ist, wie schon sein Name besagt, wendischen Ur sprungs und verdankt seine Entstehung dem Zinnbergbau. Das Gemeinde- und Gerichtssiegel, welches die Jahres zahl 1413 zeigt, sühn Hacke und Rechen, die Zeichen des Zinnseifenbergbaues. Dre Gründung des OrteS ist auf eine viel frühere Zeit zu verletzen; seit 1413 besaß er mit Gewiß heit ein geordnetes Gememdewesen. — Rodewisch, 17. Februar. Heute früh in der 3. Stunde brannte das der Stickereffirma Lenk gehörige Hau», Auerbacher Straße, in der Nähe deS Gasthofes zum Göltzschtal, nieder. — Morgenröthe,18 Februar. Als am vergangenen Sonnabend Herr Dr. med. Knoch aus Rautenkranz die Sakbsengrund-Morgenröiher Straße herabgefahren kam, wurde infolge des vorhandenen Glatteise» das Wagenpferd deS Arztes sehr ängstlich im Laufen, fing plötzlich an zu galop pieren und wollte durchgehen. Der Wagen wurde um geworfen und Herr Dr. Knoch, der das Gefährt selbst leitete, aus dem Wagen herausgeschleudert und noch einige Meter weit geschleift. In der Nähe deS Gasthofes .zur Eisenhütte' konnte das Pferd durch den Schutzmann Thoß in Morgenröthe zum Stehen gebracht und so größerem Unglück vorgebeugt werden. Herr Dr. Knoch hat glücklicher weise nur kleine Hautabschürfungen erlitten. Theater i» GiAenft»«. Am heutigen Donnerstag abend wird in unserem Musentempel Hermann Sudermann wieder einmal zum Worte kommen, und zwar wird sein von der gesamten Kritik als reifstes Werk bezeichnetes Drama „Die Ehre" aufgeführt. Die Hauptrollen werden von Herrn und Frau Walden gespielt werden, die dieses Stück zu ihrem Benefiz- und Ehrenabend gewählt ha ben. Da das genannte Künstlerpaar sich hier schon viele Freunde erworben hat, dürste ein guter Besuch dieser Vorstellung zu erwarten sein. Die Pausen wer den durch Musikvorträge seitens der hiesigen Stadt kapelle ausgefüllt. Deutscher Reichstag. >15. Sitzung vom 18. Februar, 1 Uhr. Am Bundesratstische: Kraetke, Kühn. Auf der Tagesordnung stehen kleine Anfragen Wegen der Nichtzulassung der Erdölaktien interpellierten die Her ren Paasche und Dove, mußten aber hören, daß chie Haltung deS preußischen Ministers in dieser Frage durchaus begründet gewesen sei, nämlich dem allgemei nen Staatsinteresse entsprungen sei. Dann noch zwei sogenannte Wahlprüfungen. Der Konservative Sie benbürger und der Genosse Haase sind nunmehr Mit glieder von Rechts wegen. Auch der Nationalliberale Meyer-Herford bleibt endgültig Erkorener des deutschen Volkes. Und nun wieder zum Postetat. Herr Antrick, der Dauer Redner aus der Zeit der Zolltarif stürme, erweckte Befürchtung hinsichtlich der Länge sei nes Ergusses, aber er machte es im ganzen und .gro ßen gnädig. Er begnügte sich, Beschwerden über ver spätete Bestellung von Postsendungen vorzubriugen, und führte dies auf die übermäßige Beschäftigung der Unterbeamten zurück. Eine Anfrage des Abgeordne ten Erzberger über die Ausübung des Reichstagsman dats durch Postbeamte und Urlaub für den Wahlkampf beschwichtigt Herr Kraetke mit der Mitteilung, daß in dieser Hinsicht seitens seiner Verwaltung das wei- ! teste Entgegenkommen gezeigt würde. Auch der Schlachtruf: „Hie männlich, hie weiblich" erschallt wieder. Herr Schirmer vom Zentrum lobt die be währte Tüchtigkeit der Beamtinnen und verlangt Gleich stellung im Gehalt mit ihren männlichen Kollegen, wäh rend Herr Werner von der Reformpartei als Weiberfeind auftritt, wenigstens, soweit die Beamten schaft in Frage kommt. Er meint, solange Männer für den Dienst vorhanden seien, sollte man Männer nehmen, die dann heiraten könnten. Schließlich kam man zur Abstimmung über die verschiedenen vorlie genden Resolutionen. In erster Linie werden Kommis- sionsbeschlüsse betreffend hie Gehaltszulagen mit gro ßer Mehrheit angenommen, ebenso verschiedene Resolu tionen, die Erleichterungen und Aufbesserungen brin gen sollen. Dann kam man zu der heiß umstritte nen Ostmarkenzulage. Abgeordneter Schlee (national- liberal) wandte sich gegen den Vorwurf, daß die Zu lagen Korruptionsgelder darstellten. Er beantragte na mens seiner Fraktion, den Fonos um eine Million zu erhöhen, während der Reichsparteiler Schultz na mens seiner Fraktion den Antrag stellte, die Zula gen auch den Beamten in Elsaß-Lothringen zu gewäh ren. Dagegen fuhr der Genosse Ledebour gegen die Zulagen schwere Geschütze auf. Er ging dabei von dem Gedanken aus, daß das Reich nicht das nachzu ahmen brauche, was Preußen tut. Der Pole Dr. Chlapowski wendet sich ebenfalls gegen die Zulagen und bezeichnet sie als Korruptionssonds-. Der Fort schrittler Hubrich ist für die Zulage im Interesse der ausgleichenden Gerechtigkeit. Ein Elsäßer betonte, daß auch mit den Zulagen für die Eijenbahnbeamten ein ähnlicher Mißbrauch wie mit der Polenzulage getrieben worden ist. Der Staatssekretär Kraetke weist den Vorwurf, daß die Anlage politischen Charakter habe, zurück, und benierkt, daß den Beamten nichts genommen werden könnte, was sie vier Jahre lang bekommen hätten, da sie dadurch geschädigt würde«. Tie Erör terung wurde hierauf geschlossen und die Resolution der Budgetkommission, Kindcrzulageu zu gewähren, angenommen. Dann ging man zu dem Titel „Zu schuß zu den Krankenkassen" über. Der Genosse Haber land bemängelt die Verhältnisse in den Krankenkas sen der nicht vcrsicherungspflichtigen Postunterbeamten und Telegraphcnarbeiter. Nachdem noch die Abgeord neten Giesberts und Struve gesprochen haben und der Direktor im Rcichspostamte Aschenborn znr Vorsicht ermahnt hat, wird der Titel bewilligt. Das Haus vertagt sich, um für morgen, wö der Jesuitenantrag des Zentrums eingebracht wird, gut gerüstet zu fein. 116. Sitzung vom 19. Februar, 1 Uhr.' Am Bundcsratstische: Niemand. „Leer gebrannt ist die Stätte." - Bei Initiativanträ ¬ gen, da Pflegt die Regierung dem Reichstage nach einem durch nichts gerechtfertigten Herkommen drr Sitzung fernzubleiben, mag der Stoff auch noch so wichtig sein Man hielt heute einen Schwerinstag ab und hatte den Initiativantrag des Zentrums, betref fend Aufhebung des Jesuitengesetzes, auf die Tagesordnung gesetzt. Begründet wurde der An trag durch Herrn Spahn, der selbst betonte, daß er nicht viel Neues jagen könne, nachdem man die Fra ge ost genug behandelt habe. Das Gesetz sei ein Eingriff in die Freiheit des einzelnen. Des weiteren rühmt der Redner die Tätigkeit des Ordens Jesu für das Chri stentum und meinte, daß die eoangelischen Anschauun gen über die Jesuiten unrichtig seien. Genosse Hoff mann aus Kaiserslautern hatte es sich zur Aufgabe gemacht, auf der einen Seite gegen das Jejuitrngesetz als Ausnahmegesetz zu polemisieren, andererseits di: Politik des Zentrums, speziell in Bayern, auf das Schärfste auzugreifen. Der Nationalliberale Junck ging sehr temperamentvoll gegen die Jesuiten vor und unterstrich das „Unannehmbar" seiner Freunde gegen über dein Zentrumsantrage. Auch Konservative und Neichsparteiler ließen durch ihre Redner, den Grafen Kanitz und oen Abgeordneten Mertin, ähnliche Er klärungen abgeben, nur die Fortschrittspartei ist sich nicht ganz einig, und als Ausfluß dieser Stimmung hat man einen vermittelnden Zusatzantrag zu Para graph 2 eingebracht, wonach die landesgesetzlichen Be stimmungen unberührt bleiben, soweit sie nicht mit reichsgejetzlichcn Bestimmungen im Widerspruch ste hen. Dieser Antrag fand aber allseitig keinen Gefal len und wurde abgclehnt. In zweiter und dritter Lesung wurde der Zentrumsantrag mit großer Mehr heit angenommen, was auf Seite» des Zentrums uns der Sozialdemokratie ein lebhaftes Beifallsecho aus löste. Morgen wieder Postetat Aus der Zeit der Besreiungslnege. I Nichtruck »»ibotrn!. 2 0. Februar 1813. Die Russen entwickelten vor 100 Jahren großen Mut, wenn man bedenkt, daß ihre Truppenzahl durch ihre Verteidigung gegen Na poleons Invasion gewaltig zusammengeschmolzen war. Kanaille zu vertreiben Die Berliner sind tete von auf dich all den Bett « -mutz > -weil» w die Vater Mieder Fünfjä nur H D auf de Trschrl Harml liner vovulä und k überh dieses sozial Aalte, «ltig stc ausg« ist ei, tz Miet, einer .Bett gesagt «an vier-, das k Mens tagsü Verus eines Geschi im ti widrii Der i einem die S daS « Adrige bindet noch f »ms 1 oerdie bestrei man s Kinde, diese »acht» oft. vl auf d« angetr D »eit, l geschal das S T dieses Hunge kostet, Sie licht des Seite dc nur käw Sturm und das te wirr eine eng Crbbegr, Drei Ne mit starr Frau au einen m ehe der s geglitten Efeukran stummes ihren Kc „Kor dort unt Es I die zrrsm Die Kosaken namentlich schwärmten gegen die Mark Brandenburg und die dort sich noch haltenden Fran zosen und am genannten Tage wagten die Russo» sogar einen Handstreich gegen Berlin. Bon Pankow auS schickte General Tschernitschew einen Parlamentär zu dem französischen General Angerau, dem Gouverneuv von Berlin, diesen zur Uebergabe der Hauptstadt auf fordernd. Zugleich rückte der kühne russische Oberst von Tettenborn (aus dem Baierischen stammend und zuerst in österreichischen Diensten) mit seinen Kosa ken in Berlin ein, drang bis unter die (Lindes» , vor und es kam zu mehrfachen Scharmützeln. Bei einem derselbe» fiel der erste Freiwillige, A. von Blomberg, der Sänger des Liedes „Wohl nenn' ich der Waffen König den Speer." Indes war diese Streifschar der Rassen nicht stark genug, um sich in Berlin gegen die Franzosen halten zu können und so mußten die Kv- saken nach zwei Stunden die Stadt wieder verlassen. Sehr drastisch, aber auch sehr charakteristisch ist die Schilderung Tettenborns von oiesein Tage: „Die Ein wohner Berlins hatten mir eine Deputation geschickt, um mich zu bitten, meinen Marsch zu beschleunigen, da sie entschlossen seien, Hand ans Werk zu legen, um die erst sich nach all Selbst z; Sie von ihre, angesaust Hundes ' „Gu deine He Komm h Ein hren M I »em Kin ein ohne chönen, zelingen Ihr Abendlich Mee stummer gen von Landstrw einsame hier geh, Berödun, Dort noch die Bestien, die kein Blut, sondern Wasser in den Adern haben. Der Polizeipräsident Lecocq, der selbst mit Angerau umherritt, erstickte noch den wenigen Geist, indem er viele Leute verhaften ließ, die sich für uns erklärten. Daß dieser Racker an den Galgen muß, wer den Ew. Exzellenz einsehen,und ich hoffe, Hochdieselben werden ihm diesen Ehrenplatz verschaffen. Die Damen haben uns am besten empfangen, denn als ich hinein- sprengte, flogen mir aus allen Fenstern Schnupftücher entgegen, aber die Männer wollten nicht zuschlagen und dies war das Wichtigste." 21. Februar 1813. Das kleine Städtchen Zob- ten am Berge, nicht weit von Breslau gelegen, war es, das die Freischar der Lützower aufnahn,, nachdem sie zur Not in Breslau ausgerüstet worden waren; denn man darf nicht vergessen, daß der Staat keine Kosten für die Freischar aufwendcn konnte. Die Uni form des Lützowsche» Freikorps bestand aus schwarzem Tuch mit rotem Vorstoß und gelben Knöpfen; die Kopf bedeckung war ein schwarzer Tschako mit Agraffen und Fangjchnüren und einem seitwärts herabfallende» Haarbusch. In Zobten empfing mail die Freiheitskämp fer mit großem Enthusiasmus; an, genannten Tage kam daselbst der erste Trupp der Freischärler an, mit Feuerwerk und Illumination empfange». Um die Aus rüstung machten sich neben Jahn namentlich der Hof rat Heun (als Schriftsteller unter dem Namen Clau- ren bekannt) und Seminardirektor Harnisch verdient. Zu denen, die in das Freikorps zu allererst eintraten, gehörte auch der Dichter Joseph Freiherr von Eichen dorfs. Kerlmer Straßenjungen. Von Hans Löwe-Berlin. (Nachdruck verboten.) Da mühen und quälen sich die Herren Poffendtchter schon seit Jahren weidlich ab, um die längst entschlafene Berliner Posse zu neuem Leben zu erwecken, und wollen nicht einsehen, daß ihr Beginnen ein eitles, törichtes ist und bleiben muß! Es fehlt den modernen Berlinern eben der Typenreichtum, den das Berlin der fünfziger und sechziger Jahre noch besessen, und der den Humor herauS- forderte, zur Satire reizte und zur dramatischen Ge staltung förmlich zwang. Die lebten beiden Jahrzehnte haben mit dem Alt-Berlinertum gründlich aufgeräumt; an dessen Stelle ist ein Weltstadtbürgertum getreten, daS mit dem ersteren nichts, absolut nichts gemein hat. Wo sind sie hin, diese .Nante' und »Pietsch' diese .Aujust' und .Juste', und wie sie sonst noch heißen möge«, die zum Teil unsagbar komischen Typen von Eckenstehern, Hausknechten, Budikern, Barbieren und Köchinnen! Selbst die einst populärste Berliner Straßenfigur, der Klassiker deS Berliner Witzes — der Berliner Schusterjunge — ist gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Auch ihn hat der Fortschritt der Zeit, der Maschinen und immer wieder Maschinen gebracht, totgeschlagen. .Ich bin 'n Berliner Schusterjung' Und hab' die Worte auf der Zung' . . .' sang man noch vor zwanzig Jahren; die heutige Jugend pfeift bestenfalls eine schlüpfrige Operettenmelodie oder einen populären Gassenhauer. Darin schon zeigt sich der Unterschied von damals und jetzt. Mit dem Typenreichtum aber ist auch der Humor verloren gegangen; er hat der Roheit, der zotenhaften Gemeinheit auf der Straße Platz gemacht. Die einzigen typischen Gestalten — mit Aus nahme deS noch übrig gebliebenen sogenannten .fliegenden WursthändlerS' — sind jetzt die .Straßenjungen'. Aber fie sind himmelweit verschieden von ihren Altvordern der früheren Jahrzehnte, denen noch der sprichwörtlich ge wordene Berliner Mutterwitz eigen gewesen und nicht jene» allenthalben gefürchtete und verschriene Rowdytum, da» Berlin trotz seines sonstigen Glanzes immer mehr diskreditiert und namentlich dem Fremden zu einem un behaglichen Aufenthalt gemacht hat. Man sehe sich diese unreifen Lümmel mit den frechen, herausfordernden Mienm und Gesten einmal genauer an, und eS wird einem sofort klar werden, daß man e» hier mit dem jungen Nachwuchs de» erst jüngst zu so trauriger Berühmtheit gelangten .BollonmützentumS' zu tun habe. Mit dem Pariser »xamin' läßt sich der Berliner Gaffenjunge nicht vergleichen. Denn selbst in dem stechen Auftreten deS ersteren liegt noch eine gewisse, versöhnlich« Grazie, die aber sein brutaler Berliner Kollege völlig ver- misten läßt. Der Berliner Straßenjunge kennt keine Rückficht auf Alter und Geschlecht, er ist der konsequenteste Egoist, di« wahr« Geißel der Straße. Dabei ist er feig; denn stellt man ihn ob einer Roheit oder Rücksichtslosigkeit zur Rede, dann läuft er davon: namentlich, wenn der ihn zur Redestellend« rin Gutgekleideter ist. Er weiß, daß die bester« Kleidung immer den Vorteil sichert. Steht man dagegen in unbelebter Gegend ihm allein gegenüber, dann ist man seine» Leben» nicht sicher; dann ist er zu jeder Schandtat fähig. Unsere Frauenwelt insbesondere bat unter der Flegelhaftigkeit und sittlichen Verkommenheit diese^halbwüchsigen Burschen, die in den Straßen selten allein, sondern gewöhnlich in Rudeln auftretcn, sehr zu leiden. Aber eS wäre ungerecht, unserer Sicherheitspolizei, die vollständig ihre Schuldigkeit tut, oder gar der städtischen Schulbehörde mit ihren Hunderten vortrefflich organisierter
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