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o»ansu za marschiert sind, haben die Chinesen ganze Dörfer verbrannt und Frauen uno Kinder grausam nie- dcrgemetzelt Der Anleihevertrag mit China. Ler vorläufige Vertrag, der in London über eine chinesi sche Anleihe unterzeichnet wurde, sieht die Gründung einer Handelsbank in London vor, in deren Vermal tung die Halste der Mitglieder gewesen sind. Die chi nesische Regierung hat die Schaffung eines großen na tionalen Eisenbahnsystems beschlossen, dessen Bau mit Hilse ausländischer Anleihen ausgenommen werden soll Japan. Prinz Heinrich in Tokio. Prinz Hein rich von Preußen überreichte in feierlicher Audienz dem Kaiser von Japan die demselben verliehene Ket te zum Schwarzen Adlerorden. Oertliche und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 13. September. Die Arena Dietsch, die gegenwärtig auf dem Neumarkte hier allabendlich das Publikum meisterhaft zu unterhalten und ergötzen versteht, hat für heute Abend etwas be sonders Anziehendes geplant. Es soll eine übermü tige, tolle Burleske, die den Titel „Neugründung eines Eibenstocker Variete-Theaters" trägt, zur Aufführung kommen. Jeder Freund vom Lachen sei hiermit da raus aufmerksam gemacht. — Schönheide r^ammer, 13. September. Der Wissenschaftliche Verein für Schneeberg und Umgegend traf am Mittwoch in starker Mitgliederzahl hier ein und besichtigte daS hiesige Eisenhüttenwerk der Firma Carl Edler von Querfurth. Die Führung hatten in neben-würdiger Weise die Herren Eisenhüttenwerksdirektor Brehm und Ingenieur Köhler übernommen. Infolge der überaus sachlichen und eingehenden Erklärungen erhielt jeder Teilnehmer ein klares Bild der einzelnen Prozesse beim Grau- und Stahlgüsse. Nach der Besichtigung fanden sich die Teil nehmer im Hotel CarlShof zusammen. — Dresden, 12. September. Se. Majestät der König hatte Sr. Majestät dem Kaiser von Jap an, Joschihito alsbald nach Eintreffen der Nachricht vom Ableben seines VaterS allerhöchstseine Teilnahme telegraphisch ausgesprochen und jetzt an dem Sarge des Entschlafenen durch den Kaiserlich deutschen Botschafter in Tokio einen Kranz niederlegen lassen. — Dresden, 12. September. Am heutigen Jahres tage des Manöverunglückes bei Posta, wobei 11 Ulanen beim Uebergang über die Elbe ihren Tod fanden, legte im Namen des Generalkommandos des 12. Armee korps eine Abordnung unter Führung eines Offiziers an dem in der Nähe von Posta errichteten Gedenksteine Kränze nieder. — Dresden, 11. September. Auch Dresden beschafft einen Flugplatz. Für das Projekt der Gründung eines solchen stehen zurzeit rund 850000 Mk. zur Verfügung — Zittau, 12. September. Ein schreckliches Unglück ereignete sich in der bei Herrnhut gelegenen Eulmühle. Der sich zu Besuch aufhaltende Neffe der Frau Mühlenbesitzer Seidel kam beim Schleifen eines Messers dem Treibriemen zu nahe, wurde von diesem erfaßt und mehrere Male um eine Welle geschleudert. Durch den unregelmäßi gen Gang des MühlwerkeS aufmerksam gemacht, eilte die Müllerin zu Hilfe, fand aber ihren Verwandten bereits als verstümmelte Leiche vor. — Löbau.11 September. Durch unglaublich leicht sinniges Umgehen mit einer Schießwaffe hat der 18jährige Arbeiter Bruno Weber aus dem nahen Orte Obercunnersdorf den Tod seines besten Freundes, des 18- jährigen Wirtschaftsgehilfen Ernst Heinrich, herbeigeführt. Weber hatte sich eine Svatzenflinte gekauft und damit in geradezu frivoler Weise Schießübungen angestellt, u. a schoß er einmal absichtlich dicht am Kovke eines Schulknaben vorbei. Am 11. August legte er die Waffe auf seinen Freund Heinrich an, wobei sich zum Unglück die Waffe plötzlich entlud. Mit dem Rufe ,Bruno, Du hast mich getroffen', brach Heinrich zusammen und starb innerhalb weniger Minuten an innerer Verblutung. Die Bautzener Strafkammer verurteilte gestern den leichtsinnigen Schützen zu einem Jahr Gefängnis. — Annaberg, 12. September. Der seit 3'/, Wochen in der LuxuSkartonagenbranche von Nnnaberp, Buchholz und Sehma herrschende Ausstand ist am Dienstag dieser Woche beendet worden. Die Ausständigen nahmen die Arbeit zu den Bedingungen auf, die ihnen bei Niederlegung der Arbeit von den Arbeitgebern geboten wurden. Der Ausstand war also leicht zu vermeiden. — Neustadt i. S, 12 September. Einem umfang reichen Streichholzschmuggel sind sächsiscke Zollbe amte an der benachbarten böhmischen Grenze auf die Spur gekommen. Bereits seit längerer Zeit hatten die Beamten Kenntnis davon, daß Streichhölzer unverzollt über die Grenze gebracht wurden. Der Täter konnte man aber nickt habhaft werden. Gestern gelang es nun, eine ganze Gesellschaft zu überraschen und anzuhalten Es wurden 3000 Pakete Streichhölzer beschlagnahmt. — Plauen 12. September. Im Vogtl. Anz. wird der neue Stadtverordneten-WahlrechtSentwurf deS Herrn Oberbürgermeister Dr. Dehne veröffentlicht Er sieht 5 Wählerklaffen nach dem Einkommen von 1200—2200, 2201—4000, 4001-8000, 8001—12 000 und über 12000 Mark vor. 15 Jahre Bürgereigenschaft, Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen Militärdienst und Ausübung eines selbständigen Berufes erhöhen dann die Wahlberechtigung um eine Klasse. Die Zahl der Stadtverordneten bleibt, wie bisher, 54, davon mindestens 27 an- und 18 unansässtge. Die Amtsdauer wird von 3 auf 6 Jahre erhöht und die Wah'en sollen aller 2 Jahre stattfinden. Der Brand von Moskau. 1812 — 14. u. 1b. September — 1912. Von Dr. PaulKrah. Nachdruck verboten.) Napoleons Schicksal stand beim Herbstbeginn oes Jahres 1812 in der Wage: von da an senkte es sich, so hoch es auch zuvor emporgestiegen war. Das alte Wort batte sich wieder einmal von neuem bewahrheitet, daß Gottes Mühlen langsam aber sicher mahlen. Durch ein weit und breit vpn den Russen verwüste tes Land ging der Weg. Hunger und Krankheiten hat ten dir Reihen der Franzosen arg gelichtet. Doch rast los ging es durch unwirtbare Gefilde der alten Zaren stadt Moskau zu. Noch trug sich der Korse mit den denk bar kühnsten Plänen, denn noch fühlte er sich als den Herrn von Europa. Im Kreml gedachte Napoleon oic Entscheidung zu erzwingen u»d Rußland den Frieden zu diktieren, lockte es ihn doch nach dem Vorbilde Aleran- ders des Großen zum Indus und dem Ganges! Am 14. September hielt denn auch der korsische Er oberer mit etwa 100000 Mann seinen Einzug in Mos kau Vor ihm marschierten die Russen; er folgte ih ren Spuren, ohne ihrer habhaft zu werden. Doch der Empfang war anders, als es sonst der vom Kriegs glück Verwöhnte gewohnt war. Menschenleer lag die Stadt. Und das war wohlberechnete Absicht und schlau ersonnene Kriegstaktik. Rostopschin, der Gouver neur von Moskau, „der unter der glatten Hülle abendländischer Formen die ganze Wildheit und Lei denschaft eines Barbaren barg", hatte alle Bewohner der Kremlstadt zur Auswanderung gezwungen. Der Empfang aber, den er den Franzose» zugedacht hatte, sollte noch „wärmer" werden, als sie es wähnten. Doch wir wollen dem Gange der Geschehnisse nicht vorgrei sen, sondern der Reihe nach, möglichst historisch getreu, berichten. Die russische Armee, der die Franzosen aus dem Fuße folgten, marschierte, sobald sie nach Moskau ge- gelommen war, ohne Aufenthalt durch die Stadt hin durch Murat, der Führer der Franzosen, ging denn auch wirklich blindlings in die ihm gestellte Falle. Vertrauend auf ihr Kriegsglück rechneten sie in keiner Weise mit dem, was ihnen drohte. Nichts war in Moskau zu finden: keine Menschen, keine Lebensmit tel. auch die Schätze des Kremls waren entfernt wor den So blieben die Franzosen in der denkbar furcht barsten Weise sich selbst überlassen. Man kann sich heutzutage, selbst nach den besten zur Verfügung stehenden Quellen der damaligen Zeit, leine rechte Vorstellung machen von dem Nirwana, das Moskau beim Einzuge Napoleons repräsentierte. Es war effektiv nichts vorhanden, was irgend welchen greif baren Wert für kranke, ermattete, frierende.und hun gernde Menschen darstellte. Alle Produktionsstättcn, alle Verkaussmagazine, alle Ställe und alle Vorrats häuser wiesen nichts weiter als die kahlen vier Wände auf, in denen selbst Mäuse und Ratten bit tere Not leiden mußten. Nur die selbst mitge brachten Gäule, mit denen äußerst sparsam umge gangen werden mußte, lieferten gelegentliche Fleisch nahrung. Was der Feind im Schilde führte, wußte man auch eigentlich nicht. Man fühlte sich beängstigt und gc drückt, umlauert und umzingelt. Das nahm die Ener gie, raubte jegliche Hosfnungsfreudigkeit und legte sich lähmend um den Willen des Einzelnen. Etwas unge mein „Verzagtes" war über die „große Armee" ge kommen und wollte sich garnicht mehr bannen lassen. So war man in Moskau eingezogen und hatte sich notdürftig in den leerstehenden Häusern der großen Stadt untergebracht. Kaum hatten sich die Franzosen aber einquartiert, da loderten auch schon an allen Ecken und Enden der Stadt die Flammen aus. Man wähn te sich in einer Hölle und wußte nicht, wie man ent rinnen könnte. „Rostopschin selbst warf in seinen Pa last die Brandfackel, und da er planmäßig überall Zünd stoff angehäuft Brandstifter angestellt hatte, so breitete sich riesig, maßlos wie Napoleons Herrschgier, die Feu ersbrunst". Und brannten erst einzelne Gehöfte, so brannte bald die ganze Stadt. Die Franzosen sahen sich in einer fürchterlichen Lage. Halbverhungert vermochten sie nicht einmal den Flammen Einhalt zu gebieten, denn die Russen hatten sogar alle Feuerspritzen und Löfchgerätfchaften fortge bracht. So mußte man brennen lasse», was da bren nen wollte. Untätig und apathisch sah man zu. Selbst Napoleon, der im Kreml Wohnung genommen hatte, sah sich Kalo von einem Flammenmeere umgeben. Er mußte flüchten, und zwar nach einem weit vor der Stadt gelegenen Lustschlosfe; hier erst fühlte er sich einiger maßen geborgen. Und die Flammen wüteten Tage und Nächte un unterbrochen. Ziemlich eine ganze Woche hindurch glüh te ihre zornige Wut. Als sie sich endlich legten, nnd nur noch die Trümmer ihre qualmenden Rauchsäulen gen Himmel wirbelten, lagen 6574 Häuser in A s ch e. Mehr als die Hälfte Moskaus war dem Riesen- brandc zllm Opfer anheimgefallen. Inmitten diejes Flammenmeeres suchten »un die französischen Soldaten natürlich »ach Kräfte» zu plün dern Allein die angehäufte Beute mußte doch später zurückgelassen werden, da es an Pferden für ihre» Transport mangelte. Immerhin aber fraß sich die Demoralisation immer erschreckender und immer tie- fei in die Reihen der französischen Soldaten hinein. Und gerade das sollte sich bei den Dingen, die den Fran zosen später noch bevorstanden, bitter und furchtbar in jeder Weise rächen. Die Weltgeschichte hatte wieder einmal etwas Ge waltiges erlebt. Ein geachteter Historiker sagt hierzu: „Der Brand selbst war von dem Kommandanten der Stadt, dem Grafen Rostopschin, der die Sträflinge des Zuchthauses zu diesem Zwecke freiließ und mit seinem eigenen Palaste anzufange» befahl, vor seinem Abzü ge angeordnet worden, obgleich er in einer späteren gedruckten Erklärung dies abgeleugnet hat. Durch die Aufopferung der Hauptstadt sollte das Reich gerettet werden. Dies geschah in der Tat, und der Brand von Moskau war deshalb ebenso, wie einst Dantons Sep tembermorde, zwar eine unmoralische und grausame, aber auch zugleich eine furchtbar energische und von den beabsichtigten Folgen begleitete Maßregel Der Zar selbst hatte keine Kenntnis vo» der Tat." Was nun kam, war der Epilog zu deni großen Trauerspiel. Zwei Drittel der Stadt Moskau lagen am 20. Sep tember in Asche. Das machte bei allen Uneingeweih ten natürlich böses Blut. Das russische Volk, welches glaubte, Napoleon sei der Zerstörer oer heiligen Kreml stadt gewesen, entflammte sich zusehends zu einem nati onalen und religiösen Rachekrieg. Aber dessen hätte es garnicht erst bedurft. Denn oer Himmel hatte be reits allzu sichtbar und allzu eindringlich gerichtet. Al le Welt wußte, was die Stunde geschlagen hatte. Uno es war keine Geisterstunde, um die eS sich handelte, son dern rauhe und ernste Wirklichkeit, wie sie ein Jahr hundert nur einmal in seinem Verlause gewöhnlich zu bringen pflegt! Die französischen Preßstimmen der damaligen Zeit suchten über das furchtbare Gottesgericht hinfortzutäu- schen, sc gut es eben ging. Aber das glückte ihnen nicht lange. Ein Gerücht jagte das andere. Mit Sturm windscile pflanzte sich das Gerücht von den furchtba ren Dezimierungen unter de» französischen Truppen bis nach Paris fort. Eine Zeit lang hieß es sogar, Napoleon sei tot. Und schon machte sich eine revolu tionäre Gegenaktion auf, die nur mit Mühe und Not zurückgedämmt zu werden vermochte. Ganz Europa kam in Aufregung; die geknechteten Völker begannen ausznatmen und allmählich wieder zu hoffen. Zudem herrschte eine arge Panik und Depression i» den Rei hen der Franzosen selbst, die Heinrich Heine in seinem bekannten Gedichte besunge» hat: Nach Frankreich zogen zwei Grenadier, Die waren in Rußland gefangen, Und als sie kamen in« deutsch« Quartier, Sie ließen di« Köpfe hangen. Da hörten sie beide die traurige Mär: Daß Frankreich verloren gegangen, Besiegt und zerschlagen das große Heer. — Moskaus Brand war der Riesenholzstoß, auf wel chem Napoleons Glück.in Flammen aufging. Seiner Vermessenheit und seiner Unersättlichkeit hatte die Schicksalsstunde geschlagen. Nun.gab es kein Zurück mehr. Die Wellen der Rache schlugen über seinem Lebensschisfe zusammen. Und er selbst fühlte es wohl auch, daß es mit seiner Macht rapid zu Ende ging Ueber Rußlands Steppen aber flatterte mit grau-m Flügelschlage das Verhängnis in jene» schicksalsschwe ren Septembertagen des Jahres 1812. — Ein Jahr des Glücks. Novelle von Maria H ellmuth. (S Fortsetzung.) „Danke für das Kompliment! Muß es dir jedoch zurück geben, denn die Trostpreise am Schluß sind die allerbeste Ein richtung, um nicht Mißgunst und Neid unter den Kameraden aufkommen zu lassen, und die sind allein deine eigenste Idee.' Herr Alten wird ernst. „Ja, ich will ihnen eben einen frohen Tag bereiten. Kommen die Sieger etwas besser fort, so ist das einmal nicht anders und möge die andern Berbandsmitglieder zum Nacheifern anspornen. Da sie aber nicht alle siegen können, wenn sie sich auch wacker bemüht haben, so sollen sie wenigstens nicht ganz leer ausgehen, daher die Trostpreise. Es bereitet mir eine große Freude zu sehen, welchen Aufschwung der Wassersport unter meinen Leuten genommen hat: ihre Leistungen können sich getrost den besten anderer Vereinigungen zur Seite stellen. Und nicht allein, weil dieser Sport ihnen die Muskeln stählt, ihren Geist frisch und froh macht, suche ich ihn zu fördern, sondern noch hauptsächlich um ihren Sinn auf festes Zu sammenhalten und Zusammenwirken zu lenken: Treue Kameradschaft und Vereinigung nach des Tages Arbeit in den heißen Fabriksälen nicht in dunstigen Kneipenräunien, sondern in unmittelbarer Berührung mit der herrlichen Gottes welt, Herz und Gemüt läuternd, frische Tatkraft schaffend und erhöhte Lebensfreude. Und dieses Wettrudern vor allem soll ein Sporn für sie sein, das Beste zu leisten. Der Training dazn erfordert eine nicht unbedeutende Selbstbeherrschung infolge der vorgeschricbenen Enthaltsam keit; und wer nun imstande ist, die auszmiben, um sich bei der Regatta hervorzutun, der wird sie hoffentlich auch in anderen Lebenslagen nicht außer acht lassen." Frau Alten schaute mit einem warmen Blick auf ihren Gatten. „So verbindest du mit dem, was du ihnen als Vergnügen bietest, noch einen tieferen Gedanken? Wie dir doch das Wohl deiner Untergebenen am Herzen liegt!" „Ich tue nicht mehr, wie ein jeder tun sollte, der sich der Verantwortlichkeit bewußt geworden, die ein großer Besitz und eine große Arbeiterschaft mit sich bringen. Würden alle, die sich „Förderung der Wohlfahrt der arbeitenden Klasse" als Lebenszweck erwählt haben, vornehmlich bestrebt sein, nicht allein das leibliche Wohl des armen Mannes erträglicher ge stalten zu wollen, sondern vor allem den sittlichen Halt zu festigen und zu bessern suchen, dann wäre es anders bestellt um das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Jetzt besonders, in einer Zeit, wo von allen Seiten gehetzt wird, kann man nicht genug tun, dem entgegenznwirken. Nicht verdrossen sollen Arbeiter ihre Pflicht tun, nicht bloß aus der zwingenden Notwendigkeit heraus, für sich und ihre Familie Brot zu schassen, nein, sie sollen fühlen, daß ihr Brotherr sie auch als Mensch achtet und schätzt. Darum nutze ich jede Gelegenheit ihnen näher zu treten nicht als ihr Herr, sondern als ihr Freund. Mögen auch manche meine Anschauungen verlachen, viel leicht gar als falsch bezeichnen, indem sie behaupten, eine milde nachsichtige Behandlung treibe die Leute erst recht zu Mehrforderungen und erhöhten Ansprüchen; ich habe das noch nicht kennen gelernt, werde also auch bei meinen Prinzipien verharren. Ich hoffe, daß die Saat der Liebe, die ich säe, noch einst meinem Nachfolger gute Früchte tragen wird. Aus diesem Grunde kümmere ich mich auch um die Geschicke der einzelnen und —," jetzt flog ein listiger Ausdruck über sein volles, ungemein gutmütig ausschauendes Gesicht, „und darum will ich sogar euch Frauen ins Handwerk pfuschen und Ehen stiften! Aber jetzt ist es genug geschmatzt, — ich habe noch zu arbeiten. Meine Anwesenheit wäre auch wohl störend, wenn du der Kleinen den Puls fühlst. Na, bringe sie nur nicht in zu große Verlegenheit. Ich glaube meiner Sache ganz sicher sein zu können — die beiden haben sich gern." Und zu der gleichen Ueberzeugung gelangte auch Frau Alten, wenigstens, daß dies von Hettas Seite der Fall sei. Nachdem sie sich über die Preisoerteilung verständigt, hatte Frau Alten darauf hingewiesen, daß man als Sieger im Einer wohl Mr. Wood betrachten dürfe. Ob Henriette es nun auch nicht peinlich sei, gerade ihm den Preis zu über reichen. Das junge Mädchen war tief errötet, begegnete dann jedoch mit klarem Aufblick dem forschenden der alten Dame und