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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 15.08.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191208159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19120815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19120815
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk ...
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Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-15
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Monat
1912-08
-
Jahr
1912
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Japan. Aufbahrung des Miladv. Nach der Abhaltung einer Totenfeier für den verstorbenen Herr scher wurde der Leichnam des Kaisers in die Große Halle übcrgcführt, wo er bis zur Beisetzung aufgebahrt bleibt. Die Tvtenwacht halten am Tage geistliche Würdenträ ger, zur Nachtzeit die Minister nnd andere hohe Staats bc amte Großsiegelbe wahrer in Japan. Kat sura ist an Stelle des zurücktretenden Fürsten Toku- doaifi zum Großsiegelbewahrer und Großkämmcrer er nannt w-ovden Oertlichc und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. August. Einen dramanschen Dauerabend bot der hiesige dramatische Verein »Frühling einem recht zahlreich erschienenen Publikum mit dem 3akligen Holtei'schen Schauspiel »Lorbeerbaum und Bettelstab/ Karl von tzoltei ist zu bekannt, als daß man über seine dramaturgischen wie sonstigen Arbeiten ein Wort zu verlieren brauchte. Seinem unter schweren Kämpfen nach Anerkennung ringenden Geiste gibt das Schauspiel »Lorbeer baum und Bettelstab' bitteren Ausdruck, man erlebt in dem Stücke den ganzen Holtet selbst. Die Hauptfigur in ihm ist der Schriftsteller Heinrich, der verkannte Dichter. Wenn der Jnterpretant im Anfang seinerRolle in der Maske nicht ganz ein wandsfrei war — welcher deutsche Dichter hat zu Holtei's Zeiten die Schnurrbartsform »Es ist erreicht' getragen und wer hat bunte Manschetten gekannt — so muß doch das hinge bende Spiel des Herrn in jeder Weise anerkannt werden. Ihm gleich stand seine Frau Mathilde, die in rührender Weise schlichte Einsachheit und Bescheidenheit mit der Ver götterung des Dichtergenius, den sie in ihrem Manne sah, verschmolz. Lobend anerkannt muß auch werden das natur getreue Copieren des Geheimrats von Grund und in dem Nachspiel Figur und Geste des Eduard von Grund. Herrschte auch zu Anfang des Stücke? noch etwas Befangenheit bet den Darstellern, so konnte man doch mit Sicherheit konsta tieren, daß sukzessive ein immer besseres Gesamtspiel erzielt wurde, und der Schluß des ernsten Schauspieles wirkte in folgedessen auf das Publikum recht packend. — Dresden, 12. August. Auf dem vom 23. bis 28. September d. I. in Boston stattfindenden Internati onalen HandelSkammerkongreß wird der Ver band Sächsischer Industrieller durch Herrn Landtagsabgeord- neien Ernst Stephan Clauß, i. Fa. E. I. Clauß Nachflg., Baumwollfeinspinnerei in Plaue bei Flöha, Herrn Fabrikbe sitzer Wolfgang Hoffmann, i. Fa. August Hoffmann, Baum- wollbuntweberei m Neugersdorf i. S., und seinen Syndikus, Herrn Dr. Gustav Stresemann, vertreten sein. — Dresden, 13. August. Prinz Ludwig von Bayern, der Sohn des Prinzregenten Luitpold, trifft auS Anlaß der Kaisermanöoer am 28. August in Dresden ein. Die Ankunft erfolgt vormittags 8 Uhr 35 Min. auf dem Hauptbahnhofe. — Leipzig, 12. August. Heute nachmittag in der fünften Stunde stürzte am Thomaskirchhofe der 20 Jahre alte Arbeiter Otto Richard Liebmann mit seinem Fahrrade so unglücklich, daß er von einem vorbeifahrenden Militär- Furagewagen überfahren und sofort getötet wurde. — Großenhain, 13. August. Auf der benachbar ten Baudaer Flur wurde vom Jagdaufseher Pöhland ein Steinadler geschossen. Das junge stattliche Tier hat eine Flügelspannweite von 162 Zentimeter. — Regis (Bez. Leipzig), 12. August. Tödlich verun glückt sind im Tagebau des Regiser Kohlenwerkes die beiden Häuer Hugo Wald und Reinhold Näther. Die beiden Verunglückten wurden Montag nachmittag 2 Uhr beim Sirek- kenbau durch plötzlich hereinbrechende Kohle ver schüttet. Wald hinterläßt eine Witwe mit 1 Kind und Näther eine Witwe mit 2 Kindern — Flöha, 13. August. Im Nachbarort Falkenau sind in vergangener Woche mehrere Fälle von Typhus ärztlicherseits festgestellt worden. Die Zahl der Erkrankungen ist glücklicherweise noch nicht derart, daß sie zu Besorgnissen Anlaß geben könnte, immerhin sind alle Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um ein Umsichgreifen der Krankheit zu ver hindern. Mehrere Schwerkranke wurden in das Oederaner Krankenhaus überführt. — Marienberg, 13. August Gestern nachmittag in der 6. Stunde ist der 5 Jahre alte Knabe des Herrn Franke auf der Zschopauerstr. hier aus dem Fenster der Woh nung im dritten Stockwerk in den Hof hinabgestürzt. Das Kind ist glücklicherweise wie von Engelshand vor größe rem Schaden bewahrt geblieben. Es hat nur eine zwar schmerzhafte, aber nicht lebensgefährliche Kopfwunde davon getragen. Das Kind hatte am Fenster mit einer Schnur ge spielt. — Weida bei Riesa, 12. August. Der Gutsbesitzer Große stürzte, als er mit Jauchefahren beschäftigt war, auf noch unaufgeklärte Weise in die Jauchegrube. Da der Vorfall unbemerkt geblieben war u. ihm infolgedessen keine Hilfe wurde, fand er m der Grube den Tod. — Elterlein, 13. August. Das Bezirksfest der obererzgebirgischen evangelischen na tionalen Arbeitervereine wurde am 10. u. 11 hier abgehalten. Es wurde mit einem Kommers eingeleitet, in dessen Verlauf der Vorsitzende des Landesverbandes, Herr Pfarrer Drechsler, mitteilte, daß der Landesverband jetzt 18 000 Mitglieder zähle. Am Sonntag vormittag fand ein Festgottesdienst statt. Am Nachmittag bewegte sich ein statt- lrcher Festzug durch die Stadt. Auf dem Festplatze vollzog Hr. Schuldirektor Vorwerk in einer eindrucksvollen Festrede die Schrebergärlenweihe. Er legte dar, daß aus Heimatsinn Vaterlandsliebe, aus Familiensinn Bmderliebe, aus Liebe zur Natur Gottesfurcht erwächst. Die Rede schloß mit einem Hoch auf Kaiser, König und Vaterland. — Aue, 12. August An der diesjährigen hiesigen Milchpflege nahmen 130 Kinder teil. Auf ein Kind kam eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 4 Pfund. Es wurden in den vier Wochen verabreicht 2880 Liter Milch und 3120 Zeilen Semmel. — Niederschlema, 13. August. Vor mehreren Wochen wurde von hier der Handlungsgehilfe I. wegen strafbarer Handlungen flüchtig. Nachträglich stellte sich noch heraus, daß er einem hiesigen Verein den Kassen bestand unterschlagen hatte. Wie jetzt bekannt geworden ist, befindet sich der Flüchtling in Amerika. — Niederschlema, 13. August. Der 20 Jahre alte Max D r. aus Zschocken, Ortstell Neuwittendorf, der sich am 5. d. M. im Walde verirrt hatte, ist hier ganz er schöpft aufgegriffen und später von seiner Mutter ab geholt worden. — Johanngeorgenstadt, 12. August. Die von hier über Platten, Bärringen, Lichtenstadt nach Karlsbad führende alte Poststraße, welche schon Peter der Große, Goethe, Alexander von Humboldt u. a. benutzten und die landschaft lich schönsten Punkte des Erzgebirges berührt, wird im näch sten Frühjahr verbreitert, verbessert und zu einer sogenann ten Kaiser st raße umgebaut, um dem starken Automobil oerkehr zu genügen. Die Vermessungsarbeiten haben bereits begonnen. — Früher Winter? Aus den verschiedensten Ge genden des Reichs liegen Meldungen vor, nach denen die Tierwelt deutliche Zeichen von einem recht frühen Beginn des Winters ablegt. In der Mark Brandenburg rüstet, z. B. die Schwalben schon jetzt und beinahe vier Wochen vor der eigentlichen Abflugzeit zur Uebersiedlung nach wärmeren Gefilden. Auf Ställen, Scheuern und Mieten sieht man die Tiere sich überall versammeln, um zu dem langen Flug zu trainieren. Sogar in Berlin kann man diese größeren Samm lungen konstatieren. Auch aus dem Hamburgischen und hauptsächlich aus den Ostseestrichen liegen Nachrichten vor. Aber auch die anderen gefiederten Sänger machen schon be denklich früh Anstalten zum Flug ins Land der Pharaonen Hierzu wird aus Jmkerkreisen weiter gemeldet, daß auch die Bienen bereits da und dort anfangcn, die Stöcke zu verkle ben, was auf sehr ungünstiges Wetter und einen frühen Winter hinweist. Aus der Umgebung Brombergs wird sogar gemeldet, daß man bereits einen Schwarm Schwalben süd wärts ziehen sah. Aus Stade liegt die Meldung vor, daß ein Storchenpaar sein Nest verlassen hat, um auf und da von zu gehen. Dies alles dürften Zeichen aus der Tierwelt sein, daß wir mit einem recht frühen Winter zu rechnen haben. Amtliche Mittetlunge« a«S den Sitzungen des Stadt» rate- zu Stbenstock 34. Sitzung vom 30. Juli 1912. Anwesend: 5 Ratemitglieder. Den Borsitz siihrt der stellvertr. Bürgermeister Herr Stadtrat Kommerzienrat E. Dörffel. — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — 1) Für den südlichen Teil der verlängerten Pestalozzistraße setzt der Rat die östliche Fluchtlinie nach dem Borschlage des Bauausschusses fest. 2) Für das TranSsormatorenhaus, dessen Erbauung im Schulgarten hierselbst bedingungsweise und unter WiderrufSoorbehalt gestatte: worden war, bestimmt der Rat die Ausführungsart. Im Falle de» Widerufs ist das Gebäude innerhalb 6 Monaten zu beseitigen. 3) Von einigen baulichen Abrechnungen wird Kenntnis genommen 4) Für die Schaffung einer provisorischen Badegelegenheit will das Stadtverordnetenkollegium zunächst nur den Betrag von 300 M- verwendet sehen. Der Rat, der einen Betrag von 500 M. angefor dert hatte, pflichtet dem Beschlusse der Stadtverordneten bei. 5) Ein bisher gezahlte» BezeigungSgeld hebt man auf, da die fragliche Landbenutzung, welche den Grund für das BezeigungSgeld bildete, nicht mehr ausgeübt wird. 6) Zur vorübergehenden Ablagerung von Holz aus einem städtischen Grundstücke wird Erlaubnis erteilt. 7) An einen Brandgeschädigten wird au» der Anleihe von 40000 M. ein Darlehn auf 2. Hypothek bewilligt. 8) Bon den Kosten der Verquartierung und Verpflegung der auf Ge- neralstabSreise befindlichen Offiziere und Mannschaften nimmt der Rat Kenntnis. S) Die Firma Töller L Co. in Frankfurt a. M. teilt mit, daß sie die Fernsprechzellen, deren Aufstellung ihr genehmigt worden sei, in der nächsten Zeit aufstcllen wird. Hiervon w,rd Kenntnis genommen. Beschlüsse wurden ferner gefaßt in 7 Bau und 11 verschiedenen anderen Angelegenheiten 35. Sitzung vom 8 August 1912. Anwesend: 3 Ratsmitglieder. Den Borsitz führt der stellv. Bür- germstr. Herr Stadtrat Kommerzienrat E. Dörffel. — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — Bor Eintritt in die Tagesordnung stellt sich der neue Stadtmusik- direklor Herr Kapellmeister F. Gcorgy vor. t) Die Kircheninspektw.; will sich zu dem Vertragsentwürfe wegen Er werbung des erforderlichen Landes zur verlängerten Pestalozzistraße erst nach Festlegung des Bebauungsplanes für diesen Stadtteil schlüssig werden. Der Stadtrat nimmt zu dieser Entschließung der Kircheninspektion zunächst abwartende Stellung ein, will aber jetzt schon nähere Aufklärungen Uber den Standpunkt der Stadt geben. 2) Das Grundstück am oberen Wasserbehälter wird auf weitere 3 Jahre an den bisherigen Pächter verpachtet. 3) Die Sedanseier soll in diesem Jahre wieder in der herkömmlichen Weise gefeiert werden. 4) Die Klingeleinrichtung im Rs»baushotel ist anschlagSgemäß gründ lich instandzusetzen. 5) Uebcr die Auslegung der Vorschriften in tz iS der neuen Sparkas senordnung wegen der Stärkung de» RUcklagevermögen» gehen die Auffassungen der Königlichen Kreishauptmannschaft und de« Stadt- rates auseinander. Doch will die Königliche Kreisbauptmannschast der Stadt kein Hindern!» in den Weg legen, wenn der Stadttat den Reservefonds nach seiner Auffassung der einschlagenden Bestim mungen oermihrt. Die Frage ist indes von so grundsätzlicher Be deutung, daß se bündig entschieden werden möchte. Der Stadttot beschließt daher aus Vorschlag deS SparkassenauSschusfeS, bei der Aufsichtsbehörde unter nochmaliger Darlegung der stadträtlichen Auffassung um anderweitige Prüfung der Angelegenheit und nöti genfalls um Herbeiführung einer Entscheidung de» Königlichen Mi nisteriums des Innern vorstellig zu werden. 0) Ein Umzugskostenbetrag wird bedingungsweise bewilligt. 7) Von dem Verzeichnis der Fleischpreise auf das l. Halbjahr 1012 und von der Sparkasseniibersicht auf den Monat Juli 1S12 nimmt man Kenntnis. Zur Beschlußfassung gelangten ferner 5 Schankkonzession»- und lO verschiedene andere Sachen. Zur neuen Katastrophe bei Dortmund. Der Tod hat mit den Opfern von der Zeche »Lothringen' noch nicht genug gehabt. Schon wieder hat er eine Anzahl blühender Menschen jählings ereilt, die in einer Zeche be schäftigt waren. Auf dem StahlwerkHoesch — nicht Ostreich — in Dortmund wurden, wie wir gestern schon im größten Teile der Auflage unter Neuesten Nachrichten mitteilen konnten, 11 Arbeiter von einer glühenden Schlackenmasse verschüttet. Es werden unS über das neue gräßliche Unglück folgende Einzelheiten gemeldet: Dortmund, 13. August. Heute vormittag gegen 10 Uhr ereignete sich auf dem Stahlwerk Hoesch ein entsetzliche» Unglück. An einer Schlackenhalde, die hinter der Zeche »Kaiserstuhl II' liegt, arbeitete eine Kolonne von 24 Mann im Auftrage einer Essener Firma. Die Leute waren mit dem Abtragen der Halde beschäftigt, und zwar mit Hilfe eines Löffel-Baggers, auf dem sich ein Maschinist und zwei Heizer befanden. Während der genannten Zeit bemerkte der Maschinist, daß sich die Halde plötzlich in Bewegung setzte. Er verließ den Bagger mit den beiden Heizern und rettete sich mit den beiden unter eine Brücke, indem er den 24 Ar beitern laute Warnungsrufe gab. Ob nun die Arbeiter die Gefahr unterschätzten oder die Rufe nicht verstanden, kurz, 11 Mann schoben einen leeren Eisenbahnwagen auf die ge fährdete Stelle zu Sie wurden von einer rutschen den Schlacken mässe erreicht und verschüttet. Die Unglücklichen wurden von einer 15 Meter hohen Schlacke nschicht bedeckt. ES wurde sogleich die Dortmunder Feuerwehr alarmiert, die schleunigst mit allen verfügbaren Rettungsgerälschaften auf dem Schauplatze der Katastrophe erschien Zunächst wurden drei Schwerverletzte geborgen und in das Biüderkrankenhaus gebracht. Leider kamen zwei von ihnen nicht mehr lebend im Krankenhause an, während der dritte so schwere Verletzungen erlitten hat, daß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte. Später wurden acht weitere Leichen, die zum Teil schwere innere Verletzungen aufweisen, unter den Schlackenmassen heroor- gezogen und nach der Leichenhalle gebracht. Die Halde brennt seit längerer Zeit. Als Ursache des Unglücks nimmt man eine Entzündung von Gasen an, die sich anscheinend infolge der jüngsten Regengüsse im Innern des Schlackenberges ge bildet haben durften. Von einer Explosion selbst hat man aber nichts gehört. Im nördlichen Stadtteil herrscht wegen des Unglücks ungeheuere Aufregung. Die angrenzenden Straßen, die von Tausenden von Menschen belagert sind, müssen polizeilich abgesperrt werden. Dortmund, 13. August. Nach Angabe der Ver waltung von Hoesch sind bei dem Unglück zehn Personen getötet. Der im Krankenhaus liegende Schwerverletzte ist inzwischen verstorben, sodaß die Zahl der Toten im ganzen elf beträgt. Narrheiten der Herrenmode. Die Mode, so plaudert das Neue Wiener Tagblatt, hat sich in den letzten Jahren unstreitig von der ein fachen und zurückhaltenden Vornehmheit abgewendet und ist, vom Auffallenden zum Grotesken schreitend, nun auf einem Gipfel der Absonderlichkeit angelangt. Aber auch die Herrenwelt neigt nach und nach zu Ab sonderlichkeiten hin, die in einer Zeit, wo die Frau den Mann auf jedem Felde zu überbieten sucht, dop pelt eigentümlich anmuten. Denn die Herrenmode be ginnt entschieden weibisch zu werden. Das zeigt sich in der auffallenden Bevorzugung des Schmuckes. Na deln, Uhren und Ketten, Ringe und Verlognes sind ja lange nicht mehr das Einzige und Höchste; das Arm band, das von der Frauenwelt vernachlässigt zu wer den begann, wurde für die Herrenwelt entdeckt, und man sieht nur allzu häufig, wie Herren den Arm schüt teln, um den Reif, der unter der Manschette hervvr- lugt, auf seinen Platz nahe dem Ellenbogen zu ver weisen. Ein anderes Schmuckstück, das Heuer im Win ter von Herren zuerst an der Riviera getragen wurde, ist das Lorgnon an einer Altwiener Kette. Die Dan,- dieS begnügen sich aber nicht etwa mit einem moderne^ Lorgnon, sondern sie tragen die sogenannten,,Bril len," oeren kreisrunde Gläser in einem Empiremuster in Golo gefaßt und wie eine Schere mit einem Griff versehen sind. Wer will, kann sich dabei freuen, daß Altwicn also auch im Männerschmuck eine Auferstehung gefeiert hat Die Herren sind übrigens ebenso wie die Frauen von einem wahren Taumel in Schwarz- weiß ergriffen. Man kann bekanntlich zu keinem Feste kommen, wo nicht mindestens die Hälfte aller Damen in dem schon als Uniform wirkenden Schwarz-weiß erscheint, und nun scheinen auch die Herren von die ser Vernndnng so sehr eingenommen, daß sie, als Gipfel der Absonderlichkeit zum. Frack weiße Strümpfe tragen. Slhiüsalösügung. Roman von Ida Großmann. (5. Fortsetzung- Mühsam beherrscht er sich, ein möglichst gleichgül tiges Gesicht zu machen, und klopft an die Türe der Wohnstube an. Auf das ».Herein!" Frau Hopfs öffnet Werner die Türe. ' „Entschuldigen Sie, Frau Kanzleirat, daß ich ei ner. Augenblick störe. Ich wollte um die Tinte bitten, die Sie mir besorgen ließen; an solch regnerischem Sonntag kann man doch nichts anderes tun als Briefe schreiben . . . ." „Ich werde Ihnen sofort die Tinte geben - dock würden Sie nicht erst ein Täßchen Kaffee mit uns trinken? Sie sehen, wir haben Besuch bekommen: Apo theker Klein — Dr. Schulze. Und nun nehmen Sie bitte Platz, bitte!" Werner hat sich verneigt; doch Vetter Gottlob, der rothaarige, sommersprossige, den er schon gesehen, nickt nur und sagt nach einer Weile trocken: „Schulze gibt's wohl da droba g'nug; hab' au mal en Dr. Schulze kannt, der war aber net viel wert. . . ." Werner verbeugt sich ironisch. „Tut mir sehr leid, Herr Apotheker, daß dieser Schulze meinem Namen so wenig Ehre gemacht hat; dafür gibt es aber auch in Berlin so viele Dr. Schulze, daß sie unmöglich alle viel taugen können." Werner atmet erleichtert auf — also keine Gefahr! Doch als ihm Mariele die Tasse anbietet, sieht er in ein trauriges, bleiches Gesichtchen. „Mariele, schenk doch em Vetter ei, du kümmerscht de io gar net um ihn, und er ischt doch wega dir Nom ina," sagt Tante Riekele scharf, indem sie Werner ei nen Blick zuwirft, der heißt: merkst du's jetzt ? „N >t so viel, Mariele, da Kaffee schadet em Vetter." „Und doch glaube ich, daß sich diesem Gifte die wenigsten Menschen entziehen können," meint Dr. Schulze, nur um etwas zu sagen und die Blicke von Mariele abzuziehen, deren Hände merklich zittern. „Fräulein Marie, Sie haben gewiß den herrlichen Kuchen selbst gebacken....?" „Dees hat se g'wiß von Ehna g'lernt, Fräulein Tante," ertönte nun wieder die näselnde Stimme des Vetters, welcher beim Sprechen stets die Stirne hoch- zirht. „R ßa Han Sonst; Herrn FrauP „I Mag' ' „M »I' Se emc „J> »in besi „'s „J< „II Märtla tig da d „Gl Württer „S „Si Nordder „N: lebt. D tet . . . „Fr „Z'l Riekele, „Un kann dm Die schrei. ! der Kaff „S ist! Zu So, den „D' „Da zu sein, ler sagt: „Äch sich's ebe Wer erwehren fremd ge Riekele a me ihm gelte, p'e! Händen, Augen, o — ein P men; da „Hab greß in ! bricht Wc „In' in dees g'schwätzt „Ich Vetter, ui samen D: könnten n keit gebra „I w Schwäba „Ich Schulkind: Schwäbin land gesu gerne sieh und Süd „Mir i mer da Mariele, j wär's, He „War: Eine gen in Si Fenstersche „Welcl dem Gespi „Fast 's Wasser j Und r stündlichen, er vor fün er sich ein Mund, was die dicht o , Sing: faches Voll - „Ja, S tc und der „I her tigs!" „Ich st „No, r weil luschti, soll mer's ricle; Se d Mariel welche sein Purpurror. „Siehs. i sag's jo, I kelc trinmph Werner
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