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ren des deutschen Botschafters gab der Präsident des deutschen Athenäums, Dr. Schuster, am Dienstag ein Diner, zu dein über 100 Mitglieder der deutschen Ko lonie, die alle Preise derselben repräsentierten, gela den waren. Freiherr von Marschall gab seinem Herz lilien Dank für die glänzende Aufnahme Ausdruck, welche die deutsche Kolonie ihm bereitet habe, von de ren Unterstützung er sich in seinem neuen Wirkungskreis viel verspreche. Der Botschafter sprach seine Befrie digung über die schönen und großen Aufgaben aus, die ihm zuteil geworden, die deutsch-engli- schenBeziehungenzupflegen. Er betonte, daß es sich darum handele, die eigenen Interessen zu wah ren und die anderen Interessen nicht anzu- t asten. Mortxgal. — Zur portugiesischen Gegenrevolu tion. Der Kumpf zwischen den Royalisten und den republikanischen Trilppen bei Chaves dauerte mehrere Stunden. Auf beiden Seiten scheinen empfindliche Ver luste zu verzeichnen sein. Es erfolgte einDoppelan- griff seitens der Monarchisten, welche in zwei Kolonnen vordrangen. Die royalistische Artillerie be schoß die Stadt, kurz nachdem die republikanischen Trup pen sie verlassen hatten, um die Aufständischen aufzu- suchcn. Die Republikaner kehrten hierauf zurück, und es entspann sich ein lebhaftes Artilleriefeuer. Die Ver luste sind noch nicht genau festgestellt. Wie es heißt, sollen ruf beiden Seiten 250 Mann getötet und verwundet worden sein. Die beiden monar chistischen Kolonnen hatten sich vereinigt, und der Kampfge st altetesichnunäutzer st erbittert. Ueber den Ausgang der Schlacht liegen noch keine ge nauen Nachrichten vor. In Lissabon werden die Mel dungen von der Grenze mit großer Spannung erwar tet Die Kammer ermächtigte die Regierung, nötigen falls die konstitutionellen Garantien aufzuheben und den Belagerungszustand zu proklamieren. Tripolis. — Der italienisch-türkische Krieg. Ge neral Camcrana telegraphierte aus Tripolis: Nach einem glänzenden, siegreichen Kampf bemächtigten sich die Italiener am Dienstag Mesuratas. Um 3 Uhr 30 Minuten nachmittags wurde die italienische Flagge un ter den Zurufen der Truppen auf den Kabahs von Me- surata gehißt. Aegypten. — Enthüllungenzum Attentat auf Kit chener. Wie die „Times" aus Kairo melden, haben die Untersuchungen anläßlich des vereitelten Attenta tes auf Kitchener das Bestehen einer geheimen Gesell schaft ergeben. Die nationale Partei ist ernstlich kom promittiert. Ueberraschende Entdeckungen wurden ge macht, deren Veröffentlichung aus polizeilichen Grün den wahrscheinlich nicht erfolgen dürfte. Es sollen Brie se oes nationalistischen Führers Ali Kamel, des Bru ders des verstorbenen Mustapha Kamel Pascha, be schlagnahmt worden sein. OMliche md sächsische Nachrichten. Eibenstock, 10. Juli. In oen Tagen vom 22. bis 24. Juli wird unser König gelegentlich einer Landesreise im Regierungsbezirke Zwickau auch un sere engere Heimat besuchen. Nachdem Se Mas. am 22. d. Mts. von Zwickau über Elsterberg, Reichen bach, Netzschkau und Myluu kommend in Friesen das erste Nachtquartier genommen, am 2. Tage die Arbei terkolonie Schneckengrün besichtigt, Leubnitz, Schönberg, Mühltroff, Plauen usw. besucht hat, wird der dritte Tag, der 24. Juli, unserer Gegend gewidmet sein. Früh am 24. reist Se. Majestät im Kraftwagen von Plauen über Bergen und Falkenstein nach Rautenkranz; dann geht es weiter über Sachsengrund bis zur Abzweig stelle des nach dem großen Kran ichsee führenden Knüppeldammes. Von hier aus besichtigt der König das Hochmoor und begibt sich sodann weiter im Kraft wagen durch das Gebiet der bei Weiterswiese geplan ten Talsperre nach Carlsfeld, wo Gemeinden nü Vereinehuldigen, und die Kirche sowie die Wiltzsch- bachregulierung und eine Ausstellung von Glasfabri taten besichtigt werden. Die weitere Fahrt im Kraft wagen führt über die Sommerfrischen Wilden- thal und Steinbach nach Johanngeorgenstadt. Die Rückfahrt nach Dresden soll dann über Schwarzenberg nach Bahnhof Aue über Lößnitz und Chemnitz erfolgen. — Eibenstock, 10. Juli. Zum Stadtmusik- direktor für Eibenstock wurde in gestriger Sitzung des StadtrateS Herr Kapellmeister FranzGeorgy aus Chem nitz gewählt. Ueber den Antrittstermin des neuen Herrn wird noch beschlossen werden. — Eibenstock, 10. Juli. Herrn Gerichtsas - lessor Dr. Magister am hiesigen Königlichen Amts gericht ist ab 1. August vom Rate der Stadt Leipzig als Ratsassessor gewählt worden. — Chemnitz, 9. Juli. Als heute nachmittag gegen tz Uhr auf dem Neubau Theaterstraße 48 einige Arbeiter mit dem Putzen drS Giebels beschäftigt waren, geriet der aus Böhmen gebürtige 65 Jahre alte Bauarbeiter Josef Dolzer infolge eines Fehltrittes auf das teilweise verdeckte Oberlichtfenster auf dem Dache von Arnolds Theater-Restau rant. Er brach durch, stürzte etwa 12 Meter tief in den Lichtschacht hinab und schlug dann mit dem Hinter- köpf auf ein« Kellertreppe auf, wodurch er einen schweren Schädelbruch erlitt, der den sofortigen Tod deS Ver unglückten zur Folge hatte. — Freiberg, 9. Juli. Der letzte Sonntag, der vom herrlichsten Wetter begünstigt war, brachte der Ausstel lung die bisher größte Besucherzahl, etwa 15000. Diele Vereine haben bereits die Ausstellung besucht oder ihren Besuch in Aussicht gestellt. Ferner haben sich bereits Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg und Se. Exzellenz der Kriegsminister, sowie die Vertreter der in Dresden und Berlin befindlichen ausländischen Gesandtschaf ten angemeldet. — Pirna, 8. Juli. Im Johanniterkrankenhause zu Dohnau-Heidenau erlag gestern abend seinen Verletzungen der aus Dopramonle gebürtige 43jährige Maurerpolier Ema nuel Nardelli, dem vormittag- von seinem Schwager, dem Maurer Anton Kapelleti, bei einem Streite in einem Pimaer Gasthause tödlich wirkende Messerstiche beigebracht worden waren. Nardelli, der eine Frau hinterläßt, war in die Nierengegend getroffen worden. Den Täter übergib man dem Pirnaer AmtSgerichtsgefängni«. — Slebenlehn, 8. Juli. Wie das hiesige .Wochen- blait' schreibt, ist in Herrndorf bei Mohorn auf dem Grundstücke des Apothekers Starke eine Radiumquell« «ntdeckt worden. — Falkenstein, 9. Juli. Gesten» nachmittag verstarb auf dem Transport nach dem Krankenhause der in den 40 er Jahren stehende Arbeiter Karl Voigt. ES ist an zunehmen, daß der Mann einem Sonnenstich erle gen »st. — Johanngeorgenstadt, 8. Juli. DieLeichfen zweier Vermißten sind jetzt aufgefunden worden. In dem einen Falle handelt rS sich um den 14 Tage vor Ostern verschwundenen Restaurareur und Fleischermeister Dietz, der im WaldeSdickicht auf Lauterer Revier gefunden wurde. Er hat vermutlich aus Schwermut wegen eine- hartnäckigen Leidens Selbstmord verübt. — Der andere Tote ist der seit ungefähr 14 Tagen vermißte Handarbeiter Wilhelm Geier, der sich auf hiesigem Revier erhängt Kat. Er war 20 Jahre lang als Färber m einer hiesigen Hanvschuhfabrik tätig. Vor längkrer Zeit wurde ihm die Frau durch den Tod entrissen. Dieser Verlust hat ihn vermutlich zu dem traurigen Ent schluß veranlaßt. — Olbernhau, 9. Juli. In einem hiesigen Sä gewerk ereignete sich heute vormittag ein bedauerlicher Un glück s f a l l. Während der Arbeit an der Kreissäge sprang ein Stück Holz ab und drang dem dort beschäftigten 23 jährigen Kreissägenschneider H. in den Kopf, wodurch der Tod des Unglücklichen sofort herbeigeführt wurde. Schwere Schlagwetterlatastrophe in England. Ein Unglück jagt gegenwärtig das andere Heute kommt aus England die Kunde von einem furchtbaren Grubenunglück, dem zahlreiche Menschenleben zum Op fer gefallen sind. Wie viel Tote das Unglück gekostet, steht noch nicht mit Bestimmtheit fest; schwanken doch die Angaben darüber in den einzelnen Depeschen zwi schen 22 und IM. Wir lassen die Meldungen hier fol gen: London, 9. Juli. In dem Kohlenbergwerk De- naby, in der Nähe von Conysüorough, ereignete sich heute eine furchtbare Grubenexplosion. Es handelt sich vermutlich um eine Schlagwetterexplosion. Es werden 1M Arbeiter der Belegschaft vermißt. Wei tere Einzelheiten fehlen noch, man fürchtet aber, daß sämtliche 100 Vermißte den Erstickungstod gefunden haben. Ein Zufall wollte es, das heute das englische Königspaar in der Nachbarschaft von Denaby weilte. London, 9. Juli. In dem Steinkohlenbergwerk von Denaby ereigneten sich heute mehrere Erplofio- nen. Nach den letzten Berichten sind mindestens 65 Personen ums Leben gekommen, darunter 3 Regieruugs- inspeltoren, die sich bei einer Rettuugsabteilung be fanden. Bisher sind 31 Leichen geborgen worden, doch wird befürchtet, daß ihre Zahl 80 erreichen wird. Das Bergwerk liegt in der Nähe des Schlosses Connisbo- rough, das der König erst Montag auf dem Wege nack Wentworth-Woodhouse, der Besitzung des Gra fen Fitz William, besuchte. London, 9. Juli. Nach der Katastrophe in der Denaby-Kohlengrube sammelten sich dort große Men schenmengen, darunter viele jammernde Angehörige der Opfer, sie drängten sich um die Schachtöffnung, aus der bereits viele Leichen gefördert wurden. Er schütternde Szenen spielten sich bei der Rekognoszier ung der Toten ab. Es fanden übrigens zwei Explo sionen statt. Die zweite war die schwerste. Man hör te den Donner derselben vier Kilometer weit. 160 Mann befanden sich in dem Schacht ; 22 Mann sind nach den bisherigen Feststellungen ums Leben gekommen. Viele wurden tödlich verletzt. Ueber die Ursache des Unglück ist noch nichts Sicheres bekannt. Man glaubt, sie wurde durch Abfeuern von Minen veranlaßt. Der Schacht brennt noch, was die Rcttuugsarbeit erschwer te. Die Retter legen großen Heldenmut an den Tag; ihre Bemühungen dauern fort. Jauverei und AVergtauöe in der Motks- Medizin. Man schreibt: Zauberei und Aberglaube haben in unserem Baterlanoe auf keinem Gebiet derart festen Fuß gefaßt, wie auf dem der Vollsheilkuude. Zäh hält hier unser Volk an den Anschauungen, Sitten und Ge bräuchen unserer Altvorderen fest, und kein Hohn und Spott haben bis jetzt vermocht, dem oft so schädlichen Aberglauben den Garaus zu machen. Allmählich wir ken jedoch Aufklärung und zunehmende allgemeine Bil dung derart klärend und läuternd, daß mit der Zeit die absonderlichen Anschauungen des Volkes über Ent stehung und Heilung der Krankheit schwinden werden. Das ist freudig zu begrüßen, aber dennoch sollten die da hinschwindenden Reste sorgsam gesammelt, systematisch verarbeitet und so der allgemeinen Forschung dienstbar gemacht werden, ist doch gerade die Volksmeoizin eins der interessantesten uno wichtigsten Kapitel der Volks kunde. Unterfertigter hat sich diese Sammlung zur Aufgabe gemacht und beabsichtigt, im Einverständnis mit Herrn Professor Dr. Mogk, dem Herausgeber der Mitteilungen des Vereins für sächsische Volkskunde, die Ergebnisse in einem besonoeren Heft zu veröffentlichen. Er fordert daher jeden, der Freude an der volks kundlichen Forschung hat, zur Mitarbeit auf und bittet, ihm Ergänzendes zu den im folgenden angeregten Ge danken mitzuteilen. tors zu gcnvmn und in nicht ar Zusamn M traut t 1«m L sei von vanche men h Annedi len, ur sich bei Ur gange j macht aus Ho „L etwas Di dich! Worte der Un chen vi „r Er die Sck „T tig for „Y um sei in ihre Sachen Perus jetzt ha Saueri sen erk „r sonst n „r haben/ aber sk „L näckig um sie wollen, Gr Kranich schenkt Hrilzw eine B stellt zr Aber 2 der He tendes Ho immer und nu del zei Dinge besser! ganz u Z» stehen, nen M Sachen oaß er Gl ziergar vorübe ter uni exakten Dumm das wa Er Besond fach Pf versität Kenntn ihm sei Un deutlich eingele! trivials brachte „A „Du h, dich iw chen m< kantes ber ihr gentlich sein eix Ta ändern Gemüt! jchwunt Er Lückc ir ran zu Oft uni Tante 2 zu gros beklage» Nicht allzu schwer fällt unS ja das Sammeln, veun wenn auch Aberglaube und Zauberei auf dem Gebiete der Volksheilkunde in »nserer Zeit gegen frühere Jahr hunderte gewaltig abgenommen haben, mehr Reste als man gemeinhin glaubt, sind im Volke haften geblie ben. Noch heute finden wir die Anschauung, daß Krankheiten durch das Wirken böser Geister entstehen. Die Krankheit wird personifiziert, sie ist eine Persön lichkeit, ein Dämon. Sie packt und ergreift den Men- «chen, wirft ihn nieder, nagt und zehrt an ihm, tötet ihn oder sie läßt ihn wieder los, so daß der Mensch ihr glücklich entrinnt. Nicht nur im Sprachgebrauch finden »vir Krankheitsdämonen. Zwei haben sich im Volksglauben Sachsens unverfälscht erhalten: der „Alb", der die als Albdrücken bekannten Beschwerden verursacht und das „Jütel", das die Schuld am „Ukraut", an den Krämpfen oer Kinder, haben soll. Kennt der heutige Volksglauben noch andere Krankheit verursachenden Geister? Ist mit dem Begriff „Hexen schuß" noch die Vorstellung verbunden, daß Krankhei ten durch Geschosse böser Dämonen oder Menschen er zeugt werden? Man sollte es kaum glauben, aber die Anschauung, daß durch zauberkundige Bösewichter Krankheiten ent stehen, daß solche angchext werden können, ist noch weit verbreitet. So wurde mir auf meinen Ausruf zur Sammlung voltsmedizinischen Materials im „Glück auf!", Februar 1912, ein Zettel zugesandt, auf dem die Worte standen: „Otto Müller, du sollst in Teufels Na men niemals wieder Ruhe haben, fff-". Der freund liche Einsender, der nicht genannt sein will, erzählt, daß ein Mädchen diesen Zettel geschrieben und an die Wand geheftet habe, in der Absicht, ihrem untreuen Schatz Schaden an Leib und Seele zuzufügen. Aus an deren Teilen Deutschlands wird berichtet, das Volk glau be noch heute, Auszehrung eines Menschen könne da durch bewirkt werden, daß mm» den Erdboden, auf dem jemand mit bloßen Füßen gestände»» hat, aussticht, hin ter den Herd legt und verdorben läßt, — in gleicher Weise schwinde und zehre auch der Mensch. Sind der artige Gebräuche auch in unserein Vaterland bekannt? Könne»» auch bei uns Krankheiten durch das Beschreien, durch den bösen Blick oder durch Verstorbene entstehen, die aus dem Grabe zurückkehren und dem Lebenden durch Blutsauge»» schaden? Ungleich häufiger als die genannten Anschauun gen von der Entstehung der Krankheiten finden wir in unserem Volke zauberische und abergläubische Mit tel zu ihrer Vertreibung. Zauber kann nur durch Ge- genzauber gebrochen werden. Hat aber auch das Volk die Dämonen fast vergessen, die nach dem Glauben un serer Vorfahren die Krankheiten erzeugen, meint es, dieie seiei» durch „Verkühlung", „Erkältung", „böse Säf te" usw. entstanden — dennoch bespricht es alle Krank heiten unter den» verschiedenartigsten Hokuspokus, es beschwört und bittet sie in Zaubersprüchen unter An rufung aller himmlischen Heerscharen, vom Lkranken ab- zulasscn und sich zum Teufel zu scheren. Es gebraucht also Formeln, die auf die ursprüngliche Auffassung von der Aetiologie der Krankheiten hindeuten. So nimmt man, um nur ein Beispiel von vielen anzuführen, einen Kieselstein, um sich vom „Schwinden" zu befreien, ttopft mit ihm auf den „schwindenden" Körperteil und spricht: „Schwund, hebe dich aus dem Fleisch und Bein, Ich schlage dich »nit dem Kieselstein. Im Namen, Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!" fff Unzählige derartiger uralter Sprüche, ost durch Ueberlieferung verstümmelt und unverständlich gewor den, sind noch heute im Volke verbreitet. Sie zu sam meln, ist für den Kulturhistoriker und bei» Sprachfor scher von größter Wichtigkeit. Man schreibt derartige Besprechungsformeln auch auf Zettel und hängt sie an eine»» Faden um den Hals, ebenso wie man „Himlnelsbriefe" zum Schutz gegen Krankheiten bei sich trägt. Diese oder die „heiligen sieben Himmelsriegel" gibt man auch Gebärenden in die Ha»ü>, um eine leichte Geburt herbeizuführen. Im Vogtlande gab es noch vor wenigen Jahrei» Leute, die, um sich vor dem Biß toller Hunde zu schützen, sogenannte Tolltäfelchen auf der Brust trngen mit der Zauberin schrift „Sator arspo tenet oqera rotas". Wird diese, oder »verven ähnliche Formel» noch heute in Sachsen ge braucht? Trägt man noch andere Amulette, um Krank heiten zu vertreiben, beziehentlich uin sich vor ihnen zr» schützen, z. B. Ringe aus Sargnägeln gegen Reißen u. s. w.? Ungemein verbreitet ist noch heute oer Glauben, Krankheiten durch „Sympathie" entfernen zu können. Nichts ist z. B. einfacher, als Schnupfen dadurch los- zuwerden, daß inan ihn auf seine lieben Mitmenschen überträgt, indem man unter Hersagung eines Sprüch leins eine HaustürNinte berührt. Wer sie darnach an faßt, bekommt das Uebel. Nicht nur auf Menschen, auch auf Tiere überträgt man Krankheiten. Diese soll nach altem sächsischen Volksglauben besonders der Kreuz schnabel anz'ehen. Noch viel häufiger werden Krank heiten in Bäume verpflockt, verbohrt, vernagelt. Bon letzterem Gebrauche wessen die Sägemüller in unserem Vaterlands zu erzählen. H'n und wieder kommt es vor, daß sie beim Zersägen der Baumstämme auf Hufnägel stoßen, die, wie sie sagen, von den Bauern hineingeschla gen worden sind, um sich von Zahnschmerzen zu be freien. — Man gibt Krankheiten auch Leichen mit ins Grab, vergräbt sie, verbrennt sie symbolisch, kurz man entfernt sie möglichst weit und möglichst sicher. So schwemmt man z. B. in der Rochlitzer Gegend Gicht und Reißen weit fort, indem man etwas von den Fingernägeln und Haaren des Patienten abschner- det, in die Mulde wirft und dazu spricht: Mulde, liebe Mulde, Du weißt schon, was ich wullte, Nimms mit in deinen Sand, Führ es fort zum fernen Strand. Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes, und des heiligen Geistes! fff.