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die geplante Errichtung einer Universität herzu geben. Wie verlautet, soll es sich um eine Million handeln. — Dresden, 19. Juni. Zahlreichen Dieb stählen ;» Berliner- Dresdnern V-Zügen ist man in letzter Zeit auf die Spur gekommen. Biele der Eisen- bahnpassagiere stellten bei ihrer Ankunft in Dresden fest, daß non ihrer Garderobe während der Fahrt er yebliche Geldbeträge und Dokumente gestohlen worden »varen, ohne daß es gelang, eine Spur der Täter zu ermitteln. Jetzt ist es gelungen, in Dresden einen ele ganten jungen Mann zu verhaften. Der Festge^ommene hat ein Geständnis abgelegt: er ist ein schon wiederholt in Berlin, München und anderen wichtigen Verkehrs- zentren erheblich vorbestrafter Meysch, der die letzte Zett hindurch seinen Unterhalt ausschließlich durch Ei senbahndiebstähle „erwarb". — Chemnitz, 19. Juni. Ein Unfall mit töd lichem Ausgange ereignete sich am Mittwoch nachmit tag 6 Uhr auf dem Zöllnerplatz. In den Anlagen dieses Platzes hatte sich das 7 Jahre alte Töchterchen des hier Zöll- nerstraße 33 wohnhaften Tischlers Heinrich Homburg in einen Sportwagen gesetzt; der Wagen rollte fort und prallte an einen Straßenbaum an. Dadurch stürzte das Kind auS dem Wagen und fiel unglücklicherweise vor einen im Gange be findlichen Straßenbahnwagen. DaS bedauernswerte Kind wurde überfahren und schwer verletzt unter dem Wagen, der in die Höhe gehoben werden mußte, heroorgezogen. Der so fort herbeigerufene Arzt konnte an dem Kinde nur den bereits eingetretenen Tod feststellen. Beklagenswert wird dieser Vor gang noch dadurch, daß die Mutter des Kindes noch krank ist und deshalb von dem Unglück umso härter betroffen wird. — Pobershau, 19. Juni. Der mit seiner Frau schon lange in Unfrieden lebende, ungefähr 50 Jahre alte Handarbeiter LouiS Brückner hat heute nachmittag in der 3. Stunde seine Ehefrau durch Einschlagen der Schädeldecke mit der stumpfen Seite eines Beiles und vermittels Durchschneiden des Halses getötet. Brückner war ein arbeitsscheuer, streitsüchtiger und dem Trünke erge bener Mensch. Er floh nach der Tat in den nahen Wald. Die Polizei, die sofort die Verfolgung aufnahm, konnte sei ner bisher noch nicht habhaft werden. Man beabsichtigt, ei nen Polizeihund aus die Spuren zu setzen. — Die deutsche evangelische Kirche in R o m Am 2. Juni vorigen Jahres ist in Rom unter reger Beteiligung der dortigen deutschen evangelischen Gemeinde und deutschen Kolonie feierlich der Grund stein zum Bau einer deutschen evangelischen Kirche ge legt worden. Der Wunsch, in Rom durch ein würdiges Gotteshaus der deutschen Gemeinde für die Wahrheit des Evangeliums öffentlich Zeugnis abzulegen, ist schon seit Jahrzehnten in weiten Kreisen des evangelischen Deutschlands mit Eifer und Begeisterung verfolgt wor den. Der Bau ist vom Deutschen Evangelischen Kir chenausschuß in die Hand genommen worden. Dis Bau pläne sind vom Geheimen Baurat Schwächten entwor fen und haben die Billigung Sr. Majestät des Kai sers gesunden. Es steht nun zu hoffen, daß das Got teshaus in etwa 2 Jahren seiner Bestimmung wird übergeben werden können. Weitherziger Opferwillig- keit des gesamten evangelischen Deutschlands wird es freilich noch bedürfen, um das Werk auch finanziell jicherzustellen. Denn die Baukosten, ungerechnet die Ko sten der inneren Einrichtung der Kirche und der finanzi ellen Ausstattung des gesamten Kirchen- und Pfarr wesens, sind große und es ist erst etwa die Hälfte aufge bracht. Da die Kirche in Rom der dortigeniGemcinde als eins Gabe des gesamten evangelischen Deutschlands dar geboten werden soll, und es als eine Ehrenpflicht für alle evangelischen Deutschen erscheint, das unter schwe ren Kämpfen begonnene Werk nun endlich zu einem glücklichen Abschluß zu bringen, will auch unsere Lan deskirche nicht unterlassen, mitzuhelfen. Am nächsten Sonntag, den 23. Juni dieses Jahres soll daher mit Genehmigung der in Evangelicis beauftragten Staats minister in allen evangelisch-lutherischen Kirchen un seres Landes eine Kollekte für diesen Kirchenbau gc sammelt werden. Möge der Aufruf hierzu ivillige Her zen und offene Hände finden, und möge die private Op- ferwilligkeit für das große bedeutungsvolle Werk sich in reichem Maße betätigen. Schweres Eisenbahnunglück bei Leipzig. Die Kunde von einem schweren Eisenbahnunglück im Königreich Sachsen mußte gestern abend der Draht übermitteln. Bei Leipzig sind zwei Personenzüge zu sammengestoßen, wobei fünf Personen getötet und vie le, zum Teil sehr schwer, verletzt sind. Uns wird ge meldet: Leipzig, 19. Juni. Ein schweres Eisenbahnun glück hat sich heute abend in der Nähe von Gaschwitz ereig net. Dort stieß der um 7 Uhr 25 Minuten vom Bayrischen Bahnhof abgegangene Vorort-Personenzug Nr. 2406 mit dem 6 Uhr 53 Minuten von Borna abge gangenen Personenzuge Nr. 2599, welcher das Hal tesignal überfahren halte, zusammen. Soweit bisher fest gestellt ist, sind 5 Personen getötet, 16 schwer und 3 leicht verletzt worden. Unter den Toten, befindet sich der Zugführer des Bornaer Zuges namens Erler. Die Schwerverletzten wurden in Krankenautomobilen nach Leip zig gebracht. Desgleichen wurden drei der Toten nach Leip zig gebracht. Es waren dies der bereits erwähnte, in Leip zig wohnhafte Zugführer Erler, der verheiratet ist, ein am 18. September 1878 im Thum geborener Kaufmann Walter Neuhof, Böhlitz-Ehrenberg, Leipziger Straße 72 wohnhaft, und eine Frau, deren Personalien noch nicht zu ermitteln waren. Leipzig, 20. Juni. Von einem Augenzeugen wird über den ZugSzusammenstoß u. a. das Folgende berichtet: Ich fuhr mn dem fahrplanmäßig 7 Uhr 28 Min. von Gasch witz nach Leipzig abfahrenden Personenzuge, der aber gestern abend 18 Minuten Verspätung hatte. Als der Zug ungefähr 40 Meter weit die Station verlaffen hatte, gab es einen »urchtbarrn Krach, und in dem Personenwagen 3. Klasse, in dem ich mich befand, wurden wir alle durcheinander gewor fen. Wir sprangen dann rasch au» dem Abteil und liefen nach dem vorderen ZugSteil, von dem her gräßliche Hilferufe und lautes Wehklagen ertönten. Einen furchtbaren Anblick boten dir ersten auf Lokomotive und Gepäckwagen folgenden Personenwagen 4. Klasse, von denen zwei direkt ineinander hineingeschoben und der dritte auf diese beiden aufgetürmt war. Die Lokomotive unseres (des Bornaer) Zuge« war quer auf da- Gleis geworfen worden. Zwischen ven Trüm mern der Wagen waren Verunglückte eingeklemmt, die zum Teil schwer verletzt, zum Teil auch bereits tot waren. Bald nachdem das Unglück nach Leipzig gemeldet war, tra fen von dort Krankenautomobile und ein Hilfszug mit Rettungsmannschaften ein. Inzwischen war man na türlich an der Unglücksstätte schon an die Bergung der Verwundeten und Toten gegangen, die fast alle In sassen des von Borna gekommenen Zuges waren, wäh rend der Leipziger Zug nur weniger beschädigt war. Die Leipziger Neuesten Nachrichten berichten dazu noch: ' Leipzig, 19. Juni. (Abends). Der Zusammen stoß war fürchterlich. Außerordentlich groß ist die Zahl der Schwerverletzten. Die Verletzungen sind zum Teil entsetzlicher Art. Einem Manne wurden beide Beine vom Rumpfe abgefahren. Ein Sanitätszug wurde vom Bayrischen Bahnhof zur Hilfeleistung abgelassen Der angerichtete Materialschaden ist bedeutend. Die Wunder des heiligen Rockes. Wem ist Robert Blum nicht bekannt, dieser uner schrockene Kämpfer für Geistesfreiheit und Stifter der Leipziger deutsch-katholischen Gemeinde, der am 9. No vember 1848 in Oesterreich in der Brigittenau erschos sen wurde. Seine hauptagitatorische Tätigkeit hat er in den 40er Jahren hier im Königreich Sachsen ent faltet, und die Sachsen waren es auch, die ihm am meisten Verständnis entgegen brachten. Freilich war Blum Demokrat, gehörte also dem linksten Flügel des Liberalismus an; doch hat er mit dem Demokratenlibe- ralismus vom Schlage des „Berliner Tageblatts" ge schweige denn mit den Ansichten der Sozialdemokratie modernster Auflage nichts gemein. Sein Handeln ward diktiert von glühendster Vaterlandsliebe. Mannhaft trat er aber auch für Freiheit und Reinheit in der Re ligion ein. Und da dürfte uns gerade zur Zeit des Hertling'schen Jesuitenerlasses eine Epistel Robert Blums gegen den rücksichtslosen Klerikalismus aktuell erscheinen, den wir der Nummer 7 des „Beobachtcrs an der Mulde" vom 12. Februar 1845 entnehmen. Robert Blum schreibt da: Ja, der heilige Rock hat Wunder gethan! Wer da ran zweifelt, der muß taub sein gegen Alles, was um ihn vorgeht. Sind es auch diejenigen nicht, welche die Lu xemburger Zeitung in einem besonder» Heftchen der Nachwelt aufbewahrt hat, jo sind es doch andere. Jene eilf — am Rhein die Narrenzahl - Wunder zei gen nur, wie verblendet der ultrrmontane Geist in sei nem Uebermuthe, wie sicher er in seinem Siegesbe wußtsein, wie rücksichtslos er in seinen öffentlichen Ver- dummungsversuchen war. Denn alle diese Wunder sind so plump angelegt, io offen liegt die Absicht vor, dem großen götzendienerischen Gaukelspiele Zulauf zu ver schaffen, so lächerlich und unsinnig sind die Sachen in sich selbst — wie z. B. daß die Josephine Wagner von Alflen, die täglich 20—24 Mal an der Epilepsie litt, und seit dem 12. Jahre den Verstand verloren hatte, ihre Hoffnung und Vertrauen auf den heiligen Rock setzte und geheilt wurde — daß man fast mehr empört ist über die Unverschämtheit, init welcher hier aller Vernunft Hohn gesprochen wird, als über die heillose, Veranstaltung selbst. Wahr ist allerdings das behaup tete Wünder, daß man „Leute gesehen, die dem heillosen Unglauben ganz verfallen waren und vor dem heiligen Gewände von dem Lichte der christkatholijchen Lehre erleuchtet und erwärmt wurden," denn Tausende haben sich mit Entsetzen abgewandt von dem römischen Pfaf fentrug, von der lügnerischen und heuchlerischen Trierer Finsterniß zu dem reinen und göttlichen Lichte der wah ren christkatholischen Lehre. Auch das Wunder mag unberücksichtigt bleiben, daß die äußersten Spitzen der Meinung in unserm Vaterlan- de die ungeheure Wichtigkeit dieser Erscheinung und ihrer Erörterung verkennen oder sich wenigstens so anstelle». Die Freien, Philosophen, Radicalen oder wie sie sonst sich nennen und genannt werden, sehen ein „philisterhaftes, principloses Treiben" in unsern Er örterungen, welches „nach den Wünschen und im In teresse der Gegner ves Fortschrittes die Theilnahme von den politischen Fragen abwendet." Als ob es in unserer Zeit noch möglich wäre, das kirchliche und po litische Interesse zu trennen! Als ob die Feinde des Lichtes im Staaate und in der Kirche nicht brüderlich Hand in Hand giWen bei dem Werke der Knechtung der Geister, eingedenk des wahren Goetheschen Spru ches, „Duckt er da, folgt er uns eben auch!" Als ob nicht das zu frühzeitige kecke Triumphgeschrei nur zu klar bewiesen hätte, wie sicher und stark man sich wähn te! Als ob die Presse eine Erscheinung unbeachtet liegen lassen dürfte, welche die Gemüther des Vol kes so tief bewegt, wie es diese Rockfahrt und ihre I Folgen unwidersprechlich gethan! Diese Menschen, wel- 1 che ein so wesentliches Bewegungsmoment der Gegen wart so arg verkennen können, haben das wirkliche Le ben nie gekannt: sie wollen die Weltgeschichte in Sprün gen und Purzelbäumen bewegen und haben doch nie mals gelauscht, wie sie schreitet. — Die andere äußer ste Meinung — die ultramontanen Katholiken einer seits und die stockfinstern Protestanten andererseits — spielt nur Komödie. Die Ersteren sehen gar zu gerne eine Sache vorerst vergessen, bei der für sie nichts mehr zu gewinnen ist: die Andern schmerzen die Streiche, die der schwesterliche Stockkatholicismus erhält. Möch te man doch sv gern die Mittel, welche der römische Katholicismus zur Unterwerfung der Geister besitzt und anwendet, im eignen Hause einführen! Möchte man doch so gern die dreihundertjährige Trennung verges- würde Die Be denen K auch we um älte die Die sie ein» münde ob wohl Stadt o Bei gut, in der Ab. große f Mauern Fleckche, Sehnsüi über da hinter ! süchtig niederkc 1 aumes wohl flö sie über die grün Hervorst Lied sa> und wo und jun schrak h stand ur bitten, c „W, nicht?" unruhig sie schon reden, a! Dar leidig ai Wichtige Lüders ist der st drin ge» und nu, Klär Lüders was hat „Pa des Herr oben, ab Sich atmete e töricht, < aus irge sie gehal nicht Au, nett zu einen hü für ihre ablegen, Sic zu b lange un an? Ab« war sie n des Allei ter dem „Her Herrn. Da» Aengstliä stehen, ih In d ten sie dene ki teln? Geschick Mittels und La Kevorr schlich, fen nich welches Schwie beichte te, an ist zur stes. 8 len, ve: keil der heit, v« beichte schäft verdam ter, ab, gefühle stand a! bote m ihn noä ten (un gen) de die Se« erzog, che Bei jeden D mündig vollend« sen und aufheben, um den Preis der wieder herge stellten geistlichen Allgewalt! Endlich sei auch des Wunders nicht gedacht, daß der neuzeitliche Tetzel zu Trier trotz der er littenen entschiedenen Niederlage noch den Muth hat, ein jährliches Fest zur „Verehrung des heiligen Rocks, der heiligen Nägel und der heiligen Lanze" zu ver- anstalten. Diese Liebhaberei des „Besiegten, der auf der Flucht ein Siegeslied anstimmt", ist harmlos und unschädlich: es ist ein Gemisch von Verzweiflung und Hoffnung: Verzweiflung über die Vereitlung so stolzer Entwürfe, Hoffnung auf das gewohnte Zurückgehen in das alte Gleis und alsdann zu erringende neue Erfolge. Das wahre Wunder, welches der Rock zu Trier gewirkt, ist, daß er endlich auch die verblendetsten Gei ster aufgescheucht aus der Ruhe oes Nichtsthuns, daß er auch den Befangensten den Schleier gerissen vom ge trübten Auge und dem schlichten Worte der Wahrheit einen jubelnden Einzug bereitet hat in Millionen Hec- zen, daß er ven Bann gelöst, in welchem Rom uns ge fesselt hielt, und mit der Fackel der Vernunft uns die Bahn beleuchtet hat, die wir zu wandeln haben, wenn wir die Finsterniß besiegen wollen auf ewig, in welche man uns versenken wollte. Soll die schöne Erhebung, welche alle denkenden Katholiken des Vaterlandes be seelt, spnrlos verschwinden, wie so manche frühere An regung? Wollen wir den Finsterlingen Zeit gönnen, die Schwachen unter uns aufs Neue in Fessel» zu schla gen? Glaubensgenossen! Die angeordnete festliche Er- innerung an die große Rockfahrt, die „Verehrung" der heiligen Nägel und der heiligen Lanze zeigen uns deut lich, was man sinnt! Es giebt nur ein Mittel, das Joch abzuwerfen, welches jetzt nur noch locker auf unserm Nacken liegt; es heißt: „Trennung von Rom! Auf hebung der Ohrenbeichte und des Cölibats (der Ehelosig keit der Priester)! Eine delttschkatholische Kirche! Glaubt nicht der Lüge, daß wir die heiligen Lehr sätze unseres Glaubens angreifen und vernichten wol len, welche die Finsterlinge verbreiten m ihren knech tischen Organen; wir sind Katholiken und wollen es bleiben; wir wollen nur endlich aus unserer Kirche entfernen, was der gesunden Vernunft und der Natur, der Würde und Ehre des Menschen, der Wissenschaft und unsern Glaubenslehren, unsern Pflichten als Men schen und Christen gegen uns selbst, wie gegen unsere Mitmenschen, unsere Fürsten und unser Vaterland gleichmäßig widerstreitet. Solcher Art aber ist die Oberherrschaft Roms, solcher Art ist die Ohrenbeichtq und die Ehelosigkeit unserer Priester. Denn die Oberherrschaft Roms über unsere Kir che ist keineswegs eine göttliche Einsetzung, wie es die Römlinge uns lügnerisch lehren und lehren müssen: sie ist vielmehr eine Anmaßung unbändigen Ehrgeizes und unmäßiger Herrschsucht. Ueber drei Jahrhunderte nach Ausbreitung des Christenthums erst enrstand die Macht des römischen Bischofs: durch List und Ränke ward sie begründet, durch Betrug, Falschheit und Gewaltthat wurde sie befestigt und durch Blut und Verbrechen aller Art erhalten und ausgebreitet. Erst im siebenten Jahr hundert unter Gregor, dem sogenannten „Großen", wnr- de sic in weitern Kreisen anerkannt; 710 küßte der schwache Kaiser Justinian II. zum ersten Mal die Füße des Papstes Constantin II.: Karl der Große hatte die Schwäche, sich voin Papste zum Kaiser weihen zu lassen und reiche Gaben dafür zu bewilligen. Von diesem Au genblick an stieg die Macht der Päpste, aber auch der Widerspruch gegen dieselbe, und unsere griechisch-ka tholischen Glaubensgenossen z. B unterwarfen sich ihr nie. Und wie weit sich die Herrschbegier der Päpste ver- stieg, davon giebt neben tausend andern Beispielen der Kaiser Heinrich IV., der barfuß und im Büßerhemde auf dem Hofe zu Canossa stand, während der übermüthige Gregor VII. hohnlachend aus dem Fenster auf ihn herab blickte, einen Fürsten und Völker abschreckenden Beweis. Auch die Ohrenbeichte ist eine Einrichtung der Päp ste; die ersten Christen kannten sie nicht. Im 3. und 4. Jahrhundert erst kommt die Beichte einzeln vor, indem die Sünder entweder öffentlich vor der Gemeinde, oder heimlich dem Priester bekannten und öffentlich abbüßten. Im 5. und 6. Jahrhundert wurde die Ohrenbeichte mehr und mehr zur Gewohnheit, aber erst der für die Aus breitung der päpstlichen Macht äußerst thätige Jnno- cenz III. erhob sie zum Kirchengebot, und 1216 bestätig te das Concilium zu Rom eben jo wie später das Cvn- cilium zu Trient seine tyrannische Einführung. Aber viel Blut mußte fließen, viel Menschecheben mußten ge opfert, viele Widerstrebende mußten vernichtet werden, ehe die Christenheit sich der fürchterlichen Einrichtung fügte. Endlich ist die Ehelosigkeit unserer Priester nicht von Gott, sondern ebenfalls durch die Herrschsucht der Päpste eingesetzt. Bis zu 314 heiratheten unsere Prie ster, wie es ihnen gefiel; dann wurde festgesetzt, daß der Priester als solcher nicht mehr heirathen solle, je doch die vor der Weihe eingegangene Ehe sortjetzen kön ne. So blieb es bis ins 11. Jahrhundert uno so ist es noch heute in der griechisch-katholischen Kirche. Erst 1074 gebot Gregor VII. die Ehelosigkeit der Priester; die Geistlichkeit selbst aber widersetzte sich, nannte sein Ge setz „wahnsinnig, unchristlich, ketzerisch, naturwidrig und tyrannrsch" und fügte sich nicht. Mehrere Concilien be stätigten zwar das grausame Gebot; aber zugleich wurde das Loneubinat eingeführt uno zwar zum Teil gesetz lich gestattet, zum Teil geduldet. Die katholische Geist lichkeit wurde damit ein Pfuhl der Lüste, der Unzucht und des öffentlichen Aergernisses und blieb cs bis zur Re formation. Diese Andeutungen, welche mit unzweifelhaften Be weisen aus der Geschichte uno Wissenschaft unterstützt werden können, zeigen, daß CHristus niemals an divse drei fürchterlichen Erfindungen Roms gedgcht hat, daß sie Geburten päpstlicher Willkühr und Anmaßunq. sjnd> die jedes andern Rechtsbodens entbehren. Wä ren aber auch diese Einrichtungen unzweifelhaft ge setzlich. nicht blose Ausflüsse tyrannischer Gewalt, müß-