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OeMche und sächsische Nachrichten. — E i b e n st o ck. 29. Niai. Die Sammlung für eine deutsche Luftflotte hat in unserer Stadt bislang 1174 Mark 46 Pfg. ergeben. Die Sammlung der Stadt belief sich auf 720 Mark KO Pfg. und die Sammlung des .Anus- und AnzeigeblatteS' auf 453 Mark 96 Pfa. Während die Stadt ihren gesammelten Betrag bereits an die Filiale der Sächsischen Bank zu Annaberg abgeführt hat, nimmt unsere Geschäftsstelle bis auf Weiteres nach Gaben entgegen. — Eibenstock, 29. Mai. Blättermeldungen zufolge soll die Automobilverbindung Reichenbach—Eibenstock—Jo hanngeorgenstadt durch eine Gesellschaft, an deren Spitze die Länderbank steht, über die bekannte .Dreckschänke" nach Platten und Goltesgab Fortsetzung erhalten. — Sosa, 26. Mai. Der hiesige Gememderat hat die Handelskammer Plauen ersucht, bei der Generaldirektion der Sächsischen StaatSbahnen die Anschließung deS Bahnhofs Blauenthal an das Fernsprechnetz zu befürworten. Daraufyin hat die Generaldirektion ent schieden, daß erneut erwogen werden soll, ob die Verkehrs und Ortsverhältnisse der Station Blauenthal einen solchen Anschluß angezeigt erscheinen lassen. Dresden, 27. Mai. Der österreichisch un garische Minister des Aeußeren Graf Berchtold tras gestern mittag halb 1 Uhr, von Berlin kom mend, aufdemHauptbahnhofeinZvoer von dem Personal der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft mit dem k. k. Gesandten Grafen von Forgach und dem Le gationsrat Freiherr» von Franz an der Spitze, so wie von dem Geh. Legationsrat Kammerherrn von Stieglitz als Vertreter des Ministeriums des Auswär tigen, sowie dem österreichischen Generalkonsul von Klemperer begrüßt wurde. Graf Berchtold begab sich dann in Begleitung des Gesandten Grafen von Forgach nach dem Hotel Europäischer Hof, um dort Wohnung zu nehmen. Hier wurde der hohe Gast von Herrn Ge neraldirektor Sendig begrüßt. Kurze Zeit darauf stat tete Graf Berchtold Herrn Staatsminister Grafen Vitz thum von Eckstädt im Ministerholel an der SeMraße einen Besuch ab, um sich dann nach der österreichisch-un garischen Gesandtschaft zu hegeben, wo das Frühstück eingenommen wurde, an dem u. a. auch Staatsmini- ster Graf Vitzthum von Eckstädt and Geh. Legations rat von Stieglitz teilnahmen. Im Anschluß hieran empfing Graf Berchtold mehrere Angehörige der öster reichischen Aristokratie soivie Vertretungen der hich' bestehenden österreichischen Vereine. Daran schloß sich ein Automobilausflug nach Moritzburg. Abends 6 Uhr 45 Min. empfing Se. Majestät der König den Gra fen Berchtold in feierlicher Audienz im Nesidenz- schlosse. Der Audienz wohnten auch Graf von Forgach und Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt bei. Se. Majestät der König unterhielt sich längere Zeit mit dem Minister Grafen Berchtold und überreichte ihm persönlich den H a u s o r d e n de r R aut e n kr o n e. An die Audienz schloß sich eine Galataf el im Residenz- jchlosse, an der u. a. auch der Kronprinz teilnahm. Ge- stern abend 10 Uhr 53 Min. reiste Graf Berchtold nach Wien ab. Die Mitglieder der österreichisch-ungari scheu Gesandtschaft hatten sich zur Verabschiedung auf dem Hauptbahnhofe eingefunsen. Graf Berchtold hat sich hochbefriedigt über seinen Dresdner Aufent halt geäußert, insbesondere war er entzückt über die Leutseligkeit Sr. Majestät des Königs und über die liebenswürdige Aufnahme durch die Vertreter d«r jäch fischen Staatsregierung. — Dresden, 28. Mai. Finanzminister von Seydewitz feierte am vergangenen Sonnabend mit seiner Gemahlin geb. Rer, das Fest der silbernen Hochzeit. — Dresden, 27. Mai. Am Sonnabend abend halb 10 Uhr wurde m einer Bäckerei auf der Annen- straße die Verkäuferin von eine.» jungen Mannes im Alter von 25 Jahren überfallen. Auf die Hilfe rufe des Mädchens eilten Leute herbei, denen chr den Laden verlassende junge Mann mitreilte, daß das Mäd chen umgefallen sei und er den Krankenwagen holen wolle. Die Leute schöpften Verdacht und verfolgten den Täter, der jedoch in dem dichten Menschengewühl auf dem Postplatze entkam. — Dresden, 28. Mai. Prof. Freiherr v. Wag ner, der sich als Schriftsteller Johannes Renatus nannte, ist in Blasewitz gestorben. Von Haus aus Wasser bau-Ingenieur schrieb er besonders Reisebilder und Erzäh lungen. — Leipzig, 27. Mai. Nachdem vor kurzem unter zahlreich« Beteiligung aller Bevölkerungsschichten der Schluß stein zum Leipziger Völkerschlachtdenkmal gelegt worden ist, gehen je?: Arbeiten am inneren Ausbau, an den Gar tenanlagen imo die Niederlegung des Gerüstes rasch ihrer Vollendung M7g^:en. Die Krone des Denkmals ist bereits von Gerüsten n»n;»!egl. In den Kuppelräumen und den Museumsziir.mern -nü nur noch kleinere,bildhauerische Arbei ten auszuführen. T.« 12000 Quadratmeter große Denk- malSteich wird ssmn.ich^r gefüllt werden. — Leipzig 2k Mai. Aus einem „Entrüstungsruf' der Gazeta LipSka gehr h>«vor, daß der Leipziger katholische Pfarrer Hottenrott am Lnvwag vor Pfingsten gezwungen war, die'Polizei in Kirche anzurufen, um zwei polnische Vereine, die ohne Zustimmung nationale Fah nen hineingetragen hatten, zur Erlernung derselben zu zwin gen. — Auf Veranlassung des SHr^ckeuerS des oben genann ten Polenblatte-, Brejski, ist in Lswpq am selben Sonntage noch ein neuer Polenverein ins Leben g-rreten, und zwar ein Gesangverein, der den Namen „Bard-LlsSt' iührt. — Borna b. Leipzig, 26. Mai. Wc« gemeldet, wurde dieser Tage derSchachlmeister Wilh. Danz am We ge von Großzöfsen nach Witznitz schwer verletzt au'grfunden. Danz wurde nach dem Leipziger Krankenhaus gebracht, wo er bald seinen Verletzungen erlag. Es wurde zunLHst anae- nommen, daß Danz überfallen und beraubt worden sei. Wie jedoch jetzt dem .Bornaer Tageblatt' gemeldet wird, hat di« gerichtsärztliche Obduktion sowie die Untersuchung ergeben, daß sich der ursprüngliche Verdacht eines Raubmor des nicht aufrecht erhalten läßt. Danz hatte einen komplizierten Schädelbruch, einen rechtsseitigen Schlüs- frlbeinbruch sowie Rippenbrüche erlitten, und zwar zweifels ohne dadurch, daß er mit seinem Fahrrade in den Straßen graben geriet und stürzte. Als er dann besinnungslos da lag, haben im Laufe der Nacht noch nicht ermittelte Personen dem Unglücklichen, statt ihm Hilf« zu bringen, das Portemon naie mit 25 Mark Inhalt und Uhr wie Kette geraubt. An naberg, 23. Mai Der interimistische« obererzgebirgischc AutomobNverkehr hat am Sonnabend mit einer Probefahrt getvissermaßen sei nen Anfang genommen, an der sich die Vertreter der Krcishauptmannschaft Chemnitz, sowie Herr Stadtrat Dr. Merkel, als Vertreter der Stadt Annaverg, be teiligten. Nachmittags gegen halb 2 Uhr trafen zwei große Autoomnibusse, die nur aushilfsweise zur Ver fügung gestellt werden, auf unserem Marktplatze ein. Die Geschwindigkeit, mit der sie von Geyer nach Anna berg fuhren, hat die Erchartunge» übertroffen, denn die Wagen liefen hier schon nach S7 Miiutten ein. Die Weiterfahrt nach Oberwiesenthal verlief in vor geschriebener Weise. Die Hoffnung, die man in diese Verbindung gesetzt hat, wird sich somit, wie es schon aus dieser Probefahrt hervorgeht, gewiß er füllen. — Johanngeorgenstadt, 26. Mai. Bei dem vom hiesigen vaterländischen Verein veranstalteten Kommers aus Anlaß des Geburtstages des Königs machte der Leiter der Veranstaltung, Hr. Bürgermeister Rosenfeld, die Mittei lung, daß Se. Majestät der König der Stadt Johann georgenstadt einen Besuch ab statten werde. - Plauen, 25. Mai. Der böhmische Steinbruch arbeiter Jedlicka im benachbarten Theuma versuch - t e heute früh seine 5 Kinder durch Erhängen umzubringen. Es gelang, die Kinder noch recht zeitig aus den Schlingen zu befreien. Der Täter flüch tete, «wurde aber festgenommen — Plauen, 28. Mai. Ein schwere- Auto mobilunglück ereignete sich gestern abend in der Nähe von Oberpirk. Zwei Automobile hiesiger Fabrikanten, die von Mühltroff kamen, gerieten, als das eine da- andere auf der ziemlich steilen und abschüssigen Straße bei Oberpirk überholen wollte, aneinander. Beide Automobile wurden in die Straßenbölchung geschleudert. Während das eine weniger beschädigt wurde, überschlug sich das andere, welche- dem Fabrikanten Kempf gehörte. Die 5 Insassen wurden herauSgeschleudert und schwer verletzt. Der Sohn des Fabri kanten ist seinen Verletzungen bereit- erlegen. — Ruppertsgrün, 28. Mai. Die kürzlich in Philadelphia verhaftete Marie Purtz, die des Mor des an dem Gastwirt Karl Ungethüm beschuldigt wird, wurde, einer Meldung aus Newyork zufolge, auf dem deutschen Frachtdampfer „Excelsior" durch Beamte des Pinkertoninstituts und durch deutsche Detektivs abge schickt, nachdem die Auslieferung bewilligt worden war. Die Einschiffung begegnete enormen Schwie rigkeiten, weil kein Boot in Newyork das Mädchen auf das Schiff bringen wollte, wo sie allein den Detek tivs und den 48 Mann Besatzung überlassen ist Der deutsche Konsul Mudra charterte schließlich den Schlep per „Ashbridge". Hierauf brachte» zahlreiche Krauen, darunter die Führerinnen der Suffragettenbewegunz, einen geharnischten Protest bei dem Staatssekretariat in Washington ein gegen die Versendung eines eii,sa- men Mädchens in solcher unerhört gefährlichen Situa tion, obwohl die Gefangene flehentlich gebeten hatte, auf einem Passagierdampfer befördert zu werden, wo auch andere Frauen wären. Die Suffragetten verlan gen die Entsendung eines amerikanischen Kreuzers, d-r den „Excelsior" einholen und die Gefangene zwecks an ständiger Ueberführung zurückbringen soll. — Vogelsgrün, 28. Mai. Gestern abend war hier, vermutlich durch böswillige Brandstiftung, das Anwesen de- StickmaschinenbesttzerS Herrn Rich. Dunger in Brand ge raten. Die Feuerwehren von Schnarrtanne, Vogelsgrün und Brunn erschienen bald an der Brandstätte, doch brannte daS aus Wohnhaus mit Anbau und Scheune bestehende Anwe sen vollständig nieder — Wilden au, 26. Mai Gestern nacht in der 2. Stunde «wurden die Bewohner unseres Ortes ourch Feuerlärm aus dem Schlafe goweckt. Es brannte der Trockenraum der Wildeinau^r Prcßspan- fabrik vollständig nieder Dem tatkräftigem Eingreifen der Wehren ist es zu danken, daß die Nachbargrundstücke verschont blieben. Die Entstehungs ursache des Brandes ist noch unbekannt. — Ierisau, 25. Mai. Am Mittwoch ist in der Zie gelei hier beim Abgraben von Lehm eine Holzkiste mit zu Tage gefördert worden, die eine größere Anzahl menschli cher Knochen enthielt. Es wird vermutet, daß die Ge beine von dem Wirtschaftsgehilfen Martin aus WeidenSdorf herrühren, der sich in den fünfziger Jahren in der Nähe der Auffindungsstelle, die damals noch mit Wald bewachsen war, entleibt hat und seinerzeit an Ort und Stelle vergraben wor den ist. Die Gebeine wurden in polizeilichen Gewahrsam ge nommen. — Bei der Handelskammer Plauen liegt eine Liste von Käufern deutscher Waren aus erster Hand und anderen Adressen im Konsulatsbezirk St. LouiS, Missiouri aus. Interessenten können in diese Liste während der üb lichen Bureaustunden Einsicht nehmen. Gi»gesa»d1. Die Steine rede». Seit Jahren arbeiten viele Hunderte, von fleißi gen Händen daran, in Leipzigs kampfreicher Ebene einen imposanten steinernen Bau aufzuführen, einen Bau, der das deutsche Volk auf Jahrhunderte hinaus an die große Zeit erinnern soll, hie seine Vorfahre«« 1813 erleben durften. Aber — dieser wuchtige Bau erinnert uns noch an mehr als an Blut und Eisen, an mehr auch als an die bloße Tatsache der Niederzwingung des sieg? gewohnten Korsen, erinnert uns an die inneren Kräfte, denen unser Volk diesen Aufstieg aus den Nie derungen der Fremdherrschaft zur Höhe der na tionalen Selbstbestimmung verdankt. Es war das der Geist des Selbstbewußtseins und des Selbstver trauens, der Geist der Freiheit und der alle einigende Geist der religiösen Toleranz. Das Heldentum jener Tage gründet sich auf die Einig, keit im Geiste, die, aus der Not oer Zeit geboren, nicht durch die Gegensätze von Rang und Vermögen, na. mentlich aber auch nicht durch den Gegensatz der Kon- fessioncn zerrissen werden konnte. Es ist kein Zufall, daß gerade damals der Gedanke der einheitlichen, auf der allgemeinen Volksschule aufgbauten Nationalerziehung begeisterte Vertreter fand und auch bereits in Vorschlägen für die Gesetzgebung zum Ausdruck kam. , Es ist kein Zufall, daß gerade damals das Trennen de der Konfessionen zurückgedrängt, der höheren Idee der allgemeinen Nationalerziehung untergeordnet wur- de. Es ist kein Zufall endlich, daß Preußens Kö- nig Friedrich Wilhelm III. damals erklären konnte: „Ich selbst achte die Religion, folge gern ihren beglük- kenden Vorstellungen und möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte. Aber ich weiß auch, daß sie die Sache des Herzens, des Ge fühls und der eigenen Ueberzeugung sein und bleiben muß und nicht durch methodischen Zwang zu eiuem gedankenlosen Plapperwert herab gewürdiA werden darf, wenn sic Tugend und Rechtschaffenheit fördern soll. Vernunft und Philosophie müssen ihre unzertrennlichen Begleiter sein, dann wird sie durch sich selbst bestehen, ohne der Autorität derer zu bedürfen, die sich anmaßen wollen, künftigen Jahr hunderten aufzudrängen und den Nachkommen vorzu schreiben, was sie zu jeder Zeit glauben sollen." Eine deutsche, wahrhaft nationale Er- ziehung mit dem Ziele: ein Volk, ein Gott, das war damals oberster Grundsatz für die Gestaltung der Bollserzlechung. Sollte das nicht ein Ziel sein, geeignet alle um sich zu scharen, die es ernst und gut meinen mit unse rem Volke und seiner Jugend? Dis neue Volks- schulgesetz «wird ruf dem gleichen Grunde der Vorurteilslosigkeit und des Vertrau ens auf die gesunde Kraft unseres Volkes aufgebaut sein müssen, wenn der Geist in unserem Volke le bendig «werden und lebendig bleiben soll, für den daS mächtige Denkmal auf den Schlachtfeldern bei Leip zig mit seiner steinerlren Wucht so eindringlich zeugt. diesem das niä Adresja und sick Du tendster radc in Uebelstr lesern Beacht» Wo« .Nc daß Sie habe», daß di« sicherlich .G> aber soll nicht Pa dem Sc mehr tu» Die Folterqu .Ar Nachricht «S für i Ihnen a scheinlich ihre Ber Verbrech meiner ( J-tz machte daß ich Bm ,Si nicht ken kann, dl suchte," lagernde .Gl Sie wer in der B ihm, wie .Da Kulick«,' .Gehen < Sie unse sollten — etwas — führlich Stunden diesem K also woh diellricht Er l ES Morgen wartend Während Wache g, Die hatte das Nachtzeit in daS H erkannt, al- er N Beri lasse», al .Ge .Herr Bi schickt, ui bei der b In rajchende zahlt uni Beri dm Fing Er hatte vermutet, .Al Wo! nach gell ihn nun Er empf danken l Zeit Hai abgestum Bernardi hatte nie! dem Gei das Lebl Er ein End «leichter Zigarette .M Ihren T jungen i ick kann geschlagei kn mein tut UNS Tag mn Wo bi- sein« nicht dar öffnete > Wintern, Stirn u Unk zum flio Der die Tür »Er die Offei zahlen. - Strich d Hin fachmännisches Urteil üver das Zeitungswesen. Der ehemalige Leiter der Kölnischen Volkszeitung, Dr. H. Cardauns, hat die Muße seines Ruhestandes benutzt, seine Erinnerungen in einem Buche aufzuzeich- nen, das „Aus dem Leben eines deutschen Redakteurs" heißen und im Verlage des erwähnten Blattes (I. P Bachem in Köln) erscheinen wird. Daß dieses Wett eine Fülle hochwichtiger Beiträge zur Tagesgeschichte der letzten Zeiten bieten wird, ist gewiß. Wer wie Car- dauns jahrzehntelang das Hauptblatt einer politischen Partei geleitet hat, weiß aus der Zeitgeschichte auch über mancherlei Dinge etwas zu sagen, was sein Laien ohr und -äuge neu erscheinen wird. Aber über das po litische Interesse hinaus wird das Buch wohl bei jedem, der eine Zeitung liest (und wer tut das nicht?), eine besondere Aufmerksamkeit finde», weil es über den Zei tungsbetrieb vieles sagt, was längst hätte gesagt wer den müssen. Die Herstellung einer Zeitung ist ja wohl der Betrieb, der dem Auge der Öffentlichkeit jo un bekannt ist wie höchstens nur noch oer Bergwerksbetrieb. Von dem letzteren unterscheidet er sich aber sehr wesentlich dadurch, daß jeder über ihn große Worte zu führen sich berechtigt hält, und das Führen großer Worte in der lei Fällen ist gleichbedeutend mit Besserwisserei. Da zu schreibt nun Cardauns: „Und hier möchte ich eine Lanze für meine jour nalistischen Kollegen brechen. Die Zeitungslesec, auch der freundlich gesinnte Teil derselben, haben nur zu ost keinen Begriff, wie die Zeitung zustande kommt und unter welchen erschwerenden Umständen ein vielbeschäf tigter Redakteur arbeiten muß. Sie lese« beim Früh stück, bei der Siesta oder abends in ihrer freien Zeit „das Blatt", finden in der politisch stillen Zeit den In halt mager, viel fremdes Eigentum, und stellen vielleicht Betrachtungen an, es müsse der Redaktion Mühe ge kostet haben, „das Blatt voll zu bekommen". Sie sehen eben nur das fertige Produkt: von der toten Arbeit, von der Masse des Materials, das gelesen und gesich tet werden muß, großenteils aber nicht benutzt werden kann, von dem umfangreichen Briefwechsel mit den re gelmäßigen und gelegentlichen Mitarbeitern, von den mündlichen Verhandlungen, nicht selten mit Leute«, die nichts Vernünftiges zu melden haben, von den Mühe« des Umarbeitens, Verbesserns, Streichens, Zusetzens, des Nachschlagens bei unklaren oder bedenklichen Stel len, nicht zu vergessen des leidigen Korrigierens, wissen sie gewöhnlich nichts und sind dann gezeigt, für jeden Irrtum, jede Entgleisung im Ausdruck, ja für jeden Druckfehler den bequemen, unaufmerksamen Redakteur verantwortlich zu machen. Nun gibt es gewiß beque me und unaufmerksame Redakteure — Mangel an Fleiß und Aufpassen soll auch in anderen Berufen Vorkom men —, aber bis zum Beweis des Gegenteils sollte man doch annehmen, daß „der Mann, der die Zeitung schreibt," ein gewisses, vernünftigerweise zu verlangen des Mndestmaß von Intelligenz, Umsicht, Pslichtbe- wußtsein und Fleiß besitzt und für die Mängel seinerLei- stuugen Entschuldigungen geltend machen kann, die tn manchen anderen Berufen nicht Platz greife«: de« lei digen Zwang, aus die Minuten zu arbeiten, die Un möglichkeit langen Ueberlogens, die ewigen Störungen durch neues Material, Boten, Telephonanrufe, Besu che usw., und ganz besonders die bare Unmöglichkeit, all die Gebiete zu beherrsche«, über die er nun einmal schreiben muß und deren Vernachlässigung, das Publi kum ihm mit Recht bitter verübeln würde. Jeder Le ser, der „sein Blatt" mit Zuschriften beehrt, sollte sich als gelegentlicher Mitarbeiter betrachten und schon aus