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gclung der Errichtung von Automobil L i n i c n für Personen und Güterbesörvcrung im Königreich Sachsen durch den Staal aus und beschloß, einen dahingehen den Antrag an Negierung und Landtag zu richten. Mittweida, lO. Mai. Wie jetzt bekannt wird, hat auch ein ehemaliger Absolvent des hicsi gen Technikums, Ingenieur Normann, beim Un teraang der „Titanic" den Tod in den Fluten gesunden. — RegiS bei Borna, 11. Mai. Gestern abend in der 11. Stunde drangen zwei Männer durch ein offenes Fenster in die Wohnung deS Gutsbesitzer» Lämmler ein, überfielen den auf dem Sofa liegenden Lämmler, würgten ihn und forderten unter Todesdroh ungen die sofortige Herausgabe seiner ganzen Barschaft. In seiner Angst gab Lämmler seine Geldbörse mit 36 Mark In halt heraus. Die Eindringlinge, damit nicht zufrieden, durch stöberten alle Behältnisse der Wohnung. Erst auf die Hilfe rufe der Bewohner des Hauses ergriffen die Männer die Flucht und entkamen. Al» Täter kommen zwei Männer in Betracht, die noch an demselben Abend nach Leipzig gefahren sein sollen. Die Gendarmerie hat die Verfolgung ausgenom men. Geyer, ft. Mai. Zu ernster Beratung und fro her Feier fanden sich am Sonntag, den 5. Mai hier in großer Zahl die ehemaligen Schüler der 1. Ge meinde- und Priv at-Bcam tenj chule ein. Hauptversammlung und Weihe der von ihnen ge stifteten Schrüfahne ivar Gruno genug dazu. Ein von oen 3 Oberklassen der Schule vorzüglich ausgeführter Fockclrcigcn mit anschließendem Fackelzug führten bis Festtage ein. Nach dem Fackelzug sand im Saale des Ratskellers ein Kommers statt. Bei sehr starker Be teiligung konnte Sonntag vormittag der Berbandsvor- sitzeüde Herr Aug. Meyer-Plauen die 8. Hauptversamm lung eröffnen. Nach Kenntnisnahme v m de« üblichen Berichten hielt der Ehemalige Herr K. Fröhlich Plauen einen Vortrag über „die Beamtcnschulen". Hieran an schließend beauftragte die Versammlung den Gesamt- vorstand, Schritte zu unternehmen, daß die Bereinig ung ehemaliger Nerchauer Beamtenschüler und der Ber band ehemaliger Geyer'scher Beamtenschüler sich zur besseren Förderung der Interessen und Erreichung oer gesteckten Ziele zusammenschließen und zufammrnarbei ten Die Versammlung erhielt dann Kenntnis vom Stande der Sache wegen Erteilung des Einjährig-Frei- willigenzeuguisses an die abgehenden Schüler und mit dem damit verbundenen Ausbau der Schule. Man be schloß, mit allen Kräften dieses Ziel in Verbindung mit der Schulbehörde zu erreichen zu suchen Nachdem noch einige Angelegenheiten des Verbandes erledigt werden waren, erreichte die Hauptversammlung init der Wahl der Stadt Chemnitz als nächsten Bersamm luugsort ihr Ende. Nun war auch die Zeit Ser Fahnenweihe gekommen und ein stattlicher Festzug, an dem außer den jetzigen Schülern alle anwesenden Ehe maligen, das Lehrerkollegium, die Stadtvcrtretung und fust alle Vereine von Geyer teilnahmen, setzte sich nach mittag 3 Uhr nach dem Weiheplatz in Bewegung. Nach Begrüßung der Fest Versammlung durch den Herrn Vor sitzenden der Gcyer'schen Bereinigung hielt Herr Beanrtenschuldirektor Apelt die Weiherede. Au Ge schenken wurden dargebracht: 2 Kahnenschleife», ein silberner Ring und 37 Fahnenuägel. Auch die Bereinigung der Ehemaligen in Eibenstock überreichte ei n en silb e r n en Fa h n e u n a g e l. Plauen, ll. Mai. Bei Oberlosa wurde der Fabrikarbeiter Adler von einer» Automobil überfahren und schwer verletzt- Er starb auf dein Transport nach dem Kranlenhausc. — Poftpaketdienst nach England über Kaldenkirchen — V lis singen. Die Versender von Paketen nach Großbritannien und Irland werden darauf aufmerksam gemacht, daß es sich ganz besonders empfiehlt, Pakete, die vor Pfingsten ihre Bestimmung erreichen sollen, so früh aufzuliefern, daß die Ablieferung an die Adressaten noch vor Freitag, den 24. Mai er. erfolgen kann, da die ineisten Firmen in der City von London an diesem Tage schon mittags schließen und erfahrungsgemäß bis Dienstag nach den Pfingstfeierragen den 28. Mai geschlossen halten. Aber selbst am Dienstag findet bei fast allen Engros-Häu- sern Londons ein früher GeschäftSschluß statt, sodaß eine große Anzahl von Paketen vor Mittwoch, den 29. Mai nicht zur Ablieferung kommen kann. Eine Zustellung ist daher bei den meisten englischen Warenhäusern in der Zwischen zeit von Freitag vor Pfingsten bis Dienstag bezw. Mittwoch nach Pfingsten nicht zu bewerkstelligen. Deutscher Reichstag. 60. Sitzung vom 11. Mai. Ern Zeichen der Zeit war es, als heute im Reichs tage ein Fortschrittler, Herr Müller Meiningen, seine Genugtuung über die schnelle Erledigung der Hee resvorlage zum Ausdruck brachte. Dann aber brachte der Redner allerlei Beschwerden vor, den Fall Kraatz, Bevorzugung des Adels in der Armee, und forderte schließlich eine Reform der Ehrengerichtsordnung, so wie erhöhte körperliche Ausbildung der Jugend. Die Kriegervereinsfrage brachte der nationalliberale Abge ordnete Held aufs Tapet, da verschiedentlich natio nalliberale Abgeordnete wegen ihrer Stellungnahme bei der Präsidenteufrage im Kriegervercin gemaßre gelt worden find. Weiter sprach sich der Redner für einmalige freie Urlaubsreife der Soldaten aus. Die Kriegervereine nahm Herr Kröcher in Schutz, uuo billigte deren Verhalten. Oer Genosse Schöps lin brachte den großen UnfallsächsischerUlanenbei Pirna zur Sprache, was späterhin den sächsischen Militärbcvollmächtigtenzu einer Antwort ver anlaßte, in der hcrvorgehobeu wurde, daß die Mili tärbehörden keine Schuld träfe. Der Kriegsminister ging auf die Kriegervercinsscage nicht ein, da sie nicht zu seinem Ressort gehöre. Aus die mehrfach von oer Linken erhobenen Borwürfe beteuerte Herr v. Heeri n- geu, daß bei der Beförderung nur die Tüchtigkeit ent scheide. Herr Gothein schnitt aber erneut die Frage ber jüdischen Reserveoffiziere an, mit dem Erfolge, daß der Kriegsminister antwortete, daß konfessionelle Mo mente in der Armee keine Rolle spielten Auch der Fall Kraatz war wiederum mehrmals in die Erörterung ge zogen worden, insbesondere durch den liberalen Pfarrer Heyn, der seinen Amtsbruder und Gesinnungsgenos sen warn» verteidigte Der Kriegsminister war anderer Ans'cht. Das Gehalt des Ministers wurde schließlich bewilligt, und man trat in die Einzeldebatte ein, wo bei eine große Reihe von Rednern allerlei auf dem Herzen hatte. In erster Linie befaßte man sich mit der Koukuwrenz, die die Militärmusiker ihren Zivilkollegcn machen. Kriegsminister v. Heeringcu erklärt, daß die Militärbehörde da einschreite, wo Militürka pellen den Zivilmufikern unbillige Konkurrenz machen. Nachdem der Abg Chrysant (Ztr.) einige Resolu tionen aus Berücksichtigung der Handwerker nnd Ge nossenschaften, Heimarbcitervrganisation usw. begrün det hatte, vertagte sich das Haus aus Montag. Dit Seele des Stuhls. Wie erklärt mail uns, daß ein so maustoter Leich »am, wie es ein ordinärer Stuhl trotz seiner vier Beine ist, noch eine unsägliche eigentlich ganz unge- hörige Individualität hat, daß es zur gauz yohen Kunst (ja, einer Kunst, nicht einmal zum Kunsthauowerk- ge hört, einen einwandfreien Stuhl zu ballen? Kann es - scheinbar eine leichtere Schreinerlehrlingsar bei: geben, als vier Hölzer zu nehmen und ein Brett darauf zu nageln. Und zum Neberfluß noch zwei Kreuz oder Querstangen als Lehne anzuheften? Ein Holz bein ist ein Holzbein und ein Brett, iin Leim oder in den Nägeln liegt das Geheimnis auch urchl (so sehen mir diese Ingredienzien nicht aus, als ob sic geheime See len hätten) — warum also in aller Welt müssen wir neun Zehntel unseres Lebens auf Stühlen sitzen, die nicht passen, die uns das Leber« von unten her verbit tern, unsern schöngeformten Körper in eine erbärm liche urrd erbarmungswürdige Douquixotengestalt um- knickcn, da wir doch längst nicht mehr von mittelal terlichen Marterstühlen reden? Warum durchstießt uns nur so selten ein herrliches Levänsgefühl, eine inni ge warme Frohheit der Seele, als deren Ursache m'r einen richtig sitzenden Stuhl ertappen? Mso, man sicht, es ist nickt so einfach, das mit den vier Beinen üuo cem Brett Gewiß, es gibt einwandfreie, korrekte Stühle, sie stehen untadelig da, ohne Hinlende Manieren und ohne die tückische Tendenz, uns vor,« runter zu werfen «Nit tels einer schiefen Fläche und drohend übergebeug ter Lehne, noch uns nach hinten zu ziehen, wie sie Jungfrau vom Meere oen Fischer, der halb sank und halb gezogen wurde. Gewiß — es gibt korrekte Stüh le. Aber nie wird man sich auf ihucn zu Hause und heimisch fühlen, nie oas Gefühl spüren, ich jitze oder gar ich ruhe. Ich kann es nicht sagen, warum. Es ist aber so. Den Versuch, sich anzulehncu, empfind^ die (wie ich glaubte zu diesem Zweck erfundene) Leh ne als unvornehme Annäherung und nimmt eine solch zimperlich steife Haltung an, daß es einen ordentlich au den Rücken schlägt wie eine Ohrfeige und man vor der strengen Gouvernante da hinten unwillkürlich eine vorsichtig geduckte Haltung aunimmt. Auch hat dec korrekte Stuhl niemals oie richtige Länge, und die Füße kriegen keinen Kontakt mit oen« Boden, oer dein ganzen Körper gleichsam oas Rückgrat gibt. Entwe der: man muß mit allen 10 Zehen sehnsüchtig nach nnten baumeln wie ungeouldige Babys oder: die Knie reichen bis zur Brust zu lang oder zu kurz, aber keinesfalls richtig. Dabei reoe ich nicht von Stuhl abnormitäten, von „Stilstühlen" und sonstige!» wu chcrnden Auswuchs. Manche stilisierten Gartenoänke., alte Familienstühle mir dicken Schnitzereien an der Leh ne und aus dem Sitzdoden, und SezessiouSmöbel (das sind Stühle vor sezessionistischcu Bildern) wisse» gar nicht, wie sie den Zweck, zn dein sie geboren scheinen, am besten verbergen. Es ist ihnen geradezu peinlich, daß jemand sie für Sitzgelegenheiten ansprechen könnte. Sie sind „Ding an sich". Ausstattungs- oder Ausstel lungsstücke, kein untergeordneter Benutzungsgegenstand. Drum verkleinern sie den Sitz nach Möglichkeit, bis er handbreit wurde und der frivole Sitzling sich an der Kante wund wetzt, oder auch sie vergrößern die horizon tale Fläcke solange, bis kein Mensch mehr an den Zweck denkt und man hat das Gefühl, am Rande eines Welt meeres zu sitzen, was ungemein bescheiden stinunt Mit einer hochmütigen Lehne besonders ist nicht auszukvm- men. Sic strebt gen Himmel und verlangt, daß man mit dem Körper eine Biereckkante bilden soll, einen genauen rechten Winkel, sonst stößt oer Hinterkops init ganzer Wucht an einen stark reliefartigen Löwenwappvnkopf. Oder s«e hört auf, ehe sic angefangen, wächst einen Bier telmeter und steht still. Die Folge ist, man schlagt bei unvorsichtig nachlässiger Haltung einen Purzelbaum nach hinten. Bon Klub und Polstersesseln sei nicht die Rede, nur von simplen Rohr- oder Kissenstühlen. Und doch wird da schon die Schwierigkeit offenbar, so einfache konkrete Dinge aus derber Materie einigermaßen gut zu ma chen In manchen „kirst cI»s8"-Restaucants findet man Souperstühle, die wie angegossen sitzen, bei denen man dauernd fühlt: ich sitze, ruhe aus, die Pflicht, jeden ein zelnen Muskel und Knochen in gespannter Stellung zu halten, nahm man mir ab, von allen Seiten bemühen sich unsichtbare Diener um meine Glieder, ich spüre von ihnen nichts mehr, sie sind verstaut und wohlbe wahrt, bis ich wieder ausstehe. Das Sitzen ist keine, Arbeit mehr, der Stuhl nimmt von uns die Schwere der körperlichen Spannung, wie das Wasser uns das Gewicht des Körpers nimmt In dem Augenblick, da wn uns nicdersetzen, schlüpft das körperliche Ich in die Lehne, den Sitz, in die Stuhlbeine, man fühlt sich mit einem Wort nicht mehr, was zuweilen einen oer größten Genüsse bedeutet. Wie bringt das ein solider Jdcalstuht fertig? Ich weiß eS auch nicht, 's ist sein Geheimnis Aeußerlich unterscheidet er sich wenig von seinen üblen Brüdern. Aber sowie ich mich niederlasse, packt er mich um die Taille und umschlingt sie, zieht die Schultern sanft zurück, unterstützt mich an den Knien so, das die Beine gerade auf den Boden reichen, und leistet den Oberschenkeln, die immer faul sind, keinen lockigen Widerstand. Er ist gerade so groß, daß ich ohne Wippen aufstehen kann und dann nicht wieder plötzlich und meuchlings einen Kantenjchlag in die Knie be^ komme, wie bei den korrekten Stühlen. Auch ist er in der Stabilität ausgewogen und fällt nicht hinten über, erhebt inan sich rasch So hat er noch tausend gute Eigenschaf ten. und seine beste ist die, daß man ihn gar nicht merkt, so lange man auf ihn sitzt. Bei seinen schlechten Kolle- gcn freilich kommt dann das Heimweh und die Erkcnnt- uis. Was wir also fordern? Denn io geht eine solche Episode doch stets aus. Nun, einen Dichter als Stuhlkünstlcr, einen Dichter der schmiegsamen Lillie. Wenn edle Stühle in jeder Hütte stehen,- dann wird die Lebens freude steigen wie der Nil im Frühjahr. KandetsprakMen aus der guten atten Zeit. Eil« Leser sendet der Frankfurter Zeitung einige No tizen, die er in einem alten Buche aufgestöbert hat, und die wohl auch heute noch fesseln können. Es sind Winke, für Handelsbeflissene aus dem 15. Jahrhundert, gute, Ratschläge, deren Weisheit in einer jetzt fast humoristisch anmutenden Form zu uns spricht, und die jedenfalls eineu amüsanten Einblick in Sitten, Gebräuche und Praktiken der guten alten Zeit gewähren. Der Litel des Buches lautet: „Allerhand Hantirungen für junge Laite, so sich der Krämerei und Handels befleißigen thun bei Kaufs, Verkaufs und Tausch bei Hause und Jarmarkt. Varteutscht aus den wahrhaftigen Chronika seit die Welt stehet biß aus diß Jar, so man zält 1468 nach Christo." Da lesen wir folgendes: „So ain Junge in der Ler kummt bei die Kräme rei, firn von ainer Schachtel zum Andern, als im aber die Jungen nit lesen kann, binde Zibeben auf die Zibe- ben- (Rosinen) Eichachtel, auf am anander „juniprix", (.sunivoruK Wackwlder) Sißholz auf die SißholAschach- tel, biß der Bengel lesen kann und hecangewakßen ist. Findet er alles von Selbsten alleiniglich so ist Eierwarr als fertiger Helfer- oder Junker nit mer mir Maultaschen zu behandeln, auch daß schmutzigen tirs im nicht vor die Kunden befollen iverden, weil cr sonst rot wird. Frumheit ist die erste tugendliche Aigcnschast eines Kremers doch hast du auf dein Nutztheil zu hantieren. Bei Maß und Gewicht jein allerhandKunst zu macken, wan du fir 2 Pfg. Kimmel meßen tust, Halte daß Mäßlein fein krumb, als hettest du das Reißen in deiner Hand, mit der andern Hand fille ain und ehe; es fol ist, stirze es der Kunde im Topf. Anderer Hand griff. So du Honig auf die Wag gibst, gebe Stein als Gewicht, so daß dein Töpflein tifser stehet, sonst hast du kein Gewinn. Anderer Handgriff: Wigest du mit der Hantwage Pfeffer über 3 Pfennig, so schnelle mit dem langen Finger oer linken Hant das Zingelein so, daß man glauben thut, es ist: mer als man verlangt. An derer. Hantgriff: So du eine Ele Hanfoanoelei oder Weißzeug meßen tust, so halte oen Daum der rechten Hant init oer Flenchseite aus das Bändelein, denn ab schneiden aber überbiege dein Daumlein bis zur Na- qelwurzel, so gewinnst ou bei jeder Ele eine Nagellengk, beim Ainkauff thue das umgekehrte dißcr Regeln. An deres: So du Baumehl (Baumöl) meßest, thue das Ziment lange abtropfen lassen, geuße aber schnell das Ebl in demer Kunde Täßlein, und hange dein Ziment- lein im Stanier, so wirst du zu was kommen. Anderes: Ist dir an ainc Kundin was gelegen, so mache dich ge- selig, sage, daß sie schönleybig seyn und du wvllgefallen an Jr findest: sie wird geblendet seyn und kannst auf vor teilhaften Verkauf sicher sein, auch wenn die Weiber häß lich und narbig sind, thue ihnen schön, es pringt Nutz. Anderes: Ist dir an aine hübsche Kundin gelegen, so ma che dich geselig, mache den Zeigefinger auf die Zunge naß greife ihr damit auf die Backe oder Hals kraus, thue, als hetest du ain Ungeziefer gefan gen, werfens auf die Erde und tret darauf, sie wird dir danken fir den freundschaftlichen Dienst, den du ihr getan — pringt dir Nutz! Anderes: Wen dir rin Raths- herr oder ainer von der Geistlichkeit etwas nach Eln und Gewicht abkaufen tut oder gar nach Mäßlein und Pfennig gib ihnen reichlich, denn wiße wohl, gelahrte Herren tun alles Nachwiegen und meßen, und werden dich darob loben und sonderlich erens — - Regul l: Farst du auf den Jarmarkt durch fern Gauen oder Wald, nim klaine Rad an dein Wagen und hüte dich, daß du käme Grundruhr zahlen mußt, sonst ist dein Gewinn verloren. Regul 2: Hast du deine Warr gur auf den Markt gebracht, hüt dich vor zwei Ybeln, für Marktdiebe, und bei Nacht für Megdelein, die dir so will pöses an tun, daß du dein lebelang ain Kribbl pleiöst! Regul 3: Deine Grobgeld und Pfennige trage flei ßig in dem Leibgurt und laß nicht merken, daß du ai- nen solchen hast, so du eine Brennsuppen kaufest, gebe nur ain 2 Pfennigstück zum auswechseln, oas man kam Geld bei dir glaubet, Gcmdibbe sind überall. Wirst du selbstendiger Kremer, so gehe alle Wochen 2 mal zur Meße und alle 14 Tage zur Peichte, aber in dein Sprengl, wo du als ansentlicher Kaufmann wirst geert werden, und kain pöser Leumund pringt dir Schaden."