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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 27.03.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191203271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19120327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19120327
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk ...
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Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-27
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Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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Montag 1300 Mart geerbt und bis ans den letzten Pfennig durch geb rächt hatte. Wurzen, 22. März Im Jähzorn brachte dec beim Gutsbesitzer Wintter in Oelschütz bedienstete Knecht Reinhardt, von hier gebürtig, der im Dienste desselben Herrn stehenden Hansmagd eine ziemlich schwere V c r letzung durch eine» Meiser stich in den Unter leib bei. R. verlangte anstatt der Klöße, die es zum Mittagessen gab, Brot als Zuspeise Die Magd weiger te sich, Brot zu hole« und es entspann sich ein kur zer Wortwechsel, in dessen« Bcrtans R. der Dienstmagd ein Tischmesser in den Unterleib stieß. Die Verletzte mußte ins Wurzener Stadtkrankenhaus gebracht wer den Ihr Zustand ist bedenklich. R. befindet sich noch auf freiem Fuße — Freiberg, 25. März. Gestern abend ereignete sich in den Geschäftsräumen der Konsektiousfirma Hirschfeld eine verhängnisvolle Gasexplosion, wo durch das dreistöckige Geschäftshaus in wenigen Minuten vollständig in Flammen gesetzt wurde und in kurzer Zeit niederbrannte. Bei der Explosion ist der jüngste Sohn des Geschäftsinhabers Hirschfeld schwer verun glückt. , - - Zwickau, 25. März. Die Streik! age ist im großen Ganzen unverändert. Die Zahl der Strel kenden ist eher um eine Kleinigkeit znrückgegangen, statt, wie man unter den Streikenden hoffte, höher zu werden. Auf den v. Arnimschen Schächten in Planitz haben bei der heutigen Frühschicht eine ganze Anzahl von den in den Streik getretenem Bergleuten die Arbeit wie der ausgenommen. Auf den Zwickauer Schächten ist die Zahl der Streikenden zum größten Teil unverändert geblieben, einige Streitende haben die Arbeit wi^' der ausgenommen, so auf den Schächten der Bürgerge werkschaft und den Wilhelmschächten. Aus Bereinsglück sind von der heutigen Frühschicht (588 Mann) 244 ein gefahren, d. s. 41,5 Prozent. Diese Lage des Streikes wird auch durch die solgenden Zahlen bewiesen. Im Zwickauer Revier streikten am Sonnabrud abend vor« 4070 Grubenarbeiter«« 2317, d. s. 56,8 Prozent, also voll ständig unverändert gegen Freitag abend; heute früh fuhren von 4619 Grubenarbeitern 2450 nicht an, d. s. 53 Prozent «gegen 54,3 Prozent.). Jin Lugau-Oelsnitzer Revier ist die Beteiligung am Streik noch immer schwä eher als im Zwickauer. Am Freitag abend streikten dort von 3047 Grubenarbeitern 1474, d s. 48,3 Prozent, um Sonnabend früh von 3961 Grubenarbeitern 1829, d. s. 40,1 Prozent, und an« Sonnabend mittag von 1449 68v, d. s. 47,3 Prozent. - Zwickau, 23. März. 2. Straftammer. Der Geschäftsführer F. W. Bretschneider in Schön Heide, der «vegen Uebertretung des Automobilgesetzes vom Schöffengericht Eibenstock in Geldstrafen genommen, hatte gegen diese Urteile Berufung cingelcgt. In eitler Sache erzielte Bretschneider Freisprechung. - Oel Snitz i. E., 24. März. In Neuölsnitz b e wars am Donnerstag ein 19jähriger Fabrikar beiter aus Luga» zur Schicht gehende B rg arbeiter mit Steinen. Er wurde festgeNommen und dürfte seine Unbesonnenheit schwer zu büße» ha bet«. Amtliche Mitteilungen aus der 3. öffentlichen Sitz ung des Stadtverordueten-Kollegiums voin 12. März 1912. . Anwesend: 2l Stadtverordnete. Den Rat vertritt Herr Bürger meister Hesse. Die Sitzung leitet Herr Stadtverordnetenvorsteher Haß. surther. — Ohne Gewähr sür daraus abgeleitete Rechte. — l) Die Vereinbarungen zwischen dem Königlichen Justizfiskus und der Stadtgemeinde, die aus Anlaß des geplanren Umbaues de« AmlsgerWtsgebünde» getroffen worden 'sind, hat das Königliche Justizministerium in einem Vertrage zusammgeiaßt, der vorbehalt lich der Zustimmung der Landstandc abgeschlosien werden soll. Der Stadtrat hat den Vertrag angenommen. Da« Stadtverord- netenkollegium billigt den Vertrag ebenfalls einstimmig. Insoweit durch ihn bleibende Verbindlichkeiten für die Stadtgememde be. aründet werden, ist das Kollegium mit deren Nebernahme aus die Ttadigenieinde einverstanden. 2) Ebenso stimmt da« Kollegium der Uebernahme der Verpflichtung zur Reinigung und Instandhaltung der zu erbauenden Schleus« in der Eibenstock—HundShübler Staatsstraße (Muldenhammerstraßel zwischen Nord- und Schulstraße als bleibende Verbindlichkeit zu. 3) Für da« Jabr 1912 ist der Anlagenfuß sestzusetzen. Der Rat hat beschlossen, di« Gemeindeeinkommensteuer wieder nach dem in den beiden Vorjahren angewendeten Satze von 95"/. der Norinalsteuer- stafsel zu erheben. Der Stadtrat hat bei diesem Beschluße wohl erwogen, daß das Steueraufkommen bei diesem Steuerfuße den wirklichen Bedarf überschreiten wird. Anderseits hat er den er wähnten Steuersatz mit Rücksicht auf die großen Opfer, welche schon die nächste Zukunft mit aller Bestimmtheit von den Gemein den verlangen wird, nn Interesse einer gleichmäßigen Finanzpoli tik als berechtigt angesehen. Der Herr Vorsitzende gibt die« be kannt, schließt sich der Stellungnahme deS Rates nachdrücklich an und billigt cs vollkommen, daß im Jahre 1912 die Steuer wieder nach 95'1, de« Normalsatze» erhoben wird- Herr Stadtverordneter Höhl glaubt, daß der Steuerfuß unbe denklich auf9l>1, herabgesetzt werden könne, zumal da in den Jah ren 1910 und 1911 bei den städtischen Kassen lleberschüsse erzielt worden seien. Für die bevorstehenden Ausgaben au« der Ein führung des neuen Volksschulgesetzcs brauchten jetzt noch keine Rücklagen angesammelt zu werden. Den Gemeinden werde zur Durchführung der Neuerungen eine längere Frist bewilligt werden. Der Herr Vorsitzende hält diesen Ausführungen entgegen, daß da« neue Volksschulgefetz den Gemeinden zweifellos groß« Ausga ben verursachen werde. ES sei völlig berechtigt, wenn man da rauf frühzeitig Rücksicht nehme, dies um so mehr, al« die Verwen dung der Sparkassenüberschüsse zum Nachteil der Stadtkaffe immer weiter l «schnitten würde. Der Herr Ratsvertretcr begründet den Ratsbeschluß eingehend. Wenn mehr Steuern einkommen würden, als wie zur Deckung de« HauShaltplanfehlbedarss nötig sei, so brauche man nach zahlrei chen Verwendungszwecken leider nicht erst zu suchen. Der Steuer- Überschuß könne beispielsweise zur endlichen Ausführung der Bach überdeckung zwischen Neumarkt und Brühl verwendet werden. Für die Durchführung de« Bebauungsplanes in der Rehme dürfte nur ein Betrag bis zu 60000 Mark au» dem Dispositionsfonds entnommen werden, während die Bauten einschließlich Landerwerb ungefähr 60000 Mark kosten würden. Der fehlende Betrag könne ebenfalls auS dem Steuermchrnuskommen gedeckt werden ES müßten ferner Abschreibungen am Inventar de« RaihauShotel« vorgenommen werden. DaS Volksschulgrsetz werde ganz entschie den für die Gemeinden neue Lasten bringen, schon durch die neue Fortbildungsschule für Mädchen. Allem Anscheine nach würden aber auch einige andere Wünsche der organisierten Lehrerschaft teilweise erfüllt, deren Durchführung der Gemeinde nicht bloß einmalig Tausende, sondern auch jährlich mehrere Tausend kosten dürsten. Bei dem Stande unserer Finanzen werde man höchsten« sür den Schulneubau an eine Anleihe denken können. Aber wie gesagt lass« sich noch eine ganze Reihe Ausgaben nennen, für deren Deckung vorzusorgcn sei. Ohne solche Fürsorge werde man vor- 7) tl> 12) 13» 14) v) 1N) IVM M. 17 Psg an dieselbe Rücklage zur allmählichen Auf füllung auf 10 o. H. der Einlagen; 124 M. 80 Pfg. Rücklage zur Sclbstvcrsicherung der Spar kasse gegen Haftpflicht; 8000 M. — Psg an die Rücklage sür die Erbauung eine« neuen Krankenhauses; 170 Bk. 1V Pfg. an die Rücklage für die Erbauung eines VolkSbades; 16700 M. — Pfg. an die Stadtgemeinde sür bestimmt bezeich nete gemeinnützige und wohltätige Zivecke. Se. 49945 M- 39 Pfg. DaS Kollegium verwilligt nach kurzer Aussprache den Betrag von 161,50 M- zur Beschaffung eine« elektrischen Ventilators für die Aborte des alten Schulgebäudes. Der oerwilligte Bettag soll nur dann verwendet werden, wenn die haushaltplanmäßigen Mittel dafür nicht zureichen. Gegen den Entwurf der Vorschriften für die Einrichtung, die Auf stellung und den Betrieb von Wäscheinangeln äußert bas Stadt- oerordnelenkolleqium keine Einwendungen in der Voraussetzung, daß die Vorschriften nur auf Mangeln mit Kraftbettieb angewen det iverden. DaS Stadtoerordnetcnkollegium genehmigl ferner einhellig die Be schaffung eines Hauptwassermessers für die neue Leitung, indem es die Kosten hierfür aus Mitteln des WasserwerksreservesondS bewilligt. Mit der Fortsetzung des Lateinunterrichtes an der Selekta und mit der Fortsetzung des Turnunterrichtes sür die Fortbildungs schüler in der bisherigen Weise erklärt sich das Stadtverordneten- kollegium nach kurzer Aussprache einverstanden. Die WafferwerkSrechnung für das Jahr 1910 übernimmt Herr Stadtverordneter Müller und die Gasanstaltskaffenrechnuna auf dieselbe Zeit übernimm« Herr Stadtverordnetenvizevorstcher Clauß zur Nachprüfung. ». Nachgcprüft nurden die Rechnung über das Bauweien aus das Jahr 1910 und d) Die Rechnung über das Geldstammvermögcn aus das Jahr 19.0 von Herrn Stadtverordnetenvizevorsteher Clauß, sowie die Rechnung über die städtische Sparkaffe aus das Jahr 1910 von Herrn Stadtverordneten Rockstroh. Das Kollegium spricht diese Rechnungen richtig. .i. Man nimmt Kenntnis von einem Dankschreiben des Skiklubs für Anlage von Schnecschuhbnhnen; h. von der Einrichtung elektrischer Beleuchtung in der Bedürf- nisanstalt am unteren Transformatorenhaus«; c. von Weiterbewilligung der Staatsbeihilse sür den Kreuzel- weg. Herr Stadtverordneter Höhl wünscht Feststellungen, ivem das Eigentum an den Straßenbänmen längs des Kreuzei weges zusteht. Herr Stadtverordneter Flemmig erwähnt, daß die Sei- lengrabcn am Kreuzelivege immer wieder mit Feldsteincn von den anliegenden Feldern zugeworfen würden. Der Rat wird ersucht, der Anfrage und Anregung seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. ck. von einer Mitteilung, daß der Stadtrat aus Vorschlag de« Bauausschuffes beschlossen habe, von Herstellung eine« ge pflasterten NebcrgangcS auf der Schneebergerstraße im Zuge de« Schulgäßchens abzuschen, weil die bisherigen Erfahrun gen mit solchen llcbergängen nicht günstig sind. Herr Stadtverordneter Ott, der die Anregung gegeben hatte, bemerkt aus Grund eigener zahlenmäßiger Feststellun- gen, daß der Verkehr an der betreffenden Straßenstelle ganz bedeutend und die Herstellung eines befestigten Ueberganges daher äußerst nötig sei. Der RatSvertreter bemerkt, daß ein Uebergang von der üblichen Breite auf der verkehrsreichen Schneeberger Straße bei feuchter Witterung wenig nützen werde. Der Zweck des Ueberganges werde höchstens dann erreicht, wenn ein breiter Uebergang angelegt werde.j' Herr Stadtverordneter Ott hält seine Anregung nun mehr in dem Sinne aufrecht, daß ein Uebergang von größe- rer Breite als wie gewöhnlich hergestellt werde. Als beson ders notwendig bezeichnet eS Herr Ott, daß die Uebergänge ständig reingehalten werden. Mit Zustimmung de« Kollegium« stellt sodann der Herr Vorsitzende den 2. Gegenstand der Tagesordnung für die geheime Sitzung, Ankauf des Brandt's chen Gutes, zur Beratung. Da» Gut ist vorbehältlich der Zustimmung der städtischen Kollegien durch Vertrag bi« Ende diese- Monat« für di« Stadt gemeinde zum Preise von 36000 Mk. gesichert worden. Der Herr Vorsitzende weist auf die grundsätzliche Bedeutung der Beschlußfassung hin. Da« Kollegium entscheide damit eigent lich die Frage, ob die Stadt überhaupt Bodenpolitik treiben wolle oder nicht. Bodenpolitik müße eine Stadt treiben, solange sie Grundbesitz zu niedrigen Preisen erwerben könne. In Eibenstock seien billige Grundstücke in der Nähe der Stadt nicht mehr zu haben und auch der Preis de« vorläufig für die Stadt gesicherten Gute« sei höher al« wie sein landwirtschaftlicher Wert. Immer hin erscheine ein Preis von 42 Pf. für daS Quadratmeter der über 64000 Quadratmeter großen zusammenhängenden Fläche noch an gemessen. Selbst wenn man auS dem Areal 30 Jahre lang keinen Ertrag zöge, wa« aber ausgeschlossen sei, würde man in 30 Jah- uussichliich in den nächsten Jahren schon zu einer wesentlichen Er- Höhung der Steuer gezwungen sein und wohl nicht mit Unrecht Unzufriedenheit erregen. Es sei sehr schön und leicht, Steuern herabzusetzen, aber man dürfe dies nicht in der Voraussicht tun, später die Steuern umsomehr erhöhen zu müssen. Dabei steht der Erlaß des neuen Gemcindesteueraesetze« in Aussicht, der die Ein- kommensteuererhebung der Gemeinde» empfindlich beschneiden wolle. Er halte es deshalb siir seine Pslicht, trotz aller ihm bekannten Abneigung zu empfehlen, auch im Jahre 1912 die Steuern nach 95'1o der gewöhnlichen Steuerslaffel zu erheben. Im Gegensätze dazu bekennt sich auch Herr Stadiverordneten- vizevorsteker Clauß für die Herabsetzung auf OGs. Der Steuer ertrag werde bei diesem Satze zureichend sein und den Bestimmun, gen der Steucrvrdnnng auch am besten entsprechen. Herr Stadtverordneter Müller, der als Abgeordneter des TtadtverordnetenkollegiumS an den Verhandlungen'de« sächsischen Gemeindetage« über da« Volksschulgesetz und da« Gcmeindesteuer- gesetz teilgenommen hat, weist daraus hin, daß die beiden Gesetze den Gemeinden viele neue Leistungen auserlrgen und Schwierigkeiten verursachen würden. Er teilt die Bedenken des RateS wegen der künftigen großen Ausgaben, nur wünscht er, daß schon heute der Zweck festgelegt werde, sür den »in etwaiger Steuerüberschuß ver wendet werden solle. Für 90'1,, spricht Herr Stadtverordneter Rockstroh, der auch aus die lleberschüsse der vergangenen Fahre verivrist und den von ihm befürworteten Steuersatz sür zureichend erklärt. Nn der weiteren Aussprache beteiligten sich die Herren Stadt verordneten Höhl und Müller, der Herr Vorsitzende und der Herr RatSvertreter. Hiernach wird abgestimmt. Das Kollegium beschließt einstimmig, den Steuersatz sür da« Jahr 1912 auf 901, der Nor malstaffel herabzusetzen. Herr Stadtverorduetenvizevorsteher Clauß regt an, sür einen sich etwa bei der Steuererhebung nach 90" ., ergebenden Ueberschuß schon jetzt den Verwendungszweck zu bestimmen. Die Herren Stadtverordneten Hirschberg und Flemmig sind der Meinung, daß man heute der Anregung noch nicht folgen könne, erst miiffe man doch wissen, ob ein Ueberschuß erzielt werde und wie hoch er sei. Herr Vizevorskeher Clauß verfolgt seine Anregung nicht weiter. 4) Von den Verordnungen der Königlichen Kreirhauptmannschast Zwickau und des Königlichen Ministerium« des Innern über dir Genehmigung der neuen Sparkassenordnung, über die Verwendung des Sparkaffenreingewinne« und über die Beleihung der Arbeiter wohnhäuser nimmt da« Kollegium Kenntnis. Der Herr Vorsitzende und der Herr RatSvorsteher erläutern die Verordnung. Herr Stadt verordneter Meichßner wünscht, daß bei der Zurückführung der Hy potheken auf den Arbeiterwohnhäuscrn bis zur regulatioinäßigen Beleihungsgrenze mit möglichster Milde verfahren werde. Der Herr RatSvertreter versprach die« und sicherte in diesem Sinne weitere Vorstellungen bei den vorgesetzten Behörden zu. 5) Das Stadtverordnetenkollegium ist einstimmig damit einverstanden, daß der Sparkassenreingewinn vom Jahre 1910 nach dem Vor schläge des Sparkasieuausschusses voni 13. Februar 1912, den der Rat angenommen hat, verteilt wird. Die Verteilung geschieht dieSfallS — vorbehältlich der Genehmigung der BufsichtSoehörde — wie folgt: 2M72 M. 70 Pfg. an da« ordentliche Rücklagevermögen zur Ergänzung auf 5 v. H. des Einlegergut habens ; 1b) 16) 17) ren erst aus einen Landprei« von 1,70 Mk. sür da« Quadratmett kommen. Das Angebot könne deshalb al- annehmbar gelten. Er müsse daher nach eingehendster Erwägung aller anschlagigen Verhältnisse den Ankauf al« vorteilhaft empfehlen. Der Herr Ratsvertreter klärt über den Verlauf der Kaussach« und über die Beweggründe für die Einleitung der Angelegenheit auf Er gibt dem Kollegium zu bedenken, daß die Stadt rund um von Ländereien umgeben sei, dir sich in festen Händen befinden. Von einem llcberfluss« an wohlfeilem Baulande könne keinesfalls ge- redet werden. Die vorliegenden Planungen über daS Brandt'sch« Gelände bewiesen, daß die Stadt keinen Nachteil haben würde, wenn sie das Gut kaufe. Herr Stadtverordneter Drechsler erklärt nach einer persön lichen Bemerkung, daß er mit dem Ankauf einverstanden sein würde, wenn das Gut um ein Drittel billiger al» angeboten käuflich sein würde. Unbedingt für den Ankauf erklärt sich Herr Stadtverordneter Meichßner, der daraus aufmerksam macht, daß fast alle bebaubaren Grundstücke in der Umgebung der Stadt in festen Händen seien. Billiges Gelände sür den Bau namentlich kleinerer Wohnhäuser, und von industriellen Anlagen sei gar nicht mehr vorhanden. Da« gesicherte Areal liege sehr günstig zur Stadt. Zugänglichkeit lasse sich leicht schaffen. Man solle sich da« Gut nicht entgehen taffen. Auf Anfrage de« Herrn Stadtverordneten-Vizevorstehr« Clauß nach der Rentabilität des Gutts gaben der Herr Vorsitzende und der Herr Ratsvertrettr ihrer Meinung dahin Ausdruck, daß sich bei landwirtschaftlicher Benutzung de» Gutes eine Rentabilität von 1'/, bis 21» wohl erzielen lassen dürfte. Der Herr RatSvertreter weist darauf hin, daß der BauauS- schuß den Gut«kauf empfohlen habe, allerdings in der Voraus setzung, daß der Kaufpreis aus dem städtischen Dispositionsfonds gedeckt werde. Herr Stadtverordneter Kunz befürwortet den Ankauf. Er gibt aber zu bedenken, ob man nicht eine Ermäßigung des Sauf- Preises erreichen könne. Herr Stadtverordneter Funk erklärt sich gleichfalls für den Ankauf aus dem Gesichtspunkte, daß man dadurch die Stadt in die Lage versetze, neue Industrien durch Bewährung billigen Bau- geländeS nach hier zu ziehen. Letztere« sei bei der jetzigen sehr bedrängten Lage der Stickereiindustrie eine besonders dringliche Frage siir den Stadtrat. Da weitere Wortmeldungen nicht erfolgen, stimmt da« Kolle gium ab. ES erklären sich 8 Stimmen für den Ankauf und 13 dagegen, sodaß der Kauf abgelehnt ist. Der Herr Vorsitzende, die Herren Stadtverordneten Meichßner, Schlegel und Aizevorsteher Clauß geben zu Protokoll, daß sie für den Ankauf geftinimt haben. Aus Anfrage de« Herrn Stadtoerdrdneten Ott erteilt der Herr RatSvertreter Auskunft über die Talsperrenangelegenheit, soweit er selbst darüber unterrichtet ist. Ferner wird aus Anfrage des Herrn Stadtverordneten Kunz über da» Projekt der Postplatznmwandlung vom Herrn Vorsitzenden Aurkunft gegeben. Herr Stadtverordneter Heckel erkundigt sich über den Stand de« Baues der Clara Angermannstraße. Darauf erteilt Herr Stadt verordneter Schlegel Auskunft. Cächsischer Landtag. Dresden, 25. März. 2. Kammer. Es erfolgt zunächst in Erledignng des König!. Dekrets Nr. 37 die Wah! von 3 Mitgliedern »po 2 Stellvertretern zum Staatsgerichtshofe. Auf Vorschlag des Abg. Döhler (natl.) werden die vom vorigen Landtage gewählten Herren wiedergewählt, und zivar Oberjustizrat Dr. Ru dolph, Rechtsanwalt zu Dresden, Oberlandesgerichts rat Thierbach, Senalspräfident a. T. zu Dresden und Justizrat Tr. v Petrikowski, Rechtsanwalt zu Plauen als Mitglieder sowie Justizrat Dr. Stöckel, Rechtsan walt zu Dresden und Reichsgerichtsrat Dr. Sievers zu Leipzig als Stellvertreter. Das Haus nimtnt hierauf den Bericht der Rechenschaftsdcputation über das Kgl- Dekret Nr. 9 entgegen, betr. den Bericht über die Ver waltung und Vermehrung der töniOichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in de» Jahren 1908 und 1909. Die Kammer beschließt ohne Debatte, sich durch den Bericht für befriedigt zu erklären. Es folgt die Schluß beratung über den mittels Dekrets Nr. 41 vorgelegten Nachtrag zum ordentlichen Staatshaushalts-Etat 1910/11 und einen Nachtrag zu dem Finanzgesetz auf die Jahre 1910 und 1911. Die Finanzdeputation bean tragt die Bewilligung der einzelnen Kapitel nach der Vorlage. Abg. Sindermann (Soz.) erklärt, daß seine Parteifreunde gegen die Nachtragsforderungen bei Kapitel 21, indirekte Abgaben, und bei Kapitel 45, Dresdner Journal, stimmen würden. Das Haus ge nehmigte hierauf ohne weitere Debatte di« Deputa- tionsanträge. Nächste Sitzung morgen vormittag halb 12 Uhr. Schluß der Sitzung halb 4 Uhr. Die beiden Deserteure. Roman aus dem Seelcben. Von Heinz EM o n t s. (Schluß.) Es traf die beiden Schürmer. Die gingen schweigend ins Boot und arbeiteten an gegen die heftige Strömung und von den Riemen troff es wie blanke Perlen. Nun waren die zwei, die sich so leidenschaftlich liebten und doch so kalt aneinander vorübergegangen waren, allein an Bord. Und über ihnen und auf dem Meere lag der kalte bleiche Glanz des Mondes. Die beiden standen schweigend und blickten dem Boote nach, das man noch eine ganze Weile verfolgen konnte. Langsam, fast feierlich klangen die Ruderschläge, leiser und immer leiser; zuletzt sah man nur noch den Widerschein des Mondlichtes auf den nassen Ruderblättern. Dann hatte die Nacht es verschlungen. Plötzlich begann Antjen zu singen. Einschmeichelnd, süß; aber man hörte, daß eine Saite dieser Laute gesprungen war. Ein wehmütiges Klagelied, das auch Waßmann kannte. Er wußte von Jochen, daß Antjen es oft gesungen hatte, wenn sie beide als Kinder nach lauer Sommernacht hinausgezogen waren in den perlklaren Morgen. Da warf er sich wieder auf die Luke nieder und eine Träne stahl sich aus seinem harten Auge. Und der Quell dieser Träne lag weit hinter den Grenzen der Alltäglichkeit, weit fort, in den Gebieten uneingestandener Empfindungen. So saß er lange, lange. Plötzlich schleuderte ihn ein Stotz bald von seinem Sitz herab und er hörte seinen Namen nennen. Erschrocken sprang er auf. Er war eingeschlafen gewesen. „Was gibt's ?" rief er. Antjen stand auf dem Ladeluk, über oen Grotzbaum ge lehnt, mit flatterndem Haar und wehendem Mantel und deutete mit der ausgestreckten Rechten auf das Meer und den Horizont. Da wutzte Waßmann genug. Bon Westen her trieb der Wind unermrßliche Wolken massen. Es schien, als müßten Wochen vergehen, bi» ihr Vorüberzug sein Ende erreiche. Und erst die See. Hochgewölbt rollten die Wogen heran.
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