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Amts- ms ÄUMgeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Eibenstock, Larlsfeld, k)undshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer Sosa, Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. g? Jahrgang. Sonnabend, den 26. November Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenVoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-A-r.: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Rnzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. ININ Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Kronprinzenreise. Aus Kandy, 23. November, wird gemeldet: Der Kronprinz und die Kronprinzessin besuchten gestern abend die Palla- kelly-Pflanzungen und besichtigten dort die Ernte und das Fertigmachen des Kakaos, das Abzapfen, die Sammlung und das Fertigmachen des Rubbers. Heute morgen besuchten die kronprinzlichen Herrschaften den Tempel des heiligen Zahns des Buddha. Heute nach mittag fuhren die hohen Reisenden im Automobil nach Peradencya, von dort nach Katugastota, um die Ele fanten von Mahaweliganga zu sehen. Heute abend findet eine Prozession in Perahera zu Ehren ihrer kai serlichen Hoheiten statt. Der Kronprinz und die Kron prinzessin sind von Kandy entzückt und erklären, es sei einer der schönsten Orte, die sie je gesehen hätten. — Eine wettere Meldung vom 24. ds. besagt: Gestern abend veran stalteten die Buddhisten zu Ehren des deutschen Kron prinzen und der Kronprinzessin einen Perahera ge nannten religiösen Zug, der ein überaus imposantes Bild bot. Im Fackelschein boten die heiligen Elefan ten mit ihren goldgestickten Decken, ein überaus ma lerisches Bild. Der Kronprinz defilierte ebenfalls auf einem Elefanten sitzend an der Kronprinzessin vorüber. Die zahlreich versammelten Engländer brachten dem Kronprinzenpaar lebhafte Ovationen dar. — Parlamentarisches. Wie die „Post" er fährt, beabsichtigen die bürgerlichen Parteien, die sozi aldemokratische Anfrage wegen der Königsberger Kai serrede nur durch kurze Erklärungen zu beantworten. Es schweben zurzeit noch Verhandlungen, ob nicht im Namen sämtlicher bürgerlicher Parteien der Abgeord nete Bassermann eine Erklärung abgeben soll. Damit würde am besten der Sozialdemokratie die Gelegenheit zu neuen Hetzereien genommen werden. — Aus dem Reichstage. Der Senioren - konvent des Reichstages beriet Donnerstag vor der Ple narsitzung den Arbeitsplan für die nächste Zeit. Man hofft, die Interpellationen, mit Ausnahme der beiden über die Rebschäden, noch in dieser Woche zur Er ledigung zu bringen. Die Interpellation über die Kö nigsberger Kaiserrcde sollte am Freitag besprochen-und die Debatte darüber voraussichtlich am Sonnabend zu Ende geführt werden. Die erste Lesung des Etats dürf te am 9. Dezember beginnen und fünf Tage in An spruch nehmen, sodaß am 14. Dezember die Weihnachts serien beginnen könnten. — Beteiligung des Deutschen Reiches an der internationalen Industrie- und G e- werbeausstellung in Turin. Die Reichsregie rung hat auf die Einladung der italienischen Regie rung die Beteiligung Deutschlands mit der Maßgabe zugesagt, daß von einer amtlichen Organisation der deutschen Abteilung abgesehen wird, diese vielmehr durch ein von der ständigen Ausstellungs-Kommission für die deutsche Industrie im Einvernehmen mit der Reichsregierung gebildetes deutsches Komitee erfolgt. Dieses Komitee hat sich bereits gebildet und seine Ar beiten begonnen. Amerika. Die mexikanische Revolution. Ueber die revolutionäre Bewegung in Mexiko liegen wieder um eine Menge teilweise in Widerspruch zu einander stehender Nachrichten vor. Die Regierung stellt jedoch eine Gefährdung ihrer Stellung energisch in Abrede und behauptet, Herrin der Lage zu sein. So gibt nach einer ReuterEldung aus Mexiko das Kriegsdepartc- ment bekannt, daß an allen Orten, an denen Unruhen vorgekommen, wieder Ruhe herrscht, außer in der Stadt Guerrero. Der mexikanische Finanzminister hat auf eine Anfrage über den angeblichen Ausbruch einer Re volution in Mexiko folgende telegraphische Antwort er- teilt: „Die fraglichen Kabelmeldungen sind unsinnig übertrieben. Die Unruhen in Torreon und Umgebung haben keinerlei Bedeutung, und die Regierung ist Her rin der Lage. Es ist keine Rede davon, daß irgend ein Soldat zu den Aufrührern übergegangen wäre oder daß die Städte Chihuahua oder Puebla in Gefahr wä ren, in ihre Hände zu fallen. Die Regierung steht in telegraphischem Verkehr mit dem ganzen Land und dem Ausland. Die Lage hat nichts Beunruhigendes; der einzige Grund der Beunruhigung sind die von übel wollenden Leuten ausgehenden Sensationstelegram- me." — Die Ausstandsepidemie in Südame rika greift immer weiter um sich. Jetzt geht's auch in der Hauptstadt Brasiliens los. Private Kabelnachrichten aus Rio de Janeiro besagen, daß in der Stadt ernste Unruhen ausgebrochen sind. Die im Hafen liegenden brasilianischen Kriegsschiffe sollen mit den Aufständischen sympathisieren. Wir verzeich nen nachstehend zwei in London eingegangene Mel?- dungen. Die erste lautet: Die hier aus privater Quel le vorliegenden Meldungen über die Unruhen in Bra silien lauten sehr pessimistisch. Es wird bestätigt, daß unter den Marinetruppen eine Meuterei ausgebrochen ist; die Mannschaften haben sich teilweise gegen ihre Offiziere erhoben. Die Mannschaften sind eifrige An hänger des früheren Marinvministers, der von dem jetzigen Präsidenten der Republik aus dem Kabinett entlassen worden ist. Die Meuterei trägt mithin einen politischen Charakter, entgegen den Havas- und Reu ter-Meldungen, welche das Gegenteil behaupten. Wie es heißt, unterhandeln die Meuterer mit der Regierung und es gilt als wahrscheinlich, daß ein Kompromiß zu stande kommt. — Die zweite besagt: Meldungen aus Rio de Janeiro berichten, daß sich die Meuterei nur <auf zwei Panzerschiffe beschränkt hat. Die Offiziere dieser beiden Kriegsschiffe sind getötet worden. Es wird auch bestätigt, daß mehrere Kanonenschüsse gegen die Stadt abgefeuert worden sind. Das französische Panzerschiff Duguay-Trouin, welches augenblicklich in den brasilianischen Gewässern weilt, wird im Notfälle nach Rio de Janeiro zurückkehren. Dir Postbehörden nehmen keine chiffrierten Telegramme an, letzten Mel dungen zufolge gewinnt die Bewegung an Ausdehnung und 1>er Verkehr ist vollständig unterbunden Lokale und sächsische Nachrichten — Dresden, 24. November. Selbstmord ei nes Einbrechers in einer Villa der Wiener Straße. Dort hatte sich ein 22 jähriger Hausierer Eingang verschafft und er wurde von der Hausmannsfrau dabei betroffen, wie er einen Schrank mit einem Nachschlüssel zu öffnen versuchte. Der Eindringling wurde eingcschloffen und die Polizei be nachrichtigt. Als die Beamten erschienen, schaß sich der Einbrecher eine Kugel in den Kopf, die seinen sofortigen Tod herbeiführte. In seinem Besitz wurden noch weitere Dirbrswerkzcuge und Nachschlüssel gefunden. - Dresden, 24. November. In verschiedenen Ort schaften der Umgebung Dresdens, besonders des Plauenschen Grundes und in Rabenau, sind zahlreiche schwere Erkrankungen an Unterleibstyphus vorgekom men, die teilweise auch mit Tod ausgegangen sind. Man nimmt an, daß die Erkrankungen durch den Genuß roher Milch aus typhusverdäch'igcn Gehöften hervorgerufen wor den sind. Seitens der Behörde sind umfassende Maßnah men zur Verhütung der weiteren Ausbreitung getroffen wor den. — Dresden, 24. November. Auf der Bahn strecke Mittweida-Ladestelle Ringethal sind gestern nach mittag Steinmassen in so großem Umfange auf das Gleis abgestürzt, daß der Zugverkehr bis auf weiteres eingestellt worden ist. — Dresden, 24. November. Internationale Einbrecher haben in der Nacht zum 22. d. M. versucht, die Synagoge inKarlsbad zu berauben. Da es ihnen nicht gelang, Zutritt zu der Kasse zu erhalten, erbrachen, sie die Schreibpulte in der Kanzlei, wo ihnen einige kleine Geldbe träge in die Hände fielen. Anscheinend handelte es sich um Russen, die nach der Tat nach Deutschland geflüchtet sind. — Die russische Polizei hat die Behörden in Beuthen benach richtigt, daß sich eine 15 Mann starke internationale Gau nerbande nach Deutschland gewandt hat. Die Betrüger sol len durchweg vornehm gekleidet sein und sich hauptsächlich mit Hochstapeleien und Juwelendiebstählen befassen. — Leipzig, 25. November. Der Leipziger Hauptbahnhof, an dem schon seit mehreren Jahren emsig gearbeitet wird, wird nach seiner Fertigstellung der größte Bahnhof der Welt sein. Einzelne Gebäude und An lagen sind in den Umrissen bereits soweit fortgeführt, daß man sich von dem Gesamtdau rin einigermaßen zutreffendes Bild machen kann. Die nach dem Bahnhofsvorplatz gelege nen Gebäude, vor allem die große Empfangshalle, gehen größtenteils der Vollendung entgegen; ihnen schließen sich der 24 m breite Kopfbahnsteig und 14 Längsbahnsteige an, deren jeder 200 bis 300 m lang wird. Die Gepäckräume, die im Souterrain liegen, werden so gestaltet, daß Ausgabe und Annahme des Gepäcks den Reisenden die größte Be quemlichkeit schafft. Die vorderen Räume des Bahnhofsge bäudes werden Läden und Bureaus enthalten, der Bahn hofsvorplatz und die umliegenden Straßen werden so ange legt, daß auch der stärkste Verkehr von Publikum, Wagen und Straßenbahnen ohne Schwierigkeit bewältigt werden kann. Mit der westlichen Hälfte der preußischen Seite hofft man bis zum Frühjahr 1912 fertig zu werden, der gesamte Bahnhof wird im Jahre 1914 dem Verkehr übergeben wer den Der Personenbahnhof bedeckt einen Platz von 96000 qm; 26 Gleise der preußischen, sächsischen und thüringischen Linien werden in die Halle cinmünden. Vom Personenbahn höfe getrennt ist noch ein Postbahnhof, der 32 Gleise ent hält, auf denen insgesamt 132 Bahnpostwagen zu gleicher Zeit abgefertigt werden können. Das Riesenwerk soll im ganzen einen Kostenaufwand von 130 Mill. M. erfordern; davon trägt die Stadt Leipzig 17 Mill, und die Deutsche Reichspost 7 Mill.; den Rest bestreitet der Eisenbahnfiskus. Das Sreinmaterial für die großen Bauten wird den an der sächsischen Landesgrenze gelegenen Sandsteinbrüchen ent nommen. — Zwickau, 24. November. Ein älterer Herr in Glauchau wollte ein Dienstmädchen als Wirtschafterin annehmen und offenbarte ihr seine Vermögenslage. In der ersten Nacht des Zusammcnwohnens stahl sie ihm ein Sparkassenbuch über 1000 Mark Einlage und ver duftete. Sie wurde aber ermittelt und jetzt vom Landge richt Zwickau zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. — Annaberg, 24. November. Welch riesige Schneemassen zur Aufrechterhaltung des Eisenbahnver kehrs im Erzgebirge zu bewältigen sind, erhellt daraus, daß die Bahnmeisterei Buchholz gegen 100 Arbeiter zum Schnee ausschaufeln sucht. — Cunewalde, 24. November. Bei einem heute morgen in Köblitz im Rößlerschcn Anwesen ausgcbrochenen Schadenfeuer hat der Kutscher Rößlers, der auf dem Boden schlief, den Erstickungstod gefunden. Nieder- gebrannt ist das Wohnhaus und die Scheune. Das Ge schäftshaus konnte gerettet werden. Deutscher Reichstag. 85. Sitzung vom 24. November 1 Uhr. Das Haus ist sehr stark besetzt. Am Bundesratstisch: Dr. Delbrück, Frhr. v. Schor 1 rmer. Die Wahl des zweiten Vizepräsidenten, die durch Zet tel erfolgt, ergibt die Wahl des Abg. Schultz (Rp.) mit 186 Stimmen, auf den Abg. Singer (Soz.) entfie len 52 Stimmen, auf die Abgg. Dr. Naumann (Vp ), Dr. Muller-Meiningen (Vp.„ Stadthagen (Soz i, Ko belt (natl.i und Dr. Spahn-Warburg je eine Stimme. Abg. Schultz (Rp.) nimmt die Wahl mit Dank an. Es folgt die Fortsetzung der Beratung der Inter pellationen über die Fleisch teuer ung. Abg. Dr. Wiemer (Vp.): Aus de» gestrigen Erklärungen der Rcgierungsvertreter haben wir nur das eine ent nehmen können, daß wirksame Mittel gegen die Le bensmittelteuerung nicht in Aussicht genommen sind. Es soll nichts geschehen. Wenn der Abg. Rupp meinte, die Rcichstagswahlen stünden vor der Tür und daher komme der Fleischnotrummel, so hat vielleicht gerade die konservative Partei ihre Interpellation wegen der bevorstehenden Reichstagswahlen eingebracht. Wir hal ten, wie ich ausdrücklich betone, eine plötzliche und all gemeine Aufhebung der Zölle, einseitig von Deutsch land aus, freilich nicht für möglich. In Frage kann nur kommen eine schrittweise und allmähliche Herabsetzung der Zölle und zwar nicht nur der landwirtschaftlichen, sondern auch der industriellen Zölle. Eine Aenderung unserer Wirtschaftspolitik ist aber notwendig, wenn es besser werden soll. Die eigentliche Ursache der Fleisch teuerung ist, daß die Viehproduktion nicht Schritt ge halten hat mit dem Bedarf. Der Staatssekretär Dr. Delbrück hat gestern alles in „wenn" und „aber" ein gekleidet. Die Bevölkerung wird aus allein nur das „Nein" herauHhören. Als Oberbürgermeister von Dan zig hat er seinerzeit auf dem Städtetage ganz anders gesprochen. Man darf nicht den Hinweis auf die Seu chengefahr als Vorwand nehmen für eine künstliche Preistreiberei, um dem Volke ein Nahrungsmittel zu verteuern, das es dringend gebraucht. Wir können und werden erst vorwärts kommen, wenn die Junkerpolitik in Bauernpolitik geändert sein wird. - Abg. Paasche (natl.): Die Fleischteuerung läßt sich nicht verkennen, aber es geht doch zu weit, wenn man unsere Wirtschafts politik verantwortlich macht für eine Herabminderung der Volksgesundheit. Man muß bedenken, daß auch die Ansprüche außerordentlich gestiegen sind. Im klassischen Lande des Freihandels, in England, werden dieselben Vorwürfe wie bei uns erhoben. Was der deutschen Viehzucht nottut, um sich leistungsfähig zu erhalten, das haben wir durch unsere von Ihnen (zu den Freis, und Soz.) so bespöttelten Anträge aus Her absetzung der Zölle für Futtermittel durchgesetzt Ich