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Amts- und Knzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Zosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger. Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspalti^e Seile 12 Pfennige. Dm amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. S48. 87. Jahrgang. Dienstag, den 25. Oktabcr in Schönheide, in Schöuheideryammer, Oberlehrer Kantor Gustav Georgi, Tischler Emi» Schädlich, Stickmaschinenbesitzer Gustav Wiukelmau« Lehrer Bernhard Bauer, Gemeindevorstand Reinhard Lore«) Kircheavorstands-ErgSnMMahl in Schönheide. Auf Grund der Kirchenvorstands- und Synodalordnung vom 30. März 1868 haben Ende dieses Jahres aus dem Kirchenvorstande auszuscheiden die Herren Obermeister Carl Berger, l Gemeindevorstand Gustav Hochmuth in Aenheide. Es haben demnach für Schönheide 4, für SchSnheiderhammer 2 und für Reuheide 1 Neuwahlen zu erfolgen Die Vusscheideuden find wieder wählbar. Stimmberechtigt sind alle selbständigen evangelisch-lutherischen Hausväter, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, sie seien verheiratet oder nicht, und in die Wählerliste der Kirchgemeinde ausgenommen sind. Diese Wählerliste wird nicht mehr, wie bis zum Jahre 1904, vor jeder Kirchenvorstandswahl neu aufgestellt, sondern seit. 1907 als eine auf dem Laufenden zu haltende geführt. Wer einmal in diese Wählerliste ausgenommen ist, kann auf Grund dieser Aufnahme, falls sie nicht aus den unten bezeichneten Gründen für ungültig erklärt wird, an allen kommenden Kirchenvorstandswahlen teilnehmen. Die Anmeldung zur Wählerliste muh mit der einzeln abzugebenden und durch eigen händige Unterschrift zu vollziehenden Erklärung verbunden sein, daß der sich Anmeldende bereit sei und sich verpflichte, das kirchliche Leben in Uebereinftimmnng mit den Ordnungen der Kirche z« fördern. Vordrucke für solche Erklärung stehen im Pfarramte zur Verfügung. Ansaeschiosten von der Aufnahme 1« die Wählerliste bezw. zu streichen ans ihr find: a) diejenigen, welche durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehr baren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aer- gernis gegeben haben, d) diejenigen, welche nach 8 2 des Kirchengesetzes vom 1. Dezember 1876 oder nach § 22 der Trauordnung vom 23. Juni 1881 bezw. 22. Juni 1901 die Stimmberechtigung bei den Kirchenvorstandswahlen verloren haben, solange ihnen dieselbe nicht wieder erteilt ist, o) diejenigen, welche nicht unbescholten sind oder wegen eines Mangels der in 8 44 a bjK x der Revidierten Städteordnung oder 8 35 a bis x der Revidierten Landgemeindeordnung bezeichneten Art von der Stimmberechtigung bei den Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. Die stimmberechtigten Kirchgemeindeglieder, welche sich noch nicht zur Wählerliste angemeldet haben, werden gebeten, dies baldigst zu tun. Die Wählerliste wird vom 31. Mtoöer vis zum 13. Aovemöer 1910 im Pfarramte zur Einsichtnahme öffentlich ausliegen. Sobald sie öffentlich ausgelegt ist, ist Aufnahme in dieselbe nicht mehr zulässig, bis das Wahlverfahren abgeschlossen ist. Wählbar sind alle stimmberechtigten Kirchgemeindeglieder, die das 30. Lebensjahr vollendet haben. Die Wähler wollen ihr Augenmerk aus Männer von gutem Ruf, bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung richten Die Wahl soll am I. Advent — 27. Wovemöer — 1910 in der Sakristei der Kirche nach dem Hauptgottesdienste bis mittags 12 Uhr stattfinden. Möge sie der Kirchgemeinde zum Segen gereichen! Schönheide, am 24. Oktober 19 lO. Der Kirchenvorstand. Wolf, Pfarrer. Mittwoch, den 26. Oktober 1910, nachmittags 2 Uhr sollen im Gasthof zum Ring in Sosa drei Regale — 1 mit 16 und 1 mit 40 Kasten —und ein leeres Fatz an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 24. Oktober 1910. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Um Persien. Die ersten Nachrichten über eine Drohnote, die England nach Teheran gerichtet habe, konnten den Ein druck erwecken, daß England die Aufteilung des per sischen Reiches in Angriff nehmen wolle. Die liberale Presse Londons war damit nicht einverstanden, und auch der unionistische „Daily Graphic" erhob seine war nende Stimme gegen ein Vorgehen, das aus eine Be setzung der südlichen Länder Persiens hinauslaufe. Da bei war weniger der Gesichtspunkt maßgebend, daß das russisch-englische Abkommen die Unabhängigkeit Persiens garantiere und eine Aufteilung eine Beein trächtigung der Interessen dritter Staaten enthalte. Vielmehr wurde geltend gemacht, daß eine Gewalt politik gegen Persien nicht ohne beträchtliche militärische Drittel durchzuführen sei, die viel nötiger in Indien gebraucht würden, wo ja in der Tat, und zwar sowohl im Innern wie an den nördlichen Grenzen, der Geist der Empörung gegen die englische Herrschaft beträcht liche Fortschritte gemacht hat. Es hat sich nun herausgestellt, daß die letzte eng lische Note nicht mit militärischer Besetzung im persischen Süden droht, sondern nur die bessere Sicherung der Karawanenstraßen durch eine Polizeitruppe verlangt. Auch das mag noch der Anfang sein zu einer späteren Festsetzung im Hafen des persischen Golfes. Immer hin bleibt das alte englische Interesse daran bestehen, in Persien lieber einen leidlich haltbaren Schutzwall gegen Rußland als dieses zum unmittelbaren Grenz nachbar zu haben. Das englisch-russische Abkommen war in England so populär, als es als ein Glied in der Kette erscheinen konnte, die um die deutsche Politik gelegt werden sollte. Nachdem diese Kette durch das Austreten Deutschlands an der Seite seines österreichisch-ungarischen Bundesge nossen in der bosnischen Frage gesprengt worden ist und die Russen in Nordpersien eingerückt sind, machen sich auch die Schattenseiten des Abkommens deutlicher geltend. Im ganzen vorigen Jahrhundert war die eng lische Politik von der Sorge beherrscht, den russischen .Expansionsdrang nach den indischen Grenzen und dem arabischen Meere aufzuhalten und gegen ihn Puffer staaten zu schaffen. Nach der allmählichen Er oberung der turkestanischen Länder durch die Russen gelang es, Afghanistan unter den vorherrschenden Ein fluß Englands zu bringen. In Persien dauerte die englisch-russische Rivalität fort. Nach der inneren Um wälzung in Persien und dem Uebergang zu einem kon stitutionellen System würden die überwiegenden Sym pathien dem liberalen England zugefallen sein, wenn dieses sich nicht mit Rußland verbunden hätte. Die weitere Entwicklung der Dinge wird aber auch wesentlich davon abhängen, ob es der Türkei gelingt, gegen Rußland das von ihr beanspruchte und besetzte persische Grenzgebiet und gegen England seine Ober hoheit am unteren Laufe der Flüsse Euphrat und Ti gris zu behaupten. England hat bereits den Scheich von Kuweit abspenstig gemacht und scheint ein Gleiches auch mit dem Scheich von Mohammera in der Nähe von Basra zu versuchen. In dem einen islamitischen Reich, Persien, wird wahrscheinlich der innere Zerfall sortschreiten; die Frage ist aber, ob nicht an dem ande ren islamitischen Reiche, der Türkei, die im europäi schen Teil begonnene innere Erneuerung ihren Einfluß bis zum persischen Golf erstrecken wird und dort allen türkischen Besitz sestzuhalten vermag. Tagrsgeschichte. Deutschland. — BegegnungdesZarenmitdemKaiser. Wie nunmehr feststeht, wird der russische Ministerge- hilse Sasonow der bevorstehenden Begegnung des Kai sers mit dem Zaren in Potsdam als stellvertretender Minister des Aeußeren beiwohnen. -Die Kronpr'inzenreise und die draht lose Telegraphie. Das Kronprinzenpaar verläßt am 2. November Potsdam und trifft am 3. in Genua ein, wo die fürstliche Reisegesellschaft von dem Reichs postdampfer „Prinz Ludwig" des Norddeutschen Lloyd erwartet wird, der bereits am 19. d. Mts. die Ausreise nach dort, von Bremen, angetreten hat. Der Dampfer „Prinz Ludwig" ist ein ganz neues Schiff von 9630 Tonnen und wurde 1908/09 auf dem Stettiner „Vul kan" erbaut. Sein Führer ist Kapitän von Binder. Der Dampfer hat eine Bordstation des Telefunken- Systems mit einer genügend großen Reichweite, um während der Mittelmeerfahrt bis Port Said, bei Nacht, dauernd mit den großen französischen und österreichi schen Küstenstationen — Saintcs Maries de la Mer, Ajaccio und Algier, sowie Pola, Cattaro und Sebenico — in Verbindung zu bleiben und drahtlose Depeschen von und nach Deutschland zu vermitteln. Im Roten Meer wird der Kronprinz nur in der nächsten Nähe von Suez und event. von Aden Depeschen abgeben und em pfangen können, da diese beiden englischen Stationen nicht über etwa 300 Kilometer reichen. Im Indischen Ozean sind die drahtlosen Berbindungswahrscheinlich- keiten ganz gering, da auf der Fahrt bis Colombo, das am 19. November erreicht wird, moderne Land stationen noch völlig fehlen und die Telegrammabgabe nach der einzigen indischen Küstenstation Bombay hin allein durch gelegentliche Relais über deutsche Handels schiffe und englische Kriegsschiffe zu bewerkstelligen ist. — Dem Reichstage wird bei seinem Wieder- zusammeniritt am 22. November nur das Schiffahrts abgabengesetz vorgelegt werden, während der Etat mit der Militärvorlage erst zu Beginn des Dezember, die elsaß-lothringische Berfassungsvorlage und die Vorlage über die Privatbeamtenversicherung ihm erst im Ja nuar zugehen werden. — Vom Frühjahre harren der Erledigung noch zehn Entwürfe: das Arbeitskammer gesetz, das Hausarbeitsgesetz, die Novelle zur Gewerbe ordnung betreffs Lohnbücher, das Reichsbesteuerungs gesetz, die neue Strafprozeßordnung, die Novelle zum Strafgesetzbuch, die neue Fernsprechgebührenordnung, die Reichsversicherungsordnung, das Zuwachssteuerge setz und der Entwurf zur Errichtung eines obersten Kolonialgerichtshofes. — Das Wachstum klerikaler Gefahr für Deutschland. Gegen die Ueberschwemmung mit den aus Portugal ausgewiesenen Jesuiten und den Mit gliedern verwandter Kongregationen wendet sich die „Deutsch-Evang. Korresp." Sie macht gleichzeitig auf das außerordentliche Anwachsen der Ordensniederlas sungen im Deutschen Reich aufmerksam, und schreibt dazu: „Von 1866 bis 1906 ist die Zahl der Ordens niederlassungen im Deutschen Reiche von 996 auf 5211, der Ordenspersonen von 9733 auf rund 60000 gestie gen; das ist eine Steigerung von 433 bezw. 516 Proz., während die Bevölkerungszahl der Katholiken nur um 44 Prozent gestiegen ist. Und das ist dem Zentrum, das in dieser Beziehung unersättlich ist, längst nicht genug. Bischof Benzler, in dessen Diözese jeder 183. Katholik eine Ordensperson und jede 47. erwachsene Katholi kin Ordensschwester ist, hat seinerzeit, als die fran zösischen Ordensleute Frankreich verließen, nach Mit teilungen der „Köln. Volksztg." von ihnen eine ganze Reihe übernommen und vom Kaiser die Erlaubnis er wirkt, daß ausgewiesene Ordensschwestern in Lothrin gen ihre gemeinsame Niederlassung nehmen konnten. Kann sich das nicht wiederholen? Der auswärtige Mi nister von Portugal hat von der französischen, italieni schen und spanischen Regierung gleichlautende Mittei lungen erhalten, nach denen diese Regierungen die Auf nahme von aus Portugal ausgewiesenen Jesuiten, Mönchen und Nonnen verweigern, soweit es sich nicht um Bürger des betreffenden Landes handelt. Deutsch land ist aber, darüber sollte man an entscheidender Stelle keine Zweifel aufkommen lassen, erst recht nicht geeignet, um hier den Lückenbüßer zu spielen." — Mochten diese Tatsachen recht viele Evangelische veran lassen, dem Evangelischen Bunde beizutreten, der durch seine Organisation noch am ehesten im Stande ist, eine weitere Ueberschwemmung Deutschlands mit Mön chen und Nonnen zu verhindern. Oesterreich-Ungar«. — Ehrung Kaiser Wilhelms durch die Stadt Wien. Der Stadtrat hat beschlossen, an bei den Enden des Kaiser Wilhelmringes Marmortafeln anzubringen mit der Inschrift: „Dieser Teil der Ring straße, ursprünglich Parkring, erhielt seinen Namen