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Amts- und änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer.Zosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Fernsprecher Nr 210. Berantwörtlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ---- - -- — 57. Jahrgang. . .- St»Sonntag, dm 18. September t»t« Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene > Zeile 30 Pfennige. Bezugspreis vierteljährl. M.l.50 einschlietzl. des „Jllustr.Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. 2el.-Kdr.: Amtsblatt. Die Warnung. Die mit großer Spannung erwartete Wahl in Frankfurt a. O. hat nunmehr stattgefunden. Auch sie gehört zu denen, die nach der Reichsfinanzreform er folgt und wiederum hat sich unter diesem Zeichen der Wahlkampf abgespielt, und ebenso ist mit der größten Erbitterung gefochten worden. Der Wahlkreis war von je ein heißumstrittener und wenn er auch früher vor wiegend liberaler Besitz war, so ist er doch auch von den Sozialdemokraten zeitweilig erobert worden, de nen er ber den letzten Wahlen nur mit den größten An strengungen abgenommen wurde. Bisher hielten sich die einzelnen Parteien im allgemeinen die Wage, bis schließlich die Sozialdemokratie den Vorsprung gewann und ein Sieg der bürgerlichen Parteien immer erst durch Stichwahl möglich war. Nach den Resultaten der Ersatzwahlen seit der Reichsfinanzreform mußte man daher mit um so größerem Interesse dem Verlaufe die ses Wahlganges entgegensehen. Der Ausgang hat aber nur einen erneuten Abklatsch des Bildes gebracht, wel ches sich uns seitdem bietet. Die Sozialdemokratie hat 2000 Stimmen gewonnen, ja, es fehlte nicht viel da ran, daß sie gleich im ersten Wahlgange das Mandat zurückcroberten, andererseits sieht man mit Bedauern den Rückgang der bürgerlichen Stimmen als ein be denklich s Zeichen der Zeit, welches uns kündet, wo hin die Fahrt leicht gehen kann. Bei der Wahl von 1907 verfügten die bürgerlichen Parteien im ersten Wahlgang noch über 17 700 Stimmen, während dies mal diese Zahl auf 14 500 zurückgegangen ist, dage gen hat der Sozialdemokrat 2000 Stimmen gewonnen. Zum Teil mögen vielleicht auch bei dem Resultat ört liche Verhältnisse mitgesprochen haben, vor allem war der verstorbene Vertreter Detto im Wahlkreise unge mein bekannt, während der jetzige Kandidat der ver einigten Liberalen aus der Ferne kam und keinerlei Berührungspunkte zum Wahlkreise hatte. Freilich kann das den Stimmenrückgang nicht vollständig erklären. Auch dre Konservativen haben Verluste zu verzeichnen, wenngleich man sagen mußte, daß die Herausstellung eines konservativen Arbeitersekretärs keine ungeschickte Taktik war, da man vielleicht für einen aus dem agra rischen Lager stammenden Konservativen noch weniger Stimmen erzielt hätte. Die Zunahme der sozialdemo kratischen Stimmen und der Rückgang der bürgerlichen erklärt sich nicht in letzter Linie, wie schon des öfteren an dieser Stelle betont, durch den Umstand, daß in Zei ten hochgehender politischer Erregung die extremen Ele mente die Sahne abschöpfen, während die gemäßigteren an die Wand gedrückt werden. Es gibt eben im Bür gertum Tausende und Abertausende, die glauben, ihrer Mißstimmung durch einen roten Stimmzettel Ausdruck geben zu müssen, oder sich doch zu mindestens der Stimmabgabe zu enthalten und dadurch selbstverständ lich den Gegner der bürgerlichen Parteien indirekt för dern. So ist es auch in Frankfurt a. O. gewesen und es läßt sich heute noch keineswegs mit Sicherheit sa gen, daß in der Stichwahl der bürgerliche Kandidat sie gen wird. Den Sozialdemokraten fehlen nur ganz we nige Stimmen an der absoluten Mehrheit und es würde daher erforderlich, die allergrößte Tätigkeit zu ent falten und alle bürgerlichen Wähler heranzuholen, wenn man auf einen Sieg des liberalen Kandidaten rechnen will. Die Frankfurter Ersatzwahl hat erneut den Beweis geliefert, daß, wer Wind sät, Sturm ern tet. Die Erregung im Volke hat ihren Grund darin, daß man der Regierung den Vorwurf macht, ihr Ohr all zusehr einseitigen Interessengruppen zu schenken und es müßte daher den leitenden Stellen am Herzen liegen, diesen Vorwurf durch entsprechende Taten zu entkräften. Andererseits aber sollte man sich doch auf Seiten der bürgerlichen Parteien endlich Mäßigung auferlegen und der überschäumenden Parteiagitation, wie sie jetzt gang und gäbe ist, Zügel anlegen, denn nicht sie haben da von den Vorteil, sondern die triumphierenden Gegner, die aus der gesteigerten Mißstimmung ernten, und un ter solchen Umständen muß schließlich auch das Wohl des Staates leiden. Auch das Frankfurter Wahlresu- tat beweist, daß baldige Umkehr von der eingeschlage nen Babn dringend wünschenswert ist. Ein Geständnis. Wie auch die Sozialdemokraten innerlich über un sere Gesetzgebung denken, enthüllt ein Genosse G. A. Lehmann in dem Organ der sozialdemokratischen Or thodoxie „Die Neue Zeit", in der er sein Vernichtungs urteil über die badische Taktik in folgendes auch vom bürgerlichen Standpunkt beachtenswerte Bekenntnis zu sammenfaßt: Der grundsätzliche Fehler der badischen Genossen liege darin, daß sie glaubten, sie dürften nicht gegen ern Gesetz stimmen, welches einigermaßen als ein Fortschritt angesprochen werden könne. Denn dann käme man höchst selten einmal in die Lage, gegen ein Gesetz zu stimmen, weildieEntwicklungschließ- lich doch nicht rückwärts gehe und die Streit frage, ob die Vorteile die Nachteile überwiegen, je nach dem Standpunkte, den man annehme, sehr ver schieden beurteilt werden könne. Nach dem von der badischen Landtagsfraktion eingenommenen Stand punkte hätte z. B. die Sozialdemokratie im Reichstage glatt sowohl für das Gesetz über die Einschränkung der Majestätsbeleidigungsprozesse als auch für das Ver einsgesetz stimmen müssen. Denn das erstere Gesetz habe überhaupt keine Nachteile gebracht, und das zwei te nur für einige kleineren Bundesstaaten Verschlech terungen, die aber nach Ansicht der Freisinnigen durch die Vorteile, welche namentlich Preußen und Bayern hatten, doppelt ausgewogen worden seien. Also spricht sich „Genosse" G. A. Lehmann aus, der damit in dan kenswerter Weise die sozialdemokratische Katze aus dem Sack läßt, indem er bekundet, daß die parlamentarische Haltung der Sozialdemokratie überhaupt nicht von sach lichen Erwägungen, sondern nur von agitatorischen Be dürfnissen, von der Spekulation auf die menschliche Triebfeder der Unzufriedenheit und von der Opposi tionsmacherei um jeden Preis eingegeben sein dürfe. Solche Aeußerungen, wie obige Lehmanns, gestatten ei nen trefen Blick in die sozialdemokratische Parteima schinerie, die mit hohlen und eitlen Vorspiegelungen vor allem von einer Beseitigung aller Standes- und Klassenvorrechte gegen die eigene bessere Ueberzeugung die Massen zu ködern sucht. Innerlich mag man mit der Richtung unserer Gesetzgebung ganz zufrieden sein, aber das Geschäft erlaubt's nicht, mitzumachen, weil man rechnet, daß nur der Glaube an das Phantom, nicht die ehrliche parlamentarische Arbeit die Massen an die Fahne der Sozialdemokratie fesselt. Deshalb diese sozialdemokratische Scheu vor der Zufriedenheit, die nicht in wirklichen Zuständen, sondern in der sub jektiven Veranlagung, in der schiefen Willensrichtung dieser Partei selber ihre tiefsten und innersten Wur zeln hat. Innerlich aber glaubt man gar nicht an das Schlagwort von der Reaktion. Tagesgeschichte. Deutschland. — Depeschenwechsel zwischen Kaiser Wilhelm und dem Präsidenten von Mexiko. Die „N. A. Z." berichtet: Der Kaiser richtete an den Präsidenten von Mexiko ein Telegramm, worin er ihm und der mexikanischen Nation zur Jahrhundertfeier der Unabhängigkeit des Freistaats seine und des deut schen Volkes wärmste Glückwünsche ausdrückt. Das im Namen des Kaisers aufgestellte Denkmal Alexander v. Humboldts möge stets ein Wahrzeichen der Freundschaft und gegenseitigen Hochachtung zwischen Deutschland und Mexiko sein. Zum Zeichen seiner persönlichen Wertschätzung für Porfirio Diaz verlieh der Kaiser dem Präsidenten die Kette zum Großkreuz des Roten Ad ler ordens. Auch zu dem 80. Geburtstage des Präsiden ten am 15. d. Mts. hat der Kaiser Porfirio Diaz tele graphisch beglückwünscht. — Der Präsident richtete an den Kaiser ein Telegramm, worin er ihm im Naiven des mexikanischen Volkes, der Regierung und zugleich in seinem eigenen Namen für die Ueberweisung der Humboldt-Statue den lebhaftesten Dank abstattet und hervorhebt, daß die Statue mit großer Feierlichkeit auf einem der schönsten Plätze der Hauptstadt Mexiko aufgestellt worden sei. — Unter st aatssekretär Böhmer. Wie der „Rcichsanzeiger" meldet, ist der Bürgermeister von Metz, Geh. Reg.-Rat Dr. Paul Böhmer zum Unter staatssekretär im Reichskolonialamt ernannt worden. — Deutschland und der Balkan. Das „Hirschsche Telegr.-Bureau" erfährt an maßgebender Stelle, daß die Meldung eines Wiener Blattes, wonach bei der Anwesenheit Kaiser Wilhelms in Wien das deutsch-österreichische Abkommen mit der Türkei wegen einer Militärkonvention den wichtigsten Verhandlungs gegenstand bilden werde, eine blanke Erfindung ist. Die Meldung trage schon deshalb den Stempel der Erfin dung an der Stirn, weil Kaiser Wilhelm niemals die Ausführung einer derartigen Mission selbst überneh men würde. Auch die Reise des Staatssekretärs von Kiderlen-Wächter über Wien habe keinerlei politischen Charakter. Herr von Kiderlen gehe, wie bekannt, nach Bukarest, um König Carol sein Abberufungsschreiben zu überreichen; ob sich auf der Rückreise der Staats sekretär überhaupt in Wien aufhalten wird, sei noch zweifelhaft. Es wäre höchstens möglich, daß er auf der Durchreise daselbst einige Stunden verweilen würde, dann würde aber der Besuch einen rein sreundschaft- lichen Charakter tragen und keineswegs zu irgendwel chen politischen Kombinationen Veranlassung bieten. — KeinBesuchdesKönigsPetervonSer- bien Zu der Meldung des „Neuen Wiener Jour nal", daß die Höfe in Wien und Berlin sich weigern, den Besuch des Königs Peter von Serbien zu empfangen, erfährt das Hirschbureau an zuständiger Stelle, daß man in Berlin noch keine Gelegenheit hatte, sich mit der Angelegenheit zu beschäftigen, da serbischerseits ein solcher Besuch bisher nicht in Aussicht gestellt worden ist. In Berlin stehe man aber auf dem Standpunkte, ein Besuch müsse zunächst in Wien bei dem Nachbarn des serbischen Königs erfolgen, erst dann könne von einem solchen in Berlin die Rede sein. — Veteranen-Ehrengabe. Die Höchster Farbwerke haben jedem in Höchst a. M. wohnenden ehemaligen Krieger, einerlei ob er bei ihnen beschäftigt ist oder nicht, eine Ehrengabe von 100 Mark und die gleiche Ehrengabe an die auswärts wohnenden in den Farbwerken beschäftigten Kriegsteilnehmer gestiftet. — Der „Reichsbote" und die Abstinen ten. Erne heftige Fehde ist zwischen dem führenden Organ der evangelischen Geistlichkeit, dem „Reichsbo ten", und den Abstinenten entbrannt. Der „Reichs bote" hatte sich herausgenommen, das Uebermaß der Abstinenzbewegung als zu weitgehend und unberechtigt zu tadeln. Er hatte erklärt: „Es geht doch zu weit, wenn man um der Säufer willen die alkoholischen Ge tränke, namentlich Wein und Bier, für die ganze mensch liche Gesellschaft abschaffen und alle Welt zur Abstinenz nötigen will, denn bei mäßigem Genuß schaden sie nicht, sondern sind ein wohltuendes Erquickungs- und Gerußmittel. Sie sind das zu allen Zeiten und bei allen Völkern gewesen und werden es auch bleiben." Darauf ist der „Reichsbote" auf das schärfste angegrif fen worden, wobei dem konservativen Blatte sogar vor geworfen wurde, seine ablehnende Stellung zur ra dikalen Abstinenz beruhe auf der Rücksicht gegen die agrarischen Schnapsbrenner und Bierbrauer. Mit Recht weist der „Reichsbote" diese Unterstellung mit Entrüstung zurück, und er erklärt neuerdings nochmals, daß er sich von den Abstinenzbestrebungen keine Er folge verspreche; möglich und nützlich sei npr der Kampf gegen den Mißbrauch alkoholischer Getränke, den jeder Einsichtige gern unterstützt. vefterreiK-Nxgarx. — Wien, 16. September. Zum bevorstehenden Besuch des deutschen Kaisers schreibt die „Neue Freie Presse": Die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit Kaiser Franz Josef versinnbildlicht das Bündnis. Dieses ist erst von dem Tage an populär geworden, als in der Zeit der europäischen Spannung sein Inhalt öffentlich bekannt gegeben wurde. In der Annektions krise erhielt es seine Feuertaufe. Die Allianz ist in Deutschland im Gefühl der ganzen Nation verankert, verkörpert aber nur im Oberhaupt des Reiches. Auch hat Kaiser Wilhelm tatsächlich von Beginn seiner Re gierungstätigkeit an den größten Wert darauf gelegt, die Mlianz nicht nur dem Buchstaben, sondern auch dem Geiste nach zu beobachten. Wien wird den verbündeten Kaiser gewiß mit voller Herzlichkeit empfangen, die zeigt, wie eng Oesterreich-Ungarn und Deutschland zu- lammcnstehen und wie im Innersten dieser durch die Interessen gebotenen Zusammengehörigkeit doch auch das Gefühlsmoment enthalten ist. Es ist doch mehr als Patriotismus, was das Bündnis geschaffen hat. Dieses Mehr gibt ihm die Wärme. Die Intimität zwi schen den Herrschern, die in der bevorstehenden Zu sammenkunft zum Ausdruck kommt, symbolisiert die ses Verhältnis. Litrkei. — Konstantinopel, 16. September. Der tür - kischeFlottenverein kaufte dieDiamanten des Exsultans AbdulHamid für zweihunderttausend Mk.