Volltext Seite (XML)
Amts- und änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. RI. 1.50 einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, kjundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Zchönheide, ZchönheiderhammerLosa,Unterstutzengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertagefür den folgenden Tag Anzeigenpreis: die Reinspaltige Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Tel.-Adr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Eibenstock. Fernsprecher Nr 210. -u SSL LSI» 87. Jahrgang. Mittwoch, den 28. September Magdetmger Nachlese. Die rote Heerschau ist zu Ende, und mit großer Er wartung hatte man auch in bürgerlichen Kreisen dem Verlaufe des diesjährigen Parteitages entgegengesehen, da es wieder einmal zu einer Aussprache zwischen Nord und Süd kommen sollte, nachdem man südlich des Mains sich so schwer gegen wichtige Parteitagsbeschlüsse vergangen hatte. Diese Erörterung hat stattgefunden, trotz allen Lärmens und aller scharfen Zusammen stöße ist die Sache doch ausgegangen, wie das Hornber ger Schießen. Es ist freilich zu einer Verurteilung des süddeutschen Verhaltens gekommen, ja, man hat sogar einen von den Radikalen gestellten Zusatzantrag ange nommen, der die Vorstandsresolution gegen die Bud- gctbewilliger bedeutend verschärfte. Dahin kam es je doch in der Hauptsache wohl nur durch die weniger ge übte Leitung; hätte an Stelle des Herrn Dietz, wie im mer Singer präsidiert, so wäre diese Verschärfung viel leicht unterblieben, da die Einbringung des Zubeil - schen Antrages eigentlich geschäftsordnungswidrig war. Die Situation sah auf dem Parteitage eine Zeit lang recht kritisch aus, man konnte fast glauben, daß die schroffe Haltung der norddeutschen Radikalen die süd deutschen Genossen vor den Kopf stoßen würde und der Auszug der 70 Süddeutschen schien auf eine Explosion hinzudeuten, aber man besann sich wieder, um der Welt nicht das Schauspiel eines Bruderzwistes im ro ten Lager zu geben. Und siehe da, am andern Tage waren die Süddeutschen wieder vollständig zur Stelle. Die Frage ist: Was nun? Es hat durchaus den An schein, als wenn die Beschlüsse des Parteitages in der Frage der Budgetbewilligung ebenso problematischer Natur bleiben werden, wie d-l'ejenigen, welche frühere Parteitage in dieser Hinsicht gefaßt haben. Von süd deutscher Seite hat man eine Erklärung losgelassen, die sich aber lediglich auf den Zubeil'schen Antrag be zieht, im übrigen aber die künftige Haltung nicht verrät. Diese Taktik wird man den Süddeutschen nicht verdenken können, sie werden sich hüten, sich schon jetzt estzulegen, im übrigen aber darf man annehmen, daß te in der gleichen Weise verfahren werden, wie bis- -er, und man wird im Wiederholungsfälle eventuell wieder das Budget bewilligen, wenn man dies aus tak tischen Gründen für richtig hält, und wird sich darin in keiner Weise durch Parteitagsbeschlüsse oder Drohungen mit Ausschluß aus der Partei einschüchtern lassen. Wird doch auch von dieser Seite erklärt, daß die Frage der Budgctbewilligung keine prinzipielle, sondern lediglich eine taktische sei und daß hierüber nicht das Forum der Gesamtpartei zu entscheiden habe, sondern die Landes- Vertretung. Zu einem Bruche wird es also nicht kom men, die Sieger in diesem Streit sind aber keineswegs die Radikalen, trotz Annahme ihrer Resolution, son dern die Süddeutschen, welche nach wie vor tun wer den, was ihnen beliebt, unbekümmert darum, ob ihre Haltung etwa die Mißbilligung des Parteivorstandes und eines Teils der sozialdemokratischen Presse finden könnte. In sonstigen Fragen nahm der Parteitag da gegen eine ziemlich gemäßigte Haltung ein, so bei der Maifeier, vor allem aber hinsichtlich der Frage des Massenstreiks. Diese wurde bei der Erörterung der preußischen Wahlrechtsreform aufgerollt, und zwar durch Rosa Luxemburg, die mit dieser Waffe drohte, falls das Wahlrecht nicht den Wünschen der Sozialdemo kratie entsprechend geändert würde. Mit diesem Vor schläge fand sie aber bei der überwiegenden Mehrheit oes Parteitages keinerlei Anklang, verschiedentlich so gar allerschärfste Zurückweisung, namentlich von Sei ten der Gewerkschaften, welche erklären ließen, daß die Frage des Massenstreiks nicht einseitig durch die politi schen Organe entschieden werden könne, auch die gewerk schaftlichen Organe in ihrer Gesamtheit müssen dazu gehört werden, um etwaige Bedenken darzulegen. Die überreichte Erklärung ließ sogar durchblicken, daß man den Antrag Luxemburg als eine Friedensstörung zwi schen Parier und Gewerkschaft auffassen müsse. In dieser Frage konnte es leicht zu einem neuen Konflikt zwischen Partei und Gewerkschaften kommen, den die besonnenen Elemente in der Partei unter allen Umstän den vermieden sehen möchten. Bei der Diskussion war es nicht ohne Interesse, wahrzunehmen, daß — eine alte Erfahrung — am radikalsten sich die Frauen ge bärdeten und mit großer Lebhaftigkeit für den Massen streik eintraten. Als politisches Kampfmittel dürfte vorläufig der Massenstreik ausscheiden. Faßt man das Gesamtresultat des Parteitages zusammen, so ergibt sich, daß irgend welche Veränderungen in der Situation innerhalb der Partei nicht zu verzeichnen sind; in einer Reihe von Fragen bestehen Differenzen zwischen Nord und Süd, die aber nimmermehr verhindern kön nen, daß die Partei einig und schlagfertig nach außen hin Front machen wird. Tagesgeschichte. Deutschland. — Zur Ostasienreise des Kronprinzen. Der Panzerkreuzer „Gneisenau" wird etwa am 10. No vember nach Ostasien in See gehen, um später Seine Kaiserliche Hoheit den Kronprinzen aufzunehmen. — Unfall des Fürsten Bülow. Gelegentlich seines gewohnten Spazierrittes in den Dünen stürzte Fürst Bülow mit dem Pferde und zog sich eine Quetsch ung der linken Schulter zu. In wenigen Tagen dürfte der Fürst wieder völlig hergestellt sein. — Militärvorlage und Reichsfinanzen. In Rücksicht auf den schlechten Stand der Reichsfinan zen haben sich Kriegsministerium und Schatzamt auf eine kurze Verschiebung der Forderung von vierten, automobilen Trainkompagnien für jedes Armeekorps geeinigt, die u. a. schon deshalb für nur vorübergehend rückstcllbar erachtet wird, als auch die 2. Staffeln der Munitionskolonnen grundsätzlich den mechanischen Zug erhalten sollen. — DiebstahlvonKarabinerschlössernin Koblenz. Bei dem Pionierbataillon Nr. 8 sind zwei neue Karabinerschlösser verschwunden. Man vermutet, daß die Schlösser an ausländische Interessenten verkauft worden sind. Mit Genehmigung des Generalkomman dos werden sämtliche Reservisten des Bataillons erst entlassen werden, wenn die Sache aufgeklärt ist, auf keinen Fall vor dem 1. Oktober. — Reichstagsersatz-Stichwahl. Bei der Reichstagsersatz-Stichwahl im Wahlkreise Frankfurt (Oder)-Lebus ist am Montag der Sozialdemokrat Faber mit einer Mehrheit von 172 Stimmen gewählt worden; es wurden nämlich für Winter (natlib.7 15 625 und für Faber (Soz.) 15 797 Stimmen abgegeben. — DerDiskontderReichsbankistam Mon tag um 1 vom Hundert auf 5 vom Hundert, der Lom bardzinsfuß für Darlehen gegen Verpfändung von Ef fekten und Waren ebenfalls um l v. H. auf 6 v. H. erhöht worden. Oesterreich-Ungar«. — Wien, 26. September. Die „Sonn- und Mon- tags-Zeitung", die manchmal zu inspierierten Aeuße- rungen verwandt wird, läßt sich über die finanzielle EinkreisungspolitikFrankreichs und Eng lands aus, die sich in Unfreundlichkeiten der jüngsten Zeit gegen die Türkei, Ungarn und auch gegen Oester reich zeige. In dem Artikel wird ausgeführt, daß die Mächte der Tripleentente sich entschieden verrechnen würden, wenn sie glaubten, Oesterreich-Ungarn aus hungern und seine Armee zum Verdorren bringen zu können. Im Gegenteil würde die Einkreisung zu ei nem noch festeren wirtschaftlichen Zusammenschluß zwi schen Deutschland, Oesterreich-Ungarn, der Türkei und den Balkanstaaten führen, der neue Quellen des Wohl standes erschließen würde. Belgien. — Zum Besuch des Deutschen Kaisers in Brüssel. Die Brüsseler Blätter beschäftigen sich be reits mit dem bevorstehenden Besuch Kaiser Wilhelms in Brüssel. Man erwartet aus diesem Anlaß einen großen Zudrang Deutscher in Brüssel, Auf der Eisen bahnlinie Köln-Aachen-Brüssel werden bei dieser Ge legenheit zahlreiche Sonderzüge eingelegt. Die Brüsse ler Hotels erhalten bereits jetzt unzählige Zimmerbe stellungen aus allen Teilen Deutschlands. Der Frage, welchen Weg man wählen wird, um den Kaiser vom Bahnhof zum königlichen Palast zu geleiten, wird sei- tens der Blätter großes Interesse beigemessen. Sie verlangen, daß Kaiser Wilhelm durch die Straßen der Unterstadt geführt werde und daß nicht wie sonst bei derarttgen Anlässen für den Umzug ausschließlich die großen Avenuen der Oberstadt benutzt würden. Die ser Vorschlag wird gemacht, um es dem Volke zu er möglichen, dem Empfange des Deutschen Kaisers bei zuwohnen. Andererseits besitzt die Oberstadt den Vor zug, breitere Avenuen und Boulevards zu haben, die sich für einen festlichen Umzug besser eignen. »«gland. — Eine Auslandsreise des Prinzen von Wales. Nach einer amtlichen Bekanntmachung wird der Prinz von Wales demnächst auf einem Kriegsschiff eine große Kreuzfahrt antreten, um seine im Marine- College zu Osborne genossene Ausbildung praktisch zu ergänzen. Ziel und Dauer der Fahrt werden in Kürze bekanntgegeben. Nur so viel steht bereits fest, daß die Auslandreise mehrere Monate währen wird und der 16jährige Thronfolger auf der ganzen Fahrt seinen Kameraden gleichgestellt sein soll. Amtliche Empfänge oder Begrüßungen finden nirgends statt. Es ist der ausdrückliche Wunsch des Königs, daß der Prinz von Wales, so lange er minderjährig ist, nicht als Thron folger, sondern als einfacher Offizier der britischen Flot te behandelt wird. — Lord Beresford und die Seeherr- schaftim Mittelmeer. Gegenüber der von meh reren französischen Politikern und Marineoffizieren ver tretenen Ansicht, daß Frankreich seine großen Schlacht schiffe und Kreuzer ausschließlich im Mittelmeer ver wenden solle, um dort die Sicherung gegenüber einer etwa vereinigten österreichisch-italienischen Flotte zu übernehmen, hat Lord Charles Beresford dem Ver treter eines Pariser Blattes erklärt, die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Frankreich und England recht fertigen gewiß das größte gegenseitige Vertrauen. Eine Zurückziehung der französischen Schlachtschiffe aus dem Aermelkanal und dem Atlantischen Ozean würde zwar den Beweis des rückhaltlosen Vertrauens zu der See macht und der Zuverlässigkeit Englands bilden, und es könnte deshalb auf den ersten Blick natürlich erschei nen, daß England seinerseits einen Teil feines Mittel meergeschwaders zur Verstärkung seiner Streitkräfte im Aermelkanal und dem Atlantischen Ozean benutzte und der französischen Flotte die Aufgabe überließe, die Polizei im Mittelmeer auszuüben. Aber so innig aizch gegenwärtig die Beziehungen zwischen Frankreich und England sein mögen, sei er doch der Ansicht, daß jedes der beiden Länder gerade im Interesse dieser Beziehun gen der ausschließlichen eigenen Verantwortung ent sprechend seinen besonderen Bedürfnissen Rechnung zu tragen habe. Er werde deshalb gegebenen Falles mit seinem ganzen Einfluß dafür eintreten, daß England keinem andern die Sorge überlasse, seine Flottenstation im Mittelmeer und seine Verbindungen mit Indien zu verteidigen. Italien. — EineitalienischeVertrauenskundge- b u n g. Die römische „Tribuna" schreibt: „Obwohl die Meldungen von einem Bündnis zwischen Oesterreich- Ungarn, der Türkei und Deutschland und von einer kürzlich abgeschlossenen Militärkonvention zwischen der Türkei und Rumänien, die ohne Wissen Italiens abge schlossen seien, mehrere Male in autoritativer Weise für unwahr erklärt worden sind, gibt es noch man ches Blatt, das dabei beharrt, diese Nachrichten wenig stens für teilweise begründet zu halten. Wir haben uns deshalb an eine durchaus sichere Stelle gewandt und sind jetzt in der Lage, zu wiederholen, daß diese Meldungen jeder Begründung entbehren. Wir können auch hinzufügen, obgleich das überflüssig ist, daß die gegenseitigen Beziehungen zwischen Italien, Oester reich-Ungarn und Deutschland äußerst intime, vertrau ensvolle und herzliche sind, und daß die Regierungen dieser Länder in den jüngsten Zusammenkünften und im Laufe ihres gewöhnlichen Schriftwechsels sich gegen seitig alle Tatsachen und Maßnahmen der letzten Pha sen der internationalen Politik mitgeteilt haben. Wir freuen uns feststellen zu können, daß auch die öffentliche Meinung Italiens sich durch diese tendenziösen, der Be gründung entbehrenden Nachrichten nicht hat irre füh ren lassen. Litrkei. — Konstantinopel, 26. September. Gene raloberst v. d. Goltz trifft am Freitag hier ein. Er wird sich Anfang Oktober zu den großen Manövern bei Adrianopel begeben. Die Manöver werden mit einer großen Parade von 60000 Mann in Gegenwart des Sultans, des Thronfolgers und sämtlicher kaiser lichen Prinzen ihren Anfang nehmen. Der König von Bulgarien wird den Sultan durch eine besondere Mis sion begrüßen lassen. Generaloberst v. d. Goltz ver bleibt im ganzen 6 Wochen in der Türkei. — Konstantinopel, 26. September. Auf An ordnung der Pforte wurden vorgestern von Beirut 20