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Amts- un- Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. Ul. 1.50 einschlietzl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage «Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, GbersMtzengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Rusnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Rnzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 2lv. -n SS4 - 57. Jahrgang. - Dienstag, den 27. September Im Handelsregister ist heute auf Blatt 313 für den Stadtbezirk (Firma: L »unk m Eibenstock) eingetragen worden: Die Firma lautet künftig: lStruu» L v». Eibenstock, den 24. September 1910. Königliches Amtsgericht. PserdevorMstenwg in Eibenstock. Donnerstag, de« «. Oktober 1910, vormittags U', Uhr findet auf der Wil denthaler Staatsstraße vom Dörffel'schen Sägewerk ab nach Wildenthal zu eine Vormuste rung der in Eibenstock vorhandenen Pferde statt. Die Aufstellung der Pferde nach Maßgabe der Pferdeverzeichnisse hat pünktlich um '/,U «hr vormittag- zu erfolgen Jeder Pferdebesitzer ist verpflichtet, zu der angeordneten Musterung 1) seine bei der letzten hier abgehaltenen Musterung im Jahre 1909 als kriegs brauchbar befundenen Pferde, sowie 2) seine seit der letzten Musterung (seit 30. Juni 1909) neu hinzugekommenen Pferde, insoweit solche nicht unter die nachstehend unter a bis i aufgeführten Arten zu rechnen sind, dem militärischen Pferdemusterungskommissar zur ange gebenen Zeit am Musterungsplatze vorzuführen. Die zum Ordnen und Vorführen der Pferde erforderlichen Leute sind mit zur Stelle zu bringen. Die Pferde sind bla«k auf Treufe mit 2 Zügel« vorzuführen. Die H«fe der Pferde müssen gereinigt, dürfen aber nicht gefärbt oder geschmiert fei«. Vo« der Borführ««g find ausgenommen a. die unter 4 Jahre alten Pferde, d. die Hengste, o. die Stuten, die innerhalb der letzten 14 Tage abgefohlt haben. ä. die Vollblutstuten, die im „Allgemeinen Deutschen Gestütbuch" oder in den dazu gehörigen offiziellen — vom Unionklub geführten — Listen eingetragen und von einem Vollbluthengste laut Deckschein belegt sind, auf Antrag des Besitzers, «. die Pferde, die auf beiden Augen blind sind, t. die Pferde, welche in Bergwerken dauernd unter Tage arbeiten, x. die Pferde, welche wegen Erkrankung nicht marschfähig sind oder wegen An steckungsgefahr den Stall nicht verlassen dürfen, d. die Pferde, welche bei einer früheren hier abgehaltenen Musterung als dauernd kriegsunbrauchbar bezeichnet worden sind, i. die Pferde unter 1,50 w Bandmaß. Im übrigen sind von der Vorführung der Pferde befreit r Offiziere, Beamte im Reichs- und Staatsdienste hinsichtlich der zum Dienstge bräuche, sowie Aerzte nnd Tierärzte hinsichtlich der zur Ausübung ihres Beruses notwendigen Pferde und Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferdezahl, welche von ihnen zur Beförderung der Posten kontraktmäßig gehalten werden muß. Ueber die Reihenfolge der Vorführung der Pferde werden den Besitzern noch nähere Anordnungen gegeben werden. Letztere sind genau zu befolgen. Pferdebesitzer, die ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht rechtzeitig oder nicht voll zählig vorführen, haben in jedem einzelnen Falle die in § 27 des Kriegsleistungsgesetzes vom 13. Juni 1873 angedrohte Geldstrafe bis zu 150 Mk. sowie weiter zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangsweise Herbeischaffung der nicht gestellten Pferde vorgenom men wird. Sofern bei der jetzt vorgenommenen Revision des Pferdeverzeichnisses Pferde über gangen worden sein sollten, so haben deren Besitzer hiervon bis 2. Oktober VS. IS. in hiesiger Ratskanzlei Anzeige zu erstatten. Der bei der Pferdevormusterung zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgestellten Gendarmerie und Schutzmannschaft ist unweigerlich Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 M. beziehentlich mit entsprechender Haft bestraft. Ttadtrat Eibenstock, den 24. September 1910. Hesse. M. II. Zufolge des Reichsgesetzes vom 15. Juli 1909, die Aenderung des Brausteuergesetzes betreffend, haben sich auch einige Aenderungen der bisher gültigen Bestimmungen über die Erhebung einer Biersteuer in Schönheide erforderlich gemacht. Die deshalb in einer veränderten Fassung ausgestellte neue Biersteuerordnung für Schön heide ist, nachdem sie die Genehmigung der Aufsichtsbehörde gefunden, nunmehr in Kraft getreten und liegt im hiesigen Gemeindeamte — Zimmer Nr. 10 — während der gewöhn lichen Geschäftsstunden zur Einsichtnahme für jedermann aus. Schönheide, den 23. September 1910. Der Gemeinderat. Die Reichslande. In Lörchingen hat der sonst wenig in die Oeffent- lichkeit tretende Statthalter Graf Wedel eine Mahnung an die Bewohner der Reichslande gerichtet, alle, die friedliche Entwicklung störenden Bestrebungen ernst und fachlich zurückzuweisen. Er betonte dabei, daß die ge meinsame Arbeit sich nicht auf das Gebiet der Volks fürsorge und Nächstenliebe allein beschränke, sondern sich auch immer mehr und freudig auf dem großen Ge biete der Gesamtinteressen der Heimat wie des Reiches betätigen möge. Dann ging der Statthalter auf die Gegensätze im Lande über, um einen Appell an die Be völkerung zu richten, das Einigende zu suchen. Es läßt sich nicht leugnen, daß sich seit einiger Zeit wieder die Protestler schärfer als in den letzten Jahren bemerkbar machen, und der Mittelpunkt dieser Bewegung ist der sogenannte „Louvsnir kransais", der angeblich gegrün det ist, die Kriegergräber zu schmücken und die Erinner ung an die Toten zu pflegen, in Wahrheit aber auf alle erdenkliche Weise für Frankreich agitiert. Seine Trauerfeiern, die sämtlich in französischem Rahmen ge halten werden, haben bei den Deutschen lebhaftestes Befremden erregt, und wenn man die bei den Veran staltungen zu Tage tretenden Einzelheiten liest, so muß man sich wirklich wundern, daß die Regierung nicht eingeschritten ist. Freilich ist dies nicht so leicht, da die Feiern des „Louvsnir kranoais" an religiöse Stätten, wie Kirchen oder Friedhöfe verlegt werden, wo die Be hörden nur schwer einschreiren können. Mit Recht be merkte der Statthalter in seiner Rede, daß kein ver ständiger Mensch daran denke, den Eingeborenen ihre berechtigte Eigenart zu rauben und sie in der pietätvol len Ehrung der Toten zu hindern, indessen müßten sich die Veranstaltungen in den Grenzen halten, welche durch die Stellung des Landes als eines Gliedes des deut schen Reiches gezogen sind. Weiter betonte der Statt halter, daß es eine Versündigung an der eigenen Heimat sei, wenn er die Wunden, die ihr einst geschlagen wur den, anstatt heilen zu helfen, künstlich offen zu halten suche. Wer die geschichtlichen Tatsachen negiere oder ih nen entgegenarbeite, jage einem unerreichbaren Phan tom nach und diene nicht dem Wohle seines Vater landes, dessen Geschicke nun einmal durch unantastbare Verträge gestaltet worden sind. Die übergroße An hänglichkeit der reichsländischen Eingeborenen an Frankreich ist im übrigen wenig zu verstehen, denn in den Zeiten der französischen Herrschaft ist es keines wegs etwa besser gewesen, als heute, vielmehr hat El- saß-Lothringen seinen Aufschwung gerade seiner Zuge hörigkeit zum deutschen Reiche zu danken, und man hätte daher allen Grund, nicht nach den Vogesen hinüberzu schielen. Man würde sicherlich viel weiter sein, wenn nicht die Agitation, die zweifellos von französischer Seite genährt wird, das Ihrige täte, die Erzielung eines Ausgleiches zu hintertreiben. Einige Monate sind es erst her, daß Herr von Bethmann-Hollweg im Reichs tage warme Worte für Elsaß-Lothringen sand und an deutete, haß man in staatsrechtlicher Hinsicht den Reichslanden eine größere Selbständigkeit zu geben durchaus geneigt sei. Durch die jetzt stattfindenden Treibereien kann es leicht dahin kommen, daß man sich an den leitenden Stellen sagt, die Dinge seien noch nicht so weit gediehen, um Elsaß-Lothringen größere Freiheiten zu gewähren, und bei einer weiteren Dauer dieser Agitation würden die Reichslande eben noch ge raume Zeit warten müssen, ehe ihnen eine Art Gleich stellung mit den übrigen Bundesstaaten gewährt wird, und diesen Rückschlag hätten sich die Neichsländer also selbst zuzuschreiben; oder wollen die hetzerischen Ele mente eine Wendung zum Bessern nicht, um eine wei tere Dauer der Zwietracht herbeizuführen und den In teressen Frankreichs dienstbar zu sein? Fast scheint es so! Tagesgeirhichte. Deutschland. — Berlin, 25. September. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt an der Spitze ihrer heutigen Wochenrund schau: „In der ersten Hälfte der abgelaufenen Woche ist die alte Kaiserstadt km der Donau Schauplatz von Ereignissen gewesen, die der Welt von neuem vor Au gen stellten, wiedieHerrscherDeutschlandsund Oesterreich-Ungarns durch inuige Freundschaft und treue Bundesgenossenschaft verbunden sind und wie feste Wurzeln das sie verknüpfende Bündnis in dem Bewußtsein der Völker der beiden Reiche geschlagen hat. Kaiser Wilhelm war in Wien eingetroffen, um dem ehr würdigen Träger der habsburgischen Krone zur Voll endung des 80. Lebensjahres seine Glückwünsche dac- zubringen und dem väterlichen Freunde auch bei diesem Anlaß die Verehrung zu bezeugen, der unser Kaiser so oft herzlichen Ausdruck verliehen hat. Der intime Charakter, der dem Besuche unseres Herrschers aufge- prägt war, blieb gewahrt wie bei den Veranstaltungen des Hofes fo auch beim Empfange des hohen Gastes im Wiener Rathause, und gerade dieser intime Cha rakter ist es, der dem Verlauf der Wiener Tage eigene Farbe und Stimmung gab. In der von Herzen kom menden Wärme mit der der Kaiser durch die Vertreter der Wiener Bürgerschaft bewillkommnet wurde, sowie in der begeisterten Aufnahme der kaiserlichen Erwider ung aus die Begrüßungsansprache äußerten sich die in nigen Empfindungen, die unserem Kaiser, dem treuen Freunde und Verbündeten des allverehrten Herrschers Oesterreich-Ungarns, von der Bevölkerung der öster reichischen Hauptstadt entgegengebracht werden, die, wie die „Wiener Abendpost" hervorhob, als getreuer Dol metsch der Empfindungen aller Völker der Monarchie gelten kann. Wir in Deutschland sind diesen Kundge bungen mit freudiger Anteilnahme gefolgt, und das deutsche Volk begrüßt sie als neue Beweise einer fort schreitenden Vertiefung des einzigartigen Verhältnisses, das die beiden Kaisermächte mit einander verknüpft. Das zum Dreibund erweiterte Friedensbündnis hat seine hohe Aufgabe seit einem Menschenalter in glän zender Weise erfüllt und wird auch fernerhin zum Se gen der Völkerwohlfahrt wirksam bleiben. — Zur Reichstags-Kandidatur Dern burgs. Gegenüber der Meldung, daß der frühere Staatssekretär Dernburg für den zweiten Berliner Reichstagswahlkreis als Kandidat in Aussicht genom men ist, erfährt die „Kieler Zeitung", daß gegenwärtig Verhandlungen schweben, die das Endziel haben, Dr. Dernburg den Husumer Wahlkreis vorzubehalten, der als der sicherste für die fortschrittliche Volkspartei gilt. Die Entscheidung werde in den nächsten Tagen fallen. — Deutsche Helfershelfer der Borku mer Spione. In Emdener eingeweihten Kreisen spricht man die Vermutung aus, daß die englischen Spione selbst die Tiefenmessungen in den in Frage kom menden Gewässern, wie z. B. dem Kaiser Wilhelm-Ka nal und der Nordseeküste, nicht so genau aufnehmen konnten, wie dies die vorgefundenen Aufzeichnungen ergaben. Vielmehr nimmt man an, daß sie Helfers helfer in Vermessungskreisen gesucht und auch gefunden haben, was in der Untersuchung hoffentlich ans Licht kommen wird. — Erfundene Nachricht. Der „Temps" und auch andere Zeitungen des Auslandes bringen in den letzten Tagen die Nachricht, daß Deutschland sich für ein automatisches Gewehr, System Mauser, entschieden ha be, und daß im nächsten Reichstage die nötigen Mittel angefordert werden würden. Da die Nachricht weite Verbreitung fand, hat die „Neue politische Korrespon denz" an unterrichteten Stellen Erkundigungen einge zogen und kann mitteilen, daß die Nachricht erfunden ist, und daß für Deutschland keine Veranlassung vor liegt, an Stelle des vorzüglichen Gewehres 98 ein neu es Muster treten zu lassen.