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Amts- md Änzeigeblatt für den 5lmt§gerichtsbezirk Eibenstock unö dessen Umgebung für Eibenstock, Larisfeld, hundshübel, iLUgvMM» Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — - 57» Jahrgang. —>- . -u SI» Mittwoch, den 21. September Tel.'Kdr.: Amtsblatt. Bezugspreis vierteljährl. M. l.5O einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespalten« Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 21V. Deutschlands Sceintcreffen. Im Nauticus, Jahrbuch für Deutschlands Seein teressen, befindet sich auch ein Rückblick auf die zehn Jahre Geltungsdauer des Flottengesetzes, in dem der zahlenmäßige Beweis geführt wird, daß durch die an haltende Steigerung der deutschen Seeinteressen der Ausbau unserer Flotte gerechtfertigt wird. Wir ent nehmen diesem auf der amtlichen Statistik beruhenden Material kurz zusammengefaßt die wesentlichsten Da ten. Der deutsche Außenhandel stieg von 1898 bis 1908 dem Werte nach um 59,1 v. H., nämlich von 8,8 Mil liarden Mart auf 14,0 Milliarden Mark, dem Gewichte nach um 46,1 v. H., nämlich von 72,8 Millionen Ton nen auf 106,4 Millionen Tonnen. Der Seehandel, der etwa 70 v. H. des gesamten Außenhandels beträgt, ist in demselben Jahrzehnt von 6,6 auf 9,9 Milliarden Mark, d. h. um 50 v. H. gestiegen. An dem Gesamtau ßenhandel aller Staaten der Erde waren im Jahre 1907 Grostbritannien mit 17,6 v. H., Deutschland mit 12,6 v. H., die Vereinigten Staaten mit 10,3 v. H., Frankreich mit 9 v. H. beteiligt. Deutschland steht also unmittelbar hinter Großbritannien. Der Schiff fahrtsverkehr in deutschen Häfen hat sich der Zahl nach von 174 251 Schiffen im Jahre 1898 auf 215134 im Jahre 1908, d. h. um 23,5 v. H., gehoben, dem Raumgehalt nach um 53,5 v. H. An dem Gesamtsee verkehr in den deutschen Häfen war die deutsche Flagge im Jahre 1908 mit 54,2 V.H., im Jahre 1908 mit 57,2 v. H. beteiligt. Im außereuropäischen Verkehr betrug der Anteil der deutschen Flagge im Jahre 1898 67 v. H., im Jahre 1908 75 v. H. Die deutsche Handelsflotte hat sich in der Zeit von 1900 bis 1909 um 881 Schiffe gleich 23,3 v. H. vergrö ßert, ihr Nettoraumgehalt aber um rund 1,08 Millionen Tonnen gleich 62,6 v. H. Das Kapital der Reederei- Aktiengesellschaften (Aktien und Prioritäten) stieg von 273 Millionen Mark im Jahre 1899 auf 631 Millio nen Mark im Jahre 1908. Die Leistungsfähigkeit der deutschen Werften hat sich trotz'der ungünstigen Verhält nisse der letzten Jahre im Laufe des ganzen Jahrzehnts bedeutend gehoben. Der Wert des in der gesamten deutschen Schiffsbauindustrie arbeitenden Kapitals be trägt mit über 200 Millionen Mark nahezu doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Für Verbesserungen der Hasenanlagen in den deutschen Seehandelsplätzen sind seit 10 Jahren ungefähr 300 Millionen Mark aufge wendet worden. Die gesamten Anlagen der deutschen Seehandelshäfen sind auf 1200 Millionen Mark zu schätzen. Der deutsche Besitz an Seekabeln ist von rund 14 000 Kilometern im Jahre 1900 auf rund 37 000 Kilometer im Jahre 1910 gestiegen. Der Wert des Ge samthandels der Schutzgebiete wuchs von 58,1 Mil lionen Mark im Jahre 1900 auf 138,3 Millionen Mk. im Jahre 1908. Der Umfang des in unseren Schutzge bieten arbeitenden Privatkapitals wird auf rund Vz Milliarde Mark geschätzt. Haben sich also die wirtschaftlichen Momente, die unter dem Namen Seeinteressen zusammengefaßt wer den, dauernd vermehrt, so ist während des letzten Jahrzehnts auch eine Zunahme des Volkswohlstandes eingetreten, der gegenüber die neuentstandenen Lasten nicht schwer ins Gewicht fallen. Die Sparkassenein lagen rm Reiche (ohne Braunschweig) stiegen von 8,8 Milliarden Mark im Jahre 1900 auf 13,4 Milliarden Mark im Jahre 1906. Auf den Kopf der Bevölkerung betrug der Verbrauch an Roggen im Jahre 1901/02 137,7 Kilogramm, im Jahre 1907/08 142,4 Kilogramm, der Verbrauch an Weizen war in denselben Jahren 85,0 Kilogramm be^w. 90,7 Kilogramm; der Verbrauch an Zucker betrug rn den gleichen Jahren 41,6 Kilo gramm bezw. 17,1 Kilogramm auf den Kopf der Be völkerung. Ziffernmäßige Belege für den steigenden Wohlstand sind auch die Bevölkerungsbewegung und die Auswanderung. Während die jährliche Zunahme der Bevölkerung in der letzten Volkszählungsperiode in Großbritannien 0,9 v. H. betrug, stellte sie sich in Deutschland 1900 bis 1910 auf jährlich 1,5 v. H. Was aber die Auswanderung anbelangt, so wanderten von 10000 Einwohnern aus in Deutschland 3,2, in Groß britannien 88,3, in Oesterreich 64,5, in Ungarn 103,5, in Italien 240, in Spanien 66,8, in Holland 4,5, in Däncmart 328, in Schweden 42,9, in Norwegen 94,8. Diese Zahlen gestatten die Schlußfolgerung, daß Deutschlands wirtschaftlich-soziale Verhältnisse im Ver gleich mit andern Ländern große Vorteile bieten. Wer mit offenen Augen durch Stadt und Land geht, nimmt auch ohne zahlenmäßige Beweise wahr, daß die Le benshaltung aller Bevölkerungsschichten sich gebessert hat. Tagesgeschichte. Deutschlaud. — Der Zarin Potsdam? Nach den jüngsten Dispositionen trifft der Zar laut einer Petersburger Meldung in den letzten Oktobertagen in Potsdam zu zweitägigem Besuche ein. Es verlautet, daß Kaiser Wilhelm vorher zu kurzem Aufenthalt nach Friedberg reist. Man glaubt, daß in Potsdam neben anderen Fra gen auch die persische besprochen und geregelt werden soll. - — Silberhochzeit des badischen Groß herzogspaares. Gegen 3000 Personen nahmen am Montag nachmittag an dem Huldigungsfeste der Ein wohnerschaft von Karlsruhe zu Ehren der Silberhoch zelt des Großherzogspaares in der städtischen Festhalle teil. Oberbürgermeister Sigrist bewillkommnete das Jubelpaar in einer längeren Ansprache, auf die der Großherzog ausführlich erwiderte unter der Versiche rung, daß sein und der Großherzogin Herzen und ganze Kraft ausschließlich dem Wohle des Badenerlandes ge widmet sei. — Der Reichskanzler ist Montag früh aus Hohenfinow zurückgekehrt und hat an den Beratungen zur Festsetzung des nächstjährigen Etats teilgenommen. — Zur neuen Militärvorlage. Die „Köln. Ztg." erklärt die Mitteilungen der „Militär-Pol. Kor respondenz über die neue Militärvorlage für unrich tig. Oesterreich-Ungar«. — Wien, 19. September. Die österreichische Reichshauptstadt befindet sich angesichts der bevorste henden Ankunft Kaiser Wilhelms in freudiger Erregung. Sie hat bereits heute schon zahlreichen Flaggenschmuck in den deutschen, österreichischen und Wiener Farben angelegt. In der Umgebung des Rat hauses, welches bekanntlich der deutsche Kaiser durch seinen Besuch auszeichnen wird, sind hohe Mastbäume, mit Reisiggewinden und Fahnen geziert, errichtet wor den. Der Monarch ist übrigens in dem schönen Jagd revier des Erzherzogs Friedrich von großem Glück be günstigt. So erlegte er an den beiden letzten Tagen einen Zwanzig- und einen Vierzehnender. Gestern wur de im Jagdschlösse Karabancza um 11 Uhr vormittags für Kaiser Wilhelm ein evangelischer Gottesdienst ab gehalten, zu welchem der Pfarrer wegen der in Mohacs herrschenden Cholera aus einer weit entfernten Ge meinde herbeigeholt wurde. — Petersburg, 19. September. Eine amtliche Verfügung verbietet von heute ab die Einfuhr des „Berlrner Tageblattes" nach Rußland. — Moskau, 18. September. Bor einigen Tagen wurde in der Umgebung von Moskau ein junger Mann, der die Manöver der Truppen aufmerksam verfolgt hatte, unter dem Verdacht der Spionage verhaf tet. Er legitimierte sich als der preußische Leut nant Heinze. Weiterhin wurde ein preußischer OberleutnantWenzel, der Heinze in dessen Woh nung besuchen wollte, festgenommen. Beide stellten ent schieden in Abrede, Spionage getrieben zu haben. — Freilassung der deutschen Offiziere in Moskau. Zur Moskauer Verhaftung der preu ßischen Offiziere wird aus Petersburg, 19. September, von amtlicher Stelle gemeldet, daß beide Offiziere, die die russische Sprache erlernen wollten, bereits am Don nerstag freigelassen wurden. Der Sachverhalt ist fol gender: Leutnant Wenzel vom Telegraphenbataillon Nr. 1 schaute den Manövern in der Umgegend von Mos kau interessiert zu und erregte den Verdacht der Spi onage. Er wurde daraufhin verhaftet. Leutnant Heinz vom Infanterie-Regiment Nr. 55, der in Moskau mit seinem deutschen Kameraden verkehrte, schien ebenfalls verdächtig. Die Behörde hielt bei ihm Haussuchung ab und beschlagnahmte seine Briefschaften. Am Don nerstag wurden die Offiziere aus der Haft entlassen, da bei ihnen kein Belastungsmaterial gefunden wurde. Jedoch wurde Leutnant Wenzel aufgefordert, Rußland zu verlassen. Rumänien. — EinDementi. Die „Köln. Ztg." meldet aus Bukarest: „Von hervorragender gutunterrichteter Seite wird die Meldung des Pariser „Matin" über den Abschluß eines türkisch-rumänischen Militär abkommens, dessen Spitze gegen Bulgarien gerich tet sei, als durchaus unwahr bezeichnet, wenn auch eine freundlichere Gestaltung der Beziehungen zur Türker von rumänischer Seite angestrebt werde, um den allgemeinen Interessen und der Erhaltung des Friedens am Balkan zu dienen. Die rumänische Re gierung denke keineswegs daran, die hergebrachte Po litik freundschaftlicher und loyaler Beziehungen zu allen Nachbarstaaten durch irgendwelche Abmachungen ag gressiver Natur aufzugeben." Belgien. — Brüssel, 19. September. Heute vormittag ist in der Anwesenheit des Königs die neuerrichtete englischeAbteilung der Meltaus st ellunger- öffnet worden. Der englische Gesandte Sir Arthur H. Hardinge dankte dem König für sein Erscheinen und den Ausdruck der Sympathie, die England zu schätzen wisse. Der König erkannte die Willenskraft und den Mut an, womit England nach dem Brand seine Aus stellung in wenigen Wochen wieder hergestellt und er klärte die Abteilung, die im Festsaal untergebracht ist, für eröffnet. Portugal. — Besserung der Lage. König Manuel hat einen Regierungserlaß von 16 Artikeln un terzeichnet, der eine Reihe von Verfügungen enthält, durck die die Stellung der liberalen Regierung befestigt und zahlreiche Forderungen der Radikalen erfüllt wer den. So hat der König auf Anraten des Staatsrates eine Amnestie für Preßvergehen verkündet, die zahl reichen jetzt aus Portugal verbannten Politikern und Schriftstellern, unter ihnen den bekanntem Herausgeber von „EI Mundo" die Rückkehr in das Vaterland erlaubt. Die Hoffnungen der Klerikalen, binnen kurzem wieder das portugiesische Staatsruder in Händen zu haben, sind damit bedeutend gesunken. Am Donnerstag wird die feierliche Eröffnung des Parlamentes erfolgen. Wahrscheinlich wird es sich aber sogleich selbst auf län gere Zeit vertagen, da gegen zahlreiche Neuwahlen Pro teste vorliegen, die erst geprüft und erledigt werden müs sen. Afrika. — Das Ergebnis der südafrikanischen Wahlen. Das Endergebnis der ersten Wahlen zum südafrikanischen Parlament liegt jetzt vor. Danach wer den die Nationalisten 67, die Unionisten 37, die Unab hängigen 13 und die Arbeitervertreter vier Abgeord nete besitzen. Die Nationalisten verfügen somit über eine Mehrheit von 13, mit Unterstützung der Arbeiter partei sogar 21 Stimmen. — Die Nachrichten vom be absichtigten Rücktritt General Bothas bestätigen sichnich t. Zwar ist der Premierminister durch das un erwartete Anwachsen der Unionisten und seine persön liche Niederlage überrascht. Aber die Erwägung, daß die Nationalisten immer noch über eine Mehrheit von 13 Stimmen i,m Parlament verfügen und daß sein Rücktritt dem kaum beruhigten Lande neue Wirren und innerpolitische Streitigkeiten bringen würde, hat ihn zum Bleiben veranlaßt. Präsident Louis Botha wird also an der Spitze des Ministeriums bleiben, das Par lament eröffnen und die Durchführung seines Regie rungsprogramms in Angriff nehmen. In den näch sten Tagen wird ein Ministerrat stattfinden, der über die infolge der Wahlen geschaffene neue Lage und über die infolgedessen zu ergreifenden Maßnahmen Beschlüs se fassen soll. «««»«. — Geplante Ermordung des Präsiden ten von Argentinien? Nach einer Meldung aus Buenos Arres wurden die gesamten Redakteure der „Republica" unter der Anklage verhaftet, sie seien Teilnehmer an einer Verschwörung zur Ermordung des Präsidenten. Die „Republica", das Organ der radi kalsten Opposition, ist vor einigen Wochen durch ein Regierungsdekret unterdrückt worden. Man glaubt, daß mit den verhafteten Redakteuren kurzer Prozeß gemacht wird und sie zur Deportation nach dem Feuer lande verurteilt werden. Der Präsident der Republik befindet fia) gegenwärtig in Chile. Die Zensur wird von der argentinischen Regierung sehr streng gehand habt, und es ist der argentinischen Presse verboten