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Amts- und ÄMigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock unö dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. «el.-Kdr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larkfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer.Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — — 57. Aa - r ga « — Mittwoch, den 7. September Erscheint täglich abends mit Rusnahme drr Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die Reinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Ein Reichseinigungsamt. Eine Zeit großer Kämpfe zwischen Unternehmern und Arbeitern scheint wieder angebrochen zu sein, und mit schwerer Sorge muß man zusehen, wie darunter das gesamte Wirtschaftsleben zu leiden hat. Die hier durch entstandene schwere Gefahr für den Staat legt den Gedanken nahe, Maßnahmen festzulegen, welche es der Regierung ermöglichen, einzugreifen und bei einem derartigen Ringen nicht teilnahmslos und un interessiert zuzuschauen. Verschiedentlich ist es ja ge schehen, dag Behörden in solchen Fällen um ihre Ver mittlung angegangen worden sind, und ab und zu ist dadurch ein segensreicher Erfolg erzielt worden, aber ein derartiges Eingreifen -war meist nur persönlicher Natur, und einem eventuellen Schiedsspruch Nachdruck zu verhelfen, ist augenblicklich nicht angängig. Um eine große wirtschaftliche Benachteiligung zu vermeiden, taucht jetzt in sozialpolitischen Kreisen der Gedanke auf, ein Reichseinigungsamt, das in der Lage sein soll, bei großen Wirtschaftskämpfen ohne weiteres einzu greifen und zu vermitteln, zu schaffen. Eine solche Institution fehlt bisher, denn die vorhandenen Ge werbegerichte sind nur für Lokalstreitigkeiten zuständig, während bei Streiks in großen Verbänden, die sich über eine Reihe von Städten ausdehnen, sie nicht zuständig sind, da das Gewerbegericht über seinen Amtsbezirk nicht hinausgehen darf. Um diesem Uebelstande abzu helfen, soll eben ein Reichseinigungsamt geschaffen wer den mit der Befugnis, bei allgemeinen Streitigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern einzugrei fen. Die Befürworter dieses Planes denken sich seine Verwirklichung sehr leicht, indem man eine Aenderung der Paragraphen 62 und 73 des Gewerbegerichtsge setzes empfiehlt, in denen von Einigungsamt und Schiedsspruch die Rede ist. Das Reichsamt soll gleich sam als höhere Instanz für die weiter selbständig blei benden Gewerbegerichte gelten und Arbeitkammern ab geben. Freilich fehlt es nicht an Gegnern dieses Vor schlages, welche namentlich darauf Hinweisen, daß man mit einer ähnlichen in England bestehenden Vereinig ung keine allzu großen Erfolge erzielt habe. Des wei teren wird darauf hingewiesen, daß auch die Gewerbe gerichte selbst in dieser Hinsicht im großen und ganzen recht wenig in Anspruch genommen werden, obwohl gerade innerhalb lokaler Grenzen eine solche Institution segensreich wirken kann. Gleichzeitig bemerkt man, daß, wenn schon Gewerbegerichte mit besserem Einblick in die besonderen Lokalverhältnisse wenig ausrichten, so sei ein Eingreifen in einen sich allgemein ausdehnrn- den Kamp! ungleich schwerer, und eine bureaukratische Einrichtung werde alsdann kaum jemals etwas errei chen. Demgegenüber macht der aus seiner schiedsrich terlichen Tätigkeit im großen Baugewerbekampfe wohl bekannte Münchener Regierungsrat Dr. Prenner den Bermittelungsvorschlag, kein besonderes Reichseinig ungsamt zu errichten, sondern vielmehr im Reichsamt des Innern als der zuständigen Behörde eine besondere Unterabteilung einzurichten, welche den Parteien zur Verfügung stehen soll, sei es auf Ersuchen oder von Amts wegen. Diese Stelle soll mit einigen Beamten besetzt werden, denen, um nicht am grünen Tische zu arbeiten, einige Männer der Praxis beigegeben werden müßten. Die ganze Frage ist augenblicklich immerhin eine noch recht ungeklärte, und die Meinungen stehen einander strikte gegenüber. Es läßt sich nicht leugnen, day die Institution eines Reichseinigungsamtes viel Segen schaffen könnte. Andererseits muß man aber auch bedenken, daß ein derartiger Zwang auch seine Nachteile hat. Denn gesetzt den Fall, der eine Teil muß sich für den Augenblick unterwerfen — wer bürgt da für, daß nicht über kurz oder lang der Kampf wieder um so schärfer ausbricht, sodaß die ganze Aktion ver geblich gewesen wäre? Tagesgeschichte. Deittschlaxd. — Das Kaiserpaar in Stolp. Die Stadt Stolpin Pommern feierte am Montag ihr 6 0 0 jäh riges Bestehen. An den Festlichkeiten nahm das Kaiserpaar teil. Dasselbe traf um 1*/z Uhr dort auf dem Bahnhofe ein. Die Majestäten begaben sich im Automobil durch die Feststraße unter dem Jubel der Bevölkerung zum Stefanplatz. Hier begrüßte der neue Oberbürgermeister den Kaiser und die Kaiserin mit einer längeren Ansprache, in der er u. a. ausführte, daß der Jubelfeier der Stadt Stolp durch die Anwesen heit des Kaisers ein leuchtender Glanz und eine bedeu tungsvolle Weihe verliehen werde. Sei es doch über haupt das erste Mal, daß das Kaiserpaar den Regie rungsbezirk Köslin betrete. Er gelobte, daß Stolp stets eine deutsche Stadt bleiben werde. Der Kaiser gab sodann ein Zeichen, daß die Hülle des Denkmals für Kaiser Wilhelm I. fallen könne. Nachdem die Hülle gefallen war, brachte der Oberbürgermeister ein drei maliges Hoch auf die Majestäten aus. Nach der Ent hüllung des Denkmals besichtigte der Kaiser eingehend die künstlerische Schöpfung des Prof. Böse. Darauf begab er sich zu den 18 Veteranen, die im hiesigen Jn- validenhaus untergebracht sind. Der Kaiser, der in bester Laune war, unterhielt sich mit jedem einzelnen dieser Veteranen längere Zeit; sodann begrüßte er mehrere Offiziere und nahm einen Vorbeimarsch der Ehreneskadron vom hiesigen Blücher-Husarenregiment ab. Darauf begaben sich beide Majestäten wieder in das Kaiserzelt zurück und sahen sich den historischen Festzug an. Dann schritten der Kaiser und die Kaiserin einen Teil der Front der Kriegervereme ab und bega ben sich in das Rathaus, wo sie im Magistratssitzungs saale sich in dem Goldenen Buche der Stadt Stolp an erster Stelle eintrugen. Darauf hielt der Oberbürger meister Zielke eine Ansprache und überreichte zugleich dem Kaiser den Ehrentrunk der Stadt Stolp. Der Kai ser antwortete in einer längeren Rede. Sodann begab sich der Kaiser nach 3 Uhr im Automobil nach Schmol- sin, wo er auf dem königlichen Hausfideikommiß die neuen Meliorationen besichtigte, während die Kaiserin im Automobil nach Deutsch-Karstnitz fuhr, wo sie die Grundsteinlegung zu einem Lungentuberkulosehaus für den Landkreis Stolp vornahm. — Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter in Bukarest. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, von Kiderlen-Wächter, wird gegen Mitte dieses Monats nach Bukarest reisen, um dem Könige Carol von Rumänien sein Abberufungsschreiben zu über reichen. Auf der Rückreise beabsichtigt er, sich einige Tage in Wien aufzuhalten, wo er voraussichtlich von Kaiser Franz Josef empfangen werden wird. Mög licherweise wird er gleichzeitig mit dem Deutschen Kai ser in Wien weilen, der am 20. und 21. September dort sein wird, um seinen kaiserlichen Freund und Bundes genossen zum 80. Geburtstag nachträglich auch noch seine mündlichen Glückwünsche zu überbringen. — Zum Abschiedsgesuch des General obersten v. d. Goltz. Wie die „Kieler N. N." mit teilen, hat der Kaiser das Abschiedsgesuch des General obersten v. d. Goltz genehmigt, der als Generalinstruk teur der türkischen Armee nach Konstantinopel geht. — Vom Bundesrat. Der Bundesrat dürfte noch im laufenden Monat oder spätestens Anfang Ok tober wieder mit seinen Plenarsitzungen beginnen. Er wird in diesem Jahre umso eher seine volle Tätigkeit wieder aufnehmen, als der Reichstag schon in der ers ten Hälfte des November sich wieder zusammenfinden wird. Die Aufgaben, die der Bundesrat vorfinden wird, liegen einmal auf dem gesetzgeberischen und so dann auf dem Berwaltungsgebiet. In ersterer Be ziehung wird, wenn auch nicht gleich nach der Wieder aufnahme der Plenarsitzungen, so doch wohl schon von der 2. Hälfte des Oktober ab der Reichhaushaltsetat für 1911 die Zeit des Bundesrats besonders in Anspruch nehmen. Selbstverständlich aber werden ihn auch an dere gesetzgeberische Arbeiten beschäftigen, obschon der Umfang der Vorlagen, die dem Reichstage zur Erledig ung aus dem vorigen Tagungsabschnitte verblieben sind, noch recht groß ist. Auf dem Verwaltungsge biete wird im Bundesrat geraume Zeit hauptsächlich auf die Ausführungsanweisung zum Viehseuchengesetz verwendet werden, das bekanntlich noch nicht in Kraft getreten ist. Wenn der Bundesrat sich zum ersten Mal zu Plenarsitzungen wieder versammelt, wird er übri gens eine ganze Anzahl neuer Mitglieder, darunter namentlich die neuen preußischen Minister, bei sich sehen. — AuslandsreisedesKreuzers„vonder Tan n". Der Linienschiffkreuzer „von der Tann" wird nach Beendigung seiner Probefahrten eine dreimonat liche Auslandsreise nach Südamerika antreten. — Die Türkei kauft deutsche Armeelast - züge. Nachdem die Türkei erst vor kurzem zwei deut sche Linienschiffe erworben hat, ist sie nun auch nach eingehenden Versuchen mit verschiedenartigen Typen von Lastzügen, zu dem Entschluß gekommen, Armee lastzüge nach deutschem Muster einzuführen. Die süd deutsche Automobilfabrik Gaggenau hat bereits einen Probeauftrag erhalten, der sie zur Lieferung von fünf kompletten Lastzügen verpflichtet. Als Bedingung für die Abnahme der Lastzüge ist vereinbart worden, daß sie gleiche Eigenschaften besitzen wie unsere vom Kriegs ministerium subventionierten Lastzüge. Die Beding ungen und Vorschriften, welche das Kriegsministerium für die Subventionierung der in der Armee zu ver wendenden Lastzüge aufgestellt hat, sollen im we sentlichen auch für die an die Türkei zu liefernden Zü ge gelten. Oesterreich-Nugar«. — Wien, 5. September. In den Kreisen der Ab geordneten, die jetzt schon zahlreicher in Wien sichtbar werden, rechnet man stark mit der Auslösung des Reichstages für den sehr wahrscheinlichen Fall, daß die deutsch-tschechische Verständigungsaktion wiederum ergebnislos verläuft. sMuhlaud. — Iswolskis Entlassung. Wie der „Tägl. Rundschau" aus Petersburg von gut unrernchleler Seue gedrah tet wird, steht es nunmehr fest, daß der Zar in die Ent lassung Iswolskis als Leiter der auswärtigen Politik Rußlands gewilligt hat. Iswolski wird als Botschaf ter nach Paris gesandt werden. An seine Stelle tritt Unterstaatssekretär Sassunoff, der früher Gesandter beim Vatikan und Botschaftsrat in London war. Italien. — Rom, 5. September. Wie aus zuständiger Quelle mitgeteilt wird, wird Ende September oder Anfang Oktober König Viktor Emanuel den österreichischen Minister des Aeußeren Grafen Aeh - renthal in Audienz empfangen. England. — Einigungsverhandlungen im eng lischen Schiffsbaugewerbe. Zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern im Schiffbaugewerbe schwe ben Verhandlungen zum Zwecke der Herbeiführung ei ner Einigung. Es handelt sich besonders um die For derung der Arbeitgeber, daß von feiten der Arbeiter die Versicherung abgegeben wird, eine Wiederholung der Ausstände in denjenigen Zweigen des Schiffsbau gewerbes, die von der Aussperrung betroffen sind, zu unterlassen. «»srika. — Die Befestigung des Panamakanals. Wie der „Newyork Herald" aus Washington meldet, hat das Kriegsdepartement Pläne zur Befestigung des Pa namakanals ausgearbeitet, welche über 14 Millionen Dollars beanspruchen. Das Kriegsdepartement regte eine möglichst baldige Inangriffnahme der Befestig ungen an. Lokale und sächsische Nachrichten. — Carlsfeld, 6. September. Am 1. Oktober dS. J-.Zwird der allgemein beliebte Postverwalter Herr Koch unsern Ort verlaffen, um in gleicher Eigenschaft nach Schlettau überzustedeln. Nur ungern sehen wir genannten Herrn undH seine Familie scheiden. — Das am Sonntag stattgehabte Kirchweihfest war trotz des schlechten Wetters von auswärts gut besucht. Sollten die Händler nicht auf ihre Rechnung gekommen sein, so sind «S doch die Gastwirte um so bestimmter, denn während deS ganzen Tages herrschte in den hiesigen Lokalen ein rege» Treiben, sodaß Platzmangel deS öfteren eintrat. — Dresden, 4. September. Die dritte Haupt versammlung des Bundes Deutscher techni scher Zoll« und Steuerbeamten und die erste allgemeine Versammlung Deutscher technischer Zoll- und Steuerbeamten tagt gegenwärtig in Dresden im Neustädter Kasino. Es sind ca. l20 Zoll- und Steuerdeamte aus fast allen deutschen Bundesstaaten hierzu eingetroffen. - — Dresden, 5. September. Lord Roberts ist mit Begleitung abends 6 Uhr 56 Min. von Berlin hier eingetroffcn. Am Bahnhofe waren der englische Minister- resident Mr. Grant Duff und der englische Konsul Palmiö anwesend. Lord Roberts nahm beim englischen Minister- resident Wohnung, während das Gefolge im Hotel „Bellevue* abstieg. — Leipzig, 4. September. Der Vorstand deS Kon servativen Vereins zu Leipzig hat beschlossen, für die (an Stelle des verstorbenen Amtsrichters Dr Rudolph) im 5. Leipziger Wahlkreis vorzunehmende Ersatz wahl «ine- Landtagsabgeordneten »inen eigenen Kandidaten