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Amts- und knzeigeblatt für den 5lm1sgericht§bezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschliehl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Kdr.: klmtrblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, H^NgvNMU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer.Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Eibenstock. 57. Pa-rgang, -US«». Freitag, deu 2. September Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Rnzeigenpreir: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. 1»L« Ziehet die Flaggen und windet zum Kranze Grüne Ranken aus deutschem Reis, Und die Erinn'rung im goldenen Glanze Kehre zurück heut', Euch Alten zum Preis! Danket und ehr't heut' den Veteran, Denkt, was er „siebzig" für uns getan! Zu Khren der Veteranen von 187v>71 zum S. September IS 16. Sitzt in der Hütte in stiller Kammer, Mancher einsam und denkt zurück; Kämpft noch um'S Dasein! — Verscheucht seinen Jammer, Tragt in sein Elend ein Fünkchen Glück! Wer seine Veteranen nicht ehrt, Ist seiner deutschen Mutter nicht wert! Traget empor an das Licht die Alten, Die einst die Sonne von Sedan bestrahlt, Ehrt die «rgraueten Schwertgestalten, Die Deutschlands Einheit mit Blute bezahlt! Freude soll jedem beschteden sein, Der einst gestanden als Wächter am Rhein. Lange wandeln sie nicht mehr auf Erden, Di« einst für König und Vaterland Kämpften und siegten, un» Freiheit bescheerten, Deutsche Schwerter in starker Hand! Hm ab, ihr Jungen, vor solchem Mann, Der Euch vom Kriege erzählen kann! Ehrfurchtsvoll senken sich Euch die Fahnen, Lieder erklingen für» Vaterland, Und Euch zu ehren, Ihr Veteranen, Euch wackeren Alten im Ordensband! Schmückt Eure Brust heute Mann für Mann, Daß ich Euch freudig begrüßen kann! Iwan Bartcky. Ireitaa, dm 2. September 1910, am Sedantage, sind die Dienststelle« der städtische« Berwatt««g geschlossen. Beim Standesamt« werden Geburts- nnd SterbefaüSmetdnnge« von 8—v Uhr vormittags entgegengenommen. Das Tchanamt ist von 5-6 Uhr nachmittags geöffnet Ttadtrat Eibenstock, den 24. August 1910. Hesse. M. TüberkuIose-WaüdermuseM. Irettag und Sounavmd, den 2. und 3. September nachmittags 3—5 und abends 6—7 Ahr geöffnet. Abends 6—7 Uhr ärztliche Führung. Bor vierzig Jahren — der große Sieg! War uns schon immer die Sedanfeier ein Jubel tag, so ist sie es heute doppelt, da sich die Wiederkehr dieses Tages zum vierzigsten Male jährt. Da bau schen sich die Fahnen besonders stolz im September winde und die Gesichter der Feiernden sind von berech tigter Freude festlich erhellt. Die Erinnerungen an große Stunden sind überall wach geworden. Die Schlacht von Sedan war in Wirklichkeit eine große Schlacht. In der ganzen Kriegsgeschichte kann ihr ebenbürtig vielleicht nur noch die Schlacht von Can nae gegenübergestellt werden. Wir rekapitulieren hier kurz den Hergang des Kampfes. Die Bayern hatten am 1. September frühmorgens den Kampf mit einem hef tigen Angriff auf den rechten französischen Flügel er öffnet. Ber Bazeilles war das. Um 10 Uhr war die ses Dorf bereits von den Deutschen genommen. Die sen ersten Erfolgen gesellten sich wenige Stunden spä ter die siegreichen Gefechte bei Jlly und Floing an. Um die Mittagszeit tobte der Kampf am heftigsten im Gelände des Givonnebaches. Um 3 Uhr nachmittags war der Hauptkampf im wesentlichen beendet. In wir rer Flucht schoben sich die französischen Heeresmassen in die Tore der Festung Sedan hinein. Nun forderte die deut sche Heeresleitung die Franzosen zur Kapitulation auf. Die Antwort war, daß — gegen 7 Uhr abends — der französische kaiserliche Generaladjutant Reille dem Kö nig Wilhelm einen eigenhändigen Brief Napoleons überbrachte, der die geschichtlich bemerkenswerten Wor te enthielt: „Da ich nicht inmitten meiner Truppen habe sterben können, so bleibt mir nichts übrig, als meinen Degen in die Hände Eurer Majestät zu über geben." Der König nahm die Unterwerfung an. Noch in der Nacht wurden die Verhandlungen über die Ue- bergabe gepflogen. Eine mehrstündige Waffenruhe folgte. Dann wurde die Kapitulation perfekt, durch die in deutsche Hände kamen: der Franzosenkaiser, ein Marschall, 40 Generäle, 230 Stabsoffiziere, 2866 Offi ziere, 83000 Mann, 184 Festungsgeschütze, 350 Feld geschütze, 70 Mitrailleusen und 12000 Pferde. Schon am Abend des 3. September wurde mit der Ausführung dieser Kapitulation begonnen, die etliche Tage an dauerte. Der Eindruck, den die Nachricht von diesem überwältigenden Siege in der Heimat machte, war ein unbeschreiblicher. „Mit stolzer Freude erkannte die Na tion an dieser gewaltigsten Waffentat ihrer Geschichte, was ihrer geeinigten Kraft möglich sei." Nie ist ein größerer Triumph, eine größere Begeisterung je vor her oder nachher durch deutsche Lande gegangen. Und heute sind vier Jahrzehnte seit jenem denk würdigen Tage verrauscht. Gar viele, die damals am deutschen Einheitswerke mitschufen, deckt heute der kühle Rasen. Die da noch leben, werden sicherlich stolz und frohbewußt auf die schwere und doch so große Zeit zu rückschauen. Sie hatten ein neues Vaterland geschaffen. Der deutsche Einheitstraum war verwirklicht worden. Zu Sonnenhöhen hatte der deutsche Aar seine mäch tigen Schwingen erhoben. Und war auch der Feld zug noch nicht vollends beendet, lange konnte er un möglich mehr währen und gänzlich zu anullieren wa ren so glänzende Wafsentaten, wie die bereits vollen deten, unmöglich mehr. Das fühlte Deutschland, das fühlte tue ganze Welt. Nur Frankreich fühlte anders. Es steckte noch im mer inmitten jener großen Verblendung, in die man das arme Land seit Beginn des Krieges hineinhypno tisiert hatte. Der Kaiser war gefangen. Aber andere erhoben ihre Stimme, um die französische Gloire — die gallische Unbesiegbarkeit — von neuem zum Leben zu erwecken, während ringsumher das zu Boden gewor fene Land aus tausend Wunden blutete Und das eherne und unerbittliche Geschick ging weiter seinen furchtbaren Weg, nicht achtend das hüben und drüben vergossene Blut, das auf den Feldern des nordöstlichen Frankenlandes rot dampfte mitten zur hochsommerlichen Erntezeit. Napoleon, der skrupellose Anzetteler dieses unend lich blutigen Krieges hatte seine Rolle ausgespielt, nicht nur dem Auslande gegenüber, sondern auch in seinem eigenen Lande. Deutschland aber hatte in seiner jungen Einheit seine ganze und volle Macht kennen gelernt. Nun, nachdem es sich auf sich selbst besonnen, fühlte es, was es wert war. Das war ein frohes und starkes Bewußtsein, ein ideeller Sieg über die jahrhundertalte Schwäche nationaler Zerklüftung und Zerrissenheit. Dieses Bewußtsein aber weckte seine Energie, erhöhte sein Selbstbewußtsein und die siegesgewisse Zuversicht auf das eigene Können. Jubel und Frohlocken durchflatterten die deutsche Heimat. Die damals nach dem Siege herrschenden Ge fühle zu schildern, dürfte keiner Feder möglich sein. Die damaligen Zeitungen geben in ihren Berichten das beste Bild. Damals war es auch, daß Ferdinand Freilig rath, der Sänger vom Rhein, in einem herrlichen Ge dicht die tönenden und begeisternden Worte fand: Schwaben und Preußen Hand in Hand, Der Nord, der Süd: - Ein Heer l WeS ist de» Deutschen Vaterland, — Wir fragen'r^heut nicht mehr! Ein Geist, «in Arm, ein einz'ger Leib, Ein Will« sind wir heut! Hurra, Germania, stolze- Weib; Hurra, du große Zeit! Hurra, Hurra, Hurra! Hurra, Germania! Das war die Stimmung, die die große Zeit heute vor vier Jahrzehnten in der deutschen Heimat aus löste. Und diese Stimmung soll auch in uns gleiche Empfindungen erwecken heute bei der vierzigsten Wie derkehr des Sedantages! Tagesgeschichte. Deutschla«d. — Audienz des Reichskanzlers beim Kaiser. Der „Reichsanzeiger" meldet, daß der Kai ser am Dienstag nachmittag den Reichskanzler in an derthalbstündiger Audienz empfing. — Unterhaltung des Kaisers mit Ge heimrat Dr. Rießer. Der Präsident des Hansa- bundes, Geheimer Justizrat Dr. Rießer wurde am Mitt woch vormittag vom Kaiser im Berliner Tiergarten in eine längere Unterredung gezogen. Der Kaiser ritt an Geheimrat Rießer heran, begrüßte ihn freundlichst und zog ihn vom Pferde aus in eine Unterredung, die länger als 10 Minuten dauerte. Der Kaiser und Ge heimrat Rießer sprachen in sehr angeregtem Ton mit einander. Ueber den Inhalt dieser Unterredung ist nichts bekannt geworden. Man geht jedoch nicht fehl, wenn man annimmt, daß sie politischen Charakter hatte. MarschallHermesdaFonseca, der neu- gewählte Präsident von Brasilien, hat sich, wie die „Neue politische Korrespondenz" aus diplomatischen Kreisen hört, über die ihm in Deutschland bereitete Aufnahme mit hoher Befriedigung geäußert. Am Abend des Empfanges in Danzig verweilte der Mar schall während der ganzen Dauer des Konzerts auf dem Balkon, wo sich Kaiser Wilhelm befand und hatte mit dem Kaiser ein längeres Gespräch. Während der Parade am 27. August hielt der Marschall zu Pferde in unmittelbarer Nähe des Kaiserpaares neben den Prinzen, begleitet von dem brasilianischen Militärat tachö und seinem persönlichen Adjutanten. Beim Pa radediner lud Kaiser Wilhelm den brasilianischen Gast ein, am Tisch der kaiserlichen Familie Platz zu nehmen, und Marschall Hermes da Fonseca wurde dort in lie benswürdigster Weise unterhalten. Einen besonderen Eindruck hat der Marschall von der Teilnahme an der Parade der Hochseeflotte am 29. v. Mts. erhalten, der am 28. eine sehr eingehende Besichtigung der deutschen Kriegsschiffe „Blücher" und „Nassau" vorausgegangen war. Am 29. August begab sich der Marschall in Be gleitung des Admirals Tirpitz auf der „Grille" in die Nähe der Hochseeflotte und sodann mit einem klei neren Boot an Bord der „Deutschland". Dort em pfing Kaiser Wilhelm den Marschall und blieb wäh rend der Evolutionen der Flotte längere Zeit mit ihm auf dem Hinterdeck der „Deutschland" in reger Unter haltung zusammen. Marschall Hermes da Fonseca hat sich zu seiner näheren Umgebung wiederholt voller An erkennung und Befriedigung über das in Deutschland Gesehene, besonders über den ihm durch Kaiser Wilhelm bereiteten Empfang ausgesprochen. Ausgestaltung der deutsch-schwedi schen Handelsbeziehungen. Dem Vernehmen nach ist die ursprünglich für den September in Aussicht genommene Sitzung des Wirtschaftlichen Ausschusses zur Vorbereitung handelspolitischer Maßnahmen auf den Oktober verschoben. In dieser Sitzung wird es sich bekanntlich um die Erörterung der Ausgestaltung der deutsch-schwedischen Handelsbeziehungen handeln. Der gegenwärtig gültige deutsch-schwedische Handels vertrag enthielt die Bestimmung, daß er mit dem lau fenden Jahre zu Ende gehen sollte. Als Grundlage für die Verhandlungen über einen neuen Vertrag woll te sich aber Schweden ein anderes Zolltarifgesetz schaf fen. Dessen Fertigstellung, die inzwischen erfolgt ist, verzögerte sich etwas; deshalb machte Schweden den Vorschlag, den Vertrag bis zum 1. Dezember 191l zu verlängern. Deutscherseits lag kein Anlaß vor, das Anerbieten abzuschlagen, und so läuft denn gemäß ei ner Sondervereinbarung der gegenwärtige Vertrag bis zum 1. Dezember 1911. Bis dahin hofft man auf bei den Seiten zu einem neuen Handelsverträge zu ge langen. Die Eröffnung der Verhandlungen zwischen