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Amts- md Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Tel.-Ndr.: Amtsblatt. Fernsprecher Nr 210. 188 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 87. Jayr-ang. Dienstag, de» 16. A»g»st Erscheint täglich abends mit Ausnahme der ! ! Sonn-und Feiertage für den folgenden Tag ! Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seil« 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene > > Seile 30 Pfennige. 1: >444444444444444444444444444444444 4444444« > für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, GbersKtzengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Bezugspreis Vierteljahr!. 1N.1.50 einschließl. des „Jlluftr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenVoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Königliche Ba»sch»le Plane» i. B. DaS Unterrichtshalbjahr im Winter 1910/11 beginnt am 10. Ott. d. ID. Die Auf nahmeprüfungen, sowie die Nachprüfungen finden am 26. Sept. d. IS. früh 8 Uhr statt. — Die Anmeldungen haben in vorschriftsmäßiger Weise in der Zett vom 10. bis spätestens 20. Sept. d. I. schriftlich zu erfolgen. Auskünfte und Anmeldescheine durch die Direltion der Kgl. Bauschule. Plauen i. V., am 1. August 1910. Mittwoch, den 17. August 1S10, nachm. 2 Uhr sollen i« Schönheide im Hause Nr. 83 84 Rolle» D«r-Sk».Papp- und » Schieferdecker 1 Satz DureSko-Schutz (ca. 4 Ctr. Inh) j ««"feroeacr gegen sofortige Barzahlung an den Meistbietenden versteigert werden. Bieterversamm» 1««g in der Restauration von Frik Männel. Eibenstock, am 13. August 1910. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Zwei Hiobsposten brachte un» der Draht heute Montag vormittag. Die erste betrifft einen verheerenden Brand in der Brüsseler Weltaus stellung. Die betr. Meldung lautet: «rüffel, 15. August. Gestern abend 0 Uhr ist in der Weltausstellung Aener ausgebroche«, welche- rafend um stch gegriffen hat. Alle Pavil lons der belgifche«, italienifche«, franzöfische« und englische« Ausstellung find völlig «iedergebrannt. Der Schaden betrügt viele Millionen. Unter de« ea. hnnderttansend vesncher« brach «ine Panik ans. Trotzdem find keine Tote«, sonder« ««r Ver letzte r« verzeichne«. Die zweite Meldung berichtet über ein fürchterliches Eisenbahnunglück in Frankreich. Sie besagt: Paris, 15. Augnst. Bei Statio« Saitjo» ist el« Güterz«g mit einem Personenzng znsammen- gestotze«. «5 Personen, meistens jnnge Mädchen eines Pensionats, find tot, 50 schwer verletzt. Weitere Nachrichten fehlen vorläufig über beide Er eignisse. Ucberlandslug und Chauvinismus. Die temperamentvollen Franzosen können sich leicht für eine Sachse begeistern, die wir ruhigeren Deutl ichen mit ganz anderen Augen ansehen. Aus der fran zösischen Begeistsrung entwickelt sich häufig ein Chau vinismus, der sofort gegen Deutschland Lusgeschlachtet wird, Menn es sich Mn ein Gebiet handelt, auf dem wir ganz Besonderes leisten- In Deutschland denkt man bei einer neuen Erfindung oder Entdeckung, die militärisch verwertbar ist, ohne Ausnahme in erster Linie an die Verteidigung des Vaterlandes, in Frank reich dagegen berauscht sich eine vielleicht nichh mehr Mzugroße, aber sehr geräuschvolle und nicht ganz ein flusslose Gruppe an der Idee eines Angriffs, einer Re vanche. Die Chauvinisten in Frankreich brauchen nun einmal ein Spielzeug- In einer gewissen Periode wa ren es die Unterseeboote, an denen sich ihre Gemüter erfreuten, jetzt sind die Flugapparate an der Reihe. Bekanntlich haue man ein Wettfliegen durch das östliche Frank reich organisiert, und da die vorgeschriebene Flugbahn am Tage der zweiten Etappe bis dicht an die deutsche Grenze führte, so kamen einige d,r Konkurrenten mit ihren Flugapparaten in die nächste Nähe des 1870 von Frankreich verlorenen Gebiets. Der Leutnant Camer- mann näherte sich bei Moncel-sur-SeiUe der Brücke, aus dar die -putschen Grenzpfähle stehen, und kehrte 20. Armeekorps General Manoury bestieg den Apparat des Leutnants Foguant und ahmte das Kunststück des des Leutnants Foguant und ahmte das Kunststück den Leutnants Camermann nach. Der Aviatiker Legag- neur, ein Zivilist, flog übler die Grenze fort und schweb te einige Sekunden lang über dem annektierten Dorf Chambrey. Wegen dieser Ueberlandslüge regt sich nicht nur die chauvinistische Pariser Presse auf, sondern merk würdiger Weise sind es auch deutsche Zeitungen, die in dieselbe Kerbe hauen. Der „Matin" und die gleichfüh- lenden Zeitungen, hauptsächlich nationalistischer Rich tung, versäumen keine Gelegenheit, die alten Leiden schaften zu erwecken. Die Auszeichnung des Leutnants Camermann mit der Ehrenlegion wird als Belohnung für seinen Besichtigungsflug an der Grenze hingestellt, und bei Darstellung des Fluges über Sedan werden di:-alten Revancheideen wiederausgerüttelt. Dazu kom men höhnische Vergleiche zwischen dem Ueberlandslüge und den Leistungen in Johannisthal, sowie de^ ZeM Pelinsährten. Besonders ist es her „Matin", der seine Berichte über das von ihm veranstaltete Wettfliegen auf einen äusserst chauvinistischen Ton stimmt und sich, zwischen der sentimentalen Schilderung der Volksbe geisterung und d>er vor Rührung weinenden lothringi schen Landleuüe, zu dem albernen Satz versteigt: „Der grosse weisse Vogel Frankreichs, graziös wie eine Taube, hat mit seinem ruhmreichen Flügel den Adler auf den deutschen Grenzpfählen gestreift". Allerdings wird die chauvinistische Note von dem größten Teil der republi kanischen französischen Blätter erfreulicherweise scharf bekämpfe uud auch> von den grossen Massen nicht gepeilt. So warnt die „Petit Republique" vor aufreizendem Erörterungen der Grenzflüge und schließt mit den Wor ten: „Es wäre kindische denen zu gleichen, die immer glauben, das Elsaß wieder zu nehmen, wenn sie vor dem Strassburger Standbild den Mund aus reißen." Auch die „Lanterne" ruft an der Spitze eines Leitartikels aus: „Nur keine Uebertreibungen! Wir wollen einen friedlichen Sieg feiern und niemanden aufreizen." Merkwürdigerweise hat sich, auch in einer Reihe von deutschen Blättern ein Chauvinismus her aus gestellt, der nicht scharf genug verurteilt werden kann. So drphte ein sonst sehr seriöses Straßburger Blatt, man werde die vorwitzigen Flieger mit Flintenschüssen herunter holen. Eine Berliner Zeitung spricht von der „ganz realen Gefährdung, die ein solches Treiben für die Sicherheit unserer Grenze mit sich bringen kann" und verlangt, „daß die deutschen Behörden Herrn Legag- neux und etwaigen Nachfolgern bei einer Wiederkehr so überflüssigen Besuches recht scharf beweisen, dass die deutsch-französische Grenze ein Hindernis für den Aviatiker bilde." So scharfes Geschütz aufzusahren, scheint um so weniger angebracht, als sich schon sehr zahlreiche deutsche Ballons ins französische Luftgebieb verirrt haben. Die Angst vor einer Gefährdung der deutschen Grenze durch französische Aviatiker ist eben so eine Gespensterfurcht, wie die französische Besorg nis vor deutschen Luftballons, dip vom Winde nach Frankreich verschlagen werden. Ueber kurz oder lang wird die Luftschiffahrt international geregelt werden müssen, um unerbetenen Besuchern einen wirksamen Riegel vorzuschieben und dem Chauvinismus auf die sem Gebiet zu steuern. Tagedgeschichte. Deutschland. — Deutschlands Stellung zu Balkan fragen. Eine erfreuliche Kundgebung unserer aus wärtigen Politik — etwas, woran wir seit langem nicht mehr gewohnt waren! Die halbamtliche „Süddeup sche Reichskorrefpoudenz" schreibt: „Die Meldungen, die den Anschein erwecken, als sollten zur Durchsetz ung bulgarischer Beschwerden gegen di? Türkei die Großmächte ausgerufen werden, machen einen etwas anachronistischen Eindruck. Man glaubt sich in die Zei ten zurück») erietzt, wo mit vieler Mühe aber ohne rech tes Ergebnis im Namen Europas Reformpläne für Mazedonien ausgearp,eitet wurden. Diese Zeiten lie gen, hoffentlich endgültig, hinter uns. Die europäi schen Reformen kamen, wenn nicht in der Absicht ihrer Urheber, doch im weiteren Verlauf der Dinge darauf hinaus, Mazedonien aus d!em Besitzstand des osmani schen Reiches zu entfernen. Von einer derartigen, au7 die Verkleinerung der Türkei hinauslausenden Politik haben sich aber die Großmächte losgefagt. Sie haben nach Einführung des verfassungsmässigen Regimes in Konstantinopel den Grundsatz der Unverletzlichkeit und Selbständigkeit des türkischen Staatsgebietes einmütig angenommen. Anderseits hat Bulgarien feine volle Souveränität unter Erhebung zum Königreich erlangt, und feine auswärtige Politik wird von einein Herrscher geleitet, dessen Friedensliebe bekannt ist. Er selbst dürfte wohl kaum den Wunsch hegen, dass die Mächte zu der alten Jnterventionspolitik mit ihren Aufreg ungen und häufigen Erschütterungen der inneren Ruhe Bulgariens zurückkehren." — Diese klugen und ent schiedenen Sätze verraten unschwer den in Balkanfra gen besonders kundigen und sicheren Staatsmann» — Spionagle in schlesischen Kasernen. Das Generalkommando des 5. und 6. Armeekorps ver folgt einen Spion, der sich in der Uniform eines Serge anten der 71. Jnsanteriebrigade in die Kasernen ein schleicht Unmittelbar bevor der Festnahmebefehl in Schweidnitz eintraf, hatte der gesuchte Spion dort in der Unteroffizi^rstube des 10. Grenadierregiments ka meradschaftlich die Nacht verbracht, war aber am Mor gen spurlos verschwunden. Oesterreich-Ungar«. — Habsburg und Savoyen. Dem ehrwür digen Kaiser Franz Josef dürfte es an seinem 80. Ge burtstag nicht Mm wenigsten Freude bereiten, daß die Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien endlich freundschaftlicher zu werden versprechen- Soweit es an ihm lag, hat der greise Herrscher nichts verabsäumt, um die Spannung in dem Verhältnis der beiden be nachbarten und verbündeten Mächte zu mildern und schwinden zu machen. Nun wird zum ersten Male seit längerer Zeit der italienische Minister des Aeußern mit dem die internationale Politik leitenden österreichi schen Staatsmann wieder eine Begegnung haben, und zwar im romantischen Salzburg, wo schon so mancher bedeutsame politische Entschluß gefaßt worden ist. Es bedarf keines besonderen Hinweises darauf, daß eine das beidabseitige volle Vertrauen nachhaltig belebem de Aussprache zwischen beiden Staatsmännern deut scherseits frieudig begrüßt wird. Russland. — Das Wütun der Cholera in Russland. Aus Petersburg, 13. August, wird gemeldet: In den letzten 24 Stunden sind an der Cholera 62 Per sonell erkrankt und 30 gestorben. Die Zahl der erj- krankten Personen beträgt jetzt 848. — Die Cholera in Rußland nimmt immer mehr einen bedrohlichen Um fang an. Seit Ausbruch der Cholera am 21. Juni hat die Seuche allein in der russischen Hauptstadt 1733 Personen befallen, von denen 547 gestorben sind. Es kommen somit im Durchschnitt auf jeden Tag fast vier zig Kranke und zwölf Tote. Bis auf Polen und Finn land ist das gesamte europäische Rußland verseucht. Im Don- und Kuban-Gebiet wütet die Cholera gerade zu entsetzlich. Im Gouvernement Jekaterinoslaw wur den an zwei Tagen allein 1472 Personen von der Seuche befallen. Bisher überschreiten die Opfer dieses! Jahres schon bei weitem die der beiden letzten Jahre zusam men. In den Industriegebieten leidet Handel und Ge werbe. Die Fabriken stehen zum Teil leer. Die Berg arbeiter wollen nicht mehr in die Schächte zurückkeh ren und die Hafenarbeiter -er Stromhäfen und des Schwarzen Meeres die Schiffe nicht befrachten. In Sebastopol ist die Seuche in verstärktem Masse zurück- gekehrt, nachdem sie Tage hindurch zurückzugehen schien. Im Süden Rußlands schreibt man vielfach die Aus breitung der Cholera den Juden zu. Diese, die von Stadt M Stadt, von Ort zu Ort ziehen, sollen die Ver breiter der Seuche sein. FraxtteiH. — Paris, 13. August. Zum heutigen Antritt der Schweizer Reise des Präsidenten Kalliö- res weist eine offizielle Not^ des „Petit Puristen" darauf hin, daß der Empfang des französischen Staats oberhauptes in Bern mit einem bei dem an Einfach heit gewöhnten Schweizer Volk außergewöhnlichen Ze remoniell erfolgen werde. Dem Besuche des Präfix deuten Fallierps seien ähnliche Visiten des Königs von Italien und des Deutschen Kaisers vorhergegangen, aber die b.erden Staatsoberhäupter kamen nicht nach der eidgenössischen Bundeshauptstadt, und ihre Gegen wart auf Schweizer Boden war durch besondere Um stände veranlasst. Frankreich überbringt durch seinen höchsten Magistrat d'-er Schweizer Nation den Aus druck seiner brüderlichen Gefühle.