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Amts- und Änzeigeblatt für den Sintsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschlietzl. « des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der ' I humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der < > Expedition, bei unseren voten sowie bei allen < > Reichspostanstalten. ' Tel.-Kdra Amtsblatt. für Eibenstock, Earlsfeld, Hundshübel, ^UgvvMU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,UntersKtzengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redaktem, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Eibenstock. - — 57. Iaß Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. Donnerstag, den 9. Jmi Dknibmg's MckriU. Aeußerlich überraschend ist die Kunde hon dem be vorstehenden Austritt Dernburgs aus» dem Kvlonial- amt gekommen, kundige Politiker konnten Moch seit langem nicht mehr darüber im Zweifel Mn, daß der Stern Dernburgs im Erbleichen begriffen war, wie es deutlich bei den Meichstagsdssbatten «über die Kolo- nialpolWk v-nd koloniale Vorlagen mehrfach, während der letzten Session zutage trat. Der politische Kurs WM eben ein anderer geworden, «und wenn es sich, auch nur üm ein eigentlich unpolitisches Messort handelte, so war es begreiflich, daß man, nachdem Fürst Bülow in der politischen Versenkung verschwunden war, sei nem treuen Gehilfen, der noch! im Amte verblieb, küh ler entgegentrat. Der kluge Dernburg wird sich hier über mcht einen Augenblick im Zweifel gewesen sxin und wenn er trotzdem noch einige Zeit lang im Amte verblieb, so geschah dies wohl in der Hauptsache des wegen, weil er nicht fahnenflüchtig werden wollte, bevor er nicht noch einige wesentliche Aufgaben gelöst hatte. Gerade in dieser letzten Phase stieß ar aller dings auf lebhaften Widerstand und wenngleich der Staatssekretär Kvgte» so wußte er doch zu gut,, daß die ser Erfolg nicht von Dauer sein würde, sondern daß man die nächste Gelegenheit benützen würden um ihm erneut ein Bein zu stellen. Herr Dernburg ist noch nie ein Zauderer gewesen, er Hat sofort die Konsequen zen gezogen und die schwere Bürde von seinen Schul tern geworfen. Er mag es wohl auch müde gewor den sein, sich aufzureiben und mit Parteien zu kämp fen, die ihm mit Mißtrauen begegneten. Ebenso schei nen Gin die Wege, welche dje Politik nach dem Rück tritt Bülows einschluG nicht gefallen zu haben, da er in seinen Grundanschguungen stets liberal war, so daß er auch aus diesem Grunde hie Konsequenzen ge zogen haben dürfte. Daß das so kommen mußte, wie es gekommen ist, ließ sich voyMssehen, gleichwohl wird man wohl allenthalben dem Bedauern Ausdruck geben müssen,, däß es jetzt zur Wirklichkeit wiM daß Herr Dernburg das Reichskolonialamt nach fast vierjähriger Tätigkeit wieder verläßt. Wie ist verschiedentlich über den Außenseiter Dernburg gespottet Wooden, als ihn Fürst Bülow pom Kontorschemel auf den Ministersessel hotte, ein Sprung» der bei uns in Deutschland nur alle Jubeljahre einmal vorkommt» da man sonst'hübsch und säuberlich am Schema festhätt. Mancherlei Befürch tungen sind seinerzeit an die Berufung, Dernburgs ge knüpft worden, namentlich von jener Seite, die alles HM von Juristen und Beamten erwartet, aber es ist keineswegs übertrieben» wenn man sagt, daß Herr Dernburg, die Erwartungen noch übertroffen hat. Der „Sanitätsrat' unserer Beamten ist tatsächlich auch zum SanMtSrat für unsere Kolonialpolitik geworden. Mit Gm zog ein neuer frischer Geist in das Kolonialamt, mit der ihm eigenen Tatkraft und seiner glühenden Be redsamkeit verstand er es, die bisher widerstrebenden Elemente mit sich fortzureißen und ,er beließ es keines wegs bloß bei schönen Worten, sondern er zeigte auch durch praktische Maßnahmen, wie unsere Kolonien ge hoben werden konnten. In jeder Wesse förderte gr den Bahnbau und damit hie wirtschaftliche Erschließung der Schutzgebiete und Wittig folgten ihm auch die Volks vertreter, da sie sahen, daß man mit seinen Vorschlägen sich auf dem rechten Wege befand, und eine wirkliche Blüte unserer Kolonien hat während seiner Amtsfüh rung eingesetzt. Man hat es Gm seinerzeit vielfach ver dacht, daß er in etwas zu grellen Farben malte, aber wenn er unter den schwierigen Verhältnissen wirklich zu Erfolgen schreiten wollte, mußte er von Optimis mus beseelt sein, andernfalls seine Tatkraft von vorn herein gelähmt gewesen wäre. Nicht iMmjer hat man sich allenthalben mit seinen Maßnahmen einverstanden er klären können und namentlich seine Diamantenpolitik hat Piel Gegner gehabt, aber das Eine wird« man nicht oibzustreiten vermögen, -aß er glaubte, auf diese Weise das Gedeihen der Kolonien in erhöhtem Maße zu för dern. Wenn jetzt Herr Dernburg scheidet, so muß ihn der Dank des ganzen Vaterlandes «Pleiten, welches Gm auf kolonialem Gebiete ungemein viel verdankt und darum wird auch sein Name im Buche der deut schen Geschichte unvergeßlich bleiben. Tagesgeschichte. Deutschland. — Zur Hochzeit des Prinzen Friedrich Wilhelm. Die Braut des Prinzen Friedrich Wilhelm» Prinzessin Agathe von Ratibor und Corvey, ist Diens tag nachmittag mit Gefolge und Anverwandten auf Station Wildpark eingetroffen und dort von der Kron prinzessin empfangen und aufs herzlichste begrüßt wor den. In feierlicher Auffahrt begaben sich sodann die Herrschaften nach dem Neuen Palais. Eine halbe Es kadron des Leibgardehusarenregiments eröffnete den Zug Bei der Ankunft empfingen die Prinzen des kö- UMiche'n Hauses die hohe Braut. Im Tresfenzmnmer des Neuen Palais wurde die Braut vom Kaiser, der Kaiserin, den Prinzessinnen -es königlichen Hauses und den höchsten Gästen empfangen, dann wurde sie nach den für sie bestimmten Gemächern getestet. — Zum 100jährigen Todestage der Kö nigin Luise. Dienstag vormittag fand aus Anlaß der Wiederkehr des 100jähri,gen Todestages der Kö nigin Luise in Gegenwart des Kaiserpaares eine Ge dächtnisfeier in der Hochschule für MuM statt. — Zu Dernburgs Rücktritt. Das „Berl. Tagebl.", Vas durch den Vater des Staatssekretärs Beziehungen zu diesem hat, gibt Näheres über Dern burgs Amtsmüdigkeit bekannt. Hiernach hat der Staatssekretär bereits am 15. Mai einen Htägigen Ur- laub augetreten und ist nach Ablauf dieses Urlaubs nicht wieder im Reichskolonialamt erschienen. Das Rücktrittsgesuch soll bereits zu Anfang Mai eingereicht sein. Als Grund für Dernburgs Rücktritt gibt das ,B. T." an, daß seine allgemeinen politischen Anschau ungen von denjenigen» die heute in der Regierung so wohl des Reiches wie Preußens maßgebend« sind, durch aus abwichen. — Zum Wech sel im Reich s kolonigl gmt. Das Abschiedsgesuch des Staatssekretärs Dernburg dürfte in den nächsten Tagen vom Kaiser genehmigt werden. Ms sein Nachfolger kommt nach wie oor an erster Stelle Unterstaatssekretär von LiUdequist in Be tracht- — Brasilianische Offiziere im deut schen Heere. Mitte oder Ende dieser Woche werden, wie die „Berl. N. N." hören, 28 brasilianische Offiziere via Hamburg in Berlin eintreffen. Sie werden mit Ge- nehmdgung- des Kaisers zu ihrer militärischen Aus bildung eine sechs- bis achtmonatliche Dienstzeit im deutschen Heere absolvieren. Es sinh, i9 Hauptleute^, darunter ein Sohn des brasilianischen Ministers für Landwirtschaft, 12 Ober- und 7 Unterleutnants, die den ersten Familien des Landes angphörM. Unter ihnen befinden sich- auch zwei Söhne ursprünglich deut scher Eltern aus den Südstaaten. Die brasilianischen Offiziere, die hauptsächlich deutschen Artillerie-Regi mentern zugetecht werden sollen, haben Amtlich vor ihrer Abkommandierung einen halbjährigen Kursus in der deutschen Sprache und ein besonderes Examen ab- legen müssen. — Jahresfeier des Hansabumkes. Der Hansabund veranstaltet am Mittwoch, Ken 15. Juni im Berlin zur Erinnerung an den Gründungstag eine Fest sitzung im großen Kammersaal. Nach einer Begrüß ung durch den Vorsitzenden Geheimrat Meßer spricht Geheimrat Duisberg-Elberfeld Wer Industrie und Hansabund. Ferner sind noch Referate vorgesehen von Obermeister Rahardt über „Mittelstand und Han sabund" und von Verwaltungsdirektor Thissen-Ham- buvg über „Angestellte und Hansabund". Den Jahres bericht über die Tätigkeit des Hansalbundes erstattet der Direktor Oberbürgermeister a. D. Knobloch. Abends findet im Kaisechaal des Rheingpld ein Fest essen statt. Frankreich. — Paris, 7. Juni. Der „Petit Parissien" zufolge steht ein großer Ausstand-er Eisenbahner, spe ziell dar Eisenbahner der Nord-bahnen bevor. Die Lo komotivführer und Heizer Kieser Gesellschaft haben sich gestern in einer Massenversammlung zu Gunsten dieses Ausstandes geäußert. Spanien. — Saragossa, 7. Juni. Die beiden Schul lehrer der Gemeinde Pueblo de Alfinde wur den in Haft genommen, da in der von ihnen geleiteten Schule Explosivstoffe und anarchistische Schriften gefunden worden waren. In -er Gemein de kam es gestern zu Hnem ernsten Zwischenfall. Ein Mann, der die Behörden beschimpft hatte, war ver haftet worden; eine Volksmenge, an deren Spitze sich Än Offizier befand, versuchte, das Rathaus zu erstür men und zog alsdann vor das GefänguM um den Verhafteten zu befreien. Amerika. — Ein Auf stand in Yukatan (Mexiko). Aus Vera Cruz meldet der Draht: Aufständische haben die Stadt Valladolid in Yukatan angegriffen und geplün dert Viele Einwohner sind getötet worden. Die Auf ständischen, die unter Führung der Maya-Indianer ste hen, haben verschiedene Städte angegriffen. Die Zahl derer, die Valladolid angegriffen haben, wird auf 5000 beziffert. Der Chef der Polizei und die Beamten sind getötet, das Arsenal geplündert. Dip Aufständischen haben die Eisenbahn- und TelegraphenverLmdungen zerstört. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 8. Juni. Bei dem gestern über unsere Stadt niedergegangenen heftigen Gewitter verbunden mit Hagelschlag schlug der B li tz in die S ch e u n e des Herrn Max Petzold am Windischweg ein ohne zu zünden. Außer starken Beschädigungen deS Tennenbodens hat der Blitz keine Spuren hinterlassen. — Leipzig, 7. Juni. Aufsehen erregt das Fern- bleiben der Vertreter derReichs-, Staat»- und städtischen Behörden bet der gestrigen Feier deS 200jährigen Bestehens der katholischen Gemeinde zu Leipzig. Der Rektor der Universität und der Stadtver ordnetenvorsteher begründeten ihr Fernbleiben ausdrücklich mit dem Hinweis auf die päpstliche Enzyklika. Pfarrer Ha selberger nahm in seiner Begrüßungsrede von dem Fernblei ben der Behörden mit Wehmut Kenntnis und führte es auf Mißverständnisse und verkehrte Austastungen zurück. Er er klärte jedoch, man stehe zum Papst, auch wenn dieser sich verpflichtet fühle, bittere Wahrheiten auszusprechen. — Leipzig, 7. Juni. Amtsrichter Dr. Rudolph, der Landtagsabgeordnete für den fünften Leipziger Wahlkreis, ist an den Folgen eines Herzleiden- gestorben. — Zwickau, 7. Juni. Gestern nachmittag kam beim Rangieren beladener Kohlenwagen der 30 Jahre alte Wagen rücker Paul Neumärker zwischen die Puffer zweier LowrieS. Dem Verunglückten wurde der Brustkorb und die Wirbel säule zermalmt. Der Tod trat sofort ein. Der Verunglückte hinterläßt seine Witwe und zwei Kinder. — Glauchau, 7. Juni. Auf dem hiesigen Scherberg wird auf einem 2000 Quadratmeter großen Gelände eine Fabrik für Glauchauer Damenkleiderstoffe errichtet. ES ist beabsichtigt, über hundert Webstühle mit elektrischem Antrieb zu stellen und soll der Bau so gefördert werden, daß der Betrieb schon Anfang nächsten Jahres eröffnet werden kann. — OelSnitz i. V., 7. Juni. Bei einem heute gegen Mittag das obere Vogtland berührenden, von heftigem Re gen und teilweisen Hagelschauern begleiteten Gewitter wurden in OelSnitz das alte Adlermühlengebäude, in Unter triebe! daS aus drei Gebäuden bestehende GutSgehöft der Witwe Strobel und in Wieden daS Wohn- und Stallgebäude deS Landwirts Puchta durch Blitzschlag entzündet und ein geäschert. In Wieden wurden zwei Kühe erschlagen, in Un tertriebel ein zwölfjähriger Knabe vom Blitz gestreift und ge lähmt. — Schwarzenberg. Der nationalliber a- le Verein für den 21. sächs. ReichstaiUswa hl- kreis hielt am Sonntag» den 5. Juni seine diesjäh rige Kreisausschußfitzung ab. Den Vorsitz führte Herr Städtrat Slesina-Buchholz. Nach Eröffnung der Sitz ung und Begrüßung der Erschienenen beriet man über Ovganisationsfragen. Aus dem Bericht des Partei sekretär Kröner war zu ersehen, daß die Organisation und her Verein erfreuliche Fortschritte gemacht haben. Herr Rsichstagsabgeovdneter Dr. Stresemann berichte te Kann über die gegenwärtige politische Situation. Seine Ausführungen wurden mit großem Beifall ausgenommen, es herrschte vollständige Ue berein stimmungmit d en selben, unk Ker B e- schluß., mit aller Energie für Herrn Dr. Stresemann in den Wahlkampf «inzutre- ten, wurde mit großer Begeisterung ausge nommen. Nach Erledigung verschiedener innerer An gelegenheiten schloß mit herzlichen Danbesw orten an den Herrn Abgeordneten Dr. Stresemann und Kip Er schienenen der Vorsitzende die außerordentlich gut be suchte und verlaufene Sitzung.