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Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189109236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910923
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-23
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.09.1891
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— II. Jahrgang: Sächsischer kedem Wochentag Abend (mit dem Da»»» de» folgende» Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer La«deS-Att,eiger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler -.Sächsische Gerichtszeitnng ! 4. Sächsisches Allerlei Jllnstr. Unterhalt,mgSblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 76 Psg., bei den Post-Anstalten 7b Pfg. MtS-AMMr. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblätter des „Sachs. LandeS-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Ertra-Beibliittrr) mich i» einer billigeren Sonder-Ansgabe als; »,C hern 11 itzer Geneval - Anzeigev" fiir Clicmnib nionatlich 40 Psg. frei i»SHaus; außerhalb Chemnitz monatlich 50Pfg. mit Zntragen. Postzeitnngspreislistc für 1891: Nr. 1315. Mittwoch, 23. September 1891. Der Stichs. LandeS-Anzeigcr ist für da» Jahr 1891 eingetragen in der deutsche» Post-ZeitungS-PreiSlistc unter Nr- 541S, in der österreichischen unter Nr- 354g. FarAbonnentenerscheint jeei»mali»iJahri Jllnstr. Weil,»ach,«buch (JahreSbnch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschlnsj Nr. 136. Telcgr-Adr.: LandcS-Anzciger, Chemnitz- 15 Pfg., siir außerhalb Sachsen wohnende Inserenten 2l) Psg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltigc Pctitzeile) 30 Psg. is Vorniittag angenonnnen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auflage längere Zeit ersoreern. — (billigere Sonder-Ansgabe der Hauptblätter des „Sächsischen Landes-AnzcigerS" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter), Amtliche Altzeigen. Heber das Vermögen des GalanteriewaarenhändlerS und Schankwirths Christian Moritz Eonard Slip berge r in Chemnitz (Königstraße 7s und Ntederhermersdorf (Nr 49) wird heute, am 1v. September 1»K1, Nachmittags 57. llhr das ConcurSversahren eröffnet. Der Rechtsanwalt LL ebcrtu Chemnitz wird zum ConcnrSverwalter ernannt. Concitrsfordernngen sind bis znm 21. Oktober 11181 bei dem Gerichte «Nlznmclden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über di« Bestellung eine- GlänbigeransschusseS und eintretenden Falles über die in 8 126 der Concuraordunng bezeichnet»» Gegenstände ans den ». Oktober 1U81, Vormittags 8 Uhr, >md zur Prüfung der angemeldetcn Forderungen aus de» tt. November 1»81, VorinittagS 11 Nhr, vor dem unterzcichneten Gerichte Termin «»beraumt. . Allen Pcrjouen, welche eine znr Concnrsmasse gehörige Sach- in Besitz haben oder z»r Concnrsmasse etwas schnldig sind, wird ansgegebe», nichts an de» Geincinschnldner zn verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auseilegt, von de»» Besitze der Sache und von de» Forderungen, für welche sie ans der Sache abgesonderte Befriedigung >» Anspruch »chmen, dem Coucurs- Verwalter bis znm 7. Oktober 1N81 Anzeige z» mache». Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abtheilnng U. B ö h in e. Bekannt gemacht durch: Actnar Pötzsch, G.-S- Auf Antrag der Eigenthümer soll das de» Erben des ZiuimermeisterS Martin in Chemnitz gemeinschaftlich gehörige Hausgrundstück Nr- 46 an der Leipziger Straße. Folimn 103 des Grund- und Hypothekenbnchs für Schloßvorwerk Chenmitz nnd Nr. 22v des Brandkatasters für hiesigen Ort, Mit dein dazu gehörigen, nicht unbede»teiide» Areal, zusammen ans 56,000 Mk. gewürdert, Montag, den 8. Oktober d. I., Bormittags 16 Uhr, a» Aiiitsstellc, Hohestraßc Nr. 19, 2. Etage, Zimmer Nr. 47, freiwillig ver steigert werde». Die Versteigeruiigsbednigiittgeii und die Belastung des Grundstückes sind auS dem Anschläge am hiesigen Gerichtsbrete zu ersehen. Chemnitz, de» 28. August 1891. Das Königliche Amtsgericht daselbst, Abth. L. vr. Schwarze. St. Drahtnachrichten unsere- Anzeigers. Vom 22. Ctptember, Marseille. Zn schweren Ruhestörungen kau» es in der Arena des Prado. Das Publikum war unzufrieden über die schlechten Stiere und datz der angekündigte Frasenelo nicht der berühmte Toreador selbst, sondern sein Bruder war. Er wurde von den Gaffenjnngen ver folgt «nd angefallen. Die Erregung der Menge mehrte sich. Die Schranke«« wnrde» eingeriffen und mit den Stücken derselben und der Bänke bewarf man die Dar steller. Eine Bande von Jndibidnen häufte die Trümmer unter dem Orchester an «»nd steckte sie in Brand. Die Polizei war nicht im Stande, die Menge im Zaume zu halten. Sie begnügte sich damit, den, Tortschreiten des Feuers Einhalt zu thun. Gensdarmerie wurde beordert, welche die Arena räumen liest. Der angerichtete Schaden ist beträchtlich. Berlin. Zum Nachfolger des aus seiner Stellung als Direktor der Königl. Pulverfabrik scheidenden General majors Küster ist der bisherige Subdirector Major Moritz ansersehe».—Znr Feier des Sieges der Congrest- partei veranstalteten die hie* weilenden Chilenen ein Bankett im Central-Hotel, an welchem anch Angehörige anderer sttdamerikanischer Staate» theilnahmen. Die von Balmaeeda's Regierung eingesetzten und noch nicht abbernfenen Herren der Gesandtschaft waren nicht ge laden. Paris. Die Procehverhandlung gegen die wegen desCisenbahnnnglncks von Saint-Mands Angeklagten, den zweite» Stationschef Degnerois nnd den Locomo- tivführer Caron, hat jetzt begonnen. Es find zunächst 2S Zeugen zu vernehmen. Strastburg. Eine Extraausgabe der „Amtlichen Correspondenz veröffentlicht eine Verordnung des Ministe rin,ns, wonach -er Pastpflicht vom 1. Oktober ab nur noch aetibe französische Militärverso,ie„, ehemalige aetive Osficiere, die Zöglinge militärisch organistrter anö- ländischer Schulen, sowie solche Personen unterliegen, welche die deutsche Staatsangehörigkeit vor Erfüllung ihrer Wehrpflicht verloren nnd das 48. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Ausländer müssen sich binnen 24 Stnnden bei der Ortöpolizei anmelden, widrigenfalls sie die sofortige Ausweisnng zu gewärtigen haben. Die Verordnung vom S. Februar, betreffend die Melde karten, sowie die Bestimmungen über die Meldung aus ländischer Militärpersonen bleiben von der neuesten Ver fügung unberührt. Zum 100. Geburtstage Theodor Körner s. Chemnitz, den 22. September. Das Volk der Denker ist zugleich da» Volk in Waffen. Das deutsche Volk feiert mit Vorliebe jene Gedenktage, die de», deutsche» Waffenruhmc gelten; aber cs feiert auch seine großen Dichter „nd Denker, wenn sich der Anlaß bietet. Ein solcher Tag ist der 23. September dieses Jahres, der Tag. an dem vor 100 Jahren der deutsche Dichter Thcvdvr Körner das Licht der Welt erblickte. Um so lieber ergreift das deutsche Volk diese Gelegenheit, das Andenken des Dichters der Befreiungskriege zu ehren, als dieser ein Sänger und Held zugleich gewesen, als er die Feder, wie das Schwert z» führen verstand, als er, der bereits hochgeehrte nnd bewunderte Poet ^sich keinen Augenblick besann, da es galt, die Ruhe des Poetcn- stübkhen- mit der Aufregung und der Gefahr des Kriege- zn ver tausche». Als eine der lichtumflossenste» Gestalten der Brjreinugsi- ^ Theodor Körner vor uns, als ein echter dentsHer Held, nicht bloß mit 'flammenden Worten der Begeisterung sich gegen die Fremdherrschaft erhob, sondern auch selbst mit seiner Person für des Vaterlandes Freiheit eintrat und für dasselbe fiel. Der große historische Hintergrund der Befreiungskriege, von dem sich die Gestalt Theodor Körner's abhebt, ist es, der uns den Dichter ganz besonders werth macht, der uns das Leben und Sterben desselben in verklärtem Lichte erscheinen läßt. Von dem Augenblicke a», da der jugendliche Dichter sich lvSrcißt ans den Armen der Braut und aus der ihm von besonderem Glücke dargebotcnen Lebensstellung bis zu seinem Tode durch die feindliche Kugel, ist er ein Held, dessen ganzes Sinnen und Trachten durchsirömt ist von der Liebe zum Vaierlande, für dessen Befreiung auch er sein junges Leben dahingiebt. Mit einer schrillen Dissonanz endigt Plötzlich dieses junge Lebe», das ein so schönes nnd glückliches zu werde» schien; aber dieses plötzliche Ende ist auf de», Felde der Ehre und der Pflicht, jener Pflicht, wie sie ei» Theodor Körner anffaßte. Denn während Hunderte nnd Tausende noch immer zu Hause hinter den Ofen saßen und auf den Augenblick wartete», wo das Kriegsglück Napoleon'-, der Geißel Europas, sich wenden werde und man ungestraft gegen ihn werde auftretcn können, war Theodor Körner längst mit seinen Kricgsliedern, die nach Freiheit dürsten, ans den Plan getreten nnd nnter den Ersten war er gewesen, die ihr Leben für des Vaterlandes Befreiung einsetzten. Und des halb steht Theodor Körner persönlich, wie seine dichterische Gestalt eine volksthümliche und leicht verständliche ist, dem deutsche» Volke nahe, und so gedenken heule Hunderte und Tanscnde am Geburtstage des Dichters seiner, ihn ehrend, feiernd und seine Verdienste hervor- hcbend. Wie das Leben Theodor Körner's endete, als es eben sich zu eine,» schönen, angenehmen und fruchtbringenden zu entwickeln begann, so zeige» anch die Dichtungen der jungen Helden noch die gährcnde Jugend, herrliche Blüthc», die kostbare Früchte ahnen ließen. Als ei» Fertiges, Ganzes, Abgerundetes bietet »ns Körner's Muse nur eine Anzahl seiner Gedichte dar, vor allen die volkSthnmlich gewordenen Lieder in „Leyer und Schwert", das „Vater, ich rufe dich", die „wilde verwegene Jagd Lützow's", das kurz vor seinem Tode gedichtete „Schwcrtlied". Sind auch alle übrigen Gedichte Kör ner's poetisch schön und verrathen sie auch de» geborenen Poeten, so sind es doch Jugcndwerk«, denen noch die Feile und Volle,»du,rg fehlt, wie sie nur das reifere Alter giebt. Nicht unerwähnt mögen hier die zahlreichen Räthselspicse bleiben, ln denen! Körner eine gewisse Meisterschaft besaß. Die dramatischen Werke Körner's, die fast sämintlich sich eines gute», größer«»" Erfolges zu erfreuen hatten, wci en ganz unverkennbar auf sek» größeres Vorbild, Friedrich Schiller, hin. Während die „Sühne*und „Hedwig," schon ihres schauerlichen Stoffes wegen, abstoßend wirken müsse», erhebt sich Körner in „Zrinh" und namentlich in „Nosamunde" zn großer dramatischer Kraft und erzeugt nachhaltige Wirkungen. „Zrinh" mußie übrigens schon dadurch eine große Wirkung ergeben, daß i» dem hcldenmüthigen Grafe», der gegen die Ucbermacht des Feindes kämpft, die Mahnung an die deutsche Jugend erkannt wurde, sich gegen den Erbfeind Deutschlands zn erheben. Die Lustspiele Körner's, die heute noch vielfach aufgcführt werden, rühmen einen liebenswürdige» Humor und zeichnen sich durch geschickle Bühnenarbcit aus. Ans allen Werken des so früh dahingeschiedene» Dichters geht ein großes Talent hervor, das mit Sicherheit i» späteren Jahren glänzende Erfolge und bedeutende Werke erwarten ließ. Be sonders hervorznhebe» ist der sittlich-reine To», der sich durch alle Dichtungen Körner's hindurchzieht, so daß seine Werke mit Recht die erste» sind, die die Jugend in die klassische Periode unserer Litteratur einführen. Ueber die äußere Persönlichkeit Theodor Körner's heißt es in einer vor längerer Zeit herausgegebenen Schrift: „Er war eine statt liche, höchst anziehende, ja sogar imposante Erscheinung, Viele nennen ihn schön dabei, und wirklich besaß er auch das, was man bei Männern schön zu nennen pflegt, was zn einer männlichen Schönheit gehört. Er war von hoher, schlanker Figur und untadelhaflem Körpcrwuchsc, hatte ei», wenn nicht regelmäßiges, so doch edles und schr ausdrucks volles Gesicht, von vollem» dunklem, starkgclocktem Haar umwallt, so daß seine hohe Stirn theilweise »och davon beschattet wurde: der für sein Alter schon ziemlich starke Schnurrbart, der die keck aufgeworfene Oberlippe umgab, verlieh im Vereine mit dem kleinen dunklen Backen barte seinem Gesichte ein trotz seiner Jugend schon recht männliches Ansehen. Das Schönste »nd Anziehendste, ja Unwiderstehlichste und zugleich anch oft recht Gefährliche für manches junge Damenherz waren aber seine großen, tiefblauen, schwärmerischen Auge». In ihnen lag, aus ihnen sprach soviel, so unendlich viel sein herrlicher Charakter, sei» hoher Sinn, sein ticfpoetisches, frommes Gcinnth, sei» edles, gutes Herz, seine schöne, reine Seele; oft auch blickte der Schalk, der Frohsinn und Humor daraus hervor; wen» er aber voll festen Vertrauens, voll Glauben nnd Zuversicht mit beredtem Munde über des Vaterlandes gerechte Sache, seine» gewissen endliche» Sieg sprach, oder auch seine »en entstandenen patriotischen Lieder vortrng, da»» leuchtete», dann blitzten und flammten sic förmlich vor hohem Mnth und Begeisterung. Zeigte sein prächtiges Angcnpaar für ge wöhnlich schon immer einen Anflug von Melancholie und düsterer Träumerei, so steigerte sich dies öfters, namentlich, wenn er besonders ruhig und ernst, oder in Nachdenken versunken war, zu einem »n- beschrciblichen Etwa-, daß, wer's gesehen, es nie wieder vergesse» koniite; da»» lag eine so rührende, eine so tiefstille Wchmuth darin, daß cS Einem in die Seele schnitt. Aber dieses stumme Weh war zu gleich gepaart mit jener erhabenen Ergebung, deren nur ein hohes, ein wahrhaft frommes Herz fähig ist; es war keine kalte Todes verachtung, es war eine Art Lächeln unter Thränen, cs war wahr haft christliche Ergebung in Gottes „nerforschlichen Rathschlnß, in seinen heilige» Willen. Hierzu kam »och, daß Körner nicht »nr ein tüchtiger Turner, Fechter und Schwimmer, sondern auch ei» kühner Reiter, ein vorzüglicher Tänzer, sowie ei» ansgczcichnctcr Lantenspieler »nd ein recht guter Sänger war. Kurz, Theodor Körner vereinigte Alles i» sich, alle Eigenschaften, Vorzüge, Talente »nd Tugenden, Alles, was Jedem anspricht und gefällt, ihn Jedem lieb und angenehm machte, bei Alt und Jung, sowohl in der Männer«, als auch in der Frauenwelt." Politische Rundschau. Chemnitz, den 23. September. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am Montag Nachmittag in Stettin von Kassel eingetroffen, um der Griindsteinlegniig für di« neu zu erbauende Kirche in Bredow bei Stettin und dem Stapellaüf des neuen Panzerschiffes auf der Werft des „Vulcan" bcizuwohnen. Nach beendeter Feierlichkeit erfolgte sofort die Weiterreise nach dem Jagdschlösse Nvmintcn in Ostpreußen, wo die Ankunft am Dienstag Vormittag erfolgte, und der Monarch längere Zeit in völliger Zurück gezogenheit verleben wird. Auf dem Einzugswege des Kaisers bis Bredow waren die dortige Arbeiterbevölkerung, Krieger-, Schntze»- nnd sonstige Vereine ausgestellt. Der Geueralsuperintendcnt Pötler sprach die Wcihcrede. An der Werst des „Vulcan", wo die Schiffs taufe erfolgte» war eine Ehrencompagnie ausgestellt. Der Slapellauf erfolgte unter Trommelschlag und präsenlirtcm Gewehre. Der ganze Ort war festlich geschmückt. Nach einem Imbiß setzte der Kaiser seine Reise fort. — König Albert von Sachse» hat bei sein.r Abreise von Erfurt, wo er der Parade des 4. preußische» Armeccorps bei« wohnte, dem commandirenden General des 9. Armeekorps, Graf Wal- dersee, sein lebensgroßes Bildniß verehrt. Der General war damals zum Ehrendienste des Königs abcommandirt worden. Es heißt, daß dies aus besonderen Wunsch des Königs geschehen ist, welcher dem Grafen sehr zugethan ist »»d seine Bedeutung auf militärischem Ge biete ganz besonders hochschätzt. In militärischen Kreisen weiß mau von einem lebhaften Briefwechsel zwischen dem König Albert von Sachsen und dem Grafe» Waldersce, der sich über alle hcrvvrlrelen- den Punkte von militärischem Interesse erstrecken soll. — Die Berathungen über elsaß-lothringische An gelegenheiten, welche anläßlich der Anwesenheit des Statthalters dcr-Reich-lcinde, Fürste» von Hoheiilohe-Schillingsfürst, seit einigen Tage» in Berlin staltgefnnden haben, sind, wie die „Voss. Ztg." be richtet, znm Abschluß gekommen. Ueber de» Gang derselben hat der Reichskanzler v. Caprivi mit dem Statthalter und dem UnlcrstaatS- secretär v. Köller conscrirt. Die Berathungen haben sich auch mit dem Paßzwauge beschäftigt, und man wird nicht irre», wenn man annimmt, daß die Vorstellungen des Statthalters über die Oppor tunität milderer Handhabung der Paßvorjchriften, und zwar in über wiegend größerem Juteresse für die Einwohner der Neichslande al- fnr die Franzosen schließlich zu der Uebcrzengnng geführt haben, eine Wandlung ei'ntrcten zn lasse». — Der deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, welcher am Sonntage in Bremen zn seiner diesjährigen Generalversammlniig zusammciigelreten ist, beschäftigte sich am Mon- tage mit dem neue» Triinksnchtgesetze. Die Versammlung hielt ver schiedene Abänderungen der Vorlage für geboten, wenn sie auch ein entschiedenes Vorgehen gegen die Trunksucht seitens der Reichsgesetz« gebnug mit Freuden begrüßte. — Sehr bemerkt wird, daß die dein Fürsten Bismarck nahestehenden „Hamb. Nachr." sich gegen das Gesetz ans sprechen. — Zur Anhörung der Arbeiter über die Arbeits ordnung. Der Z 131 de» am 1. April 1892 in Kraft treten de., Gesetzes über die Abänderung der Gewerbeordnung (Arbeilerschntz- gesctzcs) bestimmt, daß vor dem Erlasse einer Arbeitsordnung oder eine- Nachtrages zu derselben dem großjährigen Arbeiter. Gelegenheit zu gebe» ist, sich über den Inhalt der zn erlassenden Ar'eitsordnniig bezw. des Nachtrages zu äußer». Bei Fabriken, für w lche ein ständiger Arbeitcransschuß besteht, kann dieser Vorschrift durch Anhören des Ausschusses über den Inhalt der Arbeitsordnung genügt werden. Nach Erlaß ist die Arbeitsordnung bezw. der Nachtrag unter Mit- theilmig der von den Arbeiter» geäußerten Bedenken, soweit die Aenßeriingen schriftlich oder zn Protoeoll erfolgt sind, binnen drei Tagen i» zwei Ausfertigungen der unteren Verwaltungsbehörde ein- znreichen, nnd es ist gleichzeitig eine Erklärung darüber beiznfüge», daß und in welcher Weise der Vorschrift über die vorherige Anhörung der Arbeiter genügt worden ist. Es wird nun vielfach eine Auf klärung darüber gewnnscht, wie es mit den schon jetzt in Kraft befind lichen Arbeitso.dnnngen zu halten ist. Es sei 'deshalb Folgendes bemerkt: Arbeitsordnungen, welche Vor dem Inkrafttreten der Gcwcrbe- ordnnngsnovelle, also vor dem 1. April 1892, erlassen worden, sind der unteren Verwaltungsbehörde binnen vier Wochen nach dem genannte» Termine in zwei Ausfertigungen einzureiche». Die Vvrs^cift, daß die Arbeiter anznhören sind, findet ans die vor dem 1. April 1892 erlassenen Arbeitsordnungen nur dann Anwendung, wenn dieselben in der Zeit zwischen dem 1. Januar 1891 und de», 1. April 1892 erstmalig erlasse» worden sind. Abänderungen von Arbeitsordnungen, die schon vor dem 1. Januar 1891 bestanden, »nlerlicgen dagegen den betreffende» Vorschriften nicht, nnd es ist also eine Anhörung der Arbeiter nicht erforderlich, wenn diese Abändcrnngeu vor dem 1. April 1892 vorgenommcn werde». Alle Werke, welche eine Arbeits ordnung schon vor dem 1. Januar 1891 Hallen, brauche» daher die Arbeiter nicht anzuhörc», wenn sie die durch die GewcrbcordnnngS- novelle verlangten Aenderniigcu vor dem I. April 1892 vornehmen »nd zur Einführung bringen. Ucbrigcns mag »och hinzngcfügl werde», daß die liniere Verwaltungsbehörde die auf Grund der Gesetzes bestimmungen ihr vorzulegenden Arbeitsordnungen nicht zu genehmigen hat, sondern nur berechtigt ist, wenn Arbeitsordnungen und Nachträge zu denselben nicht vorschriflmäßig erlassen sind, oder deren Inhalt de» gesetzlichen Bestimmungen zumiderläufl, die Ersetzung durch gesetz mäßige Arbeitsordnungen oder den gesetzlichen Vorschriften ent sprechende Abänderungen anznordne». Gegen eine Entscheidung, welche eine solche Anordnung betrifft, ist die Beschwerde an die höhere Ver waltungsbehörde zulässig. Oesterreich-Ungarn. Unter Vorsitz des Kaisers ist i» einem gemeinsame» Ministerrathc der neue Militär-Etat festgcstellt » lvorden. Die darin enthaltene» Mehrforderunge» für die Armee be wege» sich noch in mäßigen Grenzen. Italien. Trotz Regens verlief am Sonntage die Feier des Jahrestages der Besetzung der ewigen Stadt durch die italienischen Truppen unter sehr großem VolkSzulanf, aber in bester Ordniidß.
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