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— Leipzig, 21. April. Ein Teil der Berliner Presse ließ sich Rlarmdepeschen aus Leipzig übermitteln. Um fal schen Gerüchten entgegenzulreten, veröffentlichen jetzt die ,L. N N.' die nachstehenden, den Tatsachen entsprechenden Angaben: Seit längerer Zeit erhielten in Leipzig und Um gebung wohnhafte vermögende Herren von jungen Leuten Erpresserbriefe. Die Absender verlangten darin in der Regel 150 bis 500 M. al- Schweigegeld für angeblich von den Em pfängern der Briefe begangene sittliche Verfehlungen (8 175). Die Erpresser sind fast ausnahmslos früher in Leipziger Verkehrs instituten beschäftigte junge Leute. Sie sandten ihre Briefe ohne Scheu mit dem vollen Namen unterzeichnet an die Adressaten und hatten nicht selten damit den erhofften Er folg. Mit dem erpreßten Gelds lebten die jungen Burschen in Saus und Braus. Merkwürdigerweise hat keiner der Em pfänger der Erpresserbriefe die Polizei von dem schamlosen Treiben der Burschen in Kenntnis gesetzt. Erst durch einen bei einem Detektiv-Institute beschäftigten Eilboten, der mehr mals solche Briefe zu befördern hatte und hierbei von den Erpressungen Kenntnis erlangte, erhielt auch die Polizei da von Mitteilung. Auf Grund der vorliegenden Angaben des Eilboten wurde sofort eine umfassende Untersuchung einge- leitet. ES bestätigte sich im Laufe dieser Untersuchung die alle Erfahrung, daß junge Leute, die von den sittlichen Ver fehlungen angesehener und vermögender Leute Kenntnis er langt halten oder selbst die Verführten waren, daraus Kapital schlugen. So wurde ein in der Nähe Leipzigs wohnhafter Herr derartig von den Burschen geschröpft, daß er schließlich, um sich seiner Peiniger zu erwehren, Deutschland verließ und in Italien Aufenthalt nahm. Ein Ladeninhaber der inneren Stadt ist in den letzten Tagen, als die Affäre ruchbar wurde, gleichfalls abgereist. Gegen einige andere Leute schwebt neuerdings ebenfalls das Ermittelungsverfahren. Von den Erpressern sind einige in Untersuchungshaft genommen worden. — Zwickau, 20. April. Die hiesige Stadt hat im Stadtbezirk größeren Waldbesitz zur Errichtung einer Wald- erholungsstätte für Lungenkranke erworben und will weitere 40OM Mk. für Herstellung von Baulich keiten aufwenden, für letztere hat Dampf - Sägewerksbesitzer Kommerzienrat Stadlrat Grimm hier die erforderlichen Hölzer im Werre von 7000 Mk. gespendet, so daß sich die Unkosten auf 33 OM M. ermäßigen. — Cainsdorf, 20. April. Der im Walzwerk der Königin Marienhütte beschäftigte 18 jährige Kurt Balk aus Wilkau verunglückte dadurch schwer, daß ihm ein aus der Walze kommender glühender Stahlstab schräg durch den rechten Fuß ging und die kleine Zehe mit fortriß. B. wurde ins Krankenstlft Zwickau gebracht. — Auerbach i. V., 21. April. Zu dem Brande in der Gardinenfabrik von Nottrott teilt die .Auerbacher Zeitung" noch mit, daß der größte Teil der Ar beiterschaft in anderen Abteilungen der Fabrik beschäftigt werden wird. Die Fabrikation selbst wird schon in den nächsten Wochen wieder ausgenommen werden können. In folge der reichhaltigen Lagervorräte ist die Firma in der Lage, allen Lieferungsoerpflichtungen gerecht zu werden. — G r o ß e n h a i n, 20. April. In der Röder wurden dieser Tage Tausende von toten Fischen beobachtet. Die Verheerung unter dem Fischbeftand des Flusses dürfte darauf zurückzuführen sein, daß sich in den Abfallwässern, die aus den Fabriken in die Röder abgeführt werden, giftige Bestandteile befinden. — Schandau, 21. April. In Bensen hat der Zahn techniker Pais beim Kartenspiel den Schuhmacherlehrling Rudolf Parscha mit einem Taschenmesser erstochen. Beide waren vorher in Streit geraten. — Groitzsch, 20. April. In der letzten Nacht 12 Uhr 35 Min. wurde, wie das ,Lpz. Tgbl." meldet, hier ein Erdstoß vermerkt. Das ziemlich starke Geräusch hatte " zentralen Charakter. — Niederoderwitz, 21. April. Der 12jährige Schul knabe Paul Linke rettete unter eigener Lebensgefahr das Söhnchen des Bäckermeisters Löffler vom Tode d*s Er- s trinkens im Mühlgraben. Der Knabe hat schon im Vorjahr ein Kind gerettet. IS. Ziehung 5. Klaffe 157. König!. Sachs Landes Lotterie, z gezogen am 20. April 1910. 200 von M. auf Nr .102812 IW VW M. auf Nr. 69022 5660 M. auf Nr. 61938. 3606 M. aus Nr. 18920 23600 25234 25421 28720 55799 66345 68594 76936 77823 83178 86401 87013 103760 104889 105018 106847 108236 »VW M. auf Nr. 4013 6308 7593 8172 25910 31191 32218 32715 44240 47860 53847 87427 89376 94835 100954 104794. 1<>W M. auf Nr. 835 6134 11509 15356 16178 16304 20688 22253 23674 25089 25699 26484 27449 35887 41378 41994 48112 51623 54752 58855 59510 60575 64613 69363 71005 71467 74160 75478 75694 75701 78594 81567 82589 83006 85812 89387 89860 91046 104336 106841 SV» M. aus Nr. 4191 5348 7585 9662 11029 12337 13975 15381 17032 18649 19790 22864 23553 27238 28106 28807 30203 30391 30993 33183 34924 34925 35173 37950 39194 39965 40192 40260 42265 43974 46576 48047 49365 50741 54491 54527 63758 63832 63985 64777 68961 69134 70560 71439 72284 75755 77529 80354 81700 88817 84379 88205 88939 90915 92635 98237 105539 106245 106690 108910 109554 109799. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 21. April. Der Reichstag nahm am Donnerstag den Ge setzentwurf betr. das Reichsschuldbuch an bloo an, er ledigte Rechnungssachen und beschäftigte sich mit -er Haftung des Reichs für seine Beamten. Reichsschatz- sekretär Wermuth gab Erläuterungen zur Vorlage betr. das Reichsschuldbuch. Das preußische Abgeord netenhaus hat bereits einen gleichen Entwurf ange nommen. Demgemäß beschränkten sich die Abgg. Drö - scher (kons.), Oertel snatl.), Pachnicke (freis. Vp.), Arendt (Rp.) und Dove (freis. Vp.) nur auf kurze Erklärungen. Bei den Rechnungssachen brachte Abg. Erzberger (Ztr.) zur Sprache, daß man bei Prüfung der Rechnungslegung für 1906 eine Kabinettsordre ent deckt habe, datiert vom 15. August 1908, in der die Etatsüberfchreitungen von 1905 genehmigt würden. Er forderte Klarstellung dieses Vorfalls. Abg. Hengs bach (soz.) beklagte tief, daß die Vertretung des Kai sers bei dem Vermählungsfest des Königs von Spa nien 46 000 Mark verbraucht habe. Das sei keine Spar samkeit. Die Etatsüberschreitungen wurden genehmigt. Bei Beratung der Haftung des Reichs für seine Beamten wurde ein Antrag Erzberger (Ztr.) angenommen, die Haftung des Reichs für seine farbigen Beamten aus der Vorlage auszuschalten und nach dieser Hin sicht den Weg der Verordnung des Reichskanzlers zu wählen. Auf freisinniger Seite war man aller dings der Ansicht, daß das Reich ohne Ausnahme für alle die hasten muß, die in feinem Namen tätig find. — Freitag 1 Uhr: Interpellation Bassermann über das Mülheimer Eisenbahnunglück. Schluß gegen 6 Uhr. Sächsischer Landtag. u. Dresden, 21. April. Zweite Kammer. Präsident Dr. Vogel eröffnet die Sitzung des gut be setzten Hauses um 11 Uhr 7 Minuten. Punkt 1 der Tagesordnung bildet die allgemeine Vorberatung über das königliche Dekret Nr. 30, Entwurf eines Gesetzes über die Verjährung direkter Steuern und verarmter Leistungen. Abg. Dr. Schon z (kons.) erklärt namens seiner Fraktion, daß sie in der Hauptsache mit dem Gesetzentwurf einverstanden sei und nur einige kleine Abänderungen wünsche. Seine Freunde beantragten, wie er im Einverständnis mit dem Abg. Hettner auch für die nationalliberale Fraktion erkläre, das De kret in Schlußberatung zu nehmen, und zwar unter Be stellung von Referenten und Korreferenten. Der An trag wird genügend unterstützt. Abg. Günther (freis.) erklärt, feine Fraktion sei mit dem Antvage eben falls einverstanden. Abg, Nitzsche (soz,): Seiner Fraktion genüge der Entwurf nicht, da er leine Ein heitlichkeit herbeiführe, besonders auch die Unklarheiten nicht beseitige, die sich in der Handhabung des Para graph 10 k des Landtagswahlgesetzes gezeigt hätten. Der Entwurf sei ein Versuch mit untauglichen Mitteln. Einstimmig wird hierauf beschlossen, den Entwurf un ter Bestellung eines durch den Präsidenten zu ernennen den Referenten und Korreferenten in Schlußberatung zu nehmen, von Deputationsberatung also abzusehen. Es folgt als Punkt 2 die Schlußberatung über den schrift lichen Bericht (mit Abänderungsanträgen) der Gesetz gebungsdeputation über den mit Kgl. Dekret Nr. 17 vorgelegten Entwurf eines Gesetzes über die Brandver sicherungsanstalt, sowie über die dazu eingegangenen Petitionen. Hinsichtlich des geschäftlichen Verfahrens mit den Abänderungsanträgen liegt ein von Mitglie dern aller Parteien unterschriebener Antvag vor, die Abänderungsanträge im Ganzen anzunehmen. Ein stimmig erklärt sich die Kammer damit einverstanden, daß so verfahren werden soll. Das Wort erhält zu nächst der Berichterstatter Abg. Horst (kons.), der speziell über die Gebäudeversicherung und damit auch zu den allgemeinen und den besonderen Vorschriften über Gebäudeversicherung referiert und sich dabei auf den gedruckt vorliegenden Bericht bezieht. Abg. Dr. Löbner (natl.) berichtet als Korreferent über die für die Mobiliarversicherung bedeutsamen allgemeinen und besonderen Vorschriften, sowie zu den übrigen Teilen des Entwurfs und den Petitionen und erörtert speziell die Fragen der Verwaltungssorm und des versiche rungstechnischen Ausbaues. Abg. Kl ein hem pel (na- tionall.) dankt der Regierung für das bewiesene Ent gegenkommen und spricht die Zustimmung seiner Frak tion zu der von der Deputation vorgeschlagenen Fas sung des Entwurfs aus. Abg. Opitz (kons.) äußert einige persönliche Bedenken hinsichtlich mehrerer Ein zelheiten, will aber gleich seinen Freunden der De putationsfassung zustimmen. Nach längerer Debatte Werden die Abänderungsanträge angenommen. Zs folgen sodann mehrere Eisenbahnangelegenheiten und Eisenbahnpetn-Wnen, welche nur lokales Interesse ha ben. — Nächste Sitzung : Morgen vormittag ^/»lOUHr. Tagesordnung Etatkapitel: Zivilliste, Apanagen, Ge- samtministerium und Staatsrat, Kabinettskanzlei, Aka demie der bildenden Künste, Kunstzwecke im allge meinen Dekret Nr. 24 Gesetzentwurf, Erlasse, Stun dungen und Nachforschungen von Steuern betreffend. Ueberlistet. Krin.inalnovellette von C. Mar Holm. lNachdruck verboten^. Direktor Dirks von der Diamant-Kompagnie in London war in Verzweiflung. Denn man hatte den besten und zuverlässigsten Transporteur dieser kost baren Steine unterwegs beraubt, ihm einfach, seinen Schatz abgenommen. Wie? — Das konnte der Mann selbst nicht genau angeben. Er wußte nur, daß in sein Abteil ein paar Herren eingestiegen, die im Laufe der Fahrt eine Unterhaltung anfingen und während derselben ihm eine Zigarre anboten. Diese hatte er geraucht und war dann in Schlaf gefallen und als er wieder erwachte waren die Diamanten fort. Freilich die beiden Herren auch, Was Wunder, daß der Direktor so wütend war. „Solche Unvorsichtigkeit", grollte er. „Wer nimmt denn auch, gleich von dem ersten besten eine Zigarre? Sie müssen in jedem Mitreisenden, ob Herr oder Da me, einen Verbrecher sehen, der Sie berauben will. Das ist das einzige um sich, zu schützen. Ein Glück ist es nur, daß die Diamanten roh waren, und verhältnis mäßig wenig. Deshalb ist der Schaden weniger groß. Sonst — ich hätte Sie wahrhaftig dafür verantwortlich machen müssen, Herr Spencer". Dann schloß er seine Belehrung, und Zurechtwei sung mit den Worten: „Den nächsten Transport werde ich selbst über nehmen. Derselbe mag Ihnen dann vorbildlich, sein". Und der Dag kam schon bald, an dem die Diamant- Kompanie wieder eine Sendung Steine daliegen hatte, die für die großen Amsterdamer Schleifereien bestimmt waren. Der Direktor übernahm den Transport. Die sonsti gen mit der Mission betrauten Herren waren auf das Bureau geladen, um ihren Chef abreisen zu sehen, der sich mit dieser Reise überaus wichtig schien. Endlich kam er an. Seine Angestellten kannten ihn kaum, so einfache fast schäbig, war er gekleidet. Er, der sonst so elegant, so schneidig war. Eine Segeltuch- Schv einander, dan lieg« tigen Au von ihre war,er s er mit d Der san- blutige T Dem gegen de gedankt ,1 „Nein, ich stehe jetzt ganz allein, sieben Geschwister. Die sind albe in Bekannten. Ich muß aber verdienen, mich zu der Dante gegeben." Der Direktor war erschüttert von Ich, und- noch Whitewill bei Da hat man. Der sein Mor wesen, al gone wei Donna E Flüchtlin je mehr entfernte bis es c Und als es mit ei nieur fül und von» moto!" 1 den, und landen B Da tt ringen B auf der ( Herausgei unerklärt noch zur Quartier, bis Mittk lassen, oi gewesen, falls «in Karl Reu siert war stätte zu f lich sprm Ein etwas ai Schlafzim chen über bei Donn Käffeekan auf dem 6 lagen nick kleiner S Donna Ei netto: da rina, ein nung ins sagte: tust weht Es p genieur, erschien, 1 hätte aus in die D gut sein i genieur n er vielleick Balkon d Dort hatt dert, und sich denke lichen Tisi Nin et die äußers wartete Signorin-c Morgen, so früh st Darm die geöff „Ninetta, rein. Lag ihren Kiss keine Müt So tr allein uni um drauß beim Bau men, als mer stürzt Sie sofort Bitte das Mädch mißtrauist lizei sah n Eufemia, ein paar immer wie außer sich auch nicht Ein P dauere, w« r Klein rzehrte bleibe edanke. eg. D< tor auch, er war oi Und W !t porteur < zu, das noch immer laut schluchzte. Als der Schmerz etwas nachließ, nahm sie ein kleines Paket, das sie öffnete. Offenbar suchte sie etwas. Doch plötzlich hielt sie inne, und wie erschreckt faltete sie die Hände zusammen. Direktor Dirks erwartete einen neuen Aus bruch und sah sie schon erwartungsvoll an. Doch ganz prosaisch wirkte es, wenn auch naiv, was nun kam. „Ach," stammelte sie, „ich habe meine Butterbrode vergessen. Und habe heut? fast noch nichts gegessen. In -der Me und der Aufregung. Was fang ich nun an? Der Weg ist noch so weit". „Wenins weiter nichts ist", lachte Dirks gutmütig, „dann kann ich schon helfen". Und er nahm seine Segeltuchtasche aus Urgroß- vaterzeit Md entnahm ihr ein paar belegte Butter brode, deren Gediegenheit seltsam mit der Einfachheit der Tasche und ihres Besitzers kontrastierte. „So", schmunzelte er, „dem wäre schon geholfen. Aber zu trinken habe ich nichts bei mir". „Das habe ich. Tante -gab mir etwas Fruchtsast mit. Und den habe ich eingesteckt und ließ die But terbrode liegen". „Ist nicht schlimm. Hier nimm nur". Und Dirks reichte dem Mädchen -und nahm salbst eins. „Dafür müssen Sie aber mit mir trinken", sagte die Kleine naiv und schraubte den Deckel der Flasche ab und benutzte ihn als Trinkbecher. Dirks wollte wohl nicht als Direktor. Aber als solch gewöhnlicher Reisender wie er jetzt wap, hätte die Ablehnung be leidigend gewirkt. Und er trank. Und er trank auch noch einmal, als ihm das Mädchen astb-vt. Direktor Dirks war die ganze Nacht Wer gefah ren. Was Wunder, daß er jetzt mühe war und sich in die Ecke lehnte. Aus hochgeschlossenen Augen sah er tasche nach Großvater Art, einen dito Hut und Nock, der, etwas weit, schlotternd seine Gestalt umschloß und ein mächtiger Schirm, war seine Kleidung und Ausrüstung. Kein Mensch hätte in ihm einen Diamant-Transpor teur vermutet. Und sich im Kreise seiner Untergebenen umblickend, die kaum das Lachen verkneifen konnten, sagte er ganz ernsthaft: „So, meine Herren, diese Kleidung mag ihnen als Muster dienen. Dann kommt kein Mensch- an sie heran. Und Zigarren wird ihnen auch keiner an- bieten". — Dann ging er. Seine Beamten, sahen ihm nach und schmunzelten insgeheim^ und Herr Spencer brummte: „Ein solennes Diner gebe ich, wenn man- dem Alten die Diamanten wegshibitzt". „Das wirst Du schwerlich bekommen", spottete ein anderer. ,-Sonst hätte er es auch nicht versprochen." — Direktor Dirks brachte aber^ unbekümmert um den Streit der Meinungen, seine Diamanten glücklich nach Amsterdam und empfing dort eine ungleich wertvollere Sendunig, geschliffen und bedeutend mehr, die einen Wert von Millionen repräsentierten. Naturgemäß war der Direktor noch zugeknöpfter seinen Mitrieisenden ge genüber, das fast an Stumpfsinn grenzte. Erst, als er wieder englischen Boden unter den Füßen hatte, atmete er etwas erleichtert auf. Er nahm zu der Eiseinbahnfahrt natürlich ein Kou- pee dritter Klasse und drückte sich hier in eine Ecke,, von der aus er seine übrigen Mitreisenden mit fast feind seligen -Blicken ansah. Doch- schienen die' alle harm los. Keiner, der nur einen Schimmer von einer Wer tz r-echernatur ahmen ließ. Auf der zweiten Station stieg, noch ein Mädchen ein. Ein junges Ding, stoch fast Kistd. Verschüchtert und ängstlich sah- es um sich. Offenbar benutzte es wenig die Eisenbahn. Denn aus jeder seiner Mienen sprach hülflose-ste Unerfahrenheit. Es setzte sich dem Direktor gegenüber. Gekleidet war -es schwarz, bil ligsten einfachsten Stoff, als wäre es in Trauer. Da rauf deuteten -auch, wohl die vom Weinen geröteten Augen, die fast flehend die Mitreisenden ansahen. Direktor Dirks war von Natur ein Wtmütiger Kerl, der sich auch, i n seiner angesehenen Stellung ein weiches Herz bewahrt hatte. Und trotz seines ernst haften Vorsatzes in jedem einen Verbrecher zu wittern, empfand er für dieses Geschöpf sofort eine Art Mit leid. Mitleid und Teilnahme. Es w-ar ja auch die rührendste Kinderunschulch die -an der Grenze des Lebens steht, die vor sich ein dunkles Tiefland hat voll unbekannter Steige und hin ter sich das kaum zum Bewußtsein gelangte Märchen land. Und dann noch in Trauer. Direktor Dirks mußte etwas sagen und leise hob er an: „Du hast wohl jemanden verloren, Kind?" Das „Du" und „Kind" war mehr väterlich wohl-- wollend, hob ihn direkt, über das arme Geschöpf. Das Mädchen sah ihn mit seinen großen Kistder- augen, die sich bei der Frage schon wieder mit Tränen füllten, so unendlich vertrauensvoll an, daß es Dirks einen Stich ins Herz gab. Und' leise, mit stockender, fast versagender Stimme erwiderte sie: „Ja, mesn Water ist gestorben. Er arbeitete iy Whitewill im Bergwerk." „Das ist aber noch- ziemlich- weit von hier." „O ja,. Ich bin Hier bei einer Tante. Ich soll hier die Haushaltung lernen und bekam diesen Mor gen die Nachricht." Und auf's Neue brach sie in einen Strom von Tränen aus. „Armes Kind," sagte der Direktor weichherzig. Und dann nach einer Pause: „Vielleicht hast Du noch eine Mutter, die Dich trösten kann." so viel Herze- leid in der Welt und fand keine Worte um dem Schmerz zu steuern. Stumm sah er dem Mädchen eine Weile